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Sanierung von Dachstühlen,
die mit Holzschutzmitteln und KMF
belastet sind
Dipl.-Ing. Anke Himmelreich
Kiwa Control GmbH, Fachbereich Consulting
1. Kiwa-Fachtag – 16.05.2013 - Berlin
INHALT
1. Holzschutzmittel (HSM)
Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Sanierungsbedarf und -varianten
2. Kunststoffmineralfasern (KMF)
Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Sanierungsbedarf und -varianten
3. HSM und KMF– Risikofaktoren im Rahmen von
Sanierungsmaßnahmen
4. Konsequenzen für Sanierungsmaßnahmen an
Dachstühlen
5. Vorbereitung und Umsetzung von
Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
2
Holzschutzmittel (HSM) – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
1.
- Holzschutzmittel -
Zusammensetzung, Eigenschaften und
Verwendung in Dachstühlen
3 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel (HSM) – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Definition Holzschutzmittel (HSM):
Holzschutzmittel = alle biozid wirkenden Stoffe und
Zubereitungen, mit denen Holz behandelt wurde bzw. wird
- Biozide/ biozide Wirkung: abgeleitet von
- bios = Leben (griechisch) und
- caedere = töten (lateinisch)
erwünschte Wirkbereiche:
- Verhinderung oder Bekämpfung eines Befalls von Holz oder
Holzwerkstoffen durch holzzerstörende oder holzverfärbende
Organismen
- Bekämpfung von Insekten = Insektizid
- Bekämpfung von Pilzen =Fungizid
Einsatz von Holzschutzmitteln im Baubereich seit
über 100 Jahren
4 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel (HSM) – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Differenzierung von Holzschutzmitteln
Organische Holzschutzmittel
- überwiegender Teil aus Lösemitteln
Anorganische Holzschutzmittel
- hauptsächlich aus Salzen der Elemente Arsen, Bor, Chrom,
Fluor, Kupfer, Zink, Quecksilber
Steinkohlenteerhaltige Holzschutzmittel
- vor allem aromatische Kohlenwasserstoffe: Naphthalin, PAK
Typische Anwendung im Bereich von Dachstühlen:
vor allem organische Holzschutzmittel
nachranging anorganische Holzschutzmittel
5 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel (HSM) – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Verarbeitung / Eindringtiefen
Organische Holzschutzmittel
- Streichen und Spritzen
- Eindringtiefen wenige Millimeter
Anorganische Holzschutzmittel
- Kesseldruckimprägnierung
- Eindringtiefen wenige Zentimeter
Steinkohlenteerhaltige Holzschutzmittel
- Tauchen/ Tränkung
- bis zur vollständigen Durchtränkung
6 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel (HSM) – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Wirkstoffgruppen in organischen HSM:
Organochlorpestizide (OCP, synonym COP=chlororganische
Pestizide)
- DDT (Dichlor-diphenyl-trichlorethan u. Isomere)
- Lindan (g - Hexachlorcyclohexan)
- Endosulfan (Cyclodien mit mehreren Isomeren)
PCP (Pentachlorphenol)
Schwermetalle und Arsen
TBT (Tributylzinnverbindungen, Tributylzinnoxid=TBTO)
Chlornaphthaline
Chlorthalonil
Dichlorfluanid
Permethrin
…
7 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel (HSM) – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Handelsnamen (Auswahl)
Holzschutzmittel DDR
- Hylotox (zunächst nur PCP, später auch DDT u. Lindan)
- Donalith (Natrium- u. Kaliumsalze)
- Karbolineum (steinkohlenteerhaltig)
- Kulbasal (Bohrsalze)
- Vogel-Fluat (Zinkhexafluorosilikat)
- Kombinal (Tributylzinnoxid)
- Deltox (Permethrin)
Holzschutzmittel ehem. BRD
- Xyladekor (PCP und Lindan)
- Xylamon (PCP und Lindan)
8 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel (HSM) – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Schwerpunkte in der Schadstoffsanierung von
Dachstühlen bilden die Stoffgruppen
DDT, Lindan, PCP
Schwermetallverbindungen (TBTO)
Unterschiede in der Relevanz (Stiftung Warentest, 2000)
Alte Bundesländer: vor allem PCP u. Lindan
Neue Bundesländer: vor allem DDT
9 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel (HSM) – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Beispiele: DDT, Lindan, PCP
Holzschützende Eigenschaften
