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Ausgewählte Hochwasserkennwerte
sächsischer Fließgewässer
(Stand: 2015)
2
Leitfaden zur Webanwendung
„HQ(T) und MHQ sächsischer Fließgewäs-
ser (Stand: 2015)“
Katharina Köpp-Klausch, Björn Fischer, Susanna Horn, Antje Becker, Stefanie Kübler,
Evelin Bohn, Uwe Büttner, Erhard Wolf,
Ulf Winkler, Maik Ulrich
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Inhalt
1 Einleitung ............................................................................................................................................................... 7 2 Abruf der HQT und MHQ aus der Webanwendung und Hinweise zu ihrer Verwendung ................................. 9 2.1 Aufbau und Nutzung der Webanwendung ............................................................................................................... 9 2.2 Hinweise zur Verwendung der abgerufenen MHQ und HQT.................................................................................... 21 Anhang - Regionalisierung von Hochwasserscheiteldurchflüssen mit Jährlichkeit HQT ................................................ 25 1 Aufbereitung der Durchflussdaten für die Regionalisierung ............................................................................ 25 1.1 Verwendung von HQT-Werten ................................................................................................................................. 25 1.2 Extremwertstatistische Auswertung ......................................................................................................................... 26 1.3 Ergebnisse .............................................................................................................................................................. 27 2 Geodaten und Gebietskenngrößen für die Regionalisierung ............................................................................ 28 3 Anwendung der Regionalisierungsverfahren ..................................................................................................... 28 3.1 Multiple lineare Regression ..................................................................................................................................... 30 3.2 Top-Kriging der Residuen ........................................................................................................................................ 32 3.3 Index-Flood-Verfahren zur Bestimmung der HQT .................................................................................................... 34 3.4 Erstellung von HQT-Längsschnitten mit einem Regressionsansatz ......................................................................... 37 3.5 Erstellung von HQT-Längsschnitten für anthropogen beeinflusste Gewässerabschnitte ......................................... 40 3.6 Spezielles Vorgehen im ostsächsischen Flachlandbereich zur Erstellung der HQ(T)-Längsschnitte ...................... 41 4 Berechnung und Plausibilitätsprüfung von regionalisierten HQT ..................................................................... 42 4.1 Wertebereiche der eingehenden Gebietskenngrößen ............................................................................................. 43 4.2 Untersuchung anthropogener und weiterer Beeinflussungen .................................................................................. 44 4.3 Korrektur von im Längsschnitt nicht plausiblen MHQ und HQT .............................................................................. 48 5 Ergebnisse von Vorzugsverfahren und HQT-Längsschnitten ........................................................................... 50 Literaturverzeichnis ............................................................................................................................................................... 52
4
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Konzeptioneller Aufbau der Webanwendung .................................................................................................... 9 Abbildung 2:Eingangsbild der Webanwendung mit „Anwendungshinweisen“ ..................................................................... 10 Abbildung 3: Benutzeroberfläche der Geoportalanwendung ........................................... Fehler! Textmarke nicht definiert. Abbildung 4: Hauptdialog des Geoportals ............................................................................................................................ 12 Abbildung 5: Druckansicht .................................................................................................................................................... 13 Abbildung 6: Meldung „Fehlklick“ ......................................................................................................................................... 13 Abbildung 7: Meldung „Quellgebiet“ ..................................................................................................................................... 14 Abbildung 8: Meldung „Gebietskenngrößen liegen außerhalb des Wertebereiches“ ............................................................ 14 Abbildung 9: Meldung „Stauanlageneinfluss“ ....................................................................................................................... 15 Abbildung 10: Meldung „Umfluteinfluss“ ............................................................................................................................... 15 Abbildung 11: Meldung „Rückstaueinfluss“ .......................................................................................................................... 15 Abbildung 12: Hauptdialog mit Hinweis auf Beeinflussung ................................................................................................... 16 Abbildung 13: Meldung mit Hinweis auf Wertabfrage bei der LTV ....................................................................................... 16 Abbildung 14: Hauptdialog mit fehlenden Werten für MHQ und HQ25 .................................................................................. 17 Abbildung 15: Hauptdialog mit fehlenden Werten im Mündungsbereich Wolfsgraben ......................................................... 18 Abbildung 16: Hauptdialog mit Werten für Wolfsgraben ....................................................................................................... 18 Abbildung 17: Digitalisierungsungenauigkeiten- Hauptdialog mit „falschen“ Werten ............................................................ 19 Abbildung 18: Fensterbereich Navigation ............................................................................................................................. 20 Abbildung 19: Schematischer Workflow zur Verwendung abgerufener Hochwasserwerte .................................................. 23 Abbildung 20: Approximation einer Allgemeinen Extremwertverteilung an die zusammengesetzte Verteilung am Beispiel
des Pegels Golzern 1/Mulde ................................................................................................................................................ 27 Abbildung 21: Aktuelle hochwasserhomogene Regionen in Sachsen als Basis für das Vorzugsverfahren ......................... 29 Abbildung 22: Residuen aller Teileinzugsgebiete des Untersuchungsgebietes ................................................................... 34 Abbildung 23: MHQ- und HQ2- bis HQ200-Längsschnitte der Zschopau, Freiberger und Vereinigte Mulde vom Pegel
Hopfgarten bis zum Pegel Golzern 1 .................................................................................................................................... 39 Abbildung 24: MHQ- sowie HQ2- bis HQ200 -Längsschnitte der Weißen Elster von der tschechischen Staatsgrenze bis zur
Mündung der Göltzsch ......................................................................................................................................................... 39 Abbildung 25: MHQ- sowie HQ2- bis HQ200 -Längsschnitte der Lausitzer Neiße vom Pegel Hartau bis zum Pegel Klein
Bademeusel (Brandenburg) ................................................................................................................................................. 40 Abbildung 26: Prinzipskizze zur Plausibilitätsprüfung ........................................................................................................... 49 Abbildung 27: Beispiel einer HQT-Korrektur im Längsschnitt durch Anhebung auf den jeweils kleinstmöglichen plausiblen
HQT ...................................................................................................................................................................................... 50 Abbildung 28: 100-jährliche Hochwasserscheiteldurchflussspenden Hq100 an den Zufluss- (oben) und Ausflussknoten
(unten) der Teileinzugsgebiete ............................................................................................................................................. 51
5
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Übersicht der Pegel mit signifikanten Abweichungen vom mittleren Verhalten der Pegel der jeweiligen Region 31 Tabelle 2: Übersicht der Pegel mit signifikanten Abweichungen vom mittleren Verhalten der Pegel der jeweiligen Region
(Index-Flood-Verfahren) ....................................................................................................................................................... 36 Tabelle 3: Parameter der Growth Curve der saisonalen HQ-Statistik .................................................................................. 36 Tabelle 4: Normierte Quantile der Hochwasserwahrscheinlichkeitsfunktion xT für jede Region ........................................... 37 Tabelle 5: Gewässerabschnitte für die zu erstellenden HQT-Längsschnitte ........................................................................ 38 Tabelle 6: Wertebereich der Gebietskenngrößen der Basispegel und minimale bzw. maximale Gebietskenngrößen aller
Zu- und Ausflussquerschnitte der jeweiligen Regionen ........................................................................................................ 43 Tabelle 7: Anzahl der Gewässerquerschnitte mit Gebietskenngrößen innerhalb der beaufschlagten Wertebereiche der
Basispegel ............................................................................................................................................................................ 44 Tabelle 8: Berechnungsbeispiel zum Stauanlageneinfluss auf den Unterlauf bei Nutzung von Regionalsierungsergebnissen
............................................................................................................................................................................................. 47
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Abkürzungsverzeichnis
AE Einzugsgebietsfläche [km²]
HqT oder Hq(T) Hochwasserscheiteldurchflussspenden mit Jährlichkeit T [l/(s·km²)]
HQT o. HQ(T) Hochwasserscheiteldurchfluss mit Jährlichkeit T [m³/s]
MHq mittlere Hochwasserscheiteldurchflussspende [l/(s·km²)]
MHQ mittlerer Hochwasserscheiteldurchfluss [m³/s]
nFK nutzbare Feldkapazität [mm]
PJahr vieljährige mittlere Jahressumme des Niederschlags [mm]
SQRT Wurzel
SQR Quadrat
LN natürlicher Logarithmus
7
1 Einleitung
Für die Bemessung wasser- und verkehrsbaulicher sowie sonstiger baulicher Anlagen an Fließgewässern, für
die Ausweisung von Überschwemmungsgebieten und die Erstellung von Hochwassergefahrenkarten bilden
Hochwasserkennwerte, insbesondere Hochwasserwahrscheinlichkeiten in Form von jährlichkeitsbezogenen
(T-jährlichen) Hochwasserscheiteldurchflüssen HQT, eine wichtige fachliche Grundlage.
Im Zusammenhang mit den 2010 und 2013 aufgetretenen, z. T. extremen Hochwassern haben sich zum einen
die Parameter der Hochwasserwahrscheinlichkeitsfunktionen der an den Pegeln beobachteten Scheiteldurch-
flüsse erheblich verändert und zum anderen die Datenbasis mit bedeutenden Informationen zum Hochwasser-
regime erweitert. Diese Ereignisse waren für das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geo-
logie (LfULG) als zuständige Fachbehörde Anlass für eine Neuberechnung der HQT -Werte. Die Überarbei-
tung der Methodik zur Bestimmung von Hochwasserscheiteldurchflüssen mit Jährlichkeit für unbeobachtete
Gewässerquerschnitte ist in DHI-WASY (2015a) dokumentiert, wobei das in WALTHER u.a. (2012) bzw. in der
Schriftenreihe LfULG, Heft 3/12 empfohlene Vorzugsverfahren, eine Kombination verschiedener geostatisti-
scher Techniken, für große Teile des Landes Anwendung fand.
Zur flächendeckenden Bestimmung der HQT war im Zuge des vom LfULG durchgeführten FuE-Vorhabens
„Flächenhafte Bestimmung von Hochwasserspenden“ bereits in den Jahren 2009/2010 ein auf die Gebiets-
und Abflusseigenschaften des Freistaates Sachsens zugeschnittenes Verfahren erarbeitet worden (DHI-
WASY, 2010). In DHI-WASY (2015a) wurden die HQT –Werte auf Basis einer aktualisierten Datengrundlage,
die die Beobachtungsreihen der Pegel bis einschließlich des Abflussjahres 2013 beinhaltet, neu berechnet.
Die Hochwasserscheiteldurchflüsse und -spenden mit Jährlichkeit für insgesamt 15 Abschnitte größerer Fließ-
gewässer wurden mittels einer HQT-Längsschnittanalyse ermittelt. Das war vor allem für die im Gebirge ent-
springenden Tieflandflüsse notwendig, da deren Tieflandpegel auch aufgrund der erheblich größeren Ein-
zugsgebietsfläche nicht zur hochwasserhomogenen Region der Bäche und kleineren Flüsse des Tieflandes
passten.
Für die in der interaktiven Karte extra gekennzeichneten Fließgewässerabschnitte mit wesentlichen anthropo-
genen Beeinflussungen durch Bewirtschaftung von Stauanlagen mit großen Hochwasserrückhalteräumen,
Umfluter, Hochflutbetten, Rückstaueffekte wurden und werden gesonderte Gutachten durch die Landestal-
sperrenverwaltung (LTV) des Freistaates Sachsen erstellt, deren Ergebnisse eine weitere Grundlage bilden.
Die Hochwassergutachten zu den Einzugsgebieten der bestehenden und geplanten Stauanlagen der LTV
einschließlich der dadurch beeinflussten Unterliegergebiete gehen mehrheitlich nicht von den Regionalisie-
rungsergebnissen aus. Sie berücksichtigen im Regelfall die Ergebnisse von Niederschlag-Abfluss-
Modellierungen. Mit entsprechenden Sicherheitszuschlägen wird die herausgehobene wasserwirtschaftliche
Bedeutung bzw. das Gefahrenpotential der Talsperren, Rückhaltebecken und Speicher berücksichtigt. Dieses
Vorgehen führt im Vergleich zu den Regionalisierungsergebnissen in der Regel zu unterschiedlichen Werten
für das HQT gleicher Jährlichkeit T. Darüber hinaus wurden und werden durch die LTV für viele Fließgewäs-
ser Ostsachsens die HQT nach dem unter 3.6 beschriebenen Verfahren bestimmt. In der Übersichtskarte
„Verfügbarkeit ausgewählter Hochwasserkennwerte sächsischer Fließgewässer (Stand: 01.09.2017)“ sind
alle die Fließgewässer orange gekennzeichnet, für die die Hochwasserkennwerte derzeitig noch nicht im In-
ternet veröffentlicht werden. Bei diesen Fließgewässerabschnitten müssen die HQT–Werte von der LTV-
Zentrale, Referat 21, abgefragt werden, worauf auch beim Anklicken solcher Fließgewässerabschnitte in der
interaktiven Karte hingewiesen wird.
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Um die Verfügbarkeit aktualisierter HQT-Werte für Vorhabensträger, Planer, Genehmigungsbehörden und
sonstige Nutzer zu erleichtern und zu beschleunigen, wurde durch die DHI-WASY GmbH eine internetbasierte
Anwendung entwickelt. Konkret waren die Hochwasserscheiteldurchflüsse mit Jährlichkeit HQT, die Hochwas-
serscheiteldurchflussspenden mit Jährlichkeit HqT für T = 2, 5, 10, 20, 25, 50, 100 und 200 Jahre sowie die
vieljährigen mittleren Hochwasserscheiteldurchflüsse MHQ und ihre Spenden MHq neben ergänzenden In-
formationen in diese Webanwendung einzubinden.
Dieser Leitfaden erläutert die wichtigsten fachlichen Hintergründe der für eine Vielzahl von Fließgewässer-querschnitten bestimmten Hochwasserwahrscheinlichkeiten und zeigt, wie HQT –Werte für einen interessie-renden Fließgewässerquerschnitt (Auswahlquerschnitt bzw. Aussagequerschnitt) in der Webanwendung ab-gerufen werden können und welche Einschränkungen hinsichtlich ihrer Angabe und Genauigkeit bestehen.
Im Anhang zu diesem Leitfaden werden die Methoden zur Ermittlung der Hochwasserscheiteldurchflüsse mit
Jährlichkeit HQT sowie der vieljährigen mittleren Hochwasserscheiteldurchflüsse MHQ für eine große Zahl
sächsischer Fließgewässer näher beschrieben. Insgesamt wurden folgende Arbeitsschritte durchgeführt:
1. Aufbereitung der Durchflussdaten für die Regionalisierung
2. Bestimmung der Geodaten und Gebietskenngrößen für die Regionalisierung
3. Anwendung der Regionalisierungsverfahren
4. Berechnung und Plausibilitätsprüfung von regionalisierten MHQ und HQT
5. Dokumentation der Ergebnisse der Regionalisierung
9
2 Abruf der HQT und MHQ aus der Web- anwendung und Hinweise zu ihrer Ver-wendung
2.1 Aufbau und Nutzung der Webanwendung
Im Folgenden wird erläutert, wie die Webanwendung „HQT und MHQ sächsischer Fließgewässer
(Stand:2015)“ aufgebaut ist und wie diese Hochwasserkennwerte für die im Wasserlaufverzeichnis (Stand
2015) enthaltenen Fließgewässer abgerufen werden können.
