View
216
Download
0
Category
Preview:
Citation preview
Der Minister
Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen
Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales Nordrhein-Westfalen, 40190 Düsseldorf
An die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen Frau Carina Gödecke MdL
Düsseldorf
für den Integrationsausschuss
dialog forum islam (dfi)
NOFlC,FlHEiN·VVESTFALEN 'j 6. VJ/J:"HLPEFilCrDE
Protokoll des dfi-Plenums vom 23. November 2015
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,
der Integrationsausschuss hatte darum gebeten, dass ihm die Protokolle
der dfi-Plenumssitzungen zur Verfügung gestellt werden. Diesem
Wunsch komme ich gerne nach und übersende in der Anlage das
Protokoll zum dfi-Plenum "Jugendhilfe", das auf der letzten Plenums
sitzung am 18. April 2016 verabschiedet wurde.
Ich bitte Sie, die beigefügten Kopien an die Mitglieder des Ausschusses
weiterleiten zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen
1 Anlage (60-fach)
Datum3t{ .• Mai 2016
Seite 1 von 1
Aktenzeichen IV B 2
bei Antwort bitte angeben
RD'in Waletzki
Telefon 0211 855-3608
Telefax 0211 855-
stepha n ie. waletzki
@mais.nrw.de
Dienstgebäude und
Lieferanschrift:
Fürstenwall 25,
40219 Düsseldorf
Telefon 0211 855-5
Telefax 0211 855-3683
poststelle@mais.nrw.de
www.mais.nrw
Öffentliche Verkehrsmittel:
Rheinbahn Linie 709
Haltestelle: Stadttor
Rheinbahn Linien 708, 732
Haltestelle: Polizeipräsidium
Leitung:
PROTOKOLL
der 5. Plenumssitzung des "dialog forum islam" (dfi)
in Nordrhein-Westfalen am
23. November 2015
Thema: Jugendhilfe
Rainer Schmeltzer, Minister für Arbeit,
Integration und Soziales des Landes
Nordrhein-Westfalen
1
dialog forum islam
10:00 -10:20 Uhr
10:20 -10:50 Uhr
10:50 -11 :30 Uhr
11 :30 - 11 :45 Uhr
11 :45 -12:30 Uhr
Mini$terium· für Arbeit. II)te.gration und Sozißles
2
des IJIndes Nordrhefn·~.,ei1
dialog forum islam
23. November 2015
Plenum "Jugendhilfe"
Tagesordnung
Begrüßung durch Herrn Minister
Schmeltzer
Kurze Vorstellungsrunde
Abstimmung Protokoll des Plenums vom
11.06.2015
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Bundes- und Landesgesetzgebung -
Verfahrensstand in NRW
(Manfred Walhorn, MFKJKS)
Diskussion und Austausch im Plenum zu
Erfahrungen und Unterstützungs
möglichkeiten
Informationen zur Flüchtlingspolitik
(Minister Schmeltzer, MAIS)
Mittagspause / Imbiss
3
12:30 - 12:50 Uhr Betriebserlaubnisverfahren für
Jugendhilfeeinrichtungen gemäß §§45 ff
SGB VIII
(Stephan Palm, L VR - Landesjugendamt)
12:50 -13:20 Uhr Vorstellung der Evim Kinder- und
Jugendhilfeeinrichtung e. V.
(Dr. Turan Devrim - Vorsitzender, Emin
Özel- Vorstand)
13:20 -13:45 Uhr Diskussion und Austausch im Plenum
13:45 -14:05 Uhr Pflegekinderwesen - rechtliche
Voraussetzungen
(Martin Lengemann, LWL-
Landesjugendamt Westfalen)
14:05 -14:35 Uhr Vorstellung der Ergebnisse zur Studie
über die vom MFKJKS initiierte
landesweite Befragung von
Jugendämtern über Pflegekinder und
-familien mit Migrationshintergrund
(Dr. Thomas Mühlmann, Technische
Universität Dortmund)
14:35 -15:00 Uhr Kurze Darstellung der Verbände zu ihren
Erfahrungen / Austausch im Plenum
15:00 -15:15 Uhr Verschiedenes
Informationen über aktuelle Entwicklungen
15:15 -15:30 Uhr Abschlussdebatte und Vereinbarungen
4
Begrüßung durch Minister Rainer Schmeltzer
Minister Schmeltzer begrüßt die Mitglieder und Gäste des dfi-Plenums und weist auf
Neubesetzungen innerhalb des dfi hin: Das Ministerium für Inneres und Kommunales
wird künftig durch Dr. Axel Emenet vertreten, das Justizministerium durch
Dr. Stefan Cassone. Neuer Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM) ist
Dr. Zekeriya Altug.
