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Landschaftsverband Rheinland
LVR-Amt für Denkmalp�ege im Rheinland 31. Jahrgang Nr. 1 – 1. Vierteljahr 2014
Denkmalp�ege im Rheinland
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Eine Verö�entlichung des
LANDSCHAFTSVERBANDES RHEINLAND
Impressum
Erscheinungsdatum: 1. Vierteljahr 2014
Klartext Verlag Heßlerstraße 37 45329 Essen Tel.: +49 (0)201 86 206–33 Fax: +49 (0)201 86 206–22 info@klartext-verlag.de – www.klartext-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten
Eine Verö�entlichung des LANDSCHAFTSVERBANDES RHEINLAND LVR-Amt für Denkmalp�ege im Rheinland Dr. Andrea Pufke, Landeskonservatorin Abtei Brauweiler 50259 Pulheim
Redaktion: Thomas Goege, Marco Kieser, Gundula Lang, Marc Peez, Christoph Schaab E-Mail: redaktion-dir.denkmalp�egeamt@lvr.de
Fotogra nnen: Jessica Blank, Viola Blumreich, Vanessa Lange, Silvia-Margrit Wolf
Digitale Bildbearbeitung im LVR-ADR: Viola Blumrich, Silvia-Margrit Wolf
Satz, Gestaltung und Lithographie: Klartext Medienwerkstatt GmbH, Essen (www.k-mw.de) Druck: Druckerei Nolte Iserlohn
Erscheinungsweise: vierteljährlich Jahresabonnement: 13,00 € (zzgl. Versandkosten) Einzelheft: 4,00 € (zzgl. Versandkosten) Abo-Bestellung beim Verlag
ISSN 0177–2619
Auswärtige Autorinnen und Autoren:
Dipl.-Ing. Jutta Curtius Landschaftsarchitektin AKNW info@jutta-curtius.de
Dr. Bärbel Schallow-Gröne bschallow@t-online.de
Dipl.-Ing. Katja Schlisio katja.schlisio@tu-dortmund.de
Dipl.-Ing. Moritz Wild info@moritzwild.de
Autorinnen und Autoren aus dem LVR-Amt für Denkmalp ege im Rheinland: Eva-Maria Beckmann M. A., Sabine Cornelius M. A., Gisela Hauck, Dr. Elke Janßen-Schnabel, Dr. Marco Kieser, Dr. Helmtrud Köhren-Jansen
Titelbild: Heimbach-Vlatten, St. Dionysius, Ornat des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Clemens August I (1700–1761). Nachbildung des Rapports des �oral gemusterten Gewebes (Gros de Tours). Vgl. Beitrag von Gisela Hauck. Foto und Bildmontage: Viola Blumrich, LVR-ADR, 2013
Inhalt
Bärbel Schallow-Gröne
Sakrale Würde in profanen Bauformen –
Die Heilig-Geist-Kirche in Essen-Katernberg
von Gottfried Böhm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Jutta Curtius
1000 Rosen für Schloss Birlinghoven –
Fritz Enckes Planungen für den Schlosspark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Katja Schlisio
Die Geschichte des Barmer Rathauses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Gisela Hauck
Ein Ornat von Clemens August
aus St. Dionysius in Heimbach-Vlatten:
Material und Herstellungstechniken –
Konservierung/ Restaurierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Elke Janßen-Schnabel
Erhaltenswerte Bausubstanz in der
Städtebaulichen Denkmalp�ege auf der Grundlage
des Denkmalschutzgesetzes von Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . 33
Marco Kieser
„Hollywood hat auch einmal so angefangen“.
Der Architekt Carlos Dudek – eine Skizze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Nachrichten und Notizen
Tagungsbericht: Kongress „Aggression und Avantgarde“ . . . . . . . . 37
Deutscher Preis für Denkmalschutz 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
17. Kölner Gespräch zu Architektur
und Denkmalp�ege: Perspektiven der Denkmalförderung . . . . . . 44
Neue Bücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Nachrichten/ Personalia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
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1000 Rosen für Schloss Birlinghoven:
Fritz Enckes Planungen für den SchlossparkJutta Curtius
Schloss Birlinghoven liegt mit seiner Parkanlage idyllisch auf einer Bergkuppe im Siegerland, etwa 11 km
östlich von Bonn. Die Landschaft ist von kleinen, doch deutlich eingeschnittenen Bachtälern geprägt. Die
Parkanlage des Schlosses ist nach Südosten ausgerichtet. Hier be�nden sich die landschaftlich gestalteten
Teile des Parks, die sowohl von Gisbert Knopp1 als auch von Rita Hombach2 eingehend rezensiert sind.
