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1 Sonderbeilage Januar 2013
Das Magazin für Investoren und Entrepreneure
VentureCapitalMagazin
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inPrivate Equity • Buyouts • M&A
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SONDERBEILAGESONDERBEILAGE
Unternehmensfinanzierung in Österreich
Unternehmensfinanzierung in Österreich
6. Jahrgang6. Jahrgang
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Details erfahren Sie unter:
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Auswahl der MPEP Investitionen im Jahr 2012:
EMERGING MARKETS
EUROPA
NORDAMERIKA
Munich Private Equity Partners (MPEP) ist Teil der RWB Gruppe und zählt zu Europas führenden Häusern für Private Equity Beratungsdienstleistungen. Derzeit verwaltet MPEP ein Volumen von über 2,3 Mrd. USD und pflegt enge Beziehungen zu erstklassigen Private Equity Fonds weltweit.
Vorwort
Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“ 3www.vc-magazin.de
Vorwort
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die österreichischen Wachstums -kapitalgeber agierten auch 2012 un-ter schwierigen Rahmenbedingun-gen. Auch wenn die internationaleFinanzkrise überstanden ist – oderauch nicht, je nachdem wie sich dieDinge weiter entwickeln – hat sie fürden privaten Beteiligungskapital-markt starke Auswirkungen, da siezu strikter Zurückhaltung bei den institutionellen Investoren geführthat. Der Nachschub an frischem, pri-vatem Wachstumskapital kam da-durch erheblich ins Stocken. Dies istauf europäischem Niveau zu beob-achten und natürlich auch in Öster-reich. In der heimischen Wachs-tumskapitalindustrie betrifft das vorallem die Frühphasenakteure, dahier die institutionellen Investorenbesonders zurückhaltend sind. Unddas, wo gerade die Realisierung voninnovativen und jungen Ideen nichtnur Geld benötigt, sondern auch in-haltliche Unterstützung, die in derRegel von privaten, spezialisiertenWachstumskapitalgebern in Formvon Eigenkapital (Venture Capital)und einem maßgeschneidertenMaßnahmenpaket (Management -unterstützung, Vertriebs-Know-howetc.) zur Verfügung gestellt wird.Und nach wie vor gibt es hier großeNachfrage von Entrepreneuren,Start-ups und reiferen Unternehmenin einer Expansionsphase.
Gleichzeitig drohen durch neue eu-ropäische Regulierungen und derenunmittelbar bevorstehende nationa-le Implementierung zusätzliche Hür-
den für die junge und im internationa -len Vergleich kleine österreichischeWachstumskapitalindustrie.
In Österreich hat die öffentlicheHand für Anfang 2013 im Rahmen ihrer angekündigten Jungunterneh-meroffensive maßgebliche Mittel fürdie direkte Investition in Frühpha-sen- und Start-up-Projekte kommit-tiert, und erfreulicherweise zeichnetsich hier aktives Crowding-in, alsodas Einbeziehen privater Co-Invest-ments, ab, womit die Gefahr der Ver-drängung von privatem Wachstums-kapital gebannt wird und auf einenMehrwert für das zarte Pflänzchender österreichischen Frühphasen -finanzierung gehofft werden darf.
Es bleibt weiters zu hoffen, dass imEinklang mit diesen öffentlichenMaßnahmen auch die rechtlichenund regulatorischen Rahmenbedin-gungen derart ausgestaltet werden,dass der Rahmen dafür gesetztwird, dass privates Kapital fließenkann und am Ende des Tages für dieheimischen KMUs als dringend be-nötigtes Eigenkapital zur Verfügungsteht.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Oliver Grabherr
Dr. Oliver GrabherrVorstandsvorsitzender der Vereinigung österrei-chischer Beteiligungskapitalgeber und Corporate Finance Dienstleister (AVCO)
Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“4
3 VorwortDr. Oliver Grabherr,Vorstandsvorsitzender,AVCO
Standort
6 Warten auf den AufbruchÖsterreich bietet Investo-ren Opportunitäten, esherrscht aber regulatori-sche Ungewissheit
10 Here to stayÖsterreichisches privatesWachstumskapital blickt zuversichtlich nach vornDr. Jürgen Marchart, AVCO
Mittelstand
12 Vor einer ZeitenwendeMittelstandsfinanzierungin Österreich
16 Small is beautifulM&A in ÖsterreichDr. Johannes Willheim,Willheim Müller Rechts -anwälte
18 „Österreichische Unterneh-men wagen früh den Blicküber den Tellerrand“Interview mit Dr. RobertHennigs, Geschäftsführer,Finatem Fonds Manage-ment Verwaltungs GmbH
Frühphase
20 Innovation und Unterneh-mergeist unterstützenStaatliche Initiativen fürGründerförderung inÖsterreich
24 „Wir wollen Start-ups inOberösterreich helfen, ihreIdeen umzusetzen“Interview mit Konrad Rempl -bauer, OÖ HightechFonds,und Mag. Horst Gaisbauer,tech2b Inkubator für denOÖ HightechFonds
26 Tirols neues NetzwerkInnet bringt Tiroler Unter-nehmen mit Business Angels und Venture Capital-Investoren zusammen
27 Nachgefragt bei Thomas Bluth, Projekt -leiter und Investmentmana-ger innet und Consultantbei der CAST Gründungs-zentrum GmbH
28 Case StudyÖsterreicher wollen MeerSealife Pharma entwickeltMedikamente aus Meeres-organismen
Service
30 Sponsoren der Sonder -beilage im Portrait
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Impressum14. Jg. 2013, Nr. 1
„Private Equity in Österreich“Sonderbeilage des Venture -Capital Magazins (6. Jg.)
Verlag: GoingPublic Media AG, Hofmannstr. 7a, 81379 München, Tel.: 089-2000339-0, Fax: 089-2000339-39info@goingpublic.dewww.vc-magazin.de, www.goingpublic.de
Redaktion: Susanne Gläser (Redaktions -leitung), Mathias Renz (Verlagslei tung),Benjamin Heimlich, Torsten Paßmann
Mitarbeit an dieser Ausgabe: Dr. OliverGrabherr, Dr. Jürgen Marchart, Norbert Hofmann, Christine Schaller, Simona Schamper, Dr. Johannes Willheim
Gestaltung: Andreas Potthoff
Titelbild: © PantherMedia/Rudolf Güld-ner, Magna, Intercell, PantherMedia/ Sandra Spaenhoven, eigene Komposition
Druck: Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg
VentureCapitalMagazin
Corporate M&AFuture Works
rechtsanwälte
Stan
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Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“6 www.vc-magazin.de
Warten auf den Aufbruch
Österreich bietet Investoren Opportunitäten, es herrscht aber regulatorische Ungewissheit
sicherlich die österreichische Mentalität, die sich amtreffendsten als ‚konservativ‘ beschreiben lässt. Diemeisten Österreicher haben ihre Ersparnisse auf einemSparbuch bei der Bank. Infolge der Finanzkrise habensich – wie eigentlich überall in Europa – die Banken ausdem Venture-Geschäft zurückgezogen. Diese Lücke lässtsich allein durch private Investoren jedoch nicht schlie-ßen“, beschreibt Taga das Hauptproblem der Branche.Die Nachfrage nach frühphasigem Kapital ist dabei ungebrochen hoch. Auch deshalb wird der 45 Mio. EURumfassende Business Angel Fonds, ein zweiter Fondsder Regierung, als durchaus positiv bewertet. „Im letz-ten Jahr haben wir sehr wenige Closings neuer Fonds gesehen – eine der wenigen Gesellschaften war Pontismit dem PGC II-Fonds. Daher erwarte ich, dass derMarkt stabil bei seinem aktuellen Volumen bleibt, aller-dings wird auch 2013 der Investitionsfokus eher im Later Stage-Bereich liegen“, ist sich Taga sicher.
Aufkeimendes InteresseEin zunehmendes Interesse privaterInvestoren an der Anlageklasse Pri -vate Equity beobachtet Birgit Schmol-müller, Vertriebsdirektorin Österreichbeim Emissionshaus RWB: „PrivateEquity hat aktuell noch stark mit sei-nem geringen Bekanntheitsgrad zu
kämpfen. Der Stellenwertvon Private Equity für dieösterreichische Wirtschaft steigt jedochkontinuierlich an, gleichzeitig beobachtenwir auch, dass die Vorbehalte sich relativschnell durch Aufklärungsarbeit beseitigenlassen.“ Diese Entwicklung lasse zum einenhoffen, sei zum anderen aber auch zwingendnotwendig. Denn im Jahr 2011 stellten Ban-ken gerade einmal 23% des eingesammeltenKapitals für Private Equity-Fonds, Versiche-rungen beteiligten sich überhaupt nicht.Zum Vergleich: In den Jahren vor der Krisekamen etwa 80% des Kapitals am österrei-chischen Beteiligungsmarkt von diesen
Der österreichische Private Equity-Markt hat sich in denvergangenen Jahren gespalten präsentiert: Während sichder Buyout-Bereich seit dem Krisenjahr 2008 zusehends erholt, hat die Venture Capital-Sparte weiterhin mit rück-läufigen Volumina im Fundraising zu kämpfen. Darüber hinaus bleibt auch Österreich von europäischen Reformenwie Basel III, Solvency II oder der AIFM-Richtlinie nicht ver-schont.