DDT Insektizid (Schutz vor holzschädigenden Insekten)
Lindan Insektizid (Schutz vor holzschädigenden Insekten)
PCP Fungizid (Schutz vor holzschädigenden Pilzen)
Physikochemische Eigenschaften
gering wasserlöslich
gering flüchtig, jedoch Anstieg des Ausgasungsvermögens beim
Anstieg der Umgebungstemperatur
bevorzugte Anlagerung an Feststoffen und Stäuben
DDT: bei hohen Konzentrationen nadelförmige, kristalline
Ausblühungen
10 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel (HSM) – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
DDT-Ausblühungen
11 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel (HSM) – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Expositionen
Primärkontamination
- alle mit Holzschutzmitteln behandelten Bauteile, wie
Stiele, Sparren, Pfetten
Sekundärkontaminationen
- von Stäuben und der Innenraumluft
- in Dachbodenschüttungen und Unterbauten
- ggf. in Teppichen und Tapeten
- ggf. an/ in Möbel, Einbauten und gelagerten Gegenständen
- angrenzende Räumlichkeiten
- …
12 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel (HSM) – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Gefahrstoffrelevante Eigenschaften
von DDT, Lindan und PCP
Anreicherung im Fettgewebe nach Aufnahme durch Einatmen,
Verschlucken oder über die Haut
nur sehr langsamer Abbau vom Körper
Nervengifte: Übererregbarkeit, Zittern, Kopfschmerzen, Krämpfe
Akut Wirkungen: Übelkeit, Bauchschmerzen, Fieber,
Schweißausbrüche möglich
Hautveränderungen möglich
Krebserzeugende Wirkung wird vermutet
Erbgutverändernde Wirkung wird vermutet (PCP)
Schädigung des Kindes im Mutterleib möglich (PCP)
Leber- und Nierenschäden
Hormonaktive Wirkung (Lindan)
13 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel (HSM) – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Herstellungs- und Verwendungsverbot
DDT in der BRD seit 1972, ehem. DDR seit 1989
(DDT-Gesetz, BRD 1972-1994,
aktuell Chemikalienverbotsverordnung und Gefahrstoffverordnung)
PCP seit 1989
(PCP-Richtlinie, BRD 1989, letzte Änderung 1997)
Verwendungsverbot
Lindan als Pflanzenschutzmittel in BRD seit 1998 und in Europa
seit 2002 (POP-Verordnung, 2010)
Kein Produktionsverbot für Lindan in der BRD
Kein Verbot von Lindan als Holzschutzmittelzusatz
14 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel – Sanierungsbedarf und -varianten
Sanierungsbedarf
Bewertungsgrundlagen
- PCP-Richtlinie
- DDT und Lindan: eine bundeseinheitlichen Vorgaben, jedoch
länderspezifische Regelungen: z. B. Hamburger Liste,
- Rückgriff auf Erkenntnisse einer ad-hoc-Kommission aus
Mitgliedern der Innenraumlufthygiene-Kommission des
Umweltbundesamtes und Vertretern der Länder
Vorsorgerichtwerte=Sanierungszielwert (RW I)
Handlungsrichtwerte=Gefahrenwert (RW II)
Bewertung erfolgt unter Berücksichtigung der Art und Dauer der
Raumnutzung anhand der HSM-Konzentrationen
- in der Innenraumluft
- im Staub
- im Feststoff
15 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Holzschutzmittel – Sanierungsbedarf und -varianten
Sanierungsvarianten
Rückbau und Entsorgung
mechanische Beseitigung HSM-belasteter Schichten
Maskierung
- Chemisch wirksame Anstriche (sofern bei vorhandenen HSM
wirksam; z. B. Schelllack, Schadstoffvernichter)
- Verkleiden mit (semi)diffusionsdichten Folien
- ggf. nach vorheriger mechanischer Reinigung (Abwaschen und/
oder Abbürsten) der Holzbauteile zur Entfernung von Stäuben
und losen Kleinstteilen
HSM-belastete Stäube und Kleinstteile sind stets zu entfernen
(Industriesauger Typ H)
16 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF– Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
2. Kunststoffmineralfasern (KMF)
– Zusammensetzung,
Eigenschaften
und Verwendung
in Dachstühlen
17 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF– Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Definition Kunststoffmineralfasern (KMF)
künstlich hergestellte Mineralfasern aus silikatischen und teilweise
nicht silikatischen Ausgangsstoffen
- Glasrohstoffen Glasfasern / Glaswolle
(aus üblichen Glasrohstoffen wie Altglas (zu ca. 60%, z.B.
