Neutralsalzreaktionen an der Haut

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I758 I ™ W O C H E N S C H R I F T . 3. J A H R G A N G . Nr . 39 23. SRpTEMBER i924

N o r m a l l i q u o r ve r sch iedene Mengen 131utserums zuse t z t (vgl. Tabel le II) .

Z u m Schlusse sel noch b e m e r k t , daB es sich in r ien oben- s t e h e n d e n Tabe l l en d a r u m hande l t , e inen unge]dihren : A n h a l t zu geben, wie die M a s t i x k u r v e e twa v o n ve r sch i edeng rad igen B l u t b e i m e n g u n g e n bee in I luBt wird. P r a k t i s c h ve r f ah re ich ana log der oben a n g e g e b e n e n M e t h o d i k so, dag ich bel san- g u i n o l e n t e m L iquor die E r y t h r o c y t e n z a h l bes t imme, d a n n zent r i Iugiere u n d den EiweiBgeha l t be s t imme . D a n n setze ich die M a s t i x r e a k t i o n an, de ren R e s u l t a t ich m i t Tabe l le I I vergleiche. Meine U n t e r s u c h u u g e n • s ich n u r au f Pa ra lyse - u n d Normal l iquor . Bei a n d e r e n g lobu l in re ichen Liqnores m 6 g e n die Ve rha l tn i s se ahn l i ch l iegen wie bel Pa ra - lysel iquor .

NEUTRALSALZREAKTIONEN AN DER HAUT. Von

Dr. SIGWALD BOMMER, Assistent an der Universit~tshautklinik zu Heidelberg

(Direktor: Prof. Dr. BETTMANN).

Die Frage , ob den e inze lnen I™ Na' , K', Ca", Mg'" eine q u a l i t a t i v spezifische ~vVirkung auf das V e r h a l t e n t ier i- sche �9 Organe z u k o m m t , wurde an e iner Re ihe inne re r Organe vor a l l em Ifir die K a t i o n e n Na' , K" u n d Ca" e ingehenden Ver- suchen un te rzogen . B r i n g t m a n die b e t r e f f e n d e n I o n e n in i iberdos ie r te r K o n z e n t r a t i o n a n die v e r s c h i e d e n e n Organe heran , so 16sen sie h ie r b e s t i m m t e , woh lcha rak t e r i s i e r t e Wir - k u n g e n aus, die n n t e r s ich ve r sch ieden u n d tei lweise en t - gegengese tz t ge r i ch te t s ind. A m H e r z e n z. t3. b e w i r k e n Ca"- I o n e n eine Z u n a h m e der Systole evt l . bis zu sy to l i s chem Herz- s t i l l s tand , w ~ h � 9 K ' - I o n e n eine V e r s t ~ r k u n g der Dias to le v e r u r s a c h e n (O. LOEWI). Der querges t re i f t e Muskel wi rd d u r c h N a t r i u m erregt , d u r c h K a l i u m ge l~hmt (GOTTSCt tALK

und A D L E R ) , a r a D a r m ' w i rk t K a l i u m t o n u s s t e i g e r n d u n d erregend, Calc ium erschlaf fend (ZoNDEK). Analoge Ergeb - nisse ze i t ig ten U n t e r s u c h u n g e n ara Uterus , a n dœ ]31ase, an Nie ren n n d Gef~Ben (ZoNDEK). F i i r das M g " - I o n is t eine spezif ische A l lgeme inwi rkung b e k a n n t in seiner Narkose des Z e n t r a l n e r v e n s y s t e m s , w a h r e n d lokale Einfl t isse h ie r n o c h n i c h t n~he r b e o b a c h t e t wurden . Das G e m e i n s a m e der bis- he r igen U n t e r s u c h u n g s r e s u l t a t e is t die Fes t s te l lung , daB die verschiedenen Kationen b e s t i m m t e verschieden gerichtete W™ kungen he rvo rb r ingen , daB der jeweilige E f fek t d e m be t re f fen- den K a t i o n o f fenbar eigent�9 h i s t u n d dag er vergleichbar i s t d e m Einf luB b e k a n n t e r pharmakologisch di//erenter Sub- stanzen.