Einleitung
Minister Schmeltzer geht auf die dem Plenum vorgeschaltete, kurzfristig anberaumte
Besprechung mit den alevitischen und muslimischen Verbandvertreterinnen und
-vertretern anlässlich der Terrorangriffe von Paris ein. Unter den Anwesenden be
stand Einvernehmen darüber, dass man Position gegen Gewalt und Terror beziehen
muss, dass die Ereignisse aber auch nicht zur gesellschaftlichen Spaltung führen
dürfen. Minister Schmeltzer dankt den Verbandsvertreterinnen und -vertretern für
das offene Gespräch und das Vertrauen, das sie ihm als Minister entgegen bringen.
Er freut sich auf die Zusammenarbeit.
Protokoll-Abstimmung
Minister Schmeltzer gibt das Protokoll zur Plenumssitzung "Islamische Bestattun
gen" vom 11.06.2015 zur Abstimmung. Das Protokoll wird ohne Änderungen ein
stimmig verabschiedet. Änderungswünsche der Aleviten wurden im Vorfeld der Sit
zung in das Protokoll eingearbeitet.
Minister Schmeltzer fasst die Tagesordnung der heutigen Sitzung zusammen und
leitet zu dem ersten Vortrag über.
Vortrag: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Referent: Manfred Walhorn, MFKJKS
5
Herr Walhorn, Leiter der Abteilung Kinder und Jugend im MFKJKS, referiert über die
Bundes- und die Landesgesetzgebung im Bereich der unbegleiteten minderjährigen
Flüchtlinge (UMFs) und geht auf den Verfahrensstand in NRW ein. Er führt aus, dass
die Steigerungsrate bei jungen Flüchtlingen in den Jahren 2014 und 2015 zu einer
Kapazitätsüberschreitung bei Jugendämtern, Jugendhilfeeinrichtungen und Pflege
familien geführt haben. Dies hat auch die Einhaltung der Standards der Kinder- und
Jugendhilfe erschwert. Allein in der ersten Hälfte des Novembers 2015 sind rund
1.500 neue UMFs in NRW eingetroffen (NRW gesamt 8.500). Herr Wal horn geht auf
die gesetzliche Neuregelung des Bundes ein und erläutert die für die UMFs gelten
den Schutzvorschriften des SGB 8. Neu in NRW sind:
1. Die Aufnahmepflicht aller 186 Jungendämter in NRW,
2. die weitreichende Kooperation der Jugendämter und
3. die prinzipielle Verteilung nach Einwohnerzahl, unter Berücksichtigung individueller
Erfordernisse der Unterbringung.
Herr Wal horn weist in diesem Zusammenhang auf die Gründung der Projektgruppe
"Minderjährige Flüchtlinge" des MFKJKS hin, die sich sowohl mit begleiteten als auch
mit unbegleiteten Minderjährigen befasst. Er weist darauf hin, dass aus Sicht des
MFKJKS die Förderung von UMFS auf drei Säulen basieren sollte: Erlernen der
deutschen Sprache, kulturelle Orientierung sowie schulische und berufliche Ausbil
dung.
Themen der anschließenden Diskussionsrunde sind: Der Umgang mit traumati
sierten Jugendlichen, die Rolle der Moscheegemeinden, das Interesse muslimischer
Familien an der Pflege von UMFs und die Anforderungen der Jugendämter, die Mög
lichkeit von Patenschaften, die psychische Gesundheit von Flüchtlingskindern, Bei
träge der Forschung, Unterstützungsmöglichkeiten für Flüchtlinge im Bereich Ausbil
dung, Praktika und Arbeitsmarkt und die Rolle der Ehrenamtlichen.