Finanzierungslücke für Jungunternehmen Diese Entwicklung hat auch die österreichische Bundes-regierung erkannt und versucht nun mit einem Gründer-fonds, der ein Gesamtvolumen von 65 Mio. EUR hat, gegen die Unterfinanzierung von Start-ups vorzugehen.„Das Engagement der öffentlichen Hand, wie beispiels-weise der Finanzierungsgarantie-Gesellschaft FgG, istganz entscheidend für Investitionendurch Venture Capitalisten, da dieseOrgane auch in den einzelnen Finan-zierungsrunden die letzten Lückenschließen und diese somit erst er-möglichen“, erklärt Dr. Karim Taga,Partner und Managing Partner Aus-tria beim Beratungsunternehmen Arthur D. Little. Besonders der Rück-zug der Banken mache den österreichischen Venture Capital-Gesellschaften zu schaffen. „Das Problem ist
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Private Equity-Investitionen in Österreich
Quelle: AVCO / PEREP Analytics
Dr. Karim Taga, Arthur D. Little
Birgit Schmolmüller,RWB
Standort
Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“ 7
beiden Investorengruppen. „Seit 2010 erken-nen wir einen Aufwärtstrend, der in den ver-gangenen zwei Jahren deutlich an Fahrt gewonnen hat. Die Branche wird auch in dennächsten Jahren einen verstärkten Zulauf erfahren, einfach aufgrund der Tatsache, dassandere Produkte wie beispielsweise Lebens-versicherungen – von denen jeder Österrei-cher im Schnitt 2,5 besitzt – schlecht perfor-men und die Leute hier viel Geld verlieren“,begründet Schmolmüller ihre Zuversicht.
Hotspot WienGerade für Gründer kann Österreich – imSpeziellen Wien – mit einer Vielzahl an
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Beteiligungsinvestitionen in Österreich 2012
Unternehmen Tätigkeitsfeld Investoren Volumen
Agria Gruppe Dünge- und Pflanzenschutzmittel aws Mittelstandsfonds Management GmbH, Wien
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AKAtech Produktions- und Handels GmbH
Elektronische Fertigung Zurmont Madison Management AG, Zürich nicht veröffentlicht
Apeptico Forschung und Entwick-lung GmbH
Biotechnologie u.a. The BioScience Venture Group AG, München,V+Management GmbH, Köln
3,4 Mio. EUR
Asta Holdings GmbH Materialien zur Energieerzeugung Global Equity Partners Beteiligungs-ManagementGmbH, Wien
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Diagnosia Internetservices GmbH Arzneimittelsuche Business Angels Sechsstelliger Betrag
Ibis Acam Gruppe Bildung BayBG, München nicht veröffentlicht
Innovacell Biotechnologie AG Life Sciences u.a. Hypo Equity Beteiligungs AG, Bregenz, Univenture Beteiligungs AG, Wien
8,3 Mio. EUR
JSW Lifesciences GmbH Life Sciences Uni venture Beteiligungs AG, Wien nicht veröffentlicht
KochAbo GmbH E-Commerce Speed Invest GmbH, Wien 250.000 EUR
Pro 3 Games GmbH Games iVenture Capital GmbH, Hamburg nicht veröffentlicht
Prologics IT GmbH Software OÖ HightechFonds GmbH, Linz nicht veröffentlicht
Sipwise GmbH Telekommunikation Speed Invest GmbH, Wien tecnet equity NÖTechnologiebeteiligungs-Invest GmbH, St. Pölten
> 1 Mio. USD
SmaXtec animal care sales GmbH Software Steirische Beteiligungsgesellschaft mbH, Graz nicht veröffentlicht
SunnyBag GmbH Mode/Solar Steirische Beteiligungsgesellschaft mbH, Graz nicht veröffentlicht
Symena GmbH Software H.I.G. European Capital Partners, Hamburg nicht veröffentlicht
UC4 Software GmbH Software EQT Partners, London 220 Mio. EUR
Wikifolio Financial TechnologiesGmbH
Online VHB digital GmbH, Köln nicht veröffentlicht
Quelle: eigene Recherche, kein Anspruch auf Vollständigkeit
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in Mio. EUR
Fundraising in Österreich
Quelle: AVCO / PEREP Analytics
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Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“8
Vorteilen aufwarten. „Räumlich bietet Wien sehr vieleinteressante Aspekte sowohl für Gründer als auch für In-vestoren. Die Nähe zu Bratislava, Budapest, Bukarestoder Sofia macht die Stadt zum Brückenkopf in den Osten Europas. Das ist eine große Chance, denn man hatrelativ günstigen Zugang zu Develop-ment Talent, das in Städten wie Berlinoder London extrem teuer gewordenist“, erklärt Dirk van Quaquebeke,Mitgründer und Managing Partner beiAlps Ventures sowie Gründer desClusterhauses in Wien und Köln. Daneben macht die Stadt an der Donau gezielt auf sich als Gründerzen-trum aufmerksam: Das Pioneers Festival lockte im Okto-ber 2.500 Gründer und Investoren nach Wien. „Die Städte,die in Zukunft erfolgreich sein wollen, müssen eine hoheLebensqualität bieten. Wien hat hier meines Erachtenssehr gute Karten“, lobt van Quaquebeke ÖsterreichsHauptstadt und führt weiter aus: „Wir beobachten hiereine sehr aktive Business Angels-Szene, außerdem istein Start-up-Fonds aufgeschlagen, der viel tut. Ein Steckenpferd, wie es beispielsweise Helsinki mit demGaming-Bereich oder Berlin mit dem E-Commerce hat,fehlt Wien aktuell noch, allerdings sehen wir einen sehraktiven Mobile-Bereich in der Stadt.“
Attraktiver Mid Cap-Markt Ein weiterer Vorteil Österreichs sind die vergleichswei-se niedrigen Unternehmensbewertungen. Investorenbietet sich hier die Möglichkeit, sich günstig an einemnationalen Marktführer zu beteiligen. „In Österreichkann man als Investor zu niedrigeren Preisen in ein etabliertes Geschäftsmodell einstei-gen als bei einem vergleichbarendeutschen Unternehmen. Außerdemist für österreichische Unternehmerder Übertritt in den osteuropäischenMarkt sehr viel selbstverständlicherals für andere“, beschreibt ArminProkscha, Geschäftsführer RWB Pri-vateCapital, den österreichischen
Markt. Aufgrund seiner Historie und seines vergleichs-weise kleinen Heimatmarktes werde Österreich damitfür Firmen zu einer Art Sprungbrett in den Osten – auchwenn die Bereitschaft, sich Private Equity-Investoren anBord zu holen, bei vielen mittelständischen Unterneh-mern in der Alpenrepublik noch eher gering sei. „Auchwenn die Zahl der Unternehmer, die in diese Anlage -klasse investieren, in den vergangenen Jahren deutlichzugenommen hat, stehen viele Private Equity nach wievor kritisch gegenüber. Wir rechnen aber fest damit,dass die Vorteile eines solchen Einstiegs über kurz oderlang die Akzeptanz erhöhen werden“, ist Prokscha zuversichtlich und macht zugleich einen weiterenStandortvorteil aus, der insbesondere für deutsche Investoren interessant sein dürfte: „Die Werte hier sindähnlich wie in Deutschland. Das heißt, wir haben inÖsterreich ein sehr stabiles Umfeld oder zuverlässigeund loyale Mitarbeiter.“
FazitAuch wenn der Ausstieg der Bank Austria aus dem Private Equity-Geschäft sowie die schleppende Umset-zung der AIFM-Richtlinie nicht die besten Werbemittelfür die Industrie sind, haben Private Equity und VentureCapital in Österreich noch große Wachstumschancen.Es ist ein attraktiver Markt an Beteiligungsmöglichkei-ten vorhanden, der vor allem mit vergleichsweise güns-tigen Unternehmensbewertungen überzeugt und durchdie Nähe zu Osteuropa die Möglichkeit bietet, Wachs-tumsmärkte auf kurzem Weg zu erschließen.
benjamin.heimlich@vc-magazin.de
www.vc-magazin.de
Dirk van Quaquebeke,Alps Ventures
Armin Prokscha,RWB PrivateCapital
Foto: PantherMedia / Josef Müllek
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Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“10
Auch wenn zurzeit noch heftig diskutiert wird, ob wir aktuell die Zeit nach der Krise erleben oder die Zeit zwi-schen zwei Krisen begonnen hat oder der Anfang derneuen Krise bereits vorliegt oder ganz im Gegenteil allesüberstanden ist, kann man bei der österreichischen PrivateEquity- und Venture Capital-Industrie intensive und zu-kunftsorientierte Aktivitäten wahrnehmen.
Interesse nimmt wieder zuInsbesondere das Interesse von Unternehmensseite istungebrochen, wenn nicht sogar gestiegen. Dies drücktsich vor allem darin aus, dass österreichische Wachs-tumskapitalgeber verstärkt Anfragen verzeichnen, aberauch konkrete Projektanbahnungen und Due Diligence-Prozesse zu verzeichnen sind. Auch wenn die tatsäch-lich getätigten Investments seit knapp drei Jahren stabil, aber natürlich unter dem Vorkrisenniveau sind,ist abzusehen, dass diese Aktivitäten früher oder späterin konkrete Investmentaktivitäten münden werden. Alldas ist natürlich unter den zunehmend schwieriger werdenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen undeiner aktuell laufenden Konsolidierung der österrei-chischen Private Equity- und Venture Capital-Industrieeine Herausforderung.
