Über Methoden der Schutzimpfung gegen Tollwut

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[Aus dem KSnigl. Institut fiir Infektionskrankheiten ,,Robert Koch" zu Berlin.]

(Direktor: Geh. Obermed.-Rat Prof. Dr. Gaffky . ) (Laboratorium: Prof. Dr. Jos . Koch. )

I J b e r M e t h o d e n d e r S c h u t z i m p f u n g g e g e n T o l l w u t .

Von

Drl N. P o k s e h i s e h e w s k y , Magister der Veterin~r-Medizin (RuSland'~,

zurzeit kommandiert yon der Veterin~rverwaltung des Mfuisteriums des Innern,

b'ber die Frage der Immunisierung gegen die Tollwut ist viel ge- arbeitet worden. Aber bis heute ist die Frage noeh nicht entsehieden, welehe Methode die beste ist und welehe am siehersten gegen die natfir- liehe Lyssainfektion schfitzt.

Die ersten Immunisierungsversuehe gegen Lyssa wurden bekanntlizh yon P a s t e u r auf subkutanem Wege an Hunden angestellt. Als Impfstoff verwendete er Rfiekenmarksemulsionen von Passagekaninehen, deren Medulla 1/ingere oder kfir.zere Zeit dem ProzeB der Troeknung fiber ]~tzkali unter- worfen waren. P a s t e u r begann mit Rfickenmarken, die einen 14t.agigen Trocknungst)rozeB durchgemaeht, er setzte dann die Immunisierung mit M~trkemulsionen fort, die yon 13, 12, 11, 10 usw. Tage getrockneten RClekenmarken herrfihrten, ging herunter bis auf die Injektion yon 2 tggi- gem Mark und schloB die Vorbehandlung, indem er den zu immunisieren- den Versuehstieren frisehes Passagemark einspritzte.

Alle Hunde, die Pa s t eu r auf diese Weise immunisiert hatte, erwiesen sich als immun gegen eine sp~tere natiirliehe oder experimentelle StraBen- wutinfektion. Im ganzen hat er mit diesem Verfahren 50 tlunde immun gemaeht. Naehdem er so an einem grogen 3iaterial die Wirksamkeit seines Verfahrens dargetan hatte, maehte er die ersten u seine Methode aueh an Mensehen, die yon wutkranken Tieren verletzt worden waren, zu erproben. Die Kenntnis dieser Versuche mug als bekannt voraus- gesetzt werden; es erfibrigt sieh daher, hier welter darauf einzugehen.

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Versehiedene Forscher, darunter besonders v. Fr i sch , haben in der Folgezeit die Pasteurschen Versuche nachgeprfift, ohne jedoch so gfinstige Resultate bei Hunden, Kaninchen und anderen Tieren zu erzielen.

Ga l t i e r hat im Jahre 1881 mitgeteilt, dab Hammel und Ziegen, denen or den Speichel wutkranker Hunde intravenSs injizierte, nicht erkrankten, sondern dab sic vielmehr einer 4 Monate sp~teren exp'erimen- tellen Infektion in die Haut und das subkutand Oewebe erfolgreich wider- standen batten. Er schlieBt seine Mitteilung mit den Worten: ,,Les injections de virus rabique darts les veines du mouton ne font pas apparaitre la rage et semblent conf~rer l'immunit6."

Vom Jahre 1884 an haben Noeard und Roux eine groBe Anzahl yon Versuchen fiber die Vaccination der Wiederk~iuer gegen Lyssa an- gestellt; aber anstatt des Speiehels wutkranker Hunde, eines Virus, das Nocard und Roux treffend charakterisieren mit den Worten: ,,tr~s infid~le" haben sie sieh einer Emulsion der Medulla oblongata an Wut gestorbener Tiere, Hunde und Passagekaninehen, bedient. Die Priifung auf Immunitht geschah durch Einspritzung des Virus in die vordere Augenkammer. Uber diesen Infektionsmodus urteilen sic folgendermaBen: ,Ce proc4d~ d'inoeulation donne la rage presqu'aussi sfirement que la trepanation et darts un temps tr~s court."

Die Versuche ergaben, dab die intravenSse Injektion yon StraBen- und Passagevirus bei Ziegen und Hammeln keine Wut hervorruft, sondern sie gegen eine sp~tere intraokul~re Infektion mit Wutvirus immun macht. Nocard und Roux machen ferner auf den Unterschied aufmerksam, der zwischen Hunden und Kaninchen einerseits, Hammeln und Ziegen anderer- seits besteht; wahrend die intravenSse Einspritzung yon Wutvirus Hunde und Kaninchen tStet, verschafft die gleiehe "Behandl~ng Schafen und Ziegen Immunit~t. Die Versuehe an Kfihen hatten dagegen, was den Impfsehutz anbelangt, ein negatives Resultat.

Nachdem H e l m a n gefunden hatte, dab Wutvirus wenn es Versuchs- tieren intraperitoneal einverleibt wird, durchweg yon den Tieren vertragen wird, und dab selten ein derartig behandeltes Tier die Wut akquiriert, hat er im Laufe seiner Studien fiber Tollwut (1885 bis 1892), auf die eben erw~hnten Tatsachen gestfitzt, die Immunisierung yon Kaninchen und Hunden studiert. In seinen Versuchen erhielten Kaninchen etwa 8 ~ ~" 2 Tage lang getrockneten Markes; etwa 12 Prozent der Tiere be- kamen die Wut, die anderen erwiesen sich zwar gegen eine subkutane, aber nicht gegen eine subdurale Infektion mit frischem Virus fixe refrakt~r.

