MIT DEM BAUERN DURCHS JAHR Zwölf Monate auf dem … · 2020. 9. 12. · gut 1,5 Hektar für den...

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IDSTEDT Der Schutz der Minderheitensoll weiter gestärkt werden: Mit einer Bür-gerinitiative wollen die europäischenMinderheiten dazu beitragen, den Min-derheitenschutz in Europa zu verbessern.Renate Schnack, Minderheitenbeauftrag-te des Ministerpräsidenten, begrüßte dieAktion gestern bei ihrem Besuch in Id-stedt anlässlich des 163. Jahrestages derWiederkehr der Schlacht von Idstedt.„Zum ersten Mal in der Geschichte Euro-

pas wird der Schutz vonMinderheiten und auch derihrer Regional- oder Min-derheitensprachen Gegen-stand eines europäischenBürgerbegehrens“, erklärteSchnack. Es sei eine Aktion,die auch die Solidarität derMehrheitsbevölkerung

brauche. „Dafür werde ich werben“, be-tonte die Minderheitenbeauftragte.

Mit dem Slogan: „Du bist nicht allein“wird erstmals von den Minderheitenselbst – und nicht für oder über sie – einInstrument der politischen Beteiligunggenutzt, um europaweit die Zusammenar-beit von Mehrheit und Minderheit zu ver-bessern. Die Aktion wird von der europäi-schen Minderheitenorganisation FUEVin Flensburg gesteuert. Es sollen für dasBürgerbegehren europaweit eine MillionUnterschriften gesammelt und der EU-Kommission übergeben werden.

In ihrem Festvortrag in Idstedt schlugdie Minderheitenbeauftragte einen Bogenvon der Zeit der nationalen Gegensätzebis heute. Sie würdigte die Impulse, mitdenen die Minderheiten zum Versöh-nungsprozess im Grenzland beigetragenhaben. Außerdem unterstrich sie den eu-ropaweiten demokratischen Einsatz fürFrieden und eine Völkerverständigung„auf Augenhöhe“.

Renate Schnack plädierte schließlichfür ein „Haus der Minderheiten“ in Flens-burg. In einem europäischen Dokumenta-tionszentrum könnte über Vergangen-heit, Gegenwart und Zukunft der Minder-heiten informiert werden. Die deutsch-dänische Grenzregion könne so als Kom-petenzregion für Themen der Minderhei-ten weiter ausgebaut werden. sh:z

RenateSchnackwurde 60.

ARCHIV

Börnsen suchtFlucht-GeschichtenSCHLESWIG-FLENSBURG TausendeKriegsflüchtlinge kämpften sich 1945durch Eis und Schnee nach Schleswig-Holstein, hatten auf ihrer Flucht vor derRoten Armee nur das Nötigste bei sich,oft auf einem mühsam gezogenenHandwagen. Einer dieser Wagen staub-te jahrelang auf einem Dachboden ein,bis Bundestagsabgeordneter WolfgangBörnsen ihn in sein kleines Dorfmuse-um nach Bönstrup holte. Jetzt steht demHandwagen ein neues Kapitel in seinerGeschichte bevor: Börnsen wird ihn inBerlin an den Direktor der StiftungFlucht, Vertreibung und Versöhnung,Prof. Manfred Kittel, übergeben. Börn-sen möchte das Ausstellungsstück ger-ne mit authentischen Flüchtlingsge-schichten hinterlegen. Wer etwas dazubeitragen kann, möge sich bei ihm unterTelefon 030 / 227 77 377 melden.

Wanderung vorFördepanoramaFLENSBURG Von der Flensburger Ha-fenspitze aus führt Knut Franck heuteab 14 Uhr durch die Fördestadt: Es gehtvorbei am malerischen Kapitänsviertelbis zur Marina Sonwik, am Lautrups-bach entlang. Der zweieinhalb Stundendauernde Weg streift auch den Volks-park mit dem Wasserturm und führtkurz in die Flensburger Dragee-Fabrik(FDF). Zurück geht es auf der Fördekan-te durch das Industrieviertel des Hafensbis zum Endpunkt Marien-Café. Pro Er-wachsener kostet der Rundgang 10 Eu-ro, je Kind (bis zwölf Jahre) 6 Euro. Bu-chungen bei der Flensburg Fjord Tou-rismus: Telefon 0461 / 909 09 20.

