Pflegekinder, Pflegeeltern und Herkunftseltern...... im Umgangskontakt aus Sicht der verschiedenen...

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Pflegekinder, Pflegeeltern und Herkunftseltern...

... im Umgangskontakt

aus Sicht der verschiedenen Akteure

Dr. phil. E. Krüger Umgangskontakt 2

Agenda

• Reaktionen des Pflegekindes nach erfolgter Trennung

• Loyalitätskonflikte bei Pflegekindern• Warum sind Umgangskontakte für das

Pflegekind wichtig?• Wie fühlen sich die Herkunftseltern?• Wie bereite ich mein Kind auf den

Umgangskontakt vor?

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Agenda

• Wie verhalten wir uns als Pflegeeltern im Umgangskontakt?

• Wie reagieren wir als Pflegeeltern, wenn die Herkunftseltern nicht kommen?

• Wie gehen wir damit um, wenn das Pflegekind die Umgangskontakte mit den Herkunftseltern ablehnt?

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Reaktionen des Pflegekindes

nach erfolgter Trennung von der Herkunftsfamilie

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Reaktionen auf Trennung von der Herkunftsfamilie

• Bewältigung der Trennung ist abhängig von – Alter und Entwicklungsstufe

– Persönlichkeitsmerkmalen• Geschlecht

• Temperament

• Intelligenz

– Verständnisfähigkeit von Beziehungen (Bindungstyp)

– bisherige Erfahrungen• Anzahl der Bezugspersonen

• Wechsel der Bezugspersonen

• Soziales Umfeld

– Erworbene Kompetenzen• Fähigkeiten

• Beeinträchtigungen

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Reaktionen auf Trennung von der Herkunftsfamilie

• Klassifikation nach Alter (durchschnittliche Entwicklung):

• 0 - 3 Jahre• 3 - 6 Jahre• 6 - 9 Jahre• 9 - 12 Jahre• 12 - 16 Jahre

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Reaktionen auf Trennung von der Herkunftsfamilie

• 0 - 3 Jahre– klammern sich an die anwesende ErzieherIn

– sind weinerlich, schreckhaft, ängstlich, häufig auch in der Nacht

– starke Angst vor Trennung

– regredieren

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Reaktionen auf Trennung von der Herkunftsfamilie

• 3 - 6 Jahre– glauben, dass sie Schuld an der Trennung sind

– zeigen teilweise angepasstes Verhalten, um dieses wieder gut zu machen (Überbravheit)

– sind anderen gegenüber vehement aggressiv (Überaggressivität)

– koten ein (Enkopresis)

– entwickeln auch weinerliches und klammerndes Verhalten

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Reaktionen auf Trennung von der Herkunftsfamilie

• 6 - 9 Jahre– wollen ihre Elternteile trösten und es ihnen recht

machen• da dieses nicht gelingen kann, folgen Enttäuschungen

– hilflos, traurig, hoffnungslos

– Loyalitätskonflikte zwischen Herkunftseltern und Pflegeeltern

– Wutanfälle

– depressive Symptome

– Auffälligkeiten in der Schule

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Reaktionen auf Trennung von der Herkunftsfamilie

• 9 - 12 Jahre– Pflegeeltern werden stellvertretend Vorhaltungen

gemacht• Deutlich wird Partei für Herkunftseltern übernommen

• Fürsorgeverhalten wird den Herkunftseltern gegenüber entwickelt, der Kontakt zu Pflegeeltern wird belastet

– Schuldgefühle in bezug auf Pflegeeltern werden entwickelt

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Reaktionen auf Trennung von der Herkunftsfamilie

• 12 - 16 Jahre– Elternteile nutzen diese Jugendliche als Tröster,

verlangen Anpassung und Rücksichtnahme• Jugendliche fühlen sich instrumentalisiert

– elterliche Fürsorge wird vermisst und führt zu Enttäuschungen

• fühlen sich perspektivlos

• kann zum Rückzug aus der Herkunftsfamilie führen

• Irritation des eigenen Selbstwertgefühls

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Reaktionen auf Trennung von der Herkunftsfamilie