Schleppendes FundraisingEine dieser Herausforderungen besteht in dem immermehr zurückgehenden Interesse institutioneller Anlegeran der Assetklasse Private Equity, wie es auch in ande-
ren Teilen Europas zu beobachten ist. Auch wenn aktuell noch ausreichend Kapital zur Verfügung steht,besteht die Gefahr, dass für zukünftige Wachstumskapi-talinvestitionen nicht genug Mittel bereitstehen könn-ten. Beteiligungskapitalgeber mit Sitz in Österreichkonnten 2011 249 Mio. EUR an frischem Kapital für zukünftige Investments in vielversprechenden Wachs-tumsmärkten in Österreich, Mittel- und Osteuropa undder DACH-Region einwerben. Tatsächlich „geclosed“(d.h., das geplante Fondsvolumen wurde erreicht, sodass das Fundraising für den Fonds im Jahre 2011 abgeschlossen werden konnte) wurden 40 Mio. EUR. Ins-besondere von Bedeutung ist dies für das ohnehinschwach ausgeprägte Segment der Frühphasenfinanzie-rung, wo besondere Zurückhaltung der institutionellenInvestoren zu beobachten ist. Dennoch zeigt sich auchein erfreulicher Trend beim Fundraising, da bei Betrach-tung der Fundraising-Quellen deutlich zu sehen ist, dassder Bankensektor als institutioneller Investor 2011 wie-der mit rund 23% der Commitments engagiert ist.
AIFM muss Standortqualitäten stärkenGerade die in absehbarer Zeit vor großen Umbrüchenstehendenden europäischen und nationalen Rahmen -bedingungen werden die Fundraising-Aktivitäten in Zukunft weiter erschweren. Die „ante portas“ stehendeAlternative Investment Fund Manager Directive(AIFMD), die zum Ziel hat, systematische Risiken des Finanzmarkts zu kontrollieren, die Interessen der Inves-
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Here to stay
Österreichisches privates Wachstumskapital blickt zuversichtlich nach vorn
Standort
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toren zu schützen und für mehr Transparenz zu sorgen,muss bis Mitte 2013 in nationales Recht übergeführtwerden. Eine Situation, die die gesamte europäische Private Equity- und Venture Capital-Industrie betrifft.Die genannten Ziele der AIFMD sind der AVCO ebenfallsein Anliegen und werden daher inhaltlich voll unter-stützt. Die genaue Ausgestaltung der nationalen Umset-zung der AIFM-Richtlinie ist jedoch von entscheidenderBedeutung für die österreichische Beteiligungskapital-industrie und ihre zukünftige Entwicklung und damit fürden zukünftigen Zugang der Unternehmen zu privatemWachstumskapital. Nur wenn durch internationale BestPractice-Regelungen sowohl die EU als auch Österreichzu attraktiven Finanz- und Wirtschaftsplätzen ausge-baut werden, ist auch in Zukunft die Eigenkapitalaus-stattung österreichischer kleiner und mittlerer Unter-nehmen (KMU) garantiert. Damit wären die KMU gut gerüstet, um die aktuelle Krise hinter sich zu lassen, ohne einen Cent an Steuergeld in Anspruch zu nehmen.
Neuausrichtung der AVCOAls Reaktion auf die sich verändernden Rahmenbedin-gungen und die geänderten Bedürfnisse der Marktteil-nehmer der österreichische Private Equity- und VentureCapital-Industrie richtet sich auch die Austrian VentureCapital und Private Equity Organisation AVCO unterdem Schlagwort „AVCO reloaded“ inhaltlich und struk-turell neu aus. Im Zuge dessen wird das Service-Angebot
ausgebaut und zu den bisherigen, bewährten Ange -boten der AVCO werden neue, zusätzliche und maß -geschneiderte Service-Angebote entwickelt. Die AVCOwird damit für Investoren, Fonds, Serviceprovider undalle anderen Mitglieder der Beteiligungskapital-Commu-nity noch attraktiver. Es entsteht damit eine breite Basisfür Events, Networking, Nutzung des Deal-Potenzials,allgemeine Generierung von Informationen, aber auchmehr Sichtbarkeit als Know-how-Träger.
Verbreiterte MitgliederbasisGleichzeitig wird die Mitgliederbasis vergrößert, um miteiner breiteren Community mehr Aktivitäten und Veran-staltungen umsetzen zu können, was zu einer größerenDynamik, mehr Durchsetzung und mehr Lobbying-Mög-lichkeiten führt und die österreichische Private Equityund Venture Capital Community beleben wird. Nebenden bisherigen Mitgliedern, den Beteiligungsfonds undden Serviceprovidern werden nun auch Business Angels, Banken, Investoren, Family Offices, aber auchUnternehmen und Professionals im Kreise der Mitglie-der abgebildet. Bis zum Ende dieses Jahres konnte dieAVCO damit elf neue Mitglieder gewinnen, und man darfgespannt sein, wie sich die AVCO und die österrei-chische Community weiter entwickeln.
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Zum Autor
Dr. Jürgen Marchart istGeschäftsführer der Aus-trian Private Equity andVenture Capital Organi-sation (AVCO).
39 Unter-nehmen
64 Unter-nehmen
Erstinvestitionen
Folgeinvestitionen
gesamt: 103 Unternehmen
Private Equity-Investitionen in Österreich 2011
Quelle: AVCO
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Der österreichische Mittelstand setzt traditionell auf das vonden Banken bereitgestellte Fremdkapital. In Folge der Krisemüssen die Unternehmen jedoch mit dauerhaften Restriktio-nen bei der Kreditvergabe rechnen. Die daraus resultierendeSuche nach Finanzierungsalternativen könnte dem noch unterentwickelten Markt für Private Equity neuen Schwungverleihen und auch die Nachfrage nach Mezzanine beleben.
Vor neuen HerausforderungenDas haben unter den EU-Mitgliedstaaten nur der öster-reichische und der deutsche Mittelstand geschafft: Lautder von der EU-Kommission veröffentlichten „KMU-Leis-tungsüberprüfung 2012“ erzielen die kleinen und mitt -leren Unternehmen in den beiden Ländern heute einegrößere Wertschöpfung als vor dem Krisenjahr 2008.Doch schon warten wieder neue Herausforderungen. Inder jüngsten Creditreform-Mittelstandsstudie für Öster-reich klagen rund 60% der Firmen über einen verschärf-ten Zugang zu Finanzierungsmitteln.„Die Banken werden das Kreditange-bot aus regulatorischen und strategi-schen Gründen nicht mehr in glei-chem Maße aufrechterhalten könnenwie bisher“, sagt Sebastian Erich, Lei-ter des Bereichs Großkunden bei derErsten Bank der österreichischenSparkassen AG. Er rechnet deshalbdamit, dass sich die Firmen künftigstärker mit der Eigenkapitalbeschaffung befassen müs-sen – auch weil in den nächsten Jahren bei vielen Unter-nehmen Refinanzierungen anstehen. „Dann wird die Kapitalnachfrage anziehen und damit das Thema PrivateEquity an Relevanz gewinnen“, sagt Erich.
Ein Henne-Ei-ProblemBei den vielen eher kleinen, oft über Generationen hin-weg von der Familie dominierten Firmen ist die Bereit-schaft, das Ruder abzugeben, nicht sonderlich groß. Wegen der verhaltenen Akzeptanz ist andererseits dasAngebot an Beteiligungskapital überschaubar. „PrivateEquity hat in Österreich ein Henne-Ei-Problem“, analy-siert Erich. Zwar gebe es einige kleine Fonds, die sich im
einstelligen Millionenbereich engagieren, und auf deranderen Seite die an größeren Deals interessierten internationalen Finanzinvestoren. „Dazwischen aber,bei den für den klassischen Mittelstand relevantenTransaktionen von 10 bis 20 Mio. EUR, klafft eine Lücke“,sagt Erich. Aufsehen erregende Deals wie die Übernah-me der Schlecker-Filialen durch einen Fonds des Krisen-beraters Rudolf Haberleitner sind eher die Ausnahme.Bei der größten Transaktion des Jahres 2012 wiederumwaren ausländische Kapitalgeber unter sich. Der US- Investor Carlyle reichte das Wiener Software-Unterneh-men UC4 zu einem Preis von 220 Mio. EUR an einenFonds der schwedischen EQT weiter.
Banken und Versicherer investieren wenigerNicht eben förderlich ist es, dass sich die Kreditinstitutezunehmend aus dem Beteiligungsmarkt zurückziehen.So bestätigte die Bank Austria im November den ange-strebten Verkauf ihres EK Mittelstandsfonds. Auch diemit neuen Regulierungen konfrontierten Versicherer investieren vorsichtiger. Standen Banken und Versiche-rungen vor 2009 noch für bis zu 80% des Fundraisings,so lag ihr Anteil 2011 nur noch bei 23%. Ein zusätzlicherSchub dagegen könnte von privater Seite kommen, woz.B. Family Offices auf der Suche nach mehr Return ver-stärkt Interesse zeigen.
Wettbewerb um die Perlen im MarktAn Finanzierungsanlässen mangelt esnicht. „Die Bereitschaft für Finanzie-rungen durch Private Equity nimmtangesichts des knapper werdendenKreditangebots zusehends zu“, bestä-tigt Dr. Oliver Grabherr, Vorstand derGCP gamma capital partners und Prä-sident der Austria Private Equity andVenture Capital Organisation (AVCO).So wird sich rund ein Viertel derösterreichischen Unternehmen im Jahr 2013 mit derNachfolgeregelung beschäftigen. „Hinzu kommen Wachs -tumsfinanzierungen, wobei sich gerade angesichts derwirtschaftlichen Unsicherheiten für expandierende
Vor einer Zeitenwende
Mittelstandsfinanzierung in Österreich
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Sebastian Erich,Erste Bank der öster-reichischen Sparkas-sen AG
Dr. Oliver Grabherr,GCP gamma capitalpartners
Handicap International setzt sich weltweit in über 60 Ländern mit mehr als 300 Projekten für Menschen mit Behinderung ein. Die Programme fördern deren Autonomie und echte Integration in die Gesellschaft für ein aufrechtes Leben.
