„Zersetzung“ Wie die Stasi eine politische Theatergruppe ......5 I. Aktenauszüge aus der...

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„Zersetzung“

Wie die Stasi eine politische

Theatergruppe zerstörte

Bitte zitieren Sie diese Online-Publikation wie folgt:Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (Hg),„Zersetzung“, Wie die Stasi eine politische Theatergruppe zerstörte, Auszug aus einer Akte des MfSRedaktion: Axel Janowitz, Hans-Peter LöhnBerlin 2017

Vorwort

Historisches Lernen mit Stasi-Dokumenten

Woher haben Historiker, Dokumentarfilmer oder Ausstellungsmacher eigentlich ihr Wissen? Was sind Fakten, was Interpretationen und was Behauptungen? Wenn Schülerinnen und Schüler sich diese Frage stellen, haben sie einen wichtigen Schritt zum historischen Denken gemacht. Sie nehmen Geschichtsdeutungen, die ihnen in Medien oder privaten Erzählungen begegnen, nicht als gegeben hin. Fragen sie weiter, begeben sie sich auf die Suche nach den ursprünglichen Zeugnissen der Ge-schichtsschreibung, den Quellen.

Unverzichtbare Quellen für das Verständnis von DDR-Geschichte sind die Stasi-Unterlagen.

Die Stasi und ihre UnterlagenDie Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) herrschte in der DDR 40 Jahre lang mit dikta-torischen Mitteln. Ihr wichtigstes Repressions- und Machtinstrument war dabei das Ministerium für Staatssicherheit (MfS).

Ab Dezember 1989 besetzten Bürgerinnen und Bür-ger die Dienststellen dieser Geheimpolizei, zuletzt am 15. Januar 1990 die Stasi-Zentrale in Berlin. Ihr vorrangiges Ziel war es, die von der Stasi begonnene Vernichtung der Akten zu stoppen.

Mit der Sicherung und späteren Öffnung der Stasi-Unterlagen wurde, erstmals in der Geschichte, unmit-telbar nach dem Ende einer Diktatur ein umfassender Einblick in das Wirken einer Geheimpolizei möglich.

Diese Unterlagen sind seither in Deutschland Grund-lage für die individuelle und die gesellschaftliche Aufarbeitung des Wirkens der Geheimpolizei und damit der SED-Diktatur.

Quellen für die SchuleMit der Reihe „Quellen für die Schule“ veröffentlicht das Bildungsteam beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) Auszüge aus Akten des MfS.

Für Schülerinnen und Schüler bieten sie die ein-zigartige Möglichkeit, die SED-Diktatur auch anhand der Original-Dokumente ihrer Geheimpolizei zu begreifen. Zugleich können sie bei der Arbeit mit Stasi-Unterlagen ihre Fähigkeit zur Quellenkritik schärfen und Kompetenzen wie Urteils- und Orientierungskompetenz fortentwickeln.

Explizit für den Einsatz im Unterricht, für Projekttage oder Facharbeiten entwickelt, nutzt die Reihe Fallbeispiele vor allem von Jugendlichen. Bezüge zur Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern sowie lehrplanrelevante Inhalte sind zentrale Kriterien für die Themenwahl der Quellenhefte.

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Inzwischen teils in der siebten Auflage, gehören die „Quellen für die Schule“ zu den meistgenutzten archivpädagogischen Materialien des BStU. Zu jeder Quelle gibt es Begleittexte und Arbeitsaufträge für Einzel- und Gruppenarbeit. Zum besseren Verständnis der Stasi-Dokumente verfügen alle Hefte über ein Abkürzungs- und Erläuterungsverzeichnis. Alle „Quellen für die Schule“ sowie die Begleit-materialien sind auch als PDF im Internet (www.bstu.bund.de/bildung) zugänglich.

Zusätzliche AngeboteAus den „Quellen für die Schule“ hat das Bildungs-team auch reduzierte Formate für Einzel- oder Doppelstunden entwickelt. Diese „Fallbeispiele für Kleingruppen“ liegen online vor (www.bstu.de/bildung/unterrichtsvorschläge).

