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HESSENFORUM 2013: „Die Städte von morgen: Riesenmarkt, Riesenchance, Riesenherausforderung“ „Smart Cities brauchen Smart Industries“ „Die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Industrie und Städten bietet Riesenchancen und wird weltweit als 350-Billionen-US-$-Markt in den nächsten 30 Jahren eingeschätzt. Die Städte von morgen brauchen heute schon eine intelligente Industrie, die ihnen hilft, ihre Infrastruktur für den Riesenansturm der Menschen viel schneller zukunftsfest zu machen. Das heutige Erneuerungstempo städtischer Infrastruktur liegt bei einem Prozent. Wenn in den nächsten 30 Jahren aber weltweit 5 Milliarden Menschen in Städten leben, können wir uns nicht 100 Jahre mit der Erneuerung Zeit lassen: Wir brauchen ein viel höheres Tempo und viel mehr vernetzte Intelligenz“, sagte Wolf M. Mang, der neue Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL, zur Eröffnung des Hessenforums 2013 vor 200 Gästen im Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengartens.
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Ein Service-Angebot …
…für Teilnehmer und Interessierte!
Texte, Fotos,
Filme, Audios!
HESSENFORUM 2013 „Die Städte von morgen – und wie die
Metall- und Elektro-Industrie heute
schon davon profitiert“
2
Impressum
Herausgeber HESSENMETALL Verband der Metall- und Elektro- Unternehmen Hessen e. V. Frankfurt
Juni 2013
Redaktion Dr. Ulrich Kirsch
Layout Heike Krasemann
Online-Redaktion Michael Kowol
Bildnachweis Frank Kleefeldt Gerd Scheffler
3
Inhalt
EDITORIAL
Mehr Armut für alle? ...................................................................................................... 4
STABWECHSEL
Prof. Dieter Weidemann übergibt nach 20 Jahren Vorsitz an Wolf Matthias Mang ............ 6
Wolf M. Mang: Danke, Dieter Weidemann! .................................................................... 7
HESSENFORUM 2013:
„Die Städte von morgen: Riesenmarkt, Riesenchance, Riesenherausforderung“
Mang: „Smart Cities brauchen Smart Industries“
Frühjahrsumfrage: Intelligente Energiesysteme sind der Renner
Prof. Bauer: „Mehr Innovationsdynamik und Systemintegration nötig“ ............................. 8
DER IMPULS
Einsichten aus der „Morgenstadt“ – Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Bauer Stellvertretender
Institutsleiter Fraunhofer IAO und IAT Universität Stuttgart ..............................................10
DIE TALKS
Die Metall- und Elektro-Unternehmen bestens gerüstet für den Megatrend Urbanisierung
und die Unterstützung der Städte bei der intelligenten Erneuerung ihrer Infrastruktur......17
Interview mit Gerhard Möller, Oberbürgermeister Fulda:
„Wir müssen die soziale und die technische Infrastruktur zukunftsfest machen.“ .............24
Kontrastprogramm: Deutschlands beste Country-Sängerin .................................................27
Für insgesamt 65 Jahre engagiertes Ehrenamt geehrt .........................................................28
Die Trainer der Siegerteams beim Ausbildungswettbewerb ausgezeichnet! .........................30
Wie hat Ihnen das HESSENFORUM 2013 gefallen? .............................................................30
HESSENFORUM 2014 ........................................................................................................33
4
EDITORIAL
Mehr Armut für alle?
Liebe Mitglieder,
liebe Gäste des Hessenforums,
in der Nacht nach unserem Hessenforum haben
die Tarifparteien in der Metall- und Elektro-Indu-
strie einen Pilotabschluss erzielt: mit einem trag-
fähigen Ergebnis und einem fairen Kompromiss:
Mehr Wohlstand für alle M+E-Arbeitnehmer!
Ihr durchschnittliches Jahresentgelt wächst um
5,6 Prozent.
Mehr Planungssicherheit durch 20 Monate Lauf-
zeit für die Unternehmen in unsicheren Zeiten
mit einer jahresdurchschnittlichen Kostenbelas-
tung von 2,9 Prozent 2013 und 3,25 Prozent im
Jahr 2014.
In der sozialpolitischen Diskussion im Wahljahr
2013 erleben wir aber, dass die Gewerkschaften
ein Programm verfolgen – sicher mit guten
Absichten –, aber mit einem fatalen Ergebnis:
„Mehr Armut für alle.“
Sie fordern von der Politik einen gesetzlichen
Mindestlohn, die Beseitigung oder Einschrän-
kung flexibler Arbeitsverhältnisse wie Zeitarbeit,
Befristung oder Werkverträge oder mehr Um-
verteilung in Form von Steuermehrbelastungen
der Leistungsträger oder Substanzbesteuerung
durch die Vermögensteuer will. Das schreckt die
Leistungsträger und Investoren ab, verringert die
Chancen und Möglichkeiten für alle und führt
auf Dauer und in Summe dazu, dass der Kuchen
kleiner wird, der verteilt werden kann.
5
Hessens Unternehmen brauchen eine verbesser-te Infrastruktur, einen flexiblen Arbeitsmarkt, ei-nen zukunftsfähigen Sozialstaat, eine leistungs-orientierte Bildungspolitik und solide öffentliche Finanzen. Dabei richtet sich unser Kompass im-mer auf mehr Wohlstand für alle. Dieses Ziel kann nur erreicht werden durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und ein als gerecht empfundenes Gemeinwesen, das glei-che Chancen ermöglicht, aber dann auch aner-kennt, dass der, der mehr leistet auch mehr ver-dient.
„Mehr Wohlstand für alle und mehr Chancen-gerechtigkeit“ gelingen nur auf zwei sich ergän-zenden Wegen: durch Optimierung und Innova-tion.
Auf dem Arbeitsmarkt müssen wir optimieren und die Erfolgsgeschichte fortschreiben, die Arbeitsmarktreformen weiter verfolgen, dem raschen Einstieg einen begleiteten Aufstieg folgen lassen. „Sozial ist, was Arbeit schafft“, haben wir in den Jahren höchster Arbeitslosig-keit und perspektivloser Sockelarbeitslosigkeit immer gesagt. Heute – nachdem wir uns aus dieser Misere herausgearbeitet haben – ergän-zen viele: „Sozial ist, was Arbeit schafft, von der man leben kann!“ Aber diese Ergänzung ist nur gut gemeint, so verallgemeinert aber leider falsch: Sie blendet aus, dass der Lohn für Arbeit entscheidend davon abhängt, welcher Preis mit ihrem Ergebnis erzielt wird. Und dieser Preis ist in der Regel umso höher, je höher das Qualifika-tions- und Leistungsniveau ist. Deshalb müssen Geringqualifizierte alles daran setzen, ihre Quali-fikation zu verbessern und auszuweiten. Das gelingt im Job besser als außerhalb. Sozialpoli-tisch müssen wir deshalb die bisher richtigen und erfolgreichen Arbeitsmarktreformen konse-quent fortsetzen und weiter entwickeln. Dabei
ist die Richtung klar: Erst Einstieg, dann Auf-stieg! Dabei ist der Niedriglohnsektor kein Fluch, sondern ein Segen gerade für Geringqualifi-zierte: durch den hindurch sie sich arbeiten müssen, um dann aus ihm herauszuwachsen.
Das gelingt vielen aus eigener Kraft. Manchen muss geholfen werden. Deshalb haben wir – über unsere Spitzenorganisation VhU – in Zu-sammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit und drei Jobcentern in Offenbach, Waldeck-Frankenberg und im Schwalm-Eder-Kreis Pilot-projekte aufgesetzt, in denen ein „Aufstiegs-coach“ Geringqualifizierte nach dem Einstieg weiter betreut, um ihren Aufstieg zu fördern.
Wer mehr Chancengerechtigkeit will, muss zu-vor neue Chancen erschließen, Innovationen schaffen und sich selbst erneuern: Eine solche Riesenchance für unsere Industrie ist die Erneue-rung der Infrastruktur der Städte, in die immer mehr Menschen strömen. Hier ist unsere Metall- und Elektro-Industrie in idealer Weise geeignet, die Infrastrukturprobleme in den Ballungszen-tren der Welt mit eigenen Produkten lösen zu helfen. Das war das spannende Thema unseres Hessenforums, dessen Inhalte in Text, Bild, Videos und Audios und vertiefenden Links wir Ihnen hier als Service zur Verfügung stellen.
