IM BLICK ARZT UND PRAXISTEAM Routinedaten fürs … · Die Workshops haben auch zum Ziel, ... Keine...

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Pro Dialog Freitag/Samstag, 19./20. Mai 2017 Nr. 54-95D6

IM BLICK » ARZT UND PRAXISTEAM Eine Serie in Kooperation von ÄrzteZeitung und AOK-Bundesverband

„Alkohol? Weniger ist besser“ - so lautet das Mot-to der diesjährigen „Aktionswoche Alkohol“, dievon der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragene.V. (DHS) organisiert wird. Auch die AOK PLUSengagiert sich gegen den Alkoholmissbrauch.„Aus Kostengründen und sozialer Verantwor-tung“, sagt Pressesprecherin Hannelore Strobel.2016 haben sich über 3800 Versicherte der AOKPLUS zu Entgiftung und Entzug in stationäre Be-handlung begeben. 2017 plant die Gesundheits-kasse in Sachsen ein Projekt zur Verbindung vonberuflicher Suchthilfe und Suchtselbsthilfe sowiein Thüringen das Projekt „Jüngere Suchtkrankefür die Suchtselbsthilfe gewinnen“. (eb)

AOK PLUS sagt dem Alkoholden Kampf an

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Um 31 Prozent gingen von 2010 bis 2016 die Anti-biotikaverordnungsraten bei Kindern und Ju-gendlichen bis 16 Jahre in Berlin, Brandenburgund Mecklenburg-Vorpommern zurück. Das be-legten aktuelle Forschungsergebnisse, so der Ge-schäftsführer des Gesundheitswissenschaftli-chen Instituts Nordost (GeWINO) der AOKNordost Prof. Thomas P. Zahn. Das GeWINO un-tersuchte die Entwicklung für den ersten Kinder-report der AOK Nordost, der in Kürze erscheinensoll. Der stark rückläufige Trend zeigte sich in al-len Altersgruppen und für beide Geschlechter,wobei Mädchen insgesamt einen etwas höherenAntibiotika-Verbrauch aufwiesen. (eb)

Antibiotikaverordnungen beiKindern sinken deutlich

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Welche Medikamente verordnen Ärzte amhäufigsten? Und wie hoch liegen die Netto-kosten je Tagesdosis? Antworten auf dieseund weitere Fragen soll seit Ende April einneues Online-Analysetool des Wissenschaft-lichen Instituts der AOK (WIdO) geben. Der

„PharMaAnalyst“ wertet die verordnungs- undumsatzstärksten Arzneimittel eines Jahres inner-halb der GKV nach verschiedenen Kriterien aus.Derzeit stehen die Daten von 3000 Arzneimittelndes Jahres 2015 zur Verfügung. (eb)

Der Weg zum Analysetool:http://arzneimittel.wido.de/PharMaAnalyst/?0

AOK-T

ICKER

Neues WIdO-Programmwertet Arzneimitteldaten aus Lesen Sie am 2. Juni, wie es um die

Qualitätstransparenz, die Patienten-sicherheit, das QM und qualitätsori-entierte Vergütung bestellt ist. Da-rum geht es beim Kongress „Quali-tät im Krankenhaus“ von SIQ! undAOK-Bundesverband. Bei „AOK imDialog“ wird zudem über Mindest-mengen im Krankenhaus diskutiert.

Kontakt: Haben Sie Fragenoder Anregungen an die AOKoder Themenwünsche für dieseSeite? Dann schreiben Sie unseine E-Mail an: prodialog@bv.aok.de.

▼Die Praxis-Serie

BERLIN. 25 Arztnetze arbeiten inzwi-schen zusammen mit den AOKs Bay-ern, Nordost, PLUS und Rhein-land/Hamburg mit „Qualität in Arzt-netzen – Transparenz mit Routineda-ten“, kurz QuATRo. Über 100 000Versicherte profitieren davon. Seitdiesem Jahr setzt die AOK PLUS dieQualitätsmessung auf der Basis vonQuATRo zudem in der hausarztzent-rierten Versorgung (HzV) in Thürin-gen ein, an der über 160 000 Versi-cherte teilnehmen. Rund 1400 Haus-ärzte und 640 Fachärzte engagierensich in dem Projekt mit dem Ziel,standardisierte Qualitätsberichte zurMessung der Qualität in der ambulan-ten Versorgung zu etablieren. AbHerbst sollen zwei weitere Netze ausHessen dazu kommen.

