Upload
karsten-kuehnel
View
824
Download
1
Embed Size (px)
DESCRIPTION
Übung im Bachelorstudiengang "Europäische Geschichte" an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth; Dozent: Karsten Kühnel
Citation preview
Historische Dokumentation und
Archivierung Einführung in die Archivwissenschaft
Karsten Kühnel Wintersemester 2013/2014
„Archivar“ = …
Univ
ers
itäts
arc
hiv
auf
Kommunikationsplattform für den Kurs: Facebookseite des Universitätsarchivs: https://www.facebook.com/pages/Universit%C3%A4tsarchiv-Bayreuth/600345086642467
Inhalte der Veranstaltung
• 1. Terminologie Dokumentation – Archivierung
• 2. Die deutsche Archivlandschaft
• 3. Entstehung von Überlieferung und Archivwürdigkeit
• 4. Bestandsbildung und Erschließung
• 5. Digitale Archivierung und Bestandserhaltung
• 6. Bereitstellung und Nutzbarmachung
• 7. „Archive 2.0“, Crowdsourcing etc.
Archivierung = Konservierung?
„Ich […] glaube, dass es zu den Pflichten der Erben gehört, die Originale, auf denen sich viele Gedanken und Gestalten erstmals gleichsam materialisiert haben, zu schützen und zu erhalten. Archivieren bedeutet nicht Pflege toter Materie, sondern lebendigen Geistes. Davon zehren wir für die gute Zukunft, auf die hin wir doch unser aller Tun gestalten.“ (Bundespräsident Roman Herzog, 13. Mai 1995)
Dictionary of Archival Terminology (DAT
III) Dokumentation Archivierung
• 1) Tätigkeit des Nachweisens, Aufbereitens und der Übermittlung von Information und Wissen
• 2) Innerhalb von Archiven traditionelle Bezeichnung für zeitgeschichtliche Sammlungen,
• 3) Beschreibung von Datenstruktur und Programmen, erforderlich für die Archivierung von maschinenlesbaren Unterlagen.
• Die Tätigkeiten, die Aufzeichnungen aus Verwaltungsarbeit zu Archivgut machen. Dazu gehören Erfassen, Bewertung, Erschließung, Aufbewahrung und Bereitstellung.
Dokumentation vs. Archivierung?
Dokumentation Archivierung
• Wie weisen wir Information und Wissen aus und über die Vergangenheit nach, wie bereiten wir es auf und wie übermitteln wir es?
• Wie machen wir Aufzeichnungen [Information] durch Erfassen, Bewertung, Erschließung, Aufbewahrung und Bereitstellung zu Archivgut?
Gemeinsamkeiten / Unterschiede
Auswahl
Aufbereitung Vermittlung
Erhaltung Bereitstellung
Gemeinsamkeiten / Unterschiede
• Auswahlkriterien ▫ Dokumentar hat an Themen orientierten
Dokumentationsplan ▫ Archivar hat an Institutionen / Personen und deren
Funktionen / Aufgaben orientiertes Archivierungsmodell
• Aufbereitung und Übermittlung ▫ Dokumentation orientiert sich eher an vorgegebenen
Auswertungsthemen ▫ Archivierung bemüht sich Offenheit für alle
Fragestellungen ▫ Dokumentation vermittelt Auswertungsergebnisse ▫ Archivierung verschafft Zugang zu den Quellen
Authentizität der Quellen (nach: Duranti, Diplomatics, http://bit.ly/GW9EyB)
• Records preserve perpetual memory of the acts which they carry out or attest to
• Deposit of the records in a public place guarantees the continuing trustworthiness of records as witnesses of action
• Antiquity provides records with the highest authority
• Unbroken legitimate custody ensures records authenticity
• Authentication is based on record form (Codex Justinianeus, 565 n.Chr.)
