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Informationssysteme - Technische Anforderungen für das Lernen und Lehren

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Kapitel des L3T Lehrbuch (http://l3t.eu)

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2  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T)

1. Grundlagen  

In diesem Abschnitt wird der Begriff des Informati-onssystems erläutert und was man im Lehr-/Lern-kontext darunter versteht. Anschließend erfolgt einÜberblick über die Verteilungsmöglichkeiten derar-tiger Systeme in Computernetzwerken.

Informa1onssysteme  zum  Lernen  und  Lehren  

Ganz allgemein sind Informationssysteme eben jene,die Informationen verarbeiten, genauer: sie unter-stützen die Nutzer bei der Erfassung, Übertragung,Transformation, Speicherung und Bereitstellung vonInformationen verschiedenster Art (Ferstl & Sinz,2006, 1). Daher bestehen Informationssysteme ausder Gesamtheit aller Daten und den nötigen Verar-beitungsanweisungen. Das Wesentliche daran be-steht in der Zusammenführung, Verwaltung und Be-reitstellung bzw. Präsentation von Daten unter einemthematischen Gesichtspunkt. So gesehen bilden dieServer des World Wide Web das weltweit größte In-formationssystem. Informationssysteme, die speziellfür die Organisation und Durchführung von Lehr-und Lernprozessen entwickelt wurden, verarbeitenebenfalls Informationen, nämlich die, die zur Er-stellung und Verwaltung von Lernressourcen, Leh-renden und Lernenden benötigt werden.

Die Verarbeitung der Informationen kann dabeiauf dem eigenem Computer stattfinden. Häufigerwerden jedoch Dienste über Netzwerke in Anspruchgenommen, die auf eine zentrale Datenbank zu-

greifen und diese Daten für die Benutzerinnen undBenutzer grafisch sinnvoll darstellen. Dadurch wirdnicht nur das Halten größerer Datenmengen, die zen-trale Sicherung, die Ausfallsicherheit und die Bereit-stellung höherer Rechenleistung möglich, sondernauch die Kommunikation zwischen den Benutze-rinnen und Benutzern. So können neben der Ver-waltung von Lernaktivitäten durch Lehrende auch dieLernenden bei Rückfragen mit den Kursleiterinnenund Kursleitern oder anderen Kursteilnehmer/innenin Kontakt treten.

Netzwerkarchitektur   für   Informa1onssysteme   –   einÜberblick  Zum selbstständigen Lernen können Lernmaterialienauf CD, USB-Stick oder einem anderen Datenträgerbereitgestellt werden. Lehrende und Lernendemüssen sich dann keine Gedanken über Internetver-bindung und Netzwerkarchitektur machen, habenaber auch keine Möglichkeit, miteinander zu kommu-nizieren oder Gruppenarbeiten durchzuführen. Sollmehr als eine Benutzerin oder ein Benutzer mit demInformationssystem arbeiten, folgt unweigerlich dieFrage, wie die Zusammenarbeit realisiert werdenkann. Genauer: Wie kann man erreichen, dass alleBenutzer/innen Zugriff auf das Informationssystemund die darin befindlichen Daten haben?

Ein erster und sehr einfacher Ansatz wäre es, alleComputer der Nutzer miteinander zu verbinden. Ineinem solchen Peer-to-Peer-Netzwerk wären alleNutzer direkt miteinander vernetzt und tauschen In-formationen untereinander aus (Stein, 2008, 489).

Informa;onssysteme  für  das  Lernen  und  Lehren  verar-­‐beiten   die   Informa;onen,   die   für   die   Erstellung   undVerwaltung   von   Lernressourcen,   Lehrenden   und   Ler-­‐nenden  benö;gt  werden.

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BiGe  ergänzen  Sie  zur  Tabelle  1  Beispiele  für  die  Verar-­‐beitung   von   Informa;onen,   die   von   Informa;onssys-­‐temen   zum   Lehren   und   Lernen   bereitgestelltund/oder  unterstützt  werden  sollen.  

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Funk1onen Beispiele  (Musterlösungen)

Informa;onen  erfassen Lernerdaten  in  Datenbank  schreiben,  Neue  Kursdaten  einstellen,  Lerninhalte  erstellen

Informa;onen  übertragen Lernerdaten  bei  Einschreibung  im  Kurs  zur  Verfügung  stellen,  Termine  aus  dem  Kurskalen-­‐der  in  den  persönlichen  Kalender  des  Lernenden  überführen

Informa;onen  transformieren Reports  aus  Lernergebnissen  erstellen,  Bildgrößen  für  Darstellung  anpassen,  Vorlagen  an-­‐wenden

Informa;onen  speichern Lernergebnisse  ablegen,  Lerninhalte  speichern...Informa;onen  bereitstellen eingeschriebene  Kursteilnehmer/innen,  Testergebnisse

Tabelle  1:  Informationen,  die  von  Informationssystemen  zum  Lehren  und  Lernen  bereitgestellt  werden

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Das Problem hierbei ist sicherzustellen, dass auch alleInformationen zu jeder Zeit verfügbar sind – auchdann, wenn die Benutzer ihren Computer aus-schalten. Würde man also ein Informationssystemzum Lernen und Lehren in einem solchen Netzwerkrealisieren, müsste man entweder ▸ damit rechnen, dass einige Informationen und

Dienste nicht immer erreichbar sind, oder ▸ es müssten die gleichen Informationen auf meh-

reren Computern hinterlegt werden, was enormeAnforderungen an die Versionsverwaltung stellenwürde, nur um sicher zu gehen, dass jeder mit denaktuellen Informationen arbeitet (Niegemann, etal., 2008, 459f).