Flaschenglas, Fensterglas, etc), Sand, Soda und Kalk
- Basaltgestein Steinfasern / Steinwolle
(aus Basalt oder Diabas und Zuschlagstoffen)
- Hochofenschlacken Schlackenfasern / Schlackenwolle
(Schlacken der Stahl- und Buntmetallindustrie; Schlackenwolle
wird zwischenzeitlich in Deutschland nicht mehr verwendet)
Anteile an den KMF-Produkten
- 95% Mineralwolle und textile Glasfasern
- 5% Keramikfasern und Glasmikrofasern
18 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF– Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Herstellungsverfahren
1. Schritt: Schmelzen der mineralischen Rohstoffe
2. Schritt: unter Zugabe von Bindemitteln
(Kunstharze für Form und Öle zur Staubminderung)
- a) Zentrifugieren der Schmelze
- b) Zerblasen der Schmelze (Mineralwolle-Dämmstoffe,
Keramikfasern)
- c) Ziehen im Düsenziehverfahren (textile Glasfasern)
- d) Flammenblasverfahren (Glasmikrofasern)
3. Schritt: Aushärten der Kunstharze in Trockenöfen
19 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF– Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Eigenschaften der KMF als Baustoffe
Unbrennbarkeit
sehr gute Wärmedämmung
zum Teil Verspinnbarkeit (textile Glasfasern)
thermische Stabilität
begrenzte Beständigkeit gegen Wasser und Chemikalien
Geringes Gewicht
- Rohdichten Mineralwolle-Dämmstoffe: 15 -75 kg/m³ (z. T. bis
180 kg/m³)
- Flächengewichte Mineralwolle-Dämmstoffe: 0,75 bis 3,0 kg/m
20 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF– Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Einsatzbereiche im Bauwesen
Mineralwolldämmstoffe
- Wärme-Dämmstoffe
- Akustik-Dämmstoffe
- Isolierungen
- Brandschutzbauteile (Türen, Abschottungen, Beschichtungen,
Ummantelungen, …)
- abgehängte Deckenkonstruktionen
- mineralfaserhaltige Putze und Tapeten
- faserverstärkte Zementprodukte
in Deutschland 1993: Einbau von insg. ca. 17,2 Mio. m³ Mineralwolle-
dämmstoffen
21 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF– Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Keramikfasern
- Isolierungen von Öfen, Heizkesseln und Elektrogeräten
- Verfüllung von Dehnfugen mit Brandschutzansprüchen
- Brandschutzvorhänge (auf organischer Tragfaser)
- Spritzisolierungen
Textilen Glasfasern und die Glasmikrofasern
- Glasfaservliese
- Glasfaser-Tapete
- Glasseidenvorhänge
- Faserverstärkte Kunststoffe (z.B. Wellpolyester - Platten)
- Gipskartonplatten
- Zementprodukte
22 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF – Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Expositionen in Dachstühlen
Primärkontamination
- Dämmwolle (Matten, Rohrummantelungen usw.)
- Faserhaltige Tapeten und Putze
Sekundärkontaminationen
- der Innenraumluft (vor allem bei bautechnischen Mängeln und
bei Ausbau-/ Rückbauarbeiten)
23 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF– Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Gefahrstoffrelevante Eigenschaften der KMF
grobe Fasern der Mineralwolle (dicker als 3 µm)
- Hautreizungen bei Hautkontakt: Juckreiz, ggf. stärkere
Reizreaktionen (Rötung, Schwellungen u. ä.)
