jwC Á W j Á W j · "

Preview:

Citation preview

VESTA

530 km950 km

CERESdünne Schicht aus wasser-haltigem Tonmineral-Gesteingefrorenes Wasser

Gemisch ausGestein und Eis

Kern ausEisen und Nickel

SilikatreicherFels

Mantel ausSilikaten

Olivinen und Pyroxenen

Kern ausEisen undNickel

SilikatreicherFels

Mantel ausSilikaten

R O H S T O F F G E W I N N U N G

(z. B. Pyroxene, Olivine,Spinell, Chromit,

Enstatit, Forsterit)

Eis/Wasser

diverse Silikate

diverse Minerale

Periodensystem

andere Edelmetalle

(z. B. Gold, Silber,Quecksilber)

Metalle der Seltenen Erden

Platinmetalle

Nichtmetalle

basaltischeKruste

basaltischeKruste

Si

O

O OO

Cer Praseodym

58 59

Ce PrNeodym Promethium

60 61

Nd PmSamarium

62

SmEuropium

63

EuGadoliniumGd

TerbiumTb

DysprosiumDy

HolmiumHo

ErbiumEr

ThuliumTm

69

Ytterbium

70

YbLutetium

71

Lu

21

ScandiumSc

Yttrium

39

Y57

LanthanLa

64 65 65 67 68

Phosphor

15

PSchwefel

16

SStickstoff

7

N6

KohlenstoffC

Eisen-Platin-Gruppe

44

Ruthenium Rhodium Palladium

45 46

Ru Rh Pd76

Osmium Iridium Platin

77 78

Os Ir Pt

26

Eisen Cobalt Nickel

27 28

Fe Co 28

2012

2001

20002002

2007

2007

2005

20082006

20092009

Tscheljabinsk2013

20062006

2005

50 Kilo-tonnen

2005

2006

20062013

201320132013

2006

2004

2010

2010

2004

2002

1 bis 10

10 bis 20

über 20

600 Kilotonnen

50 Kilo-tonnen

WELTWEITE ASTEROIDEN-EINSCHLÄGEin den Jahren 2000 bis 2013, in Kilotonnen Sprengkraft (TNT)

Zum Vergleich: die Sprengkraft der Hiroshima-Bombe 1945 belief sich auf 13 bis 15 Kilotonnen TNT.

1980 1990 2000 2010 2017

ERDNAHE ASTEROIDENkumulative Anzahl von entdeckten erdnahen Asteroiden, Stand Juni 2017

Insgesamtgrößer als 140 mgrößer als 1 km

0

5 000

10 000

15 000

Anteile der Asteroiden-Typen

2 947

875

0 bis 30

30 bis 100

100 bis 300

300 bis 1 000

über 1 000

Anzahl der bisher entdeckten erdnahen AsteroidenGeschätzter Durchmesser in Metern, Stand Juni 2017

4 461

4 088

3 817

Apollo-Typ62%

Amor-Typ32%

Aten-Typ6%

B L Z / G A L A N T Y; QU E L L E : N E O. J P L . N A S A . G OV / S TATS , E S A

Die Verteilung von über 725 000 im Jahr 2016 bekannten Objekteneinige zehntausend davon gelten als erdnahe Asteroiden

DER KUIPER-GÜRTEL

* 1 AE = (AstronomischeEinheit) = mittlere Entfernung der Erde von der Sonne = 149,6 Millionen km

0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0

Jupiter

Mars

Trojaner-Asteroiden

kreisen auf derUmlaufbahndes Jupiters

zwischen 2,0 und2,5 AE silikatreiche

Objekte

von etwa 2,5 AE dominierendunkle, kohlenstoffhaltigeAsteroiden

Astronomische Einheiten (AE)*

Erde Sonne

Aten-Typ Amor-Typ

AsteroidenHauptgürtel

Apollo-TypSie können die Erdbahnkreuzen, was je nachBahnebene ein Einschlags-risiko bedeutet.

Asteroiden des Aten-Typshaben große Bahnhalbachsen.Sie sind also ebenfallsErdbahnkreuzer.

Die Objektedieses Asteroidentypskreuzen die Marsbahnin Richtung Erde.

