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1. Rechtliche Grundlagen
BayEUG
Art. 2 - Aufgaben der Schulen
Die Schulen haben insbesondere die Aufgabe, Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln und Fähigkeiten zu entwickeln, zu selbständigem Urteil und eigenverantwortlichem Handeln zu befähigen. Art. 52 - Nachweise des Leistungsstands, Bewertung der Leistungen, Zeugnisse (1) 1 Zum Nachweis des Leistungsstands erbringen die Schülerinnen und Schüler in angemessenen Zeitabständen entsprechend der Art des Fachs schriftliche, mündliche und praktische Leistungen. 2 Art, Zahl, Umfang, Schwierigkeit und Gewichtung der Leistungsnachweise richten sich nach den Erfordernissen der jeweiligen Schulart und Jahrgangsstufe sowie der einzelnen Fächer. 3 Die Art und Weise der Erhebung der Nachweise des Leistungsstandes ist den Schülerinnen und Schülern vorher bekannt zu geben; die Bewertung der Leistungen ist den Schülerinnen und Schülern mit Notenstufe und der Begründung für die Benotung zu eröffnen. 4 Leistungsnachweise dienen der Leistungsbewertung und als Beratungsgrundlage.
RSO
§ 49 - Leistungsnachweise
1 Große Leistungsnachweise sind Schulaufgaben; kleine Leistungsnachweise sind Kurzarbeiten, Stegreifaufgaben, fachliche Leistungstests sowie mündliche und praktische Leistungen. 2 Sie sind möglichst gleichmäßig über das Schuljahr zu verteilen. 3 Über die Leistungen der Schülerinnen und Schüler führen die Lehrkräfte Aufzeichnungen.
MODUS 21 Maßnahmen
14. Selbsteinschätzung der Schülerinnen und Schüler (Realschule) Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten Auswertungsbogen, mit denen sie die eigene Vorbereitung und Leistung einschätzen können und übernehmen Verantwortung für ihre Leistung. 25. Trennung von Unterrichts- und Prüfungsphasen (erprobt an Gymnasien) Z. B. angekündigte Prüfungsphasen statt permanenten Abfragens; die Klasse gewinnt Ruhe im Unterrichtsalltag. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus. 26. Ganz- und Halbjahresprojekte in der Klasse (erprobt an Gymnasien) Die Schülerinnen und Schüler arbeiten über längeren Zeitraum fächerübergreifend und eigenverantwortlich an ausgewählten Themen; Ausdauer, Teamfähigkeit und Kreativität werden gestärkt.
UNIV.-PROF. DR. DR. WERNER WIATER ANNETTE KLEER STRIN (RS)
LEHRSTUHL FÜR SCHULPÄDAGOGIK PHILOSOPHISCH-SOZIALWISSENSCHAFTLICHE
FAKULTÄT UNIVERSITÄT AUGSBURG
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2. Einführung in das Thema – Planung der Beurteilung (Sacher, S. 207)
Zwei Anmerkungen:
� Nicht jede Leistungsmessung muss eine Note nach sich ziehen, sie kann auch einen Zwischenstand dokumentieren, so dass weiter beraten und geplant werden kann
� Sinnvoll ist die Unterscheidung in „Lernzeiten“, als „leistungsfreie Räume“ in denen Fehler erlaubt sind, und „Prüfungszeiten“, in denen es weiterhin um Notengebung geht
3. Alternative Formen der Leistungsbeurteilung a) Die Schülerselbstbeurteilung
� Schüler werden am Bewertungsprozess beteiligt, indem sie selbstständig Lernprozesse und Leistungen reflektieren und kommunizieren -> Voraussetzung: Selbstbeobachtung
- Ziele: o Schüler sollen ihr Lernen besser selbst regulieren o Sie sollen Einsicht in die Lernergebnisse aber auch die Lernprozesse erhalten o Schüler erhalten eine schnellere und bessere Rückmeldung über eigene
Lernfortschritte und –rückschritte und damit ein realistisches Selbstbild o Erhöhte Transparenz bei der Bewertung, die Schüler werden in ihrer Urteilsfähigkeit
ernst genommen o Schüler sehen nur die Lernziele und ihre eigene Leistungsentwicklung, die sie
vergleichen (ihnen fehlt eine soziale Bezugsnorm – und das ist sinnvoll!) � Lehrer muss bereit sein, Verantwortung zu teilen � Selbstbeurteilung ergänzt die Fremdbeurteilung, ersetzt sie