Stäube der Mineralwolle
- Einstufung als „möglicherweise krebserregend“
- Reizungen der Augen und Atemwege
Glasmikrofasern aus Herstellung im Flammenblasverfahren
- Durchmesser von 0,1 bis 1 µm lungengängig
krebserzeugend
Textile Endlosfasern
- mittleren Durchmesser von 6 bis 15 µm nicht lungengängig
- keine Längsspaltung dieser Fasern
24 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF– Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Typische KMF in Dachstühlen
(Dachausbau, Dämmung, Spritzisolierungen)
Glasmikrofasern aus Herstellung im Flammenblasverfahren:
- Durchmesser von 0,1 bis 1 µm
lungengängig krebserzeugend (=kanzerogen)
Kanzerogenität ist die Eigenschaft von Stoffen,
bösartige Tumoren (Krebs) hervorzurufen
als kritisch geltende Fasergeometrie
(sogenannte WHO-Fasern):
Länge > 5 μm
+ Durchmesser < 3 μm und
+ Länge : Durchmesser > 3:1
25 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF– Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Bestimmung der Gefährlichkeit der KMF
nach Gefahrstoffverordnung auf Grundlage der TRGS 905 mittels
Kanzerogenitätsindex (KI):
- Fasergeometrie (glasige WHO-Fasern)
- Beständigkeit/Löslichkeit in Lebewesen (über chemische
Zusammensetzung o. Tierversuche)
Mögliche Einstufungen für KMF
mittels Kanzerogenitätsindex (KI) in Verbindung mit
Kategorie (K) für krebserzeugende Stoffe gem. EU-Richtlinie
67/548/EWG Anhang VI:
- KI ≤ 30 K2: krebserzeugend
- KI 30 bis 40 K3: möglich krebserregend
- KI ≥ 40 nicht krebserzeugend
26 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF– Zusammensetzung, Eigenschaften und Verwendung in Dachstühlen
Anhaltspunkte für die Ersteinschätzung
- Produkteinbau vor 1996: stets Krebsverdacht; zur Widerlegung
Einzelfallprüfung erforderlich (sogenannte „alte Mineralwolle“)
- seit 1996 in Deutschland Herstellung von
Mineralwolleprodukten, die als unbedenklich gelten
- 1999 Aufnahme des Gütezeichens „Erzeugnisse aus
Mineralwolle“ (Faserstäube frei von Krebsverdacht nach
GefstoffV Anhang V Nr.7) in die RAL-Gütezeichenliste
Verbote
Juni 2000: KMF-Verbotsverordnung
für Erzeugnisse aus Mineralwolle, die keines der
Einstufungskriterien gemäß GefstoffV Anhang V Nr.7 erfüllen
27 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF – Sanierungsbedarf und -varianten
KMF- Sanierung
bei Faserbefrachtung der Innenraumluft infolge
- bautechnischen Mängeln
- Konstruktionen, die nicht mehr dem Stand der Technik
entsprechen
Handlungsbedarf in Abhängigkeit der Faserkonzentrationen in
der Innenraumluft
- gesetzliche Regelungen existieren nicht, Empfehlungen aus der
Literatur:
500 – 1.000 Fasern/ m³ Prüfung weiterer Maßnahmen,
Minderungsmaßnahmen
> 1.000 Fasern/ m³ Prüfung und Beseitigung von
Mängeln, ggf. Sanierungs-
maßnahmen
Kein Wiedereinbau von KMF der Kategorien K2 und K3
28 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
KMF – Sanierungsbedarf und -varianten
Sanierungsvarianten
Rückbau und Entsorgung
Austausch der „alten“ KMF gegen „neue“ KMF
Räumliche Trennung des KMF-Bereichs vom genutzten Bereich zur
Unterbindung der Exposition
- z. B. durch Einschalen
29 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
HSM+KMF – Risikofaktoren im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen
3. Holzschutzmittel (HSM) und
Kunststoffmineralfasern (KMF) -
Risikofaktoren im Rahmen
von Sanierungsmaßnahmen
30 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
HSM+KMF – Risikofaktoren im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen
Ausgangssituation
Holzschutzmittel
- gesundheitsgefährdende Eigenschaften
- akut und chronisch toxische Wirkungen
- krebserzeugende Wirkungen
- ggf. fruchtschädigende und erbgutveränderte Wirkungen
- umweltgefährdende Eigenschaften
Kunststoffmineralfasern
- hautreizende Wirkungen
- potentiell krebserzeugende Wirkungen
Wesentliche Aufnahmewege
- Hautkontakt (dermal)
- Einatmen (inhalativ)
- Verschlucken (oral)
31 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