W issen & Forschen4 B e r l i n e r Z e i t u n g · N u m m e r 1 4 5 · 2 4 . / 2 5 . J u n i 2 0 1 7 5 ·· ····································································································································································································································································································································································································································································································································································································

Asteroiden können sehrhohe Konzentrationen

von Edelmetallen oder auchMetallen der sogenannten

Seltenen Erden enthalten, diefür die elektronische Industriesehr wichtig sind.Man spricht

bereits von„kosmischenGoldminen“, auch wennGoldselbst nicht das begehrteste

Element ist.

Schätzungen zufolgewürdeein Asteroidmit einemDurchmesser von einem

Kilometer ausreichen, um denBedarf derMenschheit anIndustriemetallen über

Jahrzehnte hinweg zu decken.

Gewisses Befremden löstenim Jahre 2015Meldungen aus,denen zufolge in denUSA einGesetz namens„Space Act“erlassen wurde, das die

amerikanischen Schürfrechteim sogenannten

Weltraumbergbau sichernsoll. Das widersprächedem internationalen

Weltraumvertrag von 1967 unddemMondvertrag, denenzufolge die Ressourcen des

Weltraums der ganzenMenschheit zugutekommen

sollen.

Ceres ist der größte Himmelskörper im Asteroidengürtel.ImGegensatz zuVesta ist er annähernd kugelförmig.Deshalb wird er auch als Zwergplanet bezeichnet.Ein richtiger Planet ist er vor allem deshalb nicht,weil es ihm nicht gelang, mit seiner Schwerkraft alleanderen Objekte seiner Umgebung wegzuräumen.

Vesta wiederum ähnelt eher einer ovalen Kartoffel.Er ist nach Ceres das zweitschwerste Objekt desAsteroidengürtels, offenbar weil er einen großenMetallkern besitzt.

Es kann jeden treffen. Zu jeder Zeit und überall.Das mussten unter anderem die Bewohner derrussischen Stadt Tscheljabinsk erfahren. Der 15.Februar2013wareinklarerWintertag.Gegen9.20

Uhr zog plötzlich ein glühender Meteor seine Bahn überden blauen Himmel. Es gab einen Blitz, heller als dieSonne, gefolgt von einemgewaltigen Knall.Videos zeigen,wie inderStadtTürenaufsprangen,Fensterscheibensplit-terten. Tausende Gebäude wurden beschädigt, fast 1 500Menschen verletzt.DabeihattedieStadt imUralnoch riesigesGlück.Denn

das Objekt aus dem All – etwa 20 Meter groß – hatte sienicht getroffen, sondernwar in einerHöhevonetwa30Ki-lometern auseinandergebrochen, mit einer Sprengkraftvon 33 Hiroshima-Atombomben. Solch ein sogenannterAirburst könnte auch Ursache der Tunguska-Katastrophe1908 in Sibirien gewesen sein, die 2 000 QuadratkilometerWaldmit einemSchlag vernichtete.„Auch wenn dieWahrscheinlichkeit für ein Einschlag-

ereignis statistisch nicht sehr hoch erscheint, ist es nichteine Frage, ob, sondern wann ein Aste-roid mit der Erde kollidiert“, sagt KaiWünnemann, Leiter der Abteilung„Globale Katastrophen“ am MuseumfürNaturkundeBerlinundProfessor fürImpakt- und Planetenphysik an derFreienUniversitätBerlin.DasHeikleda-bei ist: Man kann kleinere Asteroidenwie die von Tscheljabinsk oder Tun-guska im All nur selten rechtzeitig ent-decken.Dabei erreichen offenbar mehr sol-

cher Brocken die Erde, als öffentlich be-kannt wird. Sensoren zeichneten in denJahren 2000 bis 2014 auf und über derErde 26Detonationen auf, die nicht vonKernwaffenversuchen stammten, abereine Sprengkraft von bis zu 40 Hiro-shima-Atombomben hatten. Das be-richtete die Organisation des Vertragsüber dasumfassendeVerbot vonNukle-arversuchen. Die meisten Asteroidenwurden von Menschen nicht bemerkt,weil sie irgendwo über dem Ozean ex-plodierten. Nur einer von 26 war vorherentdecktworden.SchlägteinsolcherAsteroid irgendwo

