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Aus der Geschichte unserer Schule
Die Garantenschule zu Berneck
Die Einführung der Eisenbahnen bringt auch Dampf ins Schulwesen
Nach dem Zusammenbruch der Alten Eidgenossenschaft und dem Untergang der Helvetik hatten
unsere Altvordern andere Sorgen als Schulgründungen und Schulreformen. Die Sorge um das
eigene Überleben prägte den Alltag der Bürgerschaft und die Zielsetzungen der Politik.
Die ersten Sekundarschulen unseres Kantons entstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf
privater Grundlage. 1850 zählte man deren neun. In den Jahren 1850 bis 1862 wurde dann aber
im wahrsten Sinne des Wortes Dampf aufgesetzt: Eisenbahnlinien wurden erstellt, die
Kantonsschule gegründet und der noch junge Kanton erhielt eine fortschrittliche
Kantonsverfassung. In dieser Periode des Aufbruchs wurden gleich 12 Sekundarschulen gegründet,
darunter diejenigen von Berneck und Au. Erst mit dem Organisationsgesetz von 1867 konnten
diese, auf privater Grundlage beruhenden Schulen, in solche öffentlich-rechtlichen Charakters
umgewandelt werden.
Gründung der mittelrheintalischen Sekundarschule zu Berneck
Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts sah man die dringende Notwendigkeit einer über die
Primarschulkenntnisse hinausgehenden Schulbildung ein. Offensichtlich bestand in Berneck um
1838 bereits eine erste Sekundarschule. So entnimmt man dem Protokoll des Gemeinderates von
Berneck unter dem 26. Nov. 1838: "Die für die sogenannte Realschule niedergesetzte Kommission
stellt beim Gemeinderat das Gesuch, dass, nachdem sie für den Winter kein passendes Lokal finden
konnte, es dem Gemeinderat gefallen möchte, zu bewilligen, dass sich jene Schüler jeden
Donnerstag in der Ratsstube besammeln dürften."
Der Rat hat dem Gesuch mit wenig Begeisterung entsprochen, denn dieser erste Versuch, höhere
Büldung auf dem Dorfe anzubieten "...entspricht noch nicht ganz. Jedoch ist er der Anfang von
etwas Besserem". Nach einem Jahr ist der Versuch, im Dorf der Töpfer, Hafner, Gerber, Winzer,
Wagner, Küfer, Seiler, Kleinbauern und Händler eine Sekundarschule zu führen, gescheitert.
Gut Ding wollte schon damals viel Weile haben. Nach rund 20 Jahren, 1858, war für den
Gemeinderat von Berneck klar, dass für die "mittleren Gemeinden des Rheintals" eine
Sekundarschule errichtet werde. "Diejenige Gemeinde aber, in welcher die Schule errichtet wird,
hat den grössten Nutzen von ihr..., weil sogleich eine grosse Zahl junger Leute, selbst
unvermögliche, die Anstalt besuchen können, welche später durch Intelligenz, Gewerbetätigkeit
und rationelle Betreibung der Landwirtschaft das Allgemeinwohl fördern helfen oder, wenn sie sich
auswärts niederlassen, ihrer Heimatgemeinde Ehre machen..."
Nicht im Hirsch-In, sondern im "Drei Eidgenossen", der jüngeren Generation als "Drei König"
bekannt, traf männiglich sich am 5. März 1859 zur ersten Versammlung der Aktionäre. Schon
die erste Versammlung verlief recht lebhaft. Der Gemeinderatsschreiber verliess erzürnt den Saal,
und der Gemeindammann persönlich übernahm die vakant gewordene Stelle des Schreibers.
Trotz einiger Quereleien arbeitete man zielbewusst und sehr speditiv. Der erste Rat wurde gleich
bestimmt:
Herr Kaufmann Johannes, von Berneck, in Rheineck, Präsident
Herr Metzler, Gemeindeammann und Kantonsrat, Balgach
Herr Ritz Tobias, Kaufmann und Kantonsrat, in Berneck
Herr Hongler Josef Anton, alt Präsident, in Berneck
Herr Niederer Alfred, evangelischer Pfarrer, in Berneck
Herr Spirig, Gemeindeammann, in Wittnau (Widnau)
Herr Völker Karl, Professor auf Heerbrugg
Herr Schelling Samuel, Unterrichter, in Berneck
Herr Hongler Johannes, Hafnermeister, in Berneck
Auch die Rechnungskommission wurde bestellt:
Herr Gallusser Tobias, Präsident, Berneck
Herr Federer Johannes, Gerbermeister, Berneck
Herr Ritz J. J., Dr., Gemeindeammann, Berneck
Die Zusammensetzung des Rates zeigt, dass die "mittelrheintalische Sekundarschule zu Berneck",
schon zur Zeit ihrer Gründung regional ausgerichtet war.
Bereits fünf Tage nach der ersten Aktionärsversammlung trat der Rat zu seiner ersten Sitzung
zusammen. Er überarbeitete die Vereinsstatuten, die am 20. März durch die zweite
Aktionärsversammlung genehmigt wurden. Mit dem Beschluss: "Es werden Knaben und Mädchen
beider Konfessionen aufgenommen", machte die Sekundarschule einen Schritt, der in den
Primarschulen Bernecks erst 100 Jahre später vollzogen wurde. Diese fortschrittliche Denkweise
erstaunt umso mehr, wenn man bedenkt, dass zu dieser Zeit die Sonderbundskrise erst wenige
Jahre zurück lag und dass das Erziehungswesen im Kanton St. Gallen in den Jahren 1816 bis 1861
konfessionell getrennt war.
Innerhalb von 14 Tagen wurde die Schule - auf Vereinsbasis - gegründet und die Statuten
genehmigt.
Die Garantenschule - finanziert durch Sponsoring
Die Sekundarschule konnte weder selber Steuern erheben noch bei der politischen Gemeinde
beantragen. Sie war "auf Aktien gegründet", also gestützt von einem Verein, dessen Mitglieder, die
Aktionäre oder Garanten, den Bestand der Schule zu sichern hatten.
Die "Aktionäre" hatte keine Dividende und keine feuchtfröhliche Aktionärsversammlung zu
erwarten. Sie übernahmen die Defizitdeckung der Schule, pro Aktie und Jahr max. Fr. 5.-. Zum
Vergleich: Die Entlöhnung der ersten Sekundarlehrer betrug rund einen Franken pro Lektion.
