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Die unabhangige schweizerische Tageszeitung
Mittwoch 30. Marz 2011 Fr 300. Ausland € 2 30 / AZ 8021 Zunch 119 Jahrgang Nr 75 - Auflage 203636
Ubergewicht Neu zahlen Kassen ab einem BM I von 35 fUr Magenband oder -bypass. Operationen nehmen ZU. 14
Man Ray Der amerikanische Kunstler verglich sich gerne mit da Vinci - weil auch er sich fUr Mechanik interessierte. 25
US-Jugend Was sie in Cancun treibt, bleibt in Cancun. Das ist auch besser so. 8
«Die Pensionsl{asse wird den I(anton Zurich viele Milliarden l{osten» Wirtschaftsprofessor Martinjanssen geht bei der BVK von einem Loch von 15 Milliarden Franken aus.
Von Arthur Rutishauser Zur Kantonalzurcher Pensionskasse BVK gibt es neue Zahlen: Sie hat eine Vorabversion ihres Geschaftsberichts ins Netz gestellt. Diese zeigt, dass die Kasse letztesJahreinen Verlustvon300 Millionen Franken erwirtschaftet hat. Dies fuhrt dazu, dass in der Kasse offizie1l3,3 MilHarden fehlen - oder 32000 Franken pro Versicherten.
Damit nicht genug: Laut dem Zurcher Wirtschaftsprofessor Martin Janssen zeigen die offiziellen Zahlen bei weitern nicht das ganze Ausmass der Misere. Bei der Kasse werde noch immer mit veralteten Le benserwartungen gearbeitet, zur Bestimmung der Altersguthaben mit unrealistischen Renditeerwartungen gerechnet. Das fUhre dazu, dass die Guthaben der Rentner bereits
46 Prozent der Anlagen der Kasse ausmachten. Laut Janssen heisst das, dass «der Kasse heute etwa 15 Milliarden Franken fehlen». Das entspricht rund 140000 Franken pro Versichertem.
Die Frage ist, wer das bezahlen solI. Das Echo auf das von Regierungsditin Ursula Gut (FDP) vorgelegte Sanierungskonzept - das nachAnsicht von Experten viel zu wenig we it geht - ist nicht gut. Dies
zeigen die dem «Tages-Anzeigen) vorliegenden Reaktionen darauf. Guts Sprecher Roger Keller spricht von «differenzierten Antworten». Das offizielle Ergebnis der Vernehmlassung will er jedoch noch nicht bekannt geben. Dies tdigt Gut die Kritik ein, das Problem vor den Wahlen zu beschonigen. Janssen sagt: «Die BVK wird den Zurcher Steuerzahler wohl noch viele Milliarden kosten.» -Seite37
Libyens Zukunft Jetzt steht Kloten im Traumfinal ohne Ghadhafi
Am Dienstag kamen in London Vertreter von mehr als 40 Nationen zu Gesprachen iiber Libyen zusammen. Die Aussenminister setzen eine Steuerungsgruppe zur internationale Libyen-Politik ein. 1m Golfstaat Katar solI so schnell wie moglich die erste Sitzung einberufen werden. US-Aussenministerin Hillary Clinton erklarte, der Druck auf Ghadhafi musse erhoht werden. Es musse klargemacht
werden, dass er seine Herrschaft uber Libyen aufgeben musse. Italien prasen
tierte einen Vorschlag fur ein politisches Ende der Kampfe. Demnachmusste rasch ein Waffenstillstand eingeleitet werden und Ghadhafi ins Exil gehen.
Regierungstruppen haben am Dienstag einen Angriff der Rebellen auf Sirte, der Geburtsstadt des libyschen Machthabers Ghadhafi, zuriickgeschlagen. Am Abend mussten die Aufstandischen dann auch noch Bin Jawwad aufgeben. (SDA) Kommentar Seite 2, Berichte Seite 6, 7
1 Million mehr Einwohner bis 2035
2035 werden in der Schweiz 8,8 Millionen Menschen leben -1 Million mehr als heute. Diese Zahl prasentierte das Bundesamt fUr Statistik (BFS) gestern in Bern. Die Bevolkerung wachse vor allem aufgrund der anhaltenden Zuwanderung aus dem Ausland. Die Bevolkerungszahl wird in allen Kantonen wachsen: be sonders stark aber in den Raumen Zurich sowie Freiburg!Genfersee. Fur den Kanton Zurich sagt das BFS ein Bevolkerungswachstum von 15 Prozent oder 200000 Einwohnern voraus. Beim Statistischen Amt des Kantons rechnet man mit einem noch starkeren Wachstum.
