09.12./16.12.2009/13.01.2009 1. Methoden und Probleme 2

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09.12./16.12.2009/13.01.2009

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Methoden und Probleme

2

Körpergebunden Erstreckt sich in der

Zeit

Benötigt ein Werkzeug

Hat eine räumliche Ausdehnung

GESPROCHENE SPRACHE GESCHRIEBENE SPRACHE

3

Schrift = sekundäres Zeichensystem

Abhängigkeit der geschriebenen Sprache von der gesprochenen

Schriftsprache = eigener Forschungsgegenstand, der theoretisch und methodisch von der gesprochenen Sprache zu unterscheiden ist

DEPENDENZHYPOTHESE AUTONOMIEHYPOTHESE

4

Linguistisches Argument: Schrift ist nur eine Visualisierung von Sprache,

in Buchstaben umgesetzter Schall Entwicklungspsychologisches

Argument: Schrift wird später erworben als Sprache

Logisches Argument: Sprache existiert ohne Schrift, aber Schrift

nicht ohne Sprache Funktionales Argument:

Gesprochene Sprache wird häufiger eingesetzt als geschriebene 5

Strukturelles Argument Die Schrift besteht aus diskreten

Einheiten, die gesprochene Sprache stellt ein Kontinuum dar

6

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badip = banca dati dell‘italiano parlato

8

http://languageserver.uni-graz.at/badip/badip/20_corpusLip.php

Tipo A: scambio comunicativo bidirezionale con presa di parola libera faccia a faccia: - conversazioni in casa - conversazioni sul luogo di lavoro - conversazioni nell'ambito scolastico

e universitario - conversazioni in luoghi ricreativi e

sui mezzi di trasporto.9

Tipo B: scambio comunicativo bidirezionale con presa di parola libera non faccia a faccia - conversazioni telefoniche normali - conversazioni telefoniche

registrate alla radio - messaggi registrati nelle

segreterie telefoniche.

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Tipo C: scambio comunicativo bidirezionale con presa di parola non libera faccia a faccia - assemblee legislative - dibattiti culturali - assemblee studentesche - assemblee sindacali - incontri di lavoratori - interrogazioni nella scuola elementare - interrogazioni nella scuola secondaria - esami universitari; - interrogatori processuali - interviste alla radio e alla televisione.

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Tipo D: scambio comunicativo unidirezionale in presenza del/i destinatario/i - lezioni di scuola elementare - lezioni di scuola secondaria - lezioni universitarie - relazioni a congressi o convegni politici e

sindacali - relazioni a congressi o convegni scientifici - comizi politici - omelie - conferenze non specialistiche - arringhe giudiziarie.

12

Tipo E: scambio comunicativo unidirezionale o bidirezionale a distanza o differito su testo non scritto - trasmissioni televisive - trasmissioni radiofoniche.

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http://ww

w.clips.unina.it/it/corpusview

er.jsp

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SPEAKERS_inf.   INp1: L. L., M, 18, Bagno a Ripoli(FI), spontaneo,

fluente, G>F INp2: R. F., M, 18, Bagno a Ripoli(FI), spontaneo,

fluente, F>G     RECORDING_inf.   TYP: DAT LOC: Firenze/abitazione DAT: 04/02/01 DUR: 15.25,336 CON: buone. In alcuni punti il segnale satura e dopo i tredici minuti si registra anche un'alternanza nella variazione di volume

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TRANSCRIPTION_inf.  DAT: 12/02/02CMT: Nst: 435

18

p1G#1: allora <breath> <sp> <inspiration> la partenza <breath>

<tongue-click> starebbe / l'hai presente <sp> <inspiration>

quella televisione ? <sp> in basso a sinistra ?