HSM+KMF – Risikofaktoren im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen
Unmittelbare Risikofaktoren
Gefahren für die Gesundheit der Beschäftigten
Gefährdung Dritter durch Kontaminationsverschleppung
Mittelbare Risikofaktoren
Erhöhte Aufwendungen für den besonderen Arbeitsschutz
- Erhöhter Zeitbedarf
- Erhöhte Kosten
Erhöhte Aufwendungen für den Transport und die Entsorgung
kontaminierter Hölzer
- Erhöhter Zeitbedarf
- Erhöhte Kosten
Erhöhte Aufwendung für das Entsorgungsmanagement
- Erhöhte Aufwendungen für elektronisches
Abfallnachweisverfahren (Zeit und Kosten)
32 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Konsequenzen für Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
4. Konsequenzen
für Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
33 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Konsequenzen für Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Bauarbeiten in Bereichen,
die mit Holzschutzmitteln u./o. (alter) KMF belastet sind:
Besonders gefährliche Arbeiten
(Baustellenverordnung, Anhang II) und
+ Arbeiten in kontaminierten Bereichen
(TRGS 524 / BGR 128) und/ oder
+ Arbeiten mit alter Mineralwolle
(TRGS 521)
Ggf. außerdem relevant:
Entsorgung gefährlicher Abfälle / POP-Abfälle (POP = persistant organic pollutants = persistente organische Schadstoffe)
34 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Konsequenzen für Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Primäre Verantwortung für Arbeitsschutz und
umweltverträgliche Entsorgung:
Bauherr
- als Verursacher
- als Abfallerzeuger
ausführende Unternehmen
- als Arbeitgeber
- ggf. als Sachkundiger
- als Abfallbesitzer
Verantwortungsdelegation
an sachkundige Dritte teilweise möglich
35 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Konsequenzen für Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Allgemeine rechtliche u. fachliche Grundlagen
Chemikalien- und Gefahrstoffrecht
- Chemikaliengesetz
- Gefahrstoffverordnung
- Technische Regeln für Gefahrstoffe
- Richtlinie für die Bewertung und Sanierung Pentachlorphenol
(PCP)-belasteter Baustoffe und Bauteile in Gebäuden (PCP-
Richtlinie)
- ADR (Europäisches Übereinkommen über die internationale
Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße)
Arbeitsschutzrecht
- Arbeitsschutzgesetz
- Baustellenverordnung
- Arbeitssicherheitsgesetz
- Betriebssicherheitsverordnung
36 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Konsequenzen für Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Abfallrecht
- Kreislaufwirtschaftsgesetz
- Abfallverzeichnisverordnung
- Verordnung über persistente organische Substanzen (POP-
Verordnung)
- Nachweisverordnung
- bundesländerspezifische Gesetze und Verordnungen sowie
Vollzugshinweise
Verkehrsrecht
- Güterkraftverkehrsgesetz
Regelwerke der gesetzlichen Unfallversicherungsträger
- Berufsgenossenschaftliche Regeln (BGR)
37 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Konsequenzen für Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Spezifische rechtliche Grundlagen (Auswahl)
Baustellenverordn., Regeln z. Arbeitsschutz auf Baustellen (RAB)
- „Besonders gefährliche Arbeiten“ (BaustellV, Anhang 2)
- RAB 30 „Geeigneter Koordinator“ (SiGeKo)
Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS)
- Holzschutzmittel: TRGS 524 „Schutzmaßnahmen bei
Tätigkeiten in kontaminierten Bereichen “ ,
ggf. weitere TRGS wie TRGS 505 „Blei“
- Kunststoffmineralfasern: TRGS 521 „ Abbruch-, Sanierungs-
und Instandhaltungsarbeiten mit alter Mineralwolle“,
- TRGS 905 „Verzeichnis krebserzeugender, erbgutverändernder
oder fortpflanzungsgefährdender Stoffe“
Berufsgenossenschaftliche Regeln
- Holzschutzmittel: BGR 128 „Arbeiten in kontaminierten
Bereichen“
38 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Vorbereitung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
5. Vorbereitung und
Umsetzung von
Sanierungsmaßnahmen
an Dachstühlen
39 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Betroffene Tätigkeiten (Auswahl)
