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Modell Deutschland – Klimaschutz bis 2050 Vom Ziel her denken Eine kohlenstoffarme Wirtschaft in Deutschland ist ohne Einschränkungen des Lebensstan- dards möglich – wenn wir jetzt beginnen. Das ist das wichtigste Ergebnis einer aktuellen Studie des Instituts Prognos und des Ökoinstituts im Auftrag des WWF. Daten und Fakten: Gebäudesektor (Raumwärme / Warmwasser) Seite 1 von 2 _________________________________________________________________________________________________________ WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz). Die wichtigsten Ergebnisse der Studie auf einen Blick Zentrale Stellschrauben zur Senkung von CO 2 - Emissionen in Gebäuden sind die Minderung des Energiebedarfs für die Erzeugung von Raumwärme und der stärkere Einsatz von erneuerbaren Energien. Für private Haushalte verringert sich der Heizwärmebedarf von 2005 bis 2050 schritt- weise um ca. 85 Prozent. Zudem wird der Energiebedarf für Warmwasser stark gesenkt. Damit sinken die energiebedingten CO 2 - Emissionen in den privaten Haushalten schritt- weise um 98 Prozent. Auch im Sektor Dienstleistungen findet ein großer Teil der Emissionsminderung bei der Raumwärme statt. Der Raumwärmebedarf von Dienstleistungsgebäuden sinkt bis zum Jahr 2050 sowohl bei Neubauten als auch im Be- stand auf nahezu Null. Da im gewerblichen Sektor Gebäude eher abgerissen und neu ge- baut als saniert werden, erfolgt die Senkung des Raumwärmebedarfs hier schneller als bei den privaten Haushalten. Ähnliches gilt für den Raumwärmebedarf im Sektor Industrie. Der Raumwärmebedarf von Gebäuden wird insgesamt sowohl im Neubau als auch bei be- stehenden Gebäuden durch bauliche Maß- nahmen (Wärmedämmung der Gebäudehülle und der Fenster) und den Einsatz neuer Technik und erneuerbarer Energien bis 2050 schrittwei- se nahezu auf Null reduziert. Die Sanierungsrate bestehender Gebäude wird ab 2012 schrittweise von knapp einem Prozent auf ca. zwei Prozent verdoppelt. Die Qualität von Sanierungsmaßnahmen wird auf 90 Prozent gesteigert. Das bedeutet, dass sa- nierte Teile eines Gebäudes dann 90 Prozent weniger Energie verbrauchen als vor der Sanie- rung. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Warmwasser sinkt bei steigendem Komfort durch den Ein- satz Wasser sparender Armaturen um mehr als zehn Prozent. Der Energiebedarf zur Erzeu- gung von Warmwasser wird dadurch bis 2050 um 37 Prozent gegenüber 2005 abgesenkt. Die Nutzung von elektrischen Geräten wird im Faktenblatt Elektrogeräte behandelt. Hindernisse in der Umsetzung von Re- duktionsmaßnahmen Ein großes Hindernis ist die unzureichende Schärfe und Umsetzung von Gesetzen. Vor allem die energetischen Standards für Gebäude sind derzeit zu niedrig und der Vollzug der Ge- setze mangelhaft. Ein weiteres, zentrales Hindernis sind die schleppenden Sanierungsquoten vor allem

"Modell Deutschland" - Gebäude

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Das Faktenblatt fasst die wichtigsten Ergebnisse der WWF-Studie "Modell Deutschland - Klimaschutz bis 2050" für den Bereich der Gebäude zusammen. In der Studie zeigt der WWF technisch mögliche und wirtschaftlich bezahlbare Wege in eine CO2-arme Zukunft.

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Modell Deutschland – Klimaschutz bis 2050 Vom Ziel her denken

Eine kohlenstoffarme Wirtschaft in Deutschland ist ohne Einschränkungen des Lebensstan-dards möglich – wenn wir jetzt beginnen. Das ist das wichtigste Ergebnis einer aktuellen Studie des Instituts Prognos und des Ökoinstituts im Auftrag des WWF.

Daten und Fakten: Gebäudesektor (Raumwärme / Warmwasser)

Seite 1 von 2

_________________________________________________________________________________________________________WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz).

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie auf einen Blick

• Zentrale Stellschrauben zur Senkung von CO2-Emissionen in Gebäuden sind die Minderung des Energiebedarfs für die Erzeugung von Raumwärme und der stärkere Einsatz von erneuerbaren Energien.

• Für private Haushalte verringert sich der Heizwärmebedarf von 2005 bis 2050 schritt-weise um ca. 85 Prozent. Zudem wird der Energiebedarf für Warmwasser stark gesenkt. Damit sinken die energiebedingten CO2-Emissionen in den privaten Haushalten schritt-weise um 98 Prozent.

• Auch im Sektor Dienstleistungen findet ein großer Teil der Emissionsminderung bei der Raumwärme statt. Der Raumwärmebedarf von Dienstleistungsgebäuden sinkt bis zum Jahr 2050 sowohl bei Neubauten als auch im Be-stand auf nahezu Null. Da im gewerblichen Sektor Gebäude eher abgerissen und neu ge-baut als saniert werden, erfolgt die Senkung des Raumwärmebedarfs hier schneller als bei den privaten Haushalten. Ähnliches gilt für den Raumwärmebedarf im Sektor Industrie.

