Methoden Die klassische Methode der Psycholinguistik (genauso wie der experimentellen Psychologie im...

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Methoden

Die klassische Methode der Psycholinguistik (genauso wie der experimentellen Psychologie im Allgemeinen) ist die Messung von Reaktionszeiten.Die Methode geht auf die Grundidee des niederländischen Forschers F.C. Donders zurück, der als erster annahm, dass sich die Zeitdauer geistiger (kognitiver) Prozesse messen lässt.

Kognitive Subtraktion

-

=

Prozesse 1 und 2

Prozess 1

Prozess 2

Bild benennen =Bild erkennen + Wort finden

Bild erkennen

Wort finden

x msec

y msec

x - y msec

Beispiel: Ist Lesen ein automatischer Prozess oder lässt

es sich kontrollieren?

Nennen Sie so schnell wie möglich die Farben der Rechtecke.

AUTO

HAUS

BUCH

AUTO

TÜR

HAUS

TÜR

BUCH

GRÜN

ROT

GELB

GRÜN

BLAU

ROT

BLAU

GELB

Stroop-Effekt

• Die Benennung der Farbe dauert länger, wenn gleichzeitig unpassende Farbwörter zu sehen sind.

• Das Lesen der Wörter lässt sich nicht unterdrücken. Der Zugriff auf die Bedeutung erfolgt beim Lesen automatisch.

Experiment oder Beobachtung

Im vorherigen Beispiel haben wir die Art der Wörter (= unabhängige Variable) manipuliert und dadurch die Lesegeschwindigkeit (= abhängige Variable) beeinflusst. Dieses Vorgehen ist typisch für ein Experiment und erlaubt uns zu sagen, dass unsere Manipulation die Änderung der Lesegeschwindigkeit verursacht hat.

Diesen Schluss können wir bei Beobachtungen niemals ziehen, weil es unmöglich ist, alle möglichen sonstigen Einflüsse zu kontrollieren.

Beobachtungen können aber auch wichtige Erkenntnisse liefern.

Beide Methoden (Experimente und Beobachtungstudien):

sind empirisch (n.b. Aussagen, die nicht empirisch bestätigt oder widerlegt werden können, sind deshalb unwissenschaftlich aber nicht notwendigerweise falsch)benutzen Messungensind objektiv (d.h. es spielt keine Rolle, wer die Beobachtung durchführt)sind replizierbar (d.h. die Methode muss so angewendet werden, dass ich selbst oder jemand anderes die gleiche Beobachtung noch einmal machen kann.)Der wesentliche Unterschied zwischen Beobachtung und Experiment besteht darin, dass Beobachtungen im Prinzip keine Aussagen über Kausalität zulassen, Experimente aber schon, da sie die Auswirkungen der Manipulation einer Variablen (unabhängige Variable) auf eine andere (abhängige Variable) zeigen können.

Weitere Methoden

Die Reaktionszeit ist eine abhängige Variable in einem Experiment. D.h. wir ändern z.B. die Aufgabe oder das was dargeboten wird (den Stimulus), und abhängig davon ändert sich die Reaktionszeit. Andere Methoden messen andere abhängige Variablen:Zählen > Häufigkeit von

bestimmten WörternHautwiderstandsmessung > SchweißproduktionEye-Tracking > AugenbewegungenEEG > elektrische Aktivität

der NervenzellenPET/fMRI > Blutfluss im Gehirn

9

Das ist ein Donke.

Experiment von Berko (1958)

10

Jetzt ist noch ein Donke dazu gekommen. Jetzt sind es zwei ….

Abhängige Variable: (relative) Häufigkeit richtiger Pluralendungen

Unabhängige (manipulierte) Variable könnte z.B. Alter der Versuchsteilnehmer sein

Weitere MethodenDie Reaktionszeit ist eine abhängige Variable in einem Experiment. D.h. wir ändern z.B. die Aufgabe oder das was dargeboten wird (den Stimulus), und abhängig davon ändert sich die Reaktionszeit. Andere Methoden messen andere abhängige Variablen:Zählen > Häufigkeit von

bestimmten Wörternakustische Analyse > z.B. Realisation von

Phonemen beim SprechenHautwiderstandsmessung > SchweißproduktionEye-Tracking > AugenbewegungenEEG > elektrische Aktivität

der NervenzellenPET/fMRI > Blutfluss im Gehirn

Weitere MethodenPsycholinguistische Daten werden nicht nur in echten Experimenten gewonnen (in denen man das Verhalten der Teilnehmer beeinflusst), sondern auch durch Beobachtung von spontan auftretendem Verhalten. Korpusanalysen: Bestimmung der Häufigkeit bestimmer Phänomene (z.B. Worttypen oder grammatische Konstruktionen, Typen von Versprechern) in Sammlungen von Texten oder transkribierter gesprochener Sprache (z.B. CHILDES für Kindersprachdaten).Manchmal werden solche Daten in standardisierter Weise elizitiert (Nacherzählen eines Films, eines Bilderbuchs)

Beispiel: Frog Story bei gesunden Probanden und Williams-Syndrom

Ausrufe, direkte Rede

irreversibel

irresivibel

Beispiel: Versprecher

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