Aus dem Aktienverein konnte man ursprünglich erst nach Ablauf einer Frist von 6 Jahren wieder
austreten. Beim Todesfall eines Aktionärs blieben die Erben für das laufende Jahr noch
zahlungspflichtig! Weiters hatten die Aktionäre durch Geschenke und Vergabungen einen
Schulfonds zu äuffnen und, sofern in Berneck wohnhaft, dafür zu sorgen, dass "der Sekundarschule
ein und, wenn es nötig werden sollte, zwei Schulzimmer samt Bestuhlung und Heizung zinsfrei
angewiesen werden".
Lehrerlöhne und Lehrplan
Die maximale Zahl der Schülerinnen und Schüler pro Lehrer wurde mit 30 (heute 28) festgelegt.
Die wöchentliche Pflichtstundenzahl für die Schülerschaft betrug damals wie heute mindestens 33
Lektionen. Unterrichtet wurde jährlich während 44-46 Wochen. An der Sitzung vom 18. April 1859
wählte der Rat den ersten Lehrer, Rudolf Pfenninger aus Stäfa. Der Jahreslohn wurde auf Fr.
1400.- festgesetzt. Als Hilfslehrer für Gesang, mit 3 Wochenstunden im Sommer und 2 im Winter,
wirkte Oberlehrer Keller aus Berneck für eine Jahresentschädigung von 80 Franken.
Lehrfächer
Deutsche und französische Sprache und allenfalls auch die Anfangsgründe der englischen und
italienischen, letztere zwei jedoch nicht obligatorisch.
Geographie und Geschichte - mit besonderer Berücksichtigung des Vaterlandes.
Naturkunde - mit besonderer Rücksicht auf Landwirtschaft und Gewerbe.
Arithmetik, Buchhaltung, Formenlehre und die Anfänge der Geometrie, letztere namentlich
praktisch als Messkunst, Flächen- und Körperberechnung.
Schönschreiben und Zeichnen.
Gesang.
Das erste Schuljahr begann am 9. Mai 1859, angekündigt im "Bote am Rhein" und "Altes und
Neues Tagblatt", mit 15 Knaben (davon 2 aus Balgach, 1 aus Widnau und 1 aus Diepoldsau) und 2
Mädchen.
Zur Erinnerung: Am 5. März 1859 fand die erste Aktionärsversammlung statt und nur zwei Monate
später wurde der Schulbetrieb aufgenommen!
Freundnachbarschaftliche Beziehungen
Die Sekundarschule in Au hatte von Anfang an mit finanziellen Schwierigkeiten, Lehrerwechseln
und Mutationen im Rat zu kämpfen. Eine Fusion mit Berneck lehnte Au ab. Man "könne das
geschaffene Werk nicht so leichten Kaufes an das vornehmerseinwollende, mit Geringschätzung auf
andere, benachbarte Gemeinden herabschauende Berneck abtreten und ihm untertänigst zu Füssen
legen". Selbst eine Intervention des Landammanns blieb erfolglos. Schliesslich beschloss der
Sekundarschulrat Berneck, es soll "dem Schulrat Au-Balgach(!) mitgeteilt werden, dass man von
weiteren Vereinigungskonferenzen abstrahiere, da man einsehe, dass diese zu nichts
Erspriesslichem führen werden".
Personal- und Finanzprobleme
Lehrerwechsel und Lohnfragen prägten die ersten 20 Jahre der mittelrheintalischen
Sekundarschule. Schrittweise wurde das Jahresgehalt auf Fr. 2000.- erhöht. Die Erhöhung war teils
mit Auflagen verbunden. Ein Lehrer wurde verpflichtet, "zugleich seine Schwägerin, Jungfrau
Wiget, für den Mädchenhandarbeitsunterricht von sich aus zu entschädigen". Die
Gesamtschülerzahl, verteilt auf 2, manchmal auch 3 Klassen, schwankte in diesen ersten Jahren
zwischen 17 und 33. Die Staatsbeiträge stiegen von anfänglich 120 Franken bis auf 700, einmal
sogar auf 900 Franken. Die Garanten mussten jährlich pro Aktie bis zu 2 Franken Defizitbeitrag
übernehmen.
Erst 1878 gelang es, in der Person von Johann Jakob Nüesch, dem "der Ruf eines vorzüglichen
Lehrers und gesetzten Charakters" vorausging, einen Pädagogen zu wählen, der während drei
Jahrzehnten der Schule die Treue halten sollte. J. J. Nüesch, in Balgach geboren, trat 1860 in die
erste Klasse der Realschule Au ein, wechselte nach nur einem Jahr an das Lehrerseminar
Rorschach und absolvierte anschliessend die technische Abteilung der Kantonsschule St. Gallen.
Organisatorisch hatte die junge Schule verschiedene Probleme zu lösen. Einige Schüler besuchten,
quasi als Hospitanten, nur den Winterkurs in einzelnen Fächern, andere mussten vom Französisch
dispensiert werden. Eine dritte Gruppe besuchte alle Fächer, aber nur im Winterhalbjahr. Der Rat
bemerkte dazu, dass "...die Betreffenden den Sommer hindurch geistig und körperlich erstarken
und mit umso grösserem Nutzen die Fortsetzung der Studien wieder aufnehmen können".
Der Handarbeitsunterricht der Mädchen wurde mal privat unterrichtet, dann wieder den
Primarschulen überlassen oder gar nicht erteilt. Dass die jungen Damen selber die Initiative
ergriffen, löste beim Rat keine Begeisterung aus. "Die Realschülerinnen (Die Bezeichnungen
"Sekundarschule" und "Realschule" wurden nicht konsequent angewendet) haben plötzlich den
Handarbeitsunterricht bei der Primarschule nicht mehr besucht, sondern bei Jungfrau Ida Gallusser
Privatunterricht gegen je 20 Rappen Entschädigung je Halbtag genommen, was der Rat nicht
billigen kann".
Dem Turnunterricht erging es ähnlich wie dem Handarbeitsunterricht und dem Gesang. Im März
1962 wird vermerkt, dass "ein holzreiches Mitglied des Realschulrates" bereit sei, Eichenholz für ein
Reck zu liefern. Die im Freien aufgestellten "Turnapparate" (Reck und Barren) mussten mehrfach
repariert werden. 1888 beschränkte sich das Turnen wieder auf Frei- und Stabübungen. 1889/90
bemerkt der Visitationsbericht trocken: "Im Turnen geschieht wenigstens etwas".
