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Leseprobe Buch: „Ernesto der Seebär“ bei Pax et Bonum Verlag Berlin

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Prolog

Dem vorliegenden Buch liegt ein Erpressungsversuch zugrunde.Im Kreise meiner Familie, hauptsächlich bei den wöchentlichen

»Kinderabenden«, gab ich des Öfteren irgendwelche Geschichten ausmeiner Jugend oder der Zeit danach zum Besten. Dabei kam immerwieder der Wunsch auf: »Papa, bitte schreib das doch alles einmal auf,es wäre doch schade, wenn das verloren ginge.«

Selbstverständlich sagte ich immer Ja, um meine Ruhe zu haben,aber weiter geschah nichts.

Ich war verliebt in meine alte Dampfschreibmaschine und lehnte inmeinem biblischen Alter (81) jegliches moderne Gelumpe ab, da es zuviel Arbeit versprach. Als Alibi dienten mir die weisen Worte Tuchol-skys: »Hebel rauscht, und Glöcklein klingt, und die Schreibmaschinesingt.«

Mein (ansonsten) goldiges Töchterlein stellte mir ein Ultimatummit den Worten: »Papa, ich schau dich nicht mehr an, bevor du mirnicht zu Weihnachten (2010!) mindestens drei Geschichten aufge-schrieben hast.« Und soweit konnte ich es doch nicht kommen lassen,oder? Da ich dieser massiven Drohung kein vernünftiges Argumentaußer »Ich bin doch viel zu blöd, um jetzt noch Computer zu lernen«entgegenzusetzen hatte, machte ich mich halt an die Arbeit.

Also wurden die ersten 38 DIN A4 Seiten mit dem Bleistift zuPapier gebracht, korrigiert, auseinander geschnitten, geklebt, auf dieDampfschreibmaschine übertragen, korrigiert, geklebt, fotokopiertund noch fünf Mal korrigiert. Dann kannte ich mich selber nichtmehr aus. Deshalb ließ ich mich von Töchterlein breitschlagen, beiihr Nachhilfestunden im Computerschreiben zu nehmen. Chris, meinDießener Computerfreund, leistete mir technische Starthilfe. Bisdahin fristete der Computer meiner in 2007 verstorbenen geliebten

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Gabriele ein einsames Dasein in ihrem zweckmäßig eingerichtetenBüro.

Nachdem Charlie Chaplin es tatsächlich mit 80 fertiggebrachthat, der Welt noch ein Kind zu schenken, dachte ich mir: So einTrottel kann ich doch gar nicht sein, in meinem Alter nicht auchnoch Computerschreiben zu lernen.

Und so hat alles angefangen. Töchterlein brachte mir das Wesentlichebei und ich machte fleißig Notizen. Auf vielen kleinen Zettelchen.Dann sagte sie beim Abschied leise »Servus« und machte die Haustürvon außen zu, mich verzweifelt mit meiner Zettelwirtschaft zurück-lassend.

Nun hieß es: Friss oder stirb. Sterben wollte ich noch nicht, zumin-dest nicht, bevor das Buch fertig ist. Also war die Wahl entschieden.Zaghaft fing ich an, auf meiner Computertastatur zu klimpern, unterverzweifeltem Kramen in meinen Zetteln.

Es wird so gegen 17 Uhr gewesen sein, als meine Tochter vor Dun-kelwerden den Heimweg nach München antrat. Und jetzt will meinegeschätzte Leserschaft wissen, wann ich ins Bett kam? Am folgendenMorgen um halb drei. Ich hatte’s kapiert!

Sicherlich wird es Ihnen am Anfang Ihrer Computerkarriere genau-so ergangen sein. Es macht nun dermaßen Spaß, dass ich, gelegentlichunter Zuhilfenahme des einen oder anderen Spickzettels, fast nurnoch am Computer sitze, ab und zu einen Hilfeschrei an Chris oderTöchterlein loslasse, wenn der Computer mal wieder spinnt oder dieneue (falsche) Tintenpatrone nicht in den Drucker passen will.

Meine Tochter, die mir das alles beigebracht hat und die ich nochvor 45 Jahren als winziges Baby liebevoll in meinen Armen wiegte,ohne ahnen zu können, was sie mir alles einbrocken würde, ist jetztziemlich stolz auf ihren alten Vater.