Von 6 Hunden, denen er frisches Riiokenmark in die BauchhShle spritzte in einer Menge yon 70 bis 80 cem, wurden 5 immun, wfihrend einer bei der Behandlung zugrunde ging. Uber den Infektionsmodus, den

~BER METHODEN DER SCHUTZIMPFUNG GF, GEN TOT,LWUT. 455

H elman bei der Kontrolle auf ]mmunit~t der Hunde anwandte, finder sich nichts mitgeteilt.

Die Einspritzung in die BauchhShle machte H e l m a n dutch den Inguinalkanal, um die Yerletzung yon Muskeln und l~erven zu verhiiten.

Die MSglichkeit, durch intraperitoneale Impfung Kaninchen gegen die nachfolgende intramuskulSre, aber nicht gegen die subdurale Infektion zu immunisieren, ist auoh yon di u und Zagar i best~tigt worden. Auch HSgyes hat mitgeteilt, dab es ihm bei einem Hund gelungen sei, durch intraperitoneale Injektion einer sehr groBen Menge yon Gehirn- substanz das Tier immun zu machen. Im fibrigen hat HSgyes umfang- reiche u der prhinfektionellen Schutzimpfung an Hunden nach seiner Dilutionsmethode vorgenommen, auf die hier jedoch nicht nhher eingegangen werden soll; denn praktische Bedeutung haben diese Ver- suche nicht gehabt, da die Methode nur unsichere Resultate lieferte.

Im Jahre 1888 hat F e r r a n zum ersten Male festgestellt, dab frisches Virus fixe, wenn es in gro~er Menge Versuchstieren subkutan eingespritzt wird, keine Infektion hervorruft, son dern immunisiert. Fe r ran gebfihrt also das Verdienst gezeigt zu haben, dab frisches Yirus fixe, in groBen Mengen appliziert, wie ein Yaccin wirkt. Weitere Versuche haben dana sp~ter auch die Tatsache erwiesen, dab Virus fixe bei intravenSser und intraperitonealer Einspritzung ffir die meisten u relativ un- gefhhrlich ist.

Nachdem mit der in traabdominalen Einverleibung des frischen Virus ein Weg erfolgreicher Immunisierung gegen eine sp~ter erfolgende StraBen- wuterkrankung gefunden worden war, ist sie yon einzelnen Experimenta- toren als eine sichere Methcde der Schutzimpfung bei Kaninchen, Hunden und den grSBeren Haustieren empfohlen worden.

Uber umfangreiche Versuche, Versuchstiere auf intraperitonealem Wege zu immunisieren, hat Marx im Jahre 1899 berichtet. Im ganzen erstreckten sich seine Versuche auf 41 Kaninchen, 4 Meerschweinchen, 9 Hunde und 1 Ziege, die s~mtlich den ProzeB der Immunisierung glatt iiberstanden. Ohne jede Vorsichtsma6regel spritzte er eine Emulsion des GroBhirns yon Passagekaninchen den Versuchstieren in die BauchhShle. AIs die immunisierende Dosis gegen die subdurale Infektion mit Virus fixe gibt er die Menge yon 5 ccm der Gehirnemulsion an, eine Menge, die ungef~ihr dem dritten Teil des GroBhirns eines 1500 bis 1600 ~rm schweren Kaninchens entspricht. Injektionen yon kleineren Mengen 0.2 bis 3 ~ Gehirnemulsion waren wertlos; denn die also behandelten Tiere erlagen ausnahmslos einer nachfolgenden Infektion. Die Immunit~t bestand nicht nur gegen Virus fixe, sondern auch gegen StraBenwut. Die Versuche an Hunden hatten dasselbe Resultat, und eine einmalige Injektion von 5 ~m

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Gehirnemulsion genfigte zur Erzielang einer Immunitiit. Ob die Prfifung hier durch subdurale oder durch intramuskul~re Infektion von Virus fixe oder Stral3enwut erfolgte, geht nicht klar aus der Mitteilung yon Marx hervor.

In jiingster Zeit wurden im Auftrage des preuBischen Landwirtschafts- ministeriums yon Miessner, Kl iem und K a p f b e r g e r Immunisierungs- versuche unternommen, die sparer yon P fe i l e r und seinen Mitarbeitern fortgesetzt worden sind. Gleichzeitig mit den Arbeiten Miessners habe ich meine Versuche angestellt. Seine Ergebnisse hat Miessner auf der VI. Tagung der Freien Vereinigung ffir Mikrobiologie in Berlin im Jahre 1912 vorgetragen, w~ihrend meine Resultate in der Diskussion zu dem Vortrage Miessners yon Jos. Koch kurz mitgeteilt worden sind. Aus- fiihrlich haben Miessner und seine Mitarbeiter die Resultate ihrer Ver- suche spSter im Jahre 1913 publiziert. Sie haben die Immunisierung auch auf intraperitonealem Wege versucht, im ganzen behandelten sie 4 Hunde, 4 Schafe und 4 K~ilber, davon 2 Hunde, 1 Schaf und 1 Kalb intraperi- tonea]; die Hunde tiberstanden die sp~iter erf'olgen(ie iutraokul~ire Infektion mit Strat~envirus, wiihrend die Kontrolltiere zugrunde gingen. Der Versuch mit dem einen Schaf scheidet ffir die Beurteilung des Endresultates aus, da auch das Kontrollschaf am Leben blieb. Ein iatraabdominal injiziertes Kalb erlag der Tollwut, ebenso ein intravenSs geimpftes Tier. Zwei andere mit intravenSser Einspritzung behandelte Kfi~ber waren auch nach der Kontrollimpfung mit Stral3envirus am Leben geblieben.