Aus diesem Grund sind die meisten Informations-systeme Client-Server-Anwendungen. Durch dieInstallation des Informationssystems auf einem zen-tralen Server ermöglicht man es allen Nutzerinnenund Nutzern, gemeinsam auf die dort gespeichertenInformationen und Dienste zugreifen zu können. Dadie Arbeit mit dem Informationssystem mittlerweilehäufig über den Internetbrowser erfolgt und selteneine spezielle Zugriffssoftware benötigt wird, benö-tigen die Anwender-PC (Clients) oft lediglich einenZugang zum (globalen) Inter- bzw. firmeneigenen In-tranet (Niegemann et al. 2008, 458f).

Am deutlichsten spürt man bei Client-Server-Archi-tekturen, wenn der Server überlastet ist, das heißt zuviele Zugriffe zur selben Zeit bearbeitet werden

In   einem   Peer-­‐to-­‐Peer-­‐Netzwerk   sind   alle   Computergleichrangig  miteinander  verbunden  und  tauschen  In-­‐forma;onen  und  Dienste  untereinander  aus.

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In   einer   Client-­‐Server-­‐Architektur   stellt   ein   zentraler(Groß-­‐)   Rechner,   der   sogenannte   Server,   Daten   undDienste   für   die   Nutzer/innen   zur   Verfügung,   die   mitihren  Computern  (Clients)  über  das  Inter-­‐  oder  firme-­‐neigene  Intranet  darauf  zugreifen  können.

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Abbildung  2:  Client-­‐Server-­‐Architektur

Abbildung  1:    Peer-­‐to-­‐Peer-­‐Netzwerk

In der Praxis: Schwankungen an HochschulenIn  Hochschulen  gibt  es  erfahrungsgemäß  zwei  Zeiträume  imSemester,  an  denen  die  Anzahl  von  Benutzer/innen  von  zen-­‐tralen   Informa;onssystemen   besonders   hoch   ist:   zu   Beginndes   Semesters   zur   Einschreibung   in   die   Lehrveranstaltungund  am  Ende  zur  Einschreibung  in  die  Klausuren.  Da  die  Zahlder   eingeschriebenen   Studierenden   von   Semester   zuSemester   stark   schwanken  kann   (zum  Beispiel  durch  gebur-­‐

tenschwache/-­‐starke   Jahrgänge),   sollte   immer   wieder   ge-­‐prü]  werden,  ob  die  verfügbare  Rechenleistung  des  Serversnoch   genug   ist   oder  ob   ggf.   aufgestockt  werden  muss.   Einegute   Strategie   ist   es   auch,   die   Termine   für   die   Einschrei-­‐bungen   nach   Fakultäten,   Lehrstühlen   oder   Fächern   zustaffeln  und  die  Zugriffe  so  zeitlich  zu  verteilen.

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sollen. Es muss daher stets darauf geachtet werden,dass genügend Rechenleistung zur Verfügung steht.Hierfür muss die Zahl der Benutzer/innen abge-schätzt werden, die gleichzeitig die Dienste desServers in Anspruch nehmen möchten. Hieransollten Hauptspeichergröße, Prozessorleistung undFestplattengeschwindigkeit des Servers angepasstwerden (Niegemann et al. 2008, 160f). Des Weiterenist zu überlegen, wie ausfallsicher der Server in Bezugauf Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit sein soll.Systeme, bei denen eine hohe Verfügbarkeit wichtigist, werden in der Regel als Cluster ausgeführt, dasheißt der „Server“ besteht aus mehren, miteinandervernetzten Rechnern. Der Ausfall eines Cluster-Rechners stört den Gesamtbetrieb im Idealfall kaum.Zuverlässige Systeme verfügen außerdem über eine(hoch-) redundante Datenspeicherung, sodass derAusfall einzelner Festplatten und damit verbundenderen Reparatur im laufenden Betrieb durchgeführtwerden kann, ohne die Aufgaben des Clusters zu be-einträchtigen. Ein einzelner Server kann zudem nichtbeliebig aufgerüstet werden und so von vornhereinnur eine gewisse maximale Anzahl von parallelen Be-

nutzerinnen und Benutzern bedienen. Bei einerCluster-Lösung können dagegen bei Bedarf weitereRechner hinzugefügt werden um den Betrieb beihoher Benutzer/innen-Zahl zu gewährleisten.

2.Werkzeuge  zum  Lernen  und  Lehren  

Bei der Einführung von Informationssystemen zumLernen und Lehren stehen Unternehmen, Hoch-schulen und andere Bildungseinrichtungen stets denselben Fragen gegenüber: ▸ Wie können Lehr- und Lerninhalte zu (digitalen)

Lernmaterialien aufbereitet werden?▸ Und wie können Lerner, Lehrer und Lern-

materialien möglichst bedarfsgerecht zusammen-geführt werden?

Zur Beantwortung dieser Fragen und Deckung desdaraus entstehenden Bedarfs an Softwarelösungensind besonders zwei Werkzeugklassen relevant: Auto-renwerkzeuge (und Lerncontentmanagementsysteme)zum Erstellen von Lerninhalten und Lernmanage-mentsysteme zur Verwaltung der Lernprozesse.

