Ist alles ein Geschäftsmodell?

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Knut Hildebrand

Ist alles ein Geschäftsmodell?

Womit wird das Geld verdient? Wie schafft maneinen Mehrwert, den ein anderer Marktteilneh-mer bereit ist zu bezahlen? Kurz: Wie schaffenes IT-Unternehmen, das Geld der Kunden in dieeigene Tasche zu transferieren?!

Zumindest Berater leben ganz gut davon,zwingenden Handlungsbedarf zu erzeugen,wenn es um Geschäftsmodelle, Geschäftspro-zesse oder um Business Cases geht. Das ist so-zusagen alternativlos. Dabei ist es ganz einfach:Geschäftsmodelle zu definieren ist ein Ge-schäftsmodell. Auch wenn man dazu – im über-tragenen Sinne – dem Beratenen die Uhr weg-nimmt, um ihm die genaue Zeit zu verkaufen.

Ganz konkret: Eigentlich müsste doch jedesUnternehmen wissen, was es tut. Eigentlich.Aber die IT ist ja so schnelllebig. Da kann esschon passieren, dass die Strategie weit in derZukunft ist, die Mitarbeiter in der Vergangen-heit nicht abgeholt wurden und der Kunde – un-glücklicherweise – die Gegenwart benutzt. Be-zahlt wird heute, die Erlösung kommt vielspäter. Wenn überhaupt. Es gibt Institutionenjenseits der IT, die haben damit viele HundertJahre Erfahrung und sind sehr erfolgreich.

Und wie sieht es denn aus, das IT-Geschäfts-modell? Ist es der realisierte Kundenwunsch, dieAll-inclusive-Flatrate, in XS, M, L oder XXXL?Wird Fast Food serviert oder der 3-Sterne-Gourmet befriedigt? Gibt es tatsächlich eineStrategie – nicht nur auf der Homepage undnicht nur bis zum nächsten Vorstandswechsel –und wie ist sie entstanden? Oder ist es, wie sooft, ein diffuser Gemischtwarenladen, freund-lich umschrieben als »historisch gewachsen« –wobei sich oft die Qualität reziprok verhält zurGröße.

IT-Geschäftsmodelle unterliegen dem Wan-del, müssen ihm folgen; gestern Mainframe,heute Tablets, morgen in der Cloud; der Marktund die Kunden entwickeln sich. Ist das Ge-schäftsmodell so elastisch, passt es sich leichtan – oder ist es nur ein CeBIT-Prototyp? Kennt esjeder im Betrieb und handelt danach – sofern esüberhaupt zu den Ressourcen passt, vor allemzu den auf Neudeutsch »Human Resources«?

Ist das, was getan wird, überhaupt ein »ech-tes« Geschäftsmodell oder nennen wir es nurso, weil es hip ist. Und vergessen, dass es nichtentstanden ist auf dem Reißbrett, sondern zu-fällig gewachsen aus Projekten, Kundenwün-schen, teuren Misserfolgen und guten Ideen!Hat die IT Geschäftsmodelle oder ist sie eines?Oder, wie in der Praxis zu finden: Die IT-Abteilunghat ihr eigenes Geschäftsmodell, indem siedurch die organisatorische Hintertür eiskalt dieFachbereiche übernimmt.

Hoffen wir das Beste: Dass kluge Köpfelangfristig denken, den Kundenutzen in denMittelpunkt stellen und mit fähigen Mitmen-schen die richtigen Dinge richtig machen. Dannwird alles gut! Vielleicht.

Prof. Dr. Knut HildebrandHochschule Weihenstephan-TriesdorfFakultät Wald und ForstwirtschaftHans-Carl-von-Carlowitz-Platz 385350 FreisingKnut@Hildebrand.infowww.hswt.de

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