Weitere Angebote des Bildungsteams:• „Ein Volk unter Verdacht“ Unterrichtsfilm auf DVD (Schutzgebühr)• „Stasi. Was war das?“ Posterausstellung für Schulen. • Themenmappen: Unterrichtshandreichungen zu übergreifenden Themen, z.B. „Stasi im Westen“, „Hauptamtliche Stasi-Mitarbeiter“ oder „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“.

Gern beraten wir Sie auch, wenn Sie eine Exkursion planen und einen Projekttag auf dem Gelände „Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie“ in Berlin-Lichtenberg wahrnehmen wollen. Lassen Sie sich gern informieren über die unterschiedlichen Projekttags-Module, zu denen auch archivpädagogische Angebote für den „Lernort Archiv“ gehören. Das Bildungsteam stellt dann mit Ihnen ein Programm zusammen, das die Lernvoraussetzungen und Interessenlagen Ihrer Schülerinnen und Schüler optimal berücksichtigt. Die Angebote sind in der Regel kostenlos.

Wir freuen uns über Ihr Interesse!Das Bildungsteam beim BStUStasi-Unterlagen-Archiv

Kontakt und BestellungDer Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU)BildungsteamRuschestraße 10310365 Berlin

Bestellungen von Materialien, Beratung und Buchung von Projekttagen:Telefon: 030-2324-8937bildung@bstu.bund.dewww.bstu.bund.de/bildung

5Inhalt

I. Aktenauszüge aus der Stasi-Akte Seite

Eröffnungsbericht zum Operativvorgang (OV) „Bekenntnis“, 5.7.1984 (Auszug) 7-9

Maßnahmeplan des MfS zum OV, 17.1.1985 (Auszug) 10

Vorschlag zur Einleitung von Prüfungshandlungen, 3.7.1985 (Auszug) 11-12

Aktenvermerk zu Buchheim, 7.3.1985 (Auszug) 13-14

Aktenvermerk zum OV „Bekenntnis“, 4.7.1985 15

Vorschlag zur Übersiedlung und Entlassung aus der Staatsbürgerschaft, 24.6.1985 (Auszug) 16

Operativplan zur Zersetzung der Gruppe, 22.10.1985 17-19

Bericht des IMS „Sandra“, 8.11.1985 (Auszug) 20-21

Bericht 1 des IMS „Andreas Harms“, 13.2.1986 (Auszug) 22

Bericht 2 des IMS „Andreas Harms“, 31.3.1986 23-24

Bericht 1 des IMB „Roland“, 25.3.1986 (Auszug) 25

Vermerk über eine Vereinbarung der KD Treptow mit der HA I, 13.6.1986 26-27

Tätigkeitsbericht zum OV „Bekenntnis“, 28.4.1986 (Auszug) 28-33

Vermerk über ein Gespräch mit dem IMS „Andreas Harms“, 21.6.1986 34-35

Bericht 3 des IMS „Andreas Harms“, 2.7.1986 36

Anforderung von Handschriftenmaterial für einen Schriftenvergleich, 12.9.1986 37

Auftrag zur inoffiziellen Überwachung einer Person, 29.10.1986 38

Notiz aus einem Bericht des IMB „Roland“, 5.3.1987 39-40

Zweiter Operativplan zum OV „Bekenntnis“, 17.3.1987 (Auszug) 41-42

Quittung, 8.10.1987 43

Information des IMB „Roland“, 24.4.1987 (Auszug) 44

Auswertung eines IM-Berichts, 30.4.1987 45-47

Bericht 2 des IMB „Roland“, 25.6.1987 (Auszug) 48-49

Zuarbeit der KD Treptow für die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit Berlin, 11.8.1987 (Auszug) 50-52

Bericht 3 des IMB „Roland“, 12.10.1987 (Auszug) 53

Abschlussbericht zum OV „Bekenntnis“, 29.12.1987 (Auszug) 54-58

Beschluss zur Archivierung des OV, 16.12.1987 59

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II. Abkürzungen und Erläuterungen 60-62

Inhalt

Angaben zur Quelle

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Bände 1 und 2. Die Akte besteht im Original aus insgesamt 615 Blatt.