Fi i r die H a u t f eh l t en b i she r de ra r t ige U n t e r s u c h u n g e n , u n d es sehien d a h e r v o n In teresse , fes tzus te l len , ob die Ver- s ch i edena r t i gke i t der t ™ a u c h h ie r in irgend.- e iner F o r m z u m A u s d r u c k k o m m t . Es sol l te die W i r k u n g der I o n e n Na' , K' , Ca" u n d Mg" in unphys io log i sche r tox i sche r Dosis auI die H a u t u n t e r s u c h t werden, m i t der Frage , ob die R e a k t i o n e n auf die e inze lnen I™ an der H a u t u n t e r s ich deu t l i che V e r s c h i e d e n h e i t e n zeigen oder n ich t , u n d wor in diese evt l . bes t ehen .

Methodik. Als A p p l i k a t i o n s I o r m wurde die i n t r a c u t a n e I n j e k t i o n gew~ihlt u n d v o n den in F rage k o m m e n d e n L6- sungen jeweils o,a ccm inj iz ier t .

Die W a h l der L 6 s u n g e n muBte so ge t ro f fen werden , dal? e inma l Einflfisse d u r c h V e r s c h i e d e n h e i t des jeweil igen Anions auBer B e t r a c h t k o m m e n k o n n t e n . Es w u r d e n d a h e r n u r ChIoride zu den R e a k t i o n e n v e r w a n d t . F e r n e r w a r e n Diffe- r enzen ira o smot i s chen D r u c k auszuscha l t en . I ch ging v o m osmot i schen D r u e k resp. d e m G e I r i e r p u n k t e iner o,9 proz. K o c h s a h l 6 s u n g nus u n d stelI te von den f ibr igen 3 Salzen L6sungen m i t g le ichem G e f r i e r p u n k t ber . I n ioo g der L 6 s u n g m u B t e n d a n a c h e n t h a l t e n seiu:

NaC1

0,9 g

t™

I , I 6 g

CaCI~

1,22 g

MgC12

I,OO g

Diese i so ton i sehen L6sungen w u r d e n in die R t i c k e n h a u t a n ko r r e spond i e r enden Ste l len r eeh t s u n d l inks in j iz ier t . Die R e a k t i o n e n w u r d e n a n l iber 5 ~ h a u t g e s u n d e n P a t i e n t e n (Gonorrhoikern) ausgef i ihr t .

Der Verlau/ der Reaktionen ges ta l t e t e s ich so: i. 0,9 % NaCl-Ldsung: Sofort nach der Injekt ion sieht man

elne weiBe Quaddel, hervorgerufen durch die injizierte Flflssigkeit (rein mechanisch bediugt und durch jede Flflssigkeit hervorzuruIen), entsprechend der nicht reaRtiven Druckan~tmie bei der Dermo- graphie. Diese Erscheinungsform wird im folgenden als Injektions- quaddeI (abgekfirzt I.-Qu.) bezeichnet, zum Unterschied von der dureh Fltigsigkeitsaustritt in die Hau t gebildeten sekundXren Quad, del, wie sie charakterist isch ist vor allem ftir die pharmakodynami- sehe Haut reakt ion auf ~{orphin (v. GR6~R n.a.) , Wenige Sekunden spXter zeigen sieh in der Umgebung der Quaddel in einem Umkreis von ca. 3 cm einige rote nnregehn~Big begreuzte nnd geformte Flek- ken, die nach ca, einer halben Minute ihre gr6Bte Ausdehnung erreicht haben, um in den n~chsten Minuten von der Peripherie aus wieder kleiner zu werdeu and zu verschwinden (irritatives Reflexerythem L. R. MOLnERS). Dieser reflektorisch bedingte rote Hot resp. Kreis von rotœ Flecken, wie er sich bel der Mehrzahl von Versuchspersonen anf isotouische NaCI-L6sung zeigt, ist in seiner IntensitoEt und Ansdehnung nach IudiMduen verschieden. Er kann nahezu ganz fehlen, evtl. aber auch als voltkommener roter Hot sich darstetlen, meist ist er, wie ausgefflhrt, hier nur durch einige Flecken angedentet und zeigt dami t einen relat iv milden Reiz an. Fast immer ist er recht flflchtig und naeh ca. 5 Minuten verschwunden. Die InjektionsquaddeI selbst n immt uach ca. einer Minute einen rosa Farbenton an, der ca. 5 Minuten anhXlt, um dann wieder zu verschwinden. Nach ca. 7- -8 ~ ̀ ist keinerlei R6tung mehr im Injektionsgebiet festzustellen. Nach IO Minuten sieht man den Rest der Iujektionsquaddel flach und�99 sich gegen die Umgebung absetzen, nnd das Injektionsgebiet ha t normale Hautfarbe angenommeu.

