1. Tendenzen der Wirtschaft 2. Tendenzen der Außenpolitik 3.Tendenzen der Gesellschaft 4. Tendenzen...

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1. Tendenzen der Wirtschaft

2. Tendenzen der Außenpolitik

3.Tendenzen der Gesellschaft

4. Tendenzen der 1980er Jahre

Die 1980er Jahre im zeitgeschichtlichen Kontext

Tendenzen der Wirtschaft

Die 1970er und 1980er Jahre sind in den Industriestaaten durch einen umfassenden ökonomischen und gesell-schaftlichen Strukturwandel gekennzeichnet, der zeitgenössisch als „Übergang von der zweiten zur dritten industriellen Revolution“ gekennzeichnet wurde, heute eher als „Ende des Industrialismus“ zu beschreiben ist. Er ist gekennzeichnet durch:

1. Stark abnehmende Wachstumszahlen, forciert durch zwei energie-induzierte Krisen 1974 und 1981

2. Strukturwandel: schneller Zerfall der montanindustriellen Agglomerationen; beschleunigter Abbau von industriellen Arbeitsplätzen (Stahl, Bergbau, Werften)

3. Übergang von überwiegendem Anteil von Beschäftigten im sekundären Sektor (produzierendes Gewerbe, Energie, Bergbau, Bau) zum Überwiegen des Anteils der Beschäftigten im tertiären Sektor (Handel, Transport, Verkehr, Kommunikation, Banken, Versicherungen, staatliche Dienstleistungen).

4. Stark zunehmende Arbeitslosenzahlen auch bei Wirtschaftswachstum.

5. Weit reichende Veränderungen in der Struktur der Industriegesellschaften, in der Mentalität und normativen Orientierung der Bevölkerung, in der kulturellen Reflexion.

6. Reduktion der Einflussmöglichkeiten der Ordnungspolitiken der Nationalstaaten durch supranationale Zusammenschlüsse, durch die Globalisierung der Finanz- und Handelsmärkte und durch neue Kommunikations- und Verkehrswege.

BIP im Vergleich, 1870 - 2000

1870-1913

1913 - 1950

1950 - 1965

1965 - 1980

1980 - 2000

D 1,8 0,4 5,6 3,9 1,8

USA 2,2 1,7 2,0 2,3 2,8

GB 1,3 1,3 2,3 2,0 2,3

F 1,4 0,7 3,7 4,1 2,0

S 2,3 1,6 2,6 2,2 1,9

Beschäftigte nach Sektoren in %

Lw 1920

Lw 1950

Lw 1980

Ind 1920

Ind 1950

Ind 1980

DL 1920

DL 1950

DL 1980

Belgien 21,8 12,5 3,0 48,1 48,6 34,7 30,2 39,0 62,3

BRD 30,5

(D)

18,7 5,6 41,1 (D)

44,9 44,2 28,1 (D)

36,4 50,3

NL 23,6 19,3 4,9 35,6 36,6 31,4 40,8 43,8 63,6

Frankreich

41,5 36,0 8,7 29,3 29,7 36 29,1 34,3 55,3

Italien 56,1 42,2 14,2 24,6 32,1 37,8 19,3 25,7 47,9

UK 7,1 5,1 2,6 47,5 49,1 37,6 45,4 45,9 59,9

Produktion (BIP): Verhältnis sekundärer Sektor zu tertiärem Sektor

Erwerbstätige: Verhältnis tertiärer Sektor zu sekundärem Sektor

Wachstumsraten in der Bundesrepublik

1970-1990

1968

19841975

Die 1980er Jahre sind durch vier Felder der internationalen Politik gekennzeichnet:

• durch die Wiederzuspitzung des Kalten Krieges im Zuge von Doppelbeschluss und Nachrüstung;

• durch die sukzessive Implosion des sowjetischen Imperiums;

• durch die Zuspitzung des Nord-Süd-Konflikts in Folge des Aufstiegs des Islamismus und

• durch die forcierten Tendenzen der politischen Integration der Europäischen Union.

Tendenzen der Außenpolitik

1. Mit dem Ende des Industrialismus ist eine Phase der Verunsicherung und Irritation über den Verlust fester Normen und Werte verbunden. Sie beziehen sich auf

• die Bedeutung von Arbeit und Erwerbsbiographie, • den Glauben an Technik und technischen Fortschritt,• auf die Rolle nicht leistungslegitimierter Autorität, • die Rolle des Staates,• auf das Verhältnis der Geschlechter zueinander, • auf Familie, Sexualität und Kindererziehung.

