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Affektive Störungen ICD-10 (F3)
Oriana Clasen
Klinik für Kinder- u. Jugendpsychiatrie, Psychosomatik u. Psychotherapie
Universitätsklinikum des Saarlandes Homburg
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Einleitung
Affectus (lat.)= Stimmung, krankhafter Gemütszustand, Leidenschaft, Begierde
Bleuler (1943): „Gesamtheit des emotionalen Geschehens“
Stimmung: subjektiv wahrgenommene Gefühlszustände, die sich zwischen den Polen Lust u. Unlust, Trauer u. Freude, Angst u. Jubel, Liebe u. Hass, Wut u. Gleichgültigkeit ansiedeln lassen
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Definition (ICD-10)
Gruppe von Störungen, deren Hauptsymptom die krankhafte Veränderung der Stimmungslage ist
Störungen tendieren zu wiederholtem Auftreten
Klassifikation gemäß ICD-10 gilt für alle Altersgruppen
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Klassifikation (ICD-10)
F 30 Manische Episode
F 31 Bipolare affektive Störung
F 32 Depressive Episode
F 33 Rezidivierende depressive Störung
F 34 Anhaltende affektive Störung
F 34.0 Zyklothymia
F 34.1 Dysthymia
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Klassifikation (ICD-10)
Weitere relevante Diagnosen:
F 43.20-.23 Anpassungsstörungen
F 92.0 SSV mit depressiver Störung
F 41.2 Angst und depressive Störung, gemischt
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Definition u. Klassifikation der Depression
deprimere (lat.)= niederdrücken
Begriff der Depression findet sowohl in der Alltagssprache als auch in der Terminologie der Psychiatrie Verwendung
Kielholz (1966): Einteilung der Depression nach ätiologischen Gesichtspunkten in endogen, psychogen u. somatogen
in der ICD-10 und DSM-5 kategoriale Einteilung nach Schweregrad
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Definition u. Klassifikation der Depression
Im ICD-10 wird zwischen den Ausprägungsgraden der Symptomatik unterschieden (leicht, mittelgradig, schwer oder rezidivierende depressive Störung, evtl. mit psychotischen Symptomen)
Episoden (aller drei Schweregrade)= ab einer Dauer von zwei Wochen
Rezidiv= mind. zweimonatiges beschwerdefreies Intervall
Depressive Störungen können bereits ab dem Alter von drei Jahren diagnostiziert werden (Luby, Belden, Spitznagel,
2006)
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Depressive Störungen im DSM-5
gemeinsames Merkmal: traurige o. reizbare Stimmung o. Gefühl der Leere, begleitend von somatischen o. kognitiven Veränderungen
Unterschiede bzgl. Dauer, zeitliches Auftreten und Ätiologie Störungsdiagnosen:
Disruptive Affektregulationsstörung (bis 12. Lj) Major Depression (einzelne Episoden von min. 2 Wochen) Persistierende Depressive Störung (Dysthymie) Prämenstruelle Dysphorische Störung Substanz-/Medikamenteninduzierte Depressive Störung Depressive Störung aufgrund eines anderen medizinischen
Krankheitsfaktors Andere näher bezeichnete Depressive Störung n.n.b. Depressive Störung
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Diagnostische Kriterien
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Epidemiologie
Lebenszeitprävalenz depressiver Störungen: 10-20%
Altersgruppe 9-17 Jahre: 6%; in 4,9% Major depression (Entwicklungspsychiatrie, 2. Auflage)
Prävalenzraten USA (8-15 J.): 2,7 % Major depression, 1,0 % Dystymia (Ries Merikangas et al., 2009)
ab dem 13.LJ treten Depressionen signifikant häufiger auf (Mehler-Wex u. Kölch, 2008)
ab Jugendalter weibliche Geschlecht häufiger (2:1)
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Depressive Störungen bei Kindern u. Jugendlichen
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Klinik
Kleinkind (1-3 J.): eher somatische Symptome, wie Appetit-, Schlaf-, Gedeih- u. Entwicklungsstörungen o. Bauchschmerzen; cave: Diagnose aber erst ab dem Alter von 3 Jahren