In dieser Zeit besuchten nicht nur Schülerinnen und Schüler aus Berneck, Au, Balgach, Widnau,
Reute und Oberegg, sondern auch aus Lustenau die Schule in Berneck.
Qualitätskontrolle und Schulreisen
Dem alljährlichen Examen wurde grosse Bedeutung zugemessen. Es war anfänglich Aufgabe des
Präsidenten und zweier Ratsmitglieder, den Examenplan im Detail aufzustellen. Der geplagte
Lehrer hatte an diesem Tag alles zu geben, denn eine allfällige Lohnerhöhung hing nicht zuletzt
vom Resultat des Examens ab. Man ging gar so weit, dass der Lesestoff dem Lehrer erst
unmittelbar vor dem Examen mitgeteilt wurde!
Nach einem gelungenen Examen zeigte sich der Rat von seiner grosszügigen Seite. Aus lauter
Begeisterung liess man 1880 den Schülern eine Erfrischung zu teil werden: Je 3 dl Wein, Wurst und
Brot. Die schlechte wirtschaftliche Situation oder die gemachten Erfahrungen mit dieser
Verköstigung führten dazu, dass im darauffolgenden Jahre "die Jugend wieder mehr zur
Enthaltsamkeit und Einfachheit" angehalten wurde...
Plan für das Examen 1884:
Deutsche Sprache 8-9 Uhr Lesen, Erklären "Schillers Bürgschaft"
Französisch 9-10 Uhr Übersetzen und Sprachübungen
Rechnen 10.15-11.15 Uhr Proportionenrechnen
Physik 11.15-12 Uhr Hebel und Rollen
Geometrie 1.30-2.30 Dreieck, Kreislehre
Zoologie und Botanik 2.30-3.15 Uhr Vögel und Obstbäume
Geographie 3.15-3.45 Uhr Flussnetz des Rheins
Geschichte 4-5 Uhr Französische Revolution
Gesang und Deklamationen 5-5.30 Uhr
Schulreiseziele waren in diesen Jahren der Gäbris, Ragaz-Pfäfers und die Hohe Kugel: "Unter
Führung des Herrn Pfarrer marschierte man am 13. Juli nach Lustenau, von dort mit dem Fuhrwerk
des Lindenwirtes, der vorher noch unsere Flaschen mit Most gefüllt hatte, "vergebens" nach
Hohenems und dann zu Fuss den steilen, bewaldeten Hang hinauf auf die Lustenauer-Alp...
Übernachten in der Alphütte, Verpflegung: Brot, das man mitgebracht hatte und Milch vom Senn,
am Abend und als Frühstück... Trotz Nebel und bald auch Regen wurde der Aufstieg zur Kugel
gewagt und alsdann der Marsch nach Fraxern angetreten, wo jeder eine Ration Kirschen von einem
Pfund um den Spottpreis von 8 Rappen kaufte... In Clus gabs ein einfaches Mittagessen mit saurem
Most und noch saurerem Wein... Anschliessend Rückmarsch über Götzis nach Ems... Wohl
durchnässt, doch heiteren Mutes tranken wir hier noch Bier, während die Mädchen wieder das
Bedürfnis fühlten, Caffée zu trinken... Teils per Post, teils mit dem viel billigeren Fuhrwerk gings
dann nach Lustenau und von da zu Fuss über Au nach Berneck, wo jeder in seinen Gliedern das
Bedürfnis des Schlafes fühlte und demselben auch ganz treu huldigte bis Mittag des anderen
Tages."
Im Jubiläumsjahr 1909 - 50 Jahre seit der Schulgründung waren vergangen - liess man sich die
Schulreise etwas kosten. 75 Schüler, 2 Lehrer und 3 Schulräte besuchten das Rütli. Ein dreiseitiges
Protokoll berichtet voller Begeisterung über die gelungene Reise wie auch über die patriotische
Rütli-Ansprache des Lehrers!
Geldsorgen und ein unerwartetes Geschenk
Am Samstag und Sonntag(!) hatte der geplagte Lehrer Gewerbeschule zu erteilen. So besuchten
1890 20 Lehrlinge Freihand- und technisches Zeichnen und das Konto-Korrent-Rechnen wurde von
28 Meistern und Gemeindebeamten besucht. 1891 liessen sich 16 Handwerksmeister, 9 Gesellen
und 7 Lehrlinge in die Kunst der Buchhaltung einführen. Immerhin durfte dafür "das Sorgenkind
der Realschulkorporation" einen Bundesbeitrag von Fr. 275.- erwarten.
Die Schule selbst besass kein Vermögen. Was die Schule erforderte, musste auf dem Weg der
Freiwilligkeit bestritten werden. Man sammelte in froher Runde für den Realschulfonds, stiftete vor
dem Vermittler ein Sühnegeld für die junge Schule oder Angehörige ehrten das Andenken an liebe
Verstorbene durch ein Vermächtnis an die Realschule.
Dass die Schule finanziell überleben konnte, verdankt sie Tobias Ritz, der während 27 Jahren als
Kassier amtete. Er hat immer wieder neue Aktionäre angeworben und selber Verbrauchskasse und
Schulfonds mit erheblichen Beiträgen geäufnet.
Zur Mittelbeschaffung wurden auch unkonventionelle Wege beschritten. 1878 vermietete man die
Schulzimmer an die "Rheintalische Gewerbeausstellung".
An besagter Gewerbeausstellung wurde auch eine Tombola durchgeführt. Der Herr Landammann
persönlich gewann den Haupttreffer, eine Dreschmaschine, für welchselbiges Gerät er in der Pfalz
offensichtlich keine Verwendung hatte. Er schenkte sie der Schule mit der Auflage, den Erlös zu
fondieren. Verkaufsbemühungen hatten keinen Erfolg. 1884 kam das ungeliebte Gerät unter den
Ganthammer und bei einem Angebot von Fr. 80.- wurde feierlichst Zusage erteilt.
1879 wurde dem Herrn Reallehrer angezeigt, dass - mit Rücksicht auf die düsteren Ernteaussichten
- die Ausgaben für Anschaffungen soviel als möglich zu beschränken seien.
1880 wollte der Lehrer in St. Gallen einen Zeichnungs- und Turnkurs besuchen. Der Rat vermerkt
dazu: "In Anbetracht des schönen Gehaltes unseres Lehrers, der vom Staat gewährten
Unterstützung, der überdies ökonomisch glücklichen Verhältnisse unseres derzeitigen Lehrers und
besonders, weil jeder Kursteilnehmer für sich selber Nutzen aus dem Unterricht zieht und später
verwerten kann, findet der Schulrat, es sei unnötig, hiefür von der Schulkasse aus noch einen
Beitrag zu leisten.