Die Anwendung greift auf die Datenbank (File Geodatabase) HQ-Regio.gdb zu, welche die Projektergebnisse
beinhaltet.
Die Browserapplikation ist als Anwendung mit fünf Fensterbereichen erstellt worden (Abbildung 1).
Der Fensterbereich „Titel“ ist ein statischer Bereich, in dem der Titel der Applikation mit den gestalteten Logos
angezeigt wird. Der Fensterbereich „Statusleiste“ stellt die Informationen der Anwendung wie z. B. Messer-
gebnisse oder eine Koordinatenanzeige zur Verfügung. In dem Fensterbereich „Werkzeugleiste“ sind die
Werkzeuge und Klapplisten positioniert. Mit dem Mauszeiger angefahrene Werkzeuge zeigen Informationen in
einem Popupfenster. Detailinformationen der Werkzeuge werden in dem Fensterbereich „Statusleiste“ ange-
zeigt. Im Fensterbereich „Navigationsbereich“ werden die komplexen Anwendungen wie z. B. Navigieren zum
gesuchten Gewässerquerschnitt, Hintergrundkarten und Inhalt bereitgestellt. Der Fensterbereich „Kartenfens-
ter“ zeigt die individuell erstellte Karte an.
Kartenfenster
Titel
Navigations-
bereich
Statusleiste
Werkzeugleiste
Abbildung 1: Konzeptioneller Aufbau der Webanwendung
Im Eingangsbildschirm der Anwendung erscheinen im Kartenfenster die durchzulesenden „Anwendungshin-
weise“ (Abbildung 2).
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Abbildung 2: Eingangsbild der Webanwendung mit „Anwendungshinweisen“
Durch Schließen dieses Pop-up-Fensters wird die darunterliegende interaktive Karte sichtbar, auf der der
Freistaat Sachsen in einer Topografischen Übersichtskarte dargestellt ist (Fehler! Verweisquelle konnte
nicht gefunden werden.). Ab einem Maßstab 1:150000 und größer werden die Grenzen der Teileinzugsge-
biete sichtbar, die in die Regionalisierung einbezogen wurden. Das betrifft alle Gewässerteileinzugsgebiete
des Wasserlaufverzeichnisses Sachsen mit Stand vom August 2015.
Abbildung 3: Benutzeroberfläche der Geoportalanwendung
11
In der „Werkzeugleiste“ sind folgende Werkzeuge enthalten:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
1 = Übersichtskarte
2 bis 7 = Navigationswerkzeuge
8 = Messen von Strecken und Flächen
9 = Aufhebung der Selektion
10 = Hilfe
11 = Maßstab
12 = Auswahlquerschnitt bzw. Aussagequerschnitt
13 = Link auf den Leitfaden
14 = Link auf das Impressum
Werkzeug 1 – Übersichtskarte:
Öffnet eine Übersichtskarte von Sachsen mit einem Kartenrahmen des aktuell verwendeten Kartenausschnit-
tes aus dem Kartenfenster.
Werkzeug 2 bis 7 – Werkzeuge zum Navigieren im Kartenfenster:
2 Vergrößern des Maßstabes mit einer durch den Anwender definierten Box auf der Karte
3 Verkleinern des Maßstabes mit einer durch den Anwender definierten Box auf der Karte
4 Gesamtansicht Sachsen
5 den vorhergehenden Zoomausschnitt wiederherstellen
6 den nachfolgenden Zoomausschnitt wiederherstellen
7 Verschieben des Kartenausschnittes
Werkzeug 8 – Messen von Strecken und Flächen:
Das Werkzeug ruft ein Menü auf, in dem ausgewählt werden kann, ob Strecken oder Flächen mit Angaben zur
Einheit gemessen werden.
Werkzeug 9 – Aufheben der Selektion:
Aufhebung der Selektion in der Anwendung.
Werkzeug 10 – Hilfe:
Aufruf der Hilfe.
12
Werkzeug 11 – Maßstab:
Dieses Werkzeug zeigt den gerade verwendeten Maßstab an. Darüber hinaus kann ein Maßstab eingegeben
werden. Mit der Taste Enter wird die Eingabe bestätigt und die Karte wird in diesem Maßstab dargestellt.
Werkzeug 12 – Aussagequerschnitt festlegen:
Über das Werkzeug Aussagequerschnitt wird durch Klick auf das „Fähnchen“ und anschließend auf den Ge-
wässerquerschnitt in der Karte festgelegt, für welchen Gewässerquerschnitt Hochwasserscheiteldurchflüsse
mit Jährlichkeit HQT ausgegeben werden sollen. Es kann jeder beliebige Gewässerquerschnitt ausgewählt
werden. Die berechneten Hochwasserkennwerte werden längengewichtet zwischen dem Teilgebietszufluss
und -ausfluss interpoliert. Der Hauptdialog öffnet sich anschließend automatisch (Abbildung 4).
Abbildung 4: Hauptdialog des Geoportals
Der Dialog beinhaltet
Stammdaten zum gewählten Aussagequerschnitt bzw. Auswahlquerschnitt,
die Hochwasserscheiteldurchflüsse mit Jährlichkeit HQT in m3/s und Hochwasserscheiteldurchfluss-
spenden mit Jährlichkeit HqT in l/(s·km2) für Jährlichkeiten T = 2, 5, 10, 20, 25, 50, 100, 200 zum ge-
wählten Aussagequerschnitt,
die Geofaktoren Einzugsgebietsfläche in km2 und mittlere Geländehöhe in m ü. HN für die Einzugs-
gebiete der Zu- und Ausflussquerschnitte des Teilgebiets im Wasserlaufverzeichnis 2015, in dem der
ausgewählte Gewässerquerschnitt liegt
sowie
13
eine Druckfunktion. Die Druckansicht (Abbildung 5) kann mithilfe der Druckfunktion des Browser aus-
gedruckt werden.
Abbildung 5: Druckansicht
In Einzelfällen öffnet sich anstelle des Hauptdialoges eine Meldung. Im Folgenden wird erklärt, welche Mel-
dungen es gibt und wie mit welchen Meldungen umgegangen werden sollte.
Abbildung 6: Meldung „Fehlklick“
Erscheint die Meldung gemäß Abbildung 6, wurde i.d.R. das Werkzeug nicht korrekt angewendet. Zur Festle-
gung eines Aussagequerschnittes muss genau auf das Gewässer am gewünschten Standort geklickt werden.
14
Abbildung 7: Meldung „Quellgebiet“
Eine Meldung gemäß Abbildung 7 besagt, dass der gewählte Aussagequerschnitt im Kopfgebiet bzw. obers-
ten Teileinzugsgebiet eines Gewässers liegt und damit keinen Fließgewässerzufluss aus einem oberhalb ge-
legenen Teileinzugsgebiet hat. Von den insgesamt 6358 Teileinzugsgebieten des Wasserlaufverzeichnisses
(Stand 2015) sind davon 2891 betroffen. Für einen Gewässerquerschnitt innerhalb eines Quellgebietes fehlen
die für die HQT-Berechnung erforderlichen Gebietskenngrößen. Aus diesem Grund kann nicht interpoliert wer-
den. Für den gewünschten Aussagequerschnitt können demzufolge keine HQT-Werte angegeben werden.
Stattdessen werden die HQT-Werte für den Ausflussquerschnitt des Kopfgebietes angezeigt, welcher unter-
halb des gewünschten Aussagequerschnittes liegt. Falls in der Nachbarschaft ähnlich beschaffene kleinere
Einzugsgebiete mit Flächen in der Größe des Aussagequerschnittes ausgewiesen sind, können hilfsweise die
dort abgerufenen HQT und MHQ für weitere Plausibilitätsuntersuchungen genutzt werden.
Abbildung 8: Meldung „Gebietskenngrößen liegen außerhalb des Wertebereiches“
Die in Abbildung 8 dargestellte Meldung erscheint bei 1569 der 9825 Zu- und Ausflussquerschnitten der Tei-
leinzugsgebiete, wenn die einzelnen Gebietskenngrößen, die in die Regressionsanalyse der MHQ eingingen,
außerhalb des Wertebereiches der für die zugrunde liegende Pegel bestimmten Gebietskenngrößen liegen
(siehe Kapitel 4.1 des Anhangs). Hintergrund dieser Warnung ist, dass sich die Wahrscheinlichkeit erhöht,
dass es bei der Anwendung der Regressionsmodelle für diese Auswahlquerschnitte zu nicht plausiblen Er-
gebnissen kommt, wenn eine Gebietskenngröße des unbeobachteten Gebietes um mehr als 10 % von den für
die Pegeleinzugsgebiete der jeweiligen Region bestimmten Minima und Maxima abweicht. Falls in der unmit-
telbaren Umgebung ähnlich beschaffene Einzugsgebiete mit Flächengrößen des Aussagequerschnitts ausge-
wiesen sind, können mit deren abgerufenen Hochwasserkennwerten weitere Erklärbarkeitsuntersuchungen
durchgeführt werden.
Falls für den Aussagequerschnitt anthropogene und weitere Beeinflussungen vorliegen, wird durch entspre-
chende Meldungen nach Abbildung 9 bis 11 darauf hingewiesen.
15
Diese Beeinflussungen können bei der Regionalisierung nicht berücksichtigt werden. Folgende Beeinflussun-
gen werden ausgewiesen:
Stauanlageneinfluss (Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken) - (Abbildung 9)
Umfluteinfluss (Hochflutbetten und Umfluter) - (Abbildung 10)
Rückstaueinfluss (Mündungsabschnitt der Nebengewässer) – (Abbildung 11)
Abbildung 9: Meldung „Stauanlageneinfluss“
Abbildung 10: Meldung „Umfluteinfluss“
Abbildung 11: Meldung „Rückstaueinfluss“
Zusätzlich wird, wie in Abbildung 12 dargestellt, im Hauptdialog auf die Art der Beeinflussung hingewiesen.
16
Abbildung 1: Hauptdialog mit Hinweis auf Beeinflussung
Bei einer Vielzahl von beeinflussten Abschnitten müssen derzeitig die Kennwerte bei der LTV-Zentrale, Refe-
rat 21, erfragt werden. Dazu wird die Meldung, wie in Abbildung 13 dargestellt, angezeigt. Nach Bestätigung
des OK-Buttons verschwindet das Kennwertformular, d. h. es werden keine Werte angezeigt.
Abbildung 13: Meldung mit Hinweis auf Wertabfrage bei der LTV
Aufgrund fehlender Gebietskenngrößen für die Pegel von Gewässern, deren Einzugsgebiete größtenteils au-
ßerhalb von Deutschland liegen, konnten speziell für diese Gewässer keine Hochwasserkennwerte mittels des
Vorzugsverfahrens (Kombination von multipler linearer Regression und Top-Kriging) ermittelt werden. Ersatz-
weise wurden deshalb HQT-Längsschnitte für diese Gewässer durch das LfULG zugearbeitet. Für den diesbe-
züglichen Längsschnitt der Elbe gibt es für MHQ und HQ25 keine Werte, weshalb für diese „NaN“ angezeigt
wird (Abbildung 14).
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Abbildung 14: Hauptdialog mit fehlenden Werten für MHQ und HQ25
Bei einigen Einzugsgebieten gibt es in den Mündungsbereichen Digitalisierungsungenauigkeiten zwischen
Gewässerverlauf und (Teil-)Einzugsgebietsgrenze. Die Abbildungen 15 und 16 verdeutlichen einen solchen
Sachverhalt am Beispiel des Wolfsgrabens, einem Zufluss zur Elbe. Wählt der Anwender einen Querschnitt
aus, der dicht am Mündungsbereich des Wolfsgrabens in die Elbe liegt (Abbildung 15) würde die Abfrage des
darunterliegenden Elbeeinzugsgebietes zu hohe und falsche Interpolationswerte für den Wolfsgraben liefern.
Es werden daher für diesen Abschnitt keine Werte angezeigt. Abbildung stellt die korrekten Hochwasser-
kennwerte für den Ausfluss des Quellgebietes des Wolfsgrabens dar. In manchen Fällen kann es aber dazu
kommen, dass die falschen Interpolationswerte des nächst größeren Gewässers angezeigt werden
(Abbildung). Erkennbar ist dies daran, dass in den Stammdaten nicht der Gewässername des abgefragten
Gewässers angezeigt wird (Abbildung und Abbildung, hier wird „Elbe, Labe“ anstatt des Gewässernamens
des Zuflusses zur Elbe angezeigt).
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Abbildung 15: Hauptdialog mit fehlenden Werten im Mündungsbereich Wolfsgraben
Abbildung 16: Hauptdialog mit Werten für Wolfsgraben
19
Abbildung 17: Digitalisierungsungenauigkeiten- Hauptdialog mit „falschen“ Werten
Werkzeug 14 – Leitfaden:
Link auf den „Leitfaden Hochwasserkennwerte“.
Werkzeug 15 – Impressum:
Link auf das Impressum (http://www.smul.sachsen.de/impressum/).
Fensterbereich „Navigationsbereich“:
Der gesamte Fensterbereich „Navigationsbereich“ kann individuell eingeklappt werden. Er beinhaltet die Funk-
tionsbereiche Inhalt, Hintergrundkarten und Navigation mit zugeordneten Funktionen. Wird ein Funktionsbe-
reich aktiviert, so wird der aktuell geöffnete Funktionsbereich eingeklappt und der aktivierte aufgeklappt, so
dass die Funktionen darunter sichtbar werden (Abbildung).
20
Abbildung 18: Fensterbereich Navigation
Fensterbereich Navigation, Funktionsbereich „Inhalt“:
Anzeige, der in die Applikation als ArcGIS-Server-Dienst integrierten Themen: Die Anzeige beinhaltet die
Funktionen Ein- und Ausblenden der Legende, An- und Ausschalten der Themen in der Karte, Markieren ei-
nes Themas. Die Themen werden maßstabsabhängig dargestellt. Themen, die in dem gerade verwendeten
Maßstabsbereich nicht angezeigt werden, erscheinen in der Legende ausgegraut. Die Basis der dargestellten
Themen bildet eine entsprechend vorgefertigte MXD. Die Themen aus der MXD werden in der Applikation
einerseits angezeigt und andererseits durch die Applikation ausgewertet. Mit diesen Themen werden die Su-
che und die Abfragen realisiert. Die Themen werden durch das LfULG kartographisch aufgearbeitet und be-
reitgestellt.
Fensterbereich Navigation, Funktionsbereich „Hintergrundkarten“:
Anzeige, der in die Applikation als WMS Dienst integrierten Themen. Hier werden zwei Dienste bereitgestellt.
