Ueber die Einwirkung von Kathodenstrahlen auf radioaktive Substanzen

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68. K. A. Hofmann, A. Korn und E. Strauss: Ueber die Einwirkung von Kathodenstrahlen auf radioactive

Substanzen. (Eingcg. nil1 5. Fohruar: mitgeth. i n dcr Sitzung von Hrn. A. Rosenheirn.)

Unsere Versuche wurden in der Absicht iiiiternommen, inactiven Substanzen durch Kathodenstrahlen die FlhigkcAit zu ertlieilen, unsicht- bare B e c q u e r e l - S t r a h l e n auszusenden. Zwar sind wir noch lange nicht zu einern Abschlues gelsngt, doch niiissen wir einen Theil unserer Resultate schon jetet rerothitlichen, d s sie eine wichtige Erganziing 211 unserer Mittheilung iiber das radioactive Blei’) bilden. I n diegem haben wir durch gewichtsanalytische und durch qrialitstire Versuche die Anwesenheit eines Stoffes nachgewiesen, der durch Schwefel- wasserstoff nus saurer Liisung fallbar ist, also kein Radium oder Actinium enthiilt. Die Gnloslichkeit des Sulfats in verdiiniiter SchwefelsGure und die LGslichkeit des qhlorides i n Wasser ge- ptatten uns die Trennung yon W-ismiith resp. Polonium. Dass Radium aus unseren Priiparnten vollst5ndig eiitfernt wurdea), folgt daraus, dass dereri Activitat nach einigen Monatcn verschwand. Die Wirdcractivirbnrkeit durch Kathodenstrahlen 3, beweist, dass die Wirksanikeit nicht von Polonium (Wisniuth) herruhrt, da die vou U U B

aue denselberi Mirieralien abgescliiedeneri Wismiithfalluiigen, nach dem freiwillig erfolgten Verlustc! ihrer S ~ r s h l u r i g a ~ ~ h i ~ k e i t ;. sich diirch Katbodeiistrahlen nicht rnehr wirksnm machsri liewen. Gewohnliches Bleisulfnt, Quecksilbersulfat, Thallosulfirt zeigten gleichfalls nicht diese Eigentiimlichkeit tinserer aus l’echbleude, Brirggerit, Siirnarskit, Uran- glimmer nbgeschiedenen Bleipriiparate. Fiir deren Gewinnung heben wir besouders hervor, dass wir sie nur atis deii Mineralien selber mit den erwlhnten Eigenschaften erhielten, nicht aber aus den uns ron der Technik gelieferten Sodeauszugsruckstiinden der Pechblende, trotzdem in diesen Blei vorhanden war. Daraus folgt die Hestiitigurig unserer fruheren hngaben: in den activen Hleipraparaten ist rin diesem Eleinente analy- tisch sehr nahestehender, neuer Stoff vorhanden.

Im Folgendm werden wir kurz unsere mit Kathodenstrahlen an- gestellten Versuche heschreiben.

Ziir Erzeugung der Kathodenstrahlen benutzten wir Hertz’sche Schwiiigungen, welche durch die Funken einer grossen Toepler ’echen Influenzmaschine hervorgebracht wurden , indem wir einen Pol der Maschine mit einer. in die evacuirte Riihre eirigeschmolzenen Elektrode verbanden, der die Substam in einern Abstande von ca. 8 cm gegeu-

~. ~.~

I ) Diese Berichte 31, 8 [1901]. 3 G i e s e l , diese Berichte 33, 3569 [L9003. ?) Dicse Berichtc 34, 9 [1901].

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iiberstand. In1 Allgemeinen arbeiteten wir mit Robren, in denen sich zwei Kathoden befanden, die beide mit demselben Pol der Tnfluenz- miischine in Verbindung standen; bei griisserer UnRymmetrie der Zu- leitungen gehen von der eiuen Kathode aucb bei nicbt sehr niedrigen Druckrn (ca. 0.2 - 0.5 mm) intensive Kathodenstrahlen aus, und die Anordnung hat den Fortbeil, dass man eben deshalb, weil mau nicht zu sehr tiefen Drucken herabzugehen braucht, sehr vie1 Zeit erspart. Durch Versuche mit gewohnlichen Katbodenstrahlen bei sehr tiefen Drucken iiberzeugten wir uns, dass in den Wirkungen derselben kein Untersrhied besteht.

Quecksilbersulfat. Thallosulfat, Zirkonsulfat , gewobnliches Blei- sulfat, Thorsulfat und besonders Thoroxyd fluorescirten, aber keine der genanxiten Substanzen erlangte die Fahigkeit, im Dunkeln auf die photographische Platte zu wirken. Baryumsulfat, Baryum-Niobat, -Titanat und -Wolframat, Gadoliniumoxyd und die aus Samarskit abgescbiedenen ') seltenen Ertlen liessen eich nicbt activiren. Wis- mutbhydroxyd *) wurde voriibergehend achwacb dunkel gefiirbt, blieb aber inactiv. Dasselbe gilt von den aus Uranpecberz abgescbiedenen Wismuthpriiparaten (Polonium), die nach liingerern Aufbewahren ihre Activitat verloren hatten.