Was ich mit dieser sehr kurzen Einleitung sagen will: Es gibt sicherviele Menschen (wie mich), die Computer strikt ablehnen, weil sieglauben, zu alt dafür zu sein oder nicht damit umgehen zu könnenoder gar zu wollen. Aber nehmen Sie mich: Einen größeren Ignorantenhat es nie gegeben und wird es mit Sicherheit nicht mehr geben.

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Und sogar dieser alte Trottel hat’s noch gelernt, und das will washeißen.

Wenn Sie also selbst ein erlebnisreiches Leben hinter sich habenund Ihre Erlebnisse der Nachwelt erhalten wollen, dann schnappen Siesich Ihren 7-jährigen Enkel oder Ihre 45-jährige Tochter und lassensich das Hexenzeug (das gar keines ist) erklären. Sie werden vielFreude daran haben. Sie und ich haben sicher so viel erlebt, dasses doch schade wäre, wenn das alles verloren ginge. Man brauchtnun nicht gerade ein Buch schreiben zu wollen, aber ein Beitragfür die Familienchronik tut´s auch. Sonst hat schon die übernächsteGeneration vergessen, dass Sie gelebt haben, oder weiß nicht einmal,wer Sie überhaupt waren. Sie dürfen nicht einfach so spurlos aufNimmerwiedersehen von der Bühne verschwinden. Das wollen Siedoch nicht, oder?

Ehrlich gesagt, wollte ich es zunächst auch nur bei diesen dreiWunschgeschichten belassen. Und von einem Buch träumte ich schongleich zehnmal nicht. Aber nach diesen drei Erzählungen fiel mirimmer wieder etwas Neues ein und dann noch etwas, und das gehörteda hinein, und dann kam die große Schere und die Leimtube unddann wurde geschnippelt und geklebt auf Teufel komm raus, bis ichmich selber nicht mehr auskannte und wusste, wo was hingehörte.

Das war der point of no return. Entweder hörst du auf oder dumachst weiter. Und da mein Kopf langsam brummte vor lauter Ideen,wählte ich Letzteres.

Ich denke oft an Hemingway (auch hier ein kategorisches »Nein«zu dem, was Sie jetzt denken, so von wegen: Jetzt ist er total überge-schnappt. Nein und nochmals nein. Ich denke an etwas ganz anderes):Wie hat der arme Kerl das bloß gemacht? Er hatte doch auch nurseine alte, klapprige Reiseschreibmaschine dabei, während ihm inSpanien die Kugeln um die Ohren flogen oder er irgendwo seinen OldMan aufs Papier klopfte. Und eine Schere hat er bestimmt auch nichtgehabt. Zudem gibt es in den meisten Schützengräben keinen Leim.Respekt!

Aber nicht missverstehen: Das vorliegende Buch beansprucht nicht,sich messen zu wollen mit dieser oder anderen Größen auf diesem Ge-

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biet. Hierin sind meine eigenen Erlebnisse verwurschtelt, wie sie mirgerade in den Sinn kamen, wie sie aus meinem alten Hirn sprudeln– wie ein Wasserfall. Und ein Wasserfall ist auch nicht zu stoppen,wild oder kanalisiert. Und erst sukzessive reifte nach vielen kleinge-schriebenen Seiten die Idee: Weiter so, vielleicht wird’s dann dochnoch mal ein Buch. Und wenn ich meinen Gedanken freien Lauf lasse,dann wollen sie einfach nicht mehr aufhören. Immer wieder fällteinem etwas ein, und dann ist ein Computer ein besseres Hilfsmittelals Schere und Leim. Man braucht bloß einen Cursor … wo isser dennjetzt schon wieder …?

Dann kann’s losgehen. Und jedes Mal sitze ich da und staune unddenke mir: armer Hemingway.

Was Sie hier also vor sich haben, sind meine ungeschönten Er-innerungen und Erlebnisse, vom Babyalter bis zum Greis. Das wärevielleicht sogar ein Buchtitel, aber der lockt wohl keinen Hund hinterdem Ofen hervor, geschweige denn einen Leser in einen Buchladen.Ich versuch’s deshalb mal mit »Vom Tretauto zum Schlachtschiff«.Klingt besser, wäre aber zunächst nur ein Arbeitstitel. Na, schaumeramal, hat ein süddeutscher Fußballer einmal gesagt, dann sehn mascho.