Sichere Schlfisse lassen sich aus diesen an Zahl geringen Versuchen Miessners und seiner Mitarbeiter wohl nicht ziehen.

Andere Ergebnisse haben Pfe i l e r und Kapfberger nach ihren in diesem Jahre publizierten Arbeiten erzielt. Pfe i le r und Kapfberger teilen mi L da~ sie 36 Hunde besitzen, die gegen Tollwut immun geworden sind. Es ist ihnen gelungen, mittelst intraperitonealer Einspritzung yon 4 bis 8~r'~ frischer Hirnsubstanz yon Kaninchen, die einer Virus fixe-In- fektion erlegen waren, ihre Hunde gegen die 14 Tage sp~iter erfolgende Infektion mit Stral]envirus oder Virus fixe zu schtitzen. Nach Pfe i le r w~ihrt die Immunit~t lange Zeit; viele Monate naeh der Schutzimpfung wurde ein Teil der Tiere subdural infiziert, ein anderer Tell der natiir- lichen Infektion durch den BiB tollwutkran]~er Tiere ausgesetzt; sie blieben alle am Leben. Die Details der Versuche Pfe i le rs liegen jedoeh noeh nicht vor. Aus seinen bisherigen Mitteilungen liiiit sich nicht ersehen, wieviel seiner Htmde subdural, wie viele intraokul~ir, wie viele dutch den BiB wutkranker Tiere der Kontrolle auf ImmunitSt gegen eine nachfblgende Stra~enwutinfektion unterworfen worden sind; genaue hngaben sind jedoch ffir die Bewertung der Resultate unerliiBlich, wie weiter unten noch ge- zeigt werden soll.

"[~BER M.ETt tODEN DER SCHUTZI~IPFUI~/G" G:EG~EN TOLLWUT. 4 5 7

Meine Versuche wurden auf Anregung yon Prof. Jos . K o c h an- gestellt. Ich wollte feststellen, ob es m6glieh ist, mittelst des ursprfing- lichen P a s t e u r s c h e n Verfahrens und zweitens durch intraperitoneale Einspritzung yon friseher Gehirnsubstanz der Passagekaninchen, Versuchs- tiere, haupts~chlich aber Hunde, aktiv sicher zu immunisieren. Die Wiederholuug der Versuche nach der alten P a s t e u r s c h e n Methode schien mir nicht zwecklos zu sein und zwar aus folgendem Grunde: Bekanntlich hat P a s t e u r seine ersten Immunisierungsversuche an Hunden mit posi- tiven Ergebnissen ausgefiihrt, bevor er sein Verfahren auch auf den Menschen fibertrug. Das damals yon ihm benutzte Virus fixe hatte jedoch eine weit k[einere Anzahl yon Kaninchenpassagen- kaum 200 -- durch- gemacht, als das Virus fixe, dessen wir uns zurzeit im Institut R o b e r t K o c h bedienen und das durch Hekatomben yon Kaninchen durchgeffihrt ist. Es lag daher die MSglichkeit vor, dab infolge dieser ungeheuren Anzahl yon Passagen die ursprfinglichen Eigenschaften des Virus fixe sich ver- ~indert hatten und dab es nunmehr wirksamere immunisierende Eigen- schaften als das ursprfingliche Virus besaB. Die Annahme einer ~nderung des Virus fixe lag um so n~iher, als wir durch die Arbeiten F e r m i s wissen, dab das Virus fixe der verschiedenen antirabisehen Institute hinsichtlich der Virulenz und der sonstigea Eigenschaften auBerordentliche Unterschiede aufweist. F e r m i z. B. verffigt fiber ein sehr virulentes Virus fixe, das, Versuchstieren subkutan appliziert, in 100 Prozent der Fiille tStet, w~ihrend das im Institut R o b e r t K o c h gebrauchte Passagevirus bei subkutaner Einspritzung in etwa 40 bis 50 Prozent der F~ille den Tod herbeifiihrt.

Es lohnte sich daher, die Immunisierung yon Kaninchen und Hunden nach dem ursprfinglichen bei der Schutzimpfung des Menschen ange- wandten P a s t e u r s c h e n Verfahren zu wiederholen. Unter genauer Beob- achtung der P a s t e u r s c h e n Technik wurden jedem Versuchstier 2 e~ der yon Passagekaninehen herriihrenden Markemulsion subkutan eingespritzt und zwar Marke, die verschieden lange yon 3 bis zu 14 Tagen fiber Atz- kali getrocknet waren.

Das Schema der Impfungen war folgendes:

T a b e l l e I. Ursprflngliches P a s t e u r s c h e s Schema.