Allen Teilnehmern wünsche ich eine gute Auf-frischung und Vertiefung Ihrer Erinnerung beim Durchblättern unseres Blätter-PDF. Allen, denen die Teilnahme verwehrt war, wünsche ich einige nachträgliche Aha-Effekte. Bleiben Sie uns ge-wogen!
Ihr Volker Fasbender
6
STABWECHSEL
Dieter Weidemann übergibt nach 20 Jahren Vorsitz an Wolf Matthias Mang
Auf der Mitgliederversammlung von HESSEN-
METALL übergab der langjährige Vorstandsvor-
sitzende Prof. Dieter Weidemann den Vorsitz an
den Familienunternehmer Wolf Matthias Mang.
Der Arbeitgeberverband HESSENMETALL reprä-
sentiert 534 Unternehmen der Metall- und
Elektro-Industrie mit 122.000 Beschäftigten.
Wolf Matthias Mang führt gemeinsam mit sei-
ner Frau Simone Weinmann-Mang die Geschäf-
te des Mitgliedsunternehmens Arno Arnold
GmbH, Obertshausen. Es stellt mit knapp 100
Mitarbeitern Industrieabdeckungen für Maschi-
nen her. Ihren Ursprung hatten diese industriel-
len Faltenbälge in Bandoneons, wie sie die erste
Generation des Traditionsunternehmens fertig-
te. Zugleich ist Mang seit 1995 Vorsitzender des
Gesellschafterausschusses der Matthias Oechsler
& Sohn GmbH und seit 2000 Aufsichtsratsvor-
sitzender der im Familienbesitz befindlichen
Oechsler AG. Sie fertigt Präzisions-Kunststoff-
teile und Baugruppen für die Automobil-,
Medizin- und Elektroindustrie. 2.400 Mitarbeiter
sind heute in Ansbach und Weißenburg, im
chinesischen Taicang und im neuen Werk in
Mexiko beschäftigt. Mang ist vielfältig ehren-
amtlich engagiert: seit 2006 im Vorstand der
Bezirksgruppe Offenbach und Osthessen von
HESSENMETALL, seit 2011 ihr Vorsitzender, seit
2008 als 1. Vizepräsident der IHK Offenbach
und seit 1996 als ehrenamtlicher Arbeitsrichter.
Seit 1993 war Prof. Dieter Weidemann ehren-
amtlich Vorsitzender des Vorstandes von HES-
SENMETALL. Als Ingenieur, Hochschullehrer und
Unternehmer hat er 20 Jahre lang sein weites
Verständnis und den reichen Erfahrungsschatz
in die Verbandsarbeit eingebracht und damit
viele neue Impulse gegeben. Entscheidende
Weichenstellungen waren:
7
1999 die Öffnung des Arbeitgeberverbandes für
eine Mitgliedschaft ohne Tarifbindung und
schon 1995 die sich ständig vertiefende
Vernetzung mit den rheinland-pfälzischen und
saarländischen Arbeitgeberverbänden in M+E
MITTE. Diese Arbeitsgemeinschaft mit rd. 1.500
Unternehmen und 415.000 Beschäftigten hat
sich bewährt. Sein Denken in größeren
Zusammenhängen kam zum Ausdruck in
seinem Engagement in den Spitzenverbänden.
Seit 1992 ist Weidemann Präsident der Vereini-
gung der hessischen Unternehmerverbände
(VhU) und bis Oktober 2014 gewählt. Die Spit-
zenorganisation der freiwillig organisierten Wirt-
schaft in Hessen repräsentiert 67 Arbeitgeber-
und Wirtschaftsverbände. Weidemann gehört
auch den Präsidien von Gesamtmetall und der
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber-
verbände (BDA) an.
Wolf M. Mang:
Danke, Dieter Weidemann!
20 Jahre Vorsitz in einem Ehrenamt sind eine sehr
respektable Dauer für einen so vielfältig
engagierten Menschen.
Als Ingenieur, Hochschullehrer und Unternehmer
hat er sein weites Verständnis und den reichen
Erfahrungsschatz in die Verbandsarbeit eingebracht
und damit viele neue Impulse gegeben.
Sein Führungsstil beherzigt eine alte Fußball-
Lehrer-Weisheit: „Wenn jeder Spieler 10 Prozent
von seinem Ego an das Team abgibt, dann haben
wir einen Spieler mehr auf dem Feld.“
Ich kenne niemanden, der so souverän Autorität
ausstrahlt, so gelassen anderen in ihren Gebieten
größere Kompetenz zubilligt und so das Beste für
das Team herausholt.
Also: Danke für 20 Jahre Arbeit als Arbeitgeber-
Steuermann für Hessens größten Industrieverbund,
die Metall- und Elektro-Industrie.
Danke für eine entscheidende Weichenstellung: die
Öffnung für eine Mitgliedschaft ohne Tarifbindung
bei HESSENMETALL.
Danke für die Vernetzung mit den rheinland-
pfälzischen und saarländischen Arbeitgeberver-
bänden in M+E MITTE. Diese Gemeinschaft hat sich
bewährt.
Danke für das Denken in größeren Zusammen-
hängen mit der politischen Landesvereinigung VhU
und bei unseren nationalen Spitzenverbänden
Gesamtmetall und der BDA. Auch das Arbeitgeber-
und Unternehmerlager braucht die größere
Wirkung bestens vernetzter Interessenvertretung.
Und in Zukunft noch mehr.
Vielen Dank für alles, Dieter Weidemann!
8
HESSENFORUM 2013:
„Die Städte von morgen: Riesenmarkt, Riesenchance, Riesenherausforderung“
„Smart Cities brauchen Smart Industries“
„Die verstärkte Zusammenarbeit zwischen In-
dustrie und Städten bietet Riesenchancen und
wird weltweit als 350-Billionen-US-$-Markt in
den nächsten 30 Jahren eingeschätzt. Die
Städte von morgen brauchen heute schon eine
intelligente Industrie, die ihnen hilft, ihre Infra-
struktur für den Riesenansturm der Menschen
viel schneller zukunftsfest zu machen. Das heu-
tige Erneuerungstempo städtischer Infrastruktur
liegt bei einem Prozent. Wenn in den nächsten
30 Jahren aber weltweit 5 Milliarden Menschen
in Städten leben, können wir uns nicht 100
Jahre mit der Erneuerung Zeit lassen: Wir brau-
chen ein viel höheres Tempo und viel mehr ver-
netzte Intelligenz“, sagte Wolf M. Mang, der
neue Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeber-
verbands HESSENMETALL, zur Eröffnung des
Hessenforums 2013 vor 200 Gästen im Gesell-
schaftshaus des Frankfurter Palmengartens. Das
sei eine große Herausforderung für Oberbürger-
meister, Dezernenten, Städteplaner und Stadt-
werke-Manager ebenso wie für die hessischen
Metall- und Elektro-Unternehmen.
Videobeitrag:
„Städte und Gemeinden brauchen selbst mehr
Innovationsdynamik, von der Industrie aber
nicht nur Technologie, sondern auch Betreiber-
modelle mit Finanzierungsbausteinen und Lö-
sungen zur Systemintegration“, erläuterte Prof.
Dr.-Ing. Wilhelm Bauer, Stellvertretender Insti-
tutsleiter Fraunhofer IAO und IAT Universität
Stuttgart, in seinem Impulsvortrag. Unsere Ge-
sellschaft brauche mehr Städte-Innovationen.
„Wir, die Metall- und Elektro-Unternehmen,
sind nicht nur das Herz der Wirtschaft, wir ar-
beiten auch am Herzen der Städte und an ihrem
Blutkreislauf, ihrer Infrastruktur“, so der Vorsit-
zende. Der Frühjahrs-Verbandsumfrage zufolge
beteiligen sich die Unternehmen der hessischen
M+E-Industrie gegenwärtig mit unterschiedli-
chen Produkten und Lösungen an der Ausge-
staltung der „Städte von morgen“.