„Die AOK setzt auf Arztnetze, umgemeinsam praktische Erfahrungenin Bezug auf ambulante Qualitäts-arbeit zu sammeln“, erläuterte Elisa-beth Fichtel aus dem Bereich Versor-gungsmanagement der AOK Nordost.„Durch die regelmäßigen Gesprächeentsteht eine hohe Verbindlichkeit,zur Verbesserung der Versorgungs-qualität an einem Strang zu ziehen“,hob sie beim vierten jährlichen Work-shop im Mai hervor. Die Workshopshaben auch zum Ziel, die Qualitäts-indikatoren und das QuATRo-Feed-backverfahren weiterzuentwickeln.

Keine zusätzliche Doku in der Praxis

Ein Arzt, der von Anfang an dabei ist,ist der Berliner AllgemeinmedizinerLudwig Schaffner-Kubicki, Vor-standsvorsitzender des PraxisnetzesNeukölln-Tempelhof e.V. Der über-wiegende Teil seiner Patienten leidetan chronischen Erkrankungen, allein120 sind Diabetiker, die in Disease-Management-Programme einge-schrieben sind. Er sieht den Vorteildes QuATRo-Projekts vor allem in dergegenseitigen Unterstützung. „Quali-tätskriterien zu finden, ist in der Me-dizin ohnehin nicht leicht. Das Daten-material zusammenzustellen und aus-

zuwerten ist allein und in der einzel-nen Praxis nicht zu schaffen“, sagt er.„So müssen bei der Auswertung ganzunterschiedliche Faktoren, zum Bei-spiel die Altersstruktur der Patienten,berücksichtigt werden.“

Hier greift das AOK-Projekt QuA-TRo. Dessen Auswertungen basierenauf sogenannten Routinedaten, die zuAbrechnungszwecken erhoben wer-den und den Kassen ohnehin vorlie-gen. Daher müssen Ärzte nichts zu-sätzlich dokumentieren. Im Mittel-punkt steht der Patient. QuATRo ana-lysiert, ob er die Leistungen oder Arz-neimittel erhält, die medizinischeLeitlinien empfehlen. Was zählt, sinddie Leistungen, die beim Patientenankommen, unabhängig davon, wel-cher Arzt diese Leistungen veranlasst.Dadurch wird der Arzt in seiner Rolleals Koordinator unterstützt.

40 Indikatoren stehen bereit

Inzwischen werden im Projekt 40 Qua-litätsindikatoren berechnet, die ausdem Qualitätsindikatorensystem fürdie ambulante Versorgung (QiSA)stammen. Dieses System ist in mehr-jähriger Zusammenarbeit zwischendem AOK-Bundesverband und dem In-stitut für angewandte Qualitätsförde-rung und Forschung im Gesundheits-wesen (AQUA) entstanden. Die Indika-toren sind wissenschaftlich fundiert,wodurch die Qualitätsmessungen einehohe Akzeptanz erfahren. Schließlichwird die Auswahl praktisch relevanterIndikatoren, deren Modifikation sowiedie Weiterentwicklung des Feedback-systems eng zwischen Netzmanagernund AOK abgestimmt. Ein Beispiel da-

für ist die Analyse der Verordnungs-zahlen potenziell inadäquater Medika-mente für ältere Patienten (PRI-SCUS-Liste).

Die datengestützte Analyse ermög-licht es, Optimierungspotenzial zufinden, das den Teilnehmern systema-tisch zurückgemeldet wird. Seit etwaeinem Jahr sind die Qualitätsverglei-che auch für einzelne Ärzte innerhalbeines Netzes möglich. Dafür könnendie Netzmanager auf ein Software-Tool zurückgreifen, das vom AOK-Bundesverband entwickelt wurde.Mit dem Tool können die teilnehmen-den Netze ohne großen Aufwand Qua-litätsberichte für einzelne Praxen ge-nerieren und Indikatoren auswählen,die für die jeweilige Praxis interessantsind. Die Berichte können dann zumBeispiel für die netzinterne Qualitäts-zirkelarbeit genutzt werden. FürSchaffner-Kubicki ist das ein wichti-ger Punkt. „Mit QuATRo können wirQualitätsmessung auch in der einzel-nen Praxis üben. Und erkennen zumBeispiel, dass die Praxis gute Arbeitleistet, wenn sie 70 Prozent ihrer Dia-betiker in einem guten Bereich hat.“

