Ueber Salicin und Phloridzin

Preview:

Citation preview

388 Liebig, iib. Salicin u. Phloridxin.

Mit Kali bildet die Schleimslure nur ein neutrales Salz: k C, H, 0,. Eine AufIusung dieses Salzes dorch salpetersau- res Silberoxyd gePiillt, liefert ein gelbes Salz A g C, H, 0,. Pallt man die Preie Schleimsiiure, so erhiilt man dasselbe Salz, ob- gleich von etwas hellerer Farbe. Durch FBllung eines neutralen Salzes oder der freien Schlcimsiiure mittelst eines Bleisalzes erhiilt man constant fibC,H, 0, + &.

Endlich unterwarP ich diese Siiure derselben Bebrindlung wie die Zuckersfiure, indem sie lange Zeit mit einem Ueber- schusse von essigsaurem Bleioxyd gekocht wurde. Das gut ge- trocknete Palz gab von 1,06 Salz 0,5446 P b = 5i,37$

Aber i b G f giebt 51,359. Es ist also eine Eigenthiimlichkeit dieses Bleisalzes , die-

88s Atom Wssser mit so vie1 &aft zuriickzuhalten. Ich Piige noch hinzu~, dass die ZuckersIure sich bei der

trocknen Destillatiou anders als die Schleimsfure verhiilt.

LYI. U e be98 S a l i c i n tind P h l o i - i d a i n .

Y O U

J. L I E B f G .

Nachdcm die im vorigen Heffe mitgetheillen Verhandlun- gen iiber Salicin und Phloridxin bereits abgedruckt waren, ki-

men der Red. die im Msihetle dcr Ann. d. Phnrm. mitgetheif- ten Bemerkungen von L i e b i g iiber denselben Gegensfand zu. Wir theilen den wesentlichsten Inhalt als Nachtrag zu den im vorigen Hefle enlhaltenen Untersuchungen mit.

Hr. Prof. L i e big glaubt, dass das Atomgcwicht iles Sa- licins eben so hoch sein muss als das des Anrygdalins, und daes zum Ausdruckc seiner Zusammeasetzung naoh den vorhandeneu iibereinstimmenden Annlysen die Pormel C,, H,, 0,, gewviihlt werden muse.

C 55,69 6,26 38,05.

Sie erklsrf mit Leichfigkeit die Zersetzungeproducfe9 wel-

Sie giebt in 100 Th.:

she das Salicin mit Siaren und Chlor liefert.

Lie b ig , iib. Salicin U. Phloridzin.

Wenn das Salicin, in wiisserigen SIuren qelBst, zum Sie- den erbitzt wird, so zerlegt es sich in Zucker und Saliretin. Pl'ehmen wir nun an, dass sich von den Elementen von 1 At. Salicin die Elemente von 1 At. Traubenzucker trennen, SO ha- ben wir :

C*! 8 5 s 0 2 %

C,, H30Ot3.

minus C1, €I,, O , ,

Diese Formel muss die Zusltmmensetaung des Saliretins ausdrucken. Sie giebt in der That, sup 100 Fheile berechnet, dieselben Zahlen, welche i n der Analyse dea Saliretins erhal- ten worden sind.

Pi r i a's Analyse Ber. 30 At. Kohlenstoff 2293,05 - 69,90 - 68,69 30 - Wasserstuff 187,19 - 5,70 - 5,91 8 - Sauerstoff 800,OO - 24,40 - 25,PO

3380,34 - 100,OO - 100,OO. Altein Hr. Pir ia hat sehr bemerkliche DXerenzen in an-

deren Analysen erhalten, Differenzen, die sich rber leicht er; kliren laasen; es ist niiinlich offenbar, dass sie nicht von ei- nem Fehler in der Analyse, sondern von einem verschiedenen Zustande des Saliretins herriihren, denn der Unferscfiied ist zu gross; er beruht darauf, dass das eine Saliretin mehr Wasser- stolf and Sauerstoff i n dem Verhiiltnisse, wo sie Wasser bilden, enthalf, sls das sndere. Das eine Salir,elin, welches Hr. P i r i a der Analyse unterwari', ist ein Hyiirat, das andere ist wrsser- freies Snliretin, dessen Zusammensetzung folgende ist :

Rer. P i ria's Analyse. YO At. Kohlenstoff 2293,05 - 72,38 - 72,96 28 - Wasserstoff 174,71 - 5,31 - 5,73 7 - Pnuerstoff 700,OO - 22,11 - 21,30