9
Je nach Geschäftsfeld sind zwischen 10 und 20
Prozent der Unternehmen hier schon stark
engagiert. Von diesen wiederum in den Feldern
Entsorgung, Gebäudemanagement, Verkehrs-
systeme und sonstige Infrastruktur mit Umsatz-
anteilen von über 30 Prozent.
Über die Hälfte erwarten deutliche Steigerungen
in den Feldern Intelligente Energiesysteme und
Erneuerbare Energien. Immerhin über 40 Pro-
zent auch noch bei Entsorgung, Gebäudema-
nagement und Elektromobilität.
„Die Wirtschaft muss auch darüber nachden-
ken, selbst in eine Investitionsvorlage zu gehen
und die Refinanzierung über verschiedene Ge-
schäftsmodelle, z. B. über Nutzungsentgelte, zu
erzielen. Der größte Hebel für die oft klammen
Kommunen scheint mir zu sein, durch ein Vor-
Investment oder eine Finanzierungsintelligenz
den Einstieg zu beschleunigen. Das gilt für alle
Systeme, für Energie, Verkehr, Gebäude und na-
türlich deren intelligente Vernetzung“, erläu-
terte Prof. Bauer. Technologisch gebe es inzwi-
schen gute Lösungen, vor allem für die öffentli-
che Nahverkehrs-Infrastruktur oder die Energie-
wende-Technologie.
Bei der Aktivierung der Bevölkerung für Nach-
haltigkeitsmaßnahmen, bestehe aber noch er-
heblicher Handlungsbedarf. Auch hier gebe es
durchaus vorbildliche Kommunen, die z. B. tau-
sende Haushalte über energetische Sanierungs-
maßnahmen beraten, wovon dann fünf Prozent
die Beratung wirklich umsetzten. Aber viele Bür-
ger zweifelten noch am Nutzen dieser effizien-
ten Erhaltungsinvestitionen. Ganz wichtig für
die Städte sei auch die Systemintegration. Da
die Bürger in hohem Maße mobil vernetzt seien,
müssten dies auch die städtischen Dienste
werden, damit sie bedarfsorientierter genutzt
werden könnten. „Wir sollten etwas weniger
auf die technische Exzellenz eines Produktes
schauen und mehr auf den systemischen Nutzen
beim Nutzer, das ist eigentlich der Erfolgsfaktor.
Nur, wenn die Nutzer eine Technologie gut fin-
den, hat man eine Chance, mehr Technologie-
innovation in die Städte zu bringen“, so Bauer.
Videobeitrag:
Quelle: Frühjahrsumfrage von Hessenmetall bei den hessischen M+E-Unternehmen 2013
10
DER IMPULS
Einsichten aus der „Morgenstadt“ – Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Bauer
Stellvertretender Institutsleiter Fraunhofer IAO und IAT Universität Stuttgart
Wie würden Sie Ihr „Unternehmen“
charakterisieren?
Das Fraunhofer IAO ist eines der 66 Institute der
Fraunhofer-Gesellschaft, getragen von Bund
und Ländern. Es ist in seiner Rechtsform ein ein-
getragener Verein und hat den Auftrag, ange-
wandte Forschung durchzuführen. Zum einen
bearbeitet es grundlegende Fragestellungen in
der öffentlich geförderten Forschung zum un-
mittelbaren Nutzen für die Wirtschaft und zum
Vorteil für die Gesellschaft. Zum anderen trägt
es mit system- und technologieorientierten In-
novationen für ihre Kunden zur Wettbewerbs-
fähigkeit ihrer Region, Deutschlands und Euro-
pas bei. Das Fraunhofer Institut IAO, für das ich
als stellvertretender Institutsleiter stehe, be-
schäftigt sich mit zentralen Fragen des Techno-
logiemanagements.
Wie kam es denn zu Ihrem Projekt „Morgenstadt“,
das für unser Hessenforum besonders interessant
ist?
Wir beschäftigen uns mit zentralen Fragen des
Technologiemanagements. In diesem Rahmen
haben wir die Initiative ergriffen, das Thema
„Stadt der Zukunft“, wir nennen es „Morgen-
stadt“, in einer systemischen Forschung anzuge-
hen. Inzwischen haben wir erreicht, dass es eine
Bundesinitiative gibt und eines der zehn
Zukunftsthemen aus der High-Tech-Strategie
der Bundesregierung heißt die „CO2-neutrale,
energieeffiziente und nachhaltige Stadt“, abge-
kürzt „Morgenstadt“. Daraus hat sich, ganz ak-
tuell, die „Nationale Plattform Zukunftsstadt“
entwickelt. Diese wird getragen vom Bundesmi-
nisterium für Bildung und Forschung BMBF,
dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und
11
Stadtentwicklung BMVBS und dem Bundesmi-
nisterium für Umwelt BMU. Vermutlich wird
auch das Wirtschaftsministerium noch hinzu-
stoßen. Im Rahmen eines sogenannten Stake-
holder-Forums haben sich im März etwa 50 Ver-
treter aus Städten und Gemeinden, aus der
Wirtschaft, aus öffentlichen Organisationen und
aus der Wissenschaft zu einem Kick-Off-Mee-
ting getroffen. Sie haben nun den Auftrag, in
den nächsten 18 Monaten eine umfassende
Agenda zur Ausgestaltung des Zukunftsthemas
„Stadt der Zukunft“ zu formulieren. Und wir als
IAO moderieren und leiten die Geschäftsstelle
dieser nationalen Plattform. Wir sind nun mit in-
volviert, systemische neue Lösungen einerseits
zu erforschen und zu entwickeln, diese anderer-
seits aber auch in die Praxis von Städten und
Gemeinden zu bringen. D. h. es gibt jetzt die
Bundesinitiative mit der „Nationale Plattform
Zukunftsstadt“, darunter gibt es eine Fraun-
hofer Systemforschungsinitiative „Morgenstadt“
und ein Teil dieser Fraunhofer-Initiative mündet
in einem ersten Projekt: wir nennen es
„Morgenstadt City Insights“.
Beschreiben Sie das Projekt doch bitte einmal
näher.
Im Rahmen des genannten Projekts untersuchen
wir, d. h. 12 Fraunhofer-Institute mit etwa 20
Unternehmen und 12 Städten gemeinsam,
sechs Vorreiterstädte an unterschiedlichen Orten
dieser Welt. Wir wollen herausfinden, welche
Innovationen im Sinne von Zukunftsfähigkeit
der Stadt, mit Fokus auf die Nachhaltigkeit, dort
bereits erfolgreich umgesetzt wurden. Und wa-
rum wurden diese Innovationen erfolgreich um-
gesetzt, wo waren die kritischen Erfolgsfakto-
ren, wo waren die hemmenden Faktoren?
Deutschland ist mit gleich zwei Städten dabei,
nämlich Freiburg und Berlin. In Europa haben
wir außerdem Kopenhagen ausgewählt und
international Singapur, Tokio und New York.
Warum wurden diese sechs Städte ausgewählt?
Unser Projektkonsortium hat sich in einem sehr
differenzierten Auswahlprozess für diese Städte
entschieden. Wir haben die 30 wichtigsten
internationalen Stadtindizes verglichen und aus-
gewertet. Darüber hinaus haben wir 280 »Good
Practices« weltweit erhoben und analysiert –
12
80 davon wiederum als »Best Practices« evalu-
iert. Aus all diesen Daten haben wir anschlie-
ßend eine Hitliste der besonders innovativen
Städte, was das Thema nachhaltige Stadtent-
wicklung anbelangt, entwickelt und eine Aus-
wahl getroffen, die die Diversität unterschied-
licher Städtetypen wiederspiegelt.
Was ist denn zum Beispiel an Berlin besonders
nachhaltig?