Für den Aktenauszug wurde der Aktenaufbau in wesentlichen Teilen beibehalten. Um den Auszug verständlicher zu

machen, wurde er chronologisch aufgebaut und Blätter aus dem Band 2 in den Band 1 eingeordnet. Zum Schutz der

Persönlichkeitsrechte nach Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG) sind die Namen der Betroffenen und Dritten

anonymisiert bzw. pseudonymisiert. Silke Kompa, geborene Kurz, Peter Grimm, Matthias Lydike, Jörg Metzner und

Benn Roolf gaben freundlicherweise ihr Einverständnis für dei Veröffentlichung ihrer Namen.

7Eröffnungsbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 7

8 Eröffnungsbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 8

9Eröffnungsbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 10

10 Maßnahmeplan

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 112

11Vorschlag

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 26

12 Vorschlag

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 31

13Aktenvermerk zu Buchheim

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 157

14 Aktenvermerk zu Buchheim

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 159

15Aktenvermerk zum OV „Bekenntnis“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 212

16 Vorschlag zur Übersiedlung

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 219

17Operativplan

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 34

18 Operativplan

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 35

19Operativplan

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 36

20 IM-Bericht „Sandra“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 265

21IM-Bericht „Sandra“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 266

22 IM-Bericht „Andreas Harms“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 308

23IM-Bericht „Andreas Harms“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 311

24 IM-Bericht „Andreas Harms“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 312

25IM-Bericht „Roland“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 343

26 Vermerk

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 11

27Vermerk

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 12

28 Tätigkeitsbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 37

29Tätigkeitsbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 38

30 Tätigkeitsbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 39

31Tätigkeitsbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 40

32 Tätigkeitsbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 41

33Tätigkeitsbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 42

34 Gesprächsvermerk

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 13

35Gesprächsvermerk

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 14

36 IM-Bericht „Andreas Harms“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 30

37Anforderung von Handschriftenmaterial

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 41

38 Auftrag

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 49

39Aus einem Bericht des IMB „Roland“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 82

40 Abschrift aus einem Bericht des IMB „Roland“

Teil-Abschrift von Blatt 82

Maßnahmen: 1. Es wird vorgeschlagen den Auftritt der Laienspielgruppe am 28.03.87 in Dresden zu verhindern. Dazu wird an Metzner am 27.03.87 ein Telegramm von Joswig ge- schickt auf dem zum Ausdruck gebracht wird, daß ein Auftritt nicht möglich ist. (Telegramm analog der Absage des Auftritts in Leipzig)

2. Der IMB „Roland“ wird dazu ein- geweiht und erhält der Auftrag nach Dresden zu fahren, falls ihn die Absage nicht mehr erreicht.

3. Zum Auftritt der Laienspielgruppe in der JG Bohnsdorf erfolgt der Einsatz des IMS „Carsten Blühm“ mit Technik.

41 Operativplan zum OV

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 47

42 Operativplan zum OV

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 49

43Quittung

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 189

44 Information des IMB „Roland“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 83

45Auswertung

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 86

46 Auswertung

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 87

47Auswertung

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 88

48 IM-Bericht „Roland“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 89

49IM-Bericht „Roland“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 90

50 Zuarbeit

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 96

51Zuarbeit

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 98

52 Zuarbeit

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 100

53IM-Bericht „Roland“

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 113

54 Abschlussbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 190

55Abschlussbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 194

56 Abschlussbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 195

57Abschlussbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 196

58 Abschlussbericht

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 2, Bl. 197

59Archivierungsbeschluss

BStU, MfS, BV Berlin, AOP 2001/88, Band 1, Bl. 393

60 Abkürzungen und Erläuterungen

Abt. Abteilung; hier: selbstständige Abteilung im →MfS, Diensteinheit in den →HA und in den →BV des MfS

Abt. IX Untersuchungsabteilung in →BV; Diensteinheit, die für die Bearbeitung von Ermittlungs- verfahren zuständig war (sie hatte die Befugnisse eines staatlichen Untersuchungsorgans gemäß →StPO der →DDR)

Abt. XII Abteilung Zentrale Auskunft/Speicher; Diensteinheit, die für die Führung der zentralen Personenkartei und der Archive des →MfS zuständig war

Abt. XVIII Abteilung Sicherung der Volkswirtschaft in →BV; zuständig für die Überwachung zentraler Bereiche und Objekte in der Industrie, dem Außenhandel und der Landwirtschaft, einschließlich der Abwehr von Wirtschaftsspionage und der Aufklärung von Havarien