Mehr Informationen unter: www.handicap-international.de
Aufrecht leben
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Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“14
Unternehmen günstige Einstiegsgelegenheiten für Über-nahmen bieten“, sagt Grabherr. Gesucht seien vor allemprofitable Firmen mit starkem Cashflow – quer durch alle Industrien. Die GCP selbst stellt vor allem VentureCapital für junge Unternehmen bereit und sieht da derzeit insbesondere bei Mobile Solutions, in der IT-Vir-tualisierung, im Cleantech-, Medtech-und Life Sciences-Sektor großeWachstumschancen. Österreich ver-fügt zudem über einen industriellenSektor mit Perspek tiven. „Auch in die-sem für Beteiligungsinvestoren relativeingeschränkten Markt finden sichimmer wieder Perlen“, sagt DietmarGstrein, Vorstand der Tyrol Equity AG.
Eisbär-Investor mit langfristigem HorizontDie von dem Unternehmer Dr. Christoph Gerin-Swarovskiim Jahr 2007 initiierte Industrieholding sieht sich als Alternative zu klassischen Private Equity-Fonds und willim Rahmen von Mehrheitsbeteiligungen ein Portfolioaus mittelständischen Unternehmen aufbauen. Sie rich-tet ihren Blick sowohl auf den gewachsenen Mittelstandin der Heimat als auch im benachbarten Ausland. Eineösterreichische Firma im Portfolio ist seit 2009 der Winterbekleidungshersteller Eisbär, an dem man sichim Zuge einer Nachfolgeregelung beteiligt hat. Die TyrolEquity AG sucht darüber hinaus aktiv nach Beteiligun-gen im Zuge von Wachstums- und Sanierungsfinanzie-rungen. Das Augenmerk liegt vor allem auf Produktions-unternehmen der Branchen Metallbe- und -verarbei-tung, Kunststoff, Elastomere und technische Keramik.„Wir halten Beteiligungen eher langfristig und planennicht von Beginn an den Exit“, betont Gstrein zudem dennicht an Laufzeiten gebundenen Investmentansatz.
Neue Impulse für Mezzanine„Österreich bleibt ein kleiner Markt und wird sich nichtdrastisch verändern“, sagt Gstrein. Wenn sich der Mit-telstand nun doch stärker für Beteiligungen öffnen soll-te, werde er die Vergabe von Minderheitsanteilen be-vorzugen. Eine weitere Alternative sind Mezzanine-Fi-nanzierungen. Allzu groß ist die Auswahl da allerdingsnicht. „Das Angebot an Mezzanine ist in Österreichdünn gesät und wird in der Hauptsache von einigen we-nigen regionalen Banken und öffentlichen Institutionengetragen“, sagt AVCO-Präsident Grabherr. Für einedeut liche Erweiterung des Angebots sorgt seit dem
Jahr 2009 der durch die Austria WirtschaftsserviceGmbH (aws) – die Förderbank der Republik Österreich– gegründete aws Mittelstandsfonds. Dieser heutegrößte Fonds für stille Beteiligungen investiert in expandierende mittelständische Unternehmen mit biszu rund 500 Mitarbeitern und einem Mindestumsatzvon 2 Mio. EUR. „Die Eigenkapitalausstattung derösterreichischen Unternehmen ist sehr schlecht, mitdurchschnittlich 25% gehören sie sogar zu den Schlusslichtern inEuropa“, sagt Arno Langwieser, Ge-schäftsführer der aws Mittelstands-fonds. Auch das Verhältnis von PrivateEquity-Investitionen zum BIP sei inÖsterreich um den Faktor 7 niedrigerals im EU-Durchschnitt und um denFaktor 4 geringer als in Deutschland.
Co-Investoren aus den Nachbarländern gesuchtDer aws Mittelstandsfonds, der auch Eigenkapital durchdie Übernahme von Minderheitsanteilen anbietet, kanneiniges zur Beseitigung dieses Defizits beitragen. Beigrößeren Transaktionen reichen die von dem Fonds bereitgestellten Beträge zwischen 300.000 und 5 Mio. EURallerdings nicht immer aus. „Wir prüfen 350 Projekte proJahr und suchen mitunter dringend nach Co-Investo-ren“, sagt Langwieser. Manches davon würde man gernemit deutschen und Schweizer Fonds machen. Insgesamtnämlich gebe es zu wenige Anbieter von Private Equityin Österreich. Das ist aus Sicht der aktiven Fonds aller-dings auch interessant. „Man kommt unter diesen Bedingungen leichter zu aussichtsreichen Investmentsund attraktiven Bewertungen“, sagt Langwieser.
FazitWenn die Banken künftig strengere Anforderungen andie Kreditvergabe stellen, wird Beteiligungskapital stärker in den Blickpunkt des österreichischen Mittel-stands rücken. Anstehende Refinanzierungen, Nach -folgelösungen und Akquisitionsgelegenheiten dürftenfür Nachfrage sorgen. „Und wenn das Interesse an Private Equity steigt, wird auch Mezzanine als Brückezwischen Debt und Equity an Bedeutung gewinnen“,sagt Erich von der Erste Bank.
Norbert Hofmannredaktion@vc-magazin.de
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Dietmar Gstrein,Tyrol Equity AG
Arno Langwieser,aws Mittelstands-fonds
Foto: An
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Know-how für den Mittelstand
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Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“16 www.vc-magazin.de
Small is beautiful
M&A in Österreich
Die mittelständisch strukturierte Wirtschaft Österreichs, dieüberwiegend aus kleinen und mittleren Unternehmen(KMU) besteht, die zum Teil noch fest in Familienhandsind, ist auf den ersten Blick nicht das klassische Ziel für Investoren und Mega-Deals aus dem M&A-Bereich. Wer jedoch ein zweites Mal hinschaut, wird belohnt: Hoch -spezialisierte Unternehmen, die weltweite Know-how- Leader sind, tummeln sich hier ebenso wie innovativeCluster, die sich durch ihre Zukunftsorientierung auszeich-nen.
Gut zusammengeclustertMitte der 1990er Jahre wurde in der Steiermark mit demAutomobilcluster ACStyria der Grundstein zu einer Erfolgsgeschichte gelegt. Mittlerweile beschäftigen inÖsterreich mehr als 50 Cluster- und Netzwerk-Initiativen420.000 Beschäftige in rund 3.500 Betrieben und erwirt-schaften circa 80 Mrd. EUR. Mit zahlreichen Aktivitätenstärken die Cluster den österreichischen Innovations-motor und leisten so einen wesentlichen Beitrag zurStärkung der heimischen KMU in ihrer Innovationskraftund Wettbewerbsfähigkeit. Damit konnten auch die Folgen des Krisenjahres 2008, dessen Auswirkungen vorallem in der Automobilindustrie spürbar waren, abgefe-dert werden. Wie gewichtig der Einfluss von Clustern
auf die Wertschöpfung in Österreich ist, zeigt eine Bestandsaufnahme der österreichischen Cluster imRahmen einer Studie des Wirtschaftsministeriums ausdem Jahr 2011: Alleine im Bundesland Oberösterreichfallen beispielsweise 36% der Wertschöpfung auf Clus-ter zurück. Ausdruck dessen und der überdurchschnitt-lichen Innovationsperformance in Österreich ist auchder achte Platz des Innovation Union Scoreboard 2011.Ebenso profilieren konnte sich Österreich durch denUmwelttechnikcluster Eco World Styria: In einem inter-nationalen Ranking der Cleantech-Gruppe belegt das„Green Tech Valley“ Österreichs den ersten Platz.
Mehr Ideen als KapitalZukunftsbranchen wie Energie gehören zu den Gewin-nern am österreichischen M&A-Markt: Computer & Telekommunikation sowie Energie- und Entsorgungs-wirtschaft machten in den letzten Jahren gemeinsam18% aller Transaktionen aus. Innovation ist aber nichtnur eine Frage der besten Netzwerke und Köpfe, son-dern auch der entsprechenden Mittel zur Umsetzung.Hier liegt aktuell viel Potenzial brach, denn Banken undVersicherungen, die vor dem Krisenjahr 2008 konstantfür 80% des Fundraisings in Österreich verantwortlichzeichneten, befreien sich nur sehr langsam aus ihrer
Starre. 2011 verzeichnete der heimi-sche M&A-Markt 253 Transaktionen.Das bedeutet im Vergleich zu 2010ein Minus von 10%. Betrachtet manaber die M&A-Aktivitäten 2009, soliegt das Ergebnis von 2011 rund30% darüber. Es herrscht also wie-der Bewegung auf dem österrei-chischen M&A-Markt, die Vertrau-enskrise von 2009 ist aber nochnicht zur Gänze überwunden.
Im Fokus: Energie- und Umweltrecht, neue MedienWillheim Müller betreut multinatio-nal tätige Energiekonzerne ein-schließlich deren nationaler Ener-
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M&A-Transaktionen mit österreichischen Zielunternehmen
*bis einschließlich 13.12.2012; Quelle: Zephyr-Datenbank, Bureau van Dijk
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gieversorgungsunternehmen nicht nur bei Akquisitio-nen, sondern auch im regulatorischen Bereich. Die Ten-denz zur Implementierung von Unbundling-Maßnahmenzur Stärkung des Wettbewerbs bedeutet für viele Klienten Beratungsbedarf im regulatorischen und kartellrechtlichen Bereich. Im Medienbereich ist – ins-besondere im Zusammenhang mit Restrukturierungs-maßnahmen und den daraus entstehenden neuen Unternehmensgruppen – vielfach erheblicher kartell -rech tlicher Beratungsbedarf gegeben: Das geänderte Konsumverhalten durch das Internet führt zu einer stetigen Reduktion der Auflagen von Printmedien undgleichzeitig zu einem überdurchschnittlichen Wachs-tum des Online-Vertriebs von Medien. Das erfordert einerseits die umfassende Umstellung der Vertriebs-konzepte von Medienunternehmen, aber auch die Vornahme von gesellschaftsrechtlichen Restrukturie-rungsmaßnahmen zur Anpassung an das geänderte betriebliche Umfeld. Willheim Müller berät Medien -unternehmen und konnte dabei diesen geänderten Beratungsbedarf beobachten.