3167,76 - 1 0 0 , O O - 100,OO. Was die Zusnmmense(xiing des Cliforualirclins belrifft, so

ist es klar, dass es nus dem Bulicin entsteht, indern darin 8 und 14 At. Wasserstoff ersetxt wcrden durch ihre Aequivalente an Chlor. Die Formel der einen Chl'orverbindung ist:

Ber. Pi r i A'S Analyse, Mittel. 42 At. Kohlenstoff 3221,027 - 4333 - 42,69 60 - Wasserstoff 3ii,RS7 - 4,16 - 4,29

8 - Chlor 1770,(iOO -- 23,59 - 22,97 21 - SauerstolP 2200,000 - 29,32 - 30,03

7503,614 100,OO 100,oo.

390 Liebig, iib. Salicin u. Phloridzin.

Das andere Chlorsaliretin ist zusammengesetzt aos : Ber. Pir ia’s Aoalxse,

42 At. Kohlenstoff 3221,027 - 38,59 - 38,16 36 - Wasserstoff 224,631 - 2,67 - 2,7d

18 - SauerstoR 1800,000 - 21,63 - 27,Y6 I d - Chlor 3098,550 - 37,11 - 37,14

- 8344,208 100,OO 100,oo.

Mittel.

Wenn man annirnmt, dass bei der Bildnng cfer Bleiverbin- dung des Salicins sich 6 At. Wasser getrennt haben, die durch 6 At. Bleioxyd ersetzt wurden, so wiirde man far seiiie theo- retische Zusammensetzung folgende Zahlen erha!len:

In 100 Th. Pi r i a’s Au@lyse. 48 At. Kohlenstoff 3221,027 - 23,!)0 - 22,18 46 - Wasserstoff 287,028 - 2,14 - 2,14 16 - Sauersloff 1600,000 - 11,87 - 22,57

6 - Bleioxyd 8367,000 - 62,09 - 63,11 - 13175,055 - 100,OO - 100,OO.

I n der Voraussetzung, dass sich, \vie P i r i a verrnuthel, nur 4 At. Wasser abscheiden, wiihrend 6 At. Bleioxyd an seine Stelle treten , wiirde man erhalten:

Ber. 4% At. Kohlenstoff 3221,027 - 23,51 50 - Wassersloff 311,!387 - 2,27 18 - Sauerstoff 1800,000 - 13,id

6 - Bleioxyd 8367,000 - 61,08 13700,011 - 100,00.

- Die lebtere nimmt Pi r i a a b die walirschciiilichere an,

allein der constant grbssere Gehalt an Bleioxyd sprictrt , wenil

man nicht voraussetzen will, tIass den1 Bleiniederschlage ba- sisch - essigsaures Bleioxyd beigcmischt war, welches deli Blei- oxydgehalt vergrijssert und den Kohlenstoff - und Wasserstofl- gehalt verrnitidert , fur die gr6ssere Wahrscheiiilichkeit der er- steren. Der Sauerstoff des Bleioxydes verhilt Rich zu deut des Salicins der ersten Formel nach wie 1 : 2,66. Pi r i a Pant1 die- ses Verhiiltniss wie I : 2,73. Nach der theorelkchen Zusam- mensetzung sollten nach Pi r i 8’8 Formel nur 61,2 p. C. Blei- oxyd erhaltea werden, wlihrend dieser Gehalt in 3 Analysen uber 63 und in einer nicht unter 62,06 p.C. belrog.

Die Untersuchuag -desselben Kfirpcrs von E r d m an n und M a r c h a n d gab diesen Chemikern so abweichende Resuitate, dass sie keine Formel darauf zu berechrien vermochtea j jeden-

L i e b i g, iib. Salicin u. Phloridzio. 39 1

Palls muss man aus alleln diesen zusammengenommen schlies- sen, dass die Annlysen dieser Blciverbiiidong keinen sichern Anhaltspunct fur die Festsetaung der Zusammensetaung des wassert'reien Salicins abgeben kiinnen.

E r d m a n n u. M a r c h a n d erhielten niimlich von 100 Th. der Bleivcrbindung ebenfalls 63,3 bis 63,5# Bleioxyd, alleiri die Verbrennnng derselbcn Materie mil chromsaurem Bleioxyd lie- ferte nur 20; Kohlenstoff anstatt 233, die sie hatten erhalten sollen.

Obwohl, schliesst Hr. Prof. L i e b i g , wie aus dem FeI- gerttlen hervorgeht, Hr. P i r i a tneirie Ansicht iiber die Blejver- bindung nicht theilt, weil nech derselben seine Analyse einen zu grossen Verlust an Kohlenstoff voraussetxt, so blcibt nach der seinigcn der Ueberschuss von 2 p.C. in dem Gehalte an Bleioxyd bei meitem unerklarlicher.