Die isotonische NaC1-L6snng wird also von der Hau t Iast reakfionslos aufgenommen. Die leichte reflektorische und lokale R6tung dfirIte allein dureh den mechanlsehen Reiz bedingt sein.

2. 1,16 % KCl-LSsung: Sofort wird starkes Brennen verspfirt, das von Mien Untersuchten sehr unangenehm empfunden wird und ca. 3- -5 Minuten anh~It, allm~hlich an Intensit• vertierend. Mach einigen Sekunden t r i t t um die weiBe I.-Qu: in einem Umkreis vou ca. 4 cm ein intensiver hellroter Hot auf, der nach ca. I Minute seine gr6Bte Ausdehnung (ca. 6 cm) erreicht hat, um in den n~chsten Minuten ziemlich rasch an Ansdehnung abzunehmen, naeh 3 Minuten noch ca. 2--3 cm brei t ist, nach OEo Minuten noch ca. i cm, um nach 15--2o Minuten verschwunden zu sein. Dieser reflekto- riseh bedingte rote Hot kann in bezug auf Ausdehnung bei den ein- zelnen Individuen sehr verschieden sein, evtl. k6nuen sich peripher noeh rote Fleeken hinzugesellen, die bis auf den Arm oder die Schulter reiehen. Zirka 3 Minuten nach der Iujektiou begiunt auch die Injekt ionsquaddel sich zu r6ten, gleichzeitig t re ten im Gebiet der Injekt ion (I.-Qu. und ca. 2 mm darfiber hinaus) die Follikel steil hervor (lokale pilomotorische Reaktion). Sie h~lt ungef~hr ~5 Minuten an, ist nicht konstant , d. h. sie findet sich nicht bel allen Individuen, aber bei der 1Vs und von den hier unter- suehten Salzl68ungen nur bei KCl. Die 1RStung der �9 quaddel ha t nach Ca. io Minuten ihren HShepunkt erreicht. Die R6tung ist intensiv hellrot und bleibt so ca. 20 3/Iinnten bestehen, w~hrend in der Zwisehenzeit die Injekt ionsquaddel deutlich kleiner wird. 3 ~ Minuten nach der Injekt ion flberragt das Injektlons- gebiet kaum mehr die fibrige Haut , die R6tung an der Stelle der I.-Qu. ist deutlich blasser geworden. Ein geringffigiger roter Fleck kann dann noch mehrere Stunden zur© um schliel31ich auch zu verschwinden.

3. 1,22% CaClz-L6sung: Kein Schmerz, kein Brennen. Auch hier t r i t t nach wenigen Sekunden um die weiBe I.-Qu. ein roter Hot auf, der nach I - - i1 /2 Minuten seine gr6Bte Ausdehnung er- reicht hat . Er bleibt stets an Gr6Be h in ter dem t™ zurtick und ha t meist eine ]3reite von 3- -4 cm. Der rote Hot n immt in den n~chsten Minuten wieder von der Peripherie lier ab und ist nach 5 Minufen noch ca. I cm breit. W~hrend uun das Reflexerythem von der Peripherie uaeh dem Zent rmn zu abnimmt, kommt es zur Ausbildung eines ffir die CaC12-Reaktion charakterist ischeu roten Saumes. Dieser zeigt sich nach 3 --4 Minuten zun~chst am Quaddel- rand und wXchst von da aus in den n~ehsten Minuten allmXhlich auI die Breitœ von 1/~ cm nach der Peripherie zu, gleichzeitig an Iutensi t~t zunehmend bis zu leuchtend roter Farbe. Zentr ipetal gerichtete Abnahme des Reflexerythems und zentrifugal gerichtete Ausbildung des roten Saumes verlaufen of Ienbar selbst~ndig nebeneiuander ber. Dieser rote Saura bleibt w~hrend der ganzen Daner der Reaktion unver~nder t bestehen. Mach ca. 5 - -7 Minuten beginnt der Rand der I.-Qu. ~ich waUartig zu erheben unter gelblicher

