Jetzt macht der Kunde Werbung

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Erschienen am 9. August 2009 in der Zentralschweiz am Sonntag Nr. 32 auf Seite 33.

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BRADY DOUGANBRADY DOUGANEr zahlt den InvestmentbankernEr zahlt den Investmentbankernder CS 600der CS 600 000 Franken im Jahr.000 Franken im Jahr.

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DEPOTANALYSEDEPOTANALYSEMan soll nur AnlageprodukteMan soll nur Anlageproduktekaufen, die man kennt.kaufen, die man kennt.

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UBS -STEUERSTRE ITUBS STEUERSTRE ITBundesgericht warnt vor AbkürzungBundesgericht warnt vor Abkürzungdes Amtshilfeverfahrens.des Amtshilfeverfahrens.

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Das Migros-Huhn Chocolate macht es vor: Marketing-Ideen werden dank Facebook zu goldenen Eiern. ILLUSTRATION FELICE BRUNO

INTERNETMARKETING

Immer gezieltere WerbungSo vielfältig wie das Internet ist, so

zahlreich sind auch die Formen derOnlinewerbung.● Eigene Website: Gut die Hälftesämtlicher Internetausgaben für Wer-bung fliessen in den Aufbau und diePflege der eigenen Websites der Un-ternehmen.● Suchmaschinenoptimierung:Durch gezielte Anpassungen vonWebseiten an die Anforderungen vonSuchmaschinen erscheinen diese inden Ergebnislisten weiter oben. DasVerfahren ist heute bereits Standard.● Suchmaschinenmarketing: Zu je-der Anzeige zeigen die Suchmaschi-nen kleine, inhaltlich passende Text-anzeigen an.● Bannerwerbung: Die historischerste Form der Internetwerbung istimmer noch üblich. Zunehmend wer-den heute Banner eingesetzt, dienicht mehr nur animiert sind, son-dern ganze Filme zeigen.

● Social-Media-Marketing: Darunterfällt Marketing auf Plattformen, indenen Nutzer die Inhalte beisteuern.Beispiele sind Facebook, MySpaceund YouTube, aber auch Produktbe-wertungsportale oder Blogs. Das Mar-keting reicht vom blossen Beobach-ten bis zur permanenten Kommuni-kation mit dem Konsumenten.● E-Mail-Marketing: Entweder wer-den potenzielle Kunden mit einemeigenen Newsletter direkt angespro-chen, oder Werbung wird in redaktio-nellen Newslettern geschaltet.● Affiliate-Marketing: Websitebetrei-ber, so genannte Affiliates, meldensich bei dieser Form der Internetwer-bung bei dem Partnerprogramm ei-nes Händlers an und dürfen nachFreischaltung dessen Werbemittel aufihrer Website einbinden. Die Website-betreiber erhalten eine Provision, fallsdie Werbung angeklickt wird.

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EXPRESS

Statt selber eine Kampagnezu starten, setzen Firmenauf soziale Netzwerke.

Im Dialog mit denKonsumenten ergibt sich derWerbeeffekt von allein.

«Dies ist Empfehlungs-marketing in Reinkultur.»

S IMON KÜNZLER,MARKET INGEXPERTE

Grosse Unternehmen habenInternetplattformen wieFacebook für ihr Marketingentdeckt. Migros, Emmi oderRicardo erreichen so bereitsZehntausende Konsumenten.

VON STEFAN KYORA

Am 12. Juli ging Chocolate, das Huhnaus dem aktuellen Werbespot der Mi-gros, in die Ferien. Jedenfalls kündigtees dies auf der Internetplattform Face-book an. Damit löste es mehrere Dut-zend Kommentare aus. Kein Wunder,denn das Huhn verfügt über 27 000Fans. Sie haben sich auf der Facebook-Seite von Chocolate registriert undlassen sich von ihm über sein Schicksalauf dem Laufenden halten.

Schnell wachsendes SegmentDie Fangruppe des Huhns zeigt das

riesige Potenzial des sozialen Netz-werks in Sachen Marketing. Dement-sprechend entdecken immer mehr Un-ternehmen die Plattform. In dem ohne-hin florierenden Bereich der Internet-reklame (siehe Grafik) stellt die Wer-bung in sogenannten Social Media dasam schnellstenwachsende Segmentda. Zu diesen Me-dien gehören nebenFacebook etwa My-Space oder YouTube.In den USA rechnetdas Marktfor-schungsinstitut Forrester bis 2014 miteiner Wachstumsrate der Werbeausga-ben in diesem Teilmarkt von 34 Pro-zent – pro Jahr wohlverstanden. SimonKünzler kennt die Gründe. Er ist Dozentam Institut für Kommunikation undMarketing der Hochschule Luzern undGeschäftsleiter der Onlinemarketing-agentur Xeit. «Erstens nutzen drei Viertelder 15- bis 24-Jährigen und zwei Drittelder 25- bis 34-Jährigen solche Plattfor-men», erklärt er. Und auch ältere Perso-nen seien immer besser vertreten.