Der Bernecker Männerchor spendete den Ertrag einer öffentlichen Produktion zum Kauf einer
Sammlung ausgestopfter Vögel im Wert von Fr. 100.-.
Fehlende Fensterläden und Rouleaux erschwerten offensichtlich den Unterricht, was dem
Gemeinderat wiederholt behufs behördlicher Abhilfe in Erinnerung gebracht wurde.
Auch die Behörden trugen ihr Teil zur finanziellen Erstarkung der Schule bei. Sie bezogen weder
Sitzungsgeld noch irgendwelche Vergütung für besondere Funktionen. Pro Jahr lassen sich
durchschnittlich 19,6(!) Schulbesuche nachweisen. Für versäumte Schulbesuche hatten die Räte
einen Franken in die Schulreisekasse zu entrichten. Mit der Zeit fanden sie allerdings andere Wege,
die Bussenkasse in weniger uneigennütziger Form zu leeren!
Dem Ausbau der naturwissenschaftlichen Sammlung wurde immer ein grosses Augenmerk
geschenkt. 1894 betrug ihr Wert Fr. 1260.- und damit war sie im Kanton von "unerreichter
Reichhaltigkeit".
Während über 30 Jahren ist die Schule als Zweiklassenschule durch nur eine Lehrkraft geführt
worden. Nach langen Diskussion und finanziellen Überlegungen ist 1892 ein zweiter Lehrer
eingestellt worden. Die Schule sah sich in der Lage, schon ab der zweiten Klasse Englisch als
Freifach anzubieten. Diese Regelung sollte über 100 Jahre Bestand haben. Erst im Jahr 2000 wird
Englisch als Pflichtfach bereits in der ersten Oberstufenklasse eingeführt. 1907 ist mit Rücksicht
"auf die beständig zunehmende Invasion von italienischen Elementen" auch Italienisch als Freifach
eingeführt worden.
Der Erfolg der ersten 30 Jahre ist sicher dem grossen Einsatz und dem pädagogischen Geschick des
langjährigen Lehrers J. J. Nüesch zu verdanken. Bei seinem Abschied, am Neujahrstag 1908,
erhielt er eine goldene Uhr mit Kette. Die Mittel dazu hatten die Ratsmitglieder zur Hauptsache
selbst zusammengelegt. J. J. Nüesch hat während drei Jahrzehnten die Verantwortung für die
Realschule, die Zeichnungsschule und die gewerbliche Fortbildungsschule getragen. Während
Jahren war er Präsident des Verwaltungsrates der Sparkassa Berneck, Präsident des Männerchors,
der Gemeinnützigen Gesellschaft und Ortsgesundheitskommission, Mitglied der evangelischen
Kirchenvorsteherschaft und des Verwaltungsrates der Strassenbahn Altstätten-Berneck.
Disziplinarische und hygienische Probleme
Die grössere Schülerzahl führte unweigerlich auch zu einer grösseren Anzahl an disziplinarischen
Problemen. Das Herumstehen und Lärmen der Realschüler während der Pause, besonders über
Mittag, machte dem Rat zu schaffen. Zur Erreichung "einer vollkommenen Disziplin" wurde das
Tragen der offiziellen Realschulmütze als obligatorisch erklärt!
Den im Dorf wohnenden Schülern wurde grundsätzlich verboten, sich in der Freizeit auf dem
Rathausplatz zu tummeln. Verboten wurde auch das "Betreten des Privateigentums" und die
"Ausdehnung des Spiels auf andere Gassen".
1896 erwähnt das Protokoll: "Das Baden in der Brausehalle von Herrn Schelling, Arzt, wird in der
Weise normiert, dass dasselbe ausserhalb der Schulzeit erfolgen muss. Bons à 10 Rappen sind
durch besser situierte Schüler selbst zu bezahlen, für ärmere aus einem Fonds von vorläufig Fr.
110.-, von Privaten gestiftet, zu bestreiten."
Der Turnhallenneubau
Ohne einen wettergeschützten Raum wollte der Turnunterricht nicht so richtig gedeihen. Auch war
man mit der Qualität des Gebotenen nicht immer zufrieden. Zu Handen des Lehrers wurde der
Wunsch geäussert, "es möchte neben den Marsch- und Ordnungsübungen auch das Stabturnen
mehr geübt werden".
Nach längerer Planungsphase wurde 1905 mit dem Bau begonnen. Kein geringerer als Herr
Labonté aus Heerbrugg erstellte, gegen Vergütung von 1 1/2 % der Bausumme von Fr. 22'600.-
(ohne Grundstück und Geräte) die heutige Büntturnhalle auf dem Lindenhausplatz. 1936 ist das
Gebäude auf seinen heutigen Standort versetzt worden.
1898 liebäugelte man mit der Einführung der elektrischen Beleuchtung in den Schulzimmern und
wünsche vom Gemeinderat 3 Lampen à 12 Kerzen(!). Die technische Errungenschaft liess auf sich
warten. Drei Jahre später wurde beschlossen, anstatt neue Petrollampen anzuschaffen, sich mit
denjenigen zu behelfen, die in der evangelischen Primarschule durch die Gasbeleuchtung
überflüssig geworden waren.
Das Rathaus Berneck beherbergte zwei Schulzimmer Die Sekundarschule der Polit. Gemeinde Berneck An der Kirchgass 2, dem heutigen Standort des Sekundarschulhauses, befand sich früher die Dr.
Ritz’sche Liegenschaft. Das imposante Herrschaftshaus war architektonisch mit dem heutigen
Sekundarschulhaus verwandt und von ähnlich imposanter Grösse. Das Gartenhaus im
mauerumfriedeten Garten diente in den ersten Monaten der jungen Schule als Schulhaus. Ein
Gartenhaus ohne schulische Infrastruktur, ohne Heizung und ohne sanitäre Anlagen war wohl
romantisch, aber längerfristig als Schulhaus nicht geeignet.
Nach wenigen Wochen zügelten Schüler und Lehrer ins Rathaus. Das Schulzimmer befand sich in
den Räumen, wo heute Gemeindammann und Gemeinderatsschreiber residieren! In einem Anbau
Richtung Obereggerstrasse war früher das Feuerwehrdepot untergebracht. Über dem Spritzenhaus,
in einem ursprünglich unbeheizten Raum, fand sich Platz für das zweite Schulzimmer.