Dekontextualisierung durch
dokumentarische Informationsauswahl? • „Dokumentation gesellschaftlicher Phänomene
interessiert sich nicht für Evidenz. Sie läuft Gefahr, Kontexte zu zerstören, ohne zu wissen, was sie tut, da sie nur ihre subjektiven Inhaltsfragen sieht. Dann wird Geschichte zerstört, weil Evidenz vernichtet wird und die Interpretationskontexte für Fakten fehlen.“
• „Wenn Archive sich als Dokumentationsstellen
verstehen, besteht die Gefahr, daß sie sich zu rückwärtsgewandten Dokumentenmuseen entwickeln und vom lebendigen, zukunftsorientierten Zusammenspiel mit der Exekutive abgeschnitten werden.“
(Angelika Menne-Haritz, 1994)
Formen Archivare die Vergangenheit?
• „Documenting society has always been a political activity.“ (R. C. Jimerson, 2011)
• „Who controls the past, controls the future; who controls the present, controls the past.“ (G. Orwell)
• Bewertungshoheit obliegt weitgehend uneingeschränkt den Archivaren.
• Archive nur ein Typ unter den Gedächtniseinrichtungen
• Ausdifferenzierung der Archivlandschaft
Die deutsche Archivlandschaft
Archivlandschaft Deutschland
- Sparten und Sprengel
- Institutionsarchive
- Sammlungsverwahrende Einrichtungen
- Beispiel Bayern: 943 Archive, davon 9 Staatsarchive und 10 Universitätsarchive
Quelle: Bundesarchiv (www.bundesarchiv.de/zwangsarbeit/)
Das heutige Bayreuth in der
deutschen Archivlandschaft
- Bundesarchiv Koblenz: Schriftgut von Bundesbehörden: Bundesnetzagentur, Außenstelle Bayreuth
- Staatsarchiv Bamberg: Landesbehörden
- Stadtarchiv Bayreuth: Dienststellen der Stadtverwaltung
- Landeskirchliches Archiv Nürnberg: Unterlagen des evang.-luth. Dekanats und Kreisdekanats Bayreuth
- Erzbischöfliches Archiv Bamberg: Unterlagen des röm.-kath. Dekanats Bayreuth
- Universitätsarchiv Bayreuth: Unterlagen der Universität
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4d/Blickbtstadtkirche.jpg By Thomas Kees (Benutzer:Powerbiker1).Powerbiker1 at de.wikipedia [Public domain], from Wikimedia Commons
Das historische Bayreuth in der
deutschen Archivlandschaft
- Staatsarchiv Bamberg: Markgräfliche Bestände (bis 1792), hohenzollersches Fürstentum und Kgr. Preußen (1792-1810), Regierungen des kgl.-bayer. Obermainkreises und Oberfrankens (ab 1810), staatliche Behörden.
- Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin: preußische Bestände (insb. 1792-1810)
- Universitätsarchiv Erlangen-Nürnberg
- …
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f0/Bayreuth_1900.jpg By Photoglob AG, Zürich, Switzerland or Detroit Publishing Company, Detroit, Michigan [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons
Oberfranken in der
deutschen Archivlandschaft
- Bundesarchiv Koblenz, Berlin, Freiburg
- Bayerisches Hauptstaatsarchiv
- Staatsarchive Bamberg und Coburg
- Erzbischöfliches Archiv Bamberg
- Landeskirchliches Archiv Nürnberg
- Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin
Die „freien“ und ungewöhnlichen
Archive • Archiv der Jugendkulturen e.V. • Lesbenarchiv Frankfurt • Schwulenarchiv Schweiz • Gesangbucharchiv Frankfurt • Internet Archive (http://archive.org)
„Freie Archive bewahren die Geschichte von unten: die Dokumente der Spontis und der Autonomen, der linken Polit- und Basisgruppen, der Frauen und der Schwulen, der Friedens- und der Umweltbewegungen, der Internationalismusinitiativen und der Jugendszenen, der DDR-Oppositionsgruppen, der Selbsthilfebewegungen und vieles mehr.“ (Archiv der Jugendkulturen, 2013)
„Institutions with Archival Holdings“ vs.
