Ueber die irdischen Linien des Sonnenspectrums

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888 bis das Fadenkreuz Sovie1 @ie m6glich der Mitte desjeni- gen Theils der Curve entspricht, welcher mit dem lothrech- ten Faden zusammenzufallen scheint. Man notirt alsdann die Lage des Fernrohrs an dem lothrechten Stander des Apparats dreht nun das Fernrohr sanft um die lothrechte Axe des Kathetometers, und hebt oder senkt es, um die- selben Operationen an der Curve vorzunebmen, die unmit- telbar iiber oder unter der ersten liegt. Die senkrechte Verschiebung, die man dem Fernrohr einpragen mufste, um es aus der ersten Lage in die zweite zu bringen, mifst bis auf & MiHim. die gesuchte Lange.

Man kann die Lange einer halben Sinusoide durch einen anderen Procefs erhalten, bei welchem die kleine Drehung des Kathetometer-Fernrohrs nicht niithig ist. Zu dem Ende geniigt es, das Fadenkreuz zuvorderst mit dew Punkt der hisersten Ausbiegung einer ersten halben Sinusoide und darauf mit dem entsprechenden Punkt der zweiteu Sinus- oTde in Co'incidenz zu bringen, und das Mittel des Ab- standes zwischen den beiden successiven Lagen des Fern- r o b s zu nehmen.

Aolaugend deu Abstand zwiscben den vom Punktirgo- niometer gemachten Strichen oder zwischen den von den Inductionsfunken gebohrten Funken, so scheint es uns iiber- fliissig, die Vorsichtsmaafsregeln zur Sicherung der Genauig- keit der Resultate anzugeben I).

VIII. Ueber die irdischen Linim des Sonnen- spectrums; @on Hrn. J. J a nssen.

( Comp. read, T. L X , p . 213.)

D i e Abhaudlung, welche ich heut die Ehre habe dew Ur- theile der Akademie vorzulegen, enthdlt die neuerlicb v9n ) ) Seit der Uebergabe diaer No& habe ich von Hm. Prof. M e l s e a e

erfahren, dafs Hr. S c h u l t z seineo Apparrt nicht blors ausgefiihrt, sou- dern aueh mit Hiilfe des Hm. L j s s a j o u s bedeutend abgetindert und verbesserl hat. Meine Brmekungen beciehen rich natiirlieh nup auf dtn uqriinglichen Apparat des Hrn. S c h u l t z .

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inir auf eiiier Alpenreise gemavhten neobachtungen, deren Resultale kurz folgende sind.

Arif detn Faulholn, im Berner Oberlande, 2683 Meter Hiihe, ergab sich mir eine allgemeine Abnahme aller Grup- pen irdischer Linien des Sonnenqpcctruins, als Folge der Hahe des Orts und als Reweis des atmospharischen Ur- sprungs dieser Linien.

Dagegcn koniite ich warnebinen, dafs die Linien sofa- ren Utsprungs ihre Intensitat behielten und an Scharfe ge- wannen. Die Angabe des Hrn. G l a i s h a i r , welcher auf einer kurzlichen Lirftreise gesehen haben will, dafs die 13- nien des Sonnenspectriims in den1 Maafse mehr abnebmen als der Rallon hoher stieg, ist fur inich der Thatsachlich- keit ganz entgegen.

Auf hohen Beigen erleiden die Linien des Sonnenspec t rms , welche ihreii Ursprung in der Atmosphare haben, im Laufe des Tages vie1 grafsere Intensitats - Variationen als in der Ebene. Tladurch konnte ich suf dem Faulhorn den irdi- schen Ur;prung wichtiger Gruppen erkennen, deren Un- terscheidung bisher zweifelhaft war.

Diese Gruppen, welche zum rothen Ende des Spectrums gehijren, sind folgende:

i ) Ein Theil wenigstens der Fraunhofer ' schen Linie B und zwar der minder brecbbare; die Intrnsitat der Linie, welche den aiitlcrri Theil brldct, 1Sfst keine Bestimmung zu.

2) Die Gruppen, welche zwischen B und a liegen, be- stehen fast ausschliefslich aus irdischen Linien.

3 ) Die Gruppe a ist irdisch, d. h. das rothe Ende des Spectrums von B bis A ist durchzogen von Linien, welche fast alle atiiiospharischen Ursprungs sind. Dort ist die Wiclitigkeit des tellurischen Phanomens mehr als das Zehn- fache von dem des solaren.

Ich mufs hier bemerken, dafs die Karten des Hrn. K i r c h- h o f f ffir die ganze Region von A nach B keine Coinci- denz zeigen zwischen den Linien des Sonnenspectrums und den von diesem aiisgezeichneten Physiker studirten Me- tall -Linien. Die Entdeckuiig des irdischeu Ursprungs der

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Gruppen dieser Region erklart diesen Urnstand, und ihre Richtigkeit wird dadurch bestatigt.

Werfen wir nun eineii Blick auf die allgemeine Ver- tlieilung der irdischen Gruppen im Sonnenspectrum, so se- hen wir, dak diese Gruppen desto ansehnlicher und zahl- reicher sind als man einen weniger brechbaren Theil des Spec.trums betrachtet; gerade das Gegentheil zeigt sich hei den Linien solaren Ursprungs.

Die Abhaodlung enthalt noch die Bexhreibung eines am Genfer See, zwischen Nyon und Genf, angestellten Ver- suchs, bei welchem ich die Entstehung irdischer Gruppen im Spectrum einer Flamme nachweisen konnte, welches bei kleinem Abstande keine zeigte. Dieser Versuch beweist direct die auswahlende Absorptionswirkung unserer Atmo- sphire.