D ~ u e r d e r I m m u n i s i e r u n g

1 '2 3 4 5 6 7 8 9 1011 12 [31415161718!192021 222324125!26!2728

Wieviel / i I i , tiigigesMark / 1413 109 $ 1 6:515 4 3 4 3 5 5 4 4 3 3 5 413 5 4 3 wurde lnjiziert ! i : ]

458 N. POKSCHISCttEWSKY :

Nach diesem Schema wurden 5 Kaninchen und 5 erwachsene Hunde behandelt. Von den 5 Kaninchen haben nur 2 die Immunisierung iiber- standen, die fibrigen gingen zugrunde. Negrische KSrperchen konnte ich im Gehirn der Tiere nicht finden, obgleich sie unter den Erschei- nungen der Abmagerung und L~ihmung zugrunde gegangen waren. Die Hunde haben jedoch den Immunisierungsprozet~ ohne jegliche Krankheits- erscheinungen fiberstanden.

Die Kontrolle auf eine etwa erworbene Immunitiit wurde in dieser Versuchsserie durch die subdurale Infektion mit Strai~enwutvirus, das yon einem der natfirlichen Erkrankung erlegenen Hunde herrfihrte, ausgeffihrt. Zu diesem Zweck wurde in diesem wie in allen folgenden Versuchen stets das Gehirn eines Hundes benutzt, dessen Tollwut auf Grund der klini- schen Erscheinungen und dutch den Nachweis der Negrischen KSrper- chen sichergestellt war. Nur wenn diese gefunden wurden, wurde das Gehirn zur Kontrolle auf Immunit~t den vorbehandelten Tieren eingespritzt. Es wurden dichte Emulsionen yon Gehirnsubstanz des Ammonshorns in einer Konzentration yon 1 : 10 KochsalzlSsung den ttunden und Kaninchen in einer Menge yon 0.1 ecru subdural appliziert. Bei intramuskul~ren In- fektionen war die Dosis viel hSher und betrug 1 bis 2 ecru

Bevor wir auf den Infektionsmodus selbst n~her eingehen, den wir bei der Prfifung der dureh die Vorbehandlung erzielten Immunit~t unserer Ver- suchstiere anwandten, ist es notwendig, einige Worte fiber die Methoden der W u t f i b e r t r a g u n g und ihre Zuver l~ss igke i t vorauszuschicken.

Wie Pas t eu r gezeigt hat, wirkt die direkte Inokulation des Virus vermittelst der subduralen Injektion am sichersten. Sie gibt 100 Prozent positive Resultate. Fast gleichwertig diesem Infektionsmodus ist nach Marx und Jos. Koch die intramuskul~ire Infektion zu beiden Seiten der Wirbelsiiule mit etwa 95 Prozent Erfolgen. Keine konstanten Resultate gibt die intraokul~ire Impfung, sehr unzuverl~issig ist die subkutane In- jektion des Virus. Es wirkt auf diesem Wege nur mehr in der HSlfte der F~lle.

Was speziell die in t raokul~re I m p f u n g anbetrifft, die einzelae Experimentatoren bei der Kontrolle der Immunit~t bevorzugten, so ist zu bemerken, dal3 sie nach den Erfahrungen verschiedener Untersucher (Nocard, Marx, Jos. Koch) einen zuverl~ssigen Infektionsmodus nicht darstellt. Von 29 Kaninchen, die z. B. J o h n e intraokular mit StraBen- virus infizierte, blieben in 6 F~llen beide Impftiere am Leben, in 15 Fiillen gingen beide zugrunde, in 8 Fiillen erkrankte nur eines yon den zwei geeimpften Tieren; bei der Impfung mit Virus fixe blieben die Tiere hiiufig am Leben.

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Marx 1 urteilt fiber die Zuverl~ssigkeit der intraokul~iren Impfung mit Lyssamaterial folgendermal~en:

,,Von der vielfaeh gefibten und gelobten Methode der intraokul~ren Impfung wurde sehr bald vSllig abgesehen. Von 7 Tieren, die so mit sicherem Stral3envirus gleichzeitig mit subdural infizierten Tieren geimpft waren, erkrankten nur 3 an Wut, w~ihrend 4 am Leben blieben. Zwei mit Virus fixe intraokul~r geimpfte Kaninchen blieben auch am Leben, weir sicherer, ja fast absolut sicher ersoheint die intramuskul~ire Impfung."

Wie unzuverl~ssig die subkutane Applikation des Wutvirus bei ttunden wirkt, darfiber einige Angaben:

Re ruling er infizierte ohne besondere u unter Ver- meidung der Muskeln 14 Hunde subkutan, davon starb einer, der 5 cc~ Gehirnemulsion erhalten hatte. &uch die Tiere, denen noch grSSere Mengen eingespritzt worden waren, batten die Infektion glatt vertragen, im ganzen betrug die Mortalit~t nur 7.15 ~Prozent. HSgyes sah yon 8 mit je 1 c~m Stral3envirusemulsion subkutan infizierten Hunden nut einen erl,~ranken, Marie berechnet ffir die subkutane Infektion bei Hunden einen Prozentsatz yon etwa 40 Prozent Erfolgen. Von 6 Hunden z. B., die er subkutan unter die Muskeln des Bauches infizierte mit Dosen bis 22 ecru, gingen drei naeh einer Inkubationszeit yon etwa 4 Woehen zugrunde.