Die BFS-Szenarien sagen auch eine betrachtliche Zunahme der Personen uber 65 Jahren voraus. Der Anteil der Personen ab 65 Jahren wird in der Schweiz von 17 Prozent imJahr 2010 aufuber 26 Prozent im Jahr 2035 steigen. (SDA) - Seite 3
Dank einem Tor des Kanadiers Bell besiegte Kloten Meister Bern im Entscheidungsspiel des Playoff-Halbfinals 1:0. Ab morgen kommt es im Final gegen den Qualifikationssieger Davos zur Revanche der Meisterserie 2009, welche die Flyers verloren hatten. - Seite 48
Heute
Zigarettenschmuggel Das Bundesstrafgericht hat «willkiirlich» geurteilt Laut Bundesgericht hat das Bundesstrafgericht in der Zigarettenschmuggel-Aftare willkiirlich entschieden. Die Richter in Bellinzona verurteilten 2009 zwei Italienerund sprachen die restlichen sieben Angeschuldigten frei. Der Fall gilt als der bisher grosste Fall von organisierter Kriminalitat in der Schweiz. Eine internationale Bande solI zwischen 1996 und 2000 215 Millionen Stangen Zigaretten nach Italien geschmuggelt haben. - Seite 4
Japan Tausende Leichen noch nicht identifiziert Zwei Wochen nach der verheerenden ~aturkatastrophe in Japan steht die Identitat von Tausenden Leichen noch immer nicht fest. Bei etwa 4000 Toten sei noch unklar, urn wen es sich handelt, hiess es am Dienstag. Die Behorden teilten mit, dass die Lage im AKW in Fukushima nach wie vor kritisch sei. Es bestehe weiterhin die Gefahr einer Kernschmelze. - Seite 5
Zurich 162 Franken teure Irrfahrt mitdemTaxi Die 89-jahrige Dora Rutz wollte mit dem Taxi yom Friedhof Honggerberg in die Kirche Hongg. Das ist eigentlich weniger als 1 Kilometer Weg - wenn der Taxichauffeur nicht einen Umweg uber Rutz' Altersheim in Seebach genommen hatte, urn die Adresse der Kirche zu verifiziereno Die Fahrt im Taxi dauerte schliesslich mehr als eine Stunde und kostete 162 Franken. - Seite 13
Kommentare & Analysen
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l]~:r'r'§{~ttt ~:iJl(~ r~(:~J(~ .~-~:l~:f'"fi]]~(~Ilt~ '~~~~~]'] rl~~rll1t Sit: I~i (~t~~ t~ t~ Jean-Martin Biittner iiber das Modewort der Politiker in der aktuellen AKW-Debatte. -Seite 9
In Libyen feiern sie Frankreichs Prasidenten als Heiden. Zu Hause brockelt Sarkozys Basis. - Seite 9
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Tages-Anzeiger – Mittwoch, 30. März 2011 37
Wirtschaft Rekordgewinn Die Migros hat 2010 ihr bislang bestes Ergebnis erwirtschaftet. Doch der orange Riese verlor Marktanteile. 39
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Börse
SMI6355 Punkte -0.06%Dow Jones Industrial12279 Punkte +0.67%Stoxx Europe 502599 Punkte -0.03%Euro in Franken 1.30 +0.29%Dollar in Franken 0.92 +0.36%Euro in Dollar 1.41 -0.06%Rendite Bundesobligationen, in % 1.92 +2 BpÖl (Nordsee Brent) in Dollar 115.14 -0.49%Gold (Unze) in Dollar 1419.80 +0.30%
SteueraffäreUS-Botschafter sagt, CS sei kein zweiter Fall UBS