WMS Hintergrund HQ Sachsen: Anzeige von gewässerspezifischen Daten wie z. B. Einzugsgebiets-
grenzen nach Wasserlaufverzeichnis 2015, die als einzelner Dienst zusammengefasst werden. Der
Dienst wird nur angezeigt. Es erfolgt keine Abfrage auf diesem Dienst. Die Daten wurden vom LfULG
bereitgestellt und kartographisch aufgearbeitet als Dienst übergeben.
WMS WebAtlasSN: Kartendienst des Staatsbetriebes Geobasisinformation und Vermessung Sachsen
(Stand 2015) aus den Digitalen Landschaftsmodellen und Hauskoordinaten aus dem Liegenschafts-
kataster zur Darstellung der Topographie des Freistaates Sachsen. Die Aktualisierung des Karten-
dienstes erfolgt monatlich. Die enthaltenen Themen (Vegetation, Siedlung, Verkehr, Administrative
Einheiten, Gewässer und Beschriftung) sind einzeln auswählbar.
21
Fensterbereich Navigation, Funktionsbereich „Navigation“:
In der Applikation wird zur schnelleren Navigation zum gesuchten Gewässerquerschnitt die Suche nach Ge-
wässernamen, Gewässerkennzahlen, Einzugsgebieten, Ortsnamen und Pegeln unterstützt. Nach Eingabe von
Buchstaben wird die Liste der Gewässernamen bzw. nach Eingabe von Zahlen die Liste der Gebiets- oder
Gewässerkennzahlen eingeschränkt. Die Treffer werden in der Liste angezeigt, aus welcher der Anwender
eine Auswahl treffen kann.
Fensterbereich Kartenfenster:
Der Inhalt des Fensterbereiches „Kartenfenster“ wird durch eine MXD Datei bereitgestellt. Die Darstellungsei-
genschaften der Themen und Attribute werden in einer MXD Datei definiert und bei Abfragen zur Webapplika-
tion transferiert. Eine Harmonisierung der Daten für das Geoportal ist damit gegeben.
Administrierungskomponenten:
Das Geoportal für die Anwendung verfügt über zwei Administrationsbereiche. Der Administrierungsbereich
GIS umfasst die MXD-Datei für die kartographische Gestaltung der Basisanwendung. Der Administrierungsbe-
reich JavaScript umfasst alle weiteren notwendigen Angaben für das Portal, die in einer JavaScript Steuerda-
tei gespeichert werden.
2.2 Hinweise zur Verwendung der abgerufenen MHQ und HQT
Als Ergebnis stehen für Sachsen aktuelle MHQ/MHq und HQT/HqT für T = 2, 5, 10, 20, 25, 50, 100 und 200
Jahre für viele Fließgewässerquerschnitte zur Verfügung.
Vor Weiterverwendung dieser Daten in der Praxis ist es gegebenenfalls aber erforderlich, einerseits regionale
oder lokale Einflussgrößen auf das Abflussgeschehen in den Gewässern und andererseits methodische As-
pekte der Regionalisierungsverfahren mit zu berücksichtigen. Nachfolgend sollen Kriterien und entsprechende
Erläuterungen aufzeigen, wie die abgerufenen HQT-Werte zu verwenden sind.
Zur Berücksichtigung spezifischer regionaler oder lokaler Gegebenheiten auf das Durchflussgeschehen in den
Gewässern ist zu prüfen, inwieweit für den betrachtungsrelevanten Gewässerabschnitt Beeinflussungen des
natürlichen Durchflussregimes bestehen. Aufgrund des bei der Hochwasserregionalisierung angewendeten
Vorzugsverfahrens und der vorgenommenen Pegelauswahl handelt es sich bei den HQT-Werten um quasina-
türliche Durchflüsse bzw. Durchflussspenden. Das heißt, darin sind keine signifikanten anthropogenen Beein-
flussungen, beispielsweise durch Stauanlagen (siehe unten) berücksichtigt. Das Verfahren ist ebenfalls nicht
geeignet, die wegen vorhandener Retentionseffekte entlang von Flüssen teilweise zurückgehenden Hochwas-
serscheiteldurchflüsse zu berücksichtigen, sondern hält sie in diesem Fall bis zur Mündung auf dem Niveau
der im Längsschnitt höchsten berechneten HQT. Ausnahmen hiervon werden bei den für die größeren Flüsse
erstellten HQT - Längsschnitten gemacht. Auch ist bei den wenigen Gebieten mit hohem Seenanteil (z. B.
Lausitzer Seenkette und Leipziger Neuseenland) eine Anwendung nur eingeschränkt möglich. Eine weitere
Ausnahme stellt das Lausitzer Braunkohlenrevier dar, das sich herkömmlichen Regionalisierungs- und Be-
rechnungsansätzen insgesamt verschließt.
Eine besondere anthropogene Beeinflussung stellen Stauanlagen, insbesondere Talsperren mit relativ großen
Hochwasserrückhalteräumen, dar. Durch ihre Bewirtschaftung verändern diese das Durchflussverhalten, ins-
22
besondere von Hochwasser, im Unterlauf. Wie weit die Beeinflussungen im Unterlauf der Talsperren reichen,
ist sehr unterschiedlich und hängt vor allem vom zur Verfügung stehenden Hochwasserrückhalteraum und der
Einzugsgebietsgliederung ab.
Von der LTV wurden in Zusammenarbeit mit dem LfULG Gewässerabschnitte identifiziert, die maßgeblich von
Talsperren beeinflusst sind. Darüber hinaus wurden Gewässerabschnitte ausgewiesen, die durch Umfluter
und Hochflutbetten sowie Rückstau derartig beeinflusst sind, dass die Verwendung der regionalisierten quasi-
natürlichen MHQ und HQT allein für das namensgebende Hauptgewässer in diesen Abschnitten nicht zulässig
ist. Diese Informationen wurden in der Webanwendung berücksichtigt. Nicht explizit betrachtet wurde der Ein-
fluss sonstiger Stauanlagen von Dritten. Da deren Hochwasserrückhalteräume in der Regel unbedeutend
sind, können diese im Allgemeinen unberücksichtigt bleiben. Trotzdem wird eine vorherige Prüfung empfoh-
len.
Für beeinflusste Fließgewässerbereiche in Stauanlagenunterläufen werden gesonderte Gutachten durch die
LTV erstellt. Diese Gutachtenwerte werden im WEB-Auftritt nur teilweise ausgewiesen und müssen sonst
direkt bei der LTV abgefragt werden.
Weiterhin wird auf die herausgehobene, wasserwirtschaftliche Bedeutung bzw. das Gefahrenpotential der
Talsperren, Rückhaltebecken und Speicher verwiesen. Die Hochwassergutachten zu den Einzugsgebieten der
geplanten und bestehenden Stauanlagen der LTV gehen dabei im Regelfall nicht von den Regionalisierungs-
ergebnissen aus, sondern berücksichtigen u. a. die Ergebnisse von Niederschlags-Abfluss-Modellierungen mit
entsprechenden Sicherheitszuschlägen, was in der Regel zu unterschiedlichen HQT –Werten gleicher Jähr-
lichkeit führt.
Bei der Berücksichtigung methodischer Aspekte des Regionalisierungsverfahrens ist darauf hinzuweisen,
dass die Eignung des Regionalisierungsverfahrens vor allem innerhalb der Grenzen der einbezogenen Ge-
bietskenngrößen für unbeeinflusste Gewässer gesehen wird. Die Ermittlung von Hochwasserscheiteldurch-
flüssen erfolgte auf Basis von Teilgebieten, wodurch die HQT-Werte strenggenommen nur für die Zufluss- und
Ausflussquerschnitte dieser Teilgebiete gelten und die vorgenommene lineare Interpolation über die Wasser-
lauflänge zwischen diesen Querschnitten nur eine Näherung darstellt. Auch gelten die HQT-Werte nur für das
Hauptgewässer des entsprechenden Teilgebietes, das heißt, Nebengewässerabschnitte innerhalb dieses
Teilgebietes werden nicht betrachtet.
Im Folgenden wird erläutert,
unter welchen Randbedingungen abgerufene HQT-Werte verwendet werden können und wie deren
Plausibilisierung durchzuführen ist,
wann abgerufene HQT-Werte nicht verwendet werden dürfen und alternative hydrologische Verfahren
zur Ermittlung von Hochwasserscheiteldurchflüssen angewendet werden müssen.
Dazu veranschaulicht Abbildung 2 einen schematischen Workflow, wie nach der Wahl des interessierenden
Gewässerquerschnittes vorgegangen werden sollte.
23
Abbildung 2: Schematischer Workflow zur Verwendung abgerufener Hochwasserwerte
So können die entsprechend Abbildung angezeigten HQT-Werte verwendet werden, wenn durch die Weban-
wendung keine gegenteiligen Meldungen ausgegeben werden.
Soweit neu ausgewiesene HQT aufgrund der insbesondere durch die großen bis extremen Hochwasser 2002,
2010 und 2013 vergrößerten HQT an den Pegeln und durch veränderte Regionalisierungsverfahren um mehr
als 40 % von den bisher für den Gewässerquerschnitt angegebenen HQT abweichen, kann eine Plausibili-
tätsprüfung durch den Nutzer erforderlich sein, der möglichst ein hydrologisch geschulter Anwender mit spe-
zifischen Ortskenntnissen sein sollte. Hierzu sollten die HQT mit denen benachbarter Einzugsgebiete ähnlicher
Größe und Gebietseigenschaften verglichen werden. Falls die HQT ähnlich groß sind, kann davon ausgegan-
gen werden, dass sie sich regional und nicht nur lokal verändert haben, und insofern plausibel sind. Des Wei-
teren sollte die Häufigkeit der seit ca. 1980 beobachteten Ausuferungen (ohne durch lokale Versetzungen
bedingten) mit der Jährlichkeit T der zum bordvollen Durchfluss (Ausuferungsbeginn) gehörigen HQT vergli-
chen werden. Auch sollten die Häufigkeit der beobachteten Hochwasserstände und Einstaue an Brücken und
Durchlässen zum Vergleich herangezogen werden, wobei hierzu die den hydraulischen Wasserstandsberech-
nungen zu Grunde liegenden HQ zu nutzen sind. Stimmen die örtlichen Beobachtungen besser mit den neu
ausgewiesenen HQT überein, sind diese als plausibel anzusehen und weiter zu verwenden.
Eine mögliche Meldung besagt, dass die „Gebietskenngrößen außerhalb des Wertebereiches“ liegen (siehe
Abb. 8 und Kap. 4.1 des Anhangs). Die ausgegebene Meldung bedeutet, dass nicht garantiert werden kann,
dass die angewendete Methodik der Regionalisierung für diesen Querschnitt plausible MHQ und HQT liefert.
Insofern können die angezeigten Hochwasserscheiteldurchflüsse lediglich als Orientierungswerte genutzt
werden, die vor ihrer weiteren Verwendung plausibilisiert werden müssen (siehe oben). Ergibt diese Prüfung,
dass die angezeigten Werte für den ausgewählten Querschnitt nicht plausibel sind, sollte die Übertragung
von einem hydrologisch ähnlichen Auswahlquerschnitt in Betracht gezogen werden. Voraussetzung für
eine solche Übertragung ist zum einen die hydrologische Vergleichbarkeit der Gebietseigenschaften, vor allem
der Größe des Einzugsgebietes am Auswahlquerschnitt. Andererseits muss die Selektion des Querschnittes
© DHI-WASY
Es liegen Stauanlagen-einfluss, Umfluteinfluss
und/oder Rückstaueinfluss vor. Datenabfrage bei
Landestalsperren-verwaltung (LTV).
Werden bei der Wahl des interessierenden Gewässerquerschnittes Meldungen bzgl. des Wertebereiches der Gebietskenngrößen und/oder Stauanlageneinfluss, Umfluteinfluss sowie Rückstaueinfluss ausgegeben?
Prüfung der Werte (hydrologisch plausibel?)
Erscheint die Meldung „Gebietskenngrößen liegen außerhalb des Wertebereiches“?
Werte verwendbar
nein
Anwendung alternativer hydrologischer Verfahren
nein
nein
ja
ja
Sind Werte für einen hydrologisch ähnlichen Auswahlquerschnitt ohne Meldungen abrufbar
(Nachbareinzugsgebiet) und damit übertragbar?
nein
ja
ja
24
im Nachbareinzugsgebiet ohne Meldungen durch die Webanwendung möglich sein, d. h, dass die Gebiets-
kenngrößen für diesen Nachbarquerschnitt innerhalb des Wertebereiches liegen und auch keine anthropoge-
nen Beeinflussungen (siehe unten) existieren. Liefert die Webanwendung für den benachbarten Querschnitt
und für den zu untersuchenden Querschnitt ähnliche Werte, sind letztere für den Auswahlquerschnitt ver-
wendbar. Ergeben sich signifikante Abweichungen zwischen den Werten für den benachbarten Querschnitt
und für den zu untersuchenden Querschnitt oder kann kein ähnlicher Querschnitt gefunden werden, müssen
alternative hydrologische Berechnungsverfahren nach DWA-M 552, z. B. ein hydrologisches Gutachten
auf Basis eines Niederschlag-Abfluss-Modells, angewendet werden, um Hochwasserscheiteldurchflüsse mit
Jährlichkeit HQT für den zu untersuchenden Querschnitt zu ermitteln.
Eine weitere Meldung durch die Webanwendung weist darauf hin, dass für den zu untersuchenden Quer-
schnitt anthropogene und/oder weitere Beeinflussungen vorliegen (siehe Abbildungen 9, 10 und 11). Das be-
deutet, dass das Durchflussregime des Querschnittes entweder durch Stauanlagen (Talsperren, Speicher,
Hochwasserrückhaltebecken) und/oder Umfluten verändert wird und damit vom quasinatürlichen Zustand
abweicht. Bei Rückstaueinfluss im Mündungsbereich eines Nebengewässers sind die für dieses Nebenge-
wässer ermittelten HQT-Werte nicht für die hydraulische Berechnung der zugehörigen Hochwasserstände
bzw. die Bemessung von Anlagen geeignet, da die Hochwasserscheiteldurchflüsse des Hauptgewässers und
die damit am Mündungsquerschnitt berechneten Hochwasserstände maßgeblich für die hydraulisch berechne-
ten Hochwasserstände (Staulinienberechnung) im Mündungsbereich sind. Bei entsprechendem Hinweis ist in
diesen Fällen bei der LTV nachzufragen, um die Beeinflussungen der Hochwasserstände im Nebengewässer
fachgerecht zu berücksichtigen.