„Collections Holding Institutions“ IAHs CHIs
• Staatliche Archive
• Parlamentsarchive
• Kommunale Archive
• Kirchliche Archive
• Archive von Hochschulen und wiss. Institutionen
• Wirtschaftsarchive
• Literaturarchive
• Medienarchive
• Archive politischer Parteien und Verbände
• Adels- und Privatarchive
• Sammlungen von wiss. Institutionen
• Sammlungen von Gedenkstätten
• Sammlungen von humanitären Einrichtungen mit personenbezogenem Auswertungsauftrag (z.B. KZ-Gedenkstätten, Suchdienste)
• Sammlungen von musealen Einrichtungen
Bestände- und Sammlungstypen
Fonds Collection
• Archivbestände von Unterlagen derselben Herkunft (Bestandsbildungskriterium: Herkunft (Provenienz))
▫ Institutioneller Bestand (Zuständigkeit)
▫ Amtlicher Nachlass (Sonderregistraturen von (ehemaligen) Amtsträgern)
▫ Privater Nachlass (jeweils als eigner Fonds verstanden; Sammlungsprofil)
• Sammlungsbestände von Unterlagen derselben oder unterschiedlicher Herkunft (Bestandsbildungskriterium: beliebig)
▫ Vorarchivische Sammlung (Sammlungsprofil)
▫ Archivische Sammlung (Sammlungsprofil)
▫ Gattungsbestand (z.B. Karten, Fotos, Filme)
Entstehung von Überlieferung
und ihre Archivwürdigkeit
Archivgut
• Als archivwürdig bewertete Teile von Schriftgut aus Verwaltungen. In Abgrenzung zum Archivgut wird der Inhalt von Sammlungen oft als Sammlungsgut bezeichnet. In der Formulierung der Archivgesetze wird der Begriff Archivgut auch als Oberbegriff für die Gesamtheit der Bestände genutzt. cit [ Angelika Menne-Haritz (DAT III) ]
„Schriftgut aus Verwaltungen“
• Unterlagen, die im Zuge der Wahrnehmung einer Funktion bzw. einer übernommenen oder übertragenen Aufgabe entstehen.
• Unterlagen sind jede Form von Informationsaufzeichnung, unabhängig vom jeweiligen Trägermaterial.
• Verwaltungen = Funktions- oder auftragsbasierte Aktionen zur Koordinierung von Prozessen bzw. Institutionen, die solche Aktionen vornehmen; im engeren Sinn: öffentliche Verwaltung auf der Grundlage von Rechtsvorschriften.
Schriftgut: Kompositionslehre
„Vorgang“ als kleinste
Kontextualisierungseinheit • Ein einzelner kooperativer Entscheidungsprozess mit schriftlicher
interner Steuerung und genau definiertem Beginn und Abschluss im Rahmen des Geschäftsgangs.
• Der Begriff bezeichnet ebenso die in seinem Verlauf entstandenen und gemeinsam abgelegten Aufzeichnungen als unterste, sachlich nicht mehr teilbare Schriftgutgemeinschaft.
• Es gibt keine Standardform eines Vorgangs. Allerdings ist das Instrumentarium zu seiner internen Steuerung in der Geschäftsordnung standardisiert ebenso wie die funktionalen Zuständigkeiten, die mit definierten Aufgaben jeweils eine Prüfung vornehmen und deren Ergebnis in der Form von Vermerken als Prämissen zur nachfolgenden Wahrnehmung durch andere Zuständigkeiten bereitstellen. Im Vorgang findet eine fortschreitend sich verstärkende, kooperative Selektion statt, die eine externe Mitteilung vorbereitet. cit [ Angelika Menne-Haritz (DAT III) ]
Der Akt / die Akte als unterste Ebene
eines Ordnungsschemas für Schriftgut • Gesamtheit der analogen oder elektronischen
Dokumente, die im Rahmen einer spezifischen Geschäftstätigkeit (z.B. in einer Behörde) entstehen und aufgrund eines Ordnungsmusters zusammengebracht, also formiert werden. Die Akte bildet als grundlegende Einheit der Schriftgutverwaltung im Idealfall die Aufgaben und Entscheidungsprozesse ab, die zu ihrer Entstehung führten. cit [ University of Marburg, Materialien zur Schriftgutverwaltung und zum Records Management, “Terminologie,” 2010. http://www.archivschule.de/forschung/schriftgut/terminologie/ accessed 6/26/11 ]