Glaubwürdig und gratisDen zweiten Grund sieht er in der

Mechanik der Plattformen. Auf Facebookgibt es den sogenannten Newsfeed. Trittein Nutzer einer Fangruppe bei odernimmt er an einer Marketingaktion teil,wird dies automatisch an alle Personengemeldet, die sich auf Facebook als

Freund mit dem Nutzer vernetzt haben.So verbreiten die Nutzer das Wissen übercoole Produkte und lustige Marketing-aktionen immer weiter. Gezielt, glaub-würdig und gratis. Simon Künzlererläutert: «Dies ist Empfehlungs-marketing in Reinkultur.»

Nicht selten werden dabei dieKonsumenten von sich aus aktiv. Sobildete sich etwa eine mehreretausend Mitglieder grosse Gruppevon Fans des Emmi-Yogi-Drinks. Die-se bekannten sich nicht nur zu ihrerVorliebe zum traditionsreichen Sau-ermilchgetränk, sondern äussertenauch Wünsche. Regelmässig tauchtedie Forderung auf, den 2002 eingestell-ten Yogi-Drink Apfel wieder zu produ-zieren.

Emmi schafft FangruppeVor kurzem hat nun Emmi reagiert

und ist damit den ersten Schritt zumMarketing via Facebook gegangen. DasUnternehmen hat eine Abstimmunglanciert. «Wenn sich in der Fangruppeauf Facebook 20 000 Mitglieder eintra-gen, werden wir die Geschmacksrich-tung Apfel wieder in unser Sortimentaufnehmen», erklärt Sprecherin Moni-ka Senn. Vom Echo ist man bei Emmisehr positiv überrascht. Seit Beginn derAbstimmung treten Tag für Tag 200

neue Mitglieder derFangruppe bei.

Mit einem kleine-ren, begrenzten Pro-jekt in das Facebook-Marketing einzustei-gen, wie Emmi estut, finden Experten

wie Simon Künzler grundsätzlich rich-tig. «Denn Marketing über Facebookund Co. funktioniert nach ganz ande-ren Regeln als klassische Werbung»,erklärt der Hochschuldozent.

Die Unternehmen müssten sich, statteinfach eine Kampagne auszurollen,aktiv auf den Dialog mit den Userneinlassen. Dies erfordert eine perma-nente, glaubwürdige Kommunikation.Voraussetzung dafür sind auch relativgrosse personelle Ressourcen. Als posi-tives Beispiel nennt Künzler die Auk-tionsplattform Ricardo. Das Unterneh-men ist seit wenigen Wochen auf Face-book aktiv, derzeit vor allem mit einemGewinnspiel. Um die Kommunikationsicherzustellen, kümmert sich bei derZuger Firma ein Mitarbeiter aus-schliesslich um Facebook.

Dass Onlinemarketing wie im Fall derNetzwerkplattformen nach neuartigen

Regeln funktioniert, wirkt sich indesnicht nur auf die Werbekunden und dieMedien, sondern auch auf die Agentu-ren aus. Es entstehen neue, auf dieseAnforderungen spezialisierte Firmen.Neben der Xeit von Simon Künzler istdie vor zwei Jahren gegründete ZugerCoundCo ein gutes Beispiel.

Dass CoundCo eine Nische gefundenhat, zeigt sich schon an der strategischenPartnerschaft, die man mit der interna-tional renommierten Werbeagentur Ruf

Lanz eingehen konnte. Zur aktuellenwirtschaftlichen Situation des Start-upssagt Mitgründer Florian Wieser: «Von derKrise spüren wir überhaupt nichts.»

Er ist für die Zukunft optimistisch.Denn Facebook ist für ihn viel mehr alseine Modeerscheinung. «Die Gruppenauf Facebook sind ein Modell für dieMärkte von morgen. Anstelle von Mas-senmärkten wird es in Zukunft vielekleine Nischen geben, die das Marketingdirekt ansprechen muss», erklärt Wieser.

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Grafik: Janina NoserQuelle: ZenithOptimedia

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