23. S E P r E M B E R 1924 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Verf~rbung. Die Erhebung (sekund~re Quaddelbildung) schreitet in den nXchsten l~{inuten nach dem Zentrum zu fort, um nach ca. IO Minuten die ganze I.-Qu. einzunehmen. Nach 6--8 Minuten hat man folgendes Bild: blasses, weil3es Quaddelzentrum, quasi eingesunken, darum erhabener gelber Wa!l, umgeben von intensiv rotera, schmalem Saura. Nach ca. ioMinuten ist die Sekretquaddel vollkommen ausgebildet. 2dan sieht dann eine gelbge]~~bte t)ro- mineure Quaddel mit gespannter Epidermis darflber und steil ab- ]allenden R` an Ausdehnung die I.-Qu. h6chstens um I mm am �9 tiberragend, umgeben von dem konstant bleibenden roten Saura. Dieses Bild bleibt ca. 2o 3/iinuten lang unver~ndert bestehen. 3 ~ Minuten nach erfolgter Injektion beginnt die Quaddel flacher zu werden und die R6tung des Saumes abzunehmen, um im Verlanf der n~chsten hMben Stunde langsam weniger zu werden. 2 Stunden nach der Injektion besteht noch leichte RStung und Schwellung im Injektionsgebiet.

4. 1% MgCl~-L6,s'ung: I™ Brennen, Hier zeigt sich eben- falls ein 2-- 3 cm breiter roter I-Iof nach wenigen Sekunden, der naeh I - 2 Minnten seine gr6~3te Ausdehnung erreicht hat und nach ca. 4 Minuten auf 2 cm zurfickgegangen ist. In dieser Ausdehnung bleibt er wXhrend der ganzen Dauer der Reaktion bestehen, sich allmahlich dunkler rot fXrbend. Sehr bald nach der Injektion (nach 1--2 Minuten) beginnt die Injektionsquaddel sieh zu rdten und erreicht iunerhalb kurzer Zeit annXhernd die gleiche Farbe wie

�9 die Area. t-Iof und Quaddel zeigen dann eine dunklere, stumpfere R6te als die nach KCl-Injektion. Gleichzeitig, bereits naeh r Minute beginnend, nimmt ” I.-Qu. deutlich an Prominenz ab, ihre Begren- zung wird unscharf, sic zer]lieflt gewisserma, fien und ist nach 15 Mi-

R I F T . 3. J A H R G A N G , Nr. 39 i759

HEUBN~R U. a. bearbeitet worden sind, so lgBt sich folgendes beobachten: Es ist bekannt, daB sich 3 Typen aufstellen lieBen: I. die lymphagoge Reaktion, verursacht durch Mor- phinm und seine Derivate; 2. die gef~Berweiternde Reaktion, bedingt durch die Doppelsalze des CofIeins, und 3. die gefgl3- verengernde Wirkung nach Adrenalininjektion. Es f~llt nun die quali tat ive Gleiehheit der reaktiven l?;rscheinungen b e i Coffein- und bel MgCt~-Injektion auf, wenn auch quanti tat ive Unterschiede da sind insofern, als naeh lnjektion einer I proz. L6sung von Coffein natr.-salicyl.*) die ausgel6sten Erschei- nungen intensiver sind als bel MgC12. Man ist also zu der Annahme berechtigt, daB auch im Vordergrund der MgCI~- Wirknng eine GefgBerweiterung s• Die Symptome, wie ste nach MgCl~-Injektion an der Haut auftreten: Friih auf- tretende l~6tung des Injektionsgebiets, rasche Abnahme der Injektionsquaddel, t31utstropfen aus dem Stichkanal lassen sich auch am ehesten durch die Annahme einer gef~Berweitern- den Wirkung erklgren.