Die US-Klagen gegen Mitarbeiter der Credit Suisse deuten nach Einschätzung des amerikanischen Botschafters in Bern nicht auf einen systematischen Betrug seitens der Bank hin. Donald S. Beyer er-wartet deshalb keinen mit der UBS-Af-färe vergleichbaren Fall. «Wir haben die Hoffnung und die Erwartung, dass sich die Angelegenheit auf wenige Einzelper-sonen beschränkt», sagte Beyer der NZZ. Soweit er es beurteilen könne, habe die CS über Strukturen verfügt, welche einen systematischen Betrug durch ihre Mitarbeiter verhinderten. (SDA)
Keine GesetzesrevisionTelecommarkt: Kommission stützt Haltung der RegierungDie Kommission für Verkehr und Fern-meldewesen (KVF) des Nationalrats stützt die Haltung des Bundesrats, trotz ungenügendem Wettbewerb im Fern-meldemarkt auf eine Gesetzesrevision zu verzichten. Sie will die Entwicklun-gen aber genau im Auge behalten und verlangt vom Bundesrat regelmässige Berichte über die Entwicklungen. Der Bundesrat war in seinem Bericht zum Schluss gekommen, dass eine Gesetzes-revision nicht dringlich sei. Die Kommu-nikationskommission kritisierte darauf, der Bundesrat benenne zwar Mängel, wolle diese aber nicht beheben. (SDA)
ZinspolitikSchwacher Dollar bereitet der SNB SorgenDer gegenüber dem Schweizer Franken schwache Dollar macht der Schweizeri-schen Nationalbank (SNB) Kopfzerbre-chen. «Wir sind besorgt. Durch die Aufwertung werden die monetären Rah-menbedingungen restriktiver, und das schränkt unseren Spielraum ein, die Zin-sen zu normalisieren», sagte SNB-Vize-präsident Thomas Jordan in einem Inter-view der «Finanz und Wirtschaft», das am Dienstagabend vorlag. An Devisen-marktinterventionen wie 2009 und in der ersten Hälfte des letzten Jahres denkt die SNB aber nicht mehr. (Reuters)
ExportstoppKeine thailändischen Lebensmittel mehr Über ein Dutzend thailändische Ge-müse- und Kräutersorten sind zurzeit in den Schweizer Läden nicht mehr erhält-lich. Auslöser sei eine Intervention der EU und der Schweiz in Bangkok gewe-sen, wie Coop-Sprecherin Denise Stad-ler eine Meldung des «Landboten» be-stätigte. Die Europäer hatten befürchtet, dass mit den Gemüsen Schädlinge einge-führt würden. Sie drohten deshalb Thai-land mit einem Importstopp für alle Ge-müsesorten. Daraufhin hätten viele kleine Produzenten übermässig viel In-sektizide eingesetzt, so Stadler weiter. Deshalb habe die Regierung Thailands den Export schliesslich gestoppt. (SDA)
Nachrichten
Von Arthur RutishauserEs sind keine schönen Zahlen, welche die Führung der Personalvorsorge des Kantons Zürichs kurz vor den Wahlen ins Netz stellte. 300 Millionen Verlust machte die Kasse letztes Jahr. Das führte zu einem Deckungsgrad von gerade noch 86 Prozent. Damit fehlen offiziell 3,3 Milliarden Franken in der Kasse. Ein-mal mehr wurde das Geld der aktiven Versicherten benützt, um die Ansprüche der Pensionierten zu finanzieren. 46 Pro-zent der Vermögen der Kasse liegen nun bei den Rentnern, die nur 27 Prozent der Mitglieder ausmachen. Das Guthaben der Aktiven ist im Schnitt nur halb so gross wie bei den Pensionierten.