  p2F#2: sì<ii> #<G#3> <breath>#   p1G#3: #<F#2> ecco# {<NOISE> <lp> a

sinistra della televisione}   p2F#4: okay    

19

p1G#5: sulla verticale della macchinina   p2F#6: verticale ?   p1G#7: sì   p2F#8: la partenza ?   p1G#9: sì <sp> a metà <sp> fra la

macchinina e il fondo del foglio    

20

<sp>

p2F#10: a metà <sp> <eeh> come fra<aa> la macchina e il fo+ / e la

fine del foglio ? #<G#11> o<oo>#   p1G#11: #<F#10> sì# , a metà fra la macchina e la fine

del #<F#12> foglio <tongue-click> okay ?# a sinistra della

#<F#12> televisione#   p2F#12: #<G#11> okay <sp> sì# <lp> #<G#11>

<tongue-click> okay#   p1G#13: poi <inspiration> {<NOISE> scendi} un po'

andando a destra e giri intorno <vocal> alla televisione […]

21

Die Ethnomethodologie

Eine Forschungsrichtung zwischen Soziologie, Anthropologie & Linguistik

22

I. Definition

II. Geschichte

III. Verfahrensweise

IV. Forschungsergebnisse

V. Kritik

VI. Auswahlbibliographie

23

Ethnomethodologie simplifiziert: „Lehre“ von der „Methodik“ derer sich

ein „Volk“ bedient, (um im Alltag zu interagieren)

Forschungskonzept und Analyseverfahren In Deutschland sprachwissenschaftlich

rezipiert; in den USA eher soziologisch/anthropologisch Ideologie:

Gesellschaftliche Wirklichkeit wird erst durch Interaktion ihrer Mitglieder erschaffen (lokal, situativ, audiovisuell)

Definition

Geschichte

Verfahrensweis

e

Forschungserg.

Kritik

Auswahlbiliograp

hie

24

Forschungsschwerpunkt: Alltagsgespräche

Analyse der (unbewussten) Methodik, die in

Alltagsgesprächen zugrunde liegt „Ethnomethodologie bezeichnet daher die von den

Mitgliedern einer Gesellschaft im Handlungsvollzug

praktizierte Methodologie, über welche die […]

gesellschaftliche Wirklichkeit und soziale Ordnung

erst produziert wird“ (BERGMANN, 11f.)

Definition

Geschichte

Verfahrensweis

e

Forschungserg.

Kritik

Auswahlbibliogra

phie

25

begründet durch HAROLD GARFINKEL Ende 60er Jahre, anknüpfend an „ethnoscience“

ausgeprägt u.a. in Studies in ethnomethodology (1967)

Wegbereiter der Konversationsanalyse in Deutschland in den

70er Jahren

basiert auf Arbeiten von ALFRED SCHÜTZ

weiter geführt von HARVEY SACKS und EMANUEL

SCHEGLOFF (Schüler GARFINKELS)

viele Analysestudien von Alltagsgesprächen

Definition

Geschichte

Verfahrensweis

e

Forschungserg.

Kritik

Auswahlbibliogra

phie

26

Material: nicht literarisch, nicht fiktiv authentisch

Aufzeichnungen von alltäglichen Interaktionen

analysiert wird immer situativ keine Generalisierung

Aufstellung eines Methodenkatalogs nicht sinnvoll/möglich

Verfahrensweise an sich:

Material beschaffen (dauerhaft aufzeichnen)

genaue (!) Transkriptionen anstellen

Transkriptionen analysieren (Regeln, Abweichungen, Probleme)

Analytiker muss „intuitiv“ handeln; muss sich in Situationen

hineinversetzen können

Definition

Geschichte

Verfahrensweis

e

Forschungserg.

Kritik

Auswahlbibliogra

phie

27

in Interaktion kommt es vor, dass nicht alle Inhalte

vom Gegenüber verstanden werden durch Deiktika (hier, da, so) oder Autosemantika (so ist das Leben) =>

indexikalische Ausdrücke

verweisen auf etwas, das sich erst durch spezifischen Kontext ergibt

muss vom Gegenüber erstellt werden (Reflexivität)

oft wird Unkenntnis verschwiegen es wird erwartet, dass eventuelle

Wissenslücke (lacks) im späteren Verlauf noch geschlossen wird

direktes Ansprechen von indexikalischen Ausdrücken führt oft zu

Verstörung beim Gegenüber (eventuell zum Gesprächsabbruch)

Definition

Geschichte

Verfahrensweis

e

Forschungserg.

