Ein faszinierender Kosmos für Klavier solo - piano-bb.de01+20+Rub+… · Duo ha t uns damals gut...

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Die Queens of Spleens treten in Altdorf auf

Queens of Spleensbei KulturinitiativeAm Samstag im Bürgerhaus

ALTDORF (red). Vor einigen Jahren warendie Queens of Spleens bei der BöblingerComedy-Gala – damals noch am Albert-Einstein-Gymnasium – am Start und hin-terließen mächtig Eindruck. Unter ande-rem bei der Kulturinitiative Altdorf umihren Vorsitzenden Klaus Schwolow. „DasDuo hat uns damals gut gefallen“, erzähltSchwolow, „jetzt haben wir es nach Alt-dorf geholt.“ Am kommenden Samstag,25. Januar, um 20 Uhr treten die beidenDamen aus Frankfurt im Bürgerhaus inAltdorf auf und präsentieren ihr Pro-gramm „Eine spinnt immer“.

Connie Webs (Gesang, Gitarre, Spezial-trompete, Komposition, Text) und ClaudiaBrendler (Gitarre, Klavier, Gesang, Kom-position, Text) haben ursprünglich Musikstudiert, sind aber seit 1994 als Kabarett-und Comedy-Duo unterwegs – spleenig,dreist, hintergründig, hochmusikalisch,mit treffsicheren Texten und einer gehöri-gen Portion Selbstironie.

Karten zu 14 Euro gibt es im Vorver-kauf in Altdorf im Bürgerbüro, der Apo-theke im Dorf sowie der Poststelle sowiein Holzgerlingen bei Buchplus.

Montag, 20. Januar 2014 Nummer 15 13Kultur

Ein faszinierender Kosmos für Klavier soloBöblinger Pianistenfestival: Evgenia Rubinova hat beim zweiten Konzert unter anderem Beethovens „Hammerklavier-Sonate“ aufgeführt

Als die Pianistin Evgenia Rubinova dieBühne des Württemberg-Saals betritt undauf den Flügel zugeht, denkt man: wie solldiese zarte, grazile Person den eruptivenGewalten von Beethovens„Hammerklaviersonate“ gerecht werden?

Von Jan Renz

BÖBLINGEN. Beethovens „Hammerklavierso-nate“ ist ein monumentales, wuchtigesWerk, Beethovens mit Abstand längste undschwierigste Klaviersonate, eine Heraus-forderung auch für die größten Musiker. DerPianist Rudolf Serkin war überzeugt: eineAufführung gleiche der Besteigung desMount Everest: ein Gipfelwerk. Beethovenwar sich bewusst, was er mit diesem kolos-salen Werk den Pianisten zumutete: „Dahaben Sie eine Sonate, die den Pianisten zuschaffen machen wird, die man in fünfzigJahren spielen wird“, schrieb er an seinenVerleger Artaria. Das deutet schon dieSchwierigkeiten des Werks an.

Rubinova wählte einen eigenen Zugang.Sie spielte den ersten Satz sehr subtil, siedonnerte nicht, und sie raste auch nicht. Ru-binova nahm den Eröffnungssatz nicht soschnell wie ein Friedrich Gulda oder ein Mi-chael Korstick, die tatsächlich an die Gren-zen gehen. Rubinova lässt sich Zeit und ent-deckt in dieser Zeit viele Feinheiten. Gewisskann man den ersten Satz gewaltiger, drauf-gängerischer, rasanter spielen, aber kaumdetailreicher. Schon am Anfang dehnt sieeinzelne Phrasen, immer wieder verlang-samt sie den musikalischen Fluss. Sie ent-deckt Momente des Abbrechens und Ver-stummens.

Ein halbes Jahr hat die junge Pianistin andieser Interpretation gefeilt. Rubinova zeig-te, was für ein faszinierender Kosmos diesegroße Sonate ist: Alle fünf Sätze werdendurch die Terz geprägt, aus einem kleinenMotiv entwickelt Beethoven die größte Viel-falt, phantasievollen Gestaltenreichtum undunerhörte Verläufe.