Dass das problematisch ist, bestreitet nicht einmal die kantonale Finanzver-waltung. Sprecher Roger Keller: «Die Re-duktion des Deckungsgrades im Jahr 2010 zeigt, wie richtig und wichtig es ist, für eine nachhaltige Finanzierung der BVK zu sorgen, wie sie die Vernehmlas-sungsvorlage vorsieht. Die Finanzierung der Renten konnte 2010 erneut nur dank einer Querfinanzierung durch die akti-ven Versicherten erreicht werden.» Ein Blick in die Rechnung zeigt auch, dass die Kasse nach wie vor sehr risikoreich aufgestellt ist. So hat sie einen schönen Teil ihrer Währungsrisiken bei Fremd-währungsobligationen nicht abgesi-chert, was prompt zu hohen Verlusten führte. Und die Immobilien, die im Aus-land zusammengekauft wurden, rentier-ten zwar in Lokalwährung, aber in Schweizer Franken kaum. Bei den so-
genannten alternativen Anlagen sind illiquide Hedgefonds-Positionen von 66 Millionen Franken zu finden. Diese Positionen haben in der Vergangenheit zu hohen Verlusten geführt, und einige an der Verwaltung dieser Vermögen Be-teiligte sassen und sitzen zum Teil für lange Zeit in Untersuchungshaft.
Unrealistische ErwartungenEin weiteres Problem ist, dass die Kan-tonalzürcher Beamtenversicherung BVK bei der Berechnung der Altersrenten von einer unrealistisch hohen Verzin-sung von 4 Prozent ausgeht. Dies, ob-wohl die BVK im Schnitt zwischen 2004 und heute laut einem Gutachten von Professor Martin Janssen von der Uni Zü-rich nur etwa 2 Prozent rentierte. Im Vergleich dazu machte die Stadtzürcher
Pensionskasse einen mehr als doppelt so hohen Kapitalertrag. Die unrealistischen Angaben führen dazu, dass die ausge-wiesene Unterdeckung von 3,3 Milliar-den Franken viel zu gering ist. Janssen: «Ein mit korrekten Zinsen berechneter Deckungsgrad würde etwa bei 70 Pro-zent liegen. Berücksichtigt man, dass die Kasse beim heutigen Anlagerisiko einen Deckungsgrad von etwa 120 Prozent braucht, sieht man, dass die BVK etwa 70 Prozent mehr Kapital braucht, als sie hat. Das heisst, es fehlen der Kasse heute etwa 15 Milliarden Franken.»
Langsam wird klar, welches Ausmass die Affäre bei der BVK hat. Nicht nur, dass es zu einem Bestechungsskandal in Millionenhöhe kam, ist bitter für die Versicherten. Noch viel gravierender sind die Auswirkungen der verfehlten
Anlagepolitik. Und dass die beiden Miss-stände einen Zusammenhang haben, wird immer offensichtlicher. Professor Janssen sagt es so: «Die Gründe für diese Situation sind vielfältig. Ein Grund ist in der Anlagepolitik zu suchen, die meines Erachtens nicht systematisch nach den Regeln der Kunst erfolgt ist.»
Dieser Meinung sind auch die dem TA vorliegenden Stellungnahmen zum offi-ziellen Sanierungskonzept der BVK. Ende letzten Jahres schlug Regierungsrätin Ursula Gut (FDP) vor, dass sich der Kan-ton und die Versicherten gemeinsam an der Sanierung der Kasse beteiligen soll-ten. Ende Januar lief die entsprechende Vernehmlassung ab, und laut einem Schreiben von Gut haben sich daran 260 der über 500 bei der BVK angeschlosse-nen Gemeinden und Betriebe geäussert. Und die wollen den Kanton stärker in die Pflicht nehmen. Das ist nicht chancenlos, denn gemäss Geschäftsbericht ist der Zürcher Regierungsrat oberstes Organ der Kasse und damit in der Pflicht. «Die BVK wird den Zürcher Steuerzahler wohl noch viele Milliarden kosten», sagt Jans-sen. «Wir haben die vorgeschlagene Sa-nierung der BVK abgelehnt, weil wir der Meinung sind, dass der Kanton haftet. Of-fenbar will man vor den Wahlen nicht die ganze Wahrheit auf den Tisch legen», meint auch Ingrid Hieronymi, zuständig für die Versicherten von Langnau am Al-bis. Von Wahltaktik will Keller nichts wis-sen. «Der Fahrplan steht mit den Wahlen in keinem Zusammenhang», meint der Regierungssprecher.