Kreis Schleswig-Flensburg

FREITAG, 26. JULI 2013 SLN SEITE 15. ............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

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Kreis Schleswig-Flensburg

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Dank des heißen Julis kann auf den Getreidefeldern des Lorenzenhofes bald der Mähdrescher anrücken / Frühkartoffeln sind bereits reif

LANGBALLIG Es soll ja Menschen geben,die behaupten: Bauern beklagen sich im-mer. Entweder ist es ihnen zu heiß oderzu kalt, zu trocken oder zu feucht. Irgend-was sorgt gewiss für eine schlechte Ernte.Matthias Lehmann lächelt, wenn man ihnmit diesem Klischee konfrontiert. Klar, esgebe sicherlich den einen oder anderenBerufskollegen, der immer etwas zu me-ckern habe. Das gelte aber längst nicht füralle. „Und im Grunde muss man das Wet-ter so nehmen, wie es kommt“, sagt derBio-Landwirt vom Lorenzenhof in Lang-ballig. So klagt er auch nicht über die un-gewöhnlich lange Trockenheit und Hitze,die diesen Juli bestimmt. Im Gegenteil:„Fürs Getreide ist die Sonne ideal.“

Sollte sich das schöne Wetter auch inden kommenden Wochen einstellen,könnte es sogar sein, dass Lehmann seinGetreide nach der Ernte erstmals nichtvor der Lagerung in den Silos durch dieTrocknungszellen (sie arbeiten mit heißerLuft; in etwa wie eine riesige Tonne mit in-tegriertem Fön) schicken muss. Dennochwerden sie, ebenso wie die Silos, in diesenTagen gründlich gereinigt: Damit allesvorbereitet ist, wenn im August endlichder Mähdrescher zu Werke geht. „Wanngenau es losgeht, hängt vom Reifestadiumdes Getreides ab“, erklärt Lehmann, derdeshalb zurzeit täglich raus aufs Feld gehtund testet, wie weit der Winterroggenschon ist. Das passiert ganz praktisch, per

Biss-Test. Vier Reifestadien gebe es beimGetreide: Milch-, Teig-, Voll- und Totreife.Letztere bestimmt den Erntezeitpunkt.„Wenn die Halme ganz gelb sind und dieKörner beim Zubeißen richtig krachen,kann’s losgehen“, weiß der 54-jährigeLandwirt und fügt an: „14 Prozent Was-sergehalt im Korn: Das ist perfekt.“

Bis es aber mit der Getreideernte los-geht, gibt es auf dem Lorenzenhof noch ei-ne Menge anderer Arbeiten zu erledigen –unter anderem auf dem Gemüseacker.Dort hat Landwirt Arne Lorenzen, der dasFeld von den Lehmanns gepachtet hat undderen Bioladen laufend mit frischen Wa-ren beliefert, zurzeit alle Hände voll zu tun– insbesondere mit „Anuschka“. Denn dieersten Exemplare dieser festkochendenKartoffelsorte werden bereits geerntet,oder korrekt gesagt: gerodet. Und wie essich für einen Biohof gehört, wird auch da-bei auf die schonende Methode gesetzt. Sobenutzt Lorenzen einen sogenanntenSchwingsieb-Roder, der die Frühkartof-feln aus dem Boden schüttelt. Das verletztdie Kartoffeln kaum, der Nachteil ist aller-dings, dass man sie hinterher per Handeinsammeln muss.