• Zusammenfassung– Selbstwertprobleme und Schuldgefühle

– Schwierigkeiten im Umgang mit Aggressionen

– Loyalitätskonflikte und Zerrissenheitsgefühle

– Probleme mit der Geschlechtsidentität

– Spätfolgen

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Loyalitätskonflikte bei Pflegekindern

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Loyalitätskonflikte bei Pflegekindern

• Ist das Kind den Pflegeeltern gegenüber loyal, ist es seinen Herkunftseltern gegenüber illoyal

• Ist das Kind den Herkunftseltern gegenüber loyal, ist es seinen Pflegeeltern gegenüber illoyal

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Loyalitätskonflikte bei Pflegekindern

• Das Verlassen-worden-Sein von den Herkunftseltern wird oftmals „verleugnet“, eine gute Beziehung zu ihnen wird auf der Phantasieebene idealisiert

• Kinder können sich das Verlassen-worden-Sein nicht erklären und reagieren darauf unterschiedlich

• Sie schreiben sich je nach Alter in der Regel ein eigenes Verschulden zu

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Loyalitätskonflikte bei Pflegekindern

• Je nach dem, in welcher Phase sich das Pflegekind bezüglich der Integration in die Pflegefamilie befindet, werden folgende Gefühle in der Pflegefamilie abgebildet:

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Anpassungsphase• Gefühl langer Vertrautheit• scheinbare Harmonie• problemloses Anerkennen der Regeln• altersgemäße Orientierung• Kontrollieren von eigenen Bedürfnissen• Anpassen an neue Familiensituation• fragloses Tolerieren der Bezugspersonen• zwangloses Anpassen an die neue Umwelt

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Übertragungsphase (Konfliktwiederholung)

• Übertragen von familialen Erlebnissen von den Herkunftseltern auf die Pflegefamilie

• Verwechseln der Bezugspersonen (Herkunftseltern oder Pflegeeltern)

• Wiederholen früherer Beziehungsformen• damalige Situationen werden neu inszeniert

– Kinder gestalten dadurch eigen-therapeutische Situation

– dadurch ist Korrektur von Erlebnissen möglich

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Phase der Regression

• Pflegekind hat jetzt eine stabile Beziehung zu den Pflegeeltern

• Pflegeeltern müssen „Erlaubnis“ geben, dass Kinder regredieren dürfen– dann hat das Kind die Chance, Beziehungen

konstruktiver zu gestalten und zu erleben

– Rückfälle in bereits durchlaufende Entwicklungsphasen sind dann Fortschritte

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Phase der Entwicklung einer realistischen Beziehung

• „Eigentherapeutische“ Situation des Pflegekindes relativiert sich, eine reale sichere Beziehung wird aufgenommen, oder– Pflegekind verbleibt in der Übertragungs- oder

Regressionsphase

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Umgangskontakte

Warum sind Umgangskontakte für das Pflegekind wichtig?

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Bedeutung von Umgangskontakte

• Kinder ohne Kontakt zeigen mehr Verunsicherungen und Schwierigkeiten als Kinder mit Kontakt– aber eine erhöhte Belastung und geringer

Anpassungsfähigkeit

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Bedeutung von Umgangskontakte

• Kritik: Kinder ohne Kontakt könnten aus Familien mit Multiproblemen kommen (negative Sozialisationserfahrungen)

• Kritik: Kinder mit Kontakt hätten eine generelle Bindungsschwäche, dadurch eine schwache Integration in die Pflegefamilie und somit eine größere Unabhängigkeit in sozialen Beziehungen

• Kritik: nicht besuchte Kinder entwickeln eine stärkere Bindung an die Pflegeeltern

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Bedeutung von Umgangskontakte

• Kritik: Kinder mit Kontakt kommen nur zur Hälfte in die Regressionsphase, welche eine Voraussetzung für eine Integration anzusehen ist

• durch stattfindende Besuchskontakte erhöht sich nicht die biografische Thematik beim Pflegekind

• Empfehlung: die Möglichkeit der Rückgliederung eines Kindes zu den Herkunftseltern sollte rasch geklärt werden

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Herkunftseltern

Wie fühlen sich die Herkunftseltern?