Es kümmert mich wenig oder überhaupt nicht, wie oder was andereunter gleichen Umständen geschrieben haben könnten.

Ich möchte meiner Freude Ausdruck verleihen, dass ich ein glück-liches Kind war und ein ebensolcher Mensch bin, der dankbar undbewusst leben durfte, und genau das möchte ich Ihnen weitergeben,auch deshalb, damit nichts für die Familie verloren geht. Man mussnicht alles haben wollen im Leben. Eine gewisse Bescheidenheit istimmer klug, auch wenn die Perspektiven noch so verlockend sind.Ein Beispiel aus meinem Leben: Ich hätte den tollsten Job haben kön-nen, hätte für immer ausgesorgt, aber dann hätte Blut an meinenHänden geklebt. Der Job bestand darin, Panzer ab Werk in andereLänder zu verkaufen. Und das sind ja in allen Fällen Krisengebiete.Nach einem aussichtsreichen Bewerbungsgespräch habe ich mir dieFreiheit genommen, dankend abzulehnen. Und ich habe lebenslang

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ein ruhiges Gewissen haben dürfen. Diese Entscheidung ermöglichtes mir heute, ein fröhliches Menschenkind zu sein, ohne Kummerund ohne Sorgen. Den einzigen Kummer, den ich mit mir rumtrage,ist der Verlust meiner geliebten Gabriele im Jahre 2007.

Ich danke insbesondere den vielen Tausenden von Menschen inaller Herren Länder, mit denen ich in Kontakt kommen durfte. Siealle waren Protagonisten meines Lebens, ohne die dieses Buch nureine leere Hülle geblieben wäre. Der göttlichen Vorsehung danke ichfür dieses schöne Leben, sowohl beruflich als auch privat, und für dieGesundheit, mit der ich all das Schöne mit so viel Freude bestehendurfte.

Und mit dieser Freude im Herzen will ich Sie jetzt nicht längerauf die Folter spannen und Sie loslassen auf mein Buch, das zumeistfröhliche, sehr viele selbstironische, aber auch einige nachdenklichePassagen enthält. Viel Spaß!

P.S.: Übrigens hat ein Freund zu mir gesagt, als er den ersten Teilgelesen hatte: »Du musst dir schon im Klaren darüber sein, dass deinRenommee gänzlich hinüber ist, wenn deine Kinder lesen, was du füreiner warst.«

Kein Problem, das wissen sie schon längst …

Ernst Rudolf HofmannDießen am Ammersee, Weihnachten 2012

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Teil 1… oder: Der Selbstversuch, von einem Baby zu einem halbwegsordentlichen Menschen heranzuwachsen

Chronik meines Lebens und der aufkeimenden Liebe zur ChristlichenSeefahrt

Wie aus zuverlässiger Quelle, dem Babybuch, zu entnehmen ist, wurdeich am 10. April 1931 in meinem Beisein und dem meiner Mutter umdreiviertel neun in der Früh in Probolinggo (Ost-Java) geboren. Sogarder geburtshelfende Arzt und die Hebamme waren dabei. Das istwichtig zu wissen, denn ich war eine sogenannte Trockengeburt. Dabeiwurde ich nicht, wie bei der Geburt üblich, hinausgeschwemmt, nach-dem die Fruchtblase meiner armen Mutter schon eine Stunde vorhergeplatzt war, sondern mehr oder weniger herzlos in die grausameWelthinausgezerrt. Späterer Kommentar meiner Schwester: »Armes Bubi.«

Ich wuchs völlig behütet auf, nicht aber, bevor ich das zu meinemdritten Geburtstag erhaltene Tretauto am Gartenzaun völlig zerlegthatte. Den Trick dazu hatte ichmir bei unserem Chauffeur abgeschaut,der mit unserem Auto an Ort und Stelle rückwärts in den Straßengra-ben gefahren war. Die Strecke von der Straße zum Gartenzaun warabschüssig, was den Vorteil hatte, dass man weder zu treten noch zubremsen brauchte. Das alles übernahm der Gartenzaun, aber so etwashält auch das beste Tretauto nicht aus.