Kriterien Peer-­‐to-­‐Peer  (Musterlösungen) Client-­‐Server  (Musterlösungen)

Dienste  und  Informa;onen  liegen(hauptsächlich)  auf

den  Anwender-­‐PC dem  Server

Zum  Auaau  des  Netzes  muss  zu-­‐sätzliche  Hardware  angeschafftwerden

nein  (bei  aktueller  Grundausrüstung  vonPC)

Ja,  der  Server

Erweiterbarkeit Mit  jedem  neuen  PC,  wird  aber  zuneh-­‐mend  unübersichtlicher  und  langsamer

Neue  Hardware  für  Server

Vorteile schneller  Auaau

rela;v  kostengüns;g  

Zentrale  Steuerung,  Datenhaltung

Nachteile die  Verfügbarkeit  aller  Daten  kann  nichtgewährleistet  werden  (abhängig  davon,welche  Knoten  gerade  online  sind)

keine  zentrale  Datensicherung  

Versionsverwaltung  schwierig  

Datensicherheit  problema;sch  

Bei  Problemen  oder  Überlastung  kein  Zu-­‐griff  auf  Daten

Kosten  für  Server,  Installa;on,  Laufzeit  undWartung

Beispiele  für  Anwendungen Instant  Messaging  (zum  Beispiel  ICQ,Skype)

File  Sharing  

Social  Media

Lernmanagementsystem

Tabelle  2:  Peer-­‐to-­‐Peer  und  Client-­‐Server  Architekturen  im  Vergleich

Vergleichen  Sie  Peer-­‐to-­‐Peer-­‐  und  Client-­‐Server-­‐Archi-­‐tekturen   miteinander.   Eine   mögliche   Lösung   findenSie   in   Tabelle   2.   Wie   unterscheidet   sich   Ihre   Dar-­‐stellung  davon?

? Eine  Liste  von  konkreten  Werkzeugen  zum  Lernen  undLehren   finden   Sie   in   der   Mr-­‐Wong-­‐Gruppe   von   L3ThGp://www.mister-­‐wong.de/  unter  #lms  #infosysteme#l3t.

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Andere Werkzeuge, wie kollaborative Systeme oderWeblogs können ebenfalls, vor allem in informellenAnsätzen, für das Lernen und Lehren verwendetwerden, haben aber keine exklusive Ausrichtung aufLehr- und Lernprozesse bzw. werden in anderen Ka-piteln behandelt.

3. Autorenwerkzeuge  und  Lerncontentmanagement-­‐systeme:  Was  wird  zur  Erstellung  von  Lernmaterialienbenö1gt?  

Materialien für das Lernen am Computer können miteinfachen HTML-Editoren und Entwicklungsumge-bungen für die zum Beispiel von Adobe angeboteneAnwendung Flash oder ähnlichem erstellt werden.Das Problem ist häufig, dass die Lehrenden nichtüber die nötigen (Programmier-) Kenntnisse ver-fügen, um mit diesen einfachen und unspezialisiertenWerkzeugen ansprechende Lernmaterialien zu er-stellen. Autorenwerkzeuge wurden speziell für dieBedürfnisse von Anwender/innen wie zum BeispielLehrende entwickelt und sollen diese bei der multi-medialen und didaktischen Aufbereitung der Lernin-halte unterstützen (Seufert & Mayr, 2002).

Der Vorteil professioneller Autorenwerkzeuge be-steht also darin, weitestgehend ohne Programmier-kenntnisse ansprechende Lehr- und Lernmaterialienerstellen zu können. Hierzu müssen Funktionalitätenbereitgestellt werden, die es der/dem Lehrenden er-lauben, möglichst intuitiv mit den eingesetztenMedien umzugehen (Thome, 2004, 278). Lehrendesollen dabei einen Großteil der Schritte direkt mitdem Autorenwerkzeug ausführen und möglichstwenig auf externe Werkzeuge zurückgreifen müssen. ▸ Die Erstellung und Formatierung von Texten

sollte in einem sogenannten WYSIWYG-Editor(„What You See Is What You Get“-Editor mit

grafischer Oberfläche wie zum Beispiel bei Mi-crosoft Word) stattfinden, in dem alle Änderungensofort dargestellt werden.

▸ Für das bequeme Verwenden von Grafiken solltedas Autorenwerkzeug nicht nur den Import gän-giger Grafikformate (zum Beispiel BMP, JPG,PNG, GIF, TIF, SVG), sondern auch einfache Än-derungen, wie zum Beispiel das Zuschneiden derGrafik, Änderung der Bildgröße oder einfacheBildmanipulationsmöglichkeiten (z. B. Änderungvon Helligkeit und Kontrast, Einfügen von Textenund Hinweissymbolen) unterstützen.

▸ Für die Einbindung von gängigen Videoformaten(zum Beispiel AVI, MPG, FLV) sollten Abspiel-und Steuerungsmöglichkeiten verfügbar sein.Auch hier sind integrierte Funktionen für kleineAnpassungen, wie das Ändern der Videogrößehilfreich, um nicht auf externe Programme zur Vi-deobearbeitung zurückgreifen zu müssen.

▸ Die Integration von Audiosequenzen (zum Bei-spiel MP3, WAV) sollte ebenso zum Funktions-umfang eines professionellen Autorenwerkzeugsgehören. Auch wenn stets davon abgeraten wird,die Lernenden durch Hintergrundmusik oder un-nötige Soundeffekte zu stören: für einige Lernbe-reiche sind kurze Audiosequenzen unerlässlich,zum Beispiel in der Musik oder beim Erlernen vonFremdsprachen.

▸ Einfache Animationen, wie beispielsweise dasVerschieben von Objekten mit dem Cursor (Drag-and-Drop), sollten sich ohne eine Programmier-sprache umsetzen lassen.

Die Möglichkeiten zur Überprüfung des Lerner-folgs spielen für viele Autorinnen und Autoren einegroße Rolle. Hier soll es möglich sein, in wenigenAbbildung  3:  In  Autorenwerkzeugen  werden

verschiedene  Medien  zu  Lernmaterialien  au<ereitet

Abbildung  4:  Oberfläche  eines  Autorenwerkzeugs  amBeispiel  von  Lectora.  Quelle:  chemmedia  AG

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Schritten Fragen zu erstellen, die automatisch ausge-wertet werden können. Die Verfügbarkeit verschie-dener Fragetypen wie beispielsweise Multiple- undSingle-Choice, Zuordnungsfragen oder Lückentexteist dabei ebenso wichtig wie die Möglichkeit, demLerner je nach Ergebnis ein differenziertes Feedbackgeben zu können.