Kritik

Auswahlbibliogra

phie

28

Es gibt eine „anonyme Maschine“ (SACKS) beim

Menschen, die Gespräche zu einem erfolgreichen

Abschluss bringen natürliches Repertoire an

Methoden (de BEAUGRANDE).

Zu Grunde liegende Methodik vom Kulturkreis

abhängig

Gespräche laufen in turns ab, sind sequenziell

Mustern folgen Mustern (Gruß-Grußerwiderung, Bitte-

Nachkommen der Bitte etc.)

Definition

Geschichte

Verfahrensweis

e

Forschungserg.

Kritik

Auswahlbibliogra

phie

29

keine starre Abfolge der Sequenzen in Gesprächen

Gespräche können korrigiert werden

(selbst oder durch den Gesprächspartner)

Interaktion gilt als erfolgreich, wenn keine zu großen

Lücken (gaps) zwischen den Sprecherwechseln

entstehen oder die Kommunikation ganz abbricht

(breakdown) und beide ihr Anliegen klar gemacht

haben

Definition

Geschichte

Verfahrensweis

e

Forschungserg.

Kritik

Auswahlbibliogra

phie

30

Definition

Geschichte

Verfahrensweis

e

Forschungserg.

Kritik

Auswahlbibliogra

phie

Verfahren berücksichtige auch kleinste, non-

verbale Äußerungen in einem Gespräch und

verhindere damit eine „‘Amputation‘ realer

Interaktionszusammenhänge“ (HEINEMANN,

56).

Analytiker müsse selbst über ausreichenden

Verstehenshorizont verfügen und theoretisch

Gespräche genau so erleben können, um

Material hinreichend bearbeiten zu können

(BRINKER, 126).

Definition

Geschichte

Verfahrensweis

e

Forschungserg.

Fallbeispiele

Auswahlbibliogra

phie

BEAUGRANDE, Robert de, New Foundations for a Science of Text and Discourse – Cognition, Communication, and the Freedom of Access to Knowledge and Society, New Jersey, Ablex, 1997, 319-325.

  BERGMANN, Jörg R., “Ethnomethodologische Konversationsanalyse“, in:

SCHRÖDER, Peter (Hrsg.), Dialogforschung, Düsseldorf, Schwann, 1981, 9-52.

BRINKER, Klaus, SAGER, Sven F. (Hrsg.), Linguistische Gesprächsanalyse – Eine Einführung, 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Berlin, Schmidt, 2006, 14-19,120-127.

GARFINKEL, Harold, Studies in Ethnomethodology, Englewood Cliffs, N.J., 1967.

HEINEMANN, Margot/Wolfgang, Grundlagen der Textlinguistik – Interaktion - Text - Diskurs, Tübingen, Niemeyer, 2002, 53-59.

JUCHEM, Johann G., Kommunikation und Vertrauen – Ein Beitrag zum Problem der Reflexivität in der Ethnomethodologie, Aachen, Alano, 1988, 14-17.199ff.

LINKE, Angelika, NUSSBAUMER, Markus, PORTMANN, Paul R. (Hrsg.), Studienbuch Linguistik, 4. unveränderte Auflage, Tübingen, Niemeyer, 2001, 258-259.

SAVILLE-TROIKE, Muriel, The Ethnography of Communication – An Introduction, 2. unveränderte Auflage, Oxford, Blackwell, 1989, 130-133.