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Wie fühlen sich die Herkunftseltern?

• multiple belastet• „Wir verstehen uns als Lobbyisten

und als Brückenbauer in dem Vieleck der Interessen, Konflikte, Trennungen, Trauer, Hilflosigkeit ...“ (Netzwerk Herkunftseltern)

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Wie fühlen sich die Herkunftseltern?

• „Rabenmütter haben einen schlechten Ruf. Dieser Ruf basiert auf Konstruktionen, die oftmals jeder Realität entbehren.

• Die Eltern, die Kinder bewusst in andere Lebensumstände abgeben, tun dies meist sehr bewusst und unter vielen persönlichen Entbehrungen.

• Raben haben ein sehr stark ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie ziehen fremde Brut auf und verlangen keinerlei Vergütung dafür.“ (Netzwerk Herkunftseltern)

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Pflegeeltern

Wie bereite ich mein Kind auf den Umgangskontakt vor?

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Wie bereite ich mein Kind auf den Umgangskontakt vor?

• Innere Haltung: Eltern trotz ihrer Schwächen zu achten

• Eltern bleiben Eltern für die Pflegekinder

• Pflegekinder können sich auch lösen (wollen) von den Herkunftseltern

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1.Vorlaufphase:Kontaktaufnahme durch Briefe, AnrufeThematisierung der Begriffe „Vater“ und „Mutter“ mit dem KindVorgespräche, Konzeptvorstellung, Organisatorischer Rahmen, Hilfekonferenz(en)2. Hauptphase:Einzelgespräche mit den Eltern, elterliche Vereinbarungen bzgl. der UmgangsregelungenVorbereitung der Umgänge mit dem KindBegleitung der Umgänge, anschließende Reflexion mit dem KindBegleitete Gespräche mit einem Elternteil und dem Kind zur Lösung des LoyalitätskonfliktesWeiterentwicklung des Umgangs, Perspektivplanung3. Abschluss- und Verselbständigungsphase:Besuchskontakte im HaushaltBegleitende Elterngespräche, Weiterentwicklung der VereinbarungenAbschlussgespräch/Berichterstattung/HilfekonferenzControlling/Katamnese/Evaluation nach ca. einem halben Jahr

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Pflegeeltern

Wie verhalten wir uns als Pflegeeltern im Umgangskontakt?

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Wie verhalten wir uns als Pflegeeltern im Umgangskontakt?

• unterstützter Umgang – wenn keine Risiken für das Pflegekind bestehen

• begleiteter Umgang – ein indirektes Risiko kann nicht ausgeschlossen werden

• beaufsichtigter Umgang – Kindesgefährdung durch das Elternteil ist nicht ausgeschlossen

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Wie verhalten wir uns als Pflegeeltern im Umgangskontakt?

• In Bezug auf Zeitdauer

• ... Räumlichkeiten

• ... Personen

• ... Themen

• ... Materialien

• ... Krisen

• ... Sicherheiten

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Wie verhalten wir uns als Pflegeeltern im Umgangskontakt?

• s. Artikel: „Zum begleiteten Umgang gemäß § 1684 BGB“ von Ute Hermann

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Pflegeeltern

Wie reagieren wir als Pflegeeltern, wenn die Herkunftseltern nicht

kommen?

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Wie reagieren wir als Pflegeeltern, wenn die Herkunftseltern nicht kommen?

• Trauer/Wut des Kindes ausdrücken helfen (Aktives Zuhören)

• Neue Vereinbarungen mit den Herkunftseltern treffen

• JA zur Mithilfe auffordern

• im Streitfall gerichtliche Regelung erwirken

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Pflegeeltern

Wie gehen wir damit um, wenn das Pflege-kind die Umgangs-kontakte mit den Herkunftseltern ablehnt?

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Wie gehen wir damit um, wenn das Pflegekind die Umgangskontakte mit den Herkunftseltern ablehnt?

• Pflegekinder könnten Koalitionskonflikt spüren

• Angst vor der Trauer

• Umkehr der Ohmacht in Macht

• Bestrafung/Retourkutsche

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