Weitere Kalamitäten dieser Art wurden durch die Versetzung un-seres Vaters in seinen letzten Standort Bandoeng zur Krönung seinerLaufbahn verhindert. Von dort wurden mir keine besonderen Vor-kommnisse mehr überliefert. Ich war scheinbar auf dem Weg, zu

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Mein Tretauto –das erste meinerLieblingsspielzeuge(daneben Schwes-ter Liselotte)

einem anständigen Kerlchen (Anm. d. Verf.: Man beachte das Wortscheinbar, nicht anscheinend!) heranzuwachsen.

Meine Schwester, die noch vor meiner Ankunft aus dem Engels-reich getönt hatte, wenn’s ein Bub werde, dann stecke sie ihn gleichins Waisenhaus, hielt seitdem ein liebevolles und wachsames Auge aufmich. In Ermangelung einer Schwester musste ich halt in die Schwes-terrolle schlüpfen. Ihre lebensgroße Puppe wurde ausgezogen undderen Kleider kurzerhand mir verpasst und, wie die Fotos von damalsdokumentieren, ich schien auch als Mädchen ganz passabel ausgese-

3-jährig in Bando-eng mit Mutter

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Solch Schindluderhat man schondamals mit mirgetrieben …

hen zu haben. Trotzdem bin ich mit meiner Männerrolle mehr alszufrieden gewesen (sonst hätte ich ja auch nicht den Seemannsberuf,der mich so faszinierte, gewählt).

Meine Liebe zur Seefahrt keimte wohl schon in dem Moment,als ich auf dem Kinderdeck unseres heimwärts kehrenden Passagier-dampfers bis an die Oberkante des Schutznetzes kletterte, weil ich derMeinung war, nur von dort oben die Delfine besser beobachten zu kön-nen. Das scheint einer der Herzinfarkt nahen Momente gewesen zusein, in die ich meine fürsorglichen Eltern wohl oftmals gebracht habe.

Der nächste wassernahe Augenblick war der, als wir dem in Co-lombo bereits abgefahrenen Dampfer mit einem Motorboot nach-stürmten, weil unser herzensguter Vater die Abfahrt unseres Schiffesverpasst hatte. Das Bötchen fuhr des Seegangs und der Geschwindig-keit wegen mehr unter als über dem Wasser. Jedenfalls scheint einaufmerksamer Steuermann auch mal rückwärts geschaut zu haben,und dann unserer der Dempo nacheilenden Nussschale ansichtig ge-worden zu sein. Das Schiff musste außerfahrplanmäßig stoppen. EinEintrag in das Schiffs-Logbuch war die Folge, und mein Vater konntesich seinen Rüffel beim Kapitän abholen.

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Teil 2… oder: Der Versuch des Nachweises, dass der Selbstversuch,von einem Baby zu einem halbwegs ordentlichen Menschen her-anzuwachsen, meiner Ansicht nach zumindest ansatzweise ge-lungen ist

Mein Schiff Nr. 1, die Koningin Emma

Meine erste Seereise begannmit einem donnernden, peinlichen, selbstinszenierten Eklat, von dem ich heute noch nicht weiß, ob ich ihnbereuen soll oder nicht. Zugegebenermaßen fehlte mir ein gerütteltMaß an Diplomatie (was ich auch heute noch nicht besitze). Aberwollen wir der Sache nicht vorgreifen.

Mein erstes Schiff, die Koningin Emma, benannt nach der Königin-Mutter, gehörte zwar nicht mir, sondern der Stoomvaart MaatschappijZeeland. Ein schwieriger und völlig irreführender Name, der so vielsagen will wie Dampfschifffahrtsgesellschaft Seeland. Erstens gibt es,wie bei fast allen Reedereien, keine Dampfschiffe mehr (außer viel-leicht noch dampfgetriebene Turbinenschiffe), aber der Name istseit Anbeginn eingebürgert und jeder kennt ihn. Zweitens wurde derHeimathafen von Vlissingen nach Hoek van Holland vor den TorenRotterdams verlegt.

Die KE, wie sie in Fachkreisen liebevoll genannt wurde, vermaß 4353Bruttoregistertonnen und war mit ihrer fast 24 Knoten gemessenenProbefahrtgeschwindigkeit – gute 44 km/h – eines der schnellstenFährschiffe auf der Nordsee. Ihr internationales Rufzeichen war PFKT.