33

Systematische Erforschung der Bedingungen und Regeln der „natürlichen“ Gesprächskommunikation

Wissenschaftliche Darlegung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten

34

Strukturbezogene Perspektive:Ermittlung der gesprächskonstitutiven Einheiten

Prozedurale Perspektive: Fokus auf der Herausbildung des Gesprächsverlaufs

35

StrukturbezogenHandlungsresultat (actum): Analyse der vollständig konstituierten Handlung

Prozedural Handlungsvollzug (actio): Analyse des Handelns in seinem Entwicklungsprozess

36

Ermittlung der gesprächskonstitutiven Einheiten Gesprächsschritt, -sequenz, -phase

Beschreibung derer als Elemente der Gesprächsstruktur auf verschiedenen sprachtheoretischen Ebenen (Äußerungs-, Bedeutungs-, Handlungs- u. Beziehungsebene)

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Grundeinheit des Gesprächs

Einzelner Sprecherbeitrag

≠ Hörersignale: mhm, ja, hmm, ja ja, ach ja, wirklich?, genau, eben, tja, so so

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kommunikativ-funktional definiert

zusammengehörige Gesprächsschritte

durch Erwartbarkeit z.T. stark konventionalisiert (z.B. Frage – Antwort)

39

Eröffnungsphase: Situationsdefinition und Herstellung der Gesprächsbereitschaft

Kernphase: Abhandlung der Themen und Zielverfolgung

Beendigungsphase: gemeinsame Auflösung der Gesprächsbereitschaft

40

Rekonstruktion der interaktiven Verfahren

Untersuchung der zugrunde liegenden Prinzipien bei der Herausbildung des Gesprächsverlaufs

41

Gesprächsorientiertes Alltagswissen

Partner- und Selbsteinschätzung

Verfügung über Handlungsroutinen und Handlungsnormen

42

Untersuchung der wichtigsten Merkmale auf der Ebene der Mikrostrukturen:

Themenprägnanz Direktionalität Intentionalität Validität Relevanz

43

Sinnhaftigkeit für den Adressaten

Bsp.: Abstreiten der

Themenprägnanz („Das müssen Sie ihr sagen, nicht mir!“)

Zurückweisen z.B. durch Hinweis auf Gesprächsnormen („Wir haben doch darüber geredet!“)

44

Klarheit über den Adressaten

Kennzeichnung des neuen Adressaten durch neue Körperorientierung und ggf. Unterbrechung

Sprachliches Anzeigen plötzlicher Umorientierung durch Gliederungswörter und Unterbrechungen

45

Klarheit über die Absicht des Sprechersz.B.:

Konvention bei Telefongesprächen: Angabe des Grundes für den Anruf nach Begrüßungsritual („Ich wollte nur mal hören, wie es dir geht.“)

46

Verhandlung der Gültigkeit eines Beitrags

Abstreiten oder Infragestellung der Validität bei unangemessenen Äußerungen, z.B. durch den Versuch einer anderen Themenfokussierung

47

Klarheit über die Bedeutsamkeit der Äußerung

Direkte Hinzufügung z.B. beim Fragen nach dem Weg: „Ich habe es sehr eilig!“ Anzeigen hoher Relevanz

48

Typen des Wechsels: a) hinsichtlich der

Entscheidung: Selbstwahl, Fremdwahl, Gesprächsleiterwahl

49

b) hinsichtlich des relativen Zeitpunkts: Wechsel nach Unterbrechung oder Pause; glatter Wechsel

50

Festlegung und Typisierung der Sequenzen in ihrem Gesamtzusammenhang auf abstraktem, kommunikativ-funktional definiertem Niveau

Unterschiedliche Ergebnisse je nach Theorie

51

Die Aufzeichnung von Gesprächen

Die Phasen einer empirischen Dokumentation

1. Allgemeines

2. Die 3 Phasen der empirischen DokumentationHeuristische Phase

Technische PhaseAnalytische Phase

1. Allgemeines

• Forschungsprozess

• Schritte einer empirischen Studie in der linguistischen Gesprächsanalyse

Die Phasen einer empirischen Dokumentation

• wie man zu Erkenntnissen in der Gesprächs- linguistik kommt

2. Die 3 Phasen der empirischen Dokumentation

Empirische Studie kann in drei aufeinander- folgende Phasen unterteilt werden

• heuristische Phase

• technische Phase

• analytische Phase

Die Phasen einer empirischen Dokumentation

Heuristische Phase

• Entwicklung neuer Fragestellungen und Hypothesen

• zwischen zwei Möglichkeiten unterscheiden, wie Fragestellungen und Hypothesen abgeleitet werden können

