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Liebe Leserinnen und Leser,
am 30. November 2016 fand das dritte
FORUM Bildung im Ramada Hotel
Micador in Niedernhausen statt.
Mit diesem Newsletter bieten wir eine
Zusammenfassung der Vorträge und
Werkstätten sowie weiterführende
Informationen für Teilnehmer und
Interessierte. Außerdem möchten wir
gemeinsam mit Ihnen mögliche Themen
für das kommende Jahr finden.
Dieses Mal drehte sich alles um die
Chancen und Herausforderungen
von Schulkooperationen. Dabei ging es
um MINT-Förderung und Fachkräfte-
sicherung der Unternehmen zugleich.
Teilnehmer aus Mitgliedsunternehmen
und Vertreter aus Schulen versuchten,
die unterschiedlichen Ansprüche aus
Arbeitswelt und Bildungsauftrag in
Einklang zu bringen, und diskutierten
über bewährte Konzepte und neue Ideen.
Mit besten Grüßen
Heike Blaum
VCI Hessen
Jürgen Funk
HessenChemie
Dr. Karsten Rudolf
Sprecher FORUM
Schule meets Industrie – wie Schulkooperationen gelingen
Je nach gewähltem Schulabschluss müssen sich Schüler im Alter von 15 bis
18 Jahren bereits für ihren weiteren Weg entscheiden: Welcher Beruf soll es
sein und welches Unternehmen bietet die passende Stelle? Braucht man dafür
eine Ausbildung oder gar ein (duales) Studium? Um den Schülern möglichst
früh einen Überblick über die Vielfalt der Berufe zu geben, aber auch um sich
als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, können Schulkooperationen sinnvoll
sein. Aber welche Möglichkeiten gibt es? Welche Chancen und Herausforderungen
ergeben sich daraus? Diese und weitere Fragen waren Thema des dritten FORUMS
Bildung.
Nach zwei Impulsvorträgen berichteten Teilnehmer aus Unternehmen und Schulen
in Mutmacher-Slams von ihren Erfahrungen. Die Themen wurden in Werkstatt-
runden mit unterschiedlichen Schwerpunkten diskutiert und anschließend im
Plenum vorgestellt. Moderiert wurde die Veranstaltung von dem Sprecher des
FORUMS Bildung, Dr. Karsten Rudolf (Provadis Gruppe).
3. FORUM BildungDie offene Plattform für Bildungsfachleute
Nicht selten gibt es eine deutliche Diskrepanz zwischen
Wunsch und Realität. Theoretisch wissen viele, wie eine
ideale Partnerschaft zwischen Schulen und Unternehmen
aussehen könnte – doch wird es auch in der Praxis ange-
wendet? Dirk Werner, Leiter Kompetenzfeld Berufliche Quali-
fizierung und Fachkräfte vom Institut der deutschen Wirt-
schaft Köln, stellte theoretische Ansätze vor und gab Tipps
für deren Umsetzung. Als Berater des Bildungsgipfels ist er
mit hessischen Besonderheiten bestens vertraut und erklärt
diese auf Grundlage des Erlasses zur Ausgestaltung der Berufs-
und Studienorientierung in Schulen.
Das Ziel ist klar: Schüler sollen am Ende ihrer Schullaufbahn
eine fundierte Berufs- oder Studienwahlentscheidung treffen
können. Aber wie führt man sie dorthin? Neben einer Kompe-
tenzfeststellung und Bewerbungstrainings in der Schule sollen
sie vor allem auch Praxiserfahrung in Praktika und Schul-
kooperationen mit Unternehmen sammeln. Davon profi-
tieren beide Partner. Während Schulen die Umsetzung der
Bildungspläne sowie die Berufsorientierung und Persönlich-
keitsentwicklung im Fokus haben, können Unternehmen damit
zur eigenen Fachkräfteentwicklung und zur Stärkung der
Arbeitgebermarke in der Region beitragen.
Soziales Engagement beweisen sie damit ebenfalls –
vor allem, wenn sie sich um die Förderung sogenannter
Brennpunkt-Schulen mit einem hohen Migrantenanteil und
Partnerschaften von Schulen und Betrieben – zwischen Vision und gelebter Praxis
3. FORUM Bildung
wirtschaftlich wie sozial benachteiligten Familien bemühen.