AusblickDer renommierte US-amerikanische Trendforscher JohnNaisbitt hat gesagt: „Statt unablässig den Verlust der alten Industrien zu bejammern, müssen wir uns einfachdem Abenteuer stellen, neue Industrien zu entwickeln.“Innovation, Kreativität, Expertise und Know-how sind inÖsterreich im Übermaß vorhanden. Wir wünschen demösterreichischen M&A-Markt wieder mehr Vertrauen insein Potenzial und Mut zur Zukunft.
www.vc-magazin.de
Zum Autor
Dr. Johannes Willheimist Co-Gründer und Part-ner der Wiener Wirt-schaftskanzlei WillheimMüller Rechtsanwälte.Gemeinsam mit seinemTeam ist er auf recht -liche Fragen rund umM&A-Agenden, Kartell-recht und Schiedsge-richtsbarkeit speziali-siert.
M&A in Österreich – Die Big Shots 2012
Der Trend aus 2011 setzt sich fort: Die Anzahl der amösterreichischen Markt getätigten Transaktionenbzw. der Transaktionen mit österreichischer Beteili-gung kommt auch weiterhin nicht an die Bewegungder Jahre vor 2009 heran, dafür steigt das Transakti-onsvolumen deutlich im Vergleich zu den Vorjahren.
• Februar 2012: Die Wienerberger AG erwirbt vomJoint Venture-Partner Solvay deren 50%igen Anteilan dem Kunststoffrohrunternehmen Pipelife zu einem Preis von 162 Mio. EUR.
• Februar 2012: Die russische Sberbank kauft die öster -reichische Volksbank International für 505 Mio. EUR.
• Februar 2012: Der Salzburger Baukonzern Alpinegeht für angebliche 52 Mio. EUR komplett an diespanische Fcc. Der Kaufpreis wurde nicht offiziellbestätigt.
• Juni 2012: Die russissche Sberbank kauft die Öster -reichtochter der Denizbank. Preis nicht bekannt.
• Juni 2012: Der mexikanische Milliardär Carlos Slimerwirbt weitere 21% der Telekom-Austria-Aktienund hält nun eine Anteil von 2%.
• August 2012: Rudolf Haberleitner erwirbt SchleckerÖsterreich. Preis nicht bekannt.
• November 2012: Zielpunktchef Jan Satek verkauftseinen 75,1%igen Mehrheitsanteil an den oberöster-reichischen Rechtsanwalt Gerald Schmidsbergermit seiner BOW Beteiligungs GmbH. Der oberöster-reichische Großhändler Pfeiffer behält seine Min-derheitsbeteiligung von 24,9% und erhält im Zugedes Verkaufs das Vorkaufsrecht für die verbleiben-den 75,1%. Transaktionsvolumen nicht bekannt.
• November 2012: Die Novomatic AG beteiligt sichan dem österreichischen Schlecker-Nachfolger Daily. Preis nicht bekannt.
• Dezember 2012: Mobilfunkbetreiber Drei erhält unter der Einhaltung von Auflagen seitens der EUdie Genehmigung, den Konkurrenten Orange zuübernehmen. Wert der Übernahme: 1,3 Mrd. EUR.
• Dezember 2012: Der Verkauf des Kreditkartenan -bieters Paylife geht in die Finalrunde. Der Deal soll inden nächsten zwei bis drei Wochen, aber jedenfallsnoch 2012 über die Bühne gehen. Als Käufer für dieAnteile der Bank Austria, Erste Group und Bawagwerden ausländische Gesellschaften favorisiert.
Quelle: Willheim Müller Rechtsanwälte
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Finatem residiert seit dem Jahr 2000 in Frankfurt am Mainund hat sich in Deutschland einen Ruf als Investor inkleine und mittlere Unternehmen aufgebaut. Kürzlich istdie partnergeführte Beteiligungsgesellschaft dem Bran-chenverband AVCO beigetreten und plant im nächstenJahr, ihre Präsenz im österreichischen Raum auszubauen.Dr. Robert Hennigs, Geschäftsführer und Partner bei Finatem, spricht im Interview über die Österreich-Plänedes Unternehmens.
VC Magazin: Seit wann beobachten Sie den österrei-chischen Markt intensiver und wie ist Ihr aktueller Eindruck?Dr. Hennigs: Wir beobachten den Markt seit der Grün-dung von Finatem, also seit zwölf Jahren. Er gehörtschließlich zum deutschsprachigen Raum und somit zuunserem Investitionsfokus. Intensiv beschäftigen wiruns seit rund einem Jahr mit Österreich und seinen unterschiedlichen Regionen. Wir haben den Eindruck,dass sich, was das Beteiligungsangebot betrifft, Verän-derungen ergeben haben. Einige bisherige Marktteilneh-mer sind ausgeschieden, insofern ist hier in unseren Augen ein Bedarf für etablierte deutschsprachige Mittel-standsfonds entstanden.
VC Magazin: Aktuell sind Sie noch kein Investment inÖsterreich eingegangen. Wann könnte es so weit sein?Dr. Hennigs: Bis jetzt haben wir tatsächlich noch keinInvestment getätigt, sind aber mit einigen interessantenBeteiligungsmöglichkeiten in Verhandlungen. Wir sindhoffnungsvoll und zuversichtlich, dass wir im kommen-den Jahr eine erste Beteiligung abschließen können.
VC Magazin: Was zeichnet österreichische Unterneh-men bzw. Unternehmer in Ihren Augen aus?Dr. Hennigs: Zunächst eine hohe technologische Kom-petenz und große Beweglichkeit. Sicherlich hängt dasauch mit der sehr guten Ausbildung zusammen, die mitder in Deutschland vergleichbar ist. Das betrifft dieFachkräftebasis, vor allem in Ingenieursberufen, aberauch in anderen Bereichen. Aufgrund der begrenztenGröße des Landes besteht für Unternehmer häufig die
Notwendigkeit, den Blick über den Tellerrand sehr frühzu wagen und sich schnell international zu bewegen.Das bedeutet auch, dass man von Beginn an mit inno -vativen Lösungen und Produkten die internationalenMärkte adressiert und auch das Personal dahingehendausbildet.
VC Magazin: Welche Branchen und Unternehmens -größen hat Finatem im Fokus?Dr. Hennigs: Was die Branchen angeht, sind wir oppor-tunistisch, mit Schwerpunkt auf dem traditionellen, produzierenden Mittelstand. Bei der Unternehmens -größe liegt unser Schwerpunkt auf Umsatzgrößen zwischen 20 und 50 Mio. EUR, regelmäßig aber auch darüber. Zukäufe zu bestehenden Portfoliounterneh-men können aber auch deutlich kleiner sein, z.B. auchim einstelligen Millionenbereich.
VC Magazin: Ihre Investmentphilosophie sieht grund-sätzlich Mehrheitsbeteiligungen vor – auch in Öster-reich?Dr. Hennigs: Im Prinzip ist das richtig. Die Investment-philosophie aus Deutschland gilt genauso in Österreich.Wir gehen in der Regel Mehrheitsbeteiligungen ein,
„Österreichische Unternehmen wagenfrüh den Blick über den Tellerrand“
Interview mit Dr. Robert Hennigs, Geschäftsführer, Finatem Fonds Management Verwaltungs GmbH
www.vc-magazin.de
Dr. Robert Hennigs
Mittelstand
können diese aber auch mit anderen Investoren zusam-men tätigen, wenn die Interessen kompatibel sind.
VC Magazin: Wie gestalten Sie die aktive Zusammen -arbeit mit neuen Beteiligungen in Österreich? Planen Sieeine Niederlassung?Dr. Hennigs: Wir sind viel in Österreich unterwegs.Letztendlich macht es vom Aufwand her keinen Unter-schied, ob man von Frankfurt nach Hamburg oder nachWien reist. Weil wir ein kleiner, mittelständischer Fondssind, ist eine Niederlassung in Österreich zunächstnicht angedacht, aber eine Option für die Zukunft.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
mathias.renz@vc-magazin.de
Zum Gesprächspartner
Dr. Robert Hennigs ist seit 2004 Partner und Ge-schäftsführer bei der Finatem Fonds ManagementVerwaltungs GmbH und hat rund 20 Jahre Erfahrungim mittelständischen Beteiligungsgeschäft. Finateminvestiert in mittelständische Unternehmen imdeutschsprachigen Raum.
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In der derzeitigen konjunkturellen Lage tun sich Start-upsschwer, Unterstützung für ihre Ideen zu finden, denn Privatinvestoren vergeben momentan nur zögerlich Kapi-tal. Gerade das macht staatliche Förderung in diesem Bereich besonders wichtig. Um Innovation und Unterneh-mergeist voranzutreiben, hat die öffentliche Hand ver-schiedene Initiativen gestartet, im Rahmen dererGründerinnen und Gründer beraten und gecoached wer-den, an Wettbewerben teilnehmen und Kapital erhaltenkönnen – sowohl in Form von Zuschüssen, Darlehen undKrediten als auch über die eigens angelegten Beteiligungs-fonds.
Beratung und CoachingWeil Gründer nicht nur auf finanzielle Unterstützung,sondern auch auf Beratung und Coaching von Expertenangewiesen sind, hat die Wirtschaftskammer Österreich(WKO) den Gründerservice eingerichtet. Das Internet-portal www.gruenderservice.at bietet generelle Infor-mationen zur Unternehmensgründung, z.B. über Märk-te, rechtliche Aspekte, den Businessplan und Finanzie-rung. Zusätzlich veranstaltet der Gründerservice regel-mäßig Informationsevents wie den „Gründer-Work-shop“ und bietet Jungunternehmern auch persönlicheBeratung in den Gründerservicestellen der einzelnenBundesländer.