Die Phasen einer empirischen Dokumentation

• Heuristik = Wissenschaft von den Verfahren, Probleme zu lösen

problemorientiertes Vorgehen

materialorientiertes Vorgehen

Die Phasen einer empirischen Dokumentation

Heuristische Phase a) problemorientiertes Vorgehen

• Fragen und Hypothesen leiten sich aus der theoretischen Auseinandersetzung mit verschiedenen Begriffen, Kon- zepten oder Theorieansätzen ab• Probleme können an unterschiedlichem Material untersucht werden

b) materialorientiertes Vorgehen

• Frage leitet sich aus Beschäftigung mit bestimmtem Bereich kommunikativen Verhaltens ab

Die Phasen einer empirischen Dokumentation

Technische Phase • Herstellung des Datenmaterials Tonband- oder Videoaufnahmen

• 3 Abschnitte innerhalb dieser Phase:

Planung

vorbereitende Organisation

technische Durchführung

Die Phasen einer empirischen Dokumentation

Technische Phase Planung

• Wie umfangreich, wie detailliert soll das Material sein?

• Welche Möglichkeiten und Verbindungen zum Feld bestehen? (persönliche, institutionelle Kontakte?)

• Welche technischen und finanziellen Mittel werden benötigt?

• Wieviel Zeit steht für die gesamte Datendokumentation zur Verfügung?

Die Phasen einer empirischen Dokumentation

Technische Phase Planung

Detaillierter Dokumentationsplan

• Liste der aufzuzeichnenden Gespräche

• Zusammenstellung der benötigten Geräte

• genaue Zeitplanung für Erhebung des Materials

Die Phasen einer empirischen Dokumentation

Technische Phase Vorbereitende Organisation

• Kontaktaufnahme zu Mitgliedern des Feldes Probanden für Studie finden

Die Phasen einer empirischen Dokumentation

Technische Phase

Durchführung der Aufnahmen

Die Phasen einer empirischen DokumentationDie Phasen einer empirischen Dokumentation

Analytische Phase • Material ordnen und evtl. bearbeiten

• aus Material relevante Passagen und Ereignisse auswählen

• Transkription

• Darstellung der Analyseergebnisse

In Bezug auf die Aufzeichnung von Gesprächen

64

§

Juristische Aspekte der Gesprächsanalyse

Bei der juristischen Einschätzung des Materials muss zwischen einem

a) strafrechtlichen Strafbestand

und einem

b) zivilrechtlichen Strafbestand

unterschieden werden

Strafrecht: §201 StGB

Allgemein: Strafrecht regelt rechtliche Ansprüche des Staates gegenüber den Bürgern

§201 StGB :Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes

Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft ,wer unbefugt

1. das nichtöffentlich gesprochene Wort eines anderen auf einen Tonträger aufnimmt oder

2. eine so hergestellte Aufnahme gebraucht oder einem Dritten zugänglich macht. [...]

(in: Strafgesetzbuch 2005, 41. Auflage)

Strafrecht: §201 StGB

Rechtsgut: Person in ihrer Privatsphäre

Recht zu bestimmen wer von seinen eigenen Äußerungen Kenntnis erlangt

Angriffsgegenstände: das nichtöffentliche, gesprochene Wort

strafbar macht man sich bei Tonbandaufnahmen ohne vorliegende Einwilligung der Probanden gem. §201

StGB!!!

Strafrecht: Einschränkungsmöglichkeiten

Ein Tatbestand wird nicht nur bei einer vorliegenden Einwilligung ausgeschlossen, sondern z.B. auch bei folgenden Beispielen:

mutmaßliche Einwilligung

eindeutige Duldung offener Aufnahmen

Zivilrecht: § 823 BGB

Allgemein: Zivilrecht regelt die die Rechtsansprüche welche ein Bürger gegenüber

einem anderen Bürger erheben kann

§ 823 Schadensersatzpflicht.

1. Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein

sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden

Schadens verpflichtet. [...]

(in:Bürgerliches Gesetzbuch, 2005. 56. Auflage)

Zivilrecht: §823 BGB

Ziel: Wahrung der Person und ihres Schutzes, darunter fällt:

Privat-, Geheim-, Intimsphäre; eigenes Wort, Darstellung der eigenen Person

persönliches Recht zur Selbsbestimmung, d.h. Kontrolle darüber was an die Öffentlichkeit gelangt

Juristische Richtlinie

Die gesprächsanalytische Datenerhebung ist unproblematisch und legitim:

wenn eine Einwilligung vorliegt

wenn eine nachträgliche Einwilligung eingeholt wird

wenn die persönlichen Daten durch die Übertragung in den wissenschaftlichen Kontext entpersonalisiert und abstrahiert werden (gilt mit Einschränkungen)

Ethische Aspekte der Gesprächsanalyse

Auf welchem Weg bekommt man die Einwilligungen?

Wurden rhetorisch-strategische Tricks angewandt?

Formen manipulierter Einwilligung

Erschlichene Einwilligung: z.B. eine bewusste Verschleierung der Aufnahmeproblematik

erzwungene Einwilligung: Probanden werden unter Druck gesetzt

a) partnerorientierter Druck, z.B die (Aus)Nutzung eines Dominanzstatus

b) Sachzwänge

c) suggerierter Selbstzwang

Fazit zu den juristisch-ethischen Aspekten der Gesprächsanalyse

Nicht jede Aufnahme die mittels einer Manipulation ermöglicht wurde ist per se moralisch inakzeptabel

Der Sinn und Zweck der wissenschaftlichen Untersuchung muss berücksichtigt werden; das wissenschaftliche Erkenntnisinteresse kann von dem der Beteiligten abweichen

Letztlich muss jeder Forscher selbst, von Fall zu Fall, juristische, ethische, moralische Sachverhältnisse prüfen und aushandeln

Daniela Zorzi: Contributi dell'analisi della conversazione all'insegnamento dell'iataliano L2

▪ Pubbl.nel 1996 in Atti del III convegno ILSA, a cura di M. Maggini e M. Salvaderi. Comune di Firenze. pp.11-39

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…l'Analisi della Conversazione (AC): descrive il discorso orale, con prevalente, ma non esclusiva attenzione al discorso dialogico, osservando nei dettagli il "come" e il "quando" la gente dice "che cosa". E' un approccio di tipo sociologico, che tenta di spiegare come si costruiscono le relazioni sociali, partendo da come si costruisce l'interazione verbale. […]

76

[…] Da un punto di vista teorico, queste ricerche sono partite dall'assunto che non era il contesto dato a priori (ad esempio un'interrogazione in classe) a determinare certi comportamenti discorsivi, ma che erano i partecipanti stessi, attraverso le loro azioni, a creare il contesto. […]

77

In altri termini  

l'analisi conversazionale non accetta l'idea di un contesto come precostituito rispetto all'interazione, composto di fattori come sesso, età, status sociale di partecipanti che determinano l'andamento dell'interazione, ma sostiene una visione flessibile e riflessiva del contesto. Non è il contesto a predeterminare l'interazione ma è questa che lo modella, lo plasma; anzi più esattamente sono i membri che momento per momento lo costituiscono, creano con le loro azioni il contesto.

▪ (Orletti 1994b:70).

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Il punto messo in rilievo dall'AC è che uno stesso "evento", poniamo un'interrogazione, può essere condotto in modi diversi, lasciando, ad esempio soddisfatti o frustrati i partecipanti, che turno dopo turno, possono dire e fare le cose "sbagliate", o al contrario, creare con l'interlocutore un rapporto facile e collaborativo. I partecipanti, cioè, anche all'interno delle regole che costituiscono l'evento (nel nostro esempio è l'insegnante che deve interrogare e lo studente che deve rispondere) possono localmente creare contesti diversi: trasformare l'interrogazione in un interrogatorio di terzo grado, o in una piacevole conversazione o, ancora, in un'esibizione del sapere dell'insegnante.