Nicht bekannt war bisher die Tätigkeit von Fritz Encke in dieser Anlage.
Fritz Encke (1861–1931) hat neben seiner umfang-
reichen Aufgabe als Gartendirektor in Köln weitere
private Gestaltungen übernommen. So gehen zahl-
reiche Planungen in Köln, im Bergischen Land, aber
auch in der Lüneburger Heide oder im Rheingau auf
seine Urheberschaft zurück. Seine fundierten gärtne-
rischen Kenntnisse, seine städteplanerische Weisheit
und nicht zuletzt seine menschlichen Züge lassen
Fritz Encke als eine herausragende Persönlichkeit und
als einen der wichtigsten Gartenkünstler seiner Zeit
erscheinen.
Encke als Lehrmeister
Fritz Encke verstand es, junge Gartenkünstler zu för-
dern, was er schon in seiner Zeit als Lehrer in Wild-
park begann. Arthur Glogau beschreibt es in seinem
unverö�entlichten Manuskript so: „Er verstand es
mit Begeisterung seine innere Begabung für unsere
Kunst, die er später hervorragend unter Beweis stellte,
auch in uns zu wecken. Es leben nicht mehr viele aus
jener Zeit, aber wir werden uns bis zum Lebensende
stolz ‚Enckeschüler‘ nennen.“3 So sind viele erfolgrei-
che Schüler seiner Schule in der Gartenkunst hervor-
getreten.
Ein Schüler, den er besonders förderte, war Gus-
tav Allinger, der eigentlich Hochbauarchitekt werden
wollte. Er erhielt bei seiner Prüfung zum Bautechni-
ker den 1. Staatspreis der königlichen Zentralstelle
für Handel und Gewerbe in Stuttgart4 und vervoll-
kommnete sein bauliches Wissen bei einer Bau�rma
in Heilbronn mit Natursteinarbeiten. Fritz Encke lernte
Gustav Allinger kennen, als dieser für das Baugeschäft
Joh. Zick in Heidelberg den Auftrag hatte, als Bau-
führer Encke’s Entwurf für den Villengarten von Prof.
Schmeil am Wolfsbrunnenweg umzusetzen.
Diese Zusammenarbeit war so fruchtbar, dass
Allinger bei Encke vom August 1911 bis August 1913
eine Gärtnerlehre absolvierte und darauf ein Jahr
bei ihm als Techniker angestellt war. Er wechselte im
September 1914 in die Friedhofsverwaltung der Stadt
Köln, musste diese Tätigkeit aber wegen des Heeres-
dienstes unterbrechen. Nach dem Krieg war er von
Anfang Januar 1919 bis Ende Januar 1920 wieder bei
Fritz Encke als Gartentechniker angestellt. Wie einer
Zeugnisabschrift zu entnehmen ist, lagen die Aufga-
ben Allingers in folgenden Bereichen: „Die Durchar-
5. Schloss Birlinghoven. Die Rosenfotos zeigen die von Fritz Encke eingesetzten Rosensorten. Die Aufnahmen wurden von Christian Schultheis, Besitzer der ältesten Rosen-
schule (seit 1868) in Deutschland zur Verfügung gestellt. Zahlreiche alte Rosensorten werden hier noch heute kultiviert
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beitung erstreckte sich unter meiner Leitung auf das
Entwerfen der geplanten Anlagen, auf deren Darstel-
lung in Grundplänen, Schnitten und Ansichten, auf
deren Veranschlagung und auf die Beaufsichtigung
der Bauarbeiten.“5
Allinger bezeichnete sich selbst als Meisterschüler
im Hause Encke, wo er im Verwaltungsgebäude der
Gartendirektion des Volksgartens in Köln ein Büro im
ersten Stock hatte. Er war in fast 30 Projekte invol-
viert, darunter Villengärten, Gut Birlinghoven und Gut
Schelploh, Friedhöfe, Siedlungsprojekte und seinen
eigenen Worten nach in die geheimen Pläne Enckes
zum innerstädtischen Grüngürtel Kölns.6 So ist es
nicht verwunderlich, dass sich sowohl die Grundriss-
pläne und Schnitte, als auch die Kostenvoranschläge
für Schloss Birlinghoven im Nachlass von Gustav Allin-
ger be�nden.