aber keinesfalls, die Verantwortung liegt weiterhin bei der Lehrkraft
� Dabei muss die Fremdbeurteilung keineswegs nur durch die Lehrkraft erfolgen, auch die Beobachtung durch Mitschüler oder Eltern wäre ergänzend denkbar
- Wichtig: Stufenweise und altersgemäße Einführung dieser Beurteilungspraxis
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- Empfehlenswerte Prinzipien: o Von der Fremdbewertung zur Selbstbewertung o Beobachtung und Bewertung auf einen Teilbereich beschränken o Verwendung von Checklisten, Fragebögen oder Musterlösungen
- Selbst- und Fremdbeurteilung weisen Übereinstimmungen oder Differenzen auf
� Grundlage für Gespräche
- Wichtig: Schriftliche Dokumentation, z. B. in einem Lerntagebuch/Berichtheft, Wochenarbeitsplan oder Portfolio
- Die Schülerselbstbewertung kann Teil einer Gesamtnote sein, das muss den Schülern bekannt sein, z. B. bei einer Projektnote
- Wichtig: Die Bewertung der Schülerselbstbeurteilung ist unabhängig von der Qualität der erbrachten Leistung
Exkurs: Schülermitbewertung
� Jugendliche bewerten ihre Mitschüler
Voraussetzungen:
- Vertrauensvolle Atmosphäre in der Lerngruppe - Bewertungskriterien und –verfahren sind bekannt und verständlich - Fähigkeit, eine sachliche Rückmeldung geben zu können - Schüler sollen ihre Bewertung kriterienbezogen begründen
Ideen:
- Schüler korrigieren und bewerten ihren Lernpartner, z. B. bei Diktaten - Teambewertung: Die Mitglieder eines Teams bewerten die Leistungen der Teammitglieder - Schülermitbewertung bei Präsentationen
Anlagen:
Beobachtungsbogen für das Schuljahr
So schätze ich mich ein!
Fragebogen zu deinem Lernverhalten
http://www.foerdern-individuell.de/ http://ganztag-blk.de/ganztags-box/cms/upload/ind_foerderung/BS_3_selbsteinschtzung/BS_ SelbsteinschVerffFassung_1.pdf
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b) Portfolios
� „Ein Portfolio ist eine zielgerichtete Sammlung von Arbeiten, welche die individuellen Bemühungen, Fortschritte und Leistungen der/des Lernenden auf einem oder mehreren Gebieten zeigt.“ (Paulson, 1991, S. 60)
- Ziele: o Lernentwicklung von Schülern dokumentieren o Individuelle Leistungen werden aufgezeigt
� Kommunikation über Leistung � Partizipation aller Beteiligten am Beurteilungsgeschehen � Transparenz und Reflexion
- Aufbau: o Willkommensbrief: Hinweise zu Organisation, Prioritäten und Präferenzen o Inhaltsverzeichnis o „Leistungsnachweise“, deren Auswahl möglichst begründet wird
Tabelle: Mögliche Inhalte eines fächerübergreifenden Portfolios (Bohl, S. 147)
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Formblatt: Begründete Auswahl eines Dokuments (Bohl, S. 149)
� Problem der Beurteilung: Für Portfolios - als alternative Bewertungskonzepte, bei denen Leistungsbelege zu Wort kommen -, werden Zensuren erteilt
� Diese Tatsache muss als „Dilemma“ akzeptiert werden, die Chance für intensivere Gespräche anhand der vorliegenden Belege kann trotzdem gewinnbringend sein
Qualitätseinschätzung eines Portfolios (Bohl, S. 152)
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� Selbstbeurteilung und Portfolio können die Grundlage für ein Beratungs- oder Beurteilungsgespräch sein
� Ziel solcher Gespräche sollte die Formulierung von Zielvereinbarungen sein, die ebenfalls in die Portfolios aufgenommen werden
c) Beurteilungsgespräche führen
� Für den Bereich der Realschule steht die Rückmeldung über den Lernprozess im Vordergrund
Phasen eines Beratungsgesprächs (Bohl, S. 101)
Empfehlungen:
� Dreiergespräch zwischen Eltern, Lehrkräften und Schülern � Gespräch als Portfoliokonferenz gestalten, damit das Portfolio Gesprächsgegenstand ist
� erleichtert die Kommunikation
� Ziel: Vereinbarungen formulieren (inhaltlich, zeitlich, methodisch)
Anlage:
Beispiel für das Anlegen eines Arbeitsportfolios (Sacher, S. 226 ff.)