auf dem Land ein, kann er verheerendwirken.Daszeigtder sogenannteBarrin-ger-Krater inArizona,USA.Er ist180Me-ter tief und hat einen Durchmesser vonfast 1200 Metern. Er stammt von einemAsteroiden,dergerademal50Metergroßwarundvor50 000 Jahreneinschlug.WieForscher berechneten, vernichtete er das Leben im Radiusvon vier Kilometern. Die Schockwelle verwüstete alles imUmkreis von22Kilometern.Solche sogenanntenCity-Killer-Asteroiden könnten tat-

sächlich eine mittelgroße Stadt vernichten – jederzeit undüberall auf der Erde. Auf diese offenbar unterschätzte Ge-fahr soll der Internationale Asteroiden-Tag am30. Juni hin-weisen. Er wurde 2014 ins Leben gerufen und 2016 offiziellvon denVereintenNationenproklamiert.Mehr als hundertWissenschaftler, Astronauten, Ingenieure und andere un-terschrieben eineErklärung, in der es heißt: ImSonnensys-tem gebe es eineMillion Asteroiden, die das Potenzial hät-ten,aufderErdeeinzuschlagenundeineStadtzuzerstören.Bisher habeman jedochweniger als ein Prozent von ihnenentdeckt.DieUnterzeichner fordern, dass indenkommen-den zehn Jahren 100 000 Asteroiden pro Jahr aufgespürtwerden sollten.Dazu braucht es große Radioteleskopewie das Arecibo-

Observatorium in Puerto Ricomit seinem 305-Meter-Spie-gel. Dieses entdeckte zumBeispiel im Jahre 2004 einen As-teroiden von der Größe eines Sportstadions, der die BahnderErdekreuzt.DasZusammentreffensoll amFreitag,dem13. April 2029, stattfinden. Nach gründlichen Berechnun-gen ist inzwischen klar, dass uns der Asteroid namens Apo-phis umetwa 30 000 Kilometer verfehlenwird. Auch der 60Meter große Asteroid der die Erde im Februar 2013 knapppassierte, war ein Jahr vorher entdeckt worden. Die Bahnkonnte berechnet, die Menschheit beruhigt werden. ZuHalloween 2015 dagegen zog ein Asteroid an der Erde vor-bei, der erst drei Wochen vorher auf dem Schirm aufge-tauchtwar. Er soll 400 bis 600Meter groß gewesen sein. Be-reits einetwadoppelt sogroßerAsteroid– sowirdgeschätzt– könnte die Zivilisation vernichten, allein aufgrund des so

genanntenImpakt-Winters,der jeglicheNahrungsgrundla-genauf Jahrehinaus zerstört.Die amerikanische RaumfahrtorganisationNasa hat die

Suche nach den „Near-Earth Objects“ (NEOs) intensiviert.Bisher, sodieNasa-Forscher, seien etwa25Prozent der erd-nahen Objekte entdeckt worden, die einen Durchmesservon140Meternundmehrhätten.BisEnde2020sollderAn-teil auf 90Prozent steigen.Aber woher kommen die Asteroiden eigentlich, und

warum sind es so viele? Eine vereinfachte Erklärung: UnserPlanetensystem bildete sich vor 4,5 Milliarden Jahren auseiner Art Scheibe. Sie bestand aus kosmischem Staub, derdie jungeSonneumkreisteundnachundnachzugrößerenObjekten verklumpte. Je größer die Brockenwurden, destomehrkleinere zogensie an,bisder ganzeRaumumsie leer-geräumt war. So entstanden die Gesteinsplaneten Merkur,Venus, ErdeundMars.Doch jenseits der Bahn des Mars lief etwas schief. Hier

funktionierte die Planetenbildung nicht. Der große Stören-fried war Jupiter, der riesige Gasplanet. Er verursachte vor

etwa vier Milliarden Jahren durch seineGravitation eine kosmische Massen-karambolagevonMilliardenherumflieg-ender Brocken. Viele wurden querdurchs Sonnensystem geschleudert undverursachten das sogenannte GroßeBombardement, dessen Spuren nochheute an den unzähligen Kratern desErdmondes zu sehen sind. Auch dieErde wurde heftig getroffen.Jenseits der Marsbahn bildete sich