Schriftgutverwaltung mit Aktenplan
und Aktenverzeichnis
• Hauptgruppe
▫ Gruppe
Untergruppe
Betreffseinheit (Akten- oder Serientitel)
▫ Verzeichnis der tatsächlich angelegten Akten und Vorgänge
Aktenplan
Aktenverzeichnis
Aktenplan-Grundsätze
Akten entstehen durch die Wahrnehmung einer (übertragenen) Funktion
oder einer Aufgabe
Aktenpläne bezeichnen Funktionen oder Aufgaben, unabhängig davon, wer sie wahrnimmt:
• Funktionsorientierung
•Aufgabenorientierung
•Unabhängigkeit von Organisationsstruktur
Archivwürdigkeit
• Kriterium für die „Bewertung“ von Unterlagen • Sie „bedeutet, daß die Unterlagen dauerhaft
aufzubewahren sind, weil sie für eine mögliche Auswertung geeignet und aussagekräftig sind.“ (Menne-Haritz, DATIII)
• „Archivwürdig sind Unterlagen, die für die wissenschaftliche Forschung, zur Sicherung berechtigter Belange Betroffener oder Dritter oder für Zwecke der Gesetzgebung, Rechtsprechung oder Verwaltung von bleibendem Wert sind.“ (BayArchivG, Art. 2 Abs. 2)
Transformation durch Bewertung
• Selektion
• Statifizierung
• Überführung in anderen Rechtsbereich
• Dauerhaftigkeit
Objekte der Bewertung
• Bewertet werden nicht physische Körper, sondern Information auf beliebigen Trägern.
• Durch die Bewertung gelangt Information zur Archivierung.
• Information liegt in den Inhalten von Unterlagen ebenso wie in den Formen und Trägermaterialien vor.
• Welche Information davon archivwürdig ist, ist das Ergebnis der Bewertung.
Bewertungskriterien
dokumentationsorientiert evidenzorientiert
• Dokumentationsplan der DDR
• Boom‘sches Dokumentationsprofil
• Aktive Dokumentationsaufgabe (Reimann)
• Dokumentationsprofil der BKK für Kommunalarchive
• Dokumentationsprofil für Hochschularchive
• „Archivarisches Fingerspitzengefühl“
• Schellenberg‘scher Ansatz
• Evidenzprinzip nach Menne-Haritz
• Aufgabenorientierte Bewertungsmodelle
• Horizontal-vertikale Bewertung des Landesarchivs BaWü
• Erweitertes funktionales Provenienzmodell des UBT-Archivs
Einflussfaktoren bei der Bewertung
Nach: C. Beckles u.a. (University of Dundee), Archival Appraisal in UK Higher Education Institutions (http://www.archidis-naet.eu/dundee.pdf)
Evidenzorientierte Bewertung
funktionaler Provenienzen • Was ist „funktionale Provenienz“?
• Funktionale Provenienzen in Universitäten
• Was bedeutet Evidenzorientierung im Bewertungsvorgang?
Funktionale Provenienz
• Die Funktion, die ein Akteur wahrnimmt, wird als Ursache für die Entstehung von Unterlagen und somit als Herkunft (Provenienz, „originator“) der Unterlagen verstanden.
• Handlungen von Akteuren müssen analysiert werden, um die sich darin spiegelnden Funktionen zu ermitteln.
• Gleiche Funktionen können bei unterschiedlichen Akteuren wahrgenommen werden.
• Funktionen spiegeln sich nicht nur im Handeln, sondern auch in der Wirkung des Handelns. Unterlagen, die aus dieser Wirkung bei Dritten entstehen, sind sekundäre Produkte einer funktionalen Provenienz.
Funktionsorientierung ermöglicht:
• Das Dokumentationsprofil des Universitätsarchivs Bayreuth ist die Grundlage seiner Bestandsbildung. Es orientiert sich an den Funktionen der Universität in ihrem Handeln und gesamtgesellschaftlichen Wirken und greift somit über die amtliche Überlieferung der Universität hinaus und bezieht externe und private Stellen in die Bestandsbildung mit ein.
Funktionale Provenienz im
Universitätsarchiv • Welche Funktionen nimmt eine Universität
wahr?
• Welche Quellen gibt es dafür?