Vorlagen erleichtern das Erstellen einheitlicherKursabschnitte und die Einhaltung einer konsistentenNavigation.

Um den fertigen Kurs schließlich verteilen zukönnen, müssen die Kurse so exportiert werden, dassdie Lerner sie bearbeiten können. Hierfür sind zu-nächst Exportmöglichkeiten als selbstlaufende An-wendungen (zumeist .exe) oder als HTML-Dateienfür die Darstellung im Browser geeignet. Um denKurs über ein Lernmanagementsystem bereitzu-stellen, sollte er als SCORM-Paket exportiert werden.Dieser E-Learning-Standard ermöglicht es, dass bei-spielsweise Testergebnisse aus dem Kurs heraus andie Bewertungswerkzeuge des Lernmanagement-systems übergeben werden können.

Für Autorinnen und Autoren bieten Autorenwerk-zeuge oft alle nötigen Funktionalitäten, um Lernma-terialien professionell und in relativ kurzer Zeit zu er-stellen. Die Erstellung von Lernmaterialien, insbe-

sondere bei größeren Lehrveranstaltungen oder Trai-ningsreihen, werden aber immer öfter von Autoren-teams übernommen.

Bei der Zusammenarbeit mehrerer Autorinnenund Autoren und anderen steigenden Ansprüchenstößt man schnell an die Grenzen der Einzelplatzlö-sungen (Kuhlmann & Sauter, 2008, 78): ▸ Konsistente Darstellung: Trotz genauer Vor-

gaben zur Gestaltung der Lernmaterialien könnensich die Umsetzungen verschiedener Autorinnenund Autoren visuell voneinander unterscheiden.Um besondere Inhaltselemente wie beispielsweiseZitate, Hervorhebungen, Erläuterungen oder Bei-spiele einheitlich dazustellen, ist oft eine sorg-fältige (gegenseitige) Begutachtung nötig.

▸ Individualisierung und Überarbeitung derKurse: Um die selben Lerninhalte an unterschied-liche Lernkontexte anzupassen, müssen einzelneInhalte neu und zielgruppengerecht zusammenge-stellt werden. So entsteht eine Vielzahl vonKursen, die nicht nur umständlich erstellt werdenmüssen, auch die Aktualisierung und Wartung be-reitet zunehmend Schwierigkeiten, da der Über-blick, wo welche Inhalte eingeflossen sind, schnellverloren geht. Als Konsequenz scheuen viele Au-torinnen und Autoren komplexe Individualisie-rungen von Kursen und entscheiden sich für Ein-heitslösungen, die aber oft nicht die individuellenLernziele der Lernenden berücksichtigen können.

▸ Internationalisierung: In Hochschulen und Bil-dungseinrichtungen mit internationaler Aus-richtung, vor allem aber in global agierenden Un-ternehmen werden Lernmaterialien in verschie-denen Landessprachen benötigt. Ebenso wie beider individuellen Zusammenstellung von Lernma-terialien besteht auch hier das Problem, dass eineVielzahl von Kursen mit gleichen Lerninhalten er-stellt wird, deren Verwaltung schnell unüber-sichtlich wird.

▸ Verteilung in verschiedenen Formaten: Je nachZielgruppe und deren Lern- und Arbeitsgewohn-heiten kann die Veröffentlichung der Kurse in ver-schiedenen Formaten nötig sein. Während Kurse

Autorensysteme  unterstützen  die  Erstellung  von  Lern-­‐materialien  (weitestgehend)  ohne  Programmierkennt-­‐nisse.  Sie  müssen  folgende  Anforderungen  erfüllen:▸ Funk;onen  zur  Textverarbeitung  ▸ Integra;on  und  Anpassung  von  Grafiken  ▸ EinbeGung  und  Steuerung  gängiger  Videoformate▸ Einbinden  von  steuerbaren  oder  automa;sch  star-­‐tenden  Audiosequenzen  ▸ Erstellen  einfacher  Anima;onen  ▸ Einfache  Erstellung  von  Wissenstests  mit  automa-­‐;sierter   Auswertung   und   differenziertem   Feed-­‐back  ▸ Unterstützung  von  Vorlagen  und  einheitlicher  Na-­‐viga;onsstrukturen  ▸ Exportmöglichkeiten   als   selbstlaufende   An-­‐wendung,  als  HTML-­‐Dateien  und  SCORM-­‐Paket  

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In der Praxis: Wann werden mehrere Autorinnen und Autoren benötigt?Beim  Vorliegen  einer  oder  mehrerer  folgender  Gründe  ist  dieZusammenarbeit   mehrerer   Autorinnen   und   Autoren   not-­‐wendig   (Lorenz   &   Faßmann,   2010):   (a)   Die   Erstellung   derLernmaterialien   ist   für   einen   Autor   zu   umfangreich.   (b)   FürFachwissen  sollen  bzw.  müssen  die   jeweiligen  Experten  ein-­‐gebunden  werden.  (c)  Für  die  Erstellung  und  Anbindung  von

Medien  müssen   Designer   auf   die   Lernmaterialien   zugreifenkönnen.   (d)  Es  werden  Übersetzer   für  die  Bereitstellung  derLerninhalte   in   andere   Sprachen   benö;gt.   (e)   Die   erstelltenLerninhalte   müssen   zur   Qualitätssicherung   von   Gutachternoder   Kunden   eingesehen   und   gegebenenfalls  mit   Kommen-­‐taren  versehen  werden  können.  