Ansonsten gilt auf dem Acker: Was fürsGetreide gut ist, trifft fürs Gemüse nur be-dingt zu. So musste Arne Lorenzen seinGemüse im Juli regelmäßig bewässern,„erstmals seit zwei Jahren“, wie er betont.Aber in Kombination mit der Wärme habeer zumindest den verspäteten Frühlingaufholen können. Will heißen: Auch bei

Kürbis, Sellerie und Co. ist der Ertrag gut,kein Grund zum Meckern also.

Nur einen Katzensprung vom Gemüse-acker entfernt, auf einer 3,5 Hektar gro-ßen Koppel auf der anderen Straßenseite,geht es derweil deutlich grober zur Sache.Dort ist eine Scheibenegge im Einsatz undweicht den Boden auf, bald folgt der Pflug.„Dort brechen wir Kleegras um und wol-len bald Raps säen“, erklärt Matthias Leh-mann – und macht einen kleinen Exkursins Thema Fruchtfolge. Die sei für den Lo-renzenhof immens wichtig, „denn nur sobleibt das Ökosystem im Boden intakt“,erklärt er. Kleegras habe die Eigenschaft,viel Stickstoff aus der Luft zu binden. Denwiederum brauche der Raps als sogenann-ter Starkzehrer. Nach einem Jahr folgedann Weizen auf der Fläche, danach Ge-müse und Kartoffeln. „Jede Pflanze hatandere Ansprüche, ebenso wie die Boden-

bakterien. Deswegen ist eine Fruchtfolgeso wichtig.“

Wichtig ist den Lehmanns übrigensauch ein intaktes Familienleben, auchwenn das bei laufendem Betrieb nicht im-mer einfach ist. Anfang Juli konnten sienun aber „endlich mal“, wie Sabine Leh-

Es staubt ordentlich, wenn Arne Lorenzen mit dem Schwingsieb-Roder die ersten Frühkartoffeln der Saison aus der Erde holt. WINDMANN (3)

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DER LORENZENHOF IN LANGBALLIG

Seit 1992 lebt Familie Lehmann auf dem Lo-renzenhof. Als ihn Sabine und Matthias Leh-mann (mit drei Söhnen) übernahmen, war erbereitsvieleJahrealsBiobetriebbewirtschaf-tet worden. Inzwischen gehören 92 HektarLandundvierHektarWaldzumHof,dernochimmer biologisch (Demeter) betrieben wird.Auf rund 50 Hektar bauen Lehmanns Wei-zen, Roggen und Gerste an. Hinzu kommengut 1,5 Hektar für den Kräuter- und Gemü-seanbau (u.a. Mohrrüben, Rote Beete, Por-ree, Kartoffeln). Zurzeit stehen 22 Milchkühe(AnglerRind) imStall.NebenderFamilieundden Azubis leben auf dem Lorenzenhof aktu-ell acht Menschen mit geistigen und seeli-schen Behinderungen. Sie sind in den Alltagund die Arbeit so gut wie möglich eingebun-den. Sabine (Hauswirtschaftsmeisterin) undMatthias Lehmann (Landwirtschaftsmeister)sind beide ausgebildete Sonderpädagogen.

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„Jede Pflanze hat andereAnsprüche. Deswegen ist

eine Fruchtfolge so wichtig.“Matthias Lehmann

Bio-LandwirtBlick von unten: Hof-Mitarbeiter Lionel Nicusäubert für die kommende Getreideernte voninnen die sogenannten Trocknungszellen.

mann betont, ihren Sohn Nikolai (21) fürein paar Tage in Konstanz besuchen, woer bereits seit einem Jahr studiert. Und einweiteres Wiedersehen wird es auch baldgeben. Im August kommt der Sprösslingin den Norden – und hilft bei der Getrei-deernte mit. Sven Windmann

Zurzeit geht Matthias Lehmann täglich rausaufs Feld und macht einen Biss-Test, um dasReifestadium des Roggens festzustellen.

MIT DEM BAUERN DURCHS JAHR Zwölf Monate auf dem Lorenzenhof in LangballigIdstedt-Tag: Schnackwirbt für europäische

Bürgerinitiative

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Ackern für die Ernte

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