• Der Raumwärmebedarf von Gebäuden wird insgesamt sowohl im Neubau als auch bei be-stehenden Gebäuden durch bauliche Maß-nahmen (Wärmedämmung der Gebäudehülle

und der Fenster) und den Einsatz neuer Technik und erneuerbarer Energien bis 2050 schrittwei-se nahezu auf Null reduziert.

• Die Sanierungsrate bestehender Gebäude wird ab 2012 schrittweise von knapp einem Prozent auf ca. zwei Prozent verdoppelt. Die Qualität von Sanierungsmaßnahmen wird auf 90 Prozent gesteigert. Das bedeutet, dass sa-nierte Teile eines Gebäudes dann 90 Prozent weniger Energie verbrauchen als vor der Sanie-rung.

• Der Pro-Kopf-Verbrauch von Warmwasser sinkt bei steigendem Komfort durch den Ein-satz Wasser sparender Armaturen um mehr als zehn Prozent. Der Energiebedarf zur Erzeu-gung von Warmwasser wird dadurch bis 2050 um 37 Prozent gegenüber 2005 abgesenkt.

• Die Nutzung von elektrischen Geräten wird im Faktenblatt Elektrogeräte behandelt.

Hindernisse in der Umsetzung von Re-duktionsmaßnahmen

• Ein großes Hindernis ist die unzureichende Schärfe und Umsetzung von Gesetzen. Vor allem die energetischen Standards für Gebäude sind derzeit zu niedrig und der Vollzug der Ge-setze mangelhaft.

• Ein weiteres, zentrales Hindernis sind die schleppenden Sanierungsquoten vor allem

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Die Faktenblätter zur Studie auf einen Blick: Überblick über die Gesamtstudie, Gebäudesektor, Elektrogeräte, Industrie, Verkehr-sektor, Elektrizitätsversorgung, Landwirtschaft. _________________________________________________________________________________________________________WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz).

bei den privaten Haushalten und die mangeln-de Qualität von Sanierungsmaßnahmen.

• Grund dafür ist unter anderem das so genannte Vermieter-Mieter-Dilemma: Ein Vermieter kann die Sanierungskosten nur geringfügig auf den Mieter umlegen und profitiert deshalb nicht direkt von den Maßnahmen. Der Mieter wie-derum kann die Sanierung nicht beim Vermie-ter einklagen, obwohl er über verringerte Heiz-kosten von der Sanierung direkt profitieren würde.

• Zudem gelten diverse staatliche Förderpro-gramme als ineffektiv und im Umfang zu ge-ring.

• Die Technologien zum Erreichen der darge-stellten Veränderungen im Gebäudebereich sind heute schon zum großen Teil vorhanden, teilweise bedarf es aber noch erheblicher Inno-vationen. Vor allem durch die Erhöhung der Sanierungsrate werden vornehmlich beim Ge-bäudebestand Mehrkosten entstehen, die nur teilweise durch Einsparungen beim Energie-verbrauch kompensiert werden können.

Lösungsstrategien

Die wichtigsten Lösungsstrategien bestehen in: • einer Verschärfung der Neubaustandards auf

einen maximalen jährlichen Endenergie-verbrauchswert (Endenergie: Energie, die beim Verbraucher abzüglich Transport- und Um-wandlungsverlusten ankommt) für Raumwärme von 20 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratme-ter ab 2015, 10 kWh ab 2020 und ab 2025 ge-mäß des Nullenergie- beziehungsweise Plus-energiehausstandards. D. h. dort entsteht im Endeffekt kein Überschuss an Energie am Ende des Jahres bzw. wird sogar durch den Einsatz von erneuerbaren Energien mehr Energie er-zeugt als verbraucht.

• einer Verschärfung der Standards für den Gebäudebestand auf 60 Kilowattstunden pro Quadratmeter ab 2020, 40 kWh ab 2030 und auf 10 kWh bis 2050 und damit unter den heu-tigen Standard von Passivhäusern (15 kWh/m2).

• einer Fortsetzung und Forcierung sowie effi-zienteren Gestaltung der Förderprogramme zur Gebäudesanierung zur Absicherung von Sanierungsraten größer als zwei Prozent pro Jahr und einer Sanierungseffizienz von lang-fristig 90 Prozent.

• Der Wiedereinführung der steuerlichen Ab-setzbarkeit von Energieeffizienzinvestitionen im Gebäudesektor.

• in einer Auflösung des Vermieter-Mieter-Dilemmas durch entsprechende Änderungen im Mietrecht – etwa durch ein Mietminde-rungsrecht für Mieter, wenn ein Vermieter ein Gebäude nicht ausreichend saniert.

Weitere Hintergrundinformationen zur Studie „Modell Deutschland – Klimaschutz bis 2050“ finden Sie im Internet unter www.wwf.de/klima2050.

Weitere Informationen:

Brick Medak, Referent Deutsche Klima- und Energiepolitik, WWF Deutschland, Tel.: 030 / 308742-35, Fax: -50, [email protected]

Regine Günther, Leiterin Klimaschutz und Ener-giepolitik, WWF Deutschland, Tel.: 030 / 308742-18, Fax: -35, [email protected]