Die unerfreulichen Raumverhältnisse haben die Verantwortlichen während längerer Zeit
beschäftigt. Die Rechtsform der Garantenschule als Aktionärsverein, also im weitesten Sinne
vergleichbar einem Bettelorden, war baulichen Veränderungen hinderlich. Am 23. Juni 1912 wurde
die Auflösung der Garantenschule beschlossen.
Die Politische Gemeinde Berneck hat darauf eine Sekundarschulgemeinde mit eigener
Rechnungsführung und Verwaltung gebildet. An der Urne wurde ein Sekundarschulrat bestellt und
am 1. Juli 1913 hat die Sekundarschule die Aktiven und Passiven des Aktionärsvereins der
Realschule übernommen.
Sofort wurde der Bau eines Schulhauses an die Hand genommen. Oberdorf, Kirchgass und
Unterdorf kamen als Standorte in Frage. Schlussendlich entschied man sich für den Standort an der
Kirchgass: „In der Nähe der Turnhalle, der beiden Primarschulhäuser und Kirche gelegen, wird
dieses Gebiet ein eigentliches Schulquartier der Gemeinde bilden.“
Tobias Dierauer, Berneck und J. Labonté, Heerbrugg reichten, für eine Entschädigung von je Fr.
200.- total 7 Vorschläge ein. Eine überarbeitete Variante von Tobias Dierauer wurde schliesslich der
Bürgerschaft vorgelegt:
Schulhausbau Fr. 80'324.30
Umgebung Fr. 5'081.--
Mobiliar Fr. 7'351.--
Bauplatz Fr. 22'000.--
Unvorhergesehenes Fr. 5'237.70
Total, gerundet Fr. 120 000.--
Das Raumprogramm enthält nebst Schulküche, Abwartwohnung und Handfertigkeitsraum drei
Schulzimmer für 42 und ein kleineres für 30 Schüler und einen Zeichnungssaal.
Rasch war der Rohbau aufgerichtet und durch den Kantonsbaumeister kollaudiert, doch dann
wurde weiterer Baufortschritt durch die Generalmobilmachung verhindert. Trotzdem wurde darauf
gedrungen, die Installationen der Küche möglichst schnell fertigzustellen, um im Notfall gerüstet zu
sein für öffentliche Notverpflegung.
Sekundarschulhaus Berneck, erbaut 1915
Zwischenkriegs- und Krisenzeiten Die Bedrohung von aussen hinderte die Bernecker nicht daran, an ihrer Schule für Ordnung und
Sittlichkeit zu sorgen. Gegen die Einführung des Mädchenturnens opponierte Sekundarschulrat
Pfarrer Högger: „Stellen Sie eine Turnlehrerin an, dann werde auch ich meine Opposition
einstellen.“ Dem Rat war klar, dass das Turnen auch für Mädchen sehr gesundheitsfördernd wäre.
Mangels einer Turnlehrerin wurde das Problem vertagt!
Man nahm die Bedauern zur Kenntnis, dass das Mützentragen, „wie es in disziplinarischer Hinsicht
doch eine gewisse Rolle spiele“, bald ganz verschwunden sei. Eine „engere Kommission“ wurde mit
der Suche nach geeigneter Kopfbedeckung beauftragt. Auch wurde unmissverständlich
festgehalten, dass die Teilnahme an Bittprozessionen keinen Entschuldigungsgrund darstelle. „Die
Schule aber ist besucht von Schülern aus verschiedenen Gemeinden, von diesen verschiedenen
Gemeinden haben heute diese, morgen jene ihre Bitprozession, so dass Störungen im
Schulbetriebe an mehreren Tagen zu befürchten wären.“
Während der Mobilmachungszeit galt ein reduzierter Stundenplan. Singen, Turnen, Zeichnen,
Steno, Schreiben und Buchhaltung wurden gestrichen! Beide Pfarrherren, obwohl selber auf Pikett
gestellt, erklärten sich bereit, im Notfall je etwa 6 bis 10 Stunden pro Woche zu übernehmen. Von
diesem Angebot musste allerdings kein Gebrauch gemacht werden.
Mit der Teilmobilmachung kam auch die Weiterführung des Neubaus wieder in Gang. Man stellte
von der bisher üblichen Defizitsteuer-Rechnung auf das Budget-Steuersystem um. Die
Sekundarschule konnte ihre eigene Steuer erheben! Man rechnete mit 10 Rappen pro Fr. 100.-
Steuerkapital plus entsprechender Einkommenssteuer, 1 Franken pro Haushaltung, 1 Franken vom
Gemeindegut. Präsident und Kassier hatten Fr. 1000.- Amtskaution zu leisten, das Sitzungsgeld
wurde, auf Antrag des Sekundarschulrates, von Fr. 3.- auf Fr. 2.- reduziert. Damit bei Bezug des
Neubaus die Schulküche in Betrieb genommen werden konnte, wurde Rosa Indermaur, Berneck als
erste Hauswirtschaftslehrerin gewählt. Man bezahlte ihr Fr. 1.50 pro Lehrstunde.
Die feierliche Einweihung des Schulhauses fand am 8. März 1915 statt. Geladen waren
Vertretungen des Erziehungsrates, der interessierten Gemeinden, der Kantonsbaumeister,
sämtliche Behörden des Dorfes, Lehrer und Schüler, Bauhandwerker und die noch lebenden
ehemaligen Lehrer. Schlussabrechnung: Fr. 140 041.98.
Nicht eben ruhig verliefen die ersten Jahre der Sekundarschule Berneck. Der Aktivdienst rief, wohl
kaum zum Bedauern der Schüler, die Lehrer an die Grenze. Andere Lehrkräfte wurden mit
besserem Gehalt an andere Schulen gelockt. 1918 wurden, mit Rücksicht auf die herrschende
Grippeepidemie, auf Anraten des Bezirksarztes die Sommerferien auf unbestimmte Zeit verlängert!
Der Kohlenmangel während der Kriegsjahre beschäftige Rat und Hauswart. Kohle war schwer
erhältlich. Man musste sparsam heizen und vermehrt Holz einsetzen. Gefrorene Wasserleitungen
und Wasserschäden waren die Folge der reduzierten Raumtemperaturen. Dem Hauswart
entstanden "ganz bedeutende Mehrarbeiten: Kohle zerschlagen, Asche auf brauchbare Reste
durchsuchen, Holz spalten, Turben heizen."