Durch tech2B unterstützt und fördert das Land Ober-österreich Neugründungen technologie-orientierter Unternehmen. Der Inkubator bietet dazu ein dreistu -figes Beratungsprogramm. In der ersten, der „Pre- Incubation“-Phase, findet eine gründliche Planung undVorbereitung der Gründungsvorhaben statt. Die Unter-nehmen halten dann eine Präsentation, auf deren Basisüber die Aufnahme in das Förderprogramm entschiedenwird. Erfolgreiche Vorhaben starten dann in die zweitePhase, „Incubation“, wo sie auf die Umsetzung der Geschäftsidee vorbereitet werden und in den ThemenInnovation, Markt, Strategie, Marketing, Technik, Finan-zen und Softfacts gecoached werden. Das Ziel dieserPhase ist die Entwicklung des Projekts bis zu seinerMarktreife. Dazu zählt u.a. Hilfe bei der Erstellung desBusinessplans, um Pilotkunden zu erreichen und die Sicherung der Finanzierung zu gewährleisten. In der„Post-Incubation“-Phase werden die Hightech-Unter-nehmen im Rahmen des business2excellence-Pro-gramms in ihrer frühen Wachstumsphase beim Meisternvon Herausforderungen in den Bereichen Technologie-überleitung, Vertriebsaufbau und Unternehmensfinan-zierung begleitet.
Innovation und Unternehmergeistunterstützen
Staatliche Initiativen für Gründerförderung in Österreich
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Hier finden Gründer Informationen rund um Businessplan, Finanzierung undrechtliche Fragen: www.gruenderservice.at
Foto: PantherMedia / Stephen Finn
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Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“22 www.vc-magazin.de
Neben anderen Förderungsmaßnahmen bietet die Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) ebenfallsBeratungsdienstleistungen an. Diese Unterstützung erstreckt sich von der Vermittlung von Investoren überBeratung und Begleitung bei Patentierung, Lizenzierungund Vermarktung bis hin zu Analysegesprächen.
WettbewerbeDer größte Businessplan-Wettbewerb Österreichs, „ideasto business“ (i2b), ist eine Initiative der WKO, der ErstenBank und Sparkassen. Teilnehmer erhalten kostenloseInformationen rund um das Thema Businessplan sowieExperten-Feedback auf ihre eingereichten Business -pläne. Den Gewinnern winken Geld- und Sachpreise imGesamtwert von 150.000 EUR. Sie werden in verschiede-nen Kategorien ausgezeichnet, u.a. den Hauptkatego-rien „Dienstleistung, Gewerbe, Handel“, „Technologie“und „StudentInnen“.
Ein weiterer Wettbewerb ist der BOB („Best of Biotech –get your business started“), ein internationaler Life Sci-ences-Businessplan-Wettbewerb. Er wird von der LifeScience Austria (LISA), einem Programm der aws, orga-nisiert und bietet Teilnehmern u.a. gesamtheitlichesund individualisiertes Coaching sowie Networking-Mög-lichkeiten.
Zuschüsse, Kredite und DarlehenIm Rahmen ihres Basisprogramms Start-up-Förderungbietet auch die Oberösterreichische Forschungsförde-rungsgesellschaft (FFG) verschiedene Angebote. Sieübernimmt bis zu 75% der Kosten von Machbarkeitsstu-dien, um Gründern eine Analyse zur Prüfung der techni-schen Umsetzbarkeit ihrer Ideen zu ermöglichen. Ausgewählte Unternehmen erhalten eine Projektfinan-zierung von bis zu 70% der Projektkosten, d.h. der Sach-und Personalkosten. Darlehen müssen erst fünf Jahrenach Projektende getilgt werden, sodass die Unterneh-men zuerst konkrete Umsätze erzielen können. Eine ähnliche Förderung durch Kredite mit niedrigen Zinsenund langen Laufzeiten sowie Zuschüssen für Gründerbieten auch die aws und tech2b.
Öffentliche Fonds2012 hat die österreichische Bundesregierung zwei neueFonds zur Unterstützung von Start-ups aufgelegt. Derüber sechs Jahre mit 65 Mio. EUR dotierte Gründerfondswird von der aws gemanagt und beteiligt sich mit zwi-schen 100.000 und 1 Mio. EUR für einen Zeitraum vonfünf bis zehn Jahren an Unternehmen in der Frühphase.Der zweite Fonds, der Business Angel Fund, ist mit ins-gesamt 45 Mio. EUR ausgestattet, die teilweise aus EIF-Mitteln bereitgestellt werden. Er verdoppelt die Investi-tionskraft der Business Angels, indem er für jeden Euroder Privatinvestoren einen weiteren Euro aus öffent -licher Hand investiert. Die Höhe der Beteiligung liegtzwischen 150.000 und 300.000 EUR. Dabei wird eine Dauer von drei bis fünf Jahren erwartet. Die öffentlichenAnteile bei Verkäufen fließen in den jeweiligen Fonds zurück, um neue Investments zu ermöglichen.
FazitStaatliche Initiativen zur Gründerförderung gibt es inÖsterreich von Beratung über Wettbewerbe, Zuschüs-se, Kredite und Darlehen bis hin zu öffentlichenFonds. Mit dieser Vielfalt von Angeboten werden Jung-unternehmer aktiv bei der Umsetzung ihrer Ideen unterstützt.
simona.schamper@vc-magazin.de
Kurzprofil Gründerfonds
• Typ: Frühphasenfonds, Erwerb von Gesell-schaftsanteilen von bis zu 49%
• Volumen: Insgesamt 65 Mio. EUR, davon 15 Mio.im ersten Jahr und 10 Mio. p.a. in denfünf Folgejahren
• Beteiligungshöhe: von 100.000 EUR bis max. 1 Mio. EUR
• Dauer der Beteiligung: bis zu 10 Jahre
• Anzahl der Beteiligungen:
20 bis 30 pro Jahr werden erwartet
Kurzprofil Business Angel Fund
• Typ: Business Angel Co-Investment Fund
• Volumen: Insgesamt 45 Mio. EUR
• Beteiligungshöhe: 150.000 EUR bis 300.000 EUR
• Dauer der Beteiligung: 3 bis 5 Jahre (geschätzt)
• Anzahl der Beteiligungen:
30 bis 50 pro Jahr werden erwartet
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Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“24
Oberösterreich ist ein wichtiges Zentrum der österrei-chischen Wirtschaft. Traditionell sind besonders Unterneh-men aus den Clustern Leichtbau (Metall, Kunststoff),Mechatronik, IT oder Energie hier ansässig und trageneinen wesentlichen Teil zur österreichischen Wirtschafts-leistung bei. Das Bundesland ist auch ein akademischesZentrum: Die Hochschulen des Landes sind Kaderschmie-den, an denen kreative Forscher jede Menge innovativerIdeen hervorbringen. Nicht umsonst werden in keinem anderen Bundesland mehr Patente eingereicht. Um Innova-tionen und Unternehmensgründungen zu fördern, habendas Bundesland und die Bankenlandschaft vor Ort im ver-gangenen Jahr den Oberösterreichischen HightechFondseingerichtet. Ausgestattet mit vorerst 11 Mio. EUR beteiligtsich der Fonds an Start-ups aus der Region und finanziertso deren ersten Schritte der Marktbearbeitung. Über dasKonzept des Fonds sprach Susanne Gläser mit KonradRemplbauer, Geschäftsführer des OÖ HightechFonds, undMag. Horst Gaisbauer, Investmentmanager bei der tech2bInkubator GmbH für den OÖ HightechFonds.
VC Magazin: Den OÖ HightechFonds gibt es seit April2011. Was hat den Ausschlag dazu gegeben, den Fondsins Leben zu rufen?
Remplbauer: Der Fonds soll es Start-ups ermöglichen,ihre Ideen in Oberösterreich umzusetzen. Ziel ist es, dieRegion noch attraktiver für innovative junge Technolo-gieunternehmen zu machen und so neue Wachstums-motoren der hiesigen Wirtschaft zu fördern. Diese Gründehaben das Land Oberösterreich und die oberöster -reichischen Banken veranlasst, 11 Mio. EUR für dieStart-up-Förderung vor Ort zur Verfügung zu stellen.
VC Magazin: Welche Strategie verfolgt der Fonds beiseinen Investments?Remplbauer: Wir investieren in hochtechnologisch orientierte Start-ups, die Sitz und Teile der Geschäfts -aktivität in Oberösterreich haben oder in die Region ver-legen wollen. Wichtig ist, dass die Unternehmen patent-fähig sind oder idealerweise schon Patente mitbringen.Mit Ausnahme von Handelsunternehmen, in die wirnicht investieren, sind wir offen für alle Branchen undIdeen.