In Bezug auP Vorstehendes 5ussert Hr. Pir ia in einem BriePe an J. L i e b i g sich Polgendermaassen :

Die Formel C,, H,, 0,, , welche Sie Piir das krysfsllisirte Salicin annehmen, erkliirt aut' eine genugende Weise seine Urn- wandlung in Baliretin und in Zucker untcr Einlluss von Sgu- ren; es verschwindet hierdurch die Bruchzahl in den Aequi- valenten des Chlors in der Verbindung, Piir welche ich die For- me1 C,, HI, GI, 0, angenommen halte, und welche dann Cqz H,, CI,, 0,, wird ; ausserdem kann die Uebereinstimmung mit den bis jetat angefiihrten Anelyscn des Salicins nicht vollliommener sein. Ich war mehrmals geneigt, die Formel, durch welche ich das Aeq. des Salicins ausdriickte, zu erhiihen, aber zu dcm Zeitputicte, wo ich sie annahm, waren Ihre ausgezeichneten Un- tersuchungen iiber die Constitution der orgnnischen Slnren noch nicht bekannt , nnd die Verbindung einer organischen Basis mit 6 Aeq. Basis wurde als eine wradoxe Sache betrachtet.

lh re Ansicht uber die Zersetzungsmeise des Salicins ist sehr einleuchtend und ich bin i n der That iiberzeogt, bald was- serpreies, bald wasserhaltiges Ssliretin oiler much Gemenge von beiden analysirt zu haben; neue Versuche sind zur Aut'kldrung dieses Gegenstandes unerlbslich. Eine genauc ond mehrmals wiederholte Bestimmung der aus einem bekanntcn Gewichle Ss- licin entateheuden Quautitiit Saliretin wird wrhrscheinlicli zur

392 L i e big, ub. Salicin u. Phloridzin.

Kenntniss der Formel und des Atomgewichtes des Salirelins fiihren.

Ich nehme mir die Freiheit, Ihnen einige Betrncntungen hhsichtlich der Formel des wasserfreien Salicins und der Blei- verbindung vorzulegeo. Die von Ihnen angenommene Furmel CjaHj,O,, giebt 63 p.C. Kohlenstoff, was bestimmt zu vie1 Iyt, denn bei allen rneinen Verbrennungen erhielt ich niemah fiber 60 p.C. Die BestLndigkeit dieses Resultales liisst mich es als wenig wahrscheinlich betrachten, dass diese Differcna ei- ner Absorption von Kohlensfiure zugeschrieben werderi muss, und diess urn so mehr, als ich keiiie Vorsicht verslulnt habe, um diese Fehlerquelle zu beseitigen.

lch begreife vollkoiumen , dass man im Allgemeinen nicht sehr zu der Annahme geneigt id, dass ein Oxyd in einer gros- seren Anzahl von Atomen in eine Verbindung eingehen kann als die des W-assers, welcbe es ersetzt; Beispiele dieser Art fehlen indessen nicbt giinzlich und finden sich selbst ziemlicli oft in Bleisalaen. Als Stiltxe hiert'iir will ich nur die Zusam- menset%un$ des basischen benzocsauren Bleioxydes, C,, H,, 0, + 3Pb 0, und des sechsf'ach- basischen esnigsauren Bleioxydes, C4U, 0, + 6Pb 0, aiifuhren. Diess 111s Miiglichkeit angenom- men, wird die Formel des Salicins von grosser Einfachheit. '

I n dem vorliegenden Falle scheint es mir beinahe gewiss, dass die Anzahl der sich in dem Strlicin verbindenden Atome des Bleioxy- des grtisser ist aIs die der Wasseratome, wclelie dos brystallisirte Salicin enttiiilt. Geht man von ddr Qunntitiit des Kuhlenstof- fes am, die in der wasserfreien Materie = 60,2 p. C. rwd in der wasserhaltigen 5 jY4 p. C. betrggt, SO flndet man, dass 100 Th. wasserfreies Salicin, <lie 33,9 Sauerstofl enthalten, sich mit 8,5 Wasser verbiuden, = 7,5 Sauerstoff und mit 62 Bleioxgd E 11,7 Sauerstoff. Hiernach verhiilt sich der Sauerstoff dee wasserfreien Salicins zu dem des Bleioxydes and des Wassers wie 33,s : 11,7 : 7,5, d. b. genau == 9': 3 : 2 oder aucii das Doppelte. Von diesen Retrachtungen ausgehend, stimmt die nach der Formel C,, HJ0 O,, ' berechnete Zusammeosetxung, so gut als man es verlangen kann, mit den Analysen des witsser- freien Salicins. Man hat:

ner. Gef. Kohlenstoff 60,3 - 60,2 Wasserstoff 5,s - 5,8.