• Gibt es Untersuchungen und Guides dazu?
▫ Helen Willa Samuels: Varsity Letters (1991)
▫ JISC: HEI Functional Activity Model (2002)
▫ JISC: HEI Business Classification Scheme (2007)
▫ …
Funktionen einer HEI nach Samuels
Das „Evidenzprinzip“ bei der
Bewertung • Evidenz der Handlungen eines Akteurs entsteht aus
Planmäßigkeit und Kontinuität von Aktivität. • Planmäßigkeit erfordert eine Kategorisierbarkeit
von Aktivitäten. • Kategorien von Aktivitäten sind Aufgaben bzw.
Funktionen. • Unser Funktionsbegriff soll Aufgaben und
Funktionen zusammenfassend bezeichnen. • Unterlagen, die aus der Wahrnehmung von
Funktionen entstehen, machen das Handeln und Wirken des Akteurs evident.
Horizontal-vertikale Bewertung
• Wer hat bei den einzelnen Aufgaben und Funktionen die Federführung inne?
• Nur die Überlieferung der federführenden Stelle beinhaltet alle für Entscheidungen relevanten Inhalte.
Kriterien für Archivwürdigkeit
• Unterlagen müssen der Wahrnehmung einer Funktion des Erzeugers der Unterlagen entsprungen sein. ▫ Akten zu Angelegenheiten des Hochschulsports = Aufgabe nach Art. 2
BayHSchG => grundsätzlich archivwürdig. • Die aus der Wahrnehmung einer Funktion entstandenen Unterlagen
müssen eine inhaltliche Aussagekraft besitzen, die über die Definition der Funktion hinausgeht. ▫ Bsp. Vorlesungsverzeichnisse: Funktion Lehre, Aussagekraft: nicht nur,
dass, sondern auch, was/worüber gelehrt wurde. ▫ Bsp. Rechnungen der Beschaffungsstelle: Aussagekraft: Es wurde für den
Dienstbetrieb erforderliches Material beschafft = belegt Funktion Betriebserhalt, Inhalte durch die Funktion vordefiniert.
• Die Unterlagen müssen von der jeweils federführenden Stelle stammen (horizontal-vertikale Bewertung). ▫ Bsp. Hochschulentwicklungsplanung: federführende Stelle(n):
Hochschulleitung, Präsident => Unterlagen aus anderen Stellen (Fakultäten etc.) dazu sind nicht archivwürdig.
Subsidiäre Bewertungskriterien
„Bleibender Wert“ für:
• Wissenschaftliche Forschung
• Sicherung berechtigter Belange Betroffener oder Dritter
• Zwecke der Gesetzgebung, Rechtsprechung oder Verwaltung
Bestandsbildung und
Erschließung
Das Provenienzprinzip
• Grundsatz zur Bildung und Abgrenzung der Bestände nach dem historisch bedingten Entstehungs- und Überlieferungszusammenhang des Archivguts
Die Stufenverzeichung nach ISAD(G)
• Bestand
• Teilbestand
• Serie/Aktengruppe
• Akte/Vorgang
• Einzelstück
Der „Bestand“ als Strukturelement
Archiv
Bestand
Serie
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Serie
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Serie
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Bestand
Serie
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Serie
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Serie
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Bestand
Serie
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Serie
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Serie
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Definition „Bestand“ („Fonds“) • Zentrales Strukturierungselement des
Archivgutes eines Archivs. Ein Bestand umfasst idealerweise eine zusammengehörende Gruppe von Archivgut meist aus einer Behörde. Er ist auf der ersten Gliederungsstufe unter der umfassenden Tektonik eines Archivs angesiedelt. Ein Bestand, der nur Archivgut unter Wahrung der Entstehungszusammenhänge umfasst, wird als Fonds bezeichnet.
• The whole of the documents, regardless of form or medium, automatically and organically created and/or accumulated and used by a particular individual, family, or corporate body in the course of that creator's activities or functions.
• The entire body of records of an organization, family, or individual that have been created and accumulated as the result of an organic process reflecting the functions of the creator.