Das Loch in der BVK ist noch viel grösser als bisher zugegebenBei realistischer Berechnung beträgt die Unterdeckung bei der BVK laut Experten 15 Milliarden Franken.
TA-Grafik str / Quelle: BVK
Die Unterdeckung der BVKsteigt wieder
Unterdeckung in Mrd. Fr.
2007 2008
–4,3
–2,98 –3,28
0
2009 2010
1
0
–1
–2
–3
–4
TA-Grafik str / Quelle: BVK
Die Beamtenversicherunglebt von der Substanz
2000in Millionen
Vorsorgekapital Aktive
Vorsorgekapital Rentner
Kapitalanteil Aktive
Kapitalanteil Rentner
Anzahl Aktive
Anzahl Rentner
8539
5730
60%
40%
76%
24%
12263
9971
55%
45%
73%
27%
12480
10457
54%
46%
73%
27%
2009 2010
Die EU-Staaten und das Europaparlament können sich nicht auf Regeln für Fleisch von Klontieren und deren Nachkommen einigen.
Von Stephan Israel, Brüssel Europas Konsumenten werden es auch in Zukunft nicht so genau wissen. Stammt das Fleisch oder die Milch von einem geklonten Tier oder von dessen Nachkommen? Die Mitgliedsstaaten und das EU-Parlament konnten sich gestern nicht auf Regeln für Vermarktung und Kennzeichnung einigen. EU-Staaten und Parlament gaben sich in Brüssel gegen-seitig die Schuld dafür, dass Lebensmit-tel von geklonten Tieren auf den Tellern der unwissenden Verbraucher landen.
Einig waren sich Mitgliedsstaaten und Parlament nur darin, dass Fleisch und Milch von Klontieren selbst verboten werden sollte. Für die EU-Abgeordneten war dies ohnehin nicht das Thema: «Kein Landwirt wird 100 000 Euro für einen geklonten Stier ausgeben, um daraus Hamburger zu machen», sagte der italie-nische Berichterstatter Gianni Pittella. Tiere werden für Zuchtzwecke geklont. Umstritten war, wie mit den Nachfahren der geklonten Eltern umzugehen ist.
Auch hier setzten die Parlamentarier sich zu Beginn der insgesamt dreijähri-gen Verhandlungen für ein Verbot ein. Zuletzt wären die Abgeordneten zum Kompromiss bereit gewesen, forderten aber mit Blick auf die Skepsis in der Be-völkerung eine allgemeine Kennzeich-nungspflicht für Fleisch und Milchpro-dukte der Nachkommen geklonter Tiere.
Der Italiener Pittella sprach von einem «absoluten Minimum». Die Konsumen-ten hätten das «heilige Recht», zu wis-sen, was auf ihrem Teller lande. Die Mit-gliedsstaaten hätten unter dem Druck der Lebensmittelindustrie blockiert. Ungarn als EU-Vorsitzland und Wortfüh-
rer der Mitgliedsstaaten warf den Abge-ordneten umgekehrt eine verantwor-tungslose Haltung vor. Der Kompromiss-vorschlag sei nicht praktikabel und hätte zu einem neuen Handelskrieg mit den USA geführt. Die Kennzeichnungspflicht hätte «für jedes Stück Käse oder Salami
einen Stammbaum nötig gemacht». In der Schweiz bedauerte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) das Scheitern der Verhandlungen in der EU. Die Tatsache, dass weiterhin offen sei, wie sich das europäische Umfeld entwickle, mache es auch für die Schweiz schwierig.
Klonfleisch: Europas Verbraucher bleiben unwissend
Die ersten Klonschweine, aufgenommen im Frühling 2000. Foto: Michael Smith (Getty Images)
Gesunde Finanzen? Wir sind’s gewesen!Die FDP – und nicht die SVP – hat die Grundlage für tiefere Steuern im Kanton Zürich geschaffen.Die FDP – und nicht die Grünliberalen – hat unzählige Vorstösse zur Bewältigung der Finanzkrise eingereicht.
Wieder in den Regierungsrat: Ursula Gut und Thomas Heiniger Am Wochenende an die Urne!
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