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zur Integration auf einer Webseite (HTML) odereinem LMS (SCORM) problemlos mit einem Au-torenwerkzeug erstellt werden können, erfordernandere Ausgabeformate eine völlig andere Kursge-staltung. So sollten Lernmaterialien, die für denDruck gedacht sind, beispielsweise keine Videosbeinhalten, oder bei Kursen für mobile Endgerätedie kleinen Bildschirmgrößen und Einschrän-kungen bei der Bedienung (zum Beispiel keineoder nur kleine Tastatur) berücksichtigt werden(siehe Abbildung 5).

▸ Verschiedene Ausgabeformate: Unabhängigvom Erstellungsprozess sollen die Lernmaterialienso veröffentlicht werden, dass sie den Lern- undArbeitsgewohnheiten der Lernenden entsprechen.Neben den üblichen Formaten (EXE, HTML undSCORM) sollte beispielsweise das Ausdrucken derLernmaterialien (PDF, Office Dokument), Präsen-tieren (PPT) oder auch die Betrachtung aufkleinen Bildschirmen (mobile Endgeräte) möglichsein.

▸ Workflow-Unterstützung: Zur Koordinationmehrerer Autorinnen und Autoren sollte die Ver-teilung der Aufgaben und die Festlegung der Ver-antwortlichkeiten unterstützt werden. Hierzu ge-hören ein Rollenmanagement, über das die Befug-nisse für die Lerninhalte geregelt werden könnenund die Möglichkeit, Notizen zur fachlichen unddidaktischen Qualitätssicherung zu hinterlegen.

Zur Erfüllung dieser Ansprüche wurden Werkzeugeentwickelt, die ihren Fokus auf die Verwaltung von

Lerninhalten gerichtet haben: die Lerncontentma-nagementsysteme (LCMS). Um die Lernmaterialienso zu organisieren, dass sie für den Einsatz in ver-schiedenen Kontexten und die Verteilung in verschie-denen Formaten geeignet sind, müssen die LCMSeine Reihe von Grundprinzipien umsetzen (Schluepet al., 2003, 2):▸ Zentralisierung: Um die Zusammenarbeit von

mehreren Autorinnen und Autoren zu ermög-lichen, müssen die Lernobjekte in einer gemein-samen Datenbasis (ein sog. Repository) vorliegen,auf die alle Beteiligten zugreifen können. Das ver-hindert auch, dass durch die lokale Speicherungder Daten mehrere Versionen der Lernmaterialienentstehen, die den mehrfachen Einsatz in ver-schiedenen Kursen erschweren. Deshalb werdendie Lernmaterialien in den Kursen nur referen-ziert, das heißt, sie werden nicht direkt in denKurs eingefügt, sondern es wird eine Verbindungzum Lernmaterial gespeichert, sodass stets die ak-tuelle Version verwendet wird.

▸ Einbettung von Multimedia: Für die multime-diale Aufbereitung der Lernmaterialien solltenStandardmechanismen zur Integration verschie-dener Medienformate bereitstehen.

▸ Lernobjekte als kleinste verwaltbare Einheit:Um einzelne Teile von bereits erstellten Lernmate-rialien in verschiedenen Kontexten wiederver-wenden zu können, sollten die Lerninhalte in sinn-volle Abschnitte, so genannte Lernobjekte , unter-gliedert werden. Andere geläufige Bezeichnungen

Abbildung  5:  Verteilung  in  unterschiedlichen  Formaten

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für Lernobjekte sind Lernressourcen, Wissensbau-steine oder Wissensobjekte, sowie die englischenBezeichnungen, wie Reusable Learning Object(RLO), Instructional oder Educational Object.Wichtig ist dabei, dass jedes Lernobjekt in sich ab-geschlossen und somit unabhängig von anderenLernobjekten und deren Reihenfolge eingesetztwerden kann.

▸ Unterstützung der Internationalisierung: Zueinem Lernobjekt sollten mehrere Sprachver-sionen angelegt werden können, ohne dass derBezug zueinander verloren geht.

▸ Trennung von Inhalt und Layout: Um bei derVeröffentlichung der Lernmaterialien zwischenverschiedenen Ausgabeformaten, Navigations-trukturen und Layouts wählen zu können, müssendiese getrennt voneinander gespeichert werden.Hierzu werden meist XML-basierte Beschrei-bungssprachen verwendet.

4. Lernmanagementsysteme:Lerner  und  Kurse  ver-­‐walten  

Lernmanagementsysteme (LMS) unterstützen vorallem die Kurs- und Benutzerverwaltung. Hierzubieten sie nicht nur einen Rahmen zur Darstellungder Kursinhalte (meist in einem Browser), sondernauch ein Rollen- und Rechtemanagement für die Zu-griffskontrolle und stellen verschiedene Werkzeugefür die Kommunikation der Lernenden und Leh-renden bereit (Schulmeister, 2005, 10).

Zu den Anforderungen an Lernmanagement-systeme wird immer wieder festgestellt (Schulmeister,2005, 55ff; Niegemann et al., 2008, 499), dass diesestark von der Organisationsstruktur abhängig sind, inder das Lernmanagementsystem eingesetzt werdensoll. Von einfachen Systemen zur Bereitstellung undzum Austausch von Dokumenten (zum BeispielBSCW ) bis hin zu komplexen Systemen zur lebens-langen Kompetenzentwicklung unterscheiden sichdie Plattformen stark in Funktionsumfang, (Adminis-trations-) Aufwand und Kosten.

