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Alternative Nutzungsform: Paludikultur

Naturverträgliche Landwirtschaft in Auen Fachtagung am 14.-15. Juni 2016 im

Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg

Achim Schäfer DUENE e.V. &

Lehrstuhl für Allgemeine Volkswirtschaftslehre und Landschaftsökonomie schaefea@uni-greifswald.de,

Hochwasser bei Roßlau an der Elbe 2013

Foto: A. Künzelmann, UFZ

Angepasste Auennutzung? Volkswirtschaftliche Schäden: − 2002: Elbe-HW ~11 Mrd. Euro − 2013: Donau und Elbe-HW ~10 Mrd. Euro

Polder Rossin nach Wiedervernässung

Foto: B. Herold

Angepasste Auennutzung? Naturschutz pur: − keine Nutzung − keine Hochwasserschäden

Barschow bei Anklam im Jahre 1694

Früher war alles besser! − hohes Niveau bei der Kartierung − kein Nutzungsinteresse an Sümpfen − Moore galten als wertloses Unland

Quelle: GeoGREIF, Matrikelkarten der Landesaufnahme von Schwedisch-Pommern

Barschow bei Anklam im Jahre 2014

Foto: A. Schäfer

Angepasste Auennutzung? Landwirtschaft pur: − intensive Nutzung − externe Effekte − volkswirtschaftliche Schäden

Ackerbau auf Torf?

Foto: H. Joosten

Torf: 106 t CO2 per TJ

Biogas: 880 t CO2 per TJ

Folgen der Moornutzung

Credit: U.S. Geological Survey Foto: Richard Ireland

• Moorsackung • Bodendegradierung • CO2-Freisetzung

Foto: M. Succow

9 Meter in 52 Jahren

8

Teufelskreis der trockenen Moornutzung

Entwässerung Vernässung

Nasses Moor

Sackung

Verbreitung von Moorböden in Flussauen

6% der Moore liegen in Flussauen

THG-Emissionen: 2,8 Mt CO2-eq. a-1

Quelle: Scholz et al. 2012

Moore in Deutschland

6% der landwirtschaftlichen Nutzfläche

THG-Emissionen: 43 Mt CO2-eq. a-1

57 % der landwirtschaftlichen Gesamtemissionen 99 % aus landwirtschaftlich genutzten Böden

Quelle: www.bgr.bund.de/boden

Volkswirtschaftliche Dimension

Deutschland Gesamtemissionen2011 926 Mt CO2 a-1 Landwirtschaftliche Moornutzung 43 Mt CO2 a-1

Zum Vergleich Mt CO2 a-1 Nationaler Allokationsplan (NAP II) 2007-12: Energie und Industrie Haushalte und Verkehr

15

22

Ausgangssituation

Herkömmliche Moorlandwirtschaft – belastet die Umwelt

– verursacht volkswirtschaftliche Kosten und

– ist nur durch Subventionen rentabel

Subventionen fördern eine nicht-umweltverträgliche Nutzung der Moore

Landwirte haben keinen Anreiz zur Suche nach umweltverträglicheren Nutzungsweisen

Wie soll es weitergehen?

Foto: M. Stegemann

Foto::C. Saul Foto: H. Vasander

Natürliche Moore als Kohlenstoffsenke

Zeit

Kohlen

stof

fvor

rat

CO2-Einfang / C-Festlegung

Business as usual oder nachhaltige Nutzung?

I II Zeit

Nachhaltige Nutzung Kohlen

stof

fvor

rat

III IV

Business as usual

CO2-Freisetzung

CO2-Einfang / C-Festlegung + Substitution

fossiler Rohstoffe

Niedermoor Hochmoor

= nasse, torferhaltende Landnutzung

auf wiedervernässten

• Schwarzerle (Alnus glutinosa) • Schilf (Phragmites australis)

• Rohrkolben (Typha spec.)

• Seggen (Carex spec.)

• Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea)

• Torfmoos (Sphagnum spec.)