In Berlin gibt es eine Reihe von nachhaltigen
Projekten, zum Beispiel im Bereich Urbane Mo-
bilität oder Energie. Was bei Berlin besonders
interessant ist, ist das Thema Smart Cities, also
die digitale Vernetzung von Städten. Man kann
sagen, dass Berlin mit den meisten Investitionen
in diesem Bereich ausgestattet ist, zumindest in
Deutschland. Natürlich sind Städte wie Singapur
schon wesentlich weiter, aber eben nicht in
Deutschland. In Berlin gibt es zudem eine
äußerst lebhafte und spannende Bottom-up
Bewegung, die eine nachhaltige Stadtentwick-
lung über eine große Bandbreite an Initiativen
vorantreibt: sei es über »Urban farming» wie in
den Prinzessinnengärten, oder über die Beteili-
gung in Neuen Stakeholder-Prozessen wie z.B.
StEK 2030 Berlin.
In unserem letzten Hessenforum ging es um das
Thema Smart Industries. Dann hat es eine gewisse
Logik, wenn wir in diesem Jahr über Smart Cities
sprechen. Können Sie noch ein paar Worte über
Singapur, Tokio und New York sagen?
Singapur steht ganz besonders für das Thema
digitale Stadt, für Vernetzungsthemen. Dabei
geht es um Big Data-Analysen, Auswertung von
Nutzerdaten aus dem Telekommunikations-
system, aus dem Mobilitätssystem und um die
Entwicklung intelligenter Services unter Nutzung
von Big Data. In Tokio sind die Themen Ver-
kehrsinfrastruktursysteme und Energiesysteme
besonders interessant. Vor allem, weil Japan
eine Entscheidung in Richtung Energiewende
getroffen hat und sehr ambitionierte, strategi-
sche Planungen anstellt, wie sich diese Stadt
energetisch wandeln soll. Zudem spielen Kon-
zepte zum Leben auf engem Raum sowie eine
stark alternde urbane Gesellschaft eine große
Rolle. New York ist eigentlich aus einem ganz
13
anderen Grund ausgewählt worden. Wir gehen
davon aus, dass der Umbau der Städte hin zu
besonders intelligenten oder besonders nachhal-
tigen Städten viel mit dem Thema Governance
zu tun hat. Dabei geht es natürlich nicht primär
um technische Fragen, sondern auch um Fragen
von Prozessen. Wie nimmt man die Bevölkerung
mit? Wie beteiligt man die Bevölkerung? Wie
funktioniert das mit den Verwaltungssystemen?
Welche Rolle spielt Stadtplanung? New York ist
sehr fortschrittlich in diesem ganzen Bereich –
nicht zuletzt Dank des PlaNYC 2030: dem New
Yorker Masterplan für nachhaltige Stadtent-
wicklung, der in einem eigens etablierten
»Office for long term planning and sustainabi-
lity« entwickelt wurde und weitreichende Kon-
sequenzen für viele wichtige Bereiche hat. An-
gefangen bei der Mobilitätsinfrastruktur, bis hin
zur Planung eines langfristigen Stadtumbaus.
Insbesondere die Themen Sicherheit und Resili-
enz von Stadtsystemen stehen in New York
ganz oben auf der Agenda. Hier können wir
einiges lernen.
Wie genau laufen die Untersuchungen in den
Städten?
Aktuell ist unsere Analysetruppe, unser soge-
nanntes Cityteam, in Singapur. Ein Team be-
steht immer aus sieben bis acht Wissenschaft-
lern von unterschiedlichen Fraunhofer Instituten,
die in den Bereichen Energie, Governance, Ge-
bäude, Mobilität, Wasserinfrastruktur, ICT,
Produktion & Logistik und Sicherheit unterwegs
sind. Unsere Cityteams arbeiten immer für eine
bestimmte Zeit in den Städten, machen dort vor
Ort Analysen, führen Workshops durch, spre-
chen mit Stakeholdern, sowohl in der Verwal-
tung als auch mit Vertretern aus der Wirtschaft
und den Kammern und arbeiten dann im Nach-
gang einen Report aus. Im Zentrum stehen da-
bei vorher definierte »Best Practice« Beispiele
und deren Verankerung in der Stadt. Hier erhal-
ten wir konkrete Daten und Anhaltspunkte für
wichtige Erfolgs- und Rahmenfaktoren.
Freiburg, Kopenhagen, New York und Berlin
sind bereits beforscht, das Tokio-Team startet
Anfang Juni.
14
Unser Thema heißt „Die Städte von morgen – und
wie die Metall- und Elektro-Industrie heute schon
davon profitieren kann“. Welche Heraus-
forderungen sehen Sie für die Wirtschaft und in
besonderer Weise für die Industrie?
Die größte Herausforderung liegt nicht so sehr
auf der Technologie-Ebene, da haben wir inzwi-
schen gute Lösungen, vor allem was die öffent-
liche Nahverkehrs-Infrastruktur oder die Energie-
wende-Technologie anbelangt. An zwei Punk-
ten herrscht aber noch deutlicher Mangel. Das
eine ist das Thema Governance, das heißt die
Aktivierung der Bevölkerung für Nachhaltig-
keitsmaßnahmen. Wenn ich auch sagen muss,
dass es durchaus erste positive Beispiele gibt.
Der Oberbürgermeister von Bottrop, Bernd
Tischler, hat mir berichtet, dass sie 2.000 Haus-
halte über energetische Sanierungsmaßnahmen
beraten haben. Davon haben dann fünf Prozent
im Anschluss an die Detailberatung wirklich
etwas getan. Viele Bürger haben einfach nicht
die Möglichkeit und auch nicht das Bewusstsein,
diese hohen Investitionen zu tätigen. Und sie
sind unsicher, ob die Einsparungen und Nutzen-
potentiale über den Lebenszyklus einer Innova-
tion oder Technologie wirklich etwas bewirken.
Das gilt natürlich auch für Städte und Gemein-
den. Wir brauchen Betreibermodelle, wir brau-
chen mehr Lösungen, die in Richtung pay-per-
use gehen, und das ist dann auch für die Wirt-
schaft eine Herausforderung. Wir dürfen nicht
nur Technologien zur Verfügung stellen, son-
dern die Wirtschaft muss auch Lösungen zur
Verfügung stellen, die mit Finanzierungsbau-
steinen versehen sind, mit neuen Finanzierungs-
modellen. Die Wirtschaft muss in einen Investi-
tionsvorlauf gehen und über verschiedene
Geschäftsmodelle den Return of Invest über
Nutzungsgebühren, über Nutzungsentgelte,
pay-per-use etc. erzielen – der Politik obliegt es,
Rahmenbedingungen zu schaffen, die ausrei-
chend Planungssicherheit für derartige Finanzie-
rungsmodelle geben und dort Anreizsysteme zu
schaffen, wo günstige konventionelle Lösungen
eine Transformation zu mehr Nachhaltigkeit ver-
hindern. Das scheint mir der größte Hebel zu
sein. Etwas zu tun, damit das Investment am
Anfang nicht so hoch ist. Das muss nicht um-
sonst sein, aber durch ein Vor-Investment oder
eine wie auch immer geartete Finanzierungs-
intelligenz muss der Einstieg schneller passieren
können. Das gilt für alle, für Energiesysteme, für
Verkehrssysteme und natürlich auch für die
M+E-Industrie.
Sehen Sie weitere Herausforderungen?
Ein dritter Punkt ist noch ganz wichtig, die soge-
nannte Systemintegration. Wir müssen die Sys-
teme in Zukunft intelligent vernetzen, das be-
deutet vor allem natürlich „smartisieren“, also
vernetzen mit der IT-Landschaft und der IT-Infra-
struktur. Die Menschen sind heutzutage schon
sehr mobil vernetzt. Die Nutzung der Schnitt-
stellen zur IT, aber auch für Schnittstellen zwi-
schen Energiesystemen und Mobilitätssystemen
bietet Mehrwertpotential. Also wir sollten etwas
weniger auf die technische Exzellenz eines Pro-
duktes schauen und mehr auf den systemischen
Nutzen beim Nutzer, das ist eigentlich der Er-
folgsfaktor. Wenn die Nutzer eine Technologie
gut finden, wird die Nachfrageseite aktiviert und
dann hat man eine Chance mehr Technologie-
innovation in die Städte zu bringen. Und wir
brauchen mehr Städte-Innovationen. Heute wird
ein Prozent der Verkehrs-, Gebäude- oder Ener-
gieinfrastruktur einer Stadt pro Jahr saniert und
erneuert. Das würde bedeuten, dass man einen
vollständigen Umbau in 100 Jahren geschafft
hat, was definitiv zu lange dauert, wenn man
Dinge wie die Energiewende, unsere CO2- und
Energieeffizienzziele, die wir gemeinschaftlich
politisch verabschiedet haben, im Blick hat. Wir
brauchen mehr Innovationsdynamik. System-
integration bedeutet zudem, dass man die Frage
nach dem Nutzen neu stellt.