VC Magazin: In welchen Größenordnungen engagierenSie sich?Remplbauer: Der OÖ HightechFonds investiert anfangs250.000 bis 1 Mio. EUR pro Beteiligung. Er kann dann in
„Wir wollen Start-ups in Oberöster-reich helfen, ihre Ideen umzusetzen“
Interview mit Konrad Remplbauer, OÖ HightechFonds, und Mag. HorstGaisbauer, tech2b Inkubator GmbH für den OÖ HightechFonds
www.vc-magazin.de
Konrad Remplbauer Mag. Horst Gaisbauer
Kurzprofil OÖ HightechFonds
• Typ: Frühphasenbeteiligungsfonds (Venture Capital) mit Fokus auf Unternehmen ausOberösterreich
• Standort: Linz
• Gründung: 2011
• Zahl der Investment Professionals:
2
• Volumen: 11 Mio. EUR
• Gesellschafter: Land Oberösterreich via EFRE, oberösterreichische Banken
• Beteiligungshöhe: 250.000 EUR bis 1,5 Mio. EUR
• Internet: www.hightechfonds.at
Frühphase
Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“ 25
weiteren Finanzierungsrunden auf bis zu 1,5 Mio. EURaufstocken. Private Co-Investoren müssen nicht zwin-gend mitinvestieren, wir freuen uns aber selbstver-ständlich über Partner an unserer Seite, schließlich isteine gesunde Finanzierungsstruktur das A und O, damitdie jungen Unternehmen gut aufgestellt sind. Die ober-österreichische UnternehmensbeteiligungsgesellschaftUBG stellt beispielsweise bis zu 1 Mio. EUR zur Verfü-gung, ihre Beteiligung kann mit unserem Angebot kom-biniert werden. Sinnvoll ist in vielen Fällen auch dieKombination der Eigenkapitalfinanzierung mit einerFörderung durch die oberösterreichische Kreditgaran-tiegesellschaft KGG.
VC Magazin: Wie können Unternehmen sich um eineBeteiligung bewerben? Wie läuft der Entscheidungspro-zess ab?Gaisbauer: Interessierte Start-ups reichen einfach eineAnfrage bei uns ein. Das Investmentteam von tech2büberprüft die Unterlagen und bereitet die geeignetenKandidaten für ein Entscheidungsgremium auf. Wenndas Gremium grünes Licht gibt, wird der weitere Invest-mentprozess eingeleitet. Wie andere Beteiligungsgesell-schaften auch erarbeiten wir einen Letter of Intent, führen Due Diligence-Prüfungen durch und gehenschließlich in Beteiligungsvertragsverhandlungen mitden Unternehmen. Wenn für beide Seiten alles passt,wird die Beteiligung eingegangen.
Bewerben können sich Start-ups aus Oberösterreich,aber auch aus umliegenden Regionen in Österreich oderBayern. Wichtig ist, dass das Start-up bereit ist, seinenGeschäftssitz und wesentliche Teile der Geschäftsakti -vitäten hier in die Region zu verlagern.
VC Magazin: Welche Standortvorteile bietet Oberöster-reich jungen Unternehmen?Gaisbauer: Oberösterreich ist eine sehr dynamischeWirtschaftsregion. Angegliedert an die historisch gewachsene Industrie haben sich mehrere Cluster herausgebildet, unter anderem rund um die sechsSchwerpunktfelder der Forschung in Oberösterreich:Leichtbau und innovative Werkstoffe, Logistik, Mecha-tronik und Prozessautomatisierung, Energie, Life Sciences und IT mit dem Softwarepark Hagenberg. Indiesem Umfeld entstehen viele neue Ideen, und vieleetablierte Unternehmen stellen sich auch immer wiederals Kooperationspartner für Start-ups zur Verfügung.Mit der Johannes Kepler Universität in Linz und derFachhochschule Oberösterreich in Linz, Wels, Steyr undHagenberg hat die Region erstklassige Hochschulen, dietop ausgebildete Fachkräfte hervorbringen. Im akade-mischen Umfeld entstehen regelmäßig innovative Ideenund hochqualitative Gründungsvorhaben.
VC Magazin: Wie wird der OÖ HightechFonds bislangaufgenommen? Welchen Dealflow haben Sie bislang gesehen?Gaisbauer: Der Fonds ist bereits auf große Resonanzgestoßen. Wir hatten bislang rund 70 Anfragen, es gibtalso eine sehr große Nachfrage aufseiten der jungenTechnologieunternehmen aus der Region. Bislang sindwir zwei Beteiligungen eingegangen, bei Prologics IT, einem Software-Unternehmen im Bereich Business Process Management, und bei ECOP Technologies, dieneuartige Wärmepumpen herstellt. Wir haben einigeweitere Projekte in der Pipeline und sind zuversichtlich,dass wir Anfang 2013 weitere Investments bekannt geben können.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!
susanne.glaeser@vc-magazin.de
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Portfoliounternehmen
Name Geschäftsfeld Sitz
Ecop Technologies GmbH Wärmepumpen Linz
Prologics IT GmbH Software Linz
Die oberösterreichischen Städte wie Linz sind wichtige Zentren der österrei-chischen Wirtschaft.Foto: PantherMedia / Dieter Hawlan
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Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“26
Kapital ist für Jungunternehmer ein knappes Gut. Währendinnovative Start-ups mangels Wachstumskapital auf dieBremse oder gar aus dem Cockpit steigen müssen, suchenzeitgleich investitionsbereite Unternehmerpersönlichkeitennach möglichen Engagements und Investitionsmöglich -keiten. Um den Nährboden für Business Angels Investmentszu bereiten und mittelfristig eine Business Angels-Kultur zuetablieren, hat das CAST Gründungszentrum mit finanziel-ler Unterstützung des Landes Tirol im Mai 2012 das TirolerInvestorennetzwerk innet ins Leben gerufen. Einige Meilen-steine wurden seither bereits bewältigt.
Business Angel-Finanzierung für Start-upsDa die eigenen Mittel bei Gründern im Normalfall nicht ausreichen, um lange Produktentwicklungszeiten zu über-brücken, und Banken in der aktuell angespannten konjunk-turellen Lage nur zögerlich Kredite und Darlehen verge-ben, stellen Business Angels eine gute Kapitalquelle für Unternehmer dar. Hinzu kommt, dass die Unterstützungnicht nur von finanzieller Natur ist, sondern den Jungun-ternehmern auch fachliche Beratung zugutekommt. Da dieAngels nicht selten aus verwandten Branchen stammen,bringen sie zusätzlich Know-how, Erfahrung und ein breites Netzwerk mit.
Neue VermittlungsplattformInnet dient dabei als zentrale Anlaufstelle sowohl für kapi-talsuchende Tiroler Unternehmer als auch für BusinessAngels auf der Suche nach Investitionsopportunitäten. Zielist es, „zusammenzubringen, was zusammengehört: Ideeund Geld“, sagt Projektleiter Thomas Bluth (s. auch Interview). Business Angels-Finanzierungen sollen durchdie Involvierung von innet vereinfacht und strukturiertergemanagt werden, um so die Anzahl und die Qualität derInvestitionen zu steigern. Zu den aktuell von innet vermittelten Deals zählen u.a. ein Biomassekraftwerk, einE-Learning-System sowie eine Mobile Business- und eineMobile Payment-App.
Vorteile für Gründer und InvestorenBewerben können sich wachstumsorientierte Start-upsaus Tirol, die nach Kapital in Höhe von 25.000 EUR bis
500.000 EUR suchen. Diese Unternehmen werden einerErstprüfung durch das CAST Gründungszentrum unter -zogen, bei der die Geschäftsidee auf Wachstumspotenzialund Realisierbarkeit geprüft wird. Für erfolgreiche Kandi-daten wird die Möglichkeit öffentlicher Fördermittel recherchiert und parallel dazu werden Business Angels,die auch aus dem Ausland stammen können, adressiert.Schließlich organisiert innet das gegenseitige Vorstellender Teilnehmer und moderiert auf Wunsch den Beteili-gungsprozess. In Vorbereitung auf die Investorentreffenwerden die Unternehmen vom innet-Team beraten und gecoacht, u.a. zum Thema Businessplan-Erstellung, Kapitalbedarf und Strategie.
Die Prüfung und Vorabselektion der Unternehmen durchinnet erhöht die Attraktivität auch für potenzielle Inves -toren, die bei der Auswahl Zeit und Kosten sparen. Einenweiteren Vorteil stellt die Vernetzung von Business Angelsmit ähnlichem Fokus durch das innet-Team dar. Sie ermöglicht das Zustandekommen von sogenannten ClubDeals, gemeinsam getätigten Investments, bei denen dasRisiko gestreut und die Kosten gesenkt werden können.
simona.schamper@vc-magazin.de
Tirols neues Netzwerk
Innet bringt Tiroler Unternehmen mit Business Angels und Venture Capital-Investoren zusammen
www.vc-magazin.de
Innet sieht seine Aufgabe in erster Linie auch darin, Brücken zu Business Angelsund Venture Capital-Investoren in den anderen österreichischen Bundesländern,in Deutschland, der Schweiz und in ganz Europa zu schlagen.Foto: PantherMedia / studiom1
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Sonderbeilage „Private Equity in Österreich“ 27www.vc-magazin.de
Nachgefragt bei Thomas Bluth, Projektleiter und Investmentmanager, innet,und Consultant bei der CAST Gründungszentrum GmbH
VC Magazin: Wo drückt der Schuh bei jungen Unter-nehmen am meisten?Bluth: Häufig starten junge Unternehmer neben einerüberschaubaren eigenen Kapitalbasis mit dem Geldvon „Friends and Family“ sowie öffentlichen Förder -mitteln. Viele Unternehmen haben dadurch eine viellängere Produktentwicklungszeit und es dauert deut-lich länger, bis signifikante Umsätze erzielt werdenkönnen. In dieser Phase kann ein Business Angel einewertvolle Kapitalquelle und ein Wachstumsbeschleu-niger sein.
VC Magazin: Warum sollten sich kapitalsuchende Unternehmen an Sie wenden?Bluth: Wir kennen auf der einen Seite die Sorgen derUnternehmen, auf der anderen Seite aber auch die Erwartungen und Ansprüche der Angels. Wir beratenUnternehmen bei deren Strategie, der Einwerbung vonFördermitteln und der Professionalisierung des Businessplans. Zeitgleich stellen wir den Kontakt zupassenden Angel-Investoren her, die sich sicher seinkönnen, dass sie nur vorgeprüfte Investment Casesvorgestellt bekommen.