L i e b i g , iib. Salicin u. Phioridzin. 393

Das lirystallisirte Salicin ist also C,,H500is + 4Aq und die Bleiverbindung C,,HjoO,, + 6PbO. Zu erwshnen ist dann noch, dass man in dieser neuen Formel der Chlorverbin- dong C,, H,, CI,,O,, cien Typen des wasserfreien Salicins in der Formel C4, H,, 0,, wietlerflndet.

Die Ezistenz des von Hrn. E t t l i n g entdeckten Salicyli- mids scheint mir ein neuer Beweis mi sein von der Aehnlicli- keit , welche zwischen der Salicylreilie und der Renzoylreilie bestebt. Die Zusammensetzung dcs Salicylimids steht zu dem Salicylwasserstoffe genau in derselben Bwiehnng wie dss Hy- drobenzamitl von L a ur e n t LU dem Biltermandeliile. Sie un- terscheidet sich von dem Hydrobenmmid durch einen Melirge- halt von 2 At. Sauerstoff, gerade wie der SalicylwasserstolT von dem BenzoylwasserstofL Verdreifacht man andererseits die For- me1 des Clilorosamids und dey Brornosamids, so fliadet man darin den Typen des Salicylimids des Hrn. E t t l i n g :

C42 H,, O,N, = Salicylimid. C,, H30 0, N4 = Chlorosamid.

C,,H30 O,N, = Bromosarnid. CI, I Br, 1

Man weiss nicht, welche Vorstellung man sich uber die Natur dieser aussergewiihnlichen Verbindungen bilden soll. Eine ganz kiirdich von mir aufgefundene Thatshche scheint mir eine Stirfze xu sein' fur die Anslogie zwischen tiem Salicyl -mi Ben- znyl. Leilet man die DLmpfe von wasserfreier SchwePelsgure Iaegsrm iiber ganz troclienen Salicylwasserstoff , so bildet sich eine neue, neutrale, in Wasser unliisliclie Materie, in grossen, sehr schihen Prisrnen krystalliairbar. Die Analyse dieses Kiir- pers gab mir dieselbe Zusarnmensetzung wie firr den Salicyl- wasserstoff. Ich konnte die Analyse nicht miederholen, dn die geringe Menge der Waterie kaum hinreichte, die Abwesenheit von Schwefel darin darzuthun. Wenn dieser Kiirper, wie Alles vermuthen ljisst, mit dem Salicylwassersloff isomerisch ist , so ist er in der Salicylreihe das, was das Benzoin in der Beu- zoylreihe.

I n Bezug auf die Verhiiltnisse des Phlorirlzins giebt Hr. Prof. L i e b i g eiue Entwiokelung, welche wir im Folgenden mit seiaen eignen Worteu mittheilen.

394 Lie b ig, iib. Salicin 11. Phloridzin.

Die Aehnlichkeit in den Husseren Eigenschaffen so mie das dem Salicin SO lhnliche Verhalten gegen Sauren hatte schon M ul d e r veranlasst, Beziebungen zivischen dem PliloridAn und Salicin aul'zusuchen ; seine Analysen s ind gewissermanssen der theoretische Ausdruck fur seine Ansiclit, allein sie utiterntiitzeo sie nur unter anderen Voraussetzungen. M u l d e r hat in sei- nen -4nalysen zrvischen beitlen den Unterschied gefunden , dass das krystnllisirte Phloridzin die Elemente von I At. Wasser mebr enthllt als dss krysfallisirte Salicin, ond dass beide in dcr Rlciverbindung einerlei Zusammensetzong haben, itidern niimlich das Salicin 2 At., das Phloridxiii 3 At Wasser verliert.

Ich hahe, wie IM u 1 d e r , diese beiden RInterien ebenfalls zu einer Familie gehiirend betrachtet und beide deslialb in dem Randbuche von G e i g e r nebeneinander gestellt abgehandelt. Die neuen Untersuchungen von St a s gaben a i r Veranlassung , das gemeinscliaPtliche Band zwischen beiden aiifzusuclren , und die Beziehung, in der sic gegen einander stehen, ausser ltllen Zwei- Pel zu stellen.