25
Anhang - Regionalisierung von Hochwas-serscheiteldurchflüssen mit Jährlichkeit HQT
1 Aufbereitung der Durchflussdaten für die Regionalisierung
1.1 Verwendung von HQT-Werten
Für die Bestimmung der HQT mit T = 2, 5, 10, 20, 25, 50, 100 und 200 Jahren sowie des MHQ mit HQ-EX 4.0
(DHI-WASY 2015b) war es in einem ersten Schritt notwendig, homogene Jahres-HQ-Reihen sowie saisonale
HQ-Reihen für das Sommer- und Winterhalbjahr bereitzustellen. Dafür wurden verschiedene Vorarbeiten
durchgeführt, u. a. die
Verlängerung der Reihen mehrerer Pegel mit den Reihen nicht mehr beobachteter benachbarter Pegel,
Berücksichtigung von historischen Hochwasserereignissen,
Datenkorrekturen,
Prüfung der Plausibilität von extremen Hochwasserereignissen,
Homogenitätsanalyse und
die abschließende Festlegung der extremwertstatistisch auszuwertenden Pegel.
Die Mindestreihenlänge für die extremwertstatistische Auswertung mit HQ-EX wurde auf 26 Jahre festgelegt.
Für Pegel, die dieses Kriterium nicht erfüllen, wurde nur der mittlere Hochwasserscheiteldurchfluss MHQ be-
rechnet, vorausgesetzt, es lagen mindestens 10 Beobachtungsjahre vor. Pegel mit Reihenlängen < 10 Jahre
wurden bei der Regionalisierung nicht berücksichtigt.
Im Ergebnis dieser durchgeführten Untersuchungen wurden insgesamt 127 Pegel mit einer Reihenlänge > 25
Jahre ausgewählt, für die eine extremwertstatistische Auswertung der Jahres-HQ sowie der Winter- und
Sommer-HQ empfohlen wurde. Diese Pegel werden im Folgenden als Basispegel der Regionalisierung be-
zeichnet.
Für 58 weitere Pegel mit einer Reihenlänge ≥ 10 Jahre wurde der MHQ ermittelt (im weiteren Text auch als
MHQ-Pegel bezeichnet). Dazu gehörten auch einige mittlerweile nicht mehr beobachtete Pegel mit einer Rei-
henlänge > 25 Jahre, für die aber nur die Jahres-HQ zur Verfügung standen. Somit lag MHQ für insgesamt
185 Pegel vor und konnte im Zuge der Regionalisierung als Information genutzt werden.
26
1.2 Extremwertstatistische Auswertung
Methodische Grundlagen
Extremwertstatistische Auswertung mit HQ-EX
Die extremwertstatistische Auswertung der für die 127 Basispegel gebildeten Jahres-HQ-Reihen sowie saiso-
nalen HQ-Reihen für das Sommer- und Winterhalbjahr erfolgte mit Hilfe der Software HQ-EX 4.0. Mit HQ-EX
wurden die Parameter der Allgemeinen Extremwertverteilung nach der wahrscheinlichkeitsgewichteten Mo-
mentenmethode gemäß der im DVWK-Merkblatt 251 (DVWK, 1999) beschriebenen Methodik geschätzt.
Für die Pegel mit historischen Hochwassern wurde die damit verbundene Zusatzinformation bei der extrem-
wertstatistischen Auswertung der entsprechenden Reihen berücksichtigt. Dabei wurde in Kauf genommen,
dass für die betreffenden Pegel die Reihen der Jahres-, Winter- und Sommer-HQ einen unterschiedlichen
Informationsgehalt (Stichprobenumfang) besitzen können.
Des Weiteren wurde die in HQ-EX integrierte optionale Korrektur der HQT für kleine Wiederkehrintervalle, die
auf den Empfehlungen in DVWK (1999) basiert, angewendet. Mit dieser Korrektur wird die aus der Verwen-
dung von jährlichen Reihen resultierende Unterschätzung der HQT für kleine Jährlichkeiten, d. h. für T = 2 a
und 5 a, kompensiert.
Anwendung der saisonalen Hochwasserstatistik
Bei statistisch gesehen kurzen Reihen, und als solche dürfen selbst 50-jährige Reihen betrachtet werden, sind
die Ergebnisse der extremwertstatistischen Auswertung oft nicht befriedigend. Es ist daher ratsam, Möglich-
keiten zur Informationserweiterung zu nutzen (DYCK u. a., 1980; DWA, 2012). Eine Möglichkeit der (zeitli-
chen) Informationserweiterung ist die Einbeziehung historischer Hochwasser. Leider lagen gesicherte Aussa-
gen über historische Hochwasserabflüsse nur für wenige Pegel vor. Eine andere Möglichkeit der (kausalen)
Informationserweiterung ist die Aufgliederung der Hochwasser auf genetisch homogene Kollektive, die nähe-
rungsweise dadurch erreicht werden kann, dass für das Winterhalbjahr (November – April) und das Sommer-
halbjahr (Mai – Oktober) je eine Reihe von Halbjahreshöchstabflüssen gebildet und separat extremwertstatis-
tisch ausgewertet wird. SCHUMANN (2005) wandte diese als saisonale Hochwasserstatistik bezeichnete Me-
thodik an, um im Einzugsgebiet der Mulde das Augusthochwasser 2002 hochwasserstatistisch einzuordnen.
Nach der extremwertstatistischen Auswertung der saisonalen HQ-Reihen für das Sommer- und Winterhalbjahr
kann die auf das Gesamtjahr bezogene Unterschreitungswahrscheinlichkeit PU eines bestimmten Hochwas-
serabflusses HQ mit folgender Gleichung berechnet werden:
(Sommer)P * (Winter)P = (Jahr)P UUU (1)
Gemäß Gleichung (1) kann die auf das Gesamtjahr bezogene Unterschreitungswahrscheinlichkeit nicht grö-
ßer sein, als die Unterschreitungswahrscheinlichkeit im Winterhalbjahr oder im Sommerhalbjahr desselben
Abflussjahres (November bis Oktober). Anders gesagt: Falls in einem Abflussjahr das HQ unterschritten wird,
muss es sowohl im Winter als auch im Sommer unterschritten werden (SCHUMANN, 2005).
Die mit Hilfe von Gleichung (1) berechneten Wertepaare (HQ, PU) werden im Folgenden als Mischverteilung
(zusammengesetzte Verteilung aus Winter- und Sommerhalbjahr) bezeichnet. Bei dieser Mischverteilung wer-
den die selteneren großen Sommerhochwasser der sächsischen Fließgewässer besser gegenüber den häufi-
27
geren kleineren Winterhochwassern als bei der aus den Jahreshöchstdurchflüssen bestimmten Verteilungs-
funktion berücksichtigt (DWA 2012). Mathematisch problematisch dabei ist, dass es mit Gleichung (1) zwar
möglich ist, für ein bestimmtes HQ die auf das Gesamtjahr bezogene Unterschreitungswahrscheinlichkeit zu
berechnen, eine analoge Gleichung, mit der für eine vorgegebene Unterschreitungswahrscheinlichkeit – wie in
der Hydrologie üblich – der Hochwasserabfluss berechnet werden kann, aber nicht existiert. Letztlich fehlt eine
geschlossene mathematische Beschreibung der zusammengesetzten Verteilung, die strenggenommen keine
Allgemeine Extremwertverteilung mehr ist.
Praktisch wurde dieses Problem gelöst, indem an die zusammengesetzte Verteilung eine Allgemeine Extrem-
wertverteilung approximiert wurde. Dies geschah über eine Optimierung der drei Parameter der Allgemeinen
Extremwertverteilung, bei der die Summe der gewichteten quadratischen Abweichung zwischen der zusam-
mengesetzten Verteilung und der approximierten Allgemeinen Extremwertverteilung minimiert wurde. Als Ge-
wicht wurde der Hochwasserscheiteldurchfluss HQ verwendet. Damit wurde im Vergleich zur Anwendung der
Minimierung der Summe der einfachen quadratischen Abweichung eine bessere Anpassung der Allgemeinen
Extremwertverteilung an die zusammengesetzte Verteilung im Extrapolationsbereich (T ≥ 100 a) erzielt. Abbil-
dung 3 veranschaulicht die Vorgehensweise und das Ergebnis der Optimierung beispielhaft für den Pegel
Golzern 1/Mulde.
Abbildung 3: Approximation einer Allgemeinen Extremwertverteilung an die zusammengesetzte Vertei-
lung am Beispiel des Pegels Golzern 1/Mulde
Die für alle Basispegel ermittelten approximierten Allgemeinen Extremwertverteilungen wurden für die Anwen-
dung des Index-Flood-Verfahrens (Abschnitt 3.3) genutzt.
1.3 Ergebnisse
Im Ergebnis standen für die 127 Basispegel die HQT mit T = 2, 5, 10, 20, 25, 50, 100 und 200 a und für 185
Pegel das MHQ zur Verfügung.
0,75
0,80
0,85
0,90
0,95
1,00
0 500 1000 1500 2000 2500 3000
Un
ters
ch
reit
un
gsw
ah
rsch
ein
lich
keit
Pu
Q in m3/s
AEV für Gesamtjahr
AEV für Winterhalbjahr
AEV für Sommerhalbjahr
zusammengesetze Verteilung
approximierte AEV nach Optimierung
28
2 Geodaten und Gebietskenngrößen für die Regionalisierung
Für die angewendeten Regionalisierungsverfahren „Multiple lineare Regression“ (Abschnitt 3.1) und „Top-
Kriging“ (Abschnitt 3.1) waren Geodaten und daraus für räumliche Einheiten abgeleitete Gebietskenngrößen
notwendig. Im Zuge der Modellerstellung wurden diese Gebietskenngrößen zunächst für die Einzugsgebiete
der verwendeten Fließgewässerpegel und später für alle Teileinzugsgebiete des Wasserlaufverzeichnisses
(Stand August 2015a) bereitgestellt. Gebietskenngrößen für die Pegeleinzugsgebiete wurden auch für die
Bildung von hochwasserhomogenen Regionen verwendet (Abschnitt 3).
Die Auswahl der Gebietskenngrößen, die in die Regionalisierung einzubeziehen waren, gestaltete sich inso-
fern schwierig, dass die Gebietskenngrößen, die einen signifikanten Einfluss auf den mittleren Hochwasser-
scheiteldurchfluss MHQ bzw. die mittlere Hochwasserscheiteldurchflussspende MHq haben, a priori nicht
bekannt sind. Aufbauend auf den Erfahrungen bei der Hochwasserregionalisierung in Brandenburg (DHI-
WASY, 2009), Sachsen (DHI-WASY, 2010a), Rheinland-Pfalz (DHI-WASY, 2010b) und Thüringen (DHI-
WASY, 2012) sowie GLOS und LAUTERBACH (1972) und WILLEMS und HIRSCHHÄUSER (2004) kamen
folgende Gebietskenngrößen für die Regionalisierung prinzipiell in Frage:
Hydrographische und morphologische Kenngrößen, z. B. Einzugsgebietsfläche, Einzugsgebietsform, Fließ-
gewässerdichte, Geländegefälle, mittlere Geländehöhe des Einzugsgebietes,
Meteorologische und hydrologische Kenngrößen, z. B. mittlerer Jahresniederschlag, mittlerer jährlicher Zu-
fluss zum Speicher der langsamsten unterirdischen Abflusskomponente, Rückgangskonstante der lang-
samsten unterirdischen Abflusskomponente,
Landnutzungskenngrößen, z. B. Waldanteil, Anteil der bebauten Fläche,
Bodenkenngrößen, z. B. nutzbare Feldkapazität, hydraulische Leitfähigkeit.
3 Anwendung der Regionalisierungsver-fahren
In WALTHER u. a. 2012 wurde folgende Verfahrenskombination als Vorzugsverfahren zur Ermittlung von re-
gionalisierten HQT in Sachsen empfohlen:
Multiple lineare Regression zwischen MHQ und Einzugsgebietskenngrößen,
Regionale Analyse und Ausgleich der Residuen der multiplen linearen Regression mit Top-Kriging,
Bestimmung der höheren Momente (Varianz und Schiefe) der regionalen Verteilungsfunktion mit dem Index-
Flood-Verfahren.
Dieses Vorzugsverfahren wurde auf Grundlage der aktualisierten HQT von 122 Basispegeln (ohne die Pegel
im Längsschnitt der Lausitzer Neiße) und der aktualisierten MHQ von 180 Pegeln sowie auf Grundlage der
29
unveränderten Geodatenbasis und daraus abgeleiteter Gebietskenngrößen aus DHI-WASY (2015a) ange-
wendet.
Mit dem Vorzugsverfahren wurden die Hochwasserscheiteldurchflüsse HQT mit den Jährlichkeiten T = 2, 5,
10, 20, 25, 50, 100 und 200 a für Pegelgebiete (Gewässerquerschnitte mit Gebietsgrenzen und lokal beobach-
teten Hochwasserkollektiven) und für unbeobachtete Gebiete (Gewässerquerschnitte mit Gebietsgrenzen
ohne lokale Beobachtungen) für das Gebiet des Freistaates Sachsen (ohne den Elbestrom und den Längs-
schnitt der Lausitzer Neiße) bestimmt.
Die Anwendung des Vorzugsverfahrens ergab letztendlich die Unterteilung Sachsens in zwei hochwasserho-
mogene Regionen, eine Nordregion 1 und eine Südregion 2 (Abbildung 4).
Abbildung 4: Aktuelle hochwasserhomogene Regionen in Sachsen als Basis für das Vorzugsverfahren
Für insgesamt 15 Abschnitte größerer Fließgewässer wurden HQT-Längsschnitte mit einem Regressionsan-
satz erstellt.
Die Hochwassergutachten zu den Einzugsgebieten der bestehenden und geplanten Stauanlagen der LTV
einschließlich der beeinflussten Unterliegergebiete gehen mehrheitlich nicht von den Regionalisierungsergeb-
nissen aus, sondern berücksichtigen im Regelfall die Ergebnisse von Niederschlag-Abfluss-Modellierungen.
Mit entsprechenden Sicherheitszuschlägen wird die herausgehobene, wasserwirtschaftliche Bedeutung bzw.
30
das Gefahrenpotential der Talsperren, Rückhaltebecken und Speicher berücksichtigt. Dieses Vorgehen kann
hinsichtlich der Regionalisierungsergebnisse zu differenzierten Bemessungswerten führen.
Darüber hinaus wurden Untersuchungen ergänzend zur Regionalisierung im ostsächsischen Flachlandbereich
vorgenommen, um die spezielle Gebietscharakteristik bei der Bestimmung der HQT-Längsschnitte zu berück-
sichtigen.
3.1 Multiple lineare Regression
Methodische Grundlagen
Bei der multiplen linearen Regression werden Hochwasserscheiteldurchflüsse bzw. -durchflussspenden von
Pegeln und Gebietskenngrößen der Pegeleinzugsgebiete durch Regressionsmodelle miteinander verknüpft.
Dabei wird davon ausgegangen, dass mit den aufgestellten Modellen auch für unbeobachtete Gewässerquer-
schnitte, deren Gebietskenngrößen bekannt sind, Hochwasserscheiteldurchflüsse mit Jährlichkeit HQT in m³/s
oder deren Spenden HqT in l/(s·km²) bestimmt werden können.
Die multiple lineare Regression wurde in den letzten zwei Jahrzehnten mehrfach erfolgreich angewendet, z. B.
in FÜGNER et al. (1990), HAUPT (2000), DHI-WASY (2009), WALTHER u. a. (2012), DHI-WASY (2012) und
DHI-WASY (2015a).