Einen dringenden Bedarf sehen alle Teilnehmer in der Information, insbesondere von
Muslimen, über die Möglichkeiten sich als Pflegefamilien zu engagieren. Hier sollte
das Informationsangebot ausgebaut werden. Denkbar sind auch Veranstaltungen
gemeinsam mit den Jugendämtern und Wohlfahrtsverbänden.
6
Einigkeit besteht im Plenum auch darüber, dass seitens der muslimischen wie der
nichtmuslimischen Bevölkerung die Bereitschaft groß ist, Aufgaben der Vormund
schaft und der Patenschaft zu übernehmen. Moschee, Verbände, studentische
Gruppen und andere gesellschaftliche Kreise sollten auf die Jugendämter zugehen
und diese Thematik ansprechen. Auch in den Hochschulgemeinden gibt es ein be
trächtliches Potenzial an Hilfsbereitschaft. Herr Prof. Khorchide weist auf die große
Bereitschaft innerhalb seiner Studentenschaft hin, sich beispielsweise im Rahmen
von Sprachunterricht zu engagieren. Es besteht ein dringender Bedarf an Information
und Koordinierung. Herr Minister Schmeltzer bittet den Vertreter des MIWF um Un
terstützung.
Informationen zur Flüchtlingspolitik
Vorgetragen von Minister Schmeltzer
Minister Schmeltzer informiert das Plenum über die Maßnahmen der Landesregie
rung im Bereich der Flüchtlingspolitik. So sollen durch das Programm KOMM-AN
NRW ehrenamtliche Strukturen ab 2016 sowohl finanziell als auch personell deutlich
gestärkt werden. Dabei soll es auch um die Vermittlung von Werten des friedlichen
Zusammenlebens (z.B. Gleichstellung von Mann und Frau) gehen. Aktuell werden
die Details für die Förderphase 2016/2017 erarbeitet.
Als weiteren wichtigen Punkt nennt Minister Schmeltzer die Integration in den Ar
beitsmarkt. Aufgrund des hohen Bedarfs hat das MAIS in Zusammenarbeit mit der
Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit das Projekt "Early Intervention"
von zuerst einem auf jetzt alle 30 Agenturbezirke in NRW ausgeweitet.
Ferner geht Minister Schmeltzer auf die vorgesehene flächendeckende Einrichtung
von "Integration Points" und das Thema Basissprachkurse ein. Er weist in diesem
Zusammenhang auch auf die besondere Verantwortung des Bundes hin.
Vortrag: Betriebserlaufnisverfahren für Jugendhilfeeinrichtungen gemäß
§§45 ff 5GB VIII
Referent: Stephan Palm, L VR - Landesjugendamt
7
Herr Palm geht in seinem Vortrag zunächst auf die rechtlichen Grundlagen und
Pflichten der sogenannten "Heimaufsicht" ein. Er erläutert, welche Bedingungen an
den Betrieb einer Einrichtung gebunden sind, in der Kinder oder Jugendliche betreut
werden oder Unterkunft erhalten. Im Einzelnen befasst er sich mit den Themen "Kin
deswohl", "Qualitätssicherung", "Feststellung von Mängeln" und "Widerruf der Be
triebserlaubnis". Ausführlich legt Herr Palm die Pflichten und Rechte des Landesju
gendamtes im Bereich der Heimaufsicht dar. Dessen Kompetenz reicht von der Prü
fung über die Beratung bis hin zur Tätigkeitsuntersagung. Inzwischen verfüge man
auch über fundierte Erfahrung in der Zusammenarbeit mit muslim ischen und aleviti
schen Trägern. Das sei für die örtlichen Jugendämter eine wichtige Unterstützung.
Der Referent zieht das Fazit, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen bei ei
ner überörtlichen Behörde wie dem Landesjugendamt richtig angesiedelt ist. Die Ko
operation mit dem jeweiligen Jugendamt, dem Spitzenverband und dem Träger
selbst sei jedoch unverzichtbar. Wesentlich sei auch, dass sich die Heimaufsicht
stets fachlich weiterentwickelt.
Vortrag: Vorstellung der Evim Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung e.V.
