Schauspieltheorie im 18. Jahrhundert Dr. Wolf-Dieter Ernst WS 06/07

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Schauspieltheorie im

18. Jahrhundert

Dr. Wolf-Dieter Ernst

WS 06/07

1. Schauspieltheorie und Gesellschaft im 18. Jahrhundert.

1. Schauspieltheorie und Gesellschaft im 18. Jahrhundert.

2. Wandlung des Menschbildes (Descartes).

1. Schauspieltheorie und Gesellschaft im 18. Jahrhundert.

2. Wandlung des Menschenbildes.(Descartes)

3. Natürlichkeit auf der Bühne. (Garrick)

Wichtige Daten und Namen zur Vorlesung: Schauspieltheorie im 18. Jahrhundert. Dr. W.D.Ernst, WS 06/07

1644 John Bulwer (*1606 1656): Chironomia: or the Art of Manual Rhetoric. (1644). 1666 Rene Descartes (*1596 1650): Abhandlung über den Menschen. (fr. L’Homme). 1702 Charles Le Brun (*1619 1690): Méthode pour apprendre à dessiner les passions.1730 Johann Christoph Gottsched (*1700 1766): Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen1741 Legendärer Auftritt von David Garrick (*1717 1797) als Richard III am Goodman’s Field Theater in

London.• Pierre Rèmond de Sainte-Albine (*1699 1778): Der Schauspieler. (fr. Le Comédien).1764 Gastspielreise von Garrick nach Frankreich. Diderot sieht Garricks Spiel. • Gründung des Hamburger Nationaltheaters. Gotthold Ephraim Lessing (*1729 1781): Hamburger

Dramaturgie.• Denis Diderot (*1713 1784): Observation sur une brochure intitulèe Garrick ou les acteurs anglais.

(als Paradoxe sur le comèdien posthum 1830 veröffentlicht.)1775 Georg Christoph Lichtenberg (*1742 1799) berichtet über Garricks Darstellung des Hamlet. • Eröffnung des Mannheimer Nationaltheaters.• Königliches Nationaltheater in Berlin.

2.

Die Wandlung

des Menschenbildes

(Descartes)

Charles Le Brun: Sechs universielle Affekte (Horror, Angst, Traurigkeit, Erstaunen, Staunen) aus: Méthode pour apprendre à dessiner les passions (1702).

Das antike Menschenbild

Das antike Menschenbild

1.) Unklarheit über den Sitz der Seele in

a) Hirn b) Herz.

Das antike Menschenbild

1.) Unklarheit über den Sitz der Seele in

a) Hirn b) Herz2.) Kein Glauben an Blutkreislauf (Ausatmen auf linke Seite)

Das antike Menschenbild

1.) Unklarheit über den Sitz der Seele in

a) Hirn b) Herz2.) Kein Glauben an Blutkreislauf (Ausatmen auf linke Seite)

3.) Organe haben spezifische Macht (Gleichgewicht der Säfte)

Das antike Menschenbild

1.) Unklarheit über den Sitz der Seele in

a) Hirn b) Herz2.) Kein Glauben an Blutkreislauf

(Ausatmen auf linke Seite)

3.) Organe haben spezifische Macht (Gleichgewicht der Säfte)

4.) Vier Humore: der Optimismus, das Cholerische, die

Melancholie, das Phlegma.

„So mächtig ist die Traurigkeit! Diese Leidenschaft ist eine Art einer epidemischen Krankheit der Seele […]. Sie theilet sich so gar, andern Krankheiten zuwider, durch die Augen und Ohren mit, und es ist genug nur eine wirklich und mit Recht betrübte Person zu sehen, um uns mit ihr zu betrüben.“

aus: Pierre Rémond de Sainte-Albine: Der Schauspieler.

John Bulwer: Chironomia: or the Art of Manual Rhetoric (1644)

Peter Paul Rubens. Decius Mus deutet seinen Offizieren den Traum. (1616/17).

Descartes: Treatise of Man (1666/1633 geschrieben)

1) Der Körper ist eine natürliche Substanz, unbeweglich wie eine Statur. Erst die „vernünftige Seele“ belebt den Körper.

1) Der Körper ist eine natürliche Substanz, unbeweglich wie eine Statur. Erst die „vernünftige Seele“ belebt den Körper. Diese Trennung gab es in der antiken Vorstellung so nicht.

2) Körperliche Bewegungen und sichtbare Ausdrücke werden mechanisch erzeugt, aus einen Zusammenspiel von Röhren, Druck, Erwärmung wie in thermodynamischen Maschinen.

1) Der Körper ist eine natürliche Substanz, unbeweglich wie eine Statur. Erst die „vernünftige Seele“ belebt den Körper.

2) Körperliche Bewegungen und sichtbare Ausdrücke werden mechanisch erzeugt, aus einen Zusammenspiel von Röhren, Druck, Erwärmung wie in thermodynamischen Maschinen.

3) Die Leidenschaften affizieren den Körper nicht mehr von außen, wie eine Krankheit, sondern werden von Wille und Imagination der vernünftigen Seele produziert und gleichzeitig kontrolliert. (Verlagerung nach Innen).

1) Der Körper ist eine natürliche Substanz, unbeweglich wie eine Statur. Erst die „vernünftige Seele“ belebt den Körper.

2) Körperliche Bewegungen und sichtbare Ausdrücke werden mechanisch erzeugt, aus einen Zusammenspiel von Röhren, Druck, Erwärmung wie in thermodynamischen Maschinen.

3) Die Leidenschaften affizieren den Körper nicht mehr von außen, wie eine Krankheit, sondern werden von Wille und Imagination der vernünftigen Seele produziert und gleichzeitig kontrolliert. (Verlagerung nach Innen).

4) Die Leidenschaften werden nicht mehr direkt auf das Publikum übertragen, sie übertragen sich indirekt (Sympathie, Mitschwingung).

1) Der Körper ist eine natürliche Substanz, unbeweglich wie eine Statur. Erst die „vernünftige Seele“ belebt den Körper.

• Körperliche Bewegungen und sichtbare Ausdrücke werden mechanisch erzeugt, aus einen Zusammenspiel von Röhren, Druck, Erwärmung wie in thermodynamischen Maschinen.

• Die Leidenschaften affizieren den Körper nicht mehr von außen, wie eine Krankheit, sondern werden von Wille und Imagination der vernünftigen Seele produziert und gleichzeitig kontrolliert. (Verlagerung nach Innen).

• Die Leidenschaften werden nicht mehr direkt auf das Publikum übertragen, sie übertragen sich indirekt (Sympathie, Mitschwingung).

• Geist und Körper stehen in einem psycho-physichen Dualismus. Der Geist kann den Körper in emotionale Zustände bringen, umgekehrt erzeugen körperliche Bewegungen bestimmte emotionale Vorstellungen.

3. Natürlichkeit auf der Bühne

William Hogarth: David Garrick als Richard III (1746)

Garrick als Hamlet, Stich von Benjamin Wilson (o.D.)

Das Paradox über den Schauspieler (Diderot)

• Privatperson

• Künstler

• modèle idèal (Skulptur)

• Bühnenfigur

Literatur zur Vorlesung.

• Christopher Balme: Einführung in die Theaterwissenschaft. Berlin: Schmidt 2001, 115-118.

• Erika Fischer-Lichte: “Entwicklung einer neuen Schauspielkunst.” In: Dies. Kurze Geschichte des deutschen Theaters. Tübingen: Franke 1993, 116-142.

• Joseph Roach: The Players Passion. Ann Arbor: University of Michigan Press 1993.

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