Nicht so klar liegen die Erscheinungen, die auf eine CaCl~-Injektion auftreten. Die Herbeiftihrung einer Exsu- dation, die Quaddelbildung, haben CaCI~ und Morphium ge- meinsam, doch bestehen zwischen den beideflei Reaktionen mehrere Unterschiede: 1. Die Quaddelbildung geht bei CaCI= langsamer vor sich als bel Morphium, und ste erfolgt offenbar auf andere Art. Bei Morphium ~Verdfinnung �9 0 Millionen

NaC1 KC1 CaCle MgCle

Schmerz Reflekt. r. Hot Lokaler r. Hot*) Pilom. R. I Farbe d . I . - Q u . Sekund~re Quaddelbildung Tropfen ans d. Stiehkanal

+ + + + +

+ + + + + + + + + +

-- + +

+ (schmal) + + (breit)

- - I-�9 (nicht konst.) hellrot

weiB, sp~.t, gelb dunkelrot

+ + + +

wasserhell, evtl. blut. ring. wasserhell, evtl. blnt. ring.

gelb-ser6s Blut

nuten Iast vollkommen verschwunden, w~hrend die :R6te von Injekfionss™ und Hot noch l~ngere Zeit (bis ca. 4 ~ Minuten nach der Injektion) bestehen bleibt. Aus dem Stichkanal entleert sich gewShnlich ein mehr weniger dicker BlutstropJen, wahrend bei CaC12 meist ein gelblichser6ser Sekrettropfen hervortritt.

Es sind also ganz au�9 Unterschiede, die sich im Verlauf und in der Art der Reaktionen kundtun. Um ste deutlicher zu machen, seien sic hier kurz in tabellarischer ~lbersicht zusammengestellt.

Es muBte .nun zun~chst die Frage interessieren, ob die Reaktionen an die isotonische Konzentration gebunden seien, ob bei Verwendung hypo- oder hypertonischer L6sungen osmo- tische Einfliisse das Charakteristische der Reaktionen ver- wisehen. Es wurden dazu zunS, chst Injektionen mit der eloppelten Konzentration der L6sungen vorgenommen. Die Reaktionen ver]iefen vollkommen gleich wie die au�9 Injek- tion isotonischer L6sungen. Auch die hypertonische NaCI- L6sung wurde reaktionslos aufgen0mmen wie die o,9 p�9 13et Verwendung hypotonischer L6sungen von halber Konzen- trat ion kamen die Charakteristica der einzelnen Reaktionen ebensogut zur Darstellung, lediglich machte sich bel NaC1- L6sung eine etwas stgrkere und l~nger anhaltende Hof- reaktion, sowie eine leichte R6tung der Injektionsquaddel bemerkbar. Auch bei ~/4-I™ kommen die Unter- schiede noch zur Geltung, nur wirkt hier Brennen, verursacht durch die Hypotonie und damit verbundene st~rkere reflek- torische R6te st6rend. Starke Hypertonie (5 tache Konzen- tration) l~13t die Differenzen nicht mehr gnt in Erscheinung treten. Jedenfalls aber sind die Reaktionen in bestimmten Grenzen von der Konzentration der L6sungen weitgehend unabh~ngig, und die Eigenwirkung der betreffenden Satze (bzw. ihrer Kationen) l~Bt osmotische Einfli]sse in den Hintergrund treten.

Vergleicht man die beschriebenen Salzwirkungen mit den pharmakodynamischen Hautreaktionen , wie ste von v. GR6ER,

*) Ich glaube, dag man zwischen einem reflektorisch bedingten and einem lokal be- dingten roten Hot unterscheiden mu~3. Ersterer t r i t t wohl bel jeder Art von Injektion auf (schon durch den mechanischen InsuIt), besonders s tark nach schmerzhaften In- jektionen. Letzterer ist bedingt durch Wirkung der injizierten Substanz auf die lokale Umgebung und entwickelt sieh allm~ihlich zu der der betreffenden Reaktion eigentfim- lichen St~irke und Ausdehnung, w5hrend das Reflexerythem schon im AbMhlgen ist.

mit 0,9 proz. NaC1-L6sung*)] kommt es zut R6tung. und es bildet sich anschlieBend sehr rasch eine Quaddel von der Gr613e der Injektionsstelle aus. ]3ei CaC12 bleibt die Ein- spritzungsstelle blM3, und au] dieser blafi bleibenden In]ektions- quaddel w~chst vom Rande her langsam die Exsudations- quaddel (zun~chst in Form eines Walles) gegen das Zentrum zu, das weiterhin blag bleibt, so dag man zeitweise eine Art Kokardenform erh~lt. SchlieBlich ist die I.-QuaddeI von einer ganzen gelben Quaddel verdeckt. Die Farbe der ausgebildeten sekund~ren Quaddel ist bei CaC12 mehr gelb�87 bei Mo. rotgelb.