Referenten: Dr. Turan Devrim, Emin Özel
Die beiden Referenten, Leiter bzw. Mitarbeiter von "Evim e.V." in Geseke, berichten
vom Aufbau und Betrieb der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung. Die Idee, eine mus
limische Jugendhilfeeinrichtung zu gründen, führt der Arzt und Psychiater Dr. Devrim
auf seine Erfahrungen als Gutachter vor Gericht zurück. Ausführlich berichtet der
Referent über den langen Weg von der Erstellung des pädagogischen Konzepts für
die Einrichtung bis hin zur Finanzierung und Vernetzung vor Ort. Als aufwendig be
schreibt er die Überzeugungsarbeit, die gegenüber der Kommune und im speziellen
gegenüber der Dorfgemeinschaft geleistet werden musste. Man habe sich intensiv
mit allen Kritikern auseinandergesetzt und letztlich die meisten Dorfbewohner von
dem Projekt überzeugen können. Auch das Landesjugendamt habe mittlerweile eine
durchweg positive Bilanz gezogen und beschreibe die Einrichtung als "vorbildlich"
und von "hoher Qualität". Während es anfangs nicht leicht gewesen sei, alle Plätze
zu belegen, sei die Einrichtung durch die Unterbringung von unbegleiteten minder
jährigen Flüchtlingen und aufgrund ihres guten Rufes heute ausgelastet.
8
Bezüglich der Qualität der Betreuung weisen die Referenten darauf hin, dass eigens
für die Begleitung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen neben einem multi
kulturellen Team aus Sozialpädagogen auch ein Trauma-Therapeut für die Einrich
tung tätig sei. Mittlerweile seien zwei weitere Kommunen an einer Zusammenarbeit
mit Evim e.V. sowie an der Gründung neuer Einrichtungen interessiert, da es ver
gleichbare Häuser noch nicht gebe. Derzeit suche Evim e.V. für die Gründung einer
neuen Einrichtung eine Immobilie in Hamm. Seitens des Jugendamtes gibt es ein
großes Interesse an dem Konzept des Trägers sowie viele Anfragen für unterzubrin
gende Jugendliche.
Es folgt eine PP-Präsentation zur Vorstellung der Einrichtung und ihrer Außenanlage.
Auf Nachfrage aus dem Plenum betonen die Referenten, dass die Einrichtung keine
Vorgaben zur Religionsausübung mache und die muslimische Religionszugehörigkeit
selbst keine Voraussetzung für die Unterbringung sei.
Vortrag: Pflegekinderwesen - rechtliche Voraussetzungen
Referent: Marin Lengemann, LWL - Landesjugendamt Westfalen
Herr Lengemann erläutert die gesetzlichen Grundlagen des Pflegekinderwesens.
Grundsätzlich haben alle Mütter und Väter Anspruch auf Hilfen zur Erziehung. Der
Gesetzgeber unterscheidet zwischen einer zeitlich befristeten Erziehungshilfe und
einer auf Dauer angelegten Lebensform. Der Referent gibt einen Überblick über die
relevanten Vorschriften des Sozialgesetzbuches. Er geht näher auf die. Ausgestal
tung der jeweiligen Hilfe ein, wobei die Wünsche der Jungen und Mädchen, die (reli
giösen) Werte ihrer Herkunftsfamilie und die jeweilige Lebenslage zu berücksichtigen
sind. Darüber hinaus werden die Vorschriften zur Zusammenarbeit zwischen Eltern
und Pflegepersonen, zum Unterhalt, zur "Herausgabe" des Kindes sowie zu Ent
scheidungsbefugnissen der Pflegeperson erläutert. Der Referent weist darauf hin,
dass bei allen diesbezüglichen Vorschriften und Entscheidungen stets dem Interesse
des Kindeswohls Vorrang einzuräumen sei.