Und dort wird es dringend gebraucht. Während im Jahr 2015
nur 5,6 Prozent der Schulabgänger mit Realschulabschluss
Übergangssysteme und Berufsvorbereitungen in Anspruch
nahmen, waren es im gleichen Zeitraum mit Hauptschulab-
schluss 48,1 Prozent und ohne Hauptschulabschluss sogar
58,5 Prozent. Gleichzeitig sind immer mehr Branchen von
Fachkräfteengpässen betroffen. Schulkooperationen können
hier ansetzen und helfen, bevor die Probleme entstehen.
Die Präsentationen der zwei
Impulsvorträge und die
Steckbriefe zum Mutmacher-
Slam mit praktischen
Hinweisen und Tipps zum
Nachlesen finden Sie auf
den folgenden Webseiten:
INFOBOX
Spotlight ... aus den Werkstätten Formate, Orte und Kooperationspartner
Ideen für mögliche Formate der Schulkooperationen gibt es viele. Informations-
broschüren für Schüler oder Eltern, Trainings rund um das Thema Bewerbung,
Experimentierprogramme, Wettbewerbe, Unterstützung in der schulischen
Berufsorientierung. Idealerweise vermittelt man hier die Praxis, die im theo-
retischen Schulunterricht oft zu kurz kommt.
Wichtig ist den Teilnehmern, vor allem auch die Lehrer über mögliche Berufe
der Branche zu informieren, damit diese den Schülern ein realistisches Bild
der Arbeitswelt vermitteln können. Wir wissen, dass auch die Eltern bei der
Berufswahl eine wichtige Rolle spielen. Diese als Unternehmen anzusprechen
ist aber nicht einfach.
Die anwesenden Lehrer bestätigen die Vermutung, dass sich Schüler
außerhalb ihrer gewohnten Umgebung anders verhalten. So erhoffen sich
die Teilnehmer durch neutrale und spannende Lernorte, das Interesse der
Schüler zu wecken. Mögliche Kooperationspartner sollte man auch außer-
halb der Schule oder des Partnerunternehmens suchen: in der Bundesagentur
für Arbeit, im Rathaus, in der örtlichen Tanzschule oder im Verein.
Karin Saar, Ausbildungsleiterin Heraeus, moderierte eine der Werkstätten
HessenChemie VCI Hessen
Die Gutenbergschule in Eltville, die einzige Realschule im
Rheingau-Taunus-Kreis, führte vor rund 20 Jahren die
Berufsorientierungsseminare ein. Im zweiten Impulsvor-
trag stellte Werner Rogler, der aktuelle Schulleiter der
Gutenbergschule, das Konzept dahinter vor und zeigte,
warum seine Schule dafür mehrfach das Siegel „Vorbildliche
Berufs- und Studienorientierung“ erhielt.
Das Berufsorientierungsseminar bündelt verschiedene Maß-
nahmen in einer Veranstaltung und wird begleitet von vor-
bereitenden Kursen. In der 8. Jahrgangsstufe beginnt der
Arbeitslehreunterricht, der von der Klassenlehrkraft geleitet
wird. Damit die Klassenlehrer den Schülern ein realistisches
Bild von der Arbeitswelt vermitteln können, müssen sie sich
im Vorhinein bei kooperierenden Unternehmen informieren.
Bevor die Schüler ihr erstes, zehntägiges Betriebspraktikum
absolvieren, ermitteln sie ihre eigenen Stärken und Schwächen
in einem Kompetenzfeststellungsverfahren. Berufseignungs-
tests und Berufsorientierungsmessen ergänzen das Angebot,
damit die Schüler einen möglichst breiten Überblick über
verschiedene Branchen erhalten.
Noch vor dem zweiten, dreiwöchigen Betriebspraktikum findet
dann in der 9. Klasse das Berufsorientierungsseminar statt.
Mit einer Mischung aus theoretischen Teilen und Trainings
konzentrieren sich die Schüler acht Tage lang auf ihren
weiteren Weg nach dem Abschluss. Den Höhepunkt bilden
die drei Praxistage, in denen die Schüler in jeweils einem
Unternehmen kaufmännische, technische und soziale Berufe
vor Ort kennenlernen. Die Schüler können im Voraus Präferen-
zen angeben, aber lernen auch immer Berufe kennen, die
sie nicht gewählt haben. Zu jedem Berufsbild müssen sie
anschließend Plakate entwerfen, die am Abschlussabend für
die Eltern ausgestellt und dann auch bewertet werden.
