Rudolf Dietz zum 70. Geburtstage

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Zeitschrift far angewandte Chemie 44. Jahrgang, S. 229 -341 I It~lialtsvcrzc~icli~tis: Sidle Attzcigeateil S. 229 I 28. Marz 1931, Nr. 13

. i n 1 26. Miirz begeht Prof. 111.. Itudolf D i (1 t z i i i

Dresden seinen 70. (tehurtstng. .\Is dritter von vier Sohneii des ;\potlieltenbesitzers Carl I ) i e t z i n Nwwierl : i n 1 Hhein geboren, verlebte er eine fi-ohe Jugendzpit. Nach heeadeter Schulzeit wandte er sicli den1 .ipothekei*- I)erufe m und geiioij seine erste i\iisbibdung in der viiterlichen Apolheke. Uni seineti pliariiiazeutisclie~i Stitdie11 obzuliegen, hezog er 1881 die Universitiit Berlin. Hier arbeitete er iiii H o f i n n 11 ti srhen Lnl~orntoriuiii linter der Leitung von Wilheliii W i 1 I. Eiii regeh wisseiiachnftliclies wid zugleich f rohes ltaiiieraldsehnftliches Leben war es, das dieser treff- liche Lehrer durch seine an- regende Personlichkeit, durch seine eigene wissenschnftliclie Begeisterung bei seineti Schiilern zu pflegeii wiiijte. Z u denen, die dent ver- ehrten, jugendfrischen Lehrer persoiilich nahetreten dutTften, geliorte Dietz. Diese freuad- schaftlichen Beziehiuigen haben nuf dns herzlichste fort- bestanden, bis Will durch den Told abherufen wurde. Wie fur so ninnchen anadereti ails deiii daninligen Kreise der Willschen Schiiler kniipfen sich auch fur iinsereii Jubilar an jene Jahre frohen begeisterten Stu.diuiiis unversiegbnre, kostliche Er- innerungen. Nnch Beendigiing des plia r it I azeu t i sc hen S t ii diit iii s iiiitd der Approbation nls Apo- theker 1886 wurdeii die wissen- sehnftlichen Studien fortgesetzt, nnfnngs linter Leitung von Will, spater, nnchdeni Dietz seiner Dieiistpflicht nls freiwillige:. Militlrpliariiinzeut geniigthatte, :in1 Laboratoriuni ider Tieriirztlichen Hochscliiile Berlin unter Leitung von A. P i ti 11 e r. Aiif Orund seiner hier durchgefuhrten Doktorarbeit uber Iniidoiither <des ' h i - 1 1 ie thy lencyan ids 11 11 d de re ti D e r i va t e p r o tit ovi e r t e 1) i et z 1888 in Erlangen nnd leitete dann in] o~l)engenannten IA- 1 )o r ato r i uiit bis 1 890 ad i e pha rninzeii t isch en ff bu nge ti. I 11 diesent Jiihre knufte er in Berlin eine Apotheke. X l ) e ~ * die Liebe zur wissenschnftlichen Forscliung hntte zii ticf voii ihiii Besitz genoniiiien, nls daij er auf die Dnuer sich irii Wirtschadtslebeti wohlfiihlen ltonnte. So w r - knufte er 1896 seine Apothelte wieder utid trat :ilh

Assitstent bei der Pliysiknliscli-Techt~i~lie~i Iteiclis- :instalt in dereii cheiiiisches Lnl)oratoriuni eitt, i i in hier linter Fuhrung von Fraiu M y 1 i 11 s nii den wissen- scliafilicheri Arlxiten der Reichsnnstnlt teilzunehnieii. Ein vereinfachtes Verfahren zur qualitativeti Xnnlyse lder Legierungen der Platininetnlle, Untersuchungeii uber die Hydrolyse belichteter Pslatin- o'der Oold- rhlor\\.asserstcuffsliire 11. a. wnren die Friiclite dieses T/,ii~i;ittitiieiinrl)eitens. Es fnnd seineii .il~srhluiJ, :i l-{