Das „Allerheiligste“ des Werks, so derKritiker Joachim Kaiser, ist der langsamedritte Satz, den Rubinova schattierungs-

reich, geradezu andächtig gestaltete, sie be-gab sich auf eine Reise von fast Schu-ber’scher Weiträumigkeit. Sie förderte dieReichtümer dieses Satzes zu Tage. Auf derSuche ist die Musik im vierten Satz, dertastend klang. Gefürchtet, fast unspielbarist die abschließende Fuge. Hier bewährtesich Rubinovas ausgezeichnete Technik, sieentwarf eine funkelnde Fuge, ja ein Fugen-feuerwerk. Beethoven stößt hier fast in ato-nale Bereiche vor. Dieser horrend schwereSchlusssatz klang unter den Fingern derPianistin ganz locker und leicht, ganz klar –eine imponierende Vorstellung.

Fortsetzung von Beethoven

Die zweite Konzerthälfte war Sergej Pro-kofjew gewidmet. Hier war die aus Usbeki-stan stammende Pianistin in ihrer Welt.Wenn Beethoven harmonisch extrem avant-gardistisch klang, so wirkte Prokofjew wieeine Fortsetzung von Beethoven mit moder-nen Mitteln, mit grimmigem Humor undklanglicher Vielfalt. Rubinova spielte Pro-kofjews Walzer op. 96, die „Sarkasmen“ op.

17 und als Abschluss vier Stücke aus denzehn Klavierstücken op. 12. Letztere sindein Frühwerk, das der Komponist mit 15Jahren in Angriff nahm!

Alle genannten Werke sind auch auf derneusten CD von Evgenia Rubinova enthal-ten, auf der ausschließlich Werke von SergejProkofjew versammelt sind, die meisten sel-ten zu hören. Rubinovas Anschlag bewegtesich zwischen delikat und perkussiv. Sie ließden Sauter-Flügel differenziert klingen, ließauch klirrende oder grelle Töne zu. Sie be-gann die Klavierstücke mit einem munterenMarsch, ließ eine Gavotte träumerischleuchten und endete mit einem hurtigen,aufregenden Scherzo. Dieses abschließendeScherzo klang wie eine Etüde, aber nichtoberflächlich, sondern elektrisierend, flüssigund enorm sicher.

Es war ein kurzes Programm, deutlich vor22 Uhr hatte die junge Dame ihr großes Pen-sum bewältigt. Natürlich erklatschte sichdas Publikum im ausverkauften Württem-berg-Saal Zugaben. Fazit: Evgenia Rubino-va ist eine grazile Person, aber eine Pianistinvon großer Energie und Überzeugungskraft.

Evgenia Rubinova

Ein halbes Jahr hat die junge Pianistin Evgenia Rubinova an der Interpretation von Beethovens „Hammerklavier-Sonate“ gefeilt KRZ-Foto: Gaetano Di Rosa

Uraufführung der Tilman-Jäger-Messe in der Böblinger Martin-Luther-Kirche Foto: Gaetano Di Rosa

Am Schluss sang die ganze KircheDas Böblinger Vokalensemble hat am Samstag die „Missa“ von Tilman Jäger uraufgeführt

Von Boris Belge

BÖBLINGEN. Eine ganze Kirche singt „Donanobis pacem“ (Gib uns Frieden). Mehrkonnte sich Tilman Jäger von der Urauffüh-rung seiner „Missa“ nicht erhoffen. Dasunter seiner Leitung stehende BöblingerVokalensemble war am vergangenen Sams-tag in bester Verfassung und das Publikumstand zum Teil angesichts des Platzmangelsin der Martin-Luther-Kirche, um den Klän-gen zu lauschen. So war es kein Wunder,dass das Konzert ein glänzender Erfolgwurde.