Entrümpeln
Entfernung von Dämmung
Entfernung von Holzdielen, Schüttungen
Entfernung von Dachziegeln, Dachlattungen
Ausbauen und Bearbeiten konstruktiver Hölzer
Konfektionieren, Verpacken und Transportieren ausgebauter
Materialien
Verkleiden, Beschichten, Maskieren HSM-belasteter Bauteile
Verkleiden KMF-belasteter Bereiche
Entsorgung ausgebauter Materialien
Vorbereitung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
40 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Vorbereitung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Planungsphase - Arbeitsschutz
Ermitteln der Gefahren: Prüfung auf Gefahrstoffe
- Holzschutzmittel:
1. Innenraumluftuntersuchungen
2. Staubuntersuchungen
3. ggf. Feststoffuntersuchungen
- Kunststoffmineralfasern:
Innenraumluftuntersuchungen
Ermitteln der erforderlichen (Bau)Tätigkeiten
Gefährdungsbeurteilung
- Beurteilung der Gefährdungen und Maßnahmen
Festlegung und Dokumentation von organisatorischen, technischen
und persönlichen Schutzmaßnahmen
41 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Vorbereitung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Planungsphase – Arbeitsschutz
Dokumentation der ermittelten Gefährdungen und festgelegten
Maßnahmen im
- Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan (BaustellenV)
- Arbeits- und Sicherheitsplan (TRGS 524)
Berücksichtigung der Maßnahmen in der Planung und
Ausschreibung der Bauleistungen, z. B.
- Schwarz-Weiß-Trennung, Schleusen, Verpackung von KMF
- Dekontaminationseinrichtungen, Absaugeinrichtungen
- Zusätzliche Persönliche Schutzausrüstung,
Tragzeitbegrenzungen
- Vergabe an sachkundiges Unternehmen
- Vorgaben zu arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen
- Überwachungsmaßnahmen
- zeitliche und räumliche Trennung von Gewerken
42 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Vorbereitung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Planungsphase – Arbeitsschutz
Bei Bedarf Bestellung von Koordinatoren
(Delegation von Bauherren-/ Auftraggeberpflichten)
- Gemäß BaustellenV: Sicherheits- und Gesundheitsschutz-
koordinator (SiGeKo)
- Gemäß TRGS 524 / BGR 128: Koordinator von Arbeiten in
kontaminierten Bereichen
Planungsphase – Entsorgungsmanagement
Ermittlung ungefährlicher und gefährlicher Abfälle
(z. B. im Rahmen eines Schadstoffkatasters)
- Bestimmung der Chargen hinsichtlich Qualität und Menge
- Zuordnung der Abfällen zu Abfallschlüsselnummern (AVV)
- Festlegung des Entsorgungsweges (Verwertung oder
Beseitigung, Beachtung der Vollzugshinweise der Länder)
- Vollständige Deklarationsuntersuchungen
43 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Vorbereitung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Planungsphase – Entsorgungsmanagement
Ausschreibung der Entsorgungsleistungen
- Transport gefährlicher Abfälle durch zertifizierte
Entsorgungsfachgebetriebe
- Chargendifferenzierte Ausschreibung (Kostenreduzierung)
Nachweisführung
- Ggf. Beantragung einer Abfallerzeugernummer bei der
zuständigen Abfallbehörde
- Registrierung der Erzeugernummer bei der Zentralen
Koordinierungsstelle Abfall (ZKS)
- Ggf. Bestellung eines Verfahrensbevollmächtigten zur
Durchführung des elektronischen Nachweisverfahrens
ggf. Berücksichtigung von bundeslandspezifischen
Andienungspflichten
- z. B. in Brandenburg, Berlin und Niedersachsen
44 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Vorbereitung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Planungsphase
Einbeziehung sach- und fachkundiger Architekten und Ingenieure
ist empfehlenswert
„Erfahrung ist,
wenn man den gleichen Fehler wiedererkennt, den man schon mal gemacht hat.“
45 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Vorbereitung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Ausschreibungsphase / Vergabe der Leistungen
Auswahl geeigneter Unternehmen
- Fach- und Sachkunde (Nachweise abfordern)
- Erforderliche Zulassungen für geforderte Leistungen (z.B.
