Heymann Steinthal: Die Dreiheit der Centra. Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust2 29....

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Heymann Steinthal: Die Dreiheit der Centra

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

229. Juli 2007

Gliederung (I)

1. Zur Biographie

2. Einflussfaktoren

3. Steinthals Rolle in der zeitgenössischen Diskussion

4. Die gewöhnliche Denktätigkeit

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

329. Juli 2007

Gliederung (II)

5. „Schwingende“ Bilder im Bewusstsein

6. Pathologie und Physiologie des Leibes und der Seele

7. Die Dreiheit der Centra

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

429. Juli 2007

Gliederung

1. Zur Biographie2. Einflussfaktoren3. Steinthals Rolle in der zeitgenössischen

Diskussion4. Die gewöhnliche Denktätigkeit5. „Schwingende“ Bilder im Bewusstsein6. Pathologie und Physiologie des Leibes und der

Seele7. Die Dreiheit der Centra

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

529. Juli 2007

Zur Biographie (I)

Geboren am 16. Mai 1823 in Gröbzig (Anhalt).

Gestorben am 14. März 1899 in Berlin.

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

629. Juli 2007

Zur Biographie (II)

Steinthal studierte allgemeine und besondere Sprachwissenschaft in Berlin.

Interesse an anderen Disziplinen wie Logik, Metaphysik, Philosophiegeschichte, Psychologie und Botanik.

24. November 1849: Habilitation in Berlin „mit einer Arbeit über ‚die Sprachwissenschaft Wilhelms von Humboldt und die Hegelsche Philosophie’“ (BUMANN 1972: VII).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

729. Juli 2007

Gliederung

1. Zur Biographie2. Einflussfaktoren3. Steinthals Rolle in der zeitgenössischen

Diskussion4. Die gewöhnliche Denktätigkeit5. „Schwingende“ Bilder im Bewusstsein6. Pathologie und Physiologie des Leibes und der

Seele7. Die Dreiheit der Centra

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

829. Juli 2007

Einflussfaktoren (I)

Wilhelm von Humboldt Sprache ist nicht ergon sondern energeia, sie sei zudem „das bildende Organ des Gedanken“, und jedes Element der Sprache ist Teil eines Ganzen

(vgl. ebd.: IX). Steinthal befürwortete Humboldts Nutzbarmachung

von Empirie und Theorie, fand jedoch, dass beide Erkenntniszugänge bei Humboldt einander zu unverbunden gegenüber stünden (vgl. ebd.: VII).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

929. Juli 2007

Einflussfaktoren (II)

Johann Friedrich Herbart Steinthal sieht es als den Verdienst von Herbart an,

„die Psychologie zu einer empirischen Wissenschaft erhoben zu haben und sie von der Metaphysik frei gemacht zu haben“ (ebd.: XI).

Georg Wilhelm Friedrich Hegel Steinthal hält die Entwicklung des Geistes ebenfalls

für frei, nähert sich dem Phänomen jedoch nicht metaphysisch, sondern empirisch-psychologisch (vgl. ebd.: X).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

1029. Juli 2007

Gliederung

1. Zur Biographie2. Einflussfaktoren3. Steinthals Rolle in der zeitgenössischen

Diskussion4. Die gewöhnliche Denktätigkeit5. „Schwingende“ Bilder im Bewusstsein6. Pathologie und Physiologie des Leibes und der

Seele7. Die Dreiheit der Centra

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

1129. Juli 2007

Steinthals Rolle in der zeitgenössischen Diskussion (I) Broca (1824-1880) und Wernicke (1843-1905) sind

faktisch Zeitgenossen von Steinthal. Im Gegensatz zu jenen (und anderen) erörtert er jedoch explizit vor dem Hintergrund der Sprachwissenschaft (u. Psychologie).

Steinthal schaltet sich ein in die Diskussion, glaubt selbst an drei „Centren“ im Gehirn, die für die Sprachfähigkeit insgesamt zuständig sind, stellt allerdings sowohl Ort als auch Funktion des psychischen „Centrums“ in Frage (vgl. Steinthal 1972: 463).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

1229. Juli 2007

Steinthals Rolle in der zeitgenössischen Diskussion (II) Steinthal versteht Sprechen als geistige Tätigkeit, auch

deswegen hängt für ihn das Sprachvermögen in vielerlei Hinsicht von anderen psychischen Funktionen ab (vgl. Steinthal 1874a: 131).