VC Magazin: Was spricht für die Unternehmen derGründerregion und den Standort Tirol?Bluth: Wir haben in Tirol mit den Universitäten undFachhochschulen eine sehr gute Hochschulland-schaft, eine funktionierende Infrastruktur und hervor-ragende Freizeitwerte. Innsbruck hat 120.000 Einwoh-ner, davon sind geschätzt 40.000 Studenten, die ausvielen Ländern der Welt stammen. Viele von ihnenbleiben auch nach ihrem Studium hier. Das zeigt unsauch die Heterogenität und Vielseitigkeit der Teams,die wir bei unseren Veranstaltungen kennen lernen,und nicht zuletzt die Qualität unserer Unternehmen.
VC Magazin: Wie regional lässt sich der Kapitalbedarfder innet-Unternehmen decken?Bluth: Die Tiroler Investorenszene ist sicherlich überschaubar. Wir von innet sehen unsere Aufgabe inerster Linie auch darin, Brücken zu Business Angels
und Venture-Investoren in denanderen österreichischen Bun-desländern, in Deutschland, derSchweiz und in ganz Europa zuschlagen. Ich selbst war mehre-re Jahre CFO bei einem mit Venture Capital finanziertenStart-up, stamme aus Tirol undwohne heute noch mit meinerFamilie im südlichen Bayern.Ich glaube, dadurch sowohl dieSprache der Unternehmer als auch die der Investorenzu sprechen und grenzübergreifend agieren zu können.
VC Magazin: Welche Dienstleistung bieten Sie den Investoren?Bluth: Wir sind ein investorenfreundliches Netzwerk.Der Investor findet bei uns vorgeprüfte Projekte mit einer fokussierten strategischen Ausrichtung sowiedie richtige Erwartungshaltung bei den Management-teams. Er kann sich zudem sicher sein, dass alle mög -lichen öffentlichen Fördermittel geprüft und beantragtsind. Die österreichische Förderlandschaft ist sehrfortschrittlich, modern und international mehr alskonkurrenzfähig. Wir kennen sämtliche Adressen undAnsprechpartner seit vielen Jahren persönlich.
VC Magazin: Innet wurde im Sommer 2012 gegründet.Wie lautet das erste Zwischenfazit nach rund einemhalben Jahr?Bluth: Wir haben seit Sommer rund 50 Projekte evalu-iert, mit mehr als 30 Investoren gesprochen. Ein erstesinnet-Unternehmen hat bereits eine Finanzierung erhalten, weitere Investorengespräche sind noch amLaufen. Derzeit bieten wir zehn konkrete Investitions-möglichkeiten von IT über neue Materialien bis zurMedizintechnik. Darüber hinaus haben wir noch vieleUnternehmen in der sogenannten Pipeline.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
mathias.renz@vc-magazin.de
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Tirol bietet eine sehr gute Hochschullandschaft und eine funktionierende Infrastruktur. In Städten wie Innsbruck ist zudem der Freizeitwert hoch.Foto: PantherMedia / Maximilian Boschi
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Wirkstoffe aus dem Meer im Land derBerge – mit dieser Idee hat sich SealifePharma im vergangenen Jahr ein 2-Mio.-EUR-Investment gesichert. Die Finanzspritze kam genau zur richtigenZeit: Eineinhalb Jahre lang konnten dieFirmengründer um CEO Dr. AlexanderPretsch ihr Start-up nur dank externer For-schungsaufträge durch die Wirtschafts-krise lavieren. Dann brauchten siedringend Kapital für ihr eigentliches Ziel –aus Meeresorganismen ein Medikamententwickeln, das gegen antibiotikaresis-tente Keime wirkt.
Forschung gepaart mit Betriebswirt-schaft „Bei kaum einem Biotech-Unternehmensteigt so früh ein Investor ein wie beiuns“, sagt Mitgründer Pretsch stolz. Nicht ohne Grund,denn der Großteil der Biotechs startet als Ausgründungeiner Universität – aus Pretschs Sicht ein Problem. Erführt aus: „Der Professor hat eine Idee, sucht sich Mit-streiter aus seinem Umfeld, zusammen forschen sie einpaar Jahre lang herum, verbrennen einen Haufen Geld –und gehen Pleite, spätestens in der klinischen Phase.“Bei Sealife Pharma ist das anders. Der Biomediziner und
Meeresbiologe Pretsch war vorher bereits mit zwei anderen Start-ups erfolgreich. Und das Team bestandnie nur aus Forschern. Von Anfang an – also seit 2008 –war der Betriebswirtschaftler Andreas Krems dabei. Fürden Investor, die niederösterreichische tecnet equity,ein triftiges Argument. „Wir mussten den Leuten vonSealife Pharma nicht beibringen, wie ein Start-up funk-tioniert. Das unternehmerische Know-how war da. Undwir waren beruhigt“, sagt tecnet-Projektmanager Dr.Christian Laurer. Die tecnet equity ist zwar eine Tochter-gesellschaft des Landes Niederösterreich. „Aber wir för-dern nicht, wir investieren“, so Laurer. Seit 2002 ver-sucht tecnet, die Region mit klassischem Venture Capi-tal als Technologie- und Wirtschaftsstandort zu stärken.Über 38 Mio. EUR liegen im Fonds. Ein weiterer Spielerist Accent, ein Inkubator, der Akademikern bei ihren Geschäftsideen hilft. Von hier kam auch der Impuls, inSealife Pharma zu investieren.
Venture Capital in Tranchen„Da die Zahl der resistenten Keime zunimmt, ist derMarkt für eine Alternative zu Antibiotika weltweit sehrgroß“, erklärt Laurer. „Und Mitwettbewerber gibt es
Österreicher wollen Meer
Sealife Pharma entwickelt Medikamente aus Meeresorganismen
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Foto: Sealife Pharma
Die Vision von SeaLife Pharma: Aus Meeresorganismen wollen die Österreicher Medikamente entwickeln.Foto: Sealife Pharma
Case Study
Frühphase
höchstens in Form von kleinen Forschungsgruppen.“Immer wieder war Alexander Pretsch bei früheren For-schungen auf Meeresorganismen gestoßen, die antibio-tisch wirken. Aber: Warum sind diese nicht längst aufdem Markt? „Meist publizieren Universitäten ihre Erkenntnisse, dadurch sind die Wirkstoffe nicht mehrpatentierbar und lohnen sich für große Pharma-Unter-nehmen nicht“, sagt Pretsch. Diese Lücke will SealifePharma schließen. Tecnet equity stellt das Kapital dafürzur Verfügung – zusammen mit dem zweiten Investor, PPCapital. Die Finanzierungsrunde von 2011 brachte eineSumme von 2 Mio. EUR ein. Aber: Das Geld kommt inTranchen. „Auch wenn wir dem Land Niederösterreichgehören, ist es ein Venture wie jedes andere“, betontLaurer. Ob wirklich Geld fließt, hängt von den erreichtenMeilensteinen ab. Keine Einmischung,sondern willkommene Unterstützungfür die Unternehmer. „Ich habe lauterWissenschaftler um mich herum, dakommt man manchmal in Versu-chung, vom Weg abzukommen. Es istschon gut, dass jemand einen kontrol-liert“, so Pretsch.
Flexible StrukturenDass Sealife Pharma auch schwierige Phasen meisternkann, hat das Unternehmen in der Wirtschaftskrise gezeigt. „Wir haben sehr geschickt agiert. Zum Beispielkonnten wir allein mit Forschungsgeldern aus China – indem Fall eine Viertelmillion Euro – ein ganzes Jahr langüberleben“, erinnert sich Pretsch. Und die Unterneh-mensgründer haben in dieser Zeit auch gezeigt, dass sieKosten einsparen können. Die Mitarbeiterstruktur än-dert sich ständig – je nachdem, in welcher Phase derEntwicklung sich der Wirkstoff befindet. „Am Anfanghatten wir viele Biologen, später waren es mehr Chemi-ker. Und in zwei Jahren sind vielleicht die Business Developer in der Mehrheit.“ 16 Mitarbeiter sind es inzwi-schen. Zur achtköpfigen Kernmannschaft kommen Dok-toranden, Diplomanden und Studenten hinzu, die nurein bis zwei Jahre im Unternehmen bleiben und im Labor stehen.
AusblickDer Wirkstoff liegt inzwischen vor, in den nächsten Monaten wird er in Tierversuchen getestet. Ursprüng-lich sollte der Exit bereits danach erfolgen. Inzwischengeht Unternehmer Pretsch aber davon aus, dass SealifePharma auch noch wenigstens die erste klinische Phase selbst übernehmen wird – und erst dann mit einem großen Pharma-Unternehmen kooperiert: „Wirwürden sonst nie das Volumen erzielen, das wir anstre-ben.“ Erst kürzlich hat in Österreich ein anderes Biotech-Start-up rund 150 Mio. EUR bekommen, der Investor war auch hier erst in Phase II eingestiegen.„Das wäre auch für uns wünschenswert. Wir würdendeshalb gerne noch eine Finanzierungsrunde machen,eine klassische Series B. Ich rechne fest damit, dassbeide Investoren mitziehen“, so Pretsch. „Und ihr Ver-trauen wäre natürlich auch ein gutes Signal an einenDrittinvestor.“ In Österreich bleiben wird Sealife Pharmaaber in jedem Fall. „Das Investmentvolumen ist hierzwar nicht vergleichbar mit zum Beispiel dem in England“, sagt Pretsch. „Aber wir sind alle fest hier ver-wurzelt. Es muss auch in Österreich möglich sein, soetwas umzusetzen.“
Christine Schallerredaktion@vc-magazin.de
Der Wirkstoff von SeaLife liegt inzwischen vor – in den kommenden Monatenwerden Tierversuche durchgeführt.Foto: Sealife Pharma
Dr. Alexander Pretsch,CEO, Sealife Pharma
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