Irritabilität, Ausdrucksarmut, Agitation
Vorschulkind (4-6 J.): reduzierte Psychomotorik, Lustlosigkeit, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit u. Aggressivität
Leitsymptom: Anhedonie
geringe Frustrationstoleranz
Passivität, verminderte Gestik und Mimik
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Klinik
Schulkind (7-12 J.): Selbstbericht über Traurigkeit, Schuldideen, Versagensängste, sozialer Rückzug, erste lebensmüde/suizidale Gedanken
Schulleistungsstörung
Jugendalter (13-18 J.): Leistungsprobleme, sozialer Rückzug, Antriebs- u. Interessenverlust, Zukunftsängste, Selbstwertprobleme, Suizidalität
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Komorbidität
40-70% weisen eine weitere psych. Störung auf (Lehmkuhl, Walter u. Lehmkuhl, 2008)
20-25 % mind. 2 weitere Störungen (Lehmkuhl et al.,
2008)
Angststörungen (bis zu 75%)
Störungen des Sozialverhaltens (bis zu 50%)
Substanzmissbrauch u./o. Aggressivität (25%)
Essstörungen
Zwangsstörungen
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Komorbidität
Vorschulkinder: hohe Komorbiditätsraten mit externalisierenden Störungen (Luby et al., 2003):
42% ADHS
62% ODD
41% ADHS+ODD
28% Angststörung
gleichzeitige Auftreten von einer depressiven u. einer externalisierenden Störung (ADHS u./o. ODD) keine Verschlechterung der Symptomatik
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Ätiologie u. Pathogenese
Ursachen ungenügend geklärt
biologische und psychosoziale Modelle
biologische Modelle: neuroendokrine, biochemische u. genetische Hypothesen
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Ätiologie u. Pathogenese
Genetische Faktoren: Risiko steigt mit zunehmendem Verwandtschaftsgrad, bei zwei erkrankten Elternteilen bis 50%
höhere Konkordanzraten bei eineiigen Zwillingen (40% für eineiige und 14% für zweieiige Zwillingspaare)
Polygenetischer Erbgang
Polymorphismus (Gen-Variante) des Serotonintranspoter-Gens
Gen-Umwelt-Interaktion
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Ätiologie u. Pathogenese
Neurotransmission: Dysregulations- und Dysbalancemodelle: Überwiegen der cholinergen Aktivität gegenüber noradrenerger und serotoninerger Grundlage der depressiven Affektlage (Mangel an Serotonin und Noradrenalin)
Neuroendokrine Faktoren: Störungen der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse mit erhöhter Cortisolsekretion
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Ätiologie u. Pathogenese
Psychosoziale Modelle:
Psychoanalytische Theorie: Depression als eine gegen das Selbst introjizierte Aggression in Reaktion auf Liebesverlust oder Trennung
Lerntheoretisches Modell: Depression als Mangel an positiver Verstärkung oder sozialen Fertigkeiten
Kognitionspsychologische Ansätze: Bewerten sich selbst, Umwelt und Zukunft negativ; selektives Filtern von Hinweisreizen (Beck); Theorie der erlernten Hilflosigkeit (Seligmann)
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Ätiologie u. Pathogenese
jeder Mensch ist zu depressiven Reaktionen in der Lage, intraindividuelle Unterschiede liegen in der Vulnerabilität
Hypothese der „biologischen Bahnung“, äußere Belastungsfaktoren induzieren neurobiolog., vulnerabilitätssteigernde Veränderungen (z.B. erhöhte Katecholamin- u. Kortisolexkretion)
d.h. Ausgangspunkt für die Genese depressiver Störungen sind einerseits eine genetisch determinierte Vulnerabilität, andererseits defizitäre Erlebnisse bzw. Umstände im psychosozialen Bereich
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Risikofaktoren für die Entwicklung einer Depression
Prädisponierende Faktoren: Biologische Faktoren: genetische Vulnerabilität,
körperliche Erkrankungen Psychologische Faktoren: schwieriges