Bei der Auswahl eines Lernmanagementsystemssollten vor allem folgende Aspekte beachtet werden,(Schulmeister, 2005, 58ff):▸ Die Möglichkeiten und der Aufwand zur Admi-

nistration des Lernmanagementsystems, zum Bei-spiel Backup-Möglichkeiten, Abrechnungssystemefür kostenpflichtige Kurse, Benutzer- und Kurs-verwaltung, Rechte- und Rollenmanagement,

▸ Unterstützung der Didaktik von Lernszenarien,zum Beispiel Werkzeuge zur Kooperation, persön-liche Werkzeuge für Lehrende und Lernende (zumBeispiel eigene Notizen, Lesezeichen, Kalender),

Lehrplanverwaltung, Erstellung und Auswertungvon Tests, Werkzeuge zur Rückmeldung und Be-wertung,

▸ Möglichkeiten zur Evaluation der Lernprozesse,zum Beispiel Verfolgung und Analyse von Lern-wegen, Erstellung von Reports und Statistiken,Umfragen, Evaluierung von E-Learning-Unter-lagen,

▸ Werkzeuge zur synchronen und asynchronenKommunikation, zum Beispiel Chat, Foren oderVideokonferenzsysteme

▸ Technische Aspekte, zum Beispiel benötigte Ser-verkapazitäten, Zugriffsmöglichkeiten über denWebbrowser, Skalierbarkeit, Anbindung an externeDatenbanken und Dienste (zum Beispiel Ein-schreibelisten des Prüfungsamtes, Personaldaten-banken, Raumverwaltungssysteme oder Semester-apparate der Bibliothek), Unterstützung von Stan-dardformaten wie SCORM, Darstellbarkeit aufmobilen Endgeräten und

▸ Beachtung wirtschaftlicher Gesichtspunkte, wiezum Beispiel Lizenzverträge und -kosten, Support.

Abbildung  6:  Mögliche  Lösung  für  die  Zerlegung  desLerninhaltes  „Wie  verhalte  ich  mich  als  Autofahrer/inan  einer  Ampel?“  

Können   die   von   Ihnen   konzipierten   Lernmaterialienfür   Autofahrer/innen,   sehende   und   bl indeFußgänger/innen,   sowie   Rollstuhlfahrer/innen   ver-­‐wendet  werden?  No;eren  Sie  s;chpunktar;g,  wie  Sieden   Lerninhalt   „Wie   verhalte   ich   mich   an   einerAmpel?“  für  die  neue  Zielgruppe  als  Lernmaterial  miteinem  Autorentool  umsetzen  würden.  

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No;eren   Sie   s;chpunktar;g,   wie   Sie   den   Lerninhalt„Wie   verhalte   ich   mich   als   Autofahrer/in   an   einerAmpel?“  als  Lernmaterial  mit  einem  Autorentool  um-­‐setzen  würden.  Dazu  werden  die  notwendigen   Infor-­‐ma;onen   in   kleine   Einheiten   zerlegt.   Eine   möglicheLösung  finden  Sie  in  der  Abbildung  6.

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In Hinblick auf den letzten Aspekt muss oftmals eineGrundsatzentscheidung getroffen werden, ob mansich für eine Open-Source-Lösung oder für ein kom-merzielles System entscheidet. Bei Open-Source-Lö-sungen entfallen zwar die Anschaffungskosten für dieSoftware, jedoch entstehen zumeist höhere Personal-kosten, sowie laufende Kosten zur Wartung desSystems: Es wird empfohlen, mindestens zwei Mitar-beiter/innen für die Programmiersprache des LMS

vor Ort zu haben, um Erweiterungen, Anpassungenund Updates durchführen zu können. KommerzielleSysteme sind in der Anschaffung oft teuer, Instal-lation und Einweisung sind aber häufig Bestandteildes Kaufvertrags. Zudem sind Supportverträge in-klusive Wartungen und Updates üblich.

Neben dem Kriterienkatalog von Schulmeister mitüber 150 Unterkategorien (Schulmeister, 2005, 58ff)sind in der Vergangenheit für die unterschiedlichenEinsatzziele und Bedürfnisse weitere Kriterienka-taloge entstanden, nach denen Lernmanagement-systeme bewertet werden können (Baumgartner et al.,2002).

5. Lernen  mit  Informa1onssystemen:  Zusammenspielund  Problempunkte

Bei der Auswahl von Informationssystemen zumLernen und Lehren müssen diese nicht nur einzelneiner Reihe von Anforderungen genügen, es sollte

Aspekte,  die  bei  der  Auswahl  eines  Lernmanagement-­‐systems  beachtet  werden  sollten  sind:  Administra;on,Didak;k,   Evalua;on,   Kommunika;on,   Technik   undwirtscha]liche  Gesichtspunkte.  

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Welche   technischen   Anforderungen   benö;gen   diegängigen   Open-­‐Source-­‐LMS?   Vergleichen   Sie   Ihre   Er-­‐gebnisse  mit  der  Darstellung  in  Tabelle  3

?

Aspekte ILIAS Moodle OLAT

Betriebssystem Linux,  Solaris,  Mac  OS,  Win-­‐dows

Linux,  Windows,  Solaris,Mac  OS  X,  Netware  6

Linux,  Winodows,  Mac  OS  X,Solaris,  FreeBSD

Datenbank MySQL mit  DBXML-­‐Unterstützung,z.  B.  MySQL,  PostgrSQL

u.a.  MySQL,  PostgresSQL

Skriptsprache PHP PHP Java-­‐Framework  mit  PHP-­‐ba-­‐siertem  Kurssystem

Weitere  Voraussetzungen Apache  Tomcat  Web-­‐Contai-­‐ner  mit  Java-­‐SDK

Tabelle  3:  Technische  Anforderungen  von  gängigen  Open-­‐Source-­‐LMS.  Quelle:  Dokumentationen  von  ILIAS  (ILIAS  Team,2010),  Moodle  (Moodle  Team,  2009)  und  OLAT  (OLAT  Team,  2010)

Sie   arbeiten   in   der   Personalabteilung   eines   Unter-­‐nehmens   mit   1.000   Mitarbeiterinnen   und   Mitar-­‐beitern  aus  15  verschiedenen  Abteilungen.  Ihre  Vorge-­‐setzte  hat  Sie  mit  der  Aufgabe  betraut,  ein  Lernmana-­‐gementsystem   auszuwählen.   Stellen   Sie   s;chpunkt-­‐ar;g   anhand   der   obigen   Aspekte   einen   Kriterienka-­‐talog  mit   K.O.-­‐Kriterien   auf,   die   unbedingt   durch   dasLMS  erfüllt  werden  sollen.