LINK ZUM FILM
15
Anstatt Autos zu entwickeln bedeutet das
Mobilität anzubieten, anstatt konventioneller
Heizungen, quartiersbezogene Wärme. Dieses
Prinzip lässt sich auf alle Bedürfnisse des
Menschen anwenden.
D. h. man müsste bessere Lösungen für Finan-
zierungsströme finden und es nicht zu gewal-
tigen Großinvestitionen kommen lassen? Und
man muss die Politik, die Stadtwerke und die
Kommunen einbeziehen und übergreifend pla-
nen? Dass man Investitionen sozusagen kleiner
portioniert und dann schneller Geldflüsse
erzeugen kann. Ist das richtig?
Natürlich spielen Städte und Gemeinden, die
städtischen Energiegesellschaften oder Betrei-
bergesellschaften im Verkehr eine Rolle. Sie
müssen Rahmen setzen, ihre Genehmigungs-
und Betreiberrolle tragen. Aber müssen sie auch
immer den Invest tätigen? Wenn ich mir die
Pläne des Siemens-Sektors Smart Cities an-
schaue, kann man feststellen, dass man mit den
bisherigen Modellen nicht besonders weit
kommt.
Städte und Gemeinden habe eine prekäre
Finanzsituation, das wird sich, meiner Ein-
schätzung nach, in den nächsten Jahren auch
nicht dramatisch ins Positive ändern. Man muss
über neue Geschäftsmodelle nachdenken. Wer
am Ende welche Anteile übernimmt, wer also
investiert, wer sich um Regulatorik und Rah-
menbedingungen kümmert, ist in jedem Ein-
zelfall zu diskutieren. Bürgerfonds und Ähnli-
ches können durchaus eine Option sein. Es gibt
vielversprechende Ideen, wie man das Geld der
Bürger, das ja gute Anlageformen sucht, doch
dahin kanalisieren könnte, wo es dem Bürger
auch wirklich einen Nutzen bringt, nämlich in
seiner eigenen Stadt, bzw. in seinem eigenen
Quartier. In der Innovation von Geschäftsprozes-
sen und Finanzierungsmodellen liegt in der
Zukunft ein großer Hebel.
Wer muss umdenken, die Städte oder die Industrie
oder beide?
Beide müssen umdenken. Die Industrie hat es
mit einem anderen Bild von Kunden zu tun. Sie
muss sich stärker in den Endkunden reindenken
und auf diesen zugehen.
16
Man muss vielleicht ganz andere Produkte an-
bieten, ganz andere Vermarktungswege suchen,
ganz anders Werbung machen. Hier bietet sich
aber eine riesige Chance, man darf nur nicht
verpassen, rechtzeitig auf den Zug aufzusprin-
gen, sonst könnte es sein, dass die alte etablier-
te Industrie in der Zukunft gar nicht mehr dabei
ist. Man muss sich quasi jeden Tag fragen, ob
man noch auf dem richtigen Weg und im richti-
gen Geschäftsmodell unterwegs ist. Wir spre-
chen ja heute von der „Shareconomy“, diese
folgt einer ganz anderen Logik als früher: Nut-
zen statt Besitzen. Da entstehen ganz neue Be-
ziehungsmuster zwischen Produzenten, Betrei-
ber und Nutzer – für die Industrie bedeutet das
häufig: sie benötigt die richtigen Partner und
muss sich in den entsprechenden Stakeholder
Gremien aktiv engagieren.
Siemens hat die Division „Infrastructure & Cities“
gegründet. Bei unseren anderen Gästen steht eher
das Thema „Infrastruktur und Industrie“ im
Vordergrund. Insofern hat Siemens etwas Revo-
lutionäres gemacht. Wie schätzen Sie das aus Sicht
der Städte ein?
Ich kann und will nicht für Siemens sprechen.
Siemens ist auf dem richtigen Weg, aber natür-
lich noch lange nicht angekommen. In dem
Kickoff-Meeting des Stakeholder-Forums zur
„Zukunftsstadt“ war Siemens auch vertreten
und hat eine ähnliche Position wie das, was ich
gerade gesagt habe, vertreten. Man möchte mit
neuen Geschäftsmodellen in diesem Markt noch
sehr viel mehr erreichen. Aus unserer Sicht
durchaus eine richtige strategische Positionie-
rung, die aber einen langen Atem braucht, weil
das den Umbau eines Systems zur Folge hat.
Alle, die annehmen, dass man auf einen Knopf
drückt und dann ist alles innerhalb von zwei bis
drei Jahren erledigt, sind nicht sehr realistisch.
Das heißt, das braucht mit Sicherheit Zeit. Die
Grundorientierung, sich auf diesen Megamarkt
zu konzentrieren und nicht nur die Bürgermeis-
ter und die Stadtverantwortlichen zu adressie-
ren, sondern mit neuen Geschäftsmodellen in
diese Märkte zu gehen, das ist richtig.
Wie packen Ihre vorbildlichen Städte das an? Und
was brauchen die in besonderer Weise von der
Industrie? Gegebenenfalls eben auch von unserer
M+E-Industrie, die immerhin 60 Prozent der
Gesamtindustrie ausmacht?
Das ist eine sehr pauschale Frage. Ich würde
empfehlen, dass sie sich um systemische Lösun-
gen, die zu einem direkt messbaren, sichtbaren
und erlebbaren Nutzen für den Endverbraucher
führen, kümmern. Erst dann sind neue Ver-
kehrssysteme, intermodale Mobilitätssysteme
beispielsweise, wirklich nutzbar und wirksam.
Erst wenn der Anwendungsnutzen entsteht, ist
auf der Wirtschaftsseite etwas Positives zu ge-
winnen. Das ist natürlich sehr pauschal gesagt.
Ich würde gerne die Ergebnisse der teilanalysier-
ten Städte abwarten und meine Antwort aus
den Ergebnissen ziehen.
Eine abschließende Frage. Gibt es denn schon ein
funktionierendes Bezahl-Modell, bei dem man
einfach sagen kann, dass Bezahlen nach Bedarf
funktioniert?
Natürlich, ganz ideal ist es beim Thema Mobili-
tät. Es gibt heute z. B. die Citycards mit inte-
grierten Dienstleistungsmodellen, die es sogar
ermöglichen, den Individualverkehr hinzu zu bu-
chen. Ganz konkrete Beispiele, die die soge-
nannten „Schaufenster Elektromobilität“ zei-
gen, gibt es in Berlin und in Stuttgart, aber auch
in Frankfurt. Das ist intermodale Mobilität, bei
der sie über eine bestimmte Nutzerkarte Indivi-
dualverkehr buchen können. Vom Fahrrad, über
den PKW, die Straßenbahn und S-Bahn bis hin
zu anderen Dienstleistungsangeboten. Auch bei
den sogenannten „intelligenten Gebäuden“, bei
denen man Zugangssysteme, Energie-Monito-
ring und Ähnliches nutzen kann, gibt es mittler-
weile gute Beispiele. Kurz, es gibt schon eine
Menge, wir müssen nur genau hinschauen und
Funktionierendes weiter ausbauen. Daran
arbeiten wir.
Herr Prof. Bauer, wir danken Ihnen für das
Gespräch.
