Historische Grammatik Grammatik, die den Bau von Wort, Wortgruppe und Satz einer Sprache in seiner...

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Historische Grammatik

„Grammatik, die den Bau von Wort, Wortgruppe und Satz einer Sprache in seiner historischen Veränderung vergleichend untersucht, indem sie einerseits die Weiterentwicklung des grammatischen Baus von einem durch die Überlieferung gegebene Ausgangspunkt verfolgt, andererseits bemüht ist, die Entstehung des gegenwärtigen Sprachzustandes und u. U. angelegte Entwicklungs-tendenzen zu erhellen.“ (LEWANDOWSKI 1996: S. 404)

Fragestellungen zu Beginn

• Ist es möglich, mit einem Corpus (z.B. Corpus del español) den Ursprung eines Wortes herauszubekommen (oder umgekehrt mit dem Ursprungswort die gegenwärtige Wortform)?

• Lässt sich der jeweilige Sprachzustand innerhalb einer Zeitepoche ermitteln (jeweilige Wortformen)?

• Inwieweit kann man ein Corpus einsetzen, um Sprachent-wicklungen (Sprachwandel) untersuchen zu können?

Abstammung der romanischen Sprachen

• Latein gilt als Vorreiter aller romanischen Sprachen

• Die romanischen Sprachen stammen von einer nicht-literarischen Form des Lateins ab, dem sogenannten Vulgärlatein

• Klassisches Latein: Geschriebene und ungesprochene Form

• Vulgärlatein: Fast das ganze restliche Spektrum

Phonologische Entwicklungen

Die gegenseitige Assimilation

• Zwei benachbarte Phoneme ändern sich in einem oder mehreren ihrer Eigenarten und verschmelzen in eine Aussprache, die rein physiologisch zwischen den beiden ursprünglichen Phonemen steht.

• Der lateinische Diphtong /au/ -der labiovelare Gleitlaut folgt dabei dem offenen Vokal /a/- wird in vielen romanischen Sprachen als /o/ ersetzt: CAUSA > cosa, TAURUS > toro

Phonologische Entwicklungen

• Metathesis: Die Umordnung von Phonemen

PRAESĒPE > pesebre Frühes ASp. parabla > palabra (Wort) Frühes ASp. periglo > peligro (Gefahr)

Morphosyntaktische Entwicklungen: Das Substantiv

Maskuline und feminine Substantive auf /e/ oder einem Konsonanten: 

• Umwandlung von Substantiven in eine Kategorie mit klarer Geschlechterkennzeichnung (-a und –o Klasse). Feminine Formen mit einer ursprünglichen –or, -es, é oder ón Endung, endeten in der späteren Altspanisch-Periode auf –ore, -esa, -a, -ona

• AMITĒS > ASp. andes > NSp. andas (Traggestell)• ĪNFĀNTE fem. > frühes ASp. la infante („Tochter einer adeligen

Familie“) >infanta (Prinzessin, Mädchen)

Morphosyntaktische Entwicklungen: Das Adverb

Die adverbiale Funktion kennzeichnete man im Altspanischen häufig mit der Endung /s/

• FORAS > fueras > fuera (draußen, hinaus!, außerhalb)• ANTE > antes (vorher, früher, zuerst)• IN TUNC > ASp. entonz > NSp. entonces (damals, dann)

Weitere Adverbien• HĀC HŌRĀ > ASp. agora > NSp. ahora (jetzt, nun)

Morphosyntaktische Entwicklungen

Perfekt des Konditional von cantar (singen)• HABĒRE HABĒBAM CANTĀTUM > ASp. avría cantado >

NSp. habría cantado 

Plusquamperfekt von cantar (singen)• Klassisches Latein: CANTĀVERAM • Gesprochenes Latein: HABUĪ / HABĒBAM CANTĀTUM

• Altspanisch: ove / avía cantado

• Neuspanisch: había cantado

Morphosyntaktische Entwicklungen

Die Präposition:• POST > ASp. empués, empós > NSp. después (de) (nacher, hinter) desde (seit, ab,von) detrás (de)(hinter, hinten) tras (nach, hinter,außer) Die Konjunktion:• VL DUM INTERIM > ASp. domientre > NSp. mientras

(während)

Lexikalische Entwicklungen

Wortformationen : 

Mit Präfixen: 

• INTER- > entre-, z.B. entreabrir (halb öffnen)

• Aber auch direkte Entlehnungen aus dem Latein: interrumpir (unterbrechen, stören, abbrechen), interferir (sich einmischen)

Lexikalische Entwicklungen

 

Mit Suffixen:

Basis Ursprung NSp. (ASp.) Beispiel 

Substantiv -ĀCEU -azo vistazo (Blick)

 

Adjektiv -ITIE -ez vejez (Alter)

 

Verb -MENTU -mento < -miento pulimento (Politur)

Semantische Entwicklungen

• Semantische Entlehnungen haben zweifelsfrei zwischen dem Spanischen und anderen Sprachen, mit denen die Sprache in Kontakt war, stattgefunden.  

• Hidalgo (Edelmann; adelig) < ASp. fijodalgo (literarisch: “Sohn des Reichtums”), Imitation der arabischen Ausdrücke mit ibn „Sohn von“ (z.B. ibn ad-dunyā „Sohn des Reichtums, reicher Mann“)

Semantische Entwicklungen

Wandel des emotionalen Untertons

Positiv:

• CABALLU (Arbeitspferd, Gaul) > caballo (Pferd)

Negativ:

• SIMPLU (einfach) > simple (einfach, einfältig)

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