79

Per fare un esempio, osserviamo un frammento di interazione in classe. E' tratto dal corpus del LIP, Lessico di Frequenza dell'Italiano Parlato,  (De Mauro et al 1993). Leggendo l'inizio della trascrizione di un'interrogazione di geografia alla scuola Media, si ha l'impressione che l'insegnante sia particolarmente direttiva e impositiva. Vediamo se questo giudizio intuitivo può essere sostenuto dall'analisi:

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1     A:     allora vediamo un attimino oggi eh Roberto eh comincia un attimino te per cortesia a farci la presentazione di uno degli stati europei che abbiamo studiato quest'anno # quale 2     B:    Scandinavia 3     A:    preferisci_ raccontare? la Scandinavia bene sappiamo sempre di dover seguire che cosa? uno schema che voi stessi avete eh formulato allora come cominciamo a presentare questa nazione 4     B:     la Scandinavia e'_ prevalentemente 5     A:          vai vicino alla carta geografica e fammi vedere un attimino allora come si presenta di solito una regione?

81

L'interrogazione è (o dovrebbe essere) costruita attraverso domande e risposte. Come si diceva, sulla base delle coppie adiacenti, una domanda rende immediatamente rilevante una risposta. Alla domanda al turno 1 lo studente risponde (Scandinavia). L'insegnante al turno 3 formula un'altra domanda (preferisci raccontare?) e senza dare il tempo di rispondere (non c'è nessuna pausa dopo la domanda) accetta l'argomento proposto precedentemente dallo studente e fa una domanda sulla metodologia dell'esposizione.

82

Anche a questa domanda non lascia il tempo di rispondere e propone lei stessa lo schema di presentazione. Chiude questa fase del discorso (segnalato da "allora" che marca il passaggio da un argomento all'altro) e sollecita lo studente a esporre il suo argomento. Questi inizia la presentazione, ma dopo quattro parole è interrotto dall'insegnante che - senza scusarsi dell'interruzione - dà altre istruzioni; ancora una volta l'insegnante non aspetta la risposta e ripete la domanda alla quale lo studente aveva più volte tentato di rispondere.

83

Un'analisi di questo genere ci mostra che l'insegnante appare "sgradevole", perchè ha sistematicamente violato la "norma" dell'interrogazione (oltre che le norme della conversazione comune): ha fatto una domanda e non ha aspettato la risposta, ha sollecitato una risposta che lui stesso aveva impedito di produrre, ha interrotto la risposta (mossa dispreferita), con altri ordini. E' un buon esempio, inoltre, di come l'interrogazione non sia solo un costrutto aprioristico al quale entrambi i partecipanti fanno riferimento, ma sia una cornice all'interno della quale, localmente, azione dopo azione, vengono rinegoziati o confermati i ruoli dei partecipanti.

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Althaus, Peter (Hg.). Lexikon der germanistischen Linguistik. Tübingen 1980. S. 318-322.

Brinker, Klaus / Sager, Sven: Linguistische Gesprächsanalyse. Eine Einführung. Berlin 2001.

Diegritz, Theo / Fürst, Carl: Empirische Sprechhandlungsforschung. Ansätze zur Analyse und Typisierung authentischer Äußerungen. Erlangen 1999.

Henne, Helmut / Rehbock, Helmut: Einführung in die Gesprächsanalyse. Berlin, New York 2001.

Hindelang, Götz: „Sprechakttheoretische Dialoganalyse.“ In: Fritz, Gerd / Hundsnurscher, Franz: Handbuch Dialoganalyse. Tübingen 1994. S. 95-112.

Linke, Angelika / Nussbaumer, Markus / Portmann, Paul: Studienbuch Linguistik. Tübingen 2004. S. 293-334.

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