Schmerzlich vermissten wir Stabilisatoren oder Schlingertanks,denn die Dünung kam auf der Überfahrt meist von querab, und da

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Foto: StoomvaartMij. Zeeland,PrivatsammlungErnst R. Hofmann

waren starke Mägen von Passagieren und Besatzung fast schon Voraus-setzung, aber nicht jeder hatte sie. Mir taten nur die armen Passagiereleid, die vom Oberdeck (natürlich an Luv, der demWind zugewandtenSeite) glaubten, ihr Innerstes den Fischen anvertrauen zu müssen. Ichwar auch nicht schlauer, sonst wäre ich nicht ausgerechnet ebenfallsan Luv nach hinten zum Mittagessen gegangen. Oh, wie schnell merktman, dass man etwas falsch gemacht hat, wenn man von oben bis un-ten bekleckert am Zielort, der Mess (Offiziersrestaurant), ankommt,was aber, wenn einen der Hunger treibt, dem keinen Abbruch tat. Dasrichtige Verhalten hat man notgedrungen schnell gelernt. Learningby doing.

Ich hatte einen tollen Chef, mit dem ich mich blendend verstand.Er war nicht so verdruckt wie sein Nachfolger auf der Jagersfontein,der glaubte, mir meine Karriere vermasseln zu müssen. Er war ehrlich,geradeaus, immer freundlich und vor allem ein guter Lehrmeister.Von ihm lernte ich allerlei Praktisches fürs Leben, zum Beispiel wieman aus Mattglanzfotos makellose Hochglanzfotos zauberte. Man legedie matten Fotos in lauwarmes Wasser und klebe sie dann bildseitigauf einen Spiegel über dem Waschbecken. Dabei das Wasser heraus-streichen, und wenn das Papier trocken ist, vorsichtig abziehen undfertig ist das Glanzfoto.

Ach ja, noch etwas habe ich gelernt: meinen Beruf. Er saß nureinmal bei der Hin- und Rückfahrt nebenmir. Bei der zweiten Ausreisemeldete er Scheveningen Radio: »QTO HK (Funkcode für: Ich habeden Hafen Hoek van Holland verlassen) bnd (bound for) Harwich.«Dann verdünnisierte er sich unter einem Vorwand und ward nichtmehr gesehen, mich verzweifelt zurücklassend. Plötzlich meldete sichHarwich-Radio und begehrte von mir die Ladungs- und Passagierliste.

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Oh Gott, wo war die? Irgendwo hatte ich sie gesehen, aber wo, undwas sollte ich jetzt tun? In höchster nervlicher Alarmbereitschaft warfich den Sender an und fragte, was er denn von mir wollte. »Pleasesend me your cargo list«, war seine höfliche Antwort. Die hatte ichinzwischen unter einem Wust von Papieren ausgegraben, und icherinnerte mich daran, was mein Chef gestern gemacht hatte. Alsofunkte ich, wie viele Passagiere wir an Bord hatten, wie viele Autosund wie viele Tonnen silver onions. Die Engländer schienen ganz wildgewesen zu sein auf unsere eingelegten Silberzwiebeln. Dann meldeteich mich brav bei Scheveningen Radio mit »QTP Harwich« (wir laufenin den Hafen von Harwich ein) ab, sodass er jetzt wusste, dass bei mirnichts mehr zu holen war, und da kam doch zufällig mein Chef zurTür herein … und sprach mir sein höchstes Lob aus. Durchgeschwitztbis aufs letzte Hemd fragte ich ihn, woher er das wisse? Er sagte,er habe unten in der Mess auch einen Empfänger stehen und allesmitgehört.

So etwas nennt man: Jemanden ins kalte Wasser schmeißen. Daspassierte mir noch einmal bei MAN (darüber im Teil 3 mehr), aberda war ich mit diesen Wassern schon gewaschen.

Meine Feuertaufe hatte ich mit diesem Späßchen also bestanden,und ab jetzt konnte es nur noch bergauf gehen. Das Lampenfieberwar vorbei, und fortan ließ ich ihn in der Mess bei seinem Bierchensitzen mit der Angabe, ich brauche ihn nicht mehr. Er war aber solieb, trotzdem ab und zu mal hereinzuschauen, denn unten war esihm doch zu langweilig, und so konnte ich auch mal einen Blick aufdie Brücke einer schnell fahrenden Kanalfähre werfen, als ich geradeden Kapitän antraf, der fluchend wie ein Berserker dort herumsprang.Was war geschehen? Ein norwegischer Tanker hatte ihm die Vorfahrtgenommen, und er musste deswegen einen Kreis fahren, um nichtmit ihm zu kollidieren. Der Norweger verfolgte, wie alle Wikinger vorihm, stur seinen Kurs.