Für den Aufbau der linearen Regressionsmodelle waren für jede Region die folgenden Arbeitsschritte erforder-
lich:
Test auf Normalverteilung der Eingangsdaten,
Untersuchung der Gebietskenngrößen auf Interkorrelation,
Schrittweise multiple lineare Regression für MHq,
Auswahl geeigneter Regressionsmodelle für MHq.
Zur Durchführung der Regression wurde das lineare Mehrfachregressionsmodell in folgender Form verwen-
det:
nn XaXaXaaY ...22110 (2)
In dieser Gleichung ist a0 die Regressionskonstante, a1 bis an sind die (partiellen) Regressionskoeffizienten
und X1 bis Xn die Regressoren (Gebietskenngrößen). Die Abflüsse oder Abflussspenden als Zielgrößen der
Regression sind die Regressanden Y.
Schrittweise Regression bedeutet, dass zunächst ein Regressionsmodell aufgestellt wird, dass alle ermittelten
n Gebietskenngrößen als Regressoren enthält. Anschließend wird diejenige Gebietskenngröße vernachläs-
sigt, die den geringsten Einfluss auf die Zielgröße hat, und ein Regressionsmodell mit n-1 Regressoren aufge-
stellt. Diese Prozedur wird so oft wiederholt, bis ein Regressionsmodell mit nur einem Regressor erhalten
wird.
31
Zur Beurteilung, welches der n Regressionsmodelle das Beste ist, wurden verschiedene Gütekriterien berück-
sichtigt. Das waren das Bestimmtheitsmaß R², das von AKAIKE (1974) vorgeschlagene Informationskriterium
AIC und der mittlere Fehlerquotient (DHI-WASY, 2015a).
Die Entscheidung für eine Modellgruppe mit der notwendigen Anzahl von Gebietskenngrößen ist ein Kompro-
miss zwischen der Genauigkeit der Ergebnisse, die sich mit zunehmender Anzahl an Regressoren sukzessive
erhöht, und der Stabilität der Modelle, die umso eher gewährleistet ist, je weniger Regressoren in den Glei-
chungen berücksichtigt werden.
Ergebnisse
Die Bestimmung der Regressionsgleichung zur Ermittlung der mittleren Hochwasserscheiteldurchflussspende
MHq wurde für die beiden hochwasserhomogenen Regionen getrennt durchgeführt. Infolgedessen erfolgten
auch die Tests auf Normalverteilung und Interkorrelation für beide Regionen getrennt. Dafür wurden 67 Pegel
in der Region 1 und 96 Pegel in der Region 2 verwendet. Nicht verwendet wurden Pegel an den Mulden, der
Zschopau und der Weißen Elster mit Einzugsgebietsgrößen größer 960 km², da vermutet wurde, dass diese
einen zu großen Einfluss auf die Regressionsbeziehung der Region 2 besitzen.
Um einen strafferen Zusammenhang zwischen den Gebietskenngrößen und den MHq in den Regressionsmo-
dellen zu erzielen, ist es unter Umständen notwendig, vereinzelt Pegel zu entfernen, die nicht dem allgemei-
nen Verhalten der Pegel der jeweiligen Region entsprechen. Hierfür wurden die mittleren Fehlerquotienten der
einzelnen Pegel betrachtet und die Pegel identifiziert, die ein auffälliges Verhalten aufweisen. Ein solches ist
in erster Linie dadurch gekennzeichnet, dass die mittels Regression berechneten MHq die aus den Jahres-HQ
der Pegel berechneten MHq deutlich über- bzw. unterschätzen.
Eine Zusammenfassung der Pegel mit signifikanten Abweichungen ist in Tabelle 1 enthalten.
Aufgrund der erheblichen Abweichungen dieser Pegel im Vergleich zum allgemeinen Verhalten der Pegel der
jeweiligen Region wurden diese Pegel als „Ausreißerpegel“ identifiziert und aus der Datenbasis für die Re-
gressionsanalyse entfernt. Damit reduzierte sich die Pegelanzahl in der Region 1 auf 62 und in der Region 2
auf 91 Pegel und insgesamt auf 153 von ursprünglich 180 MHQ-Pegeln.
Tabelle 1: Übersicht der Pegel mit signifikanten Abweichungen vom mittleren Verhalten der Pegel der
jeweiligen Region
Region 1 Region 2
Gorbitz 1 / Gorbitzbach Bad Elster 1 / Weiße Elster
Lomske / Lomschanke Neundorf / Gottleuba
Niederau / Niederauer Dorfbach Am Katzenstein / Große Mittweida
Pietzschwitz / Langes Wasser Ehrenfriedersdorf / Greifenbach
Streitwald 1 / Wyhra Elterlein / Schwarzbach
Die ermittelten Regressionsbeziehungen für die Regionen 1 (Nordregion) und 2 (Südregion) sind im Folgen-
den dargestellt:
Region 1: LN(MHq) = - 0,29518 · LN(AE)
+ 1,74300 · SQRT(mittlere Gebietshöhe)/10
32
+ 0,15816 · SQRT(bebauter Anteil)
+ 0,16500 · SQR(nFK)/10000
+ 2,23417
Region 2: LN(MHq) = - 0,15289 · LN(AE)
+ 1,11548 · SQRT(PJahr)
+ 0,41664 · SQRT(Flussdichte)
- 0,43067 · LN(KF10)
- 1,09818
Mit Hilfe dieser Gleichungen wurden die mittleren Hochwasserscheiteldurchflussspenden MHq für die Zu- und
Ausflussquerschnitte (Knoten) der im Wasserlaufverzeichnis (Stand 2015) angegebenen Fließgewässer in
Sachsen berechnet.
3.2 Top-Kriging der Residuen
Methodische Grundlagen
Top-Kriging gehört zur Gruppe der geostatistischen Verfahren, die auf der Annahme beruhen, dass benach-
barte Gebiete ein ähnliches Abflussverhalten zeigen (BLÖSCHL, 2006), da sich Klima und Gebietseigenschaf-
ten nur allmählich im Raum ändern. Geostatistische Verfahren werden zur räumlichen Interpolation vieler hyd-
rologischer Größen wie Grundwasserstand, Niederschlag oder Bodenfeuchte verwendet und wurden auch in
anderen Regionen schon erfolgreich zur Bestimmung von regionalen Hochwasserkennwerten (z. B. MERZ
und BLÖSCHL, 2005) und auch Niedrigwasserkennwerten angewandt (LAAHA, 2008).
Im traditionellen „Ordinary-Kriging-Verfahren“ wird die zu schätzende Größe (hier Residuen an Gewässer-
querschnitten ohne Pegel) als gewichtetes Mittel der gemessenen Größe (hier Residuen an Pegeln) in der
Nachbarschaft berechnet (siehe folgenden Abschnitt „Ergebnisse“).
n
i
iizz1
0 )()(ˆ xx (3)
λi ist das Gewicht der Messung an der Position xi und n ist die Anzahl der benachbarten Stationen, die zur
Interpolation benutzt werden. Die Gewichte sind abhängig von der Distanz der Stationen zur Position x0 und
werden über das Semivariogramm bzw. die Kovarianz ermittelt.
Im traditionellen Ordinary-Kriging-Verfahren wird die euklidische Distanz zwischen Punkten, ähnlich der Inver-
sen-Distanz-Methode, zur Berechnung der Gewichte verwendet. In der Einzugsgebietshydrologie ist jedoch
die rein euklidische Distanz zwischen Gebieten nicht das beste Maß zur Beschreibung der Ähnlichkeit. Gebie-
te sind entlang des Gewässernetzes in Teileinzugsgebiete geordnet. Ober- und Unterliegergebiete sind hydro-
logisch ähnlicher als Gebiete am benachbarten Gewässer. Daher wurde in diesem Projekt ein neues Verfah-
ren, Top-Kriging (SKØIEN u. a., 2006) angewandt, welches die Topologie der Einzugsgebiete berücksichtigt.
33
Durch diese Eigenschaft von Top-Kriging ist es möglich, die Relationen von Ober- und Unterlieger topologisch
korrekt zu berücksichtigen, im Gegensatz zum Ordinary-Kriging-Verfahren, wo dies nicht möglich ist.
Ergebnisse
Datenbasis für die Anwendung des Top-Kriging bilden die Residuen der Pegeleinzugsgebiete. Die Residuen
sind die Differenz zwischen den beobachteten (Pegelstatistik) und den berechneten MHq (Ergebnisse der
multiplen linearen Regression).
Diese Differenzen (Residuen) wurden anschließend mittels des Top-Krigings auf das Untersuchungsgebiet
übertragen. In Abbildung 5 sind die Residuen der Pegel und der Teilgebiete dargestellt. Anhand der Farbge-
bung erkennt man, wie die Residuen der Pegel topologisch korrekt auf die Einzugsgebiete übertragen wurden.
Maßgebend für die unbeobachteten Oberläufe der Gewässer sind die Residuen des nächstgelegenen Pegels
am gleichen Gewässer.
Mit den regionalisierten Residuen konnten dann die mittels der multiplen linearen Regression bestimmten
MHq-Werte (Abschnitt 3.1) beaufschlagt werden. Im Ergebnis bedeutet das, dass die Pegeleinzugsgebiete die
beobachteten MHq-Werte aufweisen. Des Weiteren wurden die Abweichungen (Residuen) zwischen beobach-
teten und berechneten MHq-Werte auf benachbarte ähnliche Gebiete (ähnliche Größe und Entfernung vom
beobachteten Pegeleinzugsgebiet) übertragen, so dass mögliche Über- bzw. Unterschätzungen von MHq-
Werten durch die Regressionsmodelle in den unbeobachteten Gebieten in gewissem Maße ausgeglichen
werden konnten.
34
Abbildung 5: Residuen aller Teileinzugsgebiete des Untersuchungsgebietes
3.3 Index-Flood-Verfahren zur Bestimmung der HQT
Ein in der hydrologischen Literatur weit verbreitetes Verfahren zur räumlichen Übertragung von Hochwasser-
werten ist die Ausweisung von „homogenen“ Regionen, in denen ein einheitliches Hochwasserverhalten an-
genommen wird. Die Idee des Ansatzes ist, dass Daten (z. B. Hochwasserwerte) innerhalb einer homogenen
Region zusammengefasst (d. h. gepoolt) werden, um damit die Aussagekraft über das Hochwasserverhalten
zu steigern.
Die bekannteste Methode, welche auf der Bestimmung homogener Regionen (im Englischen oft „Pooling
Group“ genannt) beruht, ist das Index-Flood-Verfahren (DALRYMPLE, 1960). Das Index-Flood-Verfahren
besteht aus drei Schritten. Im ersten Schritt werden homogene Regionen gefunden. In einem zweiten Schritt
werden die Hochwasserwahrscheinlichkeitskurven der Pegel innerhalb einer homogenen Region mit den viel-
jährigen mittleren Jahreshochwasserscheiteldurchflüssen MHQ (der Index-Flood) normiert und zu einer einzi-
gen (dimensionslosen) regionalen Verteilung (der „Growth Curve“) zusammengefasst (gepoolt). Für Pege l-
querschnitte mit Durchflussbeobachtungen werden schließlich in einem dritten Schritt deren MHQ mit der
Growth Curve der jeweiligen Region multipliziert, wodurch sich die gesuchten Hochwasserscheiteldurchflüsse
mit Jährlichkeit HQT ergeben. Für Gewässerquerschnitte ohne Durchflussbeobachtungen werden die MHQ
35
aus Beziehungen zu diversen Einzugsgebietscharakteristika ermittelt, z. B. über eine multiple lineare Regres-
sion.
Methodische Grundlagen
Das Index-Flood-Verfahren beruht auf der Annahme, dass innerhalb einer homogenen Region die Hochwas-
serwahrscheinlichkeitskurven aller Gebiete einer regionalen Verteilung (der Growth Curve) folgen und sich nur
durch einen Normierungsparameter (der „Index-Flood“) unterscheiden. Ein Hochwasserscheiteldurchfluss
einer gegebenen Jährlichkeit T berechnet sich somit nach:
Tii xMHQHQ (4)
wobei HQi die Hochwasserwahrscheinlichkeitskurve im Gebiet i, MHQi die Index-Flood im Gebiet i und xT die
Growth Curve, d. h. die dimensionslose Hochwasserverteilungsfunktion der Region ist. Die Hochwasserwahr-
scheinlichkeitskurven innerhalb einer Region unterscheiden sich deshalb nur durch ihre Lage bzw. Niveau (=
Index-Flood). Die Form der Hochwasserwahrscheinlichkeitskurve ist für alle Gebiete innerhalb der Region
gleich.
Die Berechnung der Growth Curve erfolgt anhand der von Hosking und Wallis vorgeschlagenen Methode un-
ter Verwendung der L-Momente, da diese Methode durch ihre zahlreiche Anwendung in den letzten Jahren als
„Standard-Verfahren“ in der hydrologischen Literatur angesehen wird (HOSKING und WALLIS, 1997).
Die Growth Curves werden entsprechend den festgelegten Regionen 1 und 2 ermittelt. Die Lage der Regionen
ist aus Abbildung 4 zu entnehmen.
36
Ergebnisse
Die Growth Curve wurde für jede Region ermittelt. Für viele Gebiete in Sachsen ist ein jahreszeitlich unter-
schiedliches Hochwasserverhalten zu beobachten. Um diese Unterschiede der Hochwassergenese in der
statistischen Ermittlung von Hochwasserwahrscheinlichkeiten zu berücksichtigen, wurde eine saisonale
Hochwasserstatistik durchgeführt und die Parameter einer Allgemeinen Extremwertverteilung (AEV) berechnet
(Abschnitt 1.2). Mit Hilfe dieser Parameter wurden anschließend die L-Momente für jeden Basispegel berech-
net.
Eine Grundlage für die Anwendung des Index-Flood-Verfahrens ist es, dass die in einer Region verwendeten
Pegel einen ausreichenden regionalen Zusammenhang besitzen. HOSKING und WALLIS (1997) schlagen
hierfür das Heterogenitätsmaß H vor, das auf den L-Momenten bzw. daraus gebildeten Quotienten, den soge-
nannten L-Momenten-Quotienten (L-CV, L-Skewness, L-Kurtosis) beruht.
Pegel, die nicht dem mittleren Verhalten der so bestimmten Größen in der Region entsprechen, wurden ent-
fernt. Die nicht berücksichtigten Pegel sind in Tabelle 2 enthalten:
Tabelle 2: Übersicht der Pegel mit signifikanten Abweichungen vom mittleren Verhalten der Pegel der
jeweiligen Region (Index-Flood-Verfahren)
Region 1 Region 2
Böhlen 1 / Pleiße Cämmerswalde-Neuwernsdorf / Flöha
Garsebach / Triebisch Neundorf / Gottleuba
Hohberg / Rosenbach
Kotitz / Kotitzer Wasser
Rennersdorf 2+6 / Berthelsdorfer Wasser
Thieschitz (Thüringen) / Erlbach
Trado 2+3 / Schwarze Elster
Auf Basis der reduzierten Pegelanzahl wurden anschließend mittels der L-Momente die Parameter der Growth
Curve der Regionen 1 und 2 bestimmt, die in Tabelle 3 enthalten sind.