17
DIE TALKS
Die Metall- und Elektro-Unternehmen bestens gerüstet für den Megatrend
Urbanisierung und die Unterstützung der Städte bei der intelligenten
Erneuerung ihrer Infrastruktur
Die Städte müssen durch den Zuzug von zwei
Milliarden Menschen in den nächsten 30 Jahren
ihre Infrastrukturen viel schneller als heute er-
neuern und verändern. Und die Anbieter aus
der Industrie werden wohl viel stärker noch da-
ran denken müssen, wie der Endverbraucher
diese nutzt und nach Nutzung bezahlt, um den
notorisch klammen Kommunen keine unbezahl-
baren Investitionen zuzumuten. „In jedem Fall
werden die Veränderungen gewaltig sein: Wir
werden anders leben, anders arbeiten, wohnen,
heizen und kühlen, anders versorgen und ent-
sorgen, mobil sein und uns vernetzen. Unsere
Metall- und Elektro-Unternehmen in Hessen
sind bestens dafür gerüstet, den Städten bei der
intelligenten Erneuerung ihrer Infrastruktur zu
helfen“, sagte Wolf M. Mang, der neue Vorsit-
zende des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL
auf dessen 24. Hessenforum im Gesellschafts-
haus des Frankfurter Palmengartens vor 200
Gästen.
Weitere Fotos zur Veranstaltung
Hörfunk-Sendung (Podcast) zum Thema:
18
TALKRUNDE:
Wohnen, Arbeit, Leben in intelligenten Städten
Mit sauberer Wärme wachsen
Uwe Glock, Bosch Thermotechnik, Wetzlar Download (pdf, 100 KB)
Die neue Sparte Cities & Infrastructure der Siemens AG
Dr. Michael Kassner, Siemens Region Mitte, Frankfurt Download (pdf, 82 KB)
Smart Grids und die Städte
Dr. Wolfgang Krewel, Alstom Grid, Berlin Download (pdf, 95 KB)
Fulda 2030
Gerhard Müller, Oberbürgermeister Fulda
v. l. n. r.: Uwe Glock, Gerhard Möller, Martin Leutke, Dr. Michael Kassner, Wolfgang Krewel
19
TALKRUNDE:
Die M+E-Angebote für intelligente Städte
Lichter der Stadt
Oliver Bachner, Zumtobel Licht, München
Ein Strukturwandel, wie wir ihn noch nie erlebt haben
Manfred Greis, Viessmann Werke, Allendorf/Eder
Gut gesteuerte Prozesse für Wasser, Müll und Energie
Manfred Pfaar, KH-Automation Projects, Fuldabrück Download (pdf, 89 KB)
Wasserversorgung durch feinste Röhren
Stefan Weber, Duktus Rohrsysteme, Wetzlar Download (pdf, 93 KB)
v. l. n. r.: Manfred Greis, Oliver Bachner, Martin Leutke, Manfred Pfaar, Stefan Weber
20
Uwe Glock, Vorsitzender der Geschäftsführung
von Bosch Thermotechnik aus Wetzlar, erläu-
terte, wie man mit sauberer Wärme wachsen
kann. Wenn hier noch besser Energie aus In-
dustrieprozessen für die Wärmeabgabe an
Haushalte genutzt würde, könnten Industrie
und Städte ganz neue Nutzergemeinschaften
schaffen. Während im europäischen Markt vor
allem Heizungstechnik nachgefragt sei, boome
weltweit um den Äquator und vor allem in
China und Korea das Geschäft mit Klimaanla-
gen. Allein in Deutschland gebe es 17 Millionen
veraltete Heizungen – und allein deren Ersatz
durch moderne Anlagen ermögliche Energie-
einsparungen von bis zu 40 Prozent.
Dr. Michael Kassner, Leiter der Siemens AG
Region Mitte, beschrieb die neue strategische
Rolle einer ganzheitlichen Infrastruktur & Stadt-
technik für die Lebensqualität, Wohlstand und
Nachhaltigkeit der Städte, wie ein integrierter
Technologiekonzern wie Siemens deutsche
Städte ebenso wie boomende Megacities mit
ganzheitlichem City Knowhow und Portfolio
bedient, z. B. für Verkehr und Gebäude, Energie
und Gesundheit, Sicherheit und Stadtmanage-
ment – und wie praktisch es dafür sei, auch eine
eigene Bank im Unternehmen zu haben.
Zur „Smart City“ gehörten dezernatsübergrei-
fende Governance-Methodiken, ebenso wie
intelligente, softwaregestützte Infrastrukturen,
die z. B. Gebäude, Energie und Verkehrssysteme
vernetzen, und schließlich intelligente
Geschäftsmodelle und Finanzierungskonzepte.
21
„Infrastructure & Industry“ heißt der Bereich bei
Alstom Grid, Smart Grids sind die für die Ener-
gieeffizienz wesentliche Komponenten, erklärt
Strategie- und Marketingdirektor Dr. Wolfgang
Krewel. In Deutschland wachse der Markt am
schnellsten und der regulatorische Rahmen sei
am weitesten fortgeschritten.
Der Netzentwicklungsplan, der im Dezember
2012 teilweise verabschiedet wurde, sei ein
gutes Beispiel. Vor allem in Osteuropa gebe es
ebenfalls großen Bedarf, aber der regulatorische
Rahmen sei dort einfach noch nicht so weit.
Der Oberbürgermeister von Fulda, Gerhard
Möller, schilderte, wie breit das Spektrum einer
mittelgroßen Stadt als Konzern ist: „Wir ma-
chen von Breitband, Energie über die Gesund-
heit alles, sind auch Träger des Klinikums und
mit 2.800 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber
in der Stadt.“ Fulda strukturiere gerade die
Stadtwerke neu, um mehr ganzheitliche An-
sätze zu ermöglichen. „Auch als Stadt insge-
samt müssen wir wachsen.
Wir haben uns längst über die alten Grenzen
hinaus entwickelt. Allerdings erfahren wir
gerade, wie schwierig es sein kann, immer neue
Angebote machen zu müssen. So müssen wir
jetzt bei den Erneuerbaren Energien am Markt
dabei sein, ohne jedoch vollständig darauf zu
setzen.“
22
Oliver Bachner, Mitglied der Geschäftsleitung
der Zumtobel Licht GmbH aus München, berich-
tete über ganzheitliche Lichtlösungen für Ge-
bäude und wie Städte durch intelligente Inte-
gration von Beleuchtungs-, Daten-, Klimatisie-
rungs- und Sicherheitssystemen ihren Energie-
Verbrauch um bis zu 40 Prozent verringern
können. Dabei gebe es zwei Trends: LED- und
OLED-Technologie.
Während OLEDs derzeit noch in der Entwick-
lungsphase seien, könne mit LEDs bereits deut-
lich Energie eingespart werden. Im Übrigen
müssten sich die Städte sputen, denn der länd-
liche Raum sei teilweise kreativer und weiter.
Vom Bioenergiedorf Wettesingen bei Kassel be-
richtete Manfred Greis, der Generalbevollmäch-
tigte der Viessmann Werke aus Allendorf (Eder):
Dieses komplett von Viessmann entwickelte Pro-
jekt versorgt inzwischen 200 Haushalte mit re-
generativer Nahwärme und beteiligt die Bürger
aktiv. Gegenüber den Kosten bei individuellen
Heizungsanlagen auf Basis von Heizöl sei die
Wärmeversorgung der Gemeinde jetzt rund 30
Prozent günstiger und spare jährlich 1.300 Ton-
nen CO2 ein.
„Die Kommunen wissen genau, was zu tun
wäre, aber deren Fachleute können Entschei-
dungen meist nicht selbst treffen, sie müssen
politische Mehrheiten hinter sich bringen. Von
leeren Kassen ganz zu schweigen.“ Das Problem
im Heizungsmarkt insgesamt sei ein immenser
Modernisierungsstau. Seine Auflösung sei der
Schlüssel zum Erfolg der Energiewende. „Die
benötigte Technik ist marktverfügbar, doch es
hapert an der Umsetzung, weil die Rahmen-
bedingungen nicht stimmen.“
23
Wie ein mittelständisches Unternehmen ge-
meinsam mit Mitsubishi global den Markt städti-
scher Infrastrukturen bedienen möchte, be-
schrieb Geschäftsführer Manfred Pfaar. KH-
Automation Projects aus Fuldabrück ist Herstel-
ler einer Software für Prozessleittechnik und lie-
fert vollständige, schlüsselfertige EMSR-Anlagen
mit Feldinstrumentierung und Schaltanlagen
und den entsprechenden Dienstleistungen, die
einen reibungslosen Ablauf in der Trinkwasser-
versorgung und Abwasserentsorgung ermög-
licht.