Temperament, niedriger Selbstwert Familiäre Faktoren: psychische Störungen der Eltern,
Disharmonie, Bindungsdefizit, defizitäre Erziehungsstile Lebensgeschichte: Verlust- u. Trennungs-
erfahrungen, Missbrauch Auslösende Faktoren: Verlust- u. Trennungs- erfahrungen, Missbrauch, Mobbing, Krankheit, Leistungs- versagen, Trauma
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Risikofaktoren für die Entwicklung einer Depression
Aufrechterhaltende Faktoren: Biologische Faktoren: Neurotransmitterstörung,
Dysregulation des endokrinen Systems, Dysregulation des Immunsystems
Psychologische Faktoren: negative Kognitionen, Defizite an Sozialkompetenz u. Bewältigungsstrategien
Familiäre Faktoren: psychische Störungen der Eltern, Disharmonie, Bindungsdefizit, defizitäre Erziehungsstile, Vernachlässigung
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Diagnose u. Differenzialdiagnostik
Eigenanamnese: Entwicklung der Symptome, Symptommanifestation (saisonal, zyklisch), Erstmanifestation vs. Rezidiv, lebensgeschichtlicher Kontext, körperliche Krankheiten
Familienanamnese: affektive Störungen, andere psychische Störungen, Familiensituation
Psychopathologischer Befund Körperliche Untersuchung (ggf. Labor) Testpsychologische Untersuchung Diagnostische Klassifikation gemäß ICD-10 DD: Angststörungen, emotionale Störungen,
Ausschluss somatogene o. pharmakogene Genese
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Verlauf u. Prognose
Im Kindes- u. Jugendalter bisher nur begrenzte Erfahrungen: Anpassungsstörungen mit depressiver Stimmung insgesamt günstige
Prognose Major Depression: ein Jahr nach Behandlungsbeginn 70-80% geheilt, 10% haben eine anhaltende Depression Persistenz der Depression korreliert mit Schweregrad zu Beginn, einer
komorbiden Zwangsstörung, anhaltenden belastenden Lebensereignissen, psychoendokrinen Fehlfunktionen
in 40-80% kommt es zu Rückfällen innerhalb von 2 Monaten nach Remission, bei 50% innerhalb von 3-5 Jahren
die Dysthymie hat einen Verlauf von 3-4 Jahren, mit hoher psychiatrischer und psychosozialer Morbidität, erhöhtes Risiko für Major
Depression schwere depressive Störungen: erhöhtes Risiko für Suizidalität, Suizid, Substanzmissbrauch
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Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern u. Jugendlichen (S3-Leitlinie, Stand: 01.07.13)
Leitlinie bezieht sich auf Kinder u. Jugendliche im Alter von 3-18 Jahren mit depressiven Störungen gemäß den ICD-10 Kriterien (F32;F33;F34.1;F92.0)
Zunächst eingehende Diagnostik u. Klassifikation nach den Kriterien des ICD-10 durch dafür ausgebildetes Fachpersonal.
1. Empfehlung: Aktiv abwartende Maßnahmen/Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit bei leichten depressiven Störungen ohne
Komorbidität, ohne Risikofaktoren, ohne familiäre Vorbelastungen oder Warnsignale für einen Rückfall
über einen Zeitraum von 6-8 Wochen Nachkontrolle nach 2 Wochen
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Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern u. Jugendlichen (S3-Leitlinie, Stand: 01.07.13)
2. Empfehlung: Ambulante Behandlung In der Regel erfolgt die Behandlung depressiver Störungen bei
Kindern u. Jugendlichen ambulant. Voraussetzung: angemessenes psychosoziales Funktionsniveau.
3. Empfehlung: Stationäre und teilstationäre Behandlung Kriterien für eine stationäre Behandlung:
Suizidalität verbunden mit fehlender Absprachefähigkeit erheblicher Mangel an Ressourcen o. erhebliche aktuelle
abnorme psychosoziale Belastungen erhebliche Funktionseinschränkungen Eine teilstationäre Behandlung ist unter Berücksichtigung des Schweregrades der Störung, der Ressourcen des familiären und sozialen Umfeldes sowie der regionalen Versorgungskapazitäten zu prüfen u. ggf. zu empfehlen.