At l r rcw 1'11t.t111t I X ' I , N I 1'3

Walter H e 111 1' e 1 1900 Dietz als Adjunkten an dns Anorgatiisc.liclieti~ische Lnlx)rntori~iim der Tech- iiiichen Hochschule Dresden berief. Dnniit begann Tui. 1)ietz eine Zeit gliicltlichster Wirksamkeit, da d i p .Art, i n dei. Heiiipel forschend und lehrend tiitig \tar, deni innersteii Wesen von Dietz in vollstem Mafie entsprach iind der Verkelir tiiit der akndeniischeii Ju- gelid ihni tiefe Refriedigung gewiihrte. Iiii Jalire 1905 haliilitierte er sicli nuf Grund einer Untersiioliiing iiber d i e t i e \v i 11 I I 11 ng v o 11 St roh zell s tuff nnch deiii Sul f i t -

\~erfahren. In der Folgezeit wufide e r 1906 Zuni aui3er- etntsiniiijigeii aui3erordentlichen Professor und 1914 ~ u i i i etiits- iiilijigen Estraordinnrius fur die chemische l'echnologie der Silicate ernannt.

Iliesein Lehrgebiet, das an tl e r Techn i sch e t i H ochschul r Dresden seit 1895 voii deiii Ge- sn 111 tg ebli e t e de r a tiorgan i sch- cheniische!i l'echnologie abge- zweigt war, hntte er sich sclioii nlsliald nach seiner Ha1)ilitation auge\vnndt und sich durch ein- gehende, ~ 0 1 1 hiiufigen Be- surhen in lteraniischen und glast echnisch en Bet r ieben \vie i n Zeiiientfabrikeri unterstutzte Stiadien griindliohe Spezial- lteiintnisse nuf dieseii fur das siichsische Wirtschaftsleben be- sonders wichtigen Gebieten er- worben. In tnehreren litera- rischen Xrbeiten lint er seineEr- fahrungen niedergelegt und be- sonders ni i t einer grofieren An- znhl voii Schiilern Esperimentnl- u ti t ersuchu ngen fiber tiinn nig- faclie wissenschaftlichen und

1)ieten dei- l<erniiiilt und sder Glastechnilt Ndurchgefiilirt,die i n Diploin- iind Doktornrbeiiten niedergelegt sind. Eiiie gnnze Anznhl seiner Schuler hnben aus der Re- lehrung, die sie durch Dietz erhielten, schone Erfolge in der Teclinik des In- und Auslandes geerntet und ~iehttien heute darin zuiii Teil fiihreode Stellungeti ein.

Nacli Hiunderten zahlen nber die Schiiler, die Dietz i t i t Laboratoriiini in der technischen Xnalyse unterwies. Gestiitzt aiif tie4e und vielseitige Erfahrung und nuf eine seltene esperimentelle Geschicklichkeit, die, ganz der Schule Walter Heinpels entsprechend, iiiiiner mit den einfnrhsten Mitteln ziini Ziele zu koinmen wuklte, verstand er es nusgezeichnet, seine wissenschaftliche 13egeisterung auf seine Schiiler zu ubertragen. DilJ wurde ihni i i tn so leichter, nls es ihin (durclt seinii Herzensgiite, seineti echt rlieinischen Frohsinn iind seine starke Mlnnliohkeit wie wenigen gegebeii war, die Herzen der nkndeiiiischen Jugend zu gewinnen. Dank- I ~ r e Verehrung I)e\vnliren ihm seine vielen Schiiler :I iielt ii Iwi. tl i e iil~ideni i .;clien J n h re hi n:iu 8.

111io1 ['twii.~ 11tc h1vt techniwheli Fragen auf deli Ge-

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Eine grolk Xufgabe uitd zuglcsicli eine.\ufgube so gnttz nacli seineni Herzeii ergab sich fur Dietz, als 19%2-1!)'25 die neueii cliemischeii 1,nlwrntorien der Dresdner Hoch schule gebaut und eingerirhtet wurdeti. Mit ttie ver- siegenlder Ausdniier stellte er seiii grofks prnktisches Geschick i n deli Dienst der T'lnnung uitd des ;\ushnus des Aiiorgniiisch-chetiiisclieii 1,nbor;itoriuins; die Zweck- iniifiigkeit seiner Iatieneinriclitung vepdankt diclses vor ;illem deni praktischen Sch:irfhlick und Weitblick un- seres Jtbilars; W;IS er sich nusggedacht, hat sich allent- hnlhen bewiihrt. Nocli niehrere Jnhre hindurch koiii i t~ PI' sieli bei seiner Arheit selbst hiervon uherzeugen, 1)is