Steinthal kritisiert, dass durch eine Reizung, die eine Analogie zwischen einer motorischen Bewegung der Extremitäten (Dr. Hitzig) und der physischen Sprachwerkzeuge, keinen Rückschluss auf ein (psychisches) Sprachzentrum zulässt. Zumal es Anregungen auf mehr als einem Weg gibt (vgl. Steinthal 1874b).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

1329. Juli 2007

Gliederung

1. Zur Biographie2. Einflussfaktoren3. Steinthals Rolle in der zeitgenössischen

Diskussion4. Die gewöhnliche Denktätigkeit5. „Schwingende“ Bilder im Bewusstsein6. Pathologie und Physiologie des Leibes und der

Seele7. Die Dreiheit der Centra

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

1429. Juli 2007

Die gewöhnliche Denktätigkeit

Wahrnehmen und Beobachten Denken Bewusstsein Weitere Begriffe

ApperzeptionAssoziationAccidenz- und Substanzvorstellung

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

1529. Juli 2007

Denken

Wir besitzen demnach individuelle und discursive Anschauungen und haben diese, indem wir sie durch hinzugedachte Kräfte erklärten, zu Begriffen entwickelt. Diese Bearbeitung der Anschauungen nennen wir Denken“ (Steinthal 1972: 451f.)

„Die geistige Action, das Denken vollzieht sich nicht im Bewusstsein, sondern wird nur von hier aus geleitet und findet hier ihr Abbild in Bewegungen der Vorstellungen“ (ebd.: 452).

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1629. Juli 2007

Bewusstsein

„Das Bewusstsein ist wesentlich Vermittlung: hier wird das Äußere vom Innern aufgenommen, und hier begegnet Inneres noch Tieferem, um von ihm angeeignet zu werden“ (ebd.).

„Indessen das Bewusstsein ist eng“ (ebd.).

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1729. Juli 2007

Weitere Begriffe

Apperzeption Assoziation Acczidenz- und Substanzvorstellung

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

1829. Juli 2007

Gliederung

1. Zur Biographie2. Einflussfaktoren3. Steinthals Rolle in der zeitgenössischen

Diskussion4. Die gewöhnliche Denktätigkeit5. „Schwingende“ Bilder im Bewusstsein6. Pathologie und Physiologie des Leibes und der

Seele7. Die Dreiheit der Centra

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

1929. Juli 2007

„Schwingende“ Bilder im Bewusstsein (I) Zur Schrift: “Wir schreiben die Buchstaben, ohne

uns zuvor ihr Bild innerlich vorzuführen; diese Bilder wirken vielmehr nur schwingend. [...] Unser Bewusstsein ist sehr eng“ (ebd.: 462).

„Bewusst wird das schwingende Bild nur durch die Ausführung und mit derselben; aber schon das schwingende Bild hat ausführende Kraft, [...] in höherem Grade als das bewusste Bild“ (ebd.).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

2029. Juli 2007

„Schwingende“ Bilder im Bewusstsein (II) Zum Sprechen: “Das innere Lautbild,

welches dem gesprochenen Worte vorangeht, ist […] zunächst nur schwingend und wird erst durch die Aussprache und zugleich mit ihr bewusst“ (ebd.: 474).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

2129. Juli 2007

Gliederung

1. Zur Biographie2. Einflussfaktoren3. Steinthals Rolle in der zeitgenössischen

Diskussion4. Die gewöhnliche Denktätigkeit5. „Schwingende“ Bilder im Bewusstsein6. Pathologie und Physiologie des Leibes und

der Seele7. Die Dreiheit der Centra

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

2229. Juli 2007

Stammeln

„Das Stammeln ist das Unvermögen, gewisse einzelne Laute hervorzubringen, beruhend auf einem anatomischen Fehler entweder in den Sprech-Organen, oder im Gehirn“ (ebd.: 454)

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2329. Juli 2007

Stottern

„Das Stottern dagegen ist eine nur augenblicklich unter der Einwirkung gewisser Seelenzustände eintretende Störung beim Sprechen“ (ebd.).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

2429. Juli 2007

Anarthrie

Ist „die dauernde Unfähigkeit, Wörter auszusprechen, die der Kranke doch so klar im Bewusstsein hat, dass er sie zu schreiben vermag“ (ebd.).

„Bei dieser Krankheit sind die Sprech-Organe unverletzt; aber entweder ist das motorische Centrum der Sprache […] verletzt oder bedrückt; oder die Leitung zwischen diesem motorischen und dem psychischen Centrum der Sprache ist gehemmt“ (ebd.: 454f.)

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

2529. Juli 2007

Aphasie

„Unter Aphasie versteht man die ohne irgendwelche Beeinträchtigung der Articulations-Mechanik in Folge einer Störung der Function des psychischen Centrums der Sprache eingetretene Hemmung oder Aufhebung der innern Wortbildung, so dass hier für vorhandene Vorstellungen entweder gar keine oder verkehrte Wortlaute gefunden, diese aber übrigens ohne Anstoß und ohne irgend welche äußere Schwierigkeit ausgesprochen werden“ (ebd.: 455).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

2629. Juli 2007

Apraxie

Bei der Apraxie ist „nicht die Bewegung der Glieder an sich […] gehemmt, sondern die Beziehung der Bewegungen auf den zu behandelnden Gegenstand, die Beziehung des Mechanismus auf den Zweck ist gestört“ (ebd.: 458).

„Diese Apraxie ist eine offenbare Steigerung der Aphasie“ (ebd.).