Selbsteinschätzung von Portfolios http://ganztag-blk.de/ganztags-box/cms/upload/ind_foerderung/BS_3_selbsteinschtzung/BS_ SelbsteinschVerffFassung_1.pdf
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Schema: Günstige Bedingungen für sachliche Kommunikation über Leistung (Winter, S. 243)
d) Ausblick: Weitere Ideen für Leistungsbeurteilung
- Vergabe von Zuständigkeiten für einzelne Situationen oder Materialien o Schüler als fachlich-inhaltliche „Experten“ für ihr Mitschüler
- Lerntagebücher: o Dokumentation des eigenen Lernwegs o Erfahrungen beim Arbeiten, Fragen und Schwierigkeiten, aber auch Stimmungen und
Gefühle o Voraussetzung: intensive Selbstbeobachtung der Schüler
- Lernberichte und Prozessberichte
o Individuelle und rückblickende Prozessbewertung der Schüler o Die kritische und realistische Darstellung des Arbeitsprozesses wird bewertet
Anlage:
Beispielseite eines Lerntagebuchs
http://lehrerfortbildung-bw.de/allgschulen/bbbb/2_fokus/buch_bbbb.pdf S. 58
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Bewertungsbogen für einen Prozessbericht (Sacher, S. 187)
- Lernpartnerschaften: Zwei Schüler stellen einander vor, was sie gearbeitet haben - Rückmeldebogen:
o Feedback über Arbeitsergebnisse und Arbeitsweise o Individuelle Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen
- Abschlusstests, die von den Schülern selbst verfasst werden - Erstellen von Skripten, Zusammenfassungen, Lernbroschüren für die Mitschüler - Präsentation: Zielsetzungen
o Ein Publikum informieren und unterhalten o Eine Rechenschaftsablage über die geleistete Arbeit o Gegenstand der Beurteilung
� Die Zuhörer können während der Präsentation aktiviert werden und Aufgaben erhalten o Sie füllen einen Bewertungsbogen aus o Sie beobachten arbeitsteilig die Erfüllung bestimmter Kriterien o Sie bereiten eine kritisch-konstruktive Rückmeldung vor
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Literatur
Bohl, Thorsten: Prüfen und Bewerten im Offenen Unterricht, Weinheim 2006
Brunner, Ilse; Schmidinger, Elfriede: Gerecht beurteilen. Linz 2006
Sacher, Werner; Winter, Felix (Hrsg.): Diagnose und Beurteilung von Schülerleistungen – Grundlagen und Reformansätze (= Reihe Professionswissen für Lehrerinnen und Lehrer, Bd. 4). Baltmannsweiler 2011.
Sacher, Werner: Leistungen entwickeln, überprüfen und beurteilen. Bad Heilbrunn 2009.
Winter, Felix: Leistungsbewertung (= Grundlagen der Schulpädagogik, Bd. 49), Baltmannsweiler, 2008.
http://lehrerfortbildung-bw.de/allgschulen/bbbb/2_fokus/buch_bbbb.pdf 12.09.2012
http://ganztag-blk.de/ganztags-box/cms/upload/ind_foerderung/BS_3_selbsteinschtzung/BS_ SelbsteinschVerffFassung_1.pdf 12.09.2012
http://www.foerdern-individuell.de/ 12.09.2012
http://www.isb.bayern.de/isb/download.aspx?DownloadFileID=6ba28339cc5585240a5473ba76b0f07b
01.10.2012
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