Planungen für Schloss Birlinghoven
Es war Louis Hagen, der im Jahr 1916 das Schloss
Birlinghoven von den Erben des Erbauers Theodor
Damian Rautenstrauch kaufte. Louis Hagen, eigent-
lich Levy, nahm im Jahre 1893 den Namen seines
Schwiegervaters an. Er zählte zu den großen Unter-
nehmern der Industrie und der Finanzen im Westen
von Deutschland. Neben seiner Tätigkeit als Gesell-
schafter von Sal. Oppenheimer jr. & Cie, Köln, war er
Mitglied in 64 Aufsichtsräten, gründete die Kölner
Industrie- und Handelskammer und stellte eine zen-
trale Figur im wirtschaftlichen Leben des Rheinlands
dar.7
Encke wurde beauftragt, die direkt am Schloss
liegenden, nach Westen ausgerichteten Flächen zu
überarbeiten. Er fand einen Garten mit einem Wege-
kreuz vor, in dessen Mitte sich ein steinernes Becken
befand. Der Garten liegt vertieft mit Mauern einge-
fasst, markant ist die halbrunde Aufmauerung mit der
im Mittelpunkt gep®anzten Eiche. Der Garten wird
nach Westen durch einen hölzernen Laubengang
abgeschlossen, der Sichtö�nungen in den Garten hat.
Genau mit dieser Situation befasst sich auch der
erste datierte Plan vom Januar 1919, der von Allinger
unterzeichnet ist. Der Laubengang wird durch eine
Pergola ersetzt, die in einen kreisförmigen Platz mit
einer Vogeltränke mündet. Von diesem Platz aus führt
ein weiterer Weg zu einem Treppenabgang in den
Rosengarten. Der zweite Weg führt in den Stauden-
garten. Der Treppenaufgang zur Pergola wurde noch-
mals überplant.
Am 15.3.1919 wurde ein Kostenanschlag für den
Rosen- und Blumengarten auf Schloss Birlinghoven
erarbeitet. Die darin enthaltenen Kosten sind unter-
teilt in Arbeiten, die im Frühjahr oder im Herbst zu
tätigen sind: Maurerarbeiten, Schreinerarbeiten, Kos-
ten für die Vogeltränke und Kosten für eine Wasser-
leitung. Es folgt ein ausführliches Leistungsverzeich-
nis mit Kostenangaben zu den einzelnen Positionen.
Insgesamt ist eine Summe von 51.700 M veranschlagt.
6. Schloss Birlinghoven, Garten westlich des Schlosses um 1904. Aus: Kiehl, Architektonisches in der Gartenkunst (Blumengarten und Laubengang der Burg Birlinghoven).
In: Der Städtebau 2.2, 1905, S. 15–18; Tf. 11–12
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Die Grundrisszeichnung ist auf den 24.3.1919 datiert
und auch mit Allinger bezeichnet. Der Grundriss zeigt
direkt am Schloss den Rosengarten mit seiner klar
strukturierten Aufteilung der P®anzbeete. Westlich
des Rosengartens, etwa 1,20 m höher, schließt sich
ein Staudengarten an, der durch einen dritten Gar-
ten, den Pergolagarten, an diese Fläche ca. 135° ange-
winkelt zum Rosengarten angeschlossen wird. Sehr
geschickt werden vier Wege an eine Kreis®äche ange-
bunden und führen zum Rosengarten, zum Stauden-
garten, zum Karto�el- oder Eiskeller und zu dem Weg,
der sich entlang der Böschungsmauer nach Süd-Osten
be�ndet. Es entstehen drei Gartenräume von unter-
schiedlicher Intention und gleichfalls hoher Qualität.