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Abbildung  7:  Zusammenspiel  von  Autorensystemen  und  Lernmanagementsystem

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auch darauf geachtet werden, dass sie problemlos zu-sammen eingesetzt werden können. So sollte sich dasDatenformat, das mit dem Autorentool exportiertwird, problemlos in das Lernmanagementsystem inte-grieren lassen. Inhalte dürfen nicht verzerrt darge-stellt werden, nur, weil das LMS eine bestimmte

Fenstergröße dafür vorsieht. Ebenso sollte die Be-wertung von Tests, die mit einem Autorenwerkzeugerstellt und beispielsweise als SCORM-Paket expor-tiert wurden, auch von den Bewertungswerkzeugendes Lernmanagementsystems verarbeitet werden.

In der Praxis : Überlegungen bei der Entscheidung für ein LernmanagementsystemDie   folgende   Beschreibung   von   Lernmanagementsystemenist  fik;v,  soll   jedoch  die  Abwägung  von  Vor-­‐  und  Nachteilenin  der  Praxis  verdeutlichen.  

1.  LernenMitSpaß  –  Die  Open-­‐Source-­‐Lösung  Das   LMS   kann   kostenlos   heruntergeladen   und   selbst   instal-­‐liert  werden.  Das   Basispaket   bietet   eine   einfache  Kurs-­‐   undNutzerverwaltung.  Über  eine  Reihe  von  Plug-­‐Ins,  die  von  derBenutzer-­‐Community   von   LernenMitSpaß   entwickeltwurden,   können   weitere   Funk;onalitäten   hinzugefügtwerden,   wie   beispielsweise   ein   komplexes   Rollenmana-­‐gement,  die  Integra;on  von  Tests  oder  Sta;s;ken  zu  Lerner-­‐folgen.  Darüber  hinaus  besteht  durch  die  Open-­‐Source-­‐Lizenzdie  Möglichkeit,  selbst  Erweiterungen  zu  entwickeln.  

Vorteile:  sehr  kostengüns;g,  erweiterbar,  kann  grundsätzlichan  alle  Bedürfnisse  angepasst  werden,  Installa;on  und  Be-­‐trieb  durch  das  Unternehmen  selbst

Nachteile:  eventuell  zusätzlicher  Personalbedarf,  durch  An-­‐passungen  und  Neuentwicklung  von  Erweiterungen  durchPersonalkosten  eventuell  sehr  teuer  

2.  LernenMitSystem  –  Die  Standardlösung  Das   LMS   wird   durch   einen   kommerziellen   Anbieter   ver-­‐trieben   und   weiterentwickelt.   Es   beinhaltet   ein   Kurs-­‐   undNutzermanagement,   erlaubt   die   Erstellung   und  Auswertungvon   Tests   und   liefert   kleine   Sta;s;ken   zum   LernfortschriGder   Mitarbeiterin   und   des   Mitarbeiters   (Lernzeit,   Durch-­‐schniG  der  Lernergebnisse).  Für  die  Kommunika;on  könnenE-­‐Mails   und   Kursforen   benutzt   werden.   Der   Zugriff   erfolgtüber  ein  eigenes  Programm,  dass  auf  dem  Rechner  der  Mit-­‐arbeiter   installiert   werden   muss.   Der   Anbieter   übernimmtdie   Installa;on   und   Pflege   des   LMS   auf   einem   Server   IhrerFirma,  sowie  kleine  Anpassungen  (zum  Beispiel  Verwendungdes   Firmenlogos   und   der   Firmenfarben).   Der   Kaufpreis   desLMS   inkl.   Installa;on,   Einrichtung,   10   h   Support   und   1.000Nutzerlizenzen   für   die   Zugriffsprogramme  beträgt   15.000   €.Weitere   Nutzerlizenzen,   Anpassungen,   Supportstunden   undSchulungen   für  Mitarbeiter   können  bei  Bedarf   hinzugekau]werden.   Hinzu   kommen   außerdem   1.500   €   im   Jahr   fürWartung  und  Updates.  

Vorteile:   Einrichtung   durch   kompetenten   Anbieter,   erwartetwerden  kann  ein  ausreichender  Funk;onsumfang,  skalierbar,Zugriff   über   eigenes   Programm   -­‐   eventuell   relevant   fürFirmen  mit  eingeschränkten   Internetzugriff  (keine  mühsameFreischaltung   einzelner   Seiten),   Daten   auf   eigenem   Server,einmaliger  Kaufpreis  

Nachteile:   Je   nach   Budget   eventuell   zu   teuer   in   der   An-­‐schaffung  ,  je  nach  Anforderungskriterien  eventuell  weitererAnpassungsbedarf,  eventuell  Anschaffungskosten  für  eigenenServer,  zusätzlicher  Bedarf  für  Nutzer,  Anpassungen  und  Sup-­‐portstunden  schwer  abschätzbar  