1918 wurde ein grösseres Stück Boden des Spielplatzes umgeackert. Damit die Schüler ihren
Beitrag zur Anbauschlacht leisten konnten, wurden weniger Hausaufgaben gegeben.
Zwischenkriegs- und Krisenzeiten
Trotz der Stickereikrise stiegen die Schülerzahlen stetig an. Die Hch. Wild AG in Heerbrugg und die
Viscose in Widnau schufen neue Arbeitsplätze. Fünf Lehrkräfte unterrichteten fünf Klassen.
Uns nicht ganz unvertraute Diskussion wurden über die Aufnahmeprüfung geführt. An der
Sekundarschule hatte man den Eindruck, dass die Primarlehrer in den Zeugnissen zu gute Noten
machten, die Primarlehrer ihrerseits hegten Zweifel an der Treffsicherheit einer bloss
vierstündigen, auf wenige Fächer beschränkten Prüfung. So wurde denn die Prüfung 1929
abgeschafft und 1939 wieder eingeführt...
Das schon früher erwähnte Mädchenturnen bewegte weiterhin die Gemüter. Mit nur einer Lektion
pro Woche gelang es der Handarbeitslehrerin der evangelischen Primarschule nicht, bei den Sek-
Mädchen eine "wirksame Körperschulung zu erreichen." Mit Hugo Diener, gleichzeitig Leiter des
Töchter-Turnvereins Berneck, konnte eine geeignete Lehrkraft mit der delikaten Aufgabe betraut
werden. Der Chronist vermerkt dazu: "Er hat das Amt während Jahren korrekt verwaltet."
Immer wieder vermelden die Protokolle disziplinarische Probleme. 1922(!) wurde die Schlecksucht
der Schüler, begünstigt durch zu viel Taschengeld, beklagt. Grosse Hoffnungen setzte der Rat in
die Mützentragpflicht auf dem ganzen Schulweg. Diesem obrigkeitlichen Erlass wurde mit
Zurückhaltung begegnet - die wenig beliebte Kopfbedeckung ist sang- und klanglos verschwunden.
Auch die Schuldouchen in der neuen Turnhalle stiessen auf wenig Begeisterung. Viele Eltern liessen
ihre Kinder vom Duschen dispensieren mit der Begründung, sie hätten zu Hause eigene und
zweckmässigere Badegelegenheit.
1939 bis 1952
Die Mobilmachung des Grenzschutzes im August 1939 brachte den Schulbetrieb zum Erliegen.
Landsturm-Oblt Hugo Diener wirkte als Chef der Ortswehr Berneck, Oberst Gschwend führte ein
Grenz-Regiment, Hptm Wick eine Mitrailleurkompagnie. Wachtmeister Schenk bewachte die Grenze
am Rhein und Albert Anderegg diente als Sanitätssoldat in Berneck.
An eine geordneten Schulunterricht war, trotz Einsatz von Stellvertretern, nicht zu denken. Anstelle
von Noten wurde im Zeugnis der Stempeleintrag "Lehrer im Grenzdienst" gesetzt. Um die
Schulkasse zu schonen, wurde den Lehreroffizieren das Gehalt um 15 % (Wick) und 50 %
(Gschwend) gekürzt.
Am Tag des Waffenstillstands führte die Lehrerschaft ihre Schüler auf die Gebhardshöhe, wo
Gschwend und Wick "in trefflicher Art die Bedeutung des grossen Ereignisses den Kindern zu
Gemüte führten."
Am 31. März 1952, nach 93 Jahren, wurde die Sekundarschule Berneck abgelöst durch die
Sekundarschule Mittelrheintal. Die Last für einen weiteren Ausbau war für Berneck zu gross
geworden. So haben die Sekundarschulgenossen einstimmig den Beschluss gefasst, als eigene
Gemeinde zurückzutreten und aufzugehen in der neuen Sekundarschulgemeinde Mittelrheintal,
getragen von Au, Balgach und Berneck.
Die Sekundarschule Mittelrheintal (SMR) Langwierige Verhandlungen haben den Weg zur Gründung der Sekundarschule Mittelrheintal
geebnet. An der Urnenwahl vom 10./11. November 1951 wird der hochkarätige Rat bestellt:
Präsident: Hans Köstli, Balgach
Schulräte: Dr. Albert, Egli, Heebrugg
Walter Fisch, Au
Gustav, Gallusser, Berneck
Josef Gschwend, Au
Albert Metzler, Balgach
Dr. O. N. Rohner, Heerbrugg
Dr. Karl Würth, Berneck
Otto Zingg, Berneck
Aktuar: Dr. Josef Schöbi, Au
Blick auf Heerbrugg - 1954
gf 11.04 Trakt C Trakt C, bezogen 1953
Neubau in Heerbrugg Die junge Schule, verstärkt durch die Lehrkräfte Rudolf Pfändler, Linus Zoller und Peter Walt leidet
unter Raumproblemen. Vorübergehend mietet sie sich in den Räumen der Schreinerfachschule
Berneck ein. Am 6. November 1952 erfolgt der erste Spatenstich zum Neubau in Heerbrugg, am 7.
Dezember 1953 kann das neue Schulhaus bezogen werden. Es folgen neue Lehrkräfte, die vielen
noch bekannt sein dürften: Jakob Keller, Erich Oberholzer, Nina Grässli, Cécile Stolz, Hans
Frischknecht, Peter Zimmermann, Walter Schedler, Jakob Schlegel.
Begabtenförderung ist heute ein Schlagwort. Schon 1952 hat man an der SMR Nägel mit Köpfen
gemacht und die Vorbereitungsklasse eingeführt. Die ursprüngliche Idee war es, für die ganze
Region ein Progymnasium zu schaffen, mit der Möglichkeit, später in die Klassen 5g oder 3t der
Kantonsschule einzutreten. Ein Progymnasium hat es nie gegeben, die Vorbereitungsklasse für das
erste und zweite Sekundarschuljahr aber besteht heute noch.
Kirchplatz Trakt B bezogen 1962
Der wirtschaftliche Aufschwung in der Region zeigt sich in den Schülerzahlen. 1961 werden der
neue Schultrakt entlang der Karl-Völker-Strasse und die Turnhalle eingeweiht. Schmuckstücke des
neuen Hauses sind das Physik- und Chemiezimmer mit angegliedertem Experimentierraum und das
Sprachlabor.