Bestand
Serie
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Serie
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Serie
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Definition „Serie“ („Series“)
• Gleichförmige Schriftstücke, Amtsbücher oder Akten in alphabetischer, numerischer oder chronologischer Folge in einer Registratur ohne innere Anhaltspunkte zu Systematisierung.
• Documents arranged systematically or maintained as a unit because they relate to a particular function or subject, result from the same activity, have a particular form, or because of some other relationship arising from their creation, receipt, and use.
Serie
Archivalieneinheit Archivalieneinheit Archivalieneinheit
Relation „Bestand“ : „Serie“
• Bestand/Fonds ▫ = Einheit von Produkten eines bestimmten
Akteurs (Corporation, Person, Family (CPF))
• Serie ▫ = Einheit von gleichförmigen Produkten ohne
innere Gemeinsamkeiten (soz. Klammer um die pyhsisch bedingte Zerstückelung einer konzeptualen Einheit)
▫ = Einheit von Produkten mit innerer Gemeinsamkeit hinsichtlich ihres Bezugs oder ihrer Entstehungsursachen
The „Australian Series System“
• Serien bilden Funktionen ab.
• Serien sind das oberste Element der Gliederung eines Archivs.
• Das Series System trägt der Kurzlebigkeit moderner Organisationsstrukturen und unscharfen Zuständigkeitsabgrenzungen Rechnung.
Mögliche Gliederung nach Serien
Archiv
Serie
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Serie
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Serie
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Serien als Funktionen
Archiv
Function
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Function
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Function
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Creator
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Untergliederung nach Subfunktionen
Archiv
Function
Sub-Function
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Sub-Function
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Sub-Function
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Function
Sub-Function
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Sub-Function
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Sub-Function
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Function
Sub-Function
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Sub-Function
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Sub-Function
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit
Archivalieneinheit als Process/Activity
(= Vorgang/Akte)
Archiv
Function
Sub-Function
Process/Activity
Process/Activity
Process/Activity
Sub-Function
Process/Activity
Process/Activity
Process/Activity
Sub-Function
Process/Activity
Process/Activity
Process/Activity
Function
Sub-Function
Process/Activity
Process/Activity
Process/Activity
Sub-Function
Process/Activity
Process/Activity
Process/Activity
Sub-Function
Process/Activity
Process/Activity
Process/Activity
Function
Sub-Function
Process/Activity
Process/Activity
Process/Activity
Sub-Function
Process/Activity
Process/Activity
Process/Activity
Sub-Function
Process/Activity
Process/Activity
Process/Activity
1992: „The Context is All“
• Heather McNeill: Ein Fonds ist ein Konstrukt auf der Basis von Kontext(en).
• Terry Cook: Fonds ist „an intellectual construct“ [rather than a] „physical entity“.
• Peter Horsman: Provenienz ist definiert als Kontext.
• Geoffrey Yeo: „Fonds are conceptual entities whose membership need not be physically brought together.“
Fonds = Complex Set of Relationships
• Beziehungsgemeinschaften als Bestandsbildungskriterien.
• „Conceptual Fonds“ als temporäres virtuelles Gebilde.
• Visualisierung von Beziehungsgemeinschaften als Repräsentationen von Fonds geschieht on demand.