3.  LernenMitStrategie  –  Die  Profi-­‐LösungDas   LMS   wird   durch   einen   kommerziellen   Anbieter   ver-­‐trieben   und   weiterentwickelt.   Im   Zentrum   steht   ein   kom-­‐plexes   Kompetenzmanagement,   dass   die   Planung   derWeiterbildungsangebote  für  jeden  Mitarbeiter  an  vorher  de-­‐finierten   Personalentwicklungsplänen   ausrichtet.   ÜberSchniGstellen   kann   es   an   Personaldatenbanken   und   Doku-­‐mentenmanagementsysteme   angebunden   werden.   Der   An-­‐bieter   übernimmt   die   Installa;on   und   Pflege   des   LMS   aufeinem   seiner   eigenen   Server,   sowie   besprochene   Anpas-­‐sungen,   die   Abbildung   Ihrer   Unternehmensstruktur   auf   dieNutzerverwaltung  und  den   Import  bereits  bei   Ihnen  verfüg-­‐barer  Personalentwicklungspläne  und  Lerninhalte.  Der  Miet-­‐preis   des   LMS   inkl.   Installa;on,   Einrichtung,   Support   und1.000  Nutzer-­‐Accounts  für  den  Webbasierten  Zugriff  beträgt40.000   €   im   Jahr.   Weitere   Nutzer-­‐Accounts,   Anpassungenund  Schulungen  für  Mitarbeiter  können  bei  Bedarf  hinzuge-­‐kau]  werden.

Vorteile:  Vollbetrieb  durch  kompetenten  Anbieter,  individuellangepasster   Funk;onsumfang,   skalierbar,   hochkomplexeNutzer-­‐  und  Lernprozessverwaltung  

Nachteile:  Jahresmiete,  Daten  auf  fremden  Server,  eventuellfür  das  Unternehmen  zu  komplex  

Wie  Sie  gesehen  haben,  ist  die  Entscheidung  zwischen  Open-­‐Source   und   kommerziellen   Produkten   immer   eine   indivi-­‐duelle  Antwort  auf  eine  offene  Fragestellung,  und  muss  aufdie  einzelne  Situa;on  angepasst  werden.  

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Informa;onssysteme.  Technische  Anforderungen  für  das  Lernen  und  Lehren  —  11

Literatur

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▸ Ebner, M. (2008). Why We Need EduPunk. Journal of socialinformatics, 1-9.

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▸ Niegemann, H. M.; Hessel, S.; Hupfer, M.; Domagk, S.; Hein,A. & Zobel, A. (2008). Kompendium multimediales Lernen.Berlin/Heidelberg: Springer.

▸ OLAT Team. (2010). Installation & Administration Documen-tation. URL: http://olat.org/docu/install/index.html [2010-07-22].

▸ Schluep, S.; Ravasio, P. & Schär, S. G. (2003). ImplementingLearning Content Management. In: M. Rauterberg; M. Me-nozzi & J. Wesson, (Hrsg.), Proceedings of Human-ComputerInteract - INTERACT'03, 884-887.

▸ Schulmeister, R. (2006). eLearning: Einsichten und Aussichten.München: Oldenbourg.

▸ Schulmeister, R. (2005). Lernplattformen für das virtuelleLernen: Evaluation und Didaktik. München: Oldenbourg.

In der Praxis : Praxisbeispiel eines laufenden LernmanagmentsystemAn  der  TU  Graz  (Ebner,  2008)  wird  die  Open-­‐Source  So]wareWBT-­‐Master   unter   dem   Namen   TeachCenter   eingesetzt(siehe   Abbildung   ).   Es   handelt   sich   hier   um   eine   Client-­‐Server-­‐Architektur  basierend  auf  einer  AJAX-­‐Lösung,  als  Pro-­‐grammiersprache  kommt  Java  /  Javascript  zum  Einsatz.  AJAX(Akronym   für   die  Worte   Asynchronous   Javascript   and   XML)wird   verwendet,   wenn   es   darum   geht,   selek;v   („nach   undnach“,   „je   nach   Bedarf“)   Daten   an   den   Browser   zu   senden,was  mit   klassischen   Technologien   immer   ein   Neuladen   dergesamten   Webseite   und   den   damit   verbundenen   Zeit-­‐aufwand  erfordern  würde.  Die  Vorteile  dieser  Architektur  istdie   Reduzierung   der   Datenmenge   der   Serverantworten(durch   die   Vorselek;on)   und   damit   zwangsläufig   von   Lade-­‐zeiten,   sowie   die   verstärkte   Nutzung   der   Clients   (Internet-­‐

browser  der   jeweiligen  Nutzer/innen).  Besonders  bei  einemgroßen  System  mit  hohen  Nutzerzahlen  und  deren  paralleleAk;vitäten  ist  dies  von  entscheidender  Bedeutung  .An  der  TU  Graz  werden  in  etwa  15000  Nutzer  verwaltet,  dieeinen  Datenverkehr  von  derzeit  12  GB  pro  Tag  verursachen.Im   DurchschniG   sind   in   den   Kernzeiten   200   bis   300   Nutzerparallel   am  System  ak;v.  Bei  diesen  Zahlen  wird  ersichtlich,dass   die   Performance   ein   wesentlicher   Faktor   eines   LMSSystems   ist,   da   die   Voraussetzung   von   zufriedenenNutzer/innen  von  E-­‐Learning-­‐Inhalten  akzeptable  Reak;ons-­‐zeiten  des  LMS  sind  (<  1  Sekunde  nach  einem  Klick).  Das   TeachCenter  der   TU  Graz   verwendet,  wie  die  Mehrzahlder   anderen   Lernmanagementsysteme   auch,   eine   Client-­‐Server  Architektur.  

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12  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T)

▸ Seufert, S. & Mayr, P. (2002). Fachlexikon e-le@rning. Weg-weise durch das e-Vokabular. Bonn: Management SeminareGerhard May.

▸ Stein, E. (2008). Taschenbuch Rechnernetze und Internet.München: Hanser Verlag.

▸ Thome, R. (2004). Neue Medien in der Weiterbildung. In: I.Ifmo (Hrsg.), Auswirkungen der virtuellen Mobilität,Berlin/Heidelberg: Springer, 273-286.