Tabelle 3: Parameter der Growth Curve der saisonalen HQ-Statistik
Region Modell Lageparameter ξ Anstiegsparameter α Krümmungsparameter κ
1 Allgemeine Extremwertverteilung (AEV)
0,6695 0,3112 -0,3331
2 0,6357 0,2702 -0,4435
Mit den Parametern der bevorzugten regionalen Verteilungsfunktionen wurden für jede Region separat die
normierten Quantile der Hochwasserwahrscheinlichkeitsfunktionen xT nach Gleichung (5) bestimmt (DVWK,
1999):
*ln1 uT Px (5)
37
Pu* ist darin die Unterschreitungswahrscheinlichkeit (Gleichung (6)), die für alle Jährlichkeiten T wie folgt be-
rechnet wird:
TPu
11
* (6)
In Tabelle 4 sind die normierten Quantile der Hochwasserwahrscheinlichkeitsfunktionen für jede Region ent-
halten.
Mit der Kenntnis der MHQ für beobachtete und unbeobachtete Gebiete und der Kenntnis der Hochwasser-
wahrscheinlichkeitsfunktion ließen sich nach Gleichung (4) die Hochwasserwahrscheinlichkeitskurven für je-
des Gebiet berechnen.
Tabelle 4: Normierte Quantile der Hochwasserwahrscheinlichkeitsfunktion xT für jede Region
Region
normierte Quantile xT für T [a] =
2 5 10 20 25 50 100 200
Unterschreitungs-
wahrscheinlichkeit 0,606* 0,818* 0,900 0,950 0,960 0,980 0,990 0,995
Region 1 (Nordregion) 0,912 1,328 1,712 2,248 2,447 3,163 4,060 5,188
Region 2 (Südregion) 0,855 1,266 1,679 2,300 2,543 3,464 4,711 6,404
*Korrektur der Unterschreitungswahrscheinlichkeiten für kleine Wiederkehrintervalle (DVWK, 1999)
3.4 Erstellung von HQT-Längsschnitten mit einem Regressi-onsansatz
Für eine Reihe größerer Flüsse wurden zusätzlich zur Anwendung des Vorzugsverfahrens HQT-Längsschnitte
erstellt. Dieses Regionalisierungsverfahren, bei dem die HQT über die Fließlänge des Hauptflusses dargestellt
werden, eignet sich besonders für diejenigen großen Fließgewässer, an denen sich mindestens zwei Pegel
mit genügend langen Durchflussbeobachtungsreihen befinden und/oder die Einzugsgebietsflächen der seitli-
chen Zuflüsse im Verhältnis zu denen des Hauptflusses klein sind bzw. die Verformung der Hochwasserwelle
des Hauptflusses dominant ist. An der Lausitzer Neiße war der HQT-Längsschnitt außerdem notwendig, da
aufgrund fehlender Gebietskenngrößen (ein großer Teil des Einzugsgebietes liegt in Polen und Tschechien)
die oben beschriebenen Regionalisierungsverfahren nicht angewendet werden konnten. In Tabelle 5 sind die
Gewässerabschnitte der Flüsse angegeben, für die HQT-Längsschnitte erstellt worden sind. Als Stützstellen
für die HQT-Längsschnitte wurden die Ergebnisse der HQ-Statistik der Basispegel verwendet, die in den jewei-
ligen Gewässerabschnitten liegen oder diese begrenzen.
38
Tabelle 5: Gewässerabschnitte für die zu erstellenden HQT-Längsschnitte
Gewässer von bis
1 Zwickauer Mulde / Vereinigte Mulde Schwarzwassermündung Pegel Bad Düben 1
2 Würschnitz / Chemnitz Pegel Harthau Mündung in Zwickauer Mulde
3 Freiberger Mulde / Vereinigte Mulde Mündung Gimmlitz Pegel Bad Düben 1
4 Zschopau / Freiberger Mulde / Vereinigte Mulde Pegel Hopfgarten Pegel Golzern 1
5 Flöha / Zschopau / Freiberger Mulde / Vereinigte Mulde Pegel Borstendorf Pegel Golzern 1
6 Weiße Elster Tschechische Staatsgrenze Göltzschmündung
7 Weiße Elster Pegel Elsterberg Pegel Oberthau
8 Pleiße Pegel Neukirchen 1 HRB Regis-Serbitz
9 Spree Mündung des Löbauer Wassers Landesgrenze zu Brandenburg
10 Mandau Pegel Seifhennersdorf Mündung in die Lausitzer Neiße
11 Lausitzer Neiße Pegel Hartau Pegel Klein Bademeusel
Methodische Grundlagen
Basis für die Erstellung der HQT-Längsschnitte bildet die Regressionsgleichung der Form:
)ln()()ln()ln( ET ATcbHq (7)
mit der die T-jährliche Hochwasserscheiteldurchflussspende HqT mit der Einzugsgebietsfläche AE verknüpft
wird (DWA, 2012).
Für die in Tabelle 5 angegebenen Gewässerabschnitte wurden die Parameter c(T) und ln(b) separat für jede
Fließstrecke zwischen den benachbarten Pegeln sowie einzeln für MHq und jede Jährlichkeit T nach folgen-
den Gleichungen berechnet, wobei mit „oberhalb“ in Fließrichtung gesehen der Pegel am Beginn der Fließ-
strecke und mit „unterhalb“ der Pegel am Ende der Fließstrecke bezeichnet worden ist:
)ln()ln(
)ln()ln()(
,,
,,
oberhalbEunterhalbE
unterhalbToberhalbT
AA
HqHqTc
(8)
)ln()()ln()ln( ,, oberhalbEoberhalbT ATcHqb (9)
Im Falle einer Verringerung von T-jährlichen Hochwasserscheiteldurchflussspenden HqT mit zunehmenden
Einzugsgebietsfläche des Hauptfließgewässers wurde in den Gleichungen (7) bis (9) die Fließlänge L anstelle
der Einzugsgebietsfläche AE verwendet. Zur Aufstellung der Regressionsgleichungen wurden die Ergebnisse
der lokalen Pegelstatistik herangezogen (Abschnitt 1.2). Die einzelnen Regressionsgleichungen sind für un-
terschiedliche Hochwassersscheiteldurchflüsse (MHQ, HQ2 ... HQ200) voneinander unabhängig.
39
Ergebnisse
In den folgenden Abbildungen sind beispielhaft die zu benutzenden MHQ- und HQT-Längsschnitte für die
Freiberger Mulde/Vereinigte Mulde, Weiße Elster von der tschechischen Staatsgrenze bis zur Mündung der
Göltzsch und die Lausitzer Neiße, die alle drei keine historischen Hochwasser berücksichtigen, dargestellt.
Abbildung 6: MHQ- und HQ2- bis HQ200-Längsschnitte der Zschopau, Freiberger und Vereinigte Mulde
vom Pegel Hopfgarten bis zum Pegel Golzern 1
0
400
800
1200
1600
2000
2400
2800
3200
3600
125135145155165175185195205215225235245255
Ab
flu
sssch
eit
el
[m³/
s]
Fluss-km oberhalb Pegel Golzern 1
MHQ HQ2 HQ5 HQ10 HQ20 HQ25 HQ50 HQ100 HQ200
Golz
ern
1(k
m 1
28,4
)
Erlln
(km
1,5
)
Kriebste
in U
P(k
m 1
4,4
)
Lic
hte
nw
ald
e 1
(km
45,6
)
Hopfg
art
en
(km
82,8
)
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
160170180190200210220230240
Ho
ch
wassers
ch
eit
eld
urc
hfl
uss [
m³/
s]
Fluss-km oberhalb Mündung
MHQ HQ2 HQ5 HQ10 HQ20 HQ25 HQ50 HQ100 HQ200
Els
terb
erg
(km
170,1
)
Str
aßberg
(km
192,7
)
Magw
itz
(km
203,4
)
Oels
nitz
(km
212,5
)
Adorf
(km
225,9
)
Bad E
lste
r 1
(km
233,3
)
40
Abbildung 7: MHQ- sowie HQ2- bis HQ200 -Längsschnitte der Weißen Elster von der tschechischen
Staatsgrenze bis zur Mündung der Göltzsch
Abbildung 8: MHQ- sowie HQ2- bis HQ200 -Längsschnitte der Lausitzer Neiße vom Pegel Hartau bis zum
Pegel Klein Bademeusel (Brandenburg)
Weitere HQT-Längsschnitte liegen für Elbe, Große Röder, Flöha bis zur Schwarzen Pockau und Pleiße unter-
halb Regis-Serbitz vor. Die Längsschnitte der Großen Röder, Flöha und Pleiße wurden durch die LTV eben-
falls mit dem beschriebenen Regressionsansatz erstellt. Für den Längsschnitt der Elbe wurden die Ergebnisse
aus FLYS auf Basis der HQT aus dem Bericht BfG-1650 (BFG 2009) verwendet.
3.5 Erstellung von HQT-Längsschnitten für anthropogen be-einflusste Gewässerabschnitte
Eine besondere anthropogene Beeinflussung stellen Talsperren dar. Durch ihre Bewirtschaftung verändern
diese das Abflussverhalten von Hoch- und Niedrigwasser im Unterlauf. Wie weit die Beeinflussungen im Un-
terlauf von Talsperren reichen, ist sehr unterschiedlich und hängt vor allem vom zur Verfügung stehenden
Hochwasserrückhalteraum und der Einzugsgebietsgliederung ab. Es wurde in enger Zusammenarbeit mit der
Landestalsperrenverwaltung Sachsen (LTV Sachsen) für jede Talsperre und jedes Hochwasserrückhaltebe-
cken mit signifikanten Einfluss auf das Hochwasserverhalten festgelegt, ab welcher Entfernung der Einfluss
von Stauanlagen vernachlässigt werden kann. Der durch eine oder ggf. mehrere Stauanlagen beeinflusste
Fließgewässerbereich im Stauanlagenunterlauf wird dabei durch gesonderte Gutachten der LTV Sachsen
belegt.
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
60708090100110120130140150160170180190200
Ho
ch
wassersch
eit
eld
urch
flu
ss [
m³/
s]
Flusskilometer oberhalb Mündung [km]
MHQ HQ2 HQ5 HQ10 HQ20 HQ25 HQ50 HQ100 HQ200
Hart
au
(km
197)
Kle
in B
adem
eusel
(km
62 )
Podro
sche 3
(km
101)
Görlitz
(km
151)
Rosenth
al
(km
186)
Zitta
u 1
(k
m 1
94)
41
3.6 Spezielles Vorgehen im ostsächsischen Flachlandbe-reich zur Erstellung der HQ(T)-Längsschnitte
Einen Sonderfall stellen die Fließgewässer dar, die im Tiefland des Einzugsgebietes der Schwarzen Elster
und Spree sowie teilweise der Mandau liegen, und relativ viele Umfluten und häufig breite Auen besitzen. Die
HQT-Werte werden hier stark durch Translations- und Retentionseffekte beeinflusst. Um die Effekte in diesen
Gebieten abbilden zu können, wurden Wasserspiegellagen-Berechnungen mittels 2D-HN-Modellen (zweidi-
mensionales hydronumerisches Modell HydroAS-2D) notwendig. Die dafür benötigten Ganglinien wurden
mittels Niederschlags(N)-Abfluss(A)-Modellen (Modelle NASIM und ArcEGMO) berechnet. Vor der Erstellung
von N-A-Modellen sind die Kalibrierungsereignisse mittels 2D-HN-Modellierungen zu plausibilisieren. Erste
Modellierungen haben in diesem Zusammenhang gezeigt, dass es teilweise notwendig ist, Wasserstands-
Durchfluss-Beziehungen (WQB) an Pegeln, insbesondere im Ausuferungsbereich, mittels 2D-HN-
Modellierung zu bewerten. Die anschließende Kopplung eines 2D-HN-Modells mit einem N-A-Modell ver-
spricht für die im Tiefland oft stark verzweigten Gewässer eine gute Abbildung der Flächenretentionseffekte.
Spezielle Effekte wie beispielsweise Beeinflussungen durch Grabenführungen und Wehre können entspre-
chend standortkonkret abgebildet werden.
Die Gesamtheit der hydrologischen und hydraulischen Untersuchungen bildet die Grundlage zur Bearbeitung
der Aufgabenstellungen nach diesbezüglicher EU-Gesetzgebung (Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie)
und aller weiterreichenden, wasserfachlichen Beurteilungen in den betreffenden Flussgebieten. Die 2D-HN-
Modellierung gibt dabei u.a. auch Auskunft über den Einfluss der Landnutzung auf Abflüsse. Es wird möglich,
den Einfluss der Saisonalität (Sommer-/ Winterhalbjahr, Vegetationsperioden etc.) und des Unterhaltungszu-
stand des Gewässers zu quantifizieren.
Die 2D-HN-Modelle werden anhand beobachteter Ereignisse kalibriert. Vorrangig kommen hier die Ereignisse
der Jahre 2010 und 2013 in Betracht. Neben den Pegelaufzeichnungen werden eingemessene Hochwasser-
marken zur Kalibrierung bzw. Validierung herangezogen. Darüber hinaus werden Informationen der LTV-
Flussmeister, von Vertretern der Kommunen, Einsatzkräften der Feuerwehren und Anwohnern geprüft, um in
kritischen Bereichen mögliche hydraulische Wechselwirkungen zu erkennen und in Modellen abbilden zu kön-
nen. Die 2D-HN-Modelle werden dabei auf Grundlage aktueller terrestrischer Vermessungsdaten (Ufer-/Mau-
erhöhen, Querbauwerke (Brücken, Straßendämme, Wehre etc.), Gebäude, Nebengewässer, bereits umge-
setzte HWS-Maßnahmen etc.) und dem aktuellen DGM2 erstellt.
Mit Fertigstellung der 2D-HN-Modelle entstehen die Eingangsdaten für die N-A-Modelle zu deren Kalibrierung
bzw. Validierung. Die Kalibrierung der N-A-Modelle erfolgt teilweise in Rückkopplung mit dem 2D-HN-Modell.
Diese sehr aufwändige iterative Herangehensweise verspricht dabei eine hohe Modellgüte.
Nach Abschluss der Kalibrierung bzw. Validierung der N-A-Modelle werden mit Bemessungsniederschlägen
HQT-Ganglinien berechnet. Auch hier wurde eine umfangreiche Sensitivitätsanalyse vorgenommen, um die
Spannbreite der in der Natur vorkommenden Variabilität im Modell abbilden zu können.
Die verwendeten Bemessungsniederschläge entstammen der STRASA-Studie des DWD (Starkniederschlags-
regionalisierung – Auswertung für Sachsen), welche im Jahr 2008 speziell für das Bundesland Sachsen ext-
remwertstatistische Auswertungen des Niederschlages nach dem KOSTRA-DWD-Prinzip für verschiedene
Dauerstufen quantifiziert.