2. Die CaCl~-Quaddel bleibt l~nger bestehen. "u die Morphinmquaddel nach 3 ~ Min. am Rande in die Um- gebung zerflieBt, ist erstere noch gut erhalten.

3- Der Hot ist bel CaCI~ riel schm~ler und hellrot, w~hrend bel Morphium eine breite Area von mehr dunklerem Rot auftritt .

Der Uiiterschied zwischen beiden Reaktionen scheint mir dadurch verursacht zu sein, daB die Morphiumwirkung sich zusammensetzt ans Quaddelbildung und m~'fiiger Gej4fler- weiterun™ die CaCl~-Wirkung aber aus Quaddelbildung und Ge/giflverengerung.

Das lange ]31aBbleiben der Injektionsquaddœ auch zu einer Zeit, in der die Exsudation ira Gange ist und offenbar auch nach Ausbildung der sekund/~ren Quaddel, der ]angsame Verlauf der Reaktion, sowie der l~ngere Bestand der Quaddel scheinen mir ftir eine Gef~13verengerung durch CaCI~ zu sprechen.

Dag es sich bel der sekund~ren Qnaddelbildung um eine unter den verschiedenen Kationen speziell dem Ca" zukom- mende Eigenschaft handelt, daffir spricht, glaube ich, be- sonders der Umstand, dal3, wie oben erw~hnt, auch die hypo- tonische (o,51 proz.) L6sung die gleiche Exsudation hervor- ruft. Osmotische Einfiiisse spielen hier gegenfiber der be- sonderen \u des CaC12 (resp. seines t™ Ca") gar keine Rolle. Die Herbeiffihrung einer Exsudation gerade durch Ca'" entsprieht auch sonstigen Beobachtungen, n~m- lich der entqueUenden Wirkung des Ca", wie ste von H6BER

*) Es sind dies die Konzentrationen von Coffein und Morphium, wie sic von v. GROER als ,,Te#15sungen" verwandt werden.

I76o K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3. J A H R G A N G . Nr. 39 23. SEPTEMBER I924

u .a . bel der Einwirkung auf tierische Zellen iestgestellt wurde, sowie der Steigerung der HeO-Abgabe oder Transpira- tion an Roggenkeimlingen dureh Ca"-Ionen im Gegensatz zu den Na'-, K'- und 3/Ig"-Ionen (HAusT~IN-CRAMER).

Was die KC1-Reaktion anlangt, so lassen die dabei auf- tretenden Erscheinungen den Vergleich mit einer der be- kannten pharmakodynamischen Reaktionen nicht zu. %Vir haben hier neben anderem mit einœ gef~LBerweiternden Wir- kung zu rechnen, nur bleibt die Gef~Berweiterung mehr auf das Injektionsgebiet beschr~nkt, als beim MgC12 und scheint sich in einem anderen Teil der Gef~13schlinge Ms bei diesem abzuspielen [hellrote Farbe*)]. Andere Symptome, so vor allem der aui KC1 alle�9 auftretende, heftig brennende Schmerz, sind vorerst nieht zu deuten. Schon G0~TI~~R machte 1894 die Wahrnehmung bei Untersuchungen fiber die chemische Reizung sensibler Nerven, dal? t™ im Unterschied zu anderen Salzen auI •rische Wunden ge- bracht, heftigsten brennenden Schmerz verursaehen. ,,Das wesentlich Reizende ist hier offenbar die Base", fAhrt GON- THER fort, denn die Verschiedenen t™ sind in ihrer Wirkung nicht allzusehr verschieden. Wir k6nnen also fest- stellen, daB wir hier eine spezifisehe Wirkung des I™ vor uns haben, ohne allerdings bis jetzt iiber das Warum dieser Wirkung Nitheres aussagen zu k6nnen.