Paludikultur *

*lat. „palus“ – Sumpf, Morast

Paludikultur als integrative Systemlösung

+ stoffliche und energetische Verwertung

Essbare Beeren aus dem Moor

Moltebeere Rubus chamaemorus

Moosbeere Oxycoccus palustris

Blaubeere Vaccinium myrtillus

Apfelbeere Aronia melanocarpa

Fotos: wikimedia commons; Moltebeere: Primordial, Moosbeere: Folker Silge, Blaubeere: Marek Silarski, Apfelbeere: Pawvic

Aromastoffe aus dem Moor

Mariengras, Bisongras Hierochloe odorata

Nutzung: als Aromastoff in Parfüms, Tabak in der Gourmetküche für Süßspeisen und Getränke

Fotos: wikimedia commons; Kalmus: von Christian Fischer

Kalmus Acorus calamus

Nutzung: in der Heilkunde: kräftigend und appetitanregend

bei der Parfüm- und Likörherstellung

als Tinktur in Coca Cola

Medizin aus dem Moor

Fieberklee Menyanthes trifoliata

Wirkung: gegen Appetitlosigkeit, Verdauungs-störungen, Hautprobleme, Erkältung und Fieber für Bier als Hopfenersatz!?

Fotos: wikimedia commons; Drosera by Rosťa Kracík

Sonnentau Drosera rotundifolia

Wirkung: gegen Husten

für die Libido: „kleine Zutaten mit starker Wirkung“

Holz aus dem Moor

Erlenwald Alnion glutinosae

Wirkung: gegen Rote Listen

für Tiere und Pflanzen

Foto: Institut für Botanik und Landschaftsökologie, Greifswald, Andreas Kaffke

Großseggen Eschen-Erlenwald

Wirkung: gegen Holzmangel

für schöne Möbel

Küchen und Schlafzimmer aus dem Moor

Küche Alnus glutinosa

Wirkung: für den guten Geschmack

gegen Hunger

Fotos: team7 Möbel

Schlafzimmer Alnus glutinosa

Wirkung: für die Libido

gegen Müdigkeit

Schilfrohrkultur

Foto: A. Schäfer

Foto: A. Schäfer

Foto: C. Tegetmeyer

Foto: F. Tanneberger

Dämmstoffe aus Rohrkolben und Schilf

Putzträger für Lehmputz aus Rohrkolben-Schilf

Zusatzfreier Einblasdämmstoff aus Rohrkolben

Kompostierbare, flexible Dämmplatte Rohrkolben-Schilf www.naporo.com

Briketts und Pellets aus Paludibiomasse

Briketts

Pellets

Foto: C. Schröder

Foto: C. Schröder

Foto: Lachmann

Weltpremiere am 26. Juni 2014: Erstes Paludikultur-Biomasse-Heizwerk in

Malchin eingeweiht

Ersetzt werden jährlich 290.000 – 380.000 l Heizöl Deutscher Lokaler Nachhaltigkeitspreis ZeitzeicheN Agrotherm GmbH Malchin (Kategorie Unternehmen) http://www.niedermoor-nutzen.de/

Foto: T. Dahms Foto: P. Schröder

Emissionsfaktoren Bioenergie vom Moor

Konventionell t CO2 / TJ 1)

• Mais für Biogas 2) 880 • Torf 106 zum Vergleich: Heizöl 75

Paludikultur 3)

• Schilf -136 • Schwarzerle -167

1) Emissionen CO2-Äquivalente pro Terajoule verwertbare Energie. Nach Couwenberg 2007.

2) Werte für den Anbau auf Moor. 3) Im Vergleich zu den Ausgangsbedingungen unter Berücksichtigung des Ersatzes von Heizöl.

Berechnungen nach Wichtmann et al. 2009.

Alternativen der Moornutzung

Irland

A 1 Fortführung der herkömmlichen landwirtschaftlichen Nutzung

A 2 Wiedervernässung ohne land- und forstwirtschaftliche Nutzung

A 3 Wiedervernässung mit Paludikultur

Wertschöpfung der herkömmlichen landwirtschaftlichen Moornutzung

Irland

Milchviehbetriebe Weideviehbetriebe

EUR ha-1 a-1 EUR ha-1 a-1

Wertschöpfung 1) 658 341

Subventionen 376 406

Netto-Wertschöpfung 282 -66

1) Durchschnittliche Wertschöpfung von 2006-2012 Quelle: Eigene Berechnungen nach LFA Mecklenburg-Vorpommern, lfd.