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Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern u. Jugendlichen (S3-Leitlinie, Stand: 01.07.13)
4. Empfehlung: Behandlung der ersten Wahl für Kinder u. Jugendliche ab 8 Jahren kognitive Verhaltenstherapie
(KVT) oder interpersonelle Psychotherapie bei leichter bis mittelgradiger Depression zunächst Psychotherapie bei schwerer Depression Kombination aus KVT und Fluoxetin bei Pharmakotherapie Auftreten unerwünschter
Arzneimittelwirkungen beobachten und empfohlene Kontrolluntersuchungen durchführen
5. Empfehlung: Alternativen zu Behandlung der ersten Wahl wenn bei älteren Kindern u. Jugendlichen kognitive
Verhaltenstherapie (KVT) oder interpersonelle Psychotherapie nicht möglich o. nicht gewünscht ist, sollte eine psychodynamische o. systemische Psychotherapie empfohlen werden
wenn die Gabe von Fluoxetin nicht möglich ist o. nicht gewünscht ist, sollten die Medikamente Escitalopram, Citalopram o. Sertralin empfohlen werden
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Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern u. Jugendlichen (S3-Leitlinie, Stand: 01.07.13)
6. Empfehlung: Trizyklische Antidepressiva (TZA): Sollten bei Kindern u. Jugendlichen mit depressiven Störungen
nicht eingesetzt werden. 7. Empfehlung: Paroxetin, Venlafaxin u. Mirtazapin Sollten bei Kindern u. Jugendlichen mit depressiven Störungen
nicht eingesetzt werden. 8. Empfehlung: Moclobemid (MAOI) Sollte bei Kindern u. Jugendlichen mit depressiven Störungen
nicht eingesetzt werden. 9. Empfehlung: Elektrokonvulsionstherapie (EKT)
bei Kindern nicht empfohlen evtl. bei Jugendlichen mit sehr schweren Formen der Depressionen,
bei denen die anderen empfohlenen Therapien keine Wirkung gezeigt haben
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Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern u. Jugendlichen (S3-Leitlinie, Stand: 01.07.13)
Behandlungsansätze mit unzureichender Evidenz Gesprächspsychotherapie, künstlerische Therapien (Kunst- u. Musiktherapie), Ergotherapie, Maßnahmen der Jugendhilfe, repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS), Vagusnerv- stimulation, Schlafdeprivation/Wachtherapie, Massagen Für diese Methoden liegt bisher keine ausreichende Evidenz vor, daher kann keine Empfehlung für oder gegen diese Ansätze ausgesprochen werden. Gegen den Einsatz von Johanniskraut und Agomelatin sprechen mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen.
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Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern u. Jugendlichen (S3-Leitlinie, Stand: 01.07.13)
10. Empfehlung: Überprüfung des Therapieerfolgs zu Beginn der Behandlung sollten Zielkriterien der Therapie festlegt
werden regelmäßige Überprüfung des Therapieerfolges: frühestens nach 4
Wochen durch die Patienten (z.B. DTK), ihre Bezugspersonen (z.B. FBB-DES) u. die Behandelnden (z.B. Kinder-DIPS)
wenn nach 12 Wochen keine klinisch bedeutsame Verbesserung bzw. bei Pharmakotherapie nach 4 Wochen keine Response, kann Veränderung der Behandlungsmodalitäten vorgenommen werden
11. Empfehlung: Vorgehen nach einem gescheiterten ersten Behandlungsversuch
Nach einem gescheiterten Behandlungsversuch können Kinder u. Jugendliche eine bisher nicht verwendete Form der Psychotherapie oder ein bisher nicht verwendetes Medikament (Fluoxetin, Escitalopram, Citalopram o. Sertralin) oder eine bisher nicht eingesetzte Kombinationstherapie erhalten; ggf. Wechsel des Behandlungssettings
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Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern u. Jugendlichen (S3-Leitlinie, Stand: 01.07.13)
12. Empfehlung: Fortsetzung der Behandlung nach einer Erholung (d.h. mind. 2 Monate ohne klinisch relevante
Symptome) sollte eine medikamentöse Behandlung für mind. 6 weitere Monate fortgesetzt werden
nach einer Erholung von mind. 6 Monaten Dauer kann bei einer Erstmanifestation einer depressiven Störung das Absetzen der Pharmakotherapie erwogen werden
regelmäßige kinder- u. jugendpsychiatrische Überprüfung des Therapieerfolges
bei älteren Jugendlichen mit einer rezidivierenden depressiven Störung sollte die nationale Versorgungsleitlinie für Erwachsene mit unipolarer Depression angewendet werden
13. Empfehlung: Abschluss der Behandlung Kinder u. Jugendliche in Erholung für mind. 12 Monate regelmäßige
Wiedervorstellungen anbieten bei erhöhtem Risiko für ein Rezidiv für mind. 24 Monate
regelmäßige Wiedervorstellungen
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Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern u. Jugendlichen (S3-Leitlinie, Stand: 01.07.13)