Auch die na t f i r l i che I n f e k t i o n durch den Bil3 eines wutkranken Hundes gibt sehr unsichere Resultate.

Die Ar t tier naehfo ]genden I n f e k t i o n bei der Kont ro l le der I m m u n i t ~ t der vo rbehande l t en Tiere muB also bei der Bewer- tung der Resu l t a t e , die die versohiedenen Forsoher bei ih ren I m m u n i s i e r u n g s v e r s u c h e n e rha l t en haben , wohl berf ioksicht ig t werden, ein wichtiges Moment, auf das Jos . K o c h nachdrficklich hingewiesen hat. Es k5nnen daher nur solche Resu]tate miteinander verglichen werden und auf Zuverl~issigkeit Anspruch maehen, die mit zu~:erl~ssigen Methoden erhalten wurden. Wenn z. B. ein vorbehande]tes Tier der subkutanen oder der natfirliehen Infektion dureh den Bil3 eines wutkranken Tieres widersteht, so kann das als Beweis einer erzielten Immunit~t nicht gelten, da das Virus bei subkutaner oder kutaner Appli- kation in der H~lfte der F~lle fiberhaupt keine Infektion zustande bringt. Eine Beweiskraft besitzen also diejenigen Immunisierungsversuche, bei denen ein derartig unzuverl~ssiger Infektionsmodus zur Prfifung der aktiven Immunit~t angewandt wurde, nur in sehr bescheidenem MaZe.

1 Marx, Bericht fiber die T~tigkeit der Abteilung znr Heilung und Erforschung tier Tollwut im Institut fiir Infektionskrankheiten zu Berlin im Jahre 1898. Klin. dal~rbucL 1899. Bd. VII. Jena.

460 N. POI(SCHISCHEWSKY :

Wir haben in unseren Versuchen auBer der subduralen die intra- musku]~re Applikation des Virus stets zu beiden Seiten der Wirbels~ule (auch bei ttunden) ausgeffihrt, demnach einen Infektionsmodus gew~hlt, der an Sicherheit des Erfolges mit der subduralen Infektion konkurrieren kann. Selbst bei der intramuskul~iren Infektion ist es nicht gleichgiiltig, in welchen KSrperteil die Infektion erfolgt. So ist die intramuskul~re Einspritzung yon Virus fixe in die Extremitiitenmuskulatur des Kaninchens nach den Erfahrungen Jos. Kochs in einer Reihe yon FSllen ohne jeden Erfolg, whhrend die gleiche Dosis in die dicke Lendenmuskulatur zu beiden Seiten der Wirbels~iule eingespritzt, fast ausnahmslos tSdlich wirkt.

Bei der Bewertung der Resultate auf Immunit~it ist aber noch ein weiterer wichtiger Punkt nach Jos. Koch zu berficksichtigen, das ist die ver- s ch i edeneVi ru l enz des Stral3enwutvirus. Sie schwankt in den ver- schiedenen F~llen in weiten Grenzen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dug ein vorbehandeltes Tier die sp~itere Infektion mit einer Gehirnemulsion eines an natiirlicher Stra•enwut verendeten Hundes vertrug, whhrend eine zweite Infektion mit einem anderen Stragenvirus das Tier an typischer Lyssa verenden lieB. Ferner ist es nicht gleichgtiltig, ob die Kontrolle auf Immunit~t mittelst Stragenvirus oder Virus fixe erfolgt. Im allgemeinen ist der Hund ftir eine Virus-fixe-Infektion in geringerem Grade empffing- lich, als ffir eine Infektion mit Stragenvirus (Jos. Koch).

Noch ein anderer Punkt muff hier hervorgehoben werden. Zur Er- zielung einwandfreier Eesultate ist es notwendig, dab die Infektion stets mit m5glichst frischem StraBenvirus ausgeffihrt wird. Oehirne, die nicht mehr ganz frisch sind, befinden sich in einem Zustande geringerer In- fektionsf~higkeit; denn die Virulenz des Erregers nimmt, wenn auch all- m~hlich, auBerhalb des TierkSrpers ab.

Aus den vorhergehenden Ausfiihrungen geht hervor, wieviele Momente bei tier Beurteilung der Resultate auf ImmunitSt der verschiedenen Uuter- sucher in Betracht gezogen werden miissen. Jene FSlle, in denen die Untersucher einen unzuverlfissigen Infektionsmodus, wie z. B. die subkutane oder intraokul~re Infektion bei der Kontrolle auf Immunit~it anwandten, kommen fiir eine ernsthafte Kritik iiberhaupt nicht in Betracht.

Die yon uns bevorzugte intramuskul~ire Infektion n~hert sich mehr den Bedingungen der natiirtichen Erkrankungsweise und hat deshalb auch praktische Bedeutung. Allerdings kann man nur dann yon einer idea]en Immunitht reden~ bei der die Tiere auch gegen die subdurale Infektion sich refraktiir erweisen. Ffir die Praxis wfirde allerdings schon die Im- muniti~t geniigen, bei der die Versuchstiere eine auf intramuskul~irem Wege erfolgende Strai~enwutinfektion fiberstehen oder die natfirliche 5ftere Infektion dutch den Big tollwutkranker ttunde. Die letzte 5iethode der

~BEI~ METHODEN DE[~ ~CHUTZ[MPFUNG GEGEN TOLLWUT. 461

Priifung auf Immunitat, bereits h~iufig yon Pas t eu r angewandt, hat auch unl~ngst P fe i l e r wieder benutzt; dabei muB man sieh jedoch stets be- wuBt sein, dab sichere Schlfisse bei dieser Art der Prfifung auf ImmunitSt der Versuchstiere nieht zu ziehen sind und zwar aus dem bereits oben erwghnten Grunde, weil ein Teii der yon einem wutkranken Hund ver- letzten Versuchstiere iiberhaupt nicht erkrankt.

