12.02.2014 Berufsorientierung unter erschwerten Bedingungen Übergangsgestaltung im...

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11.04.23

Berufsorientierung unter erschwerten Bedingungen

Übergangsgestaltung im Förderschwerpunkt Lernen

Dr. Marc Thielen

Institut für Sonderpädagogik

211.04.23

Einführung

Berufsorientierung im Förderschwerpunkt Lernen –

hoch relevant und viel kritisiert

311.04.23

Gliederung

1. Berufsorientierung ohne Beruf? Das Dilemma begrenzter

Chancen

2. Alles Arbeit oder was? Die Gefahr eines verkürzten Verständnisses von Berufsorientierung

3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert? Das Problem der

Nachhaltigkeit

4. Berufsorientierung quo vadis? Perspektiven und Grenzen des

Pädagogischen

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1. Berufsorientierung ohne Beruf?

Das Dilemma begrenzter Chancen

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1. Berufsorientierung ohne Beruf?

• Lebenslauf von Thorsten Meierhoff (37J.) (vgl. Bindl/Schroeder/Thielen 2011)

Zeitraum Tätigkeit

1. 3 Jahre Ausbildung 1 (Holzspielzeughersteller)

2. 1 Jahr arbeitslos

3. 1 Jahr Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)

4. 2 Jahre Ausbildung 2 (Hauswirtschaftshelfer)

5. 5 Jahre Reinigungskraft „Verwalter“

6. ca. 1 Jahr Küchenhilfe in einem Hotel

7. ca. 1 Jahr Reinigungskraft Toilettenanlage

8. 1 Jahr Hauswirtschafter (Altenpflege)

9. 2 bis 3 Jahre arbeitslos

10. 1 Jahr Ein-Euro-Job (KITA)

11. 1 Jahr Leiharbeiter (Abfallwirtschaft)

12. Seit 6 Monaten Leiharbeiter in neuer ZAF

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1. Berufsorientierung ohne Beruf? (BMBF 2010)

Aktuelle Herausforderungen:

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2. Alles Arbeit oder was ?

Die Gefahr eines verkürzten Verständnisses

von Berufsorientierung

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2. Alles Arbeit oder was?

Quelle: Hurrelmann 2004

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2. Alles Arbeit oder was?

Quelle: IRIS 2001

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2. Alles Arbeit oder was?

Marktbenachteiligung

RechtsbenachteiligungSymbolische

Benachteiligung

Pädagogische Benachteiligung

Soziale Benachteiligung

Individuelle Beeinträchtigungen

„ausbildungsunfreif?“

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2. Alles Arbeit oder was? (vgl. Hiller 2006)

Teilkarriere Themen

1. Ausbildung, Arbeit Was passt für wen? Berufsvorbereitung, Ausbildung, Job, Werkstätten, notwendige Hilfen (abH. etc.)

2. Finanzen Sicherung des Lebensunterhalts, Schuldnerberatung, Risikoschutz

3. Soziales Netz Vertrauenspersonen im familiären und persönlichen Umfeld?

4. Zivilkompetenz Handlungsstrategien und Kompetenzen im Umgang mit Behörden

5. Zeitmanagement Strukturierung des Alltags, sinnvolle Freizeitgestaltung, „Doppelbelastung“

6. Gesundheit Prävention und Rehabilitation, Umgang mit Drogen, Sexualität

7. Legalität Konflikte mit dem Gesetz, Unterstützung in Strafverfahren und Zivilprozessen

8. Wohnung Sicherung von Grundbedürfnissen (Rückzug, Ruhe, Intimität etc.)

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3. Kurzfristige integriert – langfristig exkludiert?

