26
Die Innovationsgesellschaft mbH Lerchenfeldstrasse 5, CH-9014 St.Gallen Tel. +41 71 278 02 04, [email protected] www.innovationsgesellschaft.ch „Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien“ Datum: Juni 2014 Autor: Helmut Elbert © T. Michel – Fotolia.com

Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Page 1: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

Die Innovationsgesellschaft mbH

Lerchenfeldstrasse 5, CH-9014 St.Gallen

Tel. +41 71 278 02 04, [email protected]

www.innovationsgesellschaft.ch

„Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien“

Datum: Juni 2014

Autor: Helmut Elbert

© T

. Mic

he

l – F

oto

lia.c

om

Page 2: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH

Arbeitsschutz bei Tätigkeiten mit Nanomaterialien

2

Gliederung

Wichtige Begriffe (Teil I)

Aufnahmewege (Teil II)

Schutzmaßnahmen (Teil III)

Page 3: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 3

Wichtige Begriffe Nanoobjekte sind beabsichtigt hergestellte Materialien mit einem, zwei

oder drei Außenmaß(en) von etwa 1 bis 100 Nanometer (nm). Sie treten

als Nanopartikel, Nanofaser oder Nanoplättchen auf.

Nanoobjekte können sich durch stärkere bzw. schwächere

Bindungskräfte zu Aggregaten bzw. Agglomeraten zusammenlagern.

Nanomaterialien umfassen die Nanoobjekte sowie deren Aggregate und

Agglomerate. Dazu zählen auch nanostrukturierte Materialien.

Nanostrukturierte Materialien weisen äußere oder innere Strukturen

von etwa 1 bis 100 nm auf, wie Nanokomposite…

Nanomaterialien und Arbeitsschutz

Page 4: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 4

Faserförmige Nanoobjekte (Nanofasern,

Nanoröhrchen, Nanodraht)

Nanoplättchen

N a n o o b j e k t e

Nanoplättchen NanofaserNanopartikel

N a n o m a t e r i a l i e n

N a n o s t r u k t u r i e r t e M a t e r i a l i e n

Nano Komposite

Nanopartikel Nanopartikel / -stäbchen in

Komposit

Übersicht: Nanomaterialien und deren Einteilung (in Anlehnung an den technischen Standard von ISO/TC 229)

Nanomaterialien und Arbeitsschutz

Aggregate

Agglomerate

aus: BGI/GUV-I 5149

Page 5: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 5

Nanopartikel

Faserförmige Nanoobjekte (Nanofasern,

Nanoröhrchen, Nanodraht)

Nanoplättchen

N a n o o b j e k t e

z.B.: … Nanoplättchen z.B. … Nanofaser z.B. … Nanopartikel

Nanomaterialien und ArbeitsschutzÜbersicht: Nanoobjekte und deren Einteilung (in Anlehnung an den technischen Standard von ISO/TC 229)

aus: BGI/GUV-I 5149

Page 6: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 6

Nanomaterialien

werden gezielt hergestellt

haben besondere Eigenschaften auf Grund der

Nanometer-Größe. Sie haben z.B. eine andere Farbe als

dasselbe Material in mikroskaliger Form (z.B. Gold) oder

sie sind viel reaktionsfähiger (pyrophores Eisen)

neigen dazu, sich durch stärkere bzw. schwächere

Bindungskräfte zu Aggregaten bzw. Agglomeraten

zusammenzulagern

Beispiele: Industrie-Ruß, Titandioxid, Zinkoxid, Carbon-

Nanotubes (CNT)

Wichtige Begriffe

Nanomaterialien und Arbeitsschutz

Bild BASF

© 3drenderings – Fotolia.com

© Jose Gill – Fotolia.com

Page 7: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 7

Ultrafeinstäube

werden nicht gezielt hergestellt

sie entstehen als Nebenprodukt aus thermischen

Prozessen

werden durch Menschen verursacht

(z.B. Metallverarbeitung, Verbrennungsmotoren,

Heizungen, Abrieb)

oder stammen aus natürlichen Quellen

(z.B.Vulkanasche, Waldbrände, Wirbelstürme)

bestehen aus einem komplexen Gemisch von chemischen

Substanzen (z.B. Metalle, Kohlenwasserstoffe, inerte

Substanzen)

Wichtige Begriffe

Nanomaterialien und Arbeitsschutz

Christian Neßlinger  / pixelio.de

© Stefan Redel – Fotolia.com

Bernhard Friesacher  / pixelio.de

Page 8: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH

Feinstäube und Ultrafeinstäube

8

Welche Arten von Stäuben unterscheidet man?

Staub ist ein natürlicher Bestandteil der Luft und damit so gut wie überall präsent. Je nach Größe der Staubteilchen unterscheidet man:

Einatembarer Staub (E-Staub, früher: Gesamtstaub): Partikel, die kleiner als100 µm sind. Sie werden durch Mund und Nase eingeatmet. Der Arbeitsplatzgrenzwert beträgt 10 mg/m3.

Alveolengängiger Staub (A-Staub, früher: Feinstäube): Partikel, die bis in die Alveolen vordringen können. Der Arbeitsplatzgrenzwert beträgt 1,25 mg/m3.