Im März folgt der Entwurf für Eisengestelle der
Rosenpyramiden, die im Kostenanschlag mit 480,-
M pro Stück bezi�ert sind. Im April erfolgen weitere
Kostenanschläge für die Maurerarbeiten, wobei 21,5
laufende Meter der vorhandenen Bruchsteinmauer
abgetragen werden und über 90 m³ Bruchsteinmauer-
werk hergestellt wird. Dabei werden 230 m² Ansichts-
®ächen verfugt und 75 m Trittstufen aus Bruchsteinen
aufgebaut.
Die Detailplanungen werden Anfang April fertig
gestellt. Neue Terrassenmauern geben der Böschung
Halt und den Gärten einen Rahmen.
Rosengarten
Die Pläne für den Rosen- und Staudengarten mit
den detaillierten Bep®anzungsangaben datieren auf
August 1919. Der Plan für den Rosengarten ist etwas
abgewandelt zum Entwurfsplan, zeigt aber im Großen
und Ganzen die gleiche Aufteilung der Beet®ächen.
Die Beete werden durch schmale Wege unterteilt, so
dass der Besucher des Gartens zu allen Rosensorten
gelangen kann. Die Flächigkeit in der P®anzung wird
aber durch diese Wege nicht aufgehoben. Die Beete
sind nummeriert und die vorhandenen Bep®anzungs-
listen8 geben Auskunft zu den in diesen Beeten zu
verwendenden Rosensorten und deren Stückzahlen.
1906 beschreibt Encke in seinem Erläuterungsbe-
richt zum Rosengartenwettbewerb in Worms, was aus
seiner Sicht bei der Gestaltung eines Rosengartens zu
beachten ist. So �ndet er auch in Birlinghoven einen
Baumsitz wie in Worms vor, von welchem man auf
den Rosengarten herunterschauen kann. Auch seine
Forderungen nach einer „sonnigen Stelle“ und nach
„hochstämmigen Rosen in Sorten, wie sie der Liebha-
ber sucht“9 werden in Birlinghoven eingehalten. Für
die ®ächige Gestaltung werden 1050 Polyantharosen
in 9 Sorten, 405 niedrige Rosen in 6 Sorten, 20 Rosa
rugosa und 70 Rosa multi®ora eingesetzt, dazu 20
Schlingrosen an den Pyramiden in fünf Sorten und
108 hochstämmige Rosen in 69 Sorten.
Gustav Allinger schreibt anlässlich der Jubiläums-
Gartenbau-Ausstellung in Dresden 1926, dessen
künstlerischer Leiter er war, wie ein Rosengarten zu
gestalten ist. Dieser Gestaltungsansatz wurde bereits
sieben Jahre früher in Birlinghoven unter der Leitung
von Fritz Encke umgesetzt. „Der Versuch, den Rosen-
garten so anspruchslos wie möglich zu machen,
um nur die Rosen selbst zur Gestaltung kommen
zu lassen, wird und muss immer fehl schlagen. Man
bedenke wohl, daß die Rose eine Königin ist, auch ihr
7. Garten Hagen, Pergola zwischen Rosen- und Staudengarten. Grundriss, Ansicht, Schnitt 1:50, Lichtpause auf Papier 43,6 x 86,1 cm; Inv.-Nr. GA 040,006, Technische
Universität Berlin, Architekturmuseum in der Universitätsbibliothek
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Reich, in dem sie herrschen soll, ihre Gemächer und
Räume, sollen königlich sein. Der Rosengarten ist also
keine billige Angelegenheit, und nicht jeder kann ihn
als Privateigentum besitzen. Für die Gestaltung des
Rosengartens ist die Verwendung von echtem und
edlem Material für die umschließende Architektur
Grundbedingung. Die Forderungen an die ästhetische
Gestaltung des Rosengartens sind nicht hoch genug
zu stellen. Die Rose fordert, denn sie ist die Königin
der Blumen. Sie will repräsentieren, also zeige man
die Summe ihrer Schönheit durch ®ache Beete nied-
riger Rosen, deren Saum die Polyantharosen bilden.
Aber sie will auch von der Erde weg, um ihr Antlitz
mit Stolz zu erheben, also ordnen wir Mittel- und
Hochstämme in Reihenordnung in der Höhe und
der Farbe ist die erste Voraussetzung – aber so, daß
ihre Freundin an jeden einzelnen Stamm herantreten
kann, am taufrischen Morgen und zu jeder anderen
Stunde des langen Tages.“10
Staudengarten
Ein ähnlich strukturierter Plan �ndet sich für den
Staudengarten, mit einer ebenfalls sehr umfangrei-
chen Staudenliste. Auch hier herrscht eine formale
Aufteilung der Beete, die durchnummeriert sind. Die
dazugehörigen Listen geben die in diesen Beeten
zu verwendenden Stauden mit den vorgegebenen
Stückzahlen an (siehe Anhang).