Das Problem der Nachhaltigkeit

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3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert?

ggg Nachschulischer Verlauf von Teilnehmenden an „SchuB“ (N = 39)*

Übergangskarriere Befragte

1. Verzögerter Einstieg in berufliche Qualifizierung 10

2. Diskontinuierlich-prekäre Verläufe 8

3. Originelle Gelegenheitsverläufe 6

4. Unsichere berufliche Qualifizierung u. Integration 6

5. Stabile berufliche Qualifizierung und Integration 4

6. Weiterführende Bildungs- und Berufsqualifizierung 4

*vgl. Bindl/Thielen (2011): Nachschulische Übergänge. Karrieren und Biografien von Absolventinnen und Absolventen der SchuB-Maßnahme. In: Thielen (Hrsg.): Pädagogik am Übergang (S. 189-215)

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3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert?

Stabile berufliche Qualifizierung und Integration (N = 4)

Weiterführende Bildungs- und Berufsqualifizierung (N = 4)

Martin (18 Jahre)

HASA Ausbildung Gießereimechaniker

Übernahme- Angebot

Kamil (20 Jahre)

HASA Ausbildung Kfz-Servicemechaniker

Ausbildung Kfz-Mechatroniker

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3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert?

Unsichere berufliche Qualifizierung und Integration (N = 6)

Samir (21 Jahre)

HASA Ausbildung Metzger

Gescheiterte Prüfung

Andreas (18 Jahre)

HASA Ausbildung (überbetrieblich) Schreiner (BBW)

Arbeitslos

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3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert?

Verzögerter Einstieg in eine berufliche Qualifizierung (N = 10)

Oliver (19 Jahre)

HASA Berufsgrundbildungs-jahr (BGJ)

Ausbildung Metallbauer

Jonas (19 Jahre)

HASA Bezahltes Praktikum

Schulische Ausbildung Altenpflegehelfer

Berufstätigkeit

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3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert?

Diskontinuierlich-prekäre Verläufe (N = 8)

Benjamin (20 Jahre)

HASA Ausbildung Koch

Abbruch Ausbildung Restaurantfachmann

Betriebs-wechsel

Unterbrechung Wegen Insolvenz

Arbeitslos Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB)

Laura (18 Jahre)

HASA Schulische Ausbildung Altenpflegehelferin

Prüfungs-wiederholung

Abschluss

Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)

Abbruch Krankheit Job Kellnerin

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3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert?

Originelle Gelegenheitsverläufe (N = 6)

Nabil (20 Jahre)

HASA Berufs-Fachschule

BvB & Zeitarbeit

Job Friseur

Arbeitslos Saison-Arbeiter

Philipp (21 Jahre)

HASA Job Recyclingfirma

Bund Arbeitslos Job Dachdecker

Ausbildung Spengler

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4. Berufsorientierung quo vadis?

Perspektiven und Grenzen des Pädagogischen

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4. Berufsorientierung quo vadis?

(1) Berufsorientierung muss die Komplexität an Anforderungen und Lebenslagen im Übergang berücksichtigen.

(2) Nachbetreuung durch die Vermittlung verlässlicher Erwachsener (z.B. Paten) ist in vielen Fällen notwendig und muss frühzeitig angebahnt werden.

(3) Schulen müssen intensive Kontakte und Kooperationen mit

anderen Akteuren im Feld des Übergangs pflegen.

(4) Berufsorientierung muss der Vielfalt der nachschulischen Realität gerecht werden und darf nicht einseitig auf das Leben mit einem Beruf vorbereiten.

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4. Berufsorientierung quo vadis?

(5) Berufsorientierung beinhaltet die stetige und systematische Suche nach individuell passenden Lehrstellen UND

Nischenarbeitsplätzen.

(6) Der Unterricht sollte stärker als bislang an den realen Anforderungen im Bereich von einfachen Dienstleistungen orientiert sein.

(7) Praktika und Betriebserkundungen im Niedriglohnsektor können auch für Lehrkräfte hilfreich sein, um die dortigen Verhältnisse am eigenen Leib zu erfahren.

(8) Berufsorientierung ist politisch und setzt sich dafür ein, dass sich auch gering qualifizierte Arbeit wieder lohnt und ein menschenwürdiges Dasein ermöglicht (Stichwort: „working poor“).

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Kontakt:

M.Thielen@em.uni-frankfurt.de

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