Kirchplatz Trakt A Trakt A von 1979 mit Erweiterung von 2003
Mit einer Schülerzahl von knapp 500 wird eine weitere Bauetappe nötig. Die letzte Erweiterung, der
Trakt A Richtung Turnhalle, wird 1978 bezogen.
Turnhalle OMR erbaut 1962
Die Oberstufe Mittelrheintal (OMR) Das Volksschulgesetz von 1973 verlangt von den Schulgemeinden die Umsetzung der
Oberstufenreform bis 1993. Die Realschulen, bisher räumlich und organisatorisch meist den
Primarschulen zugeteilt, sollen den Sekundarschulen zugeteilt werden. Der Gesetzestext eröffnet
aber die Möglichkeit von Ausnahmebewilligungen. Die Primarschulen von Au, Balgach, Berneck und
Heerbrugg möchten ihre Realklassen behalten und nicht an die SMR abtreten. Mit baulichen
Investitionen werden die räumlichen Bedingungen für die Realklassen verbessert. Die vier
Primarschulgemeinden wünschen eine Ausnahmebewilligung und reichen ein Gesuch ein. 1992 wird
das Gesuch aber zurückgezogen.
Unruhiges Ende des Jahrtausends
Jetzt erst kann die SMR planen! Die Statistik zeigt, dass der SMR in Zukunft soviel Schulraum fehlt,
wie die ganze Schulanlage in Heerbrugg aufweist! Da die Primarschule Heerbrugg in Zukunft von
kleineren Schülerzahlen ausgeht, überlegt sie sich den Bau eines kleineren Schulhauses und
Verkauf ihrer Schulanlage Blattacker an die SMR.
Im März 1993 bewilligt die Bürgerschaft einen Planungskredit von Fr. 50'000.
Am 1. August 1993 übernimmt die SMR die Realklassen von Au, Balgach, Berneck und Heerbrugg
administrativ. Die Klassen verbleiben vorläufig in den Primarschulhäusern, wo sich die SMR dank
dem Entgegenkommen der Primarschulen vorübergehend einmieten kann.
Im Herbst 1993 offeriert Balgach ein Grundstück im Baurecht für ein Oberstufenschulhaus. Am 22.
März 1994 präsentiert der SMR-Schulrat seinen Lösungsvorschlag zur baulichen Umsetzung der
Oberstufenreform: Ausbau der bestehenden Schulanlage in Heerbrugg, Anbau an das
Sekundarschulhaus Berneck und Neubau einer Doppelturnhalle in Heerbrugg.
In Balgach tragen sich Bürgerinnen und Bürger mit dem Gedanken, aus der SMR auszutreten und
in Balgach eine eigene Oberstufe zu führen. Eine ausserordendtliche Bürgerversammlung der
Primarschule Balgach weist am 18. Aug. 1994 den Antrag auf Austrittsverhandlungen zurück.
Nach diesem Nein formiert sich eine Interessengruppe, die am 21. November 1994 die
Volksinitiative „SMR dezentral“ eingereicht. Ziel ist die Verwirklichung von drei Schulstandorten mit
einer ersten Realisierungsetappe in Balgach.
Jetzt regen sich die Interessen der anderen Dörfer. In Au wird der Schulrat beauftragt, im Fall einer
Annahme der Initiative die Schaffung einer neuen Oberstufenorganisation für Au in die Wege zu
leiten.
Im Juni 1995 wird die Volksinitiative „SMR dezentral“ durch die Bürgerschaft abgelehnt.
Im Sept. 1995 verabschiedet eine ausserordentliche Bürgerversammlung drei Beschlüsse:
- Projektierungskredit für Anbau und Aufstockung Schulhaus Heerbrugg
- Projektierungskredit für Neubau Doppelturnhalle in Heerbrugg
- Namensänderung in Oberstufenschulgemeinde Mittelrheintal (OMR).
Zehn Architekten werden zu einem Studienwettbewerb eingeladen, und im März 1996 gewinnt das
Projekt „Im Dreiklang“ von Architekt Hubert Bischoff den Wettbewerb.
Die Primarschulgemeinde Balgach deponiert beim Erziehungsdepartement des Kantons St. Gallen
ein Gesuch um Führung einer eigenen Oberstufe. Die OMR stoppt ihre Schulraumplanung.
Im April 1996 stellt der Erziehungsrat des Kantons St. Gallen fest, dass die Voraussetzungen für
eine Übernahme der Oberstufe durch die Primarschulgemeinde Balgach zur Zeit nicht erfüllt seien.
In Gesprächsrunden mit den Gemeinde- und Schulratspräsidenten wird ein neuer Schulstandort für
die OMR im Grenzgebiet Au/Berneck gefordert. Im Sinne eines Ausgleichs unter den Gemeinden ist
es für den OMR-Schulrat denkbar, dass Turnlektionen nach Balgach verlegt werden könnten. Dafür
wäre ein Turnhallenneubau in Balgach anstatt in Heerbrugg notwendig.
Im Dezember 1996 beschliesst der Gemeinderat Balgach, der OMR eine Offerte zu unterbreiten,
damit die Doppelturnhalle der OMR in Balgach erstellt werde. An der ordentlichen
Bürgerversammlung der OMR vom 18. März 1997 wird der Turnhallenstandort Balgach abgelehnt.
Am 8. Juni 1997 wird der Baukredit für den Ausbau des Schulhauses Heerbrugg und den Neubau
einer Doppelturnhalle in Heerbrugg abgelehnt.
Die politischen Quereleien kosten Geld, Zeit und Nerven und sie lassen die Tatsache vergessen,
dass zu einer Schule auch Schülerinnen und Schüler gehören. Wohl gehören die Realklassen
administrativ zu OMR, ein Zuhause haben sie immer noch nicht erhalten. Ein Teil der Primarschulen
benötigt die vermieteten Schulräume für ihre eigenen Klassen. Fieberhaft wird in grösseren
Liegenschaften nach geeigneten Räumlichkeiten gesucht. Für fünf Klassen offeriert die Leica die
ehemaligen Räumlichkeiten der Berufsschule Wild und für drei Klassen wird auf dem Pausenplatz
Berneck ein Pavillon erstellt. Im Lindenhaus Berneck werden Räumlichkeiten für den
Handarbeitsunterricht gemietet.
Offerte Leica - 1998
Die Firma Leica offeriert der OMR ihr Gebäude Geodäsie für Fr. 4.5 Mio zum Kauf. Auf das Angebot
wird nicht eingegangen.