Dagegen erhielt das Blei (als Sulfat) ails U r a n p e c h e r z , B r o g g e - r i t , Cleve i ' t , S a m a r s k i t , U r a n g l i m m e r und E u x e n i t u n t e r d e m E i n f l u s s d e r K a t h o d e n s t r a h l e n - wobei dunkelblaue Fluorescenz zu beobachten war - die im Laufe der letzten Monate v r r l o r e n e F i i h i g k e i t , i m D u n k e l n a u f d i e P l a t t e w i r k e n d e S t r a h l e n a u s z u s e n d e n , w i e d e r . Am starksten zeigte sich die Wirkung bei den Sulfaten, die wir aue den leichter loslichen Chloridfractionen dar- stellten.

Die Strablung geht durch ein Aluminiumblech von 1 mm Ricke hindurch, obne merklich geschwacht zu werden, und durcbdringt auch Glas, nicbt aber Gelatine. Daher siod die Platten nur an der der Substanz zunacbst liegenden Seite stark geschwarzt. Die durcb Katbodenstrahlen inducirte Wirksamkeit dsuert wochenlang fort.

Das B l e i s u l f a t a u s E u x e n i t w a r direct nach seiner Abschei- dung aus dem Minerd i n a c t i v zum Unterscbiede von den aus Uraii- pecherz, Hroggerit, Samarskit nnd Uraiiglimmer stanmienden I'rapa- raten, aber-wie erwiihot, koiinten wir dieses ebenso wie die letzt-

I) Die Samarskiterden waren nach ihrer Abscheidung zunicbst stark Vergl. diese Berichte 33,

1) Wiedcmann und S c h m i d t , Wied. Ann. 66, 201 und W. A r n o l d ,

3) Vergl. unsere Mittheilung, diesc Berichte 34, 8.

activ, aber sie verloren dicse Activitit allmiihlich. 3126 ff. [19Oq.

Wied. Ann. 61, 318.

genannten Suhstanzen durch Kathodenatrahlen activiren. Gewiihn- lichee Bleisulfat fluorescirte zwar unter den Strahlen, zeigte sich aber, wie bereits erwiihnt, darnach wirkungslos.

Damit ist in Uebereinstimmung mit unseren friiher') mitgetheilten Resultaten bewieeen, dass aus den aufgezahlten Mioeralien durch die geliiufigen analytiechen Methoden ein Blei erhalten wird, dem noch e i n e f r e m d e S u b s t a n z beigemischt ist; zugleich folgt aus unseren Versuchen, dam die Strahlung unserer Bleipriiparate genetisch zu- sammenbangt mit den Kathodenetrablen und damit den R i j n t g e n - Strahlen verwandt iet.

69. W. Feuerstein und A. M U B U U ~ U E ? : Ueber daa 2-Oxy- beneyleoetophenon.

(Eingegangen am 4. Februar; mitgetheilt in der Sitzung voo Hrn. 0. Ruff.) v. K o s t a n e c k i und der Eine von uns haben vor ehiger Zeit')

gezeigt, dass das von C o r n e l s o n und v. K o s t a n e c k i heschriebene') 2-Oxybenzaldiacetophenon, HO . C6HI. CH(CH2. CO. &H5)a, sowie eine Anzahl von Homologen und Substitutionsproducten desselben , nnter Einwirkung verdiinnter Mineralsluren eine merkwiirdige Zersetzung erleidet, indem es nach der Gleichung:

2 CzsHz003 = CsHeO + CaaHmOa + CnHicOa + HaO, in Acetophenon und zwei n e w Verbindungen - CasHlsOa und ClS HI, 0 2 - zerfiillt.

Fiir die Verbindung Q ~ H 1 6 0 2 wurde (1. c.) die Constitutions- formel des Phenacylidenflavens,

0 / >,c. c s H5 \,,CH

cs H4

C &. co. C6 H,

bewiesen. Der Kijrper C21H14 0 9 (weisse Tafelchen, Schmp. 91-92') wurde

als das orthohydroxylirte Benzylacetophenon von der Formel H O . C6H4.

CHa . CHa . CO . c6 H, ange~prochen. Diese Auffassuug4) wurde schon damals durch die Entstehung einer Monoacetylverbindung bestiitigt.

9) loc. cit. 2, F e u e r s t e i n und v. Koetsnecki , diese Berichte 31, 710 [1898]. 9 Cornelson und v. Kos tanecki , diem Berichte 29, 240 [1896]. ') F e u e r s t e i n und v. Kos tsoecki , dime Berichte 31, 718 [1898].,

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