42
Letztlich werden die mit diesem Verfahren ermittelten HQT u. a. an den Landespegeln mit den Regionalisie-
rungsergebnissen verglichen und von LHWZ und LTV gemeinsam bewertet.
Für die folgenden Flusseinzugsgebiete wurden bzw. werden die HQT wie oben beschrieben, unter Berücksich-
tigung der Verfahrensweise nach Punkt 3.5, untersucht.
Spree
o Spree oberhalb TS Bautzen
o Spree unterhalb TS Bautzen bis Landesgrenze Brandenburg
o Schwarzer Schöps oberhalb TS Quitzdorf
o Schwarzer Schöps unterhalb TS Quitzdorf bis Mündung Spree
o Weißer Schöps (einschließlich Umverlegungsstrecke)
o Löbauer Wasser oberhalb Pegel Gröditz 2
o Löbauer Wasser unterhalb Pegel Gröditz 2 bis Mündung Spree
o Altes Fließ
o Kleine Spree
Mandau
o Mandau bis Mündung Neiße
o Lausur bis Mündung Mandau
o Landwasser bis Mündung Mandau
Schwarze Elster
o Schwarze Elster bis Mündung Hoyerswerdaer Schwarzwasser
o Hoyerswerdaer Schwarzwasser
o Schwarze Elster bis Landesgrenze Brandenburg
4 Berechnung und Plausibilitätsprüfung von regionalisierten HQT
Die Berechnung der HQT und ihrer Spenden HqT für die Zufluss- und Ausflussquerschnitte der Teileinzugsge-
biete auf Basis von multipler linearer Regression zur Bestimmung des MHQ (Abschnitt 3.1), Top-Kriging zur
Regionalisierung der Residuen (Abschnitt 3.2) und Index-Flood-Verfahren zur Ermittlung der regionalen
Hochwasserverteilungsfunktion (Abschnitt 3.3) erfolgte in MS Excel. Anschließend wurden die Berechnungs-
ergebnisse in ArcGIS mit den Geometrien der Teileinzugsgebiete verbunden. Als Ergebnis wurde ein Teilein-
zugsgebiets-Shape mit den HQT und HqT für die Zufluss- und die Ausflussquerschnitte erhalten. Den Quellge-
bieten, die keinen Zuflussquerschnitt haben, wurde in den entsprechenden Attributfeldern der Wert -9999 zu-
geordnet. Insgesamt wurden für 3467 Zu- und 6358 Ausflussquerschnitte die HQT und HqT berechnet.
Wie die Ergebnisse der Anwendungen der einzelnen Regionalisierungsverfahren zeigten (multiple lineare
Regression und Index-Flood-Verfahren), ergaben sich bereits für einzelne Pegel deutliche Abweichungen der
MHQ und HQT von den aus den Pegelbeobachtungen gewonnenen Werten der Hochwasserstatistik. Umso
mehr besteht für unbeobachtete Gewässerquerschnitte die Möglichkeit, dass sich aufgrund ihrer spezifischen
Kombination von Gebietskenngrößen bei der Anwendung der Regressionsmodelle für MHQ nicht plausible
Resultate ergeben, die sich auf die HQT übertragen. Daher wurden die Berechnungsergebnisse aus Ab-
schnitt 5 verschiedenen Prüfungen unterzogen, um nicht plausible Berechnungsergebnisse herauszufiltern.
43
4.1 Wertebereiche der eingehenden Gebietskenngrößen
Die Regressionsmodelle, die zur Bestimmung der MHQ für das Index-Flood-Verfahren verwendet wurden,
sind optimal an die Datenkollektive der einbezogenen Pegel angepasst. Deshalb gelten die Regressionsmo-
delle streng genommen nur für die Wertebereiche der Regressoren (Gebietskenngrößen), die in die Regressi-
onsanalyse eingingen. Abgesehen von den Wertebereichen sind dabei auch die Kombinationen der einzelnen
Gebietskenngrößen von Bedeutung.
Liegen die Werte einzelner Gebietskenngrößen, die in die Regressionsanalyse der MHQ eingingen, für ein
unbeobachtetes Gebiet deutlich über oder unter den Extrema der Pegeleinzugsgebiete, so erhöht sich die
Wahrscheinlichkeit, dass es bei der Anwendung der Regressionsmodelle zu nicht plausiblen Ergebnissen
kommt. Somit stellt ein Vergleich der Gebietskenngrößen für die Aussagequerschnitte mit den Wertebereichen
der berücksichtigten Pegeleinzugsgebiete eine erste Möglichkeit dar, Hinweise zu erhalten, wo die Anwen-
dung der Regionalisierungsmodelle nur eingeschränkt sinnvoll ist.
Tabelle 6 zeigt die Wertebereiche der Gebietskenngrößen der Pegeleinzugsgebiete im Vergleich zu den Mi-
nima (min) und Maxima (max) der Gebietskenngrößen aller Zu- und Ausflussquerschnitte der Teileinzugsge-
biete nach dem Wasserlaufverzeichnis (Stand 2015) einer hochwasserhomogenen Region, für die schließlich
HQT und HqT berechnet wurden. Für die praktische Umsetzung wurden als Schwellenwerte jeweils 10 % unter
bzw. über dem minimalen (min) und maximalen (max) Wert der Gebietskenngröße der Basispegel, also
0,9·min und 1,1·max, festgelegt. Werden diese für mindestens eine Gebietskenngröße unter- bzw. überschrit-
ten, so erscheint in der Webanwendung automatisch die Meldung „Gebietskenngröße außerhalb des Wer-
tebereichs“. In diesem Fall sind die Ergebnisse der Regionalisierungsmodelle bzw. die für den Auswahlquer-
schnitt angegebenen HQT anderweitig auf Plausibilität, z. B. durch Vergleich mit den HQT gleich großer Nach-
bargebiete, zu prüfen.
Die Anzahl der Gewässerquerschnitte, deren Gebietskenngrößen innerhalb der mit 10 % beaufschlagten Wer-
tebereiche der Basispegel liegen, ist der Tabelle 7 zu entnehmen.
Tabelle 6: Wertebereich der Gebietskenngrößen der Basispegel und minimale bzw. maximale Gebiets-
kenngrößen aller Zu- und Ausflussquerschnitte der jeweiligen Regionen
Basispegel Alle Zu-und Aus-flussquerschnitte
0,9*min min max 1,1*max min max
Region 1
Einzugsgebietsfläche km² 2,66 2,95 2082 2290 <0,01 6327
mittl. Geländehöhe m 129 144 612 673 75,6 690
bebauter Anteil % 0,00 0,00 68,8 75,7 0,00 100
nutzb. Feldkapazität mm 104 116 226 249 76,2 267
Region 2 Einzugsgebietsfläche km² 1,56 1,73 758 834 <0,01 2984
mittl. Jahresnieder- mm 671 745 1338 1472 452 1382
44
schlag
Flussdichte - 11,4 12,6 55,9 61,5 <0,01 57,0
hydr. Leitfähigkeit cm/d 0,73 0,81 9,03 8,84 6,75 101
Tabelle 7: Anzahl der Gewässerquerschnitte mit Gebietskenngrößen innerhalb der beaufschlagten
Wertebereiche der Basispegel
Region 1 2
Alle Zu- und Ausflussknoten Anzahl 5180 4645
Gebietskenngrößen innerhalb der beauf-
schlagten Wertebereiche der Basispegel
Anzahl 3741 3415
% 72,2 73,5
Der Anteil der Gewässerquerschnitte mit Gebietskenngrößen innerhalb der beaufschlagten Wertebereiche der
Basispegel liegt bei 72,2 % in der Region 1 und 73,5 % in der Region 2. Die maßgebliche Gebietskenngröße,
die den Wertebereich einschränkt, ist die Einzugsgebietsfläche.
In DHI-WASY (2015a) wurde nicht ausgeschlossen, dass es bei der Anwendung der Regressionsmodelle zu
nicht plausiblen Ergebnissen kommt, obwohl alle Gebietskenngrößen in den festgelegten Plausibilitätsberei-
chen liegen. Deshalb reicht für die Plausibilitätsprüfung die alleinige Überprüfung der Gebietskenngrößen
nicht aus, sondern es muss darüber hinaus auch die direkte Überprüfung der Hochwasserscheiteldurchfluss-
spenden mit Jährlichkeit HqT erfolgen.
4.2 Untersuchung anthropogener und weiterer Beeinflus-sungen
Bezüglich der Ausweisung der HQT–Hochwasserscheiteldurchflüsse für den Stauanlagenhauptzufluss, die
Stauanlagensperrstelle als auch den beeinflussten Stauanlagenunterlauf wurden mehrheitlich die der Lan-
destalsperrenverwaltung (LTV) vorliegenden Ergebnisse aus Niederschlag-Abfluss-Modellierungen (in der
Vielzahl der Untersuchungen unter Anwendung des N–A-Modells NASIM) genutzt.
In Würdigung der herausgehobenen wasserwirtschaftlichen Bedeutung und des Gefahrenpotentials der Stau-
anlagen berücksichtigen diesbezügliche HQT–Untersuchungen entsprechende Sicherheitszuschläge. Zudem
werden nach einem LTV-internen Bemessungskonzept für Niederschlag–Abfluss–Modellierungen zu Stauan-
lagen zu einem Wiederkehrintervall T für HQT mehrere Niederschlagsdauern D (1 h ≤ D ≤ 72 h) berücksichtigt.
Die Niederschlagsdauer D wird für ein zu untersuchendes HQT einschließlich der zugehörigen Ganglinie maß-
gebend und ist somit für Bemessungszwecke zu nutzen, welche in der Stauanlage den höchsten Wasserstand
bzw. die höchste Wildbettabgabe bedingt. Das beschriebene Bemessungskonzept der LTV wurde auch im
Rahmen der hier bearbeiteten amtlichen Hydrologie sowohl für bestehende als auch geplante Stauanlagen
vom Eigeneinzugsgebiet bis zu den beeinflussten Unterläufen angewendet. Infolge dieser LTV–internen Be-
trachtungen können im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Regionalisierungskonzept teilweise differie-
rende Ergebnisse auftreten.
45
Nur im Fall einer guten Übereinstimmung der Ergebnisse aus der Niederschlag–Abfluss–Modellierung der
LTV für eine Stauanlage mit den Ergebnissen aus der Regionalisierung (Übereinstimmung im Bereich von ca.
± 15%) wurde auch im Stauanlagenbereich (Hauptzufluss und Sperrstellenzufluss als auch für den stauanla-
genbeeinflussten Unterlauf) ausschließlich mit den Ergebnissen der Regionalisierung gearbeitet. Dies wurde
mit dem Ziel vorgenommen, nach Möglichkeit die Talsperrengutachten an die Ergebnisse des Regionalisie-
rungskonzeptes anzupassen. Eine Bereinigung der natürlichen, unbeeinflussten Regionalisierungsergebnisse
um den Einfluss von Stauanlagen wurde im Fall der Nutzung der Regionalisierung für den Stauanlagenbereich
wie nachfolgend beschrieben auf der Grundlage einer Praxisabschätzung vorgenommen.
Die Beeinflussung eines Unterliegergebietes durch eine Stauanlage kann bei Hochwasser durch zwei ver-
schiedene Szenarien gegeben sein.
Szenario 1
o Eine Stauanlage kommt nicht zum Überlauf über die HW-Entlastungsanlage, hält damit den
Zufluss Z (m³/s) aus dem ihr angeschlossenen Einzugsgebiet AE (km²) zurück und realisiert
an den Unterlauf eine konstante (schadlose) Wildbettabgabe WB (m³/s). Es gilt dabei Z ≥ WB
für Stauanlagenzufluss und Wildbettabgabe.
Es wird unterstellt, dass sich die Stauanlagenwirkung ausschließlich auf den Bereich zwi-
schen Stauanlagensperrstelle (Eigeneinzugsgebiet der Stauanlage AE) und einer Einzugsge-
bietsgröße im Unterlauf von 5 · AE erstreckt.
Damit beträgt das beeinflussbare Einzugsgebiet unterhalb einer Stauanlage 4 · AE.
Die HW-Rückhaltewirkung einer Stauanlage beträgt an der Sperrstelle bei einer Einzugsge-
bietsgröße von AE = (Z – WB) und im Unterliegergebiet bei einer Einzugsgebietsgröße in der
Größenordnung von 5 · AE (km²) = 0.
Unter der Annahme einer mit wachsender Einzugsgebietsgröße im Unterlauf proportional ab-
nehmenden HW-Schutzwirkung SW1 (m³/s) einer Stauanlage beträgt im Bereich von X · AE
mit (1 ≤ X ≤ 5) diese HW-Schutzwirkung
o 𝑆𝑊1 =∙
Die Differenz der HQT–Scheitelwerte aus der Regionalisierung von einem Unterliegereinzugs-
gebiet einer Stauanlage im Bereich von X · AE mit (1 ≤ X ≤ 5) und der Stauanlagensperrstelle
bei AE soll mit ZXAE bezeichnet werden. Dann kann das um den Stauanlageneinfluss bereinig-
te Regionalisierungsergebnis A RegioTSber wie folgt berechnet werden:
o 𝐴 = 𝑊𝐵 + + − 𝑆𝑊1
o 𝐴 = 𝑊𝐵 + + ∙
Szenario 2
o Eine Stauanlage kommt, im Regelfall bei relativ großen und zugleich seltenen HW-
Ereignissen, zum Überlauf über die HW-Entlastungsanlage. Nachdem ab HW-Ereignisbeginn
zunächst die Wildbettabgabe WB über die Grundablassanlage realisiert wurde, wird im weite-
ren Verlauf ein HW-Überlauf mit dem Scheitelwert ÜL (m³/s) an das Wildbett abgegeben. Es
gilt dabei Z ≥ ÜL ≥ WB für Stauanlagenzufluss, Überlauf und Wildbettabgabe.
46
Es wird auch in Szenario 2 unterstellt, dass sich die Stauanlagenwirkung ausschließlich auf
den Bereich zwischen Stauanlagensperrstelle (Eigeneinzugsgebiet der Stauanlage) AE (km²)
und einer Einzugsgebietsgröße von 5 · AE (km²) erstreckt.
Damit beträgt das beeinflussbare Einzugsgebiet unterhalb einer Stauanlage 4 · AE (km²).
Die HW-Rückhaltewirkung einer Stauanlage beträgt im Fall eines Überlaufes über die HW-
Entlastungsanlage an der Sperrstelle bei einer Einzugsgebietsgröße von AE = (Z – ÜL) und im
Unterliegergebiet bei einer Einzugsgebietsgröße von 5 · AE (km²) = 0.
Die Differenz der HQT–Scheitelwerte aus der Regionalisierung von einem Unterliegereinzugs-
gebiet einer Stauanlage im Bereich von X · AE mit (1 ≤ X ≤ 5) und der Stauanlagensperrstelle
bei AE soll wieder mit ZXAE bezeichnet werden.