ICA Metadata Model
Place Event
EAD
EAC
Relationale Erschließung Agent
• performs functions • produces records • is represented in records • participates in events • performs in time periods • performs at places • has relationships to other agents
Records
• are produced by agents • are produced by performing functions
/ represent functions • are produced at certain places • are produced in certain time periods • are produced at an event • have relationships to other records
Functions
• are performed by agents • are are represented in records • are performed at places • are performed in time periods • are performed at events • have relationships to other functions
Places
• are visited by agents • are geo-spatial references to
performance of functions • are the stage for events • are represented in records • have relationships to time periods • have relationships to other places
Time
• is a framework for events • is represented in records • has relationships to agents • has relationships to functions • has relationships to other time periods
Events
• are performed by agents • are represented in records • are performed at places • are oerformed in time periods • are the stage for performing functions • have relationships to other events
Entity „Agent“
Agent
performs functions
produces records
is represented in records
participates in events
performs in time periods
performs at places
has relationships
to other agents
Entity „Records“
Records
are produced by agents
are produced by performing
functions / represent functions
are produced at certain
places
are produced in certain time
periods
are produced at an event
have relationships
to other records
Entity „Functions“
Functions
are performed by agents
are are represented in records
are performed at
places
are performed in time periods
are performed at
events
have relationships
to other functions
Entity „Places“
Places
are visited by agents
are geo-spatial
references to performance of functions
are the stage for events
are represented in records
have relationships
to time periods
have relationships
to other places
Entity „Time“
Time
is a framework for events
is represented in records
has relationships
to agents
has relationships to functions
has relationships to other time
periods
Entity „Events“
Events
are performed by agents
are represented in records
are performed at
places
are oerformed in time periods
are the stage for
performing functions
have relationships
to other events
Findmittelsystem
• Records
▫ „Findbuch“
▫ Encoded Archival Description (EAD)
▫ ISAD(G)
• Agents
▫ Normdateien (Authority Records)
▫ Encoded Archival Context (EAC-CPF)
▫ ISAAR(CPF)
• Functions
▫ Normdateien (Authority Records)
▫ ISDF
• Repositories
▫ Normdateien (Authority Records)
▫ Encoded Archival Guide (EAG)
▫ ISDIAH
Relationale Erschließung
Aufbau eines Findbuchs nach ISAD(G)
• 1. Identifikation
• 2. Kontext: Ursprung und Aufbewahrung
• 3. Inhalt und Ordnung
• 4. Zugangs- und Nutzungsbedingungen
• 5. Sachverwandte Unterlagen
• 6. Anmerkungen
• 7. Kontrolle (Zeitpunkt, Verfahren und Autor der Verzeichnung)
1. Identifikation
• Signatur
• Bezeichnung / Titel
• Laufzeit
• Verzeichnungsstufe
• Umfang
2. Ursprung und Aufbewahrung
• Name der Entstehungsstelle (Provenienzstelle)
• Entstehungs- /Verwaltungsgeschichte / Biographie der Herkunftsstelle
• Bestandsgeschichte
• Abgebende Stelle („immediate source of acquisition“)
3. Inhalt und Ordnung
• Beschreibung des Inhalts
• Information zur Bewertung
• Beschreibung der Akzessionen
• Erläuterung der (archivischen) Ordnung
4. Zugangs- und Nutzungsbedingungen
• Zugangsbedingungen /-beschränkungen
• Reproduktionsbestimmungen
• Sprache der Archivalien
• Einschränkungen aus konservatorischen Gründen
• Verzeichnis der Find- und Findhilfsmittel
5. Sachverwandte Unterlagen
• Lagerungsort der Originale
• Lagerungsort von Konversionsformen
• Verwandte Archiveinheiten
• Veröffentlichungen
6. Anmerkungen
• Zusatzinformationen, die andernorts nicht untergebracht werden konnten
7. Kontrollbereich
• Erläuterungen zum Erschließungsvorgang („Archivist‘s note“)
• Angewandte Regeln, Richtlinien und Standards
• Datum und Autor der Beschreibung
Erschließung nach DACS (USA)
• http://www.youtube.com/watch?v=aSHQH36fEtc&list=PLC822D98314B86E0A
Verzeichnungssoftware „MIDEX“
Findbuch-Titelblatt (http://findmittel.its-arolsen.org/NS1_Lebensborn/)
Findbuch-Titelblatt
Findbuch-Titelliste („Inhaltsangabe“)
Bereitstellung und Nutzung
Verg
angenheit
zum
Kusc
heln
?
„Das pure Chaos!?!“
Quelle: http://archiv.twoday.net/stories/506933956/
Bereitstellung von …
Beschreibungen (Metadaten) Archivalien
• Gedruckte Findbücher im Lesesaal
• Publikationsfindbücher
• Onlinefindbücher PDF
• Onlinefindbücher HTML
• XML-Findbücher
• XML-Normdateien
• Ausgabe im Lesesaal
• Ausleihe
• Digitalisate im Lesesaal
• Digitalisate im Internet
Archivportale etc.