Entsorgungsfachbetrieb, zugelassene Entsorgungsanlage)
- Leistungsfähigkeit (personelle und technische Ausstattung)
- Referenzen
- Nachweis der erforderlichen arbeitsmedizinischen
Vorsorgeuntersuchungen für die Beschäftigten
- Benennung von Aufsichtführenden und Führungskräften
(Eignungsnachweise abfordern)
- Zuverlässigkeit (Nachweis der Zahlung von Steuern und
Beiträgen)
- Nachunternehmer in die Eignungsprüfung einbeziehen,
entsprechende Nachweise und Erklärungen abfordern
46 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Vorbereitung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Ausschreibungsphase / Vergabe der Leistungen
Entsorgungsleistungen möglichst getrennt von Bauleistungen
ausschreiben (VOL-Leistungen, i. d. R. Kostenersparnis)
Zuschlag auf das wirtschaftlichste (!) Angebot
(d. h. nicht zwingend auf das billigste Angebot)
Vor Beginn der Bauausführung
Aktualisierung des SiGe-Plans und des Arbeits- und
Sicherheitsplans
Erstellen von Betriebsanweisungen durch den Auftragnehmer
Ein- und Unterweisung der Beschäftigten in die
Gefährdungssituation und die Arbeitsschutzmaßnahmen durch die
Koordinatoren des Auftraggebers und durch den Arbeitgeber
Abstimmung / Koordinierung der Arbeitsabläufe zwischen den
Gewerken; Bestimmung von Aufsichtsführenden
47 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
Himmelreich
Vorbereitung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Während der Bauausführung - Arbeitsschutz
Bedarfsorientierte Fortschreibung des SiGe-Plans und des Arbeits-
und Sicherheitsplans
Ggf. Aktualisierung oder Ergänzung von Betriebsanweisungen
durch den Auftragnehmer
Ein- und Unterweisung der Beschäftigten in die
Gefährdungssituation und die Arbeitsschutzmaßnahmen bei neu
hinzukommenden Tätigkeiten oder Bedingungsänderungen
Ein- und Unterweisung neu hinzukommender Beschäftigter in die
Gefährdungssituation und die Arbeitsschutzmaßnahmen
Abstimmung / Koordinierung der Arbeitsabläufe zwischen den
Gewerken
Überwachung durch den SiGeKo und den Koordinator der Arbeiten
in kontaminierten Bereichen (ggf. in Personalunion) inkl.
Dokumentation
48 1. Kiwa-Fachtag - 16.05.2013 Berlin - San. DS - A.
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Vorbereitung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen an Dachstühlen
Während der Bauausführung – Entsorgungs-
management für gefährliche Abfälle
für verzögerungsfreien Ablauf sehr wichtig
- Frühzeitige Erstellung der Entsorgungsnachweise im
elektronischen Abfallnachweisverfahren
- Ggf. frühzeitige Andienung (sofern ausreichende Deklaration
vorliegt)
- Ggf. erforderliche Nachuntersuchungen durchführen
- Bereitstellung von Begleitscheinen: enge Abstimmung zwischen
Auftraggeber bzw. Verfahrensbevollmächtigtem, ausführenden
Unternehmen, beförderndem Unternehmen und Entsorger
erforderlich
für Abfälle, die unter die POP-Verordnung fallen, sind erhöhte
Anforderungen an die Entsorgung einzuhalten
wichtig: vollständige Dokumentation der Entsorgung
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