Abt. XX Abteilung in →BV zur Überwachung aller Bereiche des sog. Überbaus (u. a. Staatsapparat, Justizorgane, Gesundheitswesen, Volksbildung, Leistungssport, Kunst, Kultur, Medien, Jugend, Hochschulen, Kirchen, Massenorganisationen) sowie zur Aufdeckung und Bekämpfung „politischer Untergrundtätigkeit“ (PUT) und „politisch-ideologischer Diver- sion“ (PiD)

Abt. XX/7 Referat 7 in der o.g. Abteilung; zuständig für die Überwachung von kulturellen Einrichtun- gen und Verlagen, dem Pressewesen sowie von Rundfunk und Fernsehen

Abt. XX/9 Referat 9 in der o.g. Abteilung; zuständig für die Bekämpfung der „politischen Untergrund- tätigkeit“ (PUT)

Abt. MfNV Abteilung innerhalb der →HA I des →MfS; zuständig für die Überwachung des Ministeriums für Nationale Verteidigung (MfNV) der →DDR

Abt. 26 Abteilung für Telefonüberwachung; selbstständige Diensteinheit im Ministerium und den →BV, zuständig für die Kontrolle (Abhören) des Telefon- und Telexverkehrs sowie für jegliche akustische, optische und elektronische Überwachung in geschlossenen und begrenzt freien Räumen (siehe Maßnahme B)

AKG Auswertungs- und Kontrollgruppe; Stabsorgan der Leiter in →HA und in →BV, zuständig für die analytische Aufbereitung der von anderen Abteilungen gewonnenen Informationen und für die Kontrolle der Umsetzung dienstlicher Bestimmungen

AWK Abwehrarbeit des →MfS in den Wehrkreiskommandos der →NVA

BMHW hier: →VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke

BV hier: Bezirksverwaltung für Staatssicherheit

CSSR Tschechoslowakische Sozialistische Republik; von 1960-1989 gültige Bezeichnung für den 1918 gegründeten, aus dem heutigen Tschechien und der heutigen Slowakei bestehenden Staat

DA hier: Dienstanweisung

DDR Deutsche Demokratische Republik

EOS Erweiterte Oberschule; die zum Abitur führende höhere Schule in der DDR mit den Klassen- stufen 9 bis 12 (ab 1981 nur noch Klassenstufen 11 und 12); in die EOS kam man nur durch eine Delegierung (samt Genehmigung durch den Kreisschulrat) oder (in wenigen Ausnahme- fällen) auf Antrag der Eltern; entscheidend für eine Zulassung waren, neben der schulischen Leistung und der sozialen Zugehörigkeit, vor allem die politische Einstellung und das politische Engagement

FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund; Dachorganisation der von der →SED geführten Gewerkschaften in der DDR

61Abkürzungen und Erläuterungen

FDJ Freie Deutsche Jugend; die von der →SED geführte Jugendorganisation

FK Friedenskreis; in der evangelischen Kirche organisierte, aber selbstständig arbeitende oppositionelle Gruppen in der DDR (seit 1980/81)

Gen Genosse

Güst Grenzübergangsstelle

HA Hauptabteilung; hier: selbstständige Diensteinheit im →MfS

HA I Hauptabteilung für Überwachung und Abwehrarbeit in der →NVA und den Grenztruppen der DDR

HA II Hauptabteilung Spionageabwehr; zuständig für die Aufklärung und Abwehr aller geheimdienstlichen Angriffe gegen die DDR sowie für die Gewährleistung der inneren Sicherheit im →MfS

HA II/14 Abteilung 14 innerhalb der o.g. HA; zuständig für die Überwachung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR

HA XX/9 Abteilung 9 in der HA XX; zuständig für die Bekämpfung der „politischen Untergrundtätig- keit“ (PUT); siehe auch Abt. XX

IM Inoffizieller Mitarbeiter des →MfS (Spitzel)

IMB IM, der unmittelbar an der „Bearbeitung und Entlarvung im Verdacht der Feindtätigkeit stehender Personen“ mitarbeitet (IM-Kategorie seit 1979)

IMS IM, der mit der Sicherung und Bespitzelung eines bestimmten Bereichs beauftragt war (IM-Kategorie seit 1968)

JG hier: Junge Gemeinde; Arbeitskreise für Jugendarbeit in der evangelischen Kirche