Über die Jahre baute sich so ein großes Netzwerk an Koopera-
tionspartnern auf. Von dieser Vielfalt profitieren die Schüler –
gleichzeitig können die Unternehmen erste Kontakte zu
potentiellen Azubis knüpfen und bauen dabei nachhaltig
Vertrauen auf. Alle ausbildungswilligen Schüler werden
direkt im Anschluss in Ausbildung vermittelt.
20 Jahre Berufsorientierung – ein Erfolg von Schule und Unternehmen
3. FORUM Bildung
Spotlight
... aus den Werkstätten Erfolgsfaktoren, Win-win, Ressourcen
Mangelnde personelle und finanzielle Ressourcen erschweren den Beginn und
die fortschreitende Durchführung von Schulkooperationen – sowohl auf Seiten
der Unternehmen als auch in den Schulen. Zudem ist es nicht immer einfach,
(ausländische) Führungskräfte von deren Nutzen zu überzeugen. Wichtig ist
den Teilnehmern dabei vor allem ein Gesamtkonzept, in dem die Verbindlichkeit
gesichert und die Erwartungshaltungen der Partner festgehalten werden. Nur
auf dieser Grundlage ist auch eine Messbarkeit des Erfolges möglich..
Bei der Wahl einer geeigneten Schule können Unternehmen auf Gütesiegel wie
beispielsweise OloV (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang
Schule – Beruf) zurückgreifen. Ein Kriterium zur Vergabe solcher Siegel ist auch
die Qualität der Schulpraktika – eine Chance für Unternehmen und Schulen
gleichermaßen.
Auch in dieser Werkstatt wurde die Rolle der Eltern thematisiert: Sie können
Schulkooperationen unterstützen, aber auch hemmen. Deshalb ist eine früh-
zeitige Beteiligung der Elternvertreter sinnvoll.
Dirk Werner, Institut der deutschen Wirtschaft Köln, moderierte die andere Werkstatt
Unser nächstes Thema ... bestimmen Sie! Die Teilnehmer des vergangenen
FORUMS konnten erste Themenwünsche bereits vor
Ort festhalten. Haben auch Sie eine Idee?
Dann schicken Sie uns gerne eine E-Mail an
[email protected] oder [email protected]
bis zum 13. Januar 2017.
Ende Januar startet das Teilnehmer-Voting aus den
eingereichten Themen.
Jetzt schon notieren:
4. FORUM Bildung am 17. Mai 2017 5. FORUM Bildung am 8. November 2017
Die Teilnehmer wurden interaktiv in die Impulsvorträge
eingebunden: Durch Erfahrungsaustausch, Meinungs- und
Wissensbefragungen mit dem PowerClicker von Provadis
konnten die Referenten die Ausgangslage und Kenntnisse
der Teilnehmer kennenlernen.
3. FORUM Bildung
Weitere Informationen erhalten Sie unter:
Arbeitgeberverband Chemie
und verwandte Industrien für das Land Hessen e. V.
(HessenChemie)
Jürgen Funk
Murnaustraße 12 65189 Wiesbaden
Telefon 0611 7106-49 Telefax 0611 7106-66
[email protected] www.hessenchemie.de
Landesverband Hessen
im Verband der Chemischen Industrie e. V.
(VCI Hessen)
Heike Blaum
Mainzer Landstraße 55 60329 Frankfurt am Main
Telefon 069 2556-1649 Telefax 0611 2556-1614
[email protected] www.vci.de/hessen
Spotlight
Mutmacher-Slams
Um den Teilnehmern einen Überblick über mögliche Arten der Schulkoopera-
tionen zu geben, aber auch um ihnen Mut zum Ausprobieren zu machen,
stellten Teilnehmer eigene Erfahrungen in sogenannten Slams vor. Dafür
hatte jeder von ihnen nur drei Minuten Zeit. Jürgen Funk für ALMO, Lisa
Moessing von Celanese, Rabea Grünewald von Provadis und Walter Schmidt
von InfraServ Wiesbaden stellten Beispiele aus ihren Unternehmen vor.
Markus Kunkel von der Heinrich-Kraft-Schule und Sebastian Wilhelm von der
Gustav-Heinemann-Schule berichteten aus der Sicht der Schule.
Freuen sich auf weitere Schulkooperationen: die Slammer, gemeinsam mit den Organisatoren
IMPRESSUM: V. i. S. d. P.: Jürgen Funk, HessenChemie Heike Blaum, VCI Hessen Redaktion: Giulia Bachmann, HessenChemie Layout: Jan Hundhausen, Provadis Gruppe Fotos: Arne Landwehr
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