Der Mitsubishi-Konzern sei stark daran interes-
siert, die Möglichkeiten, die speziell im asiati-
schen Raum bestehen, mit dem Know-how im
Bereich Projektmanagement zu nutzen und
Marktanteile zu stabilisieren. „Wir werden also
auf der einen Seite die internationalen Kennt-
nisse von Mitsubishi haben und unsere in
Mitteleuropa bestens erprobten technischen
Kenntnisse auf der anderen Seite.“
Die Rohre für Trinkwasser und Abwasser mit
einer Lebensdauer von mindestens 70 Jahren
stellt die DUKTUS Gruppe an zwei Produktions-
standorten in Wetzlar und in Hall, in Österreich,
her mit insgesamt 500 Mitarbeitern, 300 davon
in Deutschland.
Geschäftsführer Stefan Weber mahnt, dass der
Durchschnittsdeutsche heute für Trinkwasser
kaum mehr ausgebe als für Tiernahrung, hier
aber umdenken müsse. Im Übrigen gebe es
gerade bei der Trinkwasserversorgung in
Deutschland ein funktionierendes Finanzie-
rungsmodell: Ein Kunde in Deutschland zahle
nach Verbrauch. „Damit ist in diesem Bereich
genug Geld vorhanden, um die Infrastruktur zu
erhalten und auszubauen. D. h. die Investitionen
amortisieren sich aus dem sofortigen Rückfluss.
Aber häufig ist es so, dass mit diesem Geld
quersubventioniert wird – zum Beispiel der
defizitäre öffentliche Nahverkehr.“.
24
KUNDE STADT
Interview mit Gerhard Möller, Oberbürgermeister Fulda: „Wir müssen die
soziale und die technische Infrastruktur zukunftsfest machen.“
Im Rahmen des Morgenstadt-Projekts hat das
Fraunhofer-Institut weltweit mehrere hundert
Städte analysiert. In den über 200 Kriterien der
Untersuchung spiegelten sich die großen Her-
ausforderungen, die auf die Städte zurollen:
Klimawandel, zunehmende Verstädterung,
Nachhaltigkeit. Insgesamt sind sechs Städte,
darunter Freiburg und Berlin, für ihre Strategie
besonders gelobt worden. Sie gehören zu den
besonders innovativen Städten, was das Thema
nachhaltige Stadtentwicklung anbelangt. Wie ist
die Stadt Fulda ihrer Ansicht nach für die Zukunft
gerüstet?
Kleinstädte stehen anderen Herausforderungen
gegenüber als die großen Metropolregionen.
Insofern werden die Antworten je nach Größe
unterschiedlich ausfallen. In Hessen liegt Fulda
mit seinen 64.000 Einwohnern im Bereich der
mittelgroßen Städte. Auch wir bekommen die
Auswirkungen des demographischen Wandels
zu spüren. Um Fachkräfte zu gewinnen, müssen
wir in die Betreuungsinfrastruktur investieren.
Zugleich müssen wir die Gegebenheiten für die
Erwerbstätigen verbessern oder zumindest er-
halten. Dazu kommen eine alternde Gesellschaft
und die Integration der Zuwanderer. Die Wie-
derentdeckung des Wohnens in der Innenstadt
muss gesteuert werden. In Nordhessen haben
Gemeinden mit einer Landflucht zu kämpfen,
deren Folgen sie bewältigen müssen. Fulda hat
zumindest dieses Problem nicht – im Gegenteil.
Es ziehen mehr Menschen aus den umliegenden
Gemeinden in die Stadt. Aber auch das muss
gesteuert werden.
Und wie gehen Sie diese Probleme an?
25
Nehmen wir das Beispiel Integration. Das ist ab-
seits der Hochglanzbroschüren ein echter Kno-
chenjob. Arbeit mit Vereinen, mit Stadtteil-
müttern, mit Familienlotsen in den schwierigen
Wohngebieten. Wir versuchen die Integration
über Projekte zu steuern. Das ist eine klassische
Aufgabe der Stadtverwaltung. Zum Beispiel die
Stadtteilmütter, gut integrierte junge Migrantin-
nen, die beratend tätig werden und Fragen be-
antworten, wie: „Wie bewältigt man den Alltag
hier richtig? Wo kann die Sprache gelernt wer-
den? Welches ist die richtige Entscheidung für
mein Kind im Bereich Bildung?“ Stadtteilmütter
sind immer auch ein Stück Vertrauensperson.
Wir, als Stadt Fulda, unterstützen das Projekt, so
gut wir können.
Wir sollten die öffentlichen, sozialen Räume, in
denen sich Menschen begegnen, bei den Inves-
titionen nicht außen vor lassen. Das ist sicher
vor allem für Großstädte ein Thema, in denen
weniger Leute wohnen als arbeiten und in
denen hohe Fluktuation herrscht. Hier haben
Vereine eine integrative Funktion, die wir unter-
stützen sollten. Dazu zählt vorrangig eine gute
Infrastruktur zum Beispiel für Sportvereine.
Welche Maßnahmen sind zur Erneuerung der
technischen Infrastruktur notwendig?
Eine große Herausforderung ist zum Beispiel die
flächendeckende Erschließung aller Regionen
mit schnellem Internet. Wir haben es in Fulda
jetzt geschafft, nach einem langen Auswahl-
prozess von der Telekom dafür ausgewählt zu
werden. Für die Innenstadt ist so eine Breitband-
verkabelung relativ einfach zu bewerkstelligen,
aber wir haben 24 verschiedene Stadtteile in
unterschiedlichsten Größen und Lagen. Die
sollen ebenfalls angeschlossen werden. Das ist
logistisch ungleich schwieriger, aber eine Inves-
tition in die Zukunft.
Wir müssen natürlich die Infrastruktur insgesamt
so weiterentwickeln, dass die ansässigen Unter-
nehmen weiter wachsen können und die Ge-
meinde für Neuansiedlungen attraktiv bleibt:
Und dabei geht es natürlich immer um Flächen.
In Fulda arbeiten wir daran permanent, aber
notwendige Änderungen im Bebauungsplan
dauern ihre Zeit – vor allem, weil das alles auch
noch politisch entschieden und vorher diskutiert
werden muss.
Die Energiewende ist beschlossen, wie läuft es bei
Ihnen mit der Umsetzung?
Momentan arbeiten wir daran, die einzelnen
Einheiten der Stadtwerke umzustrukturieren
und Zuständigkeiten regional zu bündeln. Bei
uns in der Region gibt es ja die unterschied-
lichen Träger und Stadtwerke. Dazu kommt
dann noch der Regionalversorger, an dem die
Stadt Fulda und die Landkreise beteiligt sind. Als
Stadt insgesamt müssen wir wachsen. Wir ha-
ben uns längst über die alten Grenzen hinaus
entwickelt. Allerdings erfahren wir gerade, wie
schwierig es sein kann, immer neue Angebote
machen zu müssen. So müssen wir jetzt bei den
Erneuerbaren Energien am Markt dabei sein,
ohne jedoch vollständig darauf zu setzen.
26
Wir als Stadt sind sehr breit aufgestellt: Wir
machen von der Energie über die Gesundheit
alles, sind auch Träger des Klinikums und mit
2.800 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in
der Stadt. Die Floskel von der Stadt als Konzern
ist also wahr.
Also, das „Unternehmen Stadt“ als Counterpart zur
Industrie?
Nicht als Gegenmodell, nein, sondern als Beglei-
ter. Das geht ja bis zur kommunalen Sparkasse,
die gerade hier in der Region für die Kreditver-
sorgung der Wirtschaft außerordentlich wichtig
ist. Wir sind also mittendrin. Gerade in der
Region Fulda mit der Stadt als klarem
Oberzentrum, auf das alles fokussiert ist.
Einerseits kommen große Investitionen auf die
Städte zu. Andererseits ist die Finanzlage gerade
der Kommunen eher schlecht. Fulda geht es in
dieser Hinsicht vergleichsweise gut, aber auch
sie haben kein Geld zu verschenken. Müsste die
Industrie nicht umdenken und verstärkt zum
Beispiel Finanzierungsmodelle nach Bedarf
anbieten?