Vortrag: Studie zu Pflegekindern und -familien mit Migrationshintergrund
Referent: Dr. Thomas Mühlmann, TU Dortmund
9
Der Referent stellt die Ergebnisse einer Befragung von Jugendämtern über
Pflegekinder und -familien mit Migrationshintergrund vor, die vom MFKJKS initiert
und 2013 durchgeführt wurde. Ziel der Erhebung war es, mehr Wissen über
Pflegekinder und Pflegefamilien mit türkischem Migrationshintergrund in NRW zu
bekommen. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass nur ein geringer Anteil
der Pflegefamilien einen Migrationshintergrund hat und Pflegekinderdienste auch
kaum Bedarf für zusätzliche Pflegepersonen mit besonderen interkulturellen
Kompetenzen sehen. Nur bei einer Minderheit der Jugendämter sind Aktivitäten zur
Verbesserung der Situation erkennbar. Herr Dr. Mühlmann nennt als weiteres
Ergebnis der Untersuchung die Feststellung, dass es einen zusätzlichen
Forschungsbedarf in Bezug auf die Frage gibt, warum junge Menschen mit
Migrationshintergrund seltener in Pflegefamilien untergebracht sind, darunter aber
häufiger in Verwandtenpflege. Auch müsse erforscht werden, ob insbesondere für
Kinder mit Migrationshintergrund die angebotenen Erziehungshilfen ausreichend sind
und ob "passende" Angebote fehlen.
In der Diskussion im Plenum werden die Gründe für die Unterrepräsentanz
türkischer Pflegefamilien hinterfragt. Es wird kritisiert, dass die Jugendämter keinen ,
zusätzlichen Bedarf an türkischstämmigen Pflegefamilien reklamieren, wo doch die
Notwendigkeit gegeben sei. Seitens des MFKJKS, so ein Vertreter des Ressorts,
seien Anstrengungen unternommen worden, die Jugendämter entsprechend zu
sensibilisieren, jedoch mit mäßigem Erfolg. Er betont, dass die Ursachen für die
"Schieflage" vielfältig und bei allen Beteiligten zu suchen seien - sowohl bei den
Ämtern, die häufig wenig Interesse an dem Thema zeigten, als auch bei den
potenziellen Pflegefamilien selbst, deren Erwartungen nicht selten unrealistisch
seien. Der Referent kommt zu dem selben Schluss. Obwohl viele Jugendämter
Anstrengungen im Bereich der kulturellen Öffnung unternommen hätten, müsste
insbesondere beim Thema Pflegefamilien am Abbau von Vorbehalten gearbeitet
werden. Gleichzeitig müsste der Informationsstand muslimischer Familien zu den
entsprechenden rechtlichen Vorschriften und Anforderungen verbessert werden. Das
10
Plenum stimmt darin überein, dass in diesem Bereich noch viel Überzeugungsarbeit
zu leisten ist.
Verschiedenes
Vorstellung der Jungen Islamkonferenz Nordrhein-Westfalen (JIK NRW)
Herr Dr; Kiefer von der Aktion Gemeinwesen und Beratung e.V. (AGB) stellt die JIK
NRW vor, die im Herbst dieses Jahres gestartet ist. Es handelt sich um ein gemein
sames Projekt des MAIS, der Stiftung Mercator, der forum k&b gmbH, der HU Berlin
und der AGB, die als Projektkoordinator fungiert. Die JIK NRW ist eines von inzwi
schen vier Länderformaten der Jungen Islamkonferenz Deutschland, die ihrerseits
aus der Deutschen Islamkonferenz hervorgegangen ist. Das u. a. vom Land NRW
geförderte Projekt ist auf vier Jahre ausgelegt. Die eigentlichen Konferenzen finden
jeweils im Spätsommer/Herbst eines jeden Jahres statt. Dazu werden 40 Jugendliche
unterschiedlicher Herkunft und verschiedener Bildungswege ausgewählt, wobei der
religiöse Hintergrund keine Rolle spielt. Die JIK ist eine Plattform zum Dialog über
gesellschaftlich relevante Themen, ein Netzwerk und ein Think Tank. Junge Men
schen sollen im Rahmen von Seminaren, Workshops und Planspielen in den Aus
tausch miteinander treten und sich in politische Debatten einbringen. Im Frühjahr
2016 wird im MAIS die Auftaktveranstaltung zur JIK NRW stattfinden, um den Pro
jektstart bekannt zu machen.