Die Prfifung der Immunit~it erfo]gte in meinen Versuehen nicht fr~iher als 3 Woehen hash der letzten Einspritzung des Impfstoffes, manchmal aueh sparer, je naehdem ich das Gehirn eines an natfirlicher Strafenwut zugrunde gegangenen Hundes zur Verffigung hatte. Die aus der ersten Versuchsserie (s. Tabelle I) am Leben gebliebenen 2 Kaninchen wurden naeh 3 Woehen subdural mit StraSenvirus infiziert, beide gingen nach 14 Tagen zugrunde und zwar an typiseher Wut; denn im Ammons- horn konnten die Negrisehen KSrperehen festgestellt werden.

Von den 5 ttunden wurden 3 Wochen naeh abgesehlossener Immuni- sierung 2 subdural und 3 intramuskul~r mit Stral3envirus infiziert. Atle erkrankien mit typischen Erscheinungen der StraSenwut und verendeten. Yon den subdural infizierten Tieren erkrankte ein Hund am 14. Tage und ging am 15. ein, der andere wurde am 15. Tage krank, einen Tag sp~iter erfolgte der Exitus letalis. Die intramuskul~r infizierten ttunde zeigten Krankheitssymptome: der erste am 16., der zweite am 17., der dritte am 1S. Tage. Der Tod trat gewShnlich 2 Tage naeh dem Auftreten der klassischen Wutsymptome auf, in jedem Fall waren dem L~hmungsstadium kurze, aber ziemlich heftige Erregungserscheinungen voraufgegangen. Die Diagnose der Wut wurde dureh den Nachweis der Negrischen KSrperchen in jedem Falle erbracht.

tn genau dersetben Weise wurden noch weitere 5 Hunde im- munisiert. Aueh sie vertrugen die Einspritzung ohne irgendwelehe Krank- heitserscheinungen. Nach 4 Wochen folgte die Kontrolle auf Immunit~t und zwar bei 2 Hunden mittels subduraler, bei 3 Hunden mittels intra- muskul~rer Infektion.

Auch diese Tiere gingen s~imtlich zugrunde, ebenfalls an typischer Wut, wie durch den Nachweis der Negrischen KSrperchen festgesteIlt werden konnte. Die subdural infizierten Tiere verendeten eines am 15., das andere am 16. Tage. Das erste war 3 Tage, das zweite 2 Tage krank. Naeh einer u n g l e i c h . l ~ n g e r e n Inkuba t i onsze i t gingen die intra- muskul~ir infizierten Tiere ein, und zwar das erste naeh 42, das zweite nach 36 und alas dritte nach 45 Tagen.

Zur Kontrolle und gleichzeitigen Virulenzprfifung des zur Infektion benutzten Stralienvirus wurden gleiehzeitig mit den behandelten Tieren zwei n ich t behandel te Hunde intramuskul~ir infiziert. Diese gingen

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im ersten Versueh nach 17 und im zweiten nach 28 Tagen ein; die Ganglienzellen des Ammonshorns enthielten Negrische KSrperchen.

Weitere Immunisierungsversuche nach der versthrkten P a s t e u r schen 5Iethode, so wie sie zurzeit auf der Wutsehutzabteilung des Instituts , ,Robert K o c h " zu Immunisierungszwecken beim Mensehen fiblieh ist, wurden bei 5 Kaninehen vorgenommen, denen der Impfstoff sabkutan in einer Menge yon 2 eom naeh folgendem Schema beigebracht wurde.

Tabelle II.

Wieviel t~igiges Mark injiziert wurde

D ie D a u e r d e r I m m u n i s i e r u n g

, 2 3 4 i ~ 6 7 8 ' i i

! i I ! 3 2:1 1!3 2 1 1

~ i i

9i101112!13i1415116i17181920121

3 ~ 2 : I i I 2 i l 1 3 1 1 3 2 1!1 i i i i

Yon diesen Tieren starb emes am 19. Tage unter typisehen L~hmungs- erscheinungen, jedoeh fanden sich im Gehirn des Tieres keine Negri- sehen KSrperehen. Die fibrigen 4 Tiere fiberstanden zwar den ProzeB der Immunisierung, obgleieh sich an den Impfstellen ziemlieh groBe In- filtrate gebildet hatten.

Bei dieser Serie erfolgte die Prfifung der Immunit~t gegen StraBen- virus 5 Wochen nach der letzten Einspritzung, und zwar bei 2 Kaninchen durch subdurale, bei den zwei anderen dutch intramuskul~re Infektion. Ein nicht behandeltes Tier diente zur Kontrolle. Es erkrankte am 18. und verendete am 21. Tage. Die subdural infizierten Yersuchstiere zeigten Wutsymptome am 12. und starben am 13. Tage, wfihrend die intramuskul~ir infizierten Kaninchen am 18. erkrankten und am 21. Tage zugrunde gingen. Die Diagnose wurde bei s~tmtliehen Tieren dureh die mikrosko- pische Untersuchung auf Negrische KSrperehen erh~rtet.