Ultrafeinstaub (UFP) ist kleiner als 100 nm und kann ebenfalls bis in die Alveolen vordringen. Die o.g. Grenzwerte gelten nicht für Ultrafeinstaub.

Nanomaterialien und Arbeitsschutz

Modifiziert nach M. Berges, IFA

einatembar E-Staub

alveolengängigA-Staub

Page 9: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 9

0.001 μm ( = 1 nm)

0.01 μm 0.1 μm 1 μm 10 μm 100 μm

HaardurchmesserPollenrote Blut-

körperchenBakterienVirenGroße MoleküleC Fulleren60

einatembarer Staub

alveolengängiger Staub

Nanoobjekte / Ultrafeinstaub

Materialien / Partikel und ihre Größe in μm

Nanomaterialien und Arbeitsschutz

© 3drenderings – Fotolia.com © haemengine – Fotolia.com© Janice Carr – Wikimedia© Sebastian Kaulitzki– Fotolia.com© Sebastian Kaulitzki– Fotolia.com© TebNad - Fotolia.com © Jan Homann – Wikimedia

Page 10: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 10

Ultrafeinstäube sind allgegenwärtig:

Beispiele aus der Praxis (ca. 10 – ca. 600 nm)

Nanomaterialien und Arbeitsschutz

Ort der Messung Partikelzahl pro cm3 Luft

geschlossene Räume 1.000 – 10.000

industrielle Arbeitsplätze 5.000 – 100.000

stark befahrene Strasse bis zu 100.000

am Ofen einer Bäckerei bis zu 640.000

im Zigarettenrauch bis zu 1.000.000

in Dieselmotorabgasen bis zu 10 Mrd.

© S

tefa

n R

edel

– F

oto

lia.c

om

© 2005 b

y Tom

asz Sien

icki 

Die

ter

Sch

ütz

 / p

ixel

io.d

e

© R

gtim

eline – F

oto

lia.com

 

Die

ter

Sch

ütz

 / p

ixel

io.d

e

Page 11: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 11

Potentielle Aufnahmewege für Nanomaterialien

inhalativ = über Atemwege

oral = durch Verschlucken

dermal = über die Haut

Aufnahmewege

© Mikael Häggström - Wikimedia

Page 12: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 12

Der Hauptaufnahmeweg für die meisten

Nanomaterialien sind die Atemwege.

Einige Nanopartikel können über die Alveolen

(Lungenbläschen) der Lunge in den Blutkreislauf

und von dort in sekundäre Zielorgane (z. B. die

Nieren) gelangen.

Im Tierversuch wurde gezeigt, dass über den

Riechnerv einige Nanopartikel bis in das Gehirn

gelangen können.

Aufnahme über die Atemwege

Aufnahmewege

© Saibo/Theresa knott- Wikimedia

Page 13: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 13

Aufnahme durch Verschlucken

Nanopartikel können auch über die

Schleimhäute des Magen-Darm-Traktes

aufgenommen werden.

Je kleiner die Partikel sind, desto größer ist die

Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer

Ablagerung der aufgenommenen Partikel in

bestimmten Geweben und Organen kommen

kann.

Ist die Darmbarriere infolge entzündlicher

Erkrankungen in ihrer Funktion beeinträchtigt,

können die Transportraten höher liegen als bei

einem gesunden Darm.

Aufnahmewege

Public domain image - Wikimedia

Page 14: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 14

Aufnahme über die Haut

Die Gefährdung durch die

Aufnahme von Nanopartikeln über

die Haut wird derzeit als gering

beurteilt.

Die gesunde Haut ist i.d.R. eine

wirksame Barriere gegen das

Eindringen von Nanopartikeln.

Aufnahmewege

© Wong, D.J. et al - Wikimedia

Page 15: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH

Klassifizierung der Exposition

15

Nanomaterialien

freie Nanoobjekte (inkl. Agglomerate u. Aggregate)

Nanoobjekte gebunden in eine andere Substanz

Nanoobjekte verteilt in einer Flüssigkeit (Suspension)

Eine mögliche Aufnahme von Nanomaterialien in den menschlichen Körper hängt davon ab, wie sie in der Umgebung vorliegen:

Praxisbeispiel

Arbeiten mit pulverförmigen Nanoobjekten

Risiko bzgl. Körperaufnahme ohne Schutzmaßnahmen

groß

vernachlässigbar

groß

Spray-Applikation, starkes Umrühren

Nanoobjekte als Verstärkung in Kunststoffen

Page 16: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 16

Substitution

Technische Schutzmaßnahmen (Kollektivschutz)

Organisatorische Schutzmaßnahmen

Persönliche Schutzmaßnahmen (Individualschutz)

Das „STOP-Modell“

Schutzmaßnahmen

© leremy – Fotolia.com

Page 17: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH

Rangfolge der Schutzmaßnahmen

Wenn die Substitution zumutbar ist, hat diese Vorrang Technische Maßnahmen haben grundsätzlich Vorrang vor

organisatorischen und persönlichen Schutzmaßnahmen Treten Emissionen trotz technischer Schutzmaßnahmen auf, so