Auch Dr. Ekkehard Bronner findetdie Idee, ohnehin vorhandenes und gu-tes Datenmaterial für die Qualitäts-messung zu nutzen, bestechend. Seineinternistische Hausarztpraxis liegt imidyllischen Berliner Norden, er gehörtdem Vorstand des Praxisnetzes Reini-ckendorf an. Zwei Drittel seiner meistälteren Patienten sind Chroniker. Ei-nen wichtigen Vorteil des Austauschsmit Kollegen durch QuATRo sieht eretwa in den Denkanstößen, die die Dis-kussionen darüber immer wieder bie-

ten. „So können wir einander gegensei-tig unterstützen und helfen.“ Auch tra-gen die regelmäßigen Audits nach sei-ner Erfahrung zu besseren Arbeitsab-läufen in der Praxis bei. „Für mich hates sich gelohnt, Qualität in die Abläufezu bringen“, so Bronner. Ihm, seinerPraxis und den Patienten kam dabeizugute, dass sich eine Mitarbeiteringerne mit dem Thema Qualität be-schäftigt und das Vorgehen in be-stimmten – meist technischen – Berei-chen vereinheitlicht werden konnte.

Patientenbindung wird gestärkt

Die Praxisnetze Reinickendorf undNeukölln-Tempelhof gehören zur Ar-beitsgemeinschaft Berliner Arztnetze(AGBAN), das ist ein Zusammen-schluss von bislang sechs BerlinerNetzen. Mindestens zweimal jährlichdiskutieren die Beteiligten aus diesenNetzen ausgesuchte QuATRo-The-men und entwickeln dabei auchHandlungsempfehlungen, erläutertDr. med. Jürgen Oldenburg, Sprecherder AGBAN und Geschäftsführer derDeltaMed Nord GmbH & Co. KG. „DasThema Ergebnisqualität kommt lang-sam bei den Patienten an“, sagt Ol-denburg. Und: „Ärzten, die sich aufdieser freiwilligen Basis um Transpa-renz der eigenen Leistungsqualitätbemühen, kann das gar nicht hoch ge-nug angerechnet werden.“ Oldenburg:„Die gute Akzeptanz bei den Praxenliegt auch darin begründet, dass diePraxen handfeste Tipps erhalten, diebeispielsweise eine stärkere Patien-tenbindung erzeugen, die Effizienzder Abläufe verbessern oder dem Pra-xisinhaber mehr Sicherheit geben.“

Ob bei der Arzneitherapie-sicherheit oder der Koor-dination der Versorgung:Ärzte, die wissen möchten,wo sie hier stehen, könnensich im Projekt QuATRoeinen Überblick über dieQualität ihrer eigenen Ar-beit verschaffen. Bei einemWorkshop in Berlin tausch-ten sich Ärzte und Netz-manager über ihre Erfah-rungen mit dem Projekt aus.

Routinedaten fürs eigene QM nutzen

VON TAINA EBERT-RALL

Diskutieren die Qualitätsergebnisse (v.l.): Dr. Ekkehard Bronner (Praxisnetz Reinickendorf ), Dr. Jürgen Oldenburg (AGBAN),Ludwig Schaffner-Kubicki (Praxisnetz Neukölln-Tempelhof ) und Elisabeth Fichtel (AOK Nordost). © SCHALLER / AOK BUNDESVERBAND

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QuATRo

Rund 1400 Hausärzte und 640Fachärzte engagieren sich be-reits im Projekt „Qualität in Arzt-netzen – Transparenz mit Routi-nedaten“ (QuATRo).

An dem Projekt sind die AOKsBayern, Nordost, PLUS undRheinland/Hamburg beteiligt.

Seit diesem Jahr setzt die AOKPLUS die Qualitätsmessung aufder Basis von QuATRo zudemin der hausarztzentriertenVersorgung (HzV) in Thüringenein, an der über 160 000 Ver-sicherte teilnehmen.

Die methodische Grundlagefür die Datenanalyse liefertdas Qualitätsindikatorensystemfür die ambulante Versorgung(QiSA).

Weitere Informationen zu QuATROund QISA unter www.qisa.de(> QISA in der Praxis)

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