In der Mitte des Staudengartens be�nden sich
vier Beete mit einer bunten Polsterstaudenbep®an-
zung. Diese werden eingerahmt von weiteren vier
Beeten, die mit blauen und weißen Veilchen einge-
fasst sind, in deren Mitte zahlreiche mittelhohe und
hohe Beetstauden ihren Platz �nden. Die südlichen
schmalen Beete werden von gelben Schlüsselblu-
men gefasst. Lilien, Glockenblumen, Mohn u. a. ver-
mischen sich dahinter. Nach Norden �nden sich zwei
schmale Beete mit einer Einfassung aus niedriger
Iris und einem deutschen Schwertirissortiment. Der
äußere Rahmen wird im Westen von Schleifenblumen
und Dahlien, im Osten von Federnelken und unter-
schiedlichen Flammenblumen gescha�en. Im Norden
be�ndet sich ein Asternsortiment. Ein dritter Plan mit
Bep®anzungsangaben für die angrenzenden Flächen
und einer Gehölzliste komplementiert die Situation.
Heutige Situation
In der Gegenwart sind von diesen Bep®anzungen nur
rudimentäre Reste vorhanden. Die Baulichkeiten nach
umfangreichen Arbeiten an Mauern, Treppen und Per-
golenpfeilern �ndet man heute in gutem Zustand vor.
Der Staudengarten war nach dem Krieg mit Baracken
8. Garten Hagen, Lageplan Blumen- und Staudengarten, Lichtpause auf Papier, 48,2 x 69,9 cm; Inv.-Nr. GA 040,001
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10
bestanden. Diese wurden beseitigt und Obstbäume
gep®anzt. Im Rosengarten �nden sich Reste von Rosen
und eine Rasen®äche.
Mit dem Au¹nden der vorgestellten Pläne ergibt
sich ein sehr detailliertes Bild einer Stauden- und
Rosengartenp®anzung aus der Zeit und mit der Hand-
schrift Fritz Enckes. Dieses Bild reicht von der Form
und Farbgebung bis hin zur Verwendung einzelner
P®anzensorten und ihrer mengenmäßigen Gewich-
tung. Die wohldurchdachten und handwerklich sauber
ausgeführten baulichen Anlagen zeigen auch Allingers
Handschrift, der durch seine vorangegangenen Tätig-
keiten im Baufach und mit Natursteinarbeiten die bes-
ten Voraussetzungen für Bauwerksarbeiten mitbrachte.
Anhang:
Von den Staudenlisten des Staudengartens Schloss
Birlinghoven wird hier beispielhaft die Aufstellung für
Beet 1–4 gezeigt. Die der Verfasserin vollständig vor-
liegenden Listen sind unterteilt nach nummerierten
Beeten. Übertragung der handschriftlichen Aufzeich-
nungen (vermutlich) von Allinger in Sütterlin. Deut-
sche Staudennamen in Klammern stellen die heute
gebräuchlichen Namen dar.
10. Garten Hagen, Rosengarten,
Grundriss 1:100, Lichtpause auf
Papier, 44 × 54,7 cm; Inv.-Nr.
GA 040,004. Der Plan wurde von
der Verfasserin bearbeitet und gibt
die Farbkombination der �ächigen
Rosenp�anzung in Originalfarbe der
jeweiligen Rosensorte wieder
9. Garten Hagen, Terrassen und
Treppen, Grundriss, Ansicht, Schnitt
1:100, Blaupause auf Papier,
40 × 63,7 cm; Inv.-Nr. GA 040,003
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St. Botanischer Name Deutscher Name
Beet 1–4, erforderlich 68 qm 25 Stück, 1.700 Stück niedrige St.