Unter der Annahme einer mit wachsender Einzugsgebietsgröße im Unterlauf proportional
quadratisch abnehmenden HW-Schutzwirkung einer Stauanlage beträgt jetzt im Bereich von
X · AE mit (1 ≤ X ≤ 5) das um den Stauanlageneinfluss bereinigte Regionalisierungsergebnis
in Analogie zu Szenario 1
o 𝐵 = 𝑊𝐵 + + ∙.
Das Vorgehen in Szenario 2 wurde gewählt, um im Vergleich zu Szenario 1 den zeitlichen
Versatz eines Stauanlagenüberlaufes im Vergleich zu einer konstanten Grundablassabgabe
zu berücksichtigen. Dies hat im Regelfall zur Folge, dass der zeitlich verzögerte Stauanlagen-
überlauf auf eine im weitergehenden Unterlauf bereits im absteigenden HW-Ast befindliche
HW-Welle trifft und damit die Wirkung eines Stauanlagenüberlaufes im Vergleich zur natürli-
chen, unbeeinflussten HW-Welle ab einer gewissen Größe eines Unterliegereinzugsgebietes
bzw. einer gewissen Laufweglänge sich relativiert und kleiner wird.
Kombination aus Szenario 1 und Szenario 2
o Die HW-reduzierende Wirkung einer Stauanlage folgt aus der Kombination der Szenarien 1
und 2 für die gesamte Lauflänge des beeinflussbaren Unterlaufes. Dabei ist für jeden zu un-
tersuchenden Querschnitt der Wert
Max (A RegioTSber; B RegioTSber )
für die Ermittlung des Bemessungswertes HQT unter Berücksichtigung des Stauanlagenein-
flusses zu ermitteln.
o Im Regelfall wechselt der maßgebende Einflusses von B RegioTSber (Stauanlagenüberlauf und
Zwischengebietsabflüsse aus dem absteigenden HW-Ast) auf A RegioTSber (Grundablassab-
gabe und natürlicher HW-Scheitel aus den Zwischengebieten) mit zunehmender Einzugsge-
bietsgröße bzw. Laufweglänge im stauanlagenbeeinflussten Unterlauf.
Beispiel zur Anwendung der Bereinigung von Regionalisierungsergebnissen um den Stauanlageneinfluss
In einem frei gewählten Beispiel hat eine Talsperre ein Eigeneinzugsgebiet von 100 km².
47
Tabelle 8: Berechnungsbeispiel zum Stauanlageneinfluss auf den Unterlauf bei Nutzung von Regionalsierungser-gebnissen
AE
km²
1
QS aus
HQ-Regio
m³/s
2
ZXAE
m³/s
3
A RegioTSber
4
B RegioTSber
5
Max.(Sp. 4; 5)
6
100 100 0,000 10,0 40,0 40,0
150 143 43,0 64,3 83,9 83,9
200 180 80,0 113 124 124
250 213 113 157 161 161
300 240 140 195 195 195
350 263 163 229 226 229
400 280 180 258 254 258
450 293 193 282 279 282
500 300 200 300 300 300
Die Talsperre realisiert bei HQ100 eine Wildbettabgabe WB von 10,0 m³/s, läuft aber im Verlauf des Ereignis-
ses über die HW-Entlastungsanlage mit einem Scheitel von ÜL 40,0 m³/s über. In der nachfolgenden Tabelle
wird die Bereinigung der Regionalisierungsergebnisse (Spalte 2) für das Unterliegereinzugsgebiet von der
Sperrstelle bis hin zu 500 km² Einzugsgebiet (Spalte 1) dargestellt. Spalte 3 enthält die Scheiteldifferenzen
beliebiger Unterliegereinzugsgebiete zur Sperrstelle. In Spalte 4 wurden die Regionalisierungsergebnisse um
den Stauanlageneinfluss unter der Annahme einer durchgängigen Wildbettabgabe aus der Stauanlage von
10,0 m³/s nach A RegioTSber berechnet. In Spalte 5 erfolgt die Berechnung der Regionalisierungsergebnisse
unter Bereinigung des Stauanlageneinflusses unter Ansatz des Überlaufscheitels von 40,0 m³/s nach B Regi-
oTSber. In Spalte 6 folgt schließlich der maßgebende HW-Längsschnitt für die Beispiel-Stauanlage als Maxi-
mum der Spalten 4 und 5. An der Sperrstelle ist dabei der Überlaufscheitel von 40,0 m³/s maßgebend. Dieser
Überlaufscheitel bestimmt bis zu einem Unterliegereinzugsgebiet von 300 km² den HW-Längsschnitt. Für grö-
ßere Unterliegereinzugsgebiete wird die Grundablassabgabe von 10,0 m³/s im Zusammenhang mit den natür-
lichen HW-Scheiteln der Unterliegerzwischeneinzugsgebiete maßgebend. Nach 500 km² Unterliegereinzugs-
gebiet ist, wie anfänglich angenommen, keine HW–reduzierende Stauanlagenwirkung mehr zu verzeichnen.
Weitere signifikante anthropogene Beeinflussungen sind in den Bereichen bereits eingestellter oder noch akti-
ver Braunkohleförderung zu finden. Aufgrund der Entstehung von Tagebaurestseen, großflächigen Grund-
wasserabsenkungen, Errichtung von Dichtwänden, Verlegung von Flüssen und der Veränderungen der Bo-
den- und Vegetationsstruktur, die auch Jahrzehnte nach Schließung der Tagebaue noch nachweisbar sind, ist
ein natürliches Abflussverhalten nicht gegeben. Hierbei sind vor allem das Lausitzer und das Mitteldeutsche
48
Braunkohlenrevier zu nennen, die sich somit dem hier verwendeten herkömmlichen Regionalisierungs- und
Berechnungsansatz verschließt.
In der interaktiven Karte besonders gekennzeichnet wurden auch solche Fließgewässerabschnitte, von denen
künstlich angelegte Umfluter oder Hochflutbetten abzweigen, die eine Aufteilung der HQT im Talquerprofil oder
eine Überleitung in ein benachbartes Fließgewässer bewirken. Meistens wird diese Aufteilung in Abhängigkeit
vom Durchfluss oder Wasserstand mittels beweglicher Wehre anhand von Steueranweisungen geregelt. Beim
Abruf der HQT in einem solchen Fließgewässerquerschnitt erscheint die Meldung „Achtung, Umfluteinfluss.
Datenabfrage bei der Landestalsperrenverwaltung.“
Einen dritten Aspekt stellen rückstaubeeinflusste Bereiche dar. Aufgrund topologischer Gegebenheiten wird
das Hochwasser eines Hauptgewässers in ein einmündendes Gewässer rückgestaut, so dass im rückstaube-
einflussten Mündungsbereich des Nebengewässers die HQT des Hauptgewässers und nicht die des Neben-
gewässers entscheidend für die dort auftretenden Hochwasserstände und damit deren hydraulischen Berech-
nung sind.
Die hier aufgeführten Beeinflussungen können mit der vorgestellten Methode nicht berücksichtigt werden. Aus
diesem Grund werden diese Bereiche mit entsprechenden Hinweisen in der Webanwendung versehen (Ab-
schnitt Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.).
4.3 Korrektur von im Längsschnitt nicht plausiblen MHQ und HQT
Methodik
Bei der Prüfung der Plausibilität der mit dem Vorzugsverfahren berechneten HQT im Flusslängsschnitt wurde
davon ausgegangen, dass die HQT im Längsschnitt mit größer werdender Einzugsgebietsfläche zunehmen
bzw. zumindest konstant bleiben sollten. Demzufolge wurde eine Abnahme der HQT mit zunehmender Ein-
zugsgebietsfläche als nicht plausibel angesehen. Aus hydrologischer Sicht ist das aus verschiedenen Grün-
den nicht völlig korrekt. Abnehmende Abflüsse im Längsschnitt können hydraulisch begründet sein, z. B.
durch Wellenabflachung infolge Ausuferung in Gewässerabschnitten mit relativ breiten Sohlentälern und rela-
tiv geringen Zuflüssen aus den dort mündenden Nebengewässern. Im Interesse einer automatisierten Abar-
beitung der Plausibilitätsprüfung, deren Notwendigkeit sich allein schon aus der Datenmenge ergab, wurden
derartige Phänomene an dieser Stelle jedoch nicht berücksichtigt.
Im Zuge der Plausibilitätsprüfung wurden drei Fälle unterschieden, die jeweils ein nicht plausibles Ergebnis
anzeigen. Zur Illustration dieser Fälle dient Abbildung 9. Zur Bestimmung dieser nicht plausiblen Fälle wurden
die folgenden drei Prüfkriterien formuliert:
1. Sind die MHQ bzw. HQT am Zuflussquerschnitt größer als die MHQ bzw. HQT am Ausflussquerschnitt
desselben Teilgebietes?
QZ(3) > QA(3) in Abbildung 9
2. Sind die MHQ bzw. HQT am Zuflussquerschnitt eines Teilgebietes kleiner als die MHQ bzw. HQT am
Ausflussquerschnitt des Oberliegerteilgebietes?
QZ(3) < QA(1) oder QZ(3) < QA(2) in Abbildung 9
49
3. Sind die MHQ bzw. HQT am Zuflussquerschnitt eines Teilgebietes größer als die Summe der MHQ bzw.
HQT der Ausflussquerschnitte der Oberliegerteilgebiete?
QZ(3) > QA(1) + QA(2) in Abbildung 9
Abbildung 9: Prinzipskizze zur Plausibilitätsprüfung
Nur für Fall 1 kann es eine hydrologische Begründung geben (siehe oben.). Die Fälle 2 und 3, die sich gegen-
seitig ausschließen, können dagegen hydrologisch nicht begründet werden. Sie sind allein eine Folge der
sprunghaften Änderung der in den Regressionsgleichungen berücksichtigten Gebietskenngrößen oberhalb
und unterhalb der Mündung von Nebengewässern und damit verfahrensbedingt.
Zur Plausibilisierung von T-jährlichen Hochwasserscheiteldurchflüssen HQT, die nach den Prüfkriterien 2 und
3 im Gewässerlängsschnitt nicht plausibel bzw. im Fall 1 als nicht plausibel betrachtet worden sind, wurde in
DHI-WASY (2009) ein spezielles Werkzeug in ArcView 3 als Avenue-Script entwickelt. Mit dessen Hilfe wur-
den alle unplausiblen MHQ bzw. HQT auf den kleinstmöglichen plausiblen Wert angehoben. Da die drei Prüf-
kriterien nicht in einem Schritt bearbeitet werden konnten, wurden zuerst alle Gewässer separat im Längs-
schnitt betrachtet. Die Hochwasserscheiteldurchflüsse müssen entsprechend der Prüfkriterien 1 und 2 mit
zunehmender Einzugsgebietsfläche (Gewässerlänge) zunehmen bzw. gleich bleiben. War dies nicht der Fall,
wurde der Hochwasserscheiteldurchfluss auf den höheren Wert des Oberliegerquerschnittes angehoben. Die-
se Prozedur wurde so lange wiederholt, bis monoton steigende oder gleichbleibende MHQ bzw. HQT im
Längsschnitt gewährleistet wurden (Abbildung 10). Im nächsten Schritt wurden die MHQ bzw. HQT der Ne-
bengewässer entsprechend des Prüfkriteriums 3 plausibilisiert. In einem dritten Schritt wurden die Hochwass-
erscheiteldurchflüsse in Bezug auf die Nebengewässer hinsichtlich des Prüfkriteriums 2 plausibilisiert, indem
gegebenenfalls der Zufluss des Hauptgewässers auf den Abfluss des Nebengewässers angehoben wurde. Da
diese Änderungen wiederum Einfluss auf den ersten und zweiten Schritt haben können, wurde die gesamte
Prozedur, wenn nötig, bis zu viermal durchgeführt.
Die Plausibilisierung der Hochwasserscheiteldurchflüsse im Gewässerlängsschnitt wurde für MHQ und HQT
mit T = 2, 5, 10, 20, 25, 50, 100 und 200 a getrennt durchgeführt.
50
Abbildung 10: Beispiel einer HQT-Korrektur im Längsschnitt durch Anhebung auf den jeweils kleinst-
möglichen plausiblen HQT
5 Ergebnisse von Vorzugsverfahren und HQT-Längsschnitten
Die berechneten und entsprechend Abschnitt 4.3 (Vorzugsverfahren) plausibilisierten bzw. korrigierten MHQ
und HQT wurden anschließend mit den MHQ- und HQT-Längsschnitten (Längsschnitt bzw. Regressionsan-
satz) zusammengeführt. Durch das Zusammenführen der Ergebnisse der beiden verschiedenen Regionalisie-
rungsverfahren bestand die Möglichkeit, dass die in Abschnitt 4.3 benannten Fälle nicht plausibler MHQ und
HQT erneut auftraten. Bezüglich des Falls 1, für den es eine hydrologische Begründung geben kann, ist dieser
Effekt z. B. für die Lausitzer Neiße oder den Unterlauf der Weißen Elster bekannt. Wegen der Plausibilität der
Abnahme der MHQ und HQT mit zunehmender Gewässerlänge bzw. Einzugsgebietsfläche in einigen Ab-
schnitten der 15 großen Fließgewässer, wurden diese nicht nochmals korrigiert bzw. im Längsschnitt angeho-
ben. Hinsichtlich der Fälle 2 und 3, die dagegen hydrologisch nicht begründet werden können, sind die ent-
sprechenden Unplausibilitäten unter Umständen an den Gewässerquerschnitten mit seitlichen Zuflüssen an-
zutreffen. Eine diesbezügliche Plausibilitätsprüfung im Bereich der Längsschnitte wurde nicht durchgeführt, da
eine Korrektur zur hydrologisch nicht erklärbaren Erhöhung der MHQ und HQT führen würde und deshalb im
Bereich der abgestimmten HQT-Längsschnitte nicht erwünscht war.
In Abbildung 11 sind beispielhaft die Ergebnisse für die 100-jährliche Hochwasserscheiteldurchflussspende
Hq100 an den Zufluss- und Ausflussquerschnitten der Teileinzugsgebiete des Wasserlaufverzeichnisses 2015
dargestellt. Da unterschiedlich große Teileinzugsgebietsflächen dieser Kartendarstellung zu Grunde liegen,
darf sie nicht überbewertet oder fehlinterpretiert werden, da die Hochwasserscheiteldurchflussspenden Hq
gleicher Jährlichkeit T gesetzmäßig aus verschiedenen Gründen mit zunehmender Einzugsgebietsfläche
nichtlinear abnehmen.
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
40 60 80 100 120 140 160 180
HQ
T[m
³/s]
Einzugsgebietsfläche [km²]
HQT Korrekturen
51
Abbildung 11: 100-jährliche Hochwasserscheiteldurchflussspenden Hq100 an den Zufluss- (oben) und
Ausflussknoten (unten) der Teileinzugsgebiete
52
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