2. Zugleich verändern sich jahrzehntelang fixierte Basisstrukturen: Normalbiografie, Ausbildungsphasen, Erwerbstätigkeit, Familienstrukturen, ohne dass bereits neue normative Strukturen, Perspektiven oder Zielprojektionen sichtbar wären.

Tendenzen der Gesellschaft

3. Die kompensierende Rolle des Staates in der Gesellschaft gerät an Grenzen: der Anteil der Sozialleistungen am BSP übersteigt ein Drittel; Verminderungen der sozialpolitischen Leistungen sind nicht durchsetzbar; die Macht der Interessen- gruppen verhindert pragmatische Neuaufteilungen.

4. Die ethnische Struktur der westeuropäischen Nationalstaaten verändert sich durch die Zuwanderung. In den 1980er Jahren wird aus einer innereuropäischen Arbeitsmigration, die in der Regel über Anwerbungen organisiert war und dem Aufbau flexibler Reservearmeen von Arbeitskräften diente, eine armutsmotivierte Massenwanderung aus weiter entfernten Armutsregionen sowie aus Osteuropa auf dem Wege der Flucht oder des politischen Asyls.

Wandlungen der Normalbiographie

Entstandardisierung der männlichen Normalerwerbsbiographie in den 1980er Jahren :

– Massenhafter Verlust von Arbeitsplätzen für Ungelernte durch Krise der traditionellen Industrien

– Lebenslange Dauerbeschäftigung nicht mehr der Normalfall

– Späterer Einstieg in Erwerbsbiographie: Anstieg der Gymnasiasten (BRD: 1965-1980: 980.000 > 2,1 Mio.)

– Erwerbsquote der männlichen 15- bis 24-Jährigen

– 1960: 80,1%

– 1980: 59,4%

Normalbiographie

Entstandardisierung der weiblichen Normalbiographie in den 1980er Jahren:

1. Anstieg der Erwerbsquote, v.a. nach der Kinderphase

2. Rückgang der Geburtenzahl

3. Nachlassende Familienbildung

4. Mehrkinderfamilie wird zur minoritären Lebensform

5. Ein- und Zweipersonenhaushalte werden zur Majorität: 1985 zwei Drittel aller Privathaushalte

6. 1980—1988: Zahl der kinderlosen nicht ehelichen Lebensgemeinschaften versechsfacht sich

Sozialpolitik

1980er Jahre: Ausbau der Sozialleistungen mit verändertem Schwerpunkt: Familienpolitik

1. Erziehungsgeld

2. Erziehungsurlaub

3. Ansprüche aus Kindererziehungs- und Pflegezeiten werden für Rente anerkannt

4. Aber: Keine Unterstützung für Kinderbetreuungshilfen, kein Ganztageskindergarten (Beibehaltung des Mutterideals)

Grenzen des Sozialstaats?

Tendenz zur immer weiteren Ausdehnung der Sozialleistungen

Sozialleistungsquote 1981: 33,5%

Reform des Gesundheitssystems wird von Interessenvertretungen der Verbände verhindert

= Grenzen der Reformfähigkeit der Industrie-Gesellschaften bei zu hohem Anteil von Vetospielern

Einwanderung

1980er Jahre: Wandlung von der innereuropäischen Arbeitsmigration („Gastarbeiter“) zur armutsmotivierten Massenwanderung Ost-West und Süd-Nord: Flucht, illegale Einwanderung, Asylgesetze

• Europaweite Entwicklung; Deutschland besonders betroffen

• Seit 1987 Zuspitzung der Problematik; Ausländer und Asyl in der Bundesrepublik die am meisten umstrittenen innenpolitischen Probleme zwischen 1985 und 1995

• Mit der beginnenden Auflösung des Ostblocks: Verlagerung der Zuwanderung in Ost-West-Richtung

• Perspektive: Auflösung des ethnisch homogenen Nationalstaats

• Seit den 1990er Jahren Umkehrung: nicht mehr billige Arbeiter zur Arbeit (Arbeitsmigration), sondern Arbeit zu den billigen Arbeitern (Verlagerung)

+64%

8

7

253612

Tendenzen der 1980er Jahre

1. Zuspitzung und Ende des Kalten Krieges, Herausbildung neuer internationaler Metastrukturen

2. Ende des Industrialismus

3. Bruch mit tradierten Normen und Strukturen der traditionellen Industriegesellschaft

4. Enthomogenisierung der Nationalstaaten durch Migration

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