14. Empfehlung: Prävention von Rückfällen und Rezidiven über Rückfall- u. Rezidivrisiko aufklären Lösungsstrategien entwickeln, um Rückfälle u. Rezidive verhindern Bezugspersonen sollten über mögliche Hilfen informiert werden
Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern u. Jugendlichen
Kernziele der Depressionstherapie (Mehler-Wex u. Kölch, 2008)
Abbau belastender Faktoren
Aufbau positiver Aktivitäten
Strukturierung des Alltags
Förderung und Bewusstmachung vorhandener Ressourcen
Training sozialer Kompetenzen
Erlernen von Problemlösungsstrategien
Modifikation negativer Perzeptions- und Interpretationsmuster
Steigerung von Selbstsicherheit und Selbstwert
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Definition/Klassifikation: Manie und Bipolare Störungen
Manie (Kraepelin, 1883): „Eine abnorme Erleichterung des Vorstellungsverlaufes und die Umsetzung zentraler Erregungszustände in Handlungen.“
Bleuler (1943): „Die manische Verstimmung besteht in übertriebenem Frohgemut. Diese Euphorie schlägt aber schnell in Zorn und Wut um.“
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Definition/Klassifikation: Manie und Bipolare Störungen
F30 manische Episode: F30.0 Hypomanie F30.1 Manie ohne psychotische Symptome F30.2 Manie mit psychotischen Symptomen
ICD 10 fordert als gemeinsames Kriterium der drei Schweregrade der manischen Episode: Gehobene Stimmung (häufig situationsinadäquat) Steigerung im Ausmaß und in der Geschwindigkeit der körperlichen und
psychischen Aktivität
Häufig kommt es außerdem zu: „Rededrang“, vermindertes Schlafbedürfnis, Verlust sozialer Hemmungen, überhöhte Selbsteinschätzung, Größenwahn, leichtsinniges Verhalten, gesteigerte Libido.
Definition/Klassifikation: Manie und Bipolare Störungen
F31 Bipolare affektive Störung: F31.0 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig hypomanische Episode
F31.1 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig manische Episode ohne psychotische Symptome
F31.2 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig manische Episode mit psychotischen Symptomen
F31.3 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig leichte oder mittelgradige depressive Episode
F31.4 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome
F31.5 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen
F31.6 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig gemischte Episode
F31.7 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig remittiert 36
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Definition/Klassifikation: Manie und Bipolare Störungen
Die isolierte manische Episode ist selten
Bei vorbekannter depressiver Episode ist eine bipolar affektive Störung zu diagnostizieren
Bipolare Störungen: Auftreten wiederholter Episoden von Depression und oder Manie, dazwischen freie Intervalle
Auftreten häufig ohne erkennbaren Anlass und werden später als persönlichkeitsfremd erlebt
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Bipolare und verwandte Störungen (DSM-5)
im DSM-5 werden bipolare u. verwandte Störungen von den depressiven Störungen getrennt betrachtet
Diagnosen: Bipolar-I-Störung (klassisch manisch-depressive Erkrankung;
Kriterien für mindestens eine manische Episode wurden erfüllt) Bipolar-II-Störung (charakterisiert durch mind. einer Episode
einer Major Depression u. mind. einer hypomanen Episode) Zyklothyme Störung (über mind. 2 Jahre, bei Kinder 1 Jahr,
Perioden mit hypomanen u. depressiven Symptomen) Substanz-/Medikamenteninduzierte bipolare u. verwandte
Störungen Bipolare u. verwandte Störungen aufgrund eines anderen
medizinischen Krankheitsfaktors andere näher bezeichnete bipolare u. verwandte Störungen n.n.b. bipolare u. verwandte Störungen
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Epidemiologie und Prävalenz: Manie und Bipolare Störungen
Prävalenz der bipolaren affektiven Störung: 0,5%-3%; im Kindes- und Jugendalter: 0,1%-1%
In der Pubertät sind Jungen häufiger betroffen, im Erwachsenenalter überwiegen Frauen
Erkrankungsalter häufig zwischen 20 und 50 Jahren
Nur ca. 15-20% der Patienten erkranken vor dem 20. Lebensjahr
Depressive Phasen treten häufiger auf als manische
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Klinisches Bild: Manie und bipolare Störungen
Symptome im Jugendalter wie im Erwachsenenalter
Im Kindesalter ist das Spektrum unspezifischer
Klinisches Bild ist gekennzeichnet durch: Kürzere Phasen der Verstimmung
Rascheren Phasenwechsel (rapid cycling, ultrarapid cycling)
Phasen mit normaler Stimmungslage ebenfalls deutlich kürzer
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Klinisches Bild: Manie und bipolare Störungen
depressive Phasen: Kinder niedergeschlagen, freudlos, antriebsschwach, gehemmt, Weinen leicht und ohne erkennbaren Anlass, wirken schwunglos, interesselos, Schuld- und Versündigungsideen, erhöhtes Suizidrisiko!