KD hier: Kreisdienststelle des →MfS

KK hier: KK-Erfassung; Registrierung einer Person, über die „operativ bedeutsame“ Informationen auf einer Kerblochkarte festgehalten wurden (die Erfassungsart blieb bis 1989 bestehen, obwohl die Kerblochkarte ab 1980 allmählich durch elektronische Datenträger ersetzt wurde)

KK Kirchenkreis

Ltn Leutnant

Maßnahme B Überwachungsmaßnahme des →MfS: Raumüberwachung mittels Mikrofon (Abhörwanzen), (→Abt. 26)

Maßnahme M Überwachungsmaßnahme des →MfS; Kontrolle der Brief- und Paketsendungen (Postkontrolle)

MfS Ministerium für Staatssicherheit der DDR

Nbg Neubrandenburg

NJV Nationales Jugendfestival; eine der von der →FDJ organisierten politischen Großveranstal- tungen, die unter verschiedenen Bezeichnungen alle 4 bis 5 Jahre stattfanden

NPV Nationaler Postverkehr

62 Abkürzungen und Erläuterungen

NSW Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet; gemeint sind alle Länder außerhalb des sowjetischen Einflussgebiets

NVA Nationale Volksarmee; Bezeichnung für die bewaffneten Streitkräfte der DDR

Obltn Oberleutnant

OPK Operative Personenkontrolle; geheimer Vorgang des MfS zur Aufklärung und Überwachung von Personen, die dem MfS verdächtig waren

OV Operativer Vorgang; geheimes Ermittlungsverfahren des MfS gegen Personen wegen des Verdachts einer strafbaren (meist politischen) Handlung

PA hier: Personalausweis (→PM 12)

PGH Produktionsgenossenschaft des Handwerks; mehr oder weniger unter Druck herbeigeführ- ter Zusammenschluss ehemals selbstständiger Handwerksbetriebe zu sozialistischen Genossenschaften

PM 12 provisorischer Personalausweis mit dem kein internationaler Reiseverkehr möglich war

Ref. A I auch: A/I; Referat Auskunft und Information in →KD des MfS (siehe dazu auch →AKG)

SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands; die alleinregierende Staatspartei in der DDR

SR selbstständiges Referat; Diensteinheit, die nicht in einer Abteilung integriert war

StGB hier: Strafgesetzbuch der DDR in der Fassung vom 29. November 1985

§ 218 Zusammenschluss zur Verfolgung gesetzwidriger Ziele „(1)Wer eine Vereinigung oder Organisation bildet […] oder darin tätig wird, um gesetz- widrige Ziele zu verfolgen, wird […] mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren, Verurteilung auf Bewährung, mit Haftstrafe oder Geldstrafe bestraft. (2)Rädelsführer werden mit Freiheitsstrafe von einem bis zu acht Jahren bestraft.“

§ 220 Öffentliche Herabwürdigung „(1)Wer in der Öffentlichkeit die staatliche Ordnung oder staatliche Organe […] oder deren Tätigkeit oder Maßnahmen herabwürdigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Verurteilung auf Bewährung, Haftstrafe, Geldstrafe oder mit öffentlichem Tadel bestraft. (2)Ebenso wird bestraft, wer Schriften, […] die geeignet sind, die staatliche oder öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen, das sozialistische Zusammenleben zu stören […] verbreitet […].“

StPO hier: Strafprozessordnung der DDR von 1981

§ 90 „Die Staatsanwaltschaft kann anderen Staatsorganen die Untersuchung von Vorgängen übertragen. […] Diese dürfen auch prozessuale Strafmaßnahmen durchführen, soweit sie dazu gesetzlich ermächtigt sind.“

TFG Treptower Friedensgruppe (siehe →FK)

UA hier: Unterabteilung

ÜSE Übersiedlungsersuchender oder Übersiedlungsersuchen; laut →MfS eine Person bzw. ein Antrag auf ständige Ausreise in ein nichtsozialistisches Land

VEB Volkseigener Betrieb; Bezeichnung für Staatsbetriebe der DDR

WKK Wehrkreiskommando der →NVA; auf Kreisebene u.a. zuständig für Musterung, Einberufung und Nachwuchswerbung für den Wehrdienst

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