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2729. Juli 2007

Asemie

Steinthal differenziert die Asemie im Gegensatz zur Apraxie, nämlich nach der anderen „Richtung erweitert sich die Aphasie zum allgemeinen Mangel an Erkenntniss von Zeichen, Asemie“ (ebd.)

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

2829. Juli 2007

Agraphie

Ist mit dem Verlust der Schrift gleichzusetzen. In der Begründung ist Steinthal selbst

unschlüssig, „ob die Agraphie immer darauf beruht, dass die innere Reproduction des Buchstaben-Bildes nicht gelingen will (analog der Aphasie); oder ob es auch vorkommen kann, dass (wie bei der Anarthrie) das innere Bild vorhanden ist, dieses aber keine motorische Macht hat und die Hand […] nicht lenken kann“ (ebd.: 461f.).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

2929. Juli 2007

Akataphasie

„Akataphasie gr. kata-phasis Hinter-einander-Sprache, 1. Unvermögen, richtig hintereinanderweg zu sprechen, syntaktisch richtige Sätze zu bilden, bei Aphasie, normal bei Kindern im Spielalter, oft andauernd bei Idiotie und Imbezillität. 2. Entgleisungen der sprachlichen Gedankenprägung, so daß entweder eine der beabsichtigten nur ähnlich klingenden Wendung, oder etwas ganz anderes gesagt wird, bei Dementia praecox, organische Erkrankung des Sprachzentrums usw.“ (Dornblüth, Klinisches Wörterbuch v. 1927: http://www.textlog.de/11033.html).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

3029. Juli 2007

Gliederung

1. Zur Biographie2. Einflussfaktoren3. Die zeitgenössische Diskussion4. Die gewöhnliche Denktätigkeit5. „Schwingende“ Bilder im Bewusstsein6. Pathologie und Physiologie des Leibes und der

Seele7. Die Dreiheit der Centra

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

3129. Juli 2007

Die Dreiheit der Centra

Die Dreiheit der Rede Die Dreiheit der sprachlichen Zentren Problematik der Bestimmung eines

psychischen Zentrums

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

3229. Juli 2007

Die Dreiheit der Rede

„Um alles dies klar aufzufassen, müssen wir drei Momente, welche beim Sprechen mitwirken, sicher unterscheiden: die organische Mechanik, die psychische Mechanik, der auszusprechende, d.h. vorzustellende Anschauungs- oder Begriffs-Inhalt“ (ebd.: 482).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

3329. Juli 2007

Die Dreiheit der Zentren

„Die Ärzte […] sind […] zu dem Ergebnisse gelangt, dass die Function des Sprechens, abgesehen von dem allgemeinen Centrum der Intelligenz, noch durch zwei andre, von einander gesonderte Centra regiert […]“ (ebd.: 463) wird.

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

3429. Juli 2007

Problematik der Bestimmung eines psychischen Zentrums (I) Das „Centralorgan“:

Bestehend aus weißer (vermutlich leitender) und grauer (psychisch fungierender) Substanz.

Sitz eines symbolischen Zentrums?

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

3529. Juli 2007

Problematik der Bestimmung eines psychischen Zentrums (II) Gegenargumente:

Symbolische und praktische Tat sind nicht trennbar.

Symbolik ist psychische Tat.

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

3629. Juli 2007

Problematik der Bestimmung eines psychischen Zentrums (III) Fazit:

Bestimmung eines psychischen Zentrums nur möglich, wenn weniger die Physiologie des Gehirns, als viel mehr die Erscheinungsbilder psychischer Krankheiten erforscht werden (vgl. ebd.: 473).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

3729. Juli 2007

„Gesundheit beruht darauf, dass der organische Mechanismus, während er ganz nach eigener Mechanik wirkt, doch nur ausführt, wozu ihn der psychische Sprachmechanismus treibt, und dieser wiederum, der ebenfalls seine eigene Mechanik und seinen eigenen Zweck hat, mit beiden sich nur so bewegt, wie der geistige Inhalt es fordert“ (ebd.: 487).

Alexander Frohn, Christian Syrbe u. Alexander Trust

3829. Juli 2007

Literatur

Waltraud Bumann, Einführung. In: Steinthal, Heymann, Abriss der Sprachwissenschaft. Erster Band: Einleitung in die Psychologie und Sprachwissenschaft, Hildesheim u. New York = Olms 1972, V-XVIII.

Heymann Steinthal, Abriss der Sprachwissenschaft. Erster Band: Einleitung in die Psychologie und Sprachwissenschaft, Hildesheim u. New York = Olms 1972.

Heymann Steinthal, Kommentar in einer Diskussion über Aphasie. In: Zeitschrift für Ethnologie 6, 1874a, Beilage: Verhandlungen der BGAEU, 131-134 und 138-140.

Heymann Steinthal, Kommentar in der Diskussion über Localisation psychischer Zentren in der Hirnrinde. In: Zeitschrift für Ethnologie 6, 1874b, Beilage: Verhandlungen der BGAEU, 47-50.

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