manischen Phasen: im Kindesalter Irritabiltät, emotionale Labilität, Hyperaktivität, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Rededrang, Trennungsängste, Größenwahn und Hochstimmung; im Jugendalter bizarre Verhaltensweisen, bizarre Kleidung, gesteigertes Risikoverhalten, gehobene Stimmung, Irritabilität, Rededrang, Ideenflucht
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Ätiologie: Manie und bipolare Störungen
Familiäre Häufungen: Kinder betroffener Eltern haben ein 24% Risiko selbst zu erkranken, 50% wenn beide Eltern betroffen sind
D.h. genetische Faktoren sind von besonderer Bedeutung
Konkordanz eineiige Zwillinge: 70%, zweieiige 20% Vererbt wird allerdings nur die Anlage, durch das
Einwirken von unspezifischen Umweltfaktoren kann es zur Krankheitsmanifestation kommen
Als biochemische Faktoren werden biogene Amine (GABA- Mangel-Hypothese) bei der Verursachung der bipolaren Störungen bedeutsam
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Diagnose: Manie und bipolare Störungen
Bei Verdacht auf manische Entwicklungen sind alterstypische Größenideen von manischen oder hypomanischen Zuständen abzugrenzen
Erst im Verlauf durch die Periodizität lässt sich die Diagnose sichern
Familiäre Belastung: stützendes Kriterium DD: ADHS, emotional instabile
Persönlichkeitsstörungen, schizophrene Psychosen
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Therapie: Manie und bipolare Störungen
Ziel: Remission der akuten Symptome und Vorbeugung von Rückfällen
Multimodale Behandlung mit Psychopharmaka, Psychoedukation, stützender Psychotherapie, stationärer Therapie
Pharmakotherapie: allgemein: Auswahl der Medikation richtet sich nach der vorliegenden Erkrankungsphase
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Therapie: Manie und bipolare Störungen
Bei bipolaren Störungen können Antidepressiva manische Symptome und oder schnelle Phasenwechsel provozieren
Behandlung manischer Phasen: Neuroleptika (Olanzapin, Risperdal, Quetiapin, Aripiprazol) und Stimmungsstabilisatoren (Lithiumsalze und Antikonvulsiva)
Letztere dienen auch der Prophylaxe erneuter Phasen und sollen Stimmungsinstabilitäten verhindern. Sie vergrößern nachweislich die Zeitdauer des freien Intervalls
Therapeutischer Plasmaspiegel für Lithium: 1,0-1,5mmol/l; Rezidivprophylaxe: 0,6-1,2mmol/l
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Therapie und Verlauf: Manie und bipolare Störungen
Carbamazepin: Tagesdosis von 600-1.200mg (Serumspiegel 4-12μg/ml)
Valproat: 600-1500mg/d Lamotrigin: 100-200mg/d
Benzodiazepine (z.B. Lorazepam, Clonazepam): Behandlung
von Agitation und Schlaflosigkeit bei der akuten Manie, in Kombiantion mit Stimmungsstabilisatoren; zeitlich begrenzt, max. 2 Wochen
Verlauf: 60% der Pat. sind nach 20 Jahren sozial gut integriert, 20% signifikant beeinträchtigt, 25% chronisch krank
Gute Compliance bei Lithiumeinnahme kann Verlauf günstig beeinflussen
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Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
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