Wertschöpfung und Schadenskosten

Irland

Nutzung Wertschöpfung Emissionen Schadenskosten

EUR ha-1 a-1 t CO2-eq ha-1 a-1 EUR ha-1 a-1

Milchviehbetriebe 282 24,0 1.920

Weideviehbetriebe -66 8,5 - 15,0 680 - 1.200

Subventionen und Schadenskosten

Irland

Nutzung Subventionen Schadenskosten Schadenskosten/ Subventionen

EUR ha-1 a-1 EUR ha-1 a-1

Milchviehbetriebe 376 1.920 1 : 5,1

Weideviehbetriebe 406 680 - 1.200 1 : 1,7-3,0

Vergleich CO2-Vermeidungskosten

Irland

Maßnahme Vermeidungskosten

EUR je t CO2

Wiedervernässung mit Schilfrohrkultur 2) 0

Wiedervernässung mit Erlenwirtschaft 3) 0 - 2

Wiedervernässung ohne Nutzung 1) 10-15

Wasser- und Windkraft 4) 22 - 70

Biomasse-Gas 5) 52-316

Biomasse-Kraftstoffe 5) 173-459

Quelle: 1) Eigene Berechnung, 2) Schäfer 1999, 3) Schäfer & Joosten 2005, 4) Geiger et al. 2004, 5) Isermeyer et al. 2008.

Kosten und Nutzen landwirtschaftlich genutzter und ungenutzter Moore

Irland

Kosten Nutzen

Nutzen / Kosten

EUR ha-1 a-1

Herkömmliche Moornutzung 595 bis 1.680 1) -66 bis 282 2) -0,11 bis 0,17

Wiedervernässung - Zahlungsbereitschaft

152 bis 221 3)

3.835 4) 17,35 bis 25,23

- ZB + vermiedene Schadenskosten

5.035 22,78 bis 33,13

1) Externe Kosten für Klimafolgeschäden. 2) Netto-Wertschöpfung. 3) Kosten für die Wiedervernässung 3.000 EUR je ha; Annuität t = 40 Jahre, Zinssatz 4% p.a. 4) eigene Berechnung nach Meyerhoff et al. 2012.

Business as usual oder nachhaltige Nutzung?

I II Zeit

Nachhaltige Nutzung Kohl

enst

offv

orra

t

III IV

Schadenskosten

680-1.920 € ha-1 a-1 Ø eingesparte

Schadenskosten + ZB: 5.135 € ha-1 a-1

Business as usual

Paludikultur und GAP

• Landwirtschaft ein wichtiger Akteur und Partner – Ausgangssituation, nicht standortgerechte Nutzung, Instrumente, Freiwilligkeit – Klima- und Gewässerschutz und nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung

• Verwertungslinien – Nutzungsoptionen - Potenziale – Medizinisch: Nischenmarkt – Stofflich: Nachfrage > Angebot (Rohrkolben, Schilf, Erlenwertholz) – Energetisch: Nachfrage > Angebot (Schilf, Erlenwertholz) – aber Markteinführung wird durch agrarpolitische Rahmenbedingungen verhindert

• Harte und weiche Möglichkeiten GAP – Perverse Anreize abbauen, Verursacherprinzip steht auf dem Kopf – 100%-iger Vollzug des Ordnungsrechts (Bundesbodenschutzgesetz § 17 Abs. 2)

Verursacherprinzip

Paludikultur bietet Vorteile

• Wasserfiltration und Nährstoffrückhalt

• Reduktion von Treibhausgasen

• Substitution fossiler Rohstoffe

• keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion

• Perspektiven für Wirtschaft, Tourismus und Naturschutz Foto: Achim Schäfer

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

www.paludikultur.de

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