Es haben also unsere s f imt l iehen Versuche zur Erzeugung einer a k t i v e n I m m u n i t 5 t b e i H u n d e n u n d K a n i n c h e n sowohlnaeh dem a l ten als auch naeh dem vers t i i rk ten P a s t e u r s c h e n V e r f a h r e n stets ein n e g a t i v e s E r g e b n i s gehabt . Daraus kann man sehlieBen, dab das Virus fixe, das Tausende yon Pas sagen du tch Kan inehen d u r c h g e m a c h t hat , naehdem es durch Trocknung fiber ) t tzkal i abgeschwiicht worden ist , bei K a n i n c h e n und H u n d e n in den a n g e w a n d t e n Dosen keine i m m u n i s i e r e n d e n F~ihigkeiten gegen das S t raBenvi rus besitzt. Denn es war nicht imstande, die Tiere gegen eine sp~tere subdurale und intramuskuliire Infektion zu schfitzen.

Im Gegensatz hierzu haben unsere weiteren Versuche den sicheren Beweis geliefert, dab das f r ische Virus fixe Hunden und Kaninchen gegeniiber immunisierende Eigenschaften entfaltet und zwar dann, wenn

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es den Versuchstieren auf i n t r a p e r i t o n e a l e m Wege zugeff ihr t wird. Dann erweist es sich un te r noch n~her zu e rSr te rnden Be- d ingungen als ein wirkliches Vaccin und ve r l e i h t dem Tier eine wirkliche akt ive Immuni t~ t . Die Versuchsteehnik war folgende.

Das ganze Gehirn eines an Passagewut erlegenen Kaninchens wurde mit 25 .... physiologischer KoehsalzlSsung zu einer dicken Emulsion ver- rieben. Das GroBhirn eines 1500 bis 1800 ~rm schweren Kaninchens wiegt im allgemeinen etwa 6g ~. Die mit KochsalzlSsung bereitete Emulsion hatte daher ungefahr stets die gleiche Konzentration. Von dieser dicken Emulsion wurden den Versuehstieren, Hunden und Kaninehen, 3mal je 5 cem in einem 8thgigen Zwischenraum intraperitoneal appliziert. Im ganzen erhielt also jedes Versuchstier 15 o~m Emulsion oder 8/5 der Gehirnsubstanz eines Passagekaninchens.

Bei der Einspritzung in die BauchhShle babe ich gewisse Vorsiehts- maBregeln angewandt, um eine subkutane oder intramuskul~re Infektion des Tieres zu verhfiten. Zu diesem Zweek babe ich in die BauehhShle zun~chst eine sterile Kanfile eingeffihrt und dann mit einer Spritze die (~ehirnemulsion eingespritzt. Die Kanfile wurde erst aus der BauchhShle herausgezogen, nachdem KoehsalzlSsung naehgespritzt worden war, um die lotzten Gehirnpartikelehen aus der Kanfile zu entfernen. Wenn das Innere der Kanfile auf diese Weise gereinigt war, wurde sis entfernt. Naeh meinen Erfahrungen glaube ieh, dab sieh so eine gleichzeitig subkutane und intramuskul~re Infektion der Versuchstiere vermeiden l~Bt.

Nach Abschlul~ dieser Behandlung blieben die Tiere sieh zun~ehst 4 Wochen selbst fiberlassen, dann wurde dureh subdurale oder intra- muskul~re Infektion mit StraBenvirus festgestellt, ob eine aktive Immunit~t infolge der Vorbehandlung mit frischem Virus fixe erzielt worden war.

Die erste auf intraperitonealem Wege vorbehandelte Serie bestand aus 5 tIunden und 5 Kaninchen, die die Vorbehandlung glatt vertrugen. Einen Monat sp~iter wurden 2 Hunde und 2 Kaninchen mit StraBenvirus subdural, 3 Hunde und 3 Kaninchen nebst einem nicht vorbehandelten tIund und einem Kaninchen als Kontrolle infiziert. Der Versuch hatte folgendes Ergebnis:

Beide subdural infizierten Kaninehen gingen am 17. Tage an typischer Wut ein. Ein subdural infizierter Hund erkrankte am 21. und verendete am 23. Tage. Bei s~imtlichen Tieren hatte die Untersuchung auf Negrische KSrperchen ein positives Resultat. Der Kontrollhund und das Kontrollkaninchen starben am 15. bzw. am 21. Tage an typiseher StraBen- wut, ebenfalls mit positivem Naehweis der Negrisehen KSrperchen.

Dagegen blieben die drei intramuskulSr infizierten ttunde, sowie ein subdural, ferner drei intramuskul~r infizierte Kaninchen am Leben. Diese

464 N. POKSCI~IISCHI~WSKu :

Tiere waren also durch die intraperitoneale Immunisierung mit frischem u fixe immun geworden.

Mit einer zwei ten Serie bestehend aus 5 Hunden und 5 Kaninchen wurde der Versuch wiederholt. Ihre Behandlung geschah in genau der- selben Weise wie bei der ersten intraperitoneal immunisierten Serie.