Im Dezember 1997 konstituiert sich eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Erziehungsrat
Bernhard Peter. Sie hat die Aufgabe, nach der Ablehnung des Baukredits, eine mehrheitsfähige
Lösung zu suchen. Im Juni 1998 empfiehlt sie dem SR der OMR:
Konzentration der OMR auf zwei Standorte
Bau eines zweiten Schulzentrums im Gebiet Blattacker, Heerbrugg.
Der Schulrat entscheidet sich für den Ausbau der bestehenden Schulanlage Kirchplatz und einen
Neubau für rund 14 Klassen im Gebiet Blattacker. Am 18. Mai 1999 wird der Projektierungskredit
bewilligt und am 29. Okt. 2000 der Baukredit gesprochen.
Aufbruch ins neue Jahrtausend
Verschiedene Einsprachen verzögern den Baubeginn, aber am 28. März 2002 erfolgt der
Spatenstich.
Kirchplatz Erweiterung Trakt A Erweiterung Trakt A, erbaut 2002/2003, bezogen 2003
Das Schulhaus Kirchplatz an der Karl-Völker-Strasse erhält einen Anbau mit 4 Schulzimmern und
vier Gruppenräumen.
An der Römerstrasse 12 in Heerbrugg entsteht ein Schulhaus und nach einer Bauphase von 5/4
Jahren kann der Bau im August 2003 bezogen werden. Mit Beginn des Schuljahres 2003/2004, am
11. August 2003, wird im neuen Schulhaus der Unterricht aufgenommen.
Dominante Materialien im markanten Bau an der Römerstrasse 12 sind Beton, Ziegelstein,
Eichenholz und Glas. 295'489 Ziegelsteine mit einem Volumen von 1'015 m3 wurden für das
Massivmauerwerk verbaut. Von diesem Massivmauerwerk mit einer Wandstärke von 65 cm
erwarten wir uns ein ausgeglichenes Raumklima. Das Gebäude bietet Platz für 14 Klassen. Das
Raumangebot wird unter anderem ergänzt durch 2 Werkstätten für Holzbearbeitung, eine
Schulküche, ein Handarbeitszimmer, einen Informatikraum und einen Mehrzweckraum.
gf 4.04 Am Bach Bezug: 11. August 2003
Das Gebäude ist 84.10 Meter lang, 24.30 Meter breit und ab Terrain 11.38 Meter hoch. Das
Erdgeschoss liegt 404.24 Meter über Meer. Der umbaute Raum beträgt 23'858 m3, die
Bruttogeschossfläche misst 5'199 m2. Das Flachdach ist begrünt. Der Mehrzweckraum bietet 300
Sitzplätze. Er kann mit einer Trennwand halbiert werden und dient auch als Raum für den
Musikunterricht und das Schulspiel.
Das Schulhaus Am Bach erreicht den Minergie-Standard und ist zertifiziert. 9 Erdsonden mit einer
Gesamtlänge von 1710 m holen genügend Erdwärme an die Oberfläche, um damit 12
Einfamilienhäuser beheizen zu können (Leistung 90 kW). Die Wassertemperatur im Zulauf zu den 3
Wärmepumpen liegt bei 14 °C, im Rücklauf bei 9 °C. Der Energiehaushalt ist computergesteuert
und wird laufend optimiert. 689 Leuchten, angeordnet auf einer Gesamtfläche von 4'400 m2,
sorgen für helle Schulzimmer und gedämpfte Beleuchtung im Lichthof. Für den Betrieb der Stark-
und Schwachstrominstallationen wurden 18'400 m Kabel verlegt.
Eine kontrollierte Lüftung sorgt für ein angenehmes Raumklima. Über 270 m Lüftungskanäle und
1'270 m Lüftungsrohre werden stündlich 14’900 m3 Luft umgewälzt.
Das Gebäude verfügt über eine Alarmanlage, die mit der Einsatzzentrale der Kantonspolizei
verbunden ist. Zwei Treppenhäuser, zwei Notausgänge und Rauchabzugsklappen im Dach sorgen
für Sicherheit im Schadenfall. Sollte der Fluchtweg über Gänge und Treppenhäuser versperrt sein,
so dienen die Schulzimmer als Schutzräume. Die Umgebung ist so gestaltet, dass die Feuerwehr
mit dem Hubretter rund um das Gebäude fahren und Bewohner evakuieren könnte. Gespannte
Stahlkabel in den Stirn- resp. Rückwänden der Schulzimmer verbinden Grundplatte und Decke und
stabilisieren das Gebäude bei einem Erdbeben. Die Betoneisen von Bodenplatte und Dach sind über
Metallbänder in den Aussenwänden miteinander verbunden. Der so entstehende Faradaysche Käfig
schützt den Innenraum bei Blitzschlag.
Mit einem rauschenden Fest werden die neuen Schulräume am 20. September 2003 offiziell
eingeweiht.
Ein Abschied mit und ohne Tränen
Mit dem letzten Schultag des Schuljahres, am Freitag, 04. Juli 2003 geht in Berneck eine
Schulepoche zu Ende. Schüler- und Lehrerschaft verabschieden sich von ihrem Sekundarschulhaus
an der Kirchgass. In die Aufbruchstimmung mischen sich auch Wehmut und dankbare Achtung für
jene Männer, welche vor rund 150 Jahren den Grundstein für die heutige OMR gelegt haben.
gf 11.04 Lindenhaus Be
Auch die fünf Schulzimmer im Leica-Areal Heerbrugg, die zwei Zimmer im Lindenhaus Berneck und
der Pavillon Berneck werden nicht mehr benötigt. Es waren nicht immer ideale Arbeitsbedingungen,
aber die herrlich knarrenden Böden im Lindenhaus, die stählernen Fangnetze im Leica-Treppenhaus
und die z.T. tropischen Temperaturen im Pavillon bleiben unvergessen.
gf 11.04 Pavillon Be bis Sommer 2003
Ein grösseres Dach über dem Kopf
Am 15. Juli 2004 rattern wieder einmal die Abbauhämmer. Teile Pausenhalle im Schulhaus
Kirchplatz werden abgerissen. Die Pausenhalle erhält ein grösseres Dach. Mit verschiebbaren
Wänden kann die Halle künftig gegen Zugluft geschützt werden.
Dreifachturnhalle Die Bürgerschaft von OMR und Primarschule Heerbrugg hat im November 2004 9.235 Mio für den
Bau einer Dreifachturnhalle bewilligt. Im August 2006 wird der Turnbetrieb aufgenommen.
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