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Casting-Foto Bavaria FilmGeiselgasteig

Ernst Hofmann, geboren 1931 auf Ja-va, verbringt seine prall gefüllte Lausbu-benzeit in München, die ihm das Prädi-kat »Tiger von Bogenhausen« einbringt.Die Nachkriegswirren verschlagen ihnin das Heimatland seiner Mutter, nachHolland.

Dort findet er nach seiner Schulzeitzu seinem Traumberuf als Seemann beider christlichen Handelsmarine.

Bald wird ihm klar, dass ein Weiter-kommen in seiner gewählten Laufbahnnicht garantiert ist. Deshalb investierter seine Ersparnisse in ein Ingenieurs-studium, das er cum laude abschließt.

Es eröffnet ihm den Eintritt für den Rest seines Berufslebens in Fir-men wie Daimler Benz, Motoren Werke Mannheim, MAN Augsburgund schließlich BMW in München.

Aus der Feder des Autors erscheinen seit 1962 eine Unmenge anBeiträgen in Zeitungen und Fachzeitschriften in den Niederlandenund in Deutschland auf dem Gebiet der Briefmarkenkunde, Modell-bahn, Nautik, Bahn- und Großmotorentechnik sowie Touristik undfernöstlichen Heiltherapie.

Sein erstes Fachbuch erschein in den siebziger und achtziger Jahrenin drei stark erweiterten Auflagen zum Thema UNTEA – Die Interims-regierung der Vereinten Nationen im ehemaligen Niederländisch NeuGuinea 1962–1963.

Ernst Hofmann lebt sowohl in München als auch in Dießen amAmmersee.

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Ingolf Ludmann-SchneiderJenseits, Tod und SterbenTod und Sterben sind immer noch ein großes Tabu inunserer Gesellschaft. Trotzdem fragen sich nicht weni-ge Menschen nach dem »wie« – und vor allem, nachdem »danach«. Ingolf Ludmann-Schneider hat aus Er-fahrungen, Fragen und Antworten ein beeindrucken-des Buch geschaffen, dass die Angst vor dem Verlust ei-nes geliebten Menschen oder Tieres nimmt, aber auchdie Angst vor dem eigenen »letzten Weg«.

ISBN: 978-3-943650-29-7www.pax-et-bonum-verlag.de

Ursula BohmDu bist das WunderWasmacht das Denkenmit unserer Seele, mit unseremKörper, mit unserem Glauben? Urusla Bohm nimmtunsmit in ihr Leben, das geprägt war von Armut, Grau-samkeit und körperlichemLeid. Dennoch verlor sie nieihren Glauben an Gott. Dann, in einer Nacht vollerSchmerzen geschah einWunder und ihr wurde eine Er-kenntnis offenbart.

ISBN: 978-3-943650-24-2www.pax-et-bonum-verlag.de

Thorsten SchatzPirato-Papagei – Gute-Nacht-Erzählungen fürKinderPapageien können sprechen – das ist nichts Neues.Aber Pirate-Papagei kann mehr! Er versteht die Spra-che der Tiere und Menschen. Als er gefangen wird undverkauft werden soll, kann er entkommen und fliehtmit Käpt’n Karacho und den Seeräubern der WildenWelle auf eine unbekannte Insel. Dort leben wundersa-me Tiere, die ein magisches Geheimnis hüten.Aber das Paradies wird von Tierfängern bedroht. Kön-nen Pirato-Papagei und seine Freunde die Tiere retten?

ISBN: 978-3-943650-53-2www.pax-et-bonum-verlag.de

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Im Verlag

sind weiterhin erschienen:

Die menschliche Welle (Bd. 1 – Ebbe) ISBN 978-3-943650-01-3Die menschliche Welle (Bd. 2 – Flut) ISBN 978-3-943650-04-4Irrlichter des Todes ISBN 978-3-943650-33-4Glück schenken ISBN 978-3-943650-14-3Überraschung!Das ultimative Geschenkbuch ISBN 978-3-943650-71-6Brevier für Pauline ISBN 978-3-943650-69-3Shiva kläfft –Der berühmteste Hund von Berlin ISBN 978-3-943650-28-0Kids im Internet ISBN 978-3-943650-09-9

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