- kann zwar die Person durch organisatorische Maßnahmen und PSA geschützt werden

- die Kleidung, die getragene PSA, die Umgebung und andere Personen werden jedoch kontaminiert

- Kontaminationen werden zudem oft verschleppt

Bei Havarien sind dagegen organisatorische und persönliche Schutzmaßnahmen regelmäßig notwendig

Page 18: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 18

Substitution

Beispiele:

Staubende Nanoobjekte in flüssigen Medien

dispergieren, in einer Matrix binden oder durch

weniger staubende Materialien (z.B. Pasten,

Granulate) ersetzen

Ersatz von Sprühanwendungen durch

aerosolarme Verfahren (Streichen, Tauchen)

Schutzmaßnahmen©

pen

gyo

u92 – F

oto

lia.com

© Simon Eugster - Wikimedia

S. H

ofs

chla

eger

 / p

ixel

io.d

e

© W. Oelen - Wikimedia

Page 19: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 19

Technische Schutzmaßnahmen

Verwenden von geschlossenen Apparaturen u.

Materialien-Transfersystemen

Absaugen von Stäuben oder Aerosolen direkt an

der Quelle

Raumlüftung und Abluftfiltersystem für abgesaugte

Luft vorsehen (HEPA-Filter H14), keine

Luftrückführung

Abtrennung von Arbeitsbereichen und Anpassung

der Raumlüftung

Reinigung nur durch Aufsaugen mit einem

Industriestaubsauger der Staubklasse H oder

feucht aufwischen, kein Abblasen

Schutzmaßnahmen

© U

CL

– W

ikim

edia

© R

Gtim

eline – F

oto

lia.com

© 2014 D

ie Inn

ovatio

nsg

esellschaft m

bH

Page 20: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 20

Beispiele:

Minimieren der Expositionszeit

Minimieren der Anzahl exponierter Personen

Entstehen von Stäuben oder Aerosolen vermeiden

Beschränkung des Zugangs

Unterweisen des Personals über Gefahren und Schutzmaßnahmen (Betriebsanweisungen)

Organisatorische Schutzmaßnahmen

Schutzmaßnahmen

Page 21: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 21

Organisatorische Schutzmaßnahmen

Im Arbeitsbereich keine Lebensmittel aufbewahren sowie weder essen, trinken oder rauchen

Waschmöglichkeit vorsehen

Nach Arbeitsende und vor jeder Pause Hände gründlich reinigen

Straßenkleidung und Arbeitskleidung getrennt aufbewahren

Hygienemaßnahmen:

Schutzmaßnahmen

© A

nd

rey

Kis

elev

– F

ota

lia.c

om

© T. M

ichel – F

otalia.co

m

An

dre

as M

orl

ok

 / p

ixel

io.d

e

Page 22: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 22

Atemschutz

Schutzhandschuhe

Schutzanzug

Persönliche Schutzmaßnahmen

Sie sind notwendig, wenn Aerosolbildung und / oder Hautkontakt durch

technische Maßnahmen nicht ausgeschlossen werden können:

Schutzmaßnahmen

© T. Michel – Fotolia.com

© leremy – Fotolia.com

Page 23: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 23

Atemschutz:

Wenn die Freisetzung von Nanomaterialien nicht

verhindert werden kann, zusätzlich zu den

technischen Maßnahmen eine Atemschutzmaske

tragen (mindestens Partikelfilter P2).

Persönliche Schutzmaßnahmen

Schutzmaßnahmen

© T. Michel – Fotolia.com

© leremy – Fotolia.com

Page 24: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 24

Persönliche Schutzmaßnahmen

Handschuhe

Bei direktem Kontakt mit Nanomaterialien (fest, flüssig

oder staubförmig)

- Chemikalienschutzhandschuhe (die Beständigkeit

gegenüber dem enthaltenen Lösungsmittel ist zu

berücksichtigen)

Sorgfältiges An- und Ausziehen der Handschuhe und

Überlappung mit dem Schutzanzug ist sehr wichtig

Schutzmaßnahmen

© T. Michel – Fotolia.com

© leremy – Fotolia.com

Page 25: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 25

Schutzanzug

Bei Staubentwicklung: staubdichter

Einwegschutzanzug (Typ 5) mit Kapuze verwenden

Sorgfältiges An- und Ausziehen der Handschuhe und

Überlappung mit dem Schutzanzug ist sehr wichtig

Gleichermaßen wichtig ist das richtige An- und

Ausziehen des Schutzanzugs

Persönliche Schutzmaßnahmen

Schutzmaßnahmen

© T. Michel – Fotolia.com

© leremy – Fotolia.com

© John S. Jacob / Wikimedia Commons

Page 26: Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien

© 2014 – Die Innovationsgesellschaft, mbH 26

FAZIT:

Die bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse zum Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz beim Umgang mit Nanomaterialien zeigen, dass die gegen Stäube üblichen Schutzmaßnahmen auch gegenüber Nanomaterialien wirksam sind.

Schutzmaßnahmen