Feuerwehrenprojekt des MIK
Frau Koß stellt eine Initiative des MIK zur Gewinnung von Jugendlichen als ehren
amtliche Mitarbeiter der Feuerwehren vor. Das Projekt "Feuerwehrensache - Bewe
ge dich, damit sich etwas bewegt..." hat einen besonderen Fokus auf dem Thema
Vielfalt und Migration. Frau Koß erklärt, warum die Feuerwehr sehr an der Mitarbeit
von Jugendlichen mit Migrationshintergrund interessiert ist. Sie betont, dass die Zu
sammensetzung der Freiwilligen Feuerwehr in NRW bei weitem nicht die gesell
schaftliche Vielfalt abbildet, da sie in ihren Reihen vergleichsweise wenige Jugendli-
11
che mit Migrationshintergrund hat. Die Verbände des dfi sind eingeladen, in ihren
Kreisen Werbung für eine ehrenamtliche Mitarbeit bei der Feuerwehr zu machen.
Abschlussdebatte und Vereinbarungen
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer resümieren, dass es in einigen der heute ange
sprochenen Themenfelder noch sehr viel Handlungsbedarf gibt.
So sei beispielsweise bei der Diskussion zu den Pflegefamilien deutlich geworden,
dass hier noch dringend Aufklärungsarbeit geleistet werden muss, insbesondere was
die spezifischen Anforderungen an interessierte Familien betrifft. Entsprechende In
formationsveranstaltungen (unter Einbeziehung der Vertretungen der Muslime und
Aleviten, der Jugendämter und der Wohlfahrtsverbände) könnten eine Möglichkeit
sein, für die Thematik zu sensibilisieren und den Informationsstand aller Beteiligten
zu verbessern.
Auch im Bereich der ehrenamtlichen Arbeit wird noch viel Potenzial gesehen. Insbe
sondere in den Hochschulgemeinden gibt es unter den Studentinnen und Studenten
eine große Bereitschaft, sich für die Integration von Kindern und Jugendlichen einzu
setzen, beispielsweise im Rahmen von Sprachunterricht. Es besteht ein dringender
Bedarf an Information und Koordinierung. So könnten entsprechende Hilfen auch
jungen Flüchtlingen zugute kommen. Ansprechpartner für die Hochschulen ist das
MIWF, das sich bereit erklärt, Unterstützung bei der Koordinierung von Hilfsangebo
ten zu leisten.
Das MFKJKS bittet die muslimischen Organisationen dringend um Unterstützung bei
der Begleitung von unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen. Das sagen diese gerne
zu.
Protokoll: Dr. Waletzki
12
Anlage zum Protokoll
Teilnehmerliste dfi-Plenum 23.11.2105
Aabaslama, Gabriele (MFKJKS); Bauknecht, Bernd Ridwan (Lehrer für IRU); Bouais
sa, Samir (ZMD); Bouklloua, Mostapha (MAIS); Dr. Cassone, Stefan (JM); Dr. De
vrim, Turem (Evim e.V.); Dogan, Sevcan (AABF); Eikmeier, Christian (MKULNV); Dr.
Emenet, Axel (MIK); Gunia, Ismail E. (ZMD); Dr. Hartung, Klaus (StK); Heuvelmann,
Agnes (MAIS); Isik, Muhammed (Islamrat); Kayman, Murat (DITIB); Prof. Khorchide,
Mouhanad (WWU Münster); Dr. Kiefer, Michael (AGB); Klzllkaya, Ali (Islamrat); Klu
te, Thorsten (MAIS - Staatssekretär für Integration); Koß, Christina (MIK); Lenge
mann, Martin (LWL-LJA); Lonny, Frank (MFKJKS); Dr. Mühlmann, Thomas (TU
Dortmund); Oberkötter, Michael (MIWF); Ögütlü, Seyfi (VIKZ); Özel, Emin (Evim
e.V.); Palm, Stephan (LVR-LJA), Pürlü, Erol (VIKZ); Reinecke, Heike (MGEPA); Rüt
ten, Anton (MAIS); Schmeltzer, Rainer (MAIS - Minister); Dr. Schmolinsky, Cornelia
(StK); Soykan, Nurhan (ZMD); Teixeira, Carmen (LZpB); Theißen, Erika (BFmF); Dr.
Ünalan, Ahmet (MSW); Prof. Uslucan, Haci-Halil (ZFTI); Dr. Waletzki, Stephanie
(MAIS); Walhorn, Manfred (MFKJKS); Yildiz, Melek (AABF)
Recommended