In Folge meiner fruheren Mittheilungen uber die irdi- schen Liiiien hat der Pater S e cc hi veroffentlicht, er habe bei Beschaftigung mit demselben Gegenstande beobachtet, dafs die Intensitgt der irdischen Streifen zunehlne an ne- bligen Tagen oder wenn die Atinosphare weifslich und duustig sey oder auch noch, wenn man den durch Dunste verxhleierten Mond betrachte ). Aus dieser Beobachtung und der des Spectrums der Planeten schliefst P. S e c c h i auf das sehr wahrscheinliche Vorhandeaseyn von Wasser- dampf in den Atmospharen dieser Gestirne.

Ich hahe biebei zu bemerken, dafs die Resultate einer Analyse des Wolkenlichts im Allgemeinen zu verwickelt sind, als dafs sie zur Erlluterung einer Frage dieser Art dieuen kiinnten.

Wenn der Himrnel leicht durch weifsliche Wolken ver- schleiert ist, so sendet ein hestiwmter Punkt desselben eine vie1 grofsere Lichtmenge ins Auge als wenn er rein ist, und dieses Licht entspringt aus wiederholten Reflexionen an den Wassertheilchen. Unter diesen Umstanden ist das Spectrum, welches man bekommt, heller, und iiberdiefs be- steht es aus Strahlen, die in Folge ihrer vielen Reflexio- 1) Conipt. rend. 1863, V O ~ . LVII, p . 73.

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nen groCse Dicken der A tmosphlren durchlaufen haben. Diese beiden Umsblnde erklsren vollkommen die alsdann stattfindende leichtere und erhohte Sichtbarkeit der irdi- schen Linien.

Hier hat der Dampf der Wolke nur als Reflector ge- dient, um Strahlen, die grofse Dicken von der Atmosphere durchlaufen habeo, in das Inkruinent zu fuhren; allein man ist keineswegs berechtigt, diesem Dampfe selbst das Da- segn irdischer Streifen zuzuschreiben.

Aus allem diesem geht hervor, dafs der Wasserdampf, in dem eigenthumlichen Zustand, in welchem er Wolhen bildet, und die atmospharischen Dunste nicht als Ursache der irdischen Linieu im Sonneiispectrum angerufen werden konnen, und somit konnen die Schlusse des P. S e c c h i in Betreff der Constitution der Atmosphare der Planeten nicht als begrundet erachtet werden * ).

In einer spateren Mittheilung uber das Spectrum des Jupiters halt der P. S e c c hi seine ersten Schliisse aufrecht.

JJ Bei dieser Gelegenheit, sagt er, habe ich den Einflufs der Nebel (brumes ou cdigines) auf die irdischen atmosph8- rischen Linien abermals bestatigt gefunden 2) .

W a s mich betrifft, so habe ich eine lange Keihe von Beobachtungen unter den verschiedenartigsten atmosphlri- schen Umstanden angestellt , aber immer mit der Vorsicht nur directes Sonnenlicht zu benutzen, um nicht die Frage zu compliciren durch die Wirkongen der so schwer zu beurtheilenden freindartigen Reflexionen, welche in d m Beobachtungen der P. S ecchi eine so bedauerliche Ver- wirrung hervorbringen.

Die Gesammtheit dieser Beobachtungen hat mir bewie- sen, dais der Wasserdampf im Zustande von Wolke oder atmospharischein Dunst durchaus nicht zu wirken scheint '),

1 ) Compt. rend. 1863. Vol. LVIl , p . 215. 3;) Ib. 1864, Vol. L I X , y. 184. 3) Sonnenlicht, welcties dnreh eine W o l k e oder einen Nebel gegangen,

bat rnir keine intensivere ildische Linien gegeben, als weno, unter iibri- gens gleichen Umstanden, der Himmel rein war und der Thaupnnkt

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d a t es vielmehr der Wasscrdampf im Zustande des elasti- schen Fluidunao ist, welchet einen wichtigen Antheil an der Erzeugung der irdischen Linietr des Soiiuenspect,rums hat.

So z. B. wurde am 6 . Juli 1864, bei schonem, heiterm und heifsem Wetter, als die S o m e ,do 30' iiber den Hori- zonte stand, eine irdische Gruppe ail unseren Scalen ge- ulessen uiid ilire Intensitat zu 15 gelanden; wopgen am 27. December 1864 bei derselben Sonnenhohe rind bei gleichfalls heitererii, aber so trocknein Wetter , dals der Thaupunkt auf -8" fiel, die u8mliche Gruppe irach eben den Scalen iiur eine Intensitat gleicli J besafs.

Ein Versuch zur dii.ecten Prufung dieses wichtigen Punktes ist soeben in der kaiserl. Ceutral- Werkstatte fur Leuchtthiirme angestellt, iind hat thin bestatigendes Resultat geliefert; ich hoffe ihn iir noch grofserein Maafsstabe ausfuh- ren zii kiinnen, w o das Phanomeu ganz so wie dasselbe es verdient studirt werden kanti.

Als ich vor zwei Jahren ineine ersten Spectralstudien iiber die Atmosphare der Erde veroffetrtlichte, sprach ich den Gedankeii aus, dafs dieses Studiuin sp8ter zur Kenntnifs der Atmospharen der Planeten fuhren wurde l ) . Gegen- wartig babe icli die Genugthuung zu sehen, dab diese Voraussicht sich immer rnehr verwirklicht, denn, unabh8ngig von den beigebrachten Thatsachen, siud die neneren Resul- tate der HH. H u g g i n s und M i l l e r , welche in den Spec- tren der Planeten neue Linien gesehen haben, eine Hestati- gung dieser Ideen.

horh lag (Letrteres bestirnuit rnittclst der Regnaul t ' schen Condensa- tionshygrometer)

1.) Compt. rend. 1863, Vol. LVt, p. 540.