Bei dieser Serie wurde die Kontrolle auf eine vorhandene Immunit~it 34 Tage nach der lctzten intraperitonealen Einspritzung ausgefiihrt. 2 Hunde und 2 Kaninchen wurden subdural, die fibrigen 3 Hunde und 3 Kaninchen intramuskul~ir infiziert. Von den Tieren erkrankte ein sub- dural infizierter Hund am 10. und ging am 11. Tage zugrunde, der zweite am 19. bzw. am 22. Tage, positiver Befund yon Negrischen KSrperchen. Ebenso starben die subdural infizierten Kaninchen am 14. Tage. Der mikroskopische Befund an Negrischen KSrperchen best~tigte die klinische Diagnose.

Im iibrigen stimmt das Resultat dieser Versuchsserie mit der der ersten fiberein. Denn s~imtliche Hunde und Kaninchen, die intramuskul~ir infiziert worden waren, haben die Infektion mit StraBenvirus fiberstanden und sind am Leben geblieben, w~hrend ein nicht behandeltes Kontroll- kaninchen am 11. Tage und ein intramuskul~r infizierter Kontrollhund am 21. Tage an typischer Wut verendeten.

Dieses gfinstige Ergebnis der intraperitonealen Immunisierung mitte]s groBen Dosen frischen Virus fixe hat uns veranlaBt, noch einen d r i t t en groBen Versuch nach derselben Methode zu machen. Es wurden 10 Hunde je dreimal mit 5 ccm der Gehirnemulsion yon frisehem Virus fixe behandelt, 8 Wochen nach der letzten Einspritzung davon 5 Hunde subdural und 5 Tiere intramuskuliir mit StraBenvirus infiziert. Von den subdural geimpften Hunden blieben zwei ~m Leben. Einer yon ihnen erkrankte zwar schon am 6. Tage mit Erregungszust~nden, erholte sich aber dann wieder. Von den drei fibrigen subdural infizierten Hunden erkrankte je einer am 10. und am 13. Tage nach der In fektion, der dritte am 9. Tage. Der K0ntrollhund zeigte am 10. Wutsymptome, 2 Tage sp~iter verendete er. Bei allen zugrunde gegangenen Tieren haben wir Negrische KSrperchen nachweisen kSnnen.

Wiederum dagegen sind die 5 intraperitoneal immunisierten und 8 Wochen spgtter mit StraBenwut intramuskul~r infizierten Hunde am Leben geblieben. Auch sie haben also dutch die Vorbehandlung eine wirkliche aktive Immunit~it erworben.

Siimtliche eben beschriebenen u fiber die Immunisierung yon 20 Hunden und 10 Kaninchen niittels intraperitonealer Einspritzung yon groBen Mengen frischen Virus fixe sind in fo]genden Tabellen III und IV fibersiehtlich zusammengestellt worden.

~ B E R ~k[ETHODEN D E R S C H U T Z I M P F U N G GEGEN T O L L W U T . 465

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466 N. POKSCHISCItEWSKY :

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~BER ~LETHODEN DER 8CHUTZIMPFUNG GEGEN TOLLWUT. 467

Aus unseren Versuchen ergeben sich folgende SchluBfolgerungen:

1. Die ursprfingliche und die verst~rkte Pasteursche Methode der Schutzimpfung gegen Tollwut ist nicht hinreichend, um Hunde und Kaninchen gegen die subdurale und intramuskul~re Infektion mit StraBen- virus zu schfitzen.

2. Bei der Prfifung der Versuchstiere auf Immunit~it nach voraus- gegangener Vorbehandlung ist ein sicherer Infektionsmodus anzuwenden. Als solche kommen in Betracht die subdurale und die intramuskul~re Infektion mit StraBenvirus, wenig zuverl~sig ist die intraokul~re Ein- spritzung des Virus. Sehr unsichere Resultate gibt die subkutane Appli- kation des Virus oder die natfirliche Infektion durch den BiB eines wut- kranken Hundes.

3. AuBer dem Infektionsmodus muB bei der Bewertung des Prfifungs- resultates auf Immunitat die Virulenz des Stral~envirus und der Urn- stand berficksichtigt werden', ob die Prfifung mit StraBenvirus oder Virus fixe erfolgte.

4, Naoh unseren Erfahrungen verleiht die Methode der intraperi- tonealen Immunisierung mit groBeu Dosen frischen Virus fixe Hunden und Kaninchen eine s ichere akt ive Immuni t~i t gegen die intra- muskulfire Infektion mit StraBenwut.

5. Gegen eine subdurale Infektion, den sch~rfsten Infektionsmodus, schfitzt die intraperitoneale Immunisierung mit originalem Virus fixe Hunde und Kaninchen in etwa der H~lfte der F~lle.

6. Die Methode der intraperitonealen Schutzimpfung ersoheint auch ffir die Praxis aussichtsvoll, um z. B. wertvolle Hunde in verseuchten Gegenden gegen eiae drohende Infektion durch den BiB eines wutkranken Hundes zu schfitzen. Sie bildet ferner eine feste Basis fQr weitere Im- munisierungsversuche an den groBen Haustieren, Rindern und Pferden.

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4 b ~ N. POKSCHISCHEWSKY: SCHUTZIMPFUNG GEGEN TOLI,WUT,

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