Bisher bewegen wir uns eher im Rahmen des
klassischen Public-Private-Partnership-Modells.
Und auch hier bin ich eher zurückhaltend. Ich
würde beispielsweise Projekte wie Kindergärten
oder Schulen nicht gerne in diesen Projekten
umgesetzt sehen, sondern selbst steuern kön-
nen. Andere Projekte, wie das Kongresszentrum
oder das Hallenbad haben wir sehr wohl dar-
über realisiert und sind mit dem Ergebnis sehr
zufrieden. Es ist dennoch auch für Kommunen
wichtig, die Steuerungsmöglichkeiten in der
Hand zu behalten und beispielweise Schließun-
gen vorzunehmen, wenn diese notwendig sind.
PPP-Modelle bedeuten ja immer eine sehr lange
Festlegung. Und wir benötigen ebenso Instru-
mente, um ggf. die Baukosten vor einer Explo-
sion zu bewahren. Das läuft in der Privatwirt-
schaft besser, auch wenn dort nicht alles Gold
ist, was glänzt. Mit der Privatisierung unserer
Müllabfuhr haben wir grundsätzlich gute Erfah-
rungen gemacht, das Modell hat sich aber als
politisch schwierig erwiesen. Insgesamt würde
ich das differenziert und im Einzelfall betrachten
wollen.
Wie interessant sind für Sie Sind ganzheitliche
Konzepte und Lösungen aus einer Hand?
Die Kommunalpolitik mit ihrer hochdifferenzier-
ten Ausformung von politischen Strömungen,
wird es zunehmend schwerer haben, sich unter
einem Anbieter zu vereinen. Da wird man,
glaube ich, politisch gesehen, extreme Schwie-
rigkeiten haben das umzusetzen, selbst wenn
man von der Richtigkeit überzeugt ist. Selbst
wenn die Beratung aus einer Hand käme, kann
es durch Interessenlagen der Politik sein, dass
der Kauf von Komponenten sich dann auf
mehrere Firmen verteilt.
Herr Möller, vielen Dank für das Gespräch.
27
Kontrastprogramm: Deutschlands beste Country-Sängerin
Ann Doka
Im Herbst 2012 ist ihr Debüt-Album
„Never Ending Road“ bei NASH*DASH Records
erschienen.
Im Dezember 2012 wurde sie zur Gewinnerin der
Kategorien „Beste Countrysängerin“ und „Bester
Countrysong“ des Deutschen Rock- & Pop-Preises
2012 gekürt.
Am 14. Mai 2013 erfreuten sie und ihre Band die
Gäste des Hessenforums mit einem Country-
Kontrastprogramm zum Thema „Megatrend
Städte“.
www.anndoka.com
28
Für insgesamt 65 Jahre engagiertes Ehrenamt geehrt
Prof. Weidemann ehrte unser engagiertes Ehrenamt: von links Dieter Küster, Gottlieb Hupfer, Peter Grass, Enrico
Pussin für jeweils 10 Jahre ehrenamtliches Engagement und Andreas Peiker für 25 Jahre.
25 Jahre
Andreas Peiker, Vorsitzender der Geschäftsfüh-
rung von peiker acustic in Friedrichsdorf im
Taunus. Führender Lieferant für Kommunika-
tionslösungen im Automotive-Markt.
Herr Peiker hat bereits in jungen Jahren eine
große unternehmerische Verantwortung über-
nommen und setzt die Familientradition von
peiker seit Jahrzehnten erfolgreich fort. Mehr
als 25 Jahre ehrenamtliche Unterstützung von
HESSENMETALL durch Delegierten-Tätigkeit im
Mitgliederrat.
29
10 Jahre
Peter Grass, Bereichsleiter Development & Stra-
tegie bei MAN Truck & Bus Deutschland, auch
Mitglied des Aufsichtsrats der MAN Truck & Bus
Deutschland GmbH, Vorstandsvorsitzender des
Instituts für angewandte Arbeitswissenschaften
(ifaa) in Düsseldorf. Bei HESSENMETALL stellver-
tretender Delegierter des Mitgliederrates.
Gottlieb Hupfer, CEO der Enviro Chemie in
Rossdorf, einem Unternehmen, das für maßge-
schneiderte Lösungen steht, wann immer es in
der Industrie um Wasseraufbereitung geht.
Delegierter im Mitgliederrat bei HESSENMETALL.
Dieter Küster, Geschäftsführender Gesell-
schafter der KÜSTER Gruppe, einem Familien-
unternehmen und Automobilzulieferer, der sich
weltweit als Partner für Drahtseile und System-
lösungen versteht. Delegierter im Mitgliederrat
bei HESSENMETALL.
Enrico Pussin, Prokurist der Firma Karl Schmidt
in Schmitten. Das Unternehmen besteht seit
1908 und liefert Kernstützen, Kühlmaterial und
andere Artikel für den Formenbau und Gie-
ßereien. Bei HESSENMETALL: Stellvertretender
Delegierter im Mitgliederrat.
30
Die Trainer der Siegerteams beim Ausbildungswettbewerb ausgezeichnet!
Geht’s gut, hat das Team gewonnen. Geht’s
schlecht, beschimpft man die Trainer. Deshalb
ehren wir die Coaches der Siegerteams auf dem
HESSENFORUM.
Erste Sahne ist unser Innovationswettbewerb
M+Eine Zukunft: Weil unsere Mitgliedsunter-
nehmen immer ihren besten Nachwuchs
schicken. Wer seine Teams meldet und coacht,
der ist nicht nur ein Blue-Chip-Unternehmen der
hessischen M+E-Industrie. Nein, der gehört
eindeutig zum hessischen Hochadel der
attraktivsten Ausbildungsunternehmen!
5 Trainer haben wir geehrt. Wollen auch Sie Ihre
Trainer auf dem Treppchen sehen, dann
machen Sie mit! Im Sommer geht‘s wieder los.
Aber schauen Sie selbst:
Videobeitrag:
Anmeldung auf unserer Homepage!
HESSENMETALL-Vorstandsvorsitzender Mang ehrte die engagierten Trainer der Siegerteams: von links Florian Zeuch (Präwema Antriebstechnik), Holger Weitzel (Sirona Dental Systems), Wolf M. Mang, Sebastian Höhn (Fritz Winter Eisengießerei) und Martin Hirsch (Viessmann Werke).
Wie hat Ihnen das HESSENFORUM 2013 gefallen?
Veranstaltungsort gut gerade richtig schlecht
Erreichbarkeit
Atmosphäre
Essen
Technik
Programm zu viel gerade richtig zu wenig
Moderation
Impulsreden
Talkrunden
Technik
Ausstellungen der Unternehmen
Kombination gefällt gut gefällt weniger gefällt nicht
Talkrunde und gleichzeitig Flying Buffet
Vortrag und anschließendes Essen
*Die Ziffern haben die Bedeutung der Schulnoten (1= sehr gut, 6 = ungenügend)
Diesjähriges Thema* 1 2 3 4 5 6
Interessant und relevant für Ihr Unternehmen?
Interessant und relevant allgemein?
Welche Wünsche haben Sie an das HESSENFORUM 2014?
Wie bewerten Sie zukünftige Themen* 1 2 3 4 5 6
Die Zukunft des Autos
Familie und Beruf besser vereinbaren:
Wie, wer, seit wann, mit welchem Erfolg?
Employer Branding: Frosch oder Prinz
– Attraktive Arbeitgeber finden attraktive Arbeitnehmer
Motor oder Bremsklotz: Die Bedeutung Europas als Wirtschaftsraum für die deutsche und hessische Industrie
Haben Sie einen eigenen Themenvorschlag für das Hessenforum 2014?
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Sie haben folgende Möglichkeiten:
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E-Mail: mkowol@hessenmetall.de
Fax: 069 95808-5112
Klicken Sie sich hier auf unsere Online-Umfrage:
32
HESSENFORUM 2014
Bitte notieren Sie sich den Termin:
15. Mai 2014
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