Auch wenn das heutige Musikleben im-mer mehr einem Repertoirebetrieb gleicht,in dem sich Konzertplaner auf die Anzie-hungskraft bereits bekannter Werke verlas-sen: Eine Uraufführung bleibt etwas Beson-deres. Tilman Jäger ist und bleibt eineMarke in Böblingen, obwohl er schon seit2004 als Musikprofessor in München wirkt.Das Böblinger Vokalensemble genießt seitJahren einen exzellenten Ruf als dynami-scher und experimentierfreudiger Klang-körper. Wenn dann der Leiter und spiritusrector für dieses Ensemble ein Werkschreibt, ist Spannung garantiert.

Am vergangenen Samstag war diesehöchste Konzentration bei Ausführendenund Publikum förmlich zu spüren. In einerkurzen Pause nach dem ersten Werk desAbends lud sich die Martin-Luther-Kircheförmlich auf. Dann setzten die ersten Takteder Messe ein. Verhalten und mit Anleihenim Cool Jazz versetzte die Jazzcombo umPhilipp Weiß am Piano, Thomas Ganzen-müller am Bass, Daniel Kartmann an denDrums und Peter Lehel am Saxophon denChor in Stimmung. Zunächst verhalten,dann flehend und schließlich triumphierendintonierten die Sängerinnen und Sänger dieWorte „Herr erbarme Dich“. Jäger vertontedie lateinischen Texte der Messe nicht nur –er unterwarf sie einer eindeutigen Interpre-

tation. Zunächst ergänzte er beispielsweisedas griechische „Kyrie Eleison“ um dieWorte „er hört mein Flehen“ aus den Psal-men. Die Gewissheit um das Gehörtwerdendes Bittrufs konnten die Zuhörer auch in derMusik hören: Die letzten Takte unterlegteJäger mit einem großen Spannungsbogen,der in einem triumphalen Schluss mündete.

Das „Gloria“ ähnelte einem fast schonimpressionistischen Klanggemälde, in demsich unterschiedlichste Stimmungen aufengstem Raum verdichteten. Besonders fielauf, mit welcher Sicherheit Jäger verschie-dene Stile zusammenfügte: Vom klassischenChorsatz a la Mozart über Romantik undJazz spannte sich das Panorama an Klängen.Sie waren weniger miteinander verbunden,

vielmehr von Vers zu Vers voneinander ab-gesetzt. Die Jazzcombo und Jäger zeigtensich hier nie unsicher, sondern immer alsHerren des Klanggeschehens.

Publikum sollte einstimmen

Im Interview gab Jäger an, eine „gewisseKlarheit und gleichzeitig etwas Ungewöhn-liches“ anzustreben (die KREISZEITUNGberichtete). Das Finale seiner Messe stehtfür diesen Anspruch: „Dona nobis pacem“setzte Jäger, ebenso wie die korrespondierenWorte „Die zum Frieden raten haben Freu-de“ in eine schlichte, leicht swingende Melo-die, die zunächst im Chor angestimmt wur-

de. Diese Schlichtheit hatte einen entschei-denden Grund: War zuvor schon angesichtsder kernigen Rhythmen kaum ein Fuß stillgeblieben, sollte das Publikum nun in dieseMelodie einstimmen. Allzu oft ist das einpeinlicher Moment, in dem Ausführendeund Chorleiter feststellen, dass sich dasPublikum ihren Werbungskünsten entzieht.Nach diesem Abend genügte jedoch ein klei-nes Handzeichen Jägers und eine Vielzahlvon Stimmen fiel in den Chor ein, um demEnsemble die Gelegenheit zu geben, sich im-provisatorisch höher und höher zu schrau-ben.

Angesichts der Uraufführung trat dasWerk, mit dem der Abend begonnen hatte,(leider) fast schon in den Hintergrund. Dazu

bestand jedoch kein Grund: Sa-xophonist Peter Lehel hatte inseinen „Songs of Praise“ Texteeiner englischen Übersetzungdes Hoheliedes aus dem 17.Jahrhundert in Musik gesetzt.Aus der sehr dankbaren Text-vorlage, einem Dialog zweierLiebender, gestaltete der viel-schichtig aktive Saxophonist,Komponist und Arrangeur einsehr feines Gewebe unterschied-licher Klänge, die Lehel als wei-tere „Gesangsstimme“ am Saxo-phon durch beeindruckende Im-provisationen verband. Hier vi-brierte der Chor förmlich undließ sich von der Combo gern zuHöchstleistungen pushen.

Zusammengenommen zeigtendie Missa und die Songs of Prai-se eine sehr lebendige, spannen-de Form christlicher Musik im21. Jahrhundert auf. Freneti-scher Beifall und eine Wieder-holung des „Dona nobis pacem“aus Jägers Messe waren da diezwangsläufige Folge. AmSchluss sang wirklich eine gan-ze Kirche.

Rubinova: EinPublikumsmagnetOft zu Gast: Evgenia RubinovaVon Jan Renz

BÖBLINGEN. 2008 gelang der jungen EvgeniaRubinova ein Kunststück: Sie war die ersteMusikerin, die beim Pianistenfestival inBöblingen für ein volles Haus sorgte. FrauRubinova ist ein Publikumsmagnet. In die-sem Jahr wird die Pianistin gleich zwei Kla-vierabende gestalten, was mit der termin-lichen Gesamtzuordnung der Beethoven-So-naten zu tun hat, so die Veranstalter. Alle 32Sonaten werden ja auf acht Pianisten ver-teilt. Deshalb ist jeder Pianist mehrfach ver-treten.

In Böblingen fühltsich Rubinova wohl:„Ich bin sehr gernehier. Das Festival istsehr fachkundig or-ganisiert.“ Rubinovahat bei Wettbewer-ben Preise gewon-nen, wichtigster Er-folg war sicher dieSilbermedaille inLeeds 2003. „GroßeWettbewerbe ver-langen sehr viel ineinem kurzen Zeit-raum, das bringt ei-nen unnormalen

Stress mit sich, schon bei kleinen Konzen-trationsschwächen kann man ausscheiden.“Trotz aller Wettbewerbserfolge „steht fürmich das Musizieren im Zentrum meineskünstlerischen Lebens“, bekannte sie imBooklet ihrer Debüt-CD (bei EMI).

Schon als Kind war Evgenia Rubinovavon Musik umgeben, die Eltern sind beideBerufsmusiker. Mit vier Jahren erhielt sieihren ersten Klavierunterricht, an die erstenSchritte am Instrument erinnert sie sichallerdings nicht. Mit acht gab sie ihrenersten Klavierabend, mit zwölf debütiertesie mit Orchester. Seitdem hat sie mit vielengroßen Klangkörpern zusammengearbeitet.

Pianistisches Empfindenvöllig verändert

Drei Orte haben sie geprägt: 1977 inTaschkent, Usbekistan, geboren, verbindetsie mit ihrer Heimat „viele wundervolleKindheitserinnerungen“. Ihre Jugend ver-brachte sie in Moskau, wo sie ihre Klavier-studien fortsetzte. Seit 15 Jahren lebt sie inDeutschland. „Ich fühle mich sehr wohlhier“, sagt sie. In Deutschland studierte siebei Lev Natochenny, der „mein musikali-sches und pianistisches Empfinden völligverändert hat“. Diese Begegnung vertiefteihr Spiel.

Beim aktuellen Böblinger Beethoven-Zy-klus ist Evgenia Rubinova insgesamt dreiMal vertreten. Am letzten Abend des dies-jährigen Festivals, am 7. Februar, wird siedie späte E-Dur-Sonate op. 109 spielen, eineher lyrisches Werk. Beethoven ist für siesehr wichtig, kam sie doch schon als Kindmit ihm in Kontakt: „Ich habe eine sehrenge Beziehung zu Beethoven, vor allem zuseinem Spätwerk. Es weist weit in die Zu-kunft.“ Unlängst ist ihre hörenswerte neusteCD erschienen, ganz Sergej Prokofjew ge-widmet.

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