seiii fortgeschrittenes Lebensalter vor zwei Jnhreii i l i i i

it1 den wohlverdienten R(uhestnitd fuhrte. 1)ankbnr gedenkt der Unterzeichuete eines fast

zwei Jahrzehnte untf;issenden, nienials getrilbten freund- schaltlicheii Zusatiinienarl~eitetis iin chemisclien Unter- riclit init Rudolf Dietz; er weii3 sioli cins i i i i t seineti Kollegen und mhlreiclien Schiilern i n dent Wunsclie, dai3 dent Jubilar i n 1 Kreise der Seinen noch viele Jnhre der (iesuiildheit beschieden seieii in den1 begluckende!i RewuDtsein segensreicher Lehensarheit im Dienste der W bsenschnft.

F. Fowster. [A. 36.1

Eduard Cramer t Mitten aus deiii Scliaffen liernus ist Pateiitanwalt

Dr.-Ing. e. 11. Edu:ird (' r :I m e r nni 12. Februar 1931 in- folge Herzschlages verscliieden. Es trauert heute uiii ih:i ciie ge-sanite Industrie der Steine und Erden, der ('raniers Lebenswerk gewidniet war und die seineni Schnffen so aui3erordentlicli vie1 verdankt.

Uin die Leistung Craniers zu verstehen, niussen wir uns den Stand der lndlustrie zu Beginn seiner 'I'iitigkeit als Kerainiker vergegenwiirtigen. Sie be- gnnn 1883, als Henntann S e g e r den danials Vierund- zwanzigjlhrigen (geb. 8. Juni 1859 ziu Bochum) als Assi- .tenten an die cliemiscli-tecliiii.~lie Versuchsnnstalt an der Kgl. Porzellan-Manufaktur berief. - Vorangegangen ~ v n r ein Studiunt der Chemie an den Technischen Hoch- whulen Hannover und Berlin. - Ob Seger damals tuder aucli spIter (1886), nls er Crnmer zu seinem Mit- wbeiter mi Toitindustrieuiiternehinen niachte, das wahre Wissen uird Konnen Craniers ahnte, mag dahingestellt 1)leiben. Sioherlich aher lint Seger den Wert der ('rnmerschen Mitarheit erknnnt, als er ihn 1891 nls 'I'eilhnber in seiri Unternehnien nufnahm, das seitdeni den Name t i ,,Chen t isch e.s La horn t o rium fiir Ton indust r ie und 'I'onindustrie-Zeituii,rr Prof. Dr. H. Seger Br E. Cramer" fuhrt. Und rucksdiauend lronnen wir heute nur feststellen, daD Crnmer nicht nur nach Segers fruhem Tolde dieses Unternehmen ini Geiste des Griin- ders weitergefuhrt, sondern auch ausgebaut und zu einer damals nicht erahnten Hohe gefiihrt hat. DaD das Ton- i I i d8u s t riela bo ra to r i uni hen t e al s erst es Faoh ins t i t u t cde r Industrie der Steine utad Erden in der ganzen Welt gilt, und daD diie Tonindustrie-Zeitung die erste Fachzeit- schrift auf diesem Gebiete wur$de, ist im wesentlicheu Cramers vielseitigeni Koiineii und Wissen, seiner ge- waltigen Arbeitseiiergie und seineni unerniiidlichen FleiD zit dnnken.

Kann aiiich (die Arbeit Segers als Bqrunder der keramischen Wissenschaft nicht hoch genug gewertet werden, daf3 die Segerschen Erkenntnisse uiid Lehren die Praxis dturchdrungen haben, ist Craniers Werk. Schon als Mitarbeiter Segers hat er hervorragenden Anteil an den Arbeiten unld Forschungen; als Erbe des Segerschen Werkes wIchst seine Leistung ins Ge- walt ige. Wissenschaf tlicli-for schend unld p rnkt isch - t eohnisch-ra t end lint C ra t n er die ltera m isch en it n d Mortelindiistrien eiii groDes Stuck vorwiirtsgebracht.