keine Einfassung
30 Alyssum saxatile Steinkraut
30 Arabis albida Gänsekresse
30 Arabis alpina Mauerkresse
20 Antennaria tomentosa Katzenpfötchen
120 Aubrietia hybrida Blütenpolster
20 Bulbodicum vernum,
Synonym Colchicum bulbodium
Lichtblume
60 Campanula Sortiment Glockenblume
30 Epimedium niveum Sockenblume
30 Galanthus nivalis Schneeglöckchen
10 Cyclamen europaeum Alpenveilchen
10 Cyclamen coum Alpenveilchen
10 Erysimum Schotendotter
30 Gentiana acaulis Enzian
60 Helianthemum mutabile Sonnenröschen
120 Hepatica triloba Sortiment Leberblümchen
30 Iberis sempervirens Schleifenblume
120 Iris pumila i. Sorten Zwerg- Schwertlilien
30 Leucojum vernum Märzbecher
St. Botanischer Name Deutscher Name
30 Mysotis palustris Vergissmeinnicht
30 Omphalodes verna Frühlingsvergissmeinnicht
30 Platycodon grandi¦orum
Mariesii
120 Primula denticulata,
cashmeriana, rosea, auriculata
Schlüsselblumen
150 Phlox amoena, divaricata,
ovata, pilosa
60 Saxifraga caespitosa
20 Leontopodium sibiricum Edelweiß
30 Sedum acre, album,Fabaria Fetthenne
10 Teucrium chamaedrys Gamander
30 Thymus Serphyllum Thymian
30 Valeriana montana Baldrian
60 Veronica i. S. Ehrenpreis
50 Viola cucullata P©ngstveilchen
Viola odorata Waldveilchen
60 Sempervivum Sortiment Hauslauch
200 Verschiedene andere Fels-
p¦anzen
11. Garten Hagen, Staudengarten, Grundriss 1:100, Lichtpause auf Papier, 44,3 x 53,7 cm; Inv.-Nr. GA 040,005
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12
12. Pergolapfeiler mit Eisenkonstruktionen, aktueller Zustand. Foto: Jutta Curtius, 2013
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13
Anmerkungen
1 Gisbert Knopp: Der Parkplan von Schloß Birlinghoven. In: Denkmalp¦ege
im Rheinland, Jg. 17, 2000, Heft 2, S. 66–73
2 Rita Hombach: Landschaftsgärten im Rheinland. Beiträge zu den Bau-
und Kunstdenkmälern im Rheinland, Band 37. Worms 2010, S. 194–198,
222–249
3 Arthur Glogau: Man sollte es nicht vergessen: Erinnerungen und Betrach-
tungen. Die Entwicklung der Gartengestaltung um die Jahrhundertwende
Unverö²entlichtl. Ms., Hennebosammlung Sign. Hennebo 1641, 1957
4 Reinhard Besserer: Gustav Allinger zu seinem 50. Geburtstag. In: Die Gar-
tenkunst, Jg. 54, Heft 12B, 1941, S. 3
5 Universitätsarchiv der Technischen Universität Berlin, Bestand Allinger, Sign
AL 805
6 Universitätsarchiv der Technischen Universität Berlin, Bestand Allinger, Sign
AL 783: „Besprechung mit Herrn Wiegand am 20.10.1968 in meinem Stu-
dio von 10–12 Uhr betre²end Dr. h.c. Fritz Encke – Köln“
7 Wilhelm Treue: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. Historische Kommission
bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften, Siebenter Band, Berlin
1966, S. 479–480
8 Schloss Birlinghoven, Kostenanschläge. Universitätsarchiv der Technischen
Universität Berlin, Bestand Nachlass Allinger Sign. AL 796, 1919
9 Fritz Encke: Turnierplatz, Erläuterungsbericht zum Rosengartenwettbewerb
in Worms. In: Die Gartenkunst, Jahrgang 8, Heft 4, 1906, S. 59–61
10 Gustav Allinger: Der deutsche Garten. München 1950, S. 222
Dipl.-Ing. Jutta Curtius ist Landschaftsarchitektin
AKNW, von der Landwirtschaftskammer NRW ö�ent-
lich bestellt und vereidigt für den Garten und Land-
schaftsbau – Herstellung und Unterhaltung – und
dem Zusatzgebiet: Gartendenkmalp®ege.
13. Heutige Situation des Rosengartens. Foto: Jutta Curtius, 2013
0177-2619_denkmalpflege_1-2014__2.indd 13 27.02.2014 10:26:19
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