Von Interesse sehien es aber, zu untersuchen, welchen EinIlul3 die fibrigen Kationen (Na', Ca" und Mg") auf die durch I™ verursachte Schmerzempfindung haben. Gibt man gleiche Telle I(C1-L6sung mit je einer der anderen Salzl6sungen zusammen und injiziert dann, so kann man beobachten, dal3 NaC1 den Schmerz nur wenig mildert, etwas mehr CaC12, ara sti~rksten MgCI�87 und zwar was Intensit~t und was Dauer der Schmerzen anlangt. Ieh habe diesen Unterschied in der Schmerzherabsetzung auch durch Selbstversuche nachweisen k6nnen, Man erhlilt also in bezug auf die geringere und kfirzere Schmerzempfindung von t™ folgende Reihen- folge : Na '<Ca"<Mg" .

Es wurden anch sonst Kombinationen von je 2 der be- treffenden Sahe in absteigendem Verh~ltnis in bezug auf den l?eaktlonsverlauJ durchgeprtift und dabei war die gegen- seitige Beeinflussung von Ca" und Mg" besonders auffallend. Es wurden folgende L6sungen nebeneinander geprtift:

i. CaC12-L6sung (i,22%); e. 0,75 ccm CaCl~-L6sung + 0,25 ccm MgCl~-L6sung (1%) ; 3. o,5 ccm CaC12-L6sung + o, 5 ccm MgCle-L6sung; 4. 0,25 ccm CaCl~-L6sung + o,75 ccm Mg C12-L6sung; 5. MgC1,-L6sung (I�9 Durch den Zusatz von 1/4 Teil MgClz-L6sung zur L6sung

von CaCI~ Iinde™ eine deutliche Abschw~chung der Ca"-Reak- tion statt, ebenso umgekehrt bel 2r Nimmt man von beiden gleiche Teile, so sehwdichen sie sieh in ikrer W~rkun™ so ab, dafl es kaum zu einer Reaktion kom�9 eine leichte Rosa- f~rbung der Injektionsstelle und eine eben angedeutete Hof- reaktion ist Nies, was sich zeigt. Es kommt also zur gegen- seitigen vollkommenenen Anfhebung der spezifischen Wir- kung und zwar in riel st~rkerem Mal3 als dies bel Kombination zweier anderer der betreffenden Salze der FMI ist.

Bei der Mischung von NaC1 mit einem der fibrigen Salze tritt, wie zu erwarten, eine abgeschw~chte, aber typische KCI,, CaC1 v MgCl~-Reaktion auf. CaCI~ und KC1 bedingen eine Ex- sudation, die geringer ist Ms bei CaCI~ allein, aber es kommt immerhin zur Quaddelbildung, daneben zeigt sich die KC1- Wirkung in R6tung der Quaddel, Schmerzhaftigkeit der In- jektion und st~trkerer Hofreaktion. Bel der Mischung von MgCI~ und t™ kommt eine Verstiiy der Wirkung im Sinne einer Gef~Berweiterung, dunkle, rasch auftretende R6tung, rasches Dahinschwinden der Injektionsquaddel zu- stande, w~hrend gleichzeitig die schmerzhafte lu der KCl-Injektion, wie oben erwXhnt, betr~chtlich herabgesetzt wird. Es handelte sich hier stets um gleiche Teile der beiden L6sungen.

*) Ich glaube, dag es sich ira Gegensatz zur Gef~Bdilatation dureh Mg" hier um eine lokale reaktive Hyper~imie auf den gesetzten Reiz hin handelt (rg1, Z IRL in Das vegeta- tive Nervensystem von L. R. MOLLER) .

Es wurde in der vorliegenden Arbeit die Rolle der einzelnen Kationen Nu', K', Ca" und Mg" Ms Reiz- iaktoren in ihrer Wirkung aui die Hau t untersueht. Bei intracutaner Injektion der entsprechenden Salze (Chloride) wurden ,,funktionelle Dermoreaktionen" her- vorgerufen (analog den pharmakodynamischen Reak- tionen von v. GR6ER und HECHT). Typus und Verlauf der Reaktion war ffir jedes der untersuchten Salze eigentfimlich und charakteristisch. Da bel den verschiedenen Salzl6sungen nur dus Kation gewechselt wurde, muB angenommen werden, dal3 dieses jeweils die Eigenart der Reaktion bedingt hat. Die einzelnen Kationen verm6gen Mso auch an der Haut ganz spezifische Wirkungen hervorzurufen, die in Analogie zu setzen sind zum Effekt pharmakologisch differenter Sub- stanzen.

Zum SchluB set noch kurz eine Frage gestreift, die viel- leicht weitere Untersuchungen wert ist: Wie k6nnen wir uns das Geftihl des Brennens erkl~ren, das bel frischen Wunden oder bel beginnenden akuten Entztindungsprozessen der Haut aufzutre™ pflegt? Der Entzfindungsschmerz wird nach v. FREY verursacht durch aus dem in seinem Stoffwechsel gest6rten Gewebe ausgeschiedene chemische Substanzen. Nach den Untersuchungen EBB~X~S werden durch Reizung die Membranen (Plasmah~ute) der Zellen, welche dem Durch- t r i t t der Ionen einen bestimmten Widerstand entgegensetzen, gelockert und dadurch durchl~ssiger. Ferner wissen wir, dal3 K'-Ionen physiologisch zum Unterschied von anderen Ionen- arten (Ca", Na') sich vor aIlem im Zellinneren befinden. Es ist danach denkbar, dag der akute Entzfindungsprozel3 mit seiner Auflockerung der Zellmembranen einhergeht mit einem Austritt von K'-Ionen aus den Zellen und daB diese zeit- weilige Zunahme der K'-Ionenkonzentration das Geffihl des Brennens verursacht.

Wenn auf Grund der vorliegenden Untersuehungen ein solcher Schlul3 gezogen wird, so l~13t sich dagegen einwenden, dag hier riel stgrkere K'-Ionenkonzentrat ionen zur An- wendung gekommen sind, Ms ste im lebenden Gewebe in Betracht kommen. Ich habe daher versucht, eine Grenz- konzentration aufzufinden, bel der t™ noch Brennen in der Haut verursachen. Es konnte festgestellt werden, da~3 sehr betr~Lchtliche Verdtinnungen der KC1-Konzentration dazu noch imstande sind. Ausgegangen wurde von der I,I6proz. KC1-L6sung und davon wurden Verdfinnungen mit o,9 proz. NaC1-L6sung hergestellt. Es rand sich, dag noch Verdfin- nungen von 1/200 der Stamml6sung deutliches Brennen ver- ursachen (vergleichend wurde o,9 proz. NaC1-L6sung injiziert), Das entspricht einer Konzentration von o,oo58proz, t™

Rechnet man im Plasma mit einem Gehalt von o,o 4 proz. Kaliumchlorid, so seheint durchaus nicht unm6glich, dal3 Sehwankungen von o,oo3% und mehr in der I™ konzentration innerhalb des Austauschsystems Zellen -- Ge- webss~ffe auftreten, die an geeigneter Stelle dann das Ge- ffihl des Brennens verursachen. Weitere Untersuchungen in dieser Richtung dfirften jedenfalls von Interesse sein.

EXPERIMENTELLE UNTERSUCHUNGEN OBER ANTIGONORRHOISCHE SILBERPRAPARATE.

V o n

Dr. F. JACOBSOHN und Dr. ERICH LANGER,

Oberarzt der DermatoIogisehen Abteilung (Prof, Dr. BUSCHKE). Aus der DermatoI, AbIeilung (Dirig. Arzt : Prof. Dr. A. t~USCFIKE) und dem Patho[.

Inst i tut (Prosektor: Dr. CH RI ST E L L E R) des Rudo]f Virehow-Krankenhauses.

Bel der Untersuchung antigonorrhoischer Silberpr~parate aui Vorhandensein freier Ag-Ion› durch F~llung oder Schwarz- f~rbung mitteIs Schwefelammonium rand SIEBE~T 1910, d a l von den uns heute noch interessierenden Pr~paraten, aul3er naturgem~13 Arg. nitr., Ichthargan und Argentamin stark ionisiert, Protargol, Albargin und Kollargol aber nur relativ gering ionisiert sind. Naeh den Untersuchungen von v. NE~R- GARD, der in Ag-Pr~para™ auf potentiometrischer Basis

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