1892 tritt Cramer niit der ersten wissenschalt- lichen Arbeit vor die Offentlichkeit. In der Abhandlung ,,U b e r d i e F 1 iic h t i g k e i t d e r K i e s e 1 s a 11 r e" wird znm ersten Male ,die hi Titel ausgesprochene Tat- sache exakt bewiesen. Es folgen Arbeiten uber die W i r k u n g e n d e r F l u i j n i i t t e l i n T o n e n sowie i i b e r d i e F l u c h t i g k e i t d e r i n T o n e n e n t - 11 n 1 t e t i e n F 1 11 13 ni i t t e 1. Weiterhin schloisseii sidi

an: U n t e r s u r h u n g e n i i b e r d n s E r w e i c h e i l I e 11 e r f e s t e r T o n e , eine Ai-beit, diie als Grundlagr fur die Er\~eichuiigspriifver~nlireii iiherhnupt nnzii- spreclieii ist, ferner -4 r 11 e i t e n u b e r d i e D r II c 1~ - f e s t i g k e i t v o n S c h a i n o t l e , d i e D r u c k - f e s t i g k e i t e n f e n e r l e s t e r Z i e g e l , d i e E i n - \\ i r k u n g v o n K a l k a u f f e u e r f e s t e T o n r . Grundlegenld fur die Fahrikntion der Silioasteine ist die groDangelegte Arbeit uher das V e r h a 1 t e n d e r Q u a r z i t e im Feuer, eine Untersuchung, welche die Basis gab fur die Bewertung dieser RohstolFfe bezugliclt ihrer technischen Verarbeitung. Fur die Praxis der Werstellung feuerfester Erzeugnisse uberaus wichtig war ferner die Arbeit ,,U b e r d i e H e r s t e 11 u n g d i c h t e r S c h a in o t t e w n r e 11'' (1899), ein Problem, das gerade in jungster Zeit wieder besondere Bedew tung erlnngt hat. Hierher gehort auch die 1905 er- schienene Arbeit ,,S i n d d i e S c 11 a in o t t e iii n s s e n n i i t h o h e r e m G e h a l t ; i n B i n d e t o n a u c h d i e d i c 11 t e s t e n ?"

In diese P e r i d e von Crnniers Sohaffen fallen ferner zwei besonders bedeutsame Arbeiten, die Herausgabe von Segers gesamnielteii Scliriften und die Vervollstiin- digung der Brennkegelreihe (Segerkegel) (1893), beidr i n Genieinschaft init Dr. H. H e c h t. Ein IuDerst wert- volles Gewhenk an die lterainische Wissenschaft untl Praxis war die ebenfalls genieinsant mit Dr. Heclit vor- geiioniiiiene ifberarbeitung des K e r 1 schen ,,H a n d - 11 u c h Id e r g e s a in t e n T o n w :I r e n - I n d u s t r i e", das, 1907 neu herausgegeben, eine vollige Uniarheitung darstellte und heute noch dlerorts als das Stnndnrdwerk der Keraniik gilt.

Die enge Verbundenheit des Stofifes brachte es i t l i t sioh, dai3 Cramer sich bei seineii Forschungen und Ar- beiten nicht ad d'as Gehiet der Keraniik im engeren Sinne beschriinken konute, auch im Gebiet der Mortel- industrie wirkte er bahnbrecheitd. Zuni Beispiel sei der Gips genannt, an dessen wissenschaltliche Erforschiing Cramer als erster ging, woniit er unmittelbar ver;inllaDte, daD sich v a n 't H o f f mit dieseni Gegenstand I)-- schaf tigte.

Von eigeiien Arbeiten Cramers auf deni letzt- gennnnten Gebiet seieii erwiihnt: D a s H I r t e 11

d e r K a 1 k s a n d s t e i ii e ; E r f a h r u n g e n ii b e r K a l k ; U b e r f r a n z o b i s c h e u n d d e u t s c h e F o r in g i p s e ; G i p s e s t r i c h b o d e n ; O b e r K u n s t k a l k d i i n g e r ; U b e r d i e F a - b r i k a t i o n d e r Z e n i e n t d a c h s t e i n e ; D i e K o n t r o 1 1 e d e r K a 1 k s a n d s t e i n 1 a b r i k e n ; D i e P r u f u n g v o n F a r b e n .

In so hoheni Grade C'ranter als Forscher auch die Industrie durch seine Arbeiteii wissenscliaftlichen Cha-

U b e r

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