• „Echte“ Archivportale ▫ Archivportal Europa ▫ Archivportal D (geplant) ▫ 12 Archivportale der Bundesländer ▫ Archive in der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer ▫ BAM-Portal
• Themen-, Bereichsportale ▫ Kalliope (Nachlässe/Autographen in Deutschland) ▫ Zentrale Datenbank Nachlässe ▫ EHRI (Holocaust)
• Kulturgutportale ▫ Europeana
Archivportal D
• Teil der DDB (Deutsche Digitale Bibliothek) ▫ Nationaler Aggregator für die Europeana
• Präsentation von Erschließungsinformation und Digitalisaten von Archivgut
• Datenaustauschformat: EAD(DDB) ▫ www.landesarchiv-bw.de/ead/
• Daten des Lieferanten werden reduziert dargeboten ▫ Z.B. fallen Angaben zur Bestands- und
Verwaltungsgeschichte weg!
Archivportal Europa
• Portal für europäisches Archivgut • Ausgeführt im EU-Projekt APEx • Präsentation von Erschließungsinformation und Digitalisaten
von Archivgut • Information über die Archive selbst • Information über Provenienzen zusätzlich separat abrufbar
(in Vorbereitung) • Beteiligt derzeit: 323 Institutionen aus 24 Ländern, davon 217
Institutionen aus 20 Ländern mit recherchierbaren Findmitteln (32 Mio VE, 80 Mio Digitalisate)
• Datenaustauschformat EAD (apeEAD) ▫ http://www.apex-project.eu/index.php/outcomes/standards
Europeana
• Portal für europäisches Kulturgut (u.a. Archivgut) • Fokussiert auf digitalen Objekte / Digitalisate • Eigenes Datenmodell EDM
▫ Basiert auf Formaten / Modellen wie Dublin Core (DC), Web Ontology Language (OWL), CIDOC Conceptual Reference Model (CRM), Functional Requirements for Bibliographic Records object orientes (FRBRoo)
• Derzeit 20 Mio Objekte von 2200 Institutionen aus 36 Ländern ▫ www.europeana.eu
ArchiveGrid
• Spartenübergreifendes Portal für Kulturgut weltweit (auf Beständeebene)
• Projekt des Online Computer Library Center (OCLC) • Schwerpunkt Nordamerika; aus D zurzeit: DNB,
BSB, Bundesarchiv • Kein vorgeschriebenes Lieferformat, möglich z.B.:
EAD (verschiedene Profile), MARC, HTML-Seiten, PDF-Dokumente usw.
• Derzeit 2 Mio Beschreibungen aus 1000 Institutionen ▫ https://beta.worldcat.org/archivegrid/ ▫ http://oclc.org/research/activities/archivegrid.html
Archive 2.0, Crowdsourcing etc.
„If we build it, will they come?“ Joy Palmer, in: Ariadne 60 (2009)
• Archivnutzer als Prosument ▫ Archivblogs (Archivalia, Archive 2.0:
http://archive20.hypotheses.org/) ▫ Wikis ▫ Crowdsourcing-Projekte (http://youtu.be/F0-UtNg3ots) ▫ Findbuch 2.0
• Integration ins Kerngeschäft ▫ Kollaborative Erschließungsprojekte mit Nutzerkreisen und
anderen Archiven ▫ Kollaborative Bewertung
• Neue Accesspoints ▫ Direkteinstieg in Archivnutzung von Facebook & Co. ▫ Zugang zum Cloud-Repository
Erreichte Nutzer auf Facebook (22.01.
2014)
FB-Beitrag mit den meisten
Likes/Kommentaren (Jan. 2014)
Erhaltene Seiten-Likes auf Facebook
(22.01.2014)
FB-Interaktionen bei Meldung über
Teilnahme am Archivportal Europa
Richtungsbestimmung Archive 2.0
(nach Sebastian Gillner, 2013) • Virtueller Lesesaal
▫ Archivalien digital im Netz
▫ Virtuelle Forschungsinfrastruktur inkl.
Beschreiben, Favorisieren, Kommentieren, Vernetzen durch Nutzer
• Interaktion mit dem Nutzer
• Vernetzte Informationssphären
Bestandserhaltung
Norm für Bestandserhaltung
• ISO 11799: Information und Dokumentation – Anforderungen an die Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut