Herzinfarkt, Vorhofflimmern, Herzmuskelschwäche: Sind Herz … · 2018-03-21 · Herzinfarkt,...

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Univ.-Prof. Dr. Burkert Pieske

Department of Internal Medicine and Cardiology

Charité University Medicine, Campus Virchow-Klinikum

and

Department of Internal Medicine and Cardiology,

German Heart Center Berlin, Germany

burkert.pieske@charite.de

https://kardio-cvk.charite.de

www.dhzb.de

Herzinfarkt, Vorhofflimmern, Herzmuskelschwäche:

Sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeidbar?

Seniorenuniversität Charité Audi Max 14.3.2017

Todesursachen in Deutschland

1.Herz-Kreislauf-Erkrankungen 54%

2.Lungen-Krankheiten 39%

3.Krebs 24%

4.Hirngefässerkrankungen 12%

Statistisches Bundesamt

Häufigste Todesursache: Koronare

Herzerkrankung, Tendenz aber abnehmend

Mamas MA et al., Eur J Heart Fail. 2017 Sep;19(9):1095-1104

2017: Herzinsuffizienz bösartiger als Krebs

70 Schläge / min

80 ml / Schlag

4000 Schläge / Stunde

100.000 / Tag

30-40 Mio / Jahr

Ca. 3 Milliarden / Leben

Das menschliche Herz

Wie Herzerkrankungen vermeiden?

1. Koronare Herzerkrankung und Herzinfarkt

2. Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche)

3. Vorhofflimmern

4. Vermeidung von Herzerkrankungen

Wie Herzerkrankungen vermeiden?

1. Koronare Herzerkrankung und Herzinfarkt

2. Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche)

3. Vorhofflimmern

4. Vermeidung von Herzerkrankungen

Das Herz und der Blutkreislauf

Herzkammern(„Ventrikel“)

Herz-Vorhöfe

Die Herzkranzgefässe versorgen den Herzmuskel

Herz-Hinterwandarterie („Rechte Kranzarterie“)

Herz-Vorderwandarterie („Linke Kranzarterie“)

Arteriosklerose („Gefässverkalkung“)

Chronischer, fortschreitender Prozess über viele Jahre (Plaquebildung

in der Gefässwand durch Fett- Einlagerung und Verkalkung)

Lipidreiche (Fettreiche) Plaque

Einriss der erkrankten Gefässinnenwand: Blutplättchen

(Thrombozyten) werden irrtümlich aktiviert: Blutgerinnsel

Gefürchtete Komplikation der Arteriosklerose !

Michael J. Davies. The Paul Dudley White Lecture.

AHA Jahrestagung 1995. Circulation 1996;94:2013-2020

Blutplättchen verklumpen: Gerinnsel

• Ein lebensbedrohlicher Notfall!

• 30% der Patienten sterben vor Einlieferung in

das Krankenhaus

• Bei Verdacht: Sofort den Notarzt rufen

Herzinfarkt (meist durch „Plaqueruptur“)

Symptome: Angina pectoris, Druck, Halsenge

• Schmerzen im Brustkorb (= Angina pectoris)

• Ausstrahlung in linken Arm, Unterkiefer, Rücken

• Druck, Atemnot

• Übelkeit, Erbrechen, Schwindel

Herzinfarkt – Beschwerden können variabel sein!

Abends beim Fernsehen Schmerzen im

Brustkorb

Ausstrahlung in den Unterkiefer, den

Bauch und den linken Arm

„Magentablette“ und frische Luft blieb

ohne Erfolg

Was tun??

Maximilian K,. 67 Jahre, Wedding

Bei Brustkorb-Schmerz oder Beschwerden länger

als 5-10 Minuten in Ruhe:

Notarzt - 112 - anrufen!

Beschwerden beim Herzinfarkt

Was macht der Notarzt? EKG!

Dauert 5 Minuten

Erlaubt Diagnose Herzinfarkt oder nicht

Unerlässlich, muss sofort gemacht werden!!

EKG Pat. M.K., 67 Jahre

ST-Strecken-Hebung in Ableitungen II, III, und aVF: Diagnose Hinterwandinfarkt

Herzinfarkt - Sofort-Behandlung

• Notarzt rufen!!

• Monitorüberwachung

• Sauerstoff, Schmerzmittel

• Plättchenhemmer (Aspirin, Clopidogrel...)

• Blutverdünnung (Heparin)

• Beta-Blocker

• Gefässerweiterung (Nitro)

• Gefässwiedereröffnung!!

Herzkatheter: Sofortige Gefässeröffnung

Von der Leiste aus, in lokaler

Betäubung, dauert ca. 20 MinutenW. Forssmann,

Selbstversuch 1927

Herzkatheter: Wie geht das heute?

Herzinfarkt: Eröffnung der Hinterwandarterie

Herr M. K. kam mit akutem Hinterwandinfarkt vom Notarzt in unsere Klinik am Campus Virchow – und zwar SOFORT in den Herzkatheter!

Im Herzkatheter haben wir die Hinterwandarterie wiedereröffnet und einen Stent eingesetzt. Nach 20 Minuten war Herr K. beschwerdefrei, der Infarkt behandelt.

Koronare Herzerkrankung: Ballondilatation der Stenose

Aufgeblasener „Ballon“-Katheter (12 Atü, 20 mm lang, 3 mm im Durchmesser)

Katheteransatz, über den der Ballon in den Kranzarterien von ausserhalbdes Körpers aufgeblasen wird („Dilatation)

Stents: Halten das Gefäss offen

Auf einem Ballon montierter Stent wird „expandiert“

Behandlungsziele nach einem Herzinfarkt

• Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit

• Verhinderung des Fortschreitens der Herzkranzgefäss-Erkrankung

• Vermeidung erneuter Herzinfarkte

• Verhinderung einer Herzinsuffizienz (“Herzschwäche”)

• Verhinderung von Herzrhythmusstörungen

Welche Medikamente nach Herzinfarkt - wofür?

Welche Medikamente und wofür?

• ASS

• Clopidogrel (Plavix®), Prasugrel (Efient®), Ticagrelor

(Brilique®)

Hemmung der durch die Blutplättchen (Thrombozyten)

verursachten Blutgerinnung

Sollen verhindern, dass implantierte Stents durch ein

Gerinnsel verschlossen werden und erneute Herzinfarkte

auftreten

Welche Medikamente und wofür?

Statin: Cholesterinsenker, Plaquestabilisierung

Betablocker: Blutdrucksenkung, Behandlung der

Herzschwäche, Reduktion des Sauerstoffbedarfs des Herzens

ACE-Hemmer (AT1-Blocker): Blutdrucksenkung, Stabilisierung

der KHK, Behandlung der Herzschwäche

Ggf. Spironolacton oder Eplerenon: Blutdrucksenkung,

Behandlung der Herzschwäche

Wie Herzerkrankungen vermeiden?

1. Koronare Herzerkrankung und Herzinfarkt

2. Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche)

3. Vorhofflimmern

4. Vermeidung von Herzerkrankungen

= Herzmuskelschwäche, z.B. nach Herzinfarkt

Das geschwächte Herz pumpt nicht

mehr genügen Blut durch den Körper

Sauerstoffmangel, Nährstoffmangel

Herzinsuffizienz

Herzinsuffizienz

Netter Atlas

Linksherzinsuffizienz: Kurzatmigkeit,

Leitungsschwäche

Rechtsherzinsuffizienz:Gewichtszunahme,

Wassereinlagerung, Ödeme

• Atemnot bei Belastung (oder Ruhe)

• Verminderte körperliche Leistungsfähigkeit

• Wasseransammlung (Ödeme)

• Zyanose (starke Sauerstoffausschöpfung)

• Herzstolpern, Herzrasen, Herzrhythmusstörung

Beschwerden bei Herzinsuffizienz

• Bluthochdruck, Diabetes

• Herzinfarkt

• Vorhofflimmern

• Herzmuskelentzündung

• Familiär, genetische Herzmuskelerkrankung

• Herzklappenfehler

Ursachen für Herzinsuffizienz

Herzultraschall zur Diagnose!!

Nach 1 Woche Nach 2 Jahren

Langzeit-EKG eines Patienten mit Herzinsuffizienz

Behandlung der Herzschwäche

Medikamente zur Herzentlastung!

• ACE-Hemmer/AT1-Blocker

• Beta-Blocker

• Spironolacton

• Sacubitril/Valsartan

• Ivabradin

• Diuretika

• Digitalis (nur noch selten)

Behandlung der Herzinsuffizienz

Wenn Medikamente nicht mehr reichen:

Spezielle Schrittmacher (CRT=Resynchronisation)

Defibrillator (ICD)

Kreislaufunterstützungssysteme, Herztransplantation

Behandlung der Herzinsuffizienz

Wie Herzerkrankungen vermeiden?

1. Koronare Herzerkrankung und Herzinfarkt

2. Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche)

3. Vorhofflimmern

4. Vermeidung von Herzerkrankungen

EKG: Sinusrhythmus und Vorhofflimmern

Häufigkeit von Vorhofflimmern

• 2-5% in der Bevölkerung

• 12% > 75 Jahre

• 30-50% bei Herzerkankungen

Millionen Menschen in Deutschland

leiden an Vorhofflimmern

Beschwerden bei Vorhofflimmern

• Herzstolpern

• Verminderte Leistungsfähigkeit

• Luftnot

• Angina pectoris

• Schwindel, Bewusstseinsverlust

• Embolie: Schlaganfall, „kaltes Bein“, Sehstörung

Vorhofflimmern – Thrombus im Vorhofohr

Transoesophageale Echokardiographie

(„Schluckecho“)

Schlaganfall bei Vorhofflimmern

CHADS2 criteria Score

Congestive heart failure 1

Hypertension 1

Age ≥75 yrs 1

Diabetes mellitus 1

Stroke/transient ischaemic attack

2

Gage BF et al. JAMA 2001;285:2864–70

Annual stroke rate (%)

CH

AD

S2

score

30

0

2

3

4

5

6

0 5 10 15 20 25

1

Abschätzung des Schlaganfallrisikos: CHADS2

Behandlung von Vorhofflimmern

1. Behandlung von Ursachen: Schilddrüsenüberfunktion?

2. Behandlung von Risikofaktoren: Bluthochdruck

3. Behandlung von Herzerkrankungen

Herzinsuffizienz, Klappenerkrankung..

4. Blutverdünnung (z.B. NOAK, Marcumar)

5. Kontrolle der Herzrhythmus (Betablocker, Antiarrhythmika)

Elektrische Kardioversion:

Katheterablation bei Vorhofflimmern

Saito et al.: JCE 2000

Zirkumferentielle RF-Ablation

ausserhalb der PV

- Viele Foci werden erfasst

- Längere Ablationsdauer

- Goldstandard

Wie Herzerkrankungen vermeiden?

1. Koronare Herzerkrankung und Herzinfarkt

2. Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche)

3. Vorhofflimmern

4. Vermeidung von Herzerkrankungen

80-90% der koronaren Herzkrankheiten sind auf den heutigen Lebensstil zurückzuführen:

•zu wenig Bewegung

•falsche Ernährung (zu viele Kalorien, zu viel Fett, zu viel Zucker)

•Rauchen

•Stress

Wir können Herzerkrankungen durch einen gesunden Lebensstil verhindern

Beeinflussbare Risikofaktoren

• Bewegungsmangel

• Übergewicht

• hoher Blutdruck

• Fettstoffwechselstörungen (Cholesterin)

• Diabetes

• Rauchen

• Stress

Basis jeder Vermeidung von Herzerkrankungen ist:

• Ein gesunder Lebensstil, z.B. regelmäßige Ausdauerbewegung, Mittelmeerküche

• Kontrolle der Risikofaktoren

Blutdruck

Ziel: unter 140/90mmHg

(besser unter 130/85mmHg)

LDL - Cholesterin

Was können Sie selber tun?

Ausgewogene Ernährung

Deutsche Herzstiftung

Wirkung der Mittelmeerküche

In Studien an insgesamt 570.000 gesundenMännern und Frauen zeigte sich, dass das Risikofür Herzerkrankungen umso niedriger war, je mehrsich die Menschen an die Mittelmeerküche hielten.

Wissenschaftlich nachgewiesen:Bei Patienten nach Herzinfarkt wird das Risiko für einen weiteren Infarkt um rund 50% verringert(Lyon Diet Heart Study).

Aus für das Rauchen

Rauchen ist ein Angriffauf die Herzkranzgefäße.Wer das Rauchen aufgibt, halbiert sein Herzinfarktrisiko.

Nutzen Sie z. B. das ProgrammRauchfrei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)oder Programme der Krankenkassen.

Deutsche Herzstiftung

Wenn Sie körperliche Ausdaueraktivitäten 5x pro Woche 30 Minutenkonsequent durchführen,werden Sie nach kurzerZeit bemerken, dass Sie sich leistungsfähiger und besser fühlen.

Bewegung: Nutzen Sie jede Gelegenheit!

Bewegung: Herztraining in Gruppen

Deutsche Herzstiftung

Alkohol ist erlaubt- allerdings nicht exzessiv -

Männer < 20g pro Tag (250ml Wein)

Frauen < 10 g pro Tag

Deutsche Herzstiftung

Salzaufnahme reduzieren

Möglichst nicht mehr als 5-6 g pro Tag

Deutsche Herzstiftung

Gewichtsabnahme

BMI < 25 kg/m2

Taillenumfang von

< 102 cm bei Männern und

< 88 cm bei Frauen

BMI: body mass index (Gewicht (KG) / Größe (m)2) Deutsche Herzstiftung

Den eigenen Umgang mit „Stress“ verbessern

Deutsche Herzstiftung

Gesunder Lebensstil:

• regelmäßige Ausdauerbewegung

• Mittelmeerküche

• Normalisierung des Gewichts

• Aus für das Rauchen

• kluger Umgang mit Stress

Die „Gene“ spielen allerdings auch eine Rolle

Was tun?

Sie leiden unter

Kurzatmigkeit, Leistungsschwäche?

Druckgefühl im Brustkorb, Angina?

Herzrhythmusstörungen?

Rufen Sie uns an oder schreiben Sie

uns! Damit wir Ihnen helfen können

Klinik für innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie,

Charité Campus Virchow Klinikum

Prof. Dr. Burkert PieskeDirektor der Klinik

Privatambulanz: 030-450653703

Chefsekretariat: 030-450653702

Email: kardio-sekretariat@charite.de

Homepage: www.kardio-cvk.charite.de

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