dann imLaufe der Zeit ein riesiger Ringunzähliger Trümmer, der Asteroiden-gürtel. Jemand bezeichnete ihn als dasGrab eines Planeten, der nie entstand.Bisher ist er kaum erforscht. Im De-zember 2016 waren etwa 725 000 Aste-roiden bekannt.Man schätzt aber, dasses vieleMillionen oderMilliarden gibt.Forscher vermuten, dass Asteroiden

in der Zeit des Großen Bombarde-ments vor vier Milliarden Jahren dasWasser oder sogar Vorformen des Le-bens auf die Erde gebracht habenkönnten. Die Nasa-Raumsonde„Dawn“ entdeckte 2015 auf demZwergplaneten Ceres – dem größtenObjekt des Asteroidengürtels – unterder äußeren Kruste einen riesigenMantel aus ehemals geschmolzenemWassereis. Die Menge wird auf dasFünffache der gesamten Süßwasservor-räte der Erde geschätzt.Aber auch aus anderenGründen sind

Asteroiden interessant. Denn auf ihnen finden sich Un-mengen an wertvollen Mineralien, Edelmetallen, seltenenErden. Eines Tages könnte man Weltraumbergbau daraufbetreiben. Auch fänden sich vielleicht genügend Bau-materialien undWasser, um dort Raumstationen oder garStädte zu bauen. Bereits 2010 erklärte der amerikanischePräsident Barack Obama: „Bis 2025 entwickeln wir neueLangstrecken-Raumschiffe, die uns Missionen jenseits desMondes erlauben. Wir werden zum ersten Mal in der Ge-schichteAstronauten zueinemAsteroiden senden.“Ein Grund für eine solche Reise – bemannt oder unbe-

mannt–könnteallerdingsauchsein,die tödlicheGefahrei-nes großen Asteroideneinschlags auf der Erde rechtzeitigabzuwenden. „Um darauf vorbereitet zu sein, auch imSinneder folgendenGenerationen,wäreessinnvoll,dieAb-wehr eines solchen Ereignisses zu testen“, sagt der BerlinerImpaktforscher Kai Wünnemann. Eine Gelegenheit dafürböte seiner Meinung nach die so genannte Aida-Mission,bei der die Nasa und die Europäische Weltraumorganisa-tionEsaeineSondezumAsteroidenDidymosschickenwol-len. Noch befindet sich die Mission, die ursprünglich 2020starten sollte, inder Planungsphase.Didymos ist etwa 800 Meter groß und besitzt einen

Mond,genanntDidymoon.Geplant ist,eineSondenamens„Dart“ auf diesem Mond aufschlagen zu lassen, um da-durchdieBahnvonDidymos zu verändern.Manche Forscher sind der Meinung, dass es vielleicht

schonreicht,eineRaumsondedichtbeieinemgroßenAste-roiden zu„parken“, der die Erde bedroht. Diese könntemitihrerSchwerkraftdenAsteroidenabbremsenunddamitdasgleichzeitige Zusammentreffen mit der Erde verhindern.Bleibt zu hoffen, dass so etwas nicht allzu bald notwendigseinwird.

Stein,Metall, EisDer Begriff Asteroidsetzt sich ausden

griechischenWorten für„Stern“ („aster“) und„ähnlich“ („-eides“)

zusammen.Dabei sinddieBrockenalles andere als Ster-nenähnlich.Manche sindaus Stein, andere ausMetalloder Eis.Die größtenhabeneinenDurchmesser von117bis zu 546Kilometern.IhreNamen lautenAstraea,Juno,Vesta oder Pallas. Ceresistmit 950Kilometern einSonderfall – das größtebekannteObjekt im

Asteroidengürtel undderkleinsteZwergplanet.

MeteoritenheißenkleineAsteroidenoderBruchstü-cke, die es bis auf die Erdegeschafft haben.DiemeistensindGesteinsbrocken,sogenannteChondrite.AnderebestehenausNickel undEisen.

Asteroiden können zu jeder Zeit auf der Erde einschlagen. Forscher fordern,rechtzeitig einemögliche Abwehr zu testen. Aber sie interessieren sich auch für die

wertvollen Ressourcen auf den 4,5Milliarden Jahre alten Objekten

Gefährliche Brockenaus demAll

V O N T O R S T E N H A R M S E N (T E X T ) U N D I S A G A L A N T Y G R A F I K )

Recommended