Das Phloridzin ist niimlich Sdicin plus 2 At. Sauer>toff, seine wahre Formel demgemass C4, €I5, Oz4; man erhiilt dar- nach folgende Zahlen fur seine procentisclie Zusammensetzung :

Miltel von Mittel von S tas's Analyse. M 11 I d er's

Ber. Analyse. C,, 3221,027 - 53,83 - 54,02 + 53,77 €Is, 366,903 - 6,05 - 6,12 - 6,09 _ _ 024 2JOO;OOO - 40,12 - 39,86 - 40,14

5986,932 - 100,OO - 100,OO - 100,OO.

Diese Formel ist nieht allein, mie man leicbt bemerkt, der nachste Ansdruck fur die von so verschiedeneo Beobachtern er- haltenen Resultate, sondern sie ist auch der Schliissel zu sllen yon S t as beobachteten Zersetzungen und Transformations- yroduclen.

Das Phloridzin verliert, bei 1060 getrocknet, nach Stas 1,6 bis 7,9 p. C. Wasser, nach M u 1 d e r 7,76 p.C. ; Er d m a n n erhielt 7 y.C. Dieser Wasserverlust betragt 4 At. Das ge- trocknete P tiloridain isE ausammengeaetiit aus :

L i e b ig , iib. Balicin u. Phloridhin. 395

Rer. Stas. M u l d . E r d m . 42 At. Kohlenstoff 3221,027 58,81 55,30 57,42 57767 50 - Wnsserstoff 321,987 5,63 5,67 5,66 5,89 20 - Sauerstoff 2000,000 36,16 36,03 3692 36.44

5533,014 100,oo 100,oo ioo,uo IOO,OO.

Die von S t as gegebeiie Zusammensetzung der Bleioxyd- verbindung ist positiv unrichtig ; sie wurde gegen alle bis jelzt bekannien Gesetze sprecben; die von i l m gewiihlte Formel fiir das krystallisirte Phloridzin ist C3, H,,O,, , die des wasser- freien in der Bleiverbindung C,, H,, O,, , die Bleiverbindung selbst enthSlt nnch ihm 4 At. Bleioxyd. Hiercach also wiirden in dem krystallisirten Phloridxiu 6 At. Wasscr vertreten durch 4 At. Bleioxyti, was otine Beispiel ist, oder in dcm trocknen 3 At. Wasser durch 4 At. Bleioxyd, was nothwendig einer Bestiitignng bedtirf. Es geht RUS seiiien cignen Beobachtungen bervor, dass die Menge der Bnsis in der Bleioxydverbindung mit der Ternperatur , bei welcher die Fiillung vorgenommen wurde, wecliselt, untl %war von 55-60 p.C. Dass er die- jenige Zusammcnselzung als die richtige annahm, welcbe der Formel, die er Piir das Phloridzin gewiihlt hatte , am nlchsfen kam, ist gana naturlich; allein sie erkliirt die Bildung, sie er- klbrt die Zusammensetzung nicht.

Wenn das krpstallisirte Pbloridzin bei seiner Verbindung mit Bleioxyd 5 At. Wasser verliert, die durch 5 At. Bleioxyd ersetzt werden, so sollte die neue Verbindung 56 p. C. Bleioxyd und 26 p. C. ICohlenstoff enthalten ; bei einem Ersatz von .4 At. durch 6 At. Bleioxyd liei'erte sie GO p. C. Bleioxyd und 23 p. C. Kohlenstoff; wtiren 6 At. Wasser durch ihr Aequivalent Blei- oxyd vertreten, SO enthielte die Verbindung 61 p.C. Oxyd. Sach den Analysen von M u l d e r ist die Formel der Bleioxydverbin- dung C,,H,409 +3PbO; allein sie ist offenbar mit demselben Fehler wie seine Analyse des getrockoeten Phloridzins bebae- tet , in welcber er 26 At. Wasserstoff aui' 21 At. Koblenstoff berechnct, obrvobf er nur 25 At. in der That erhielt. Seine For- me1 fur die Bleiverbindung biernach corrigirt, erhielt er:

Ber. 42 At. Kohlenstoff 3221,027 - 43,56 46 - Wasserstoff 287,028 - 2,09 18 - Sauerstoff 1800,000 - 13,17

8367,000 - 61,18 - 6 - BIeioxyd 13675,053 - tO0,OO.

396 L i eb ig , iib. Salicin u. Phloridzii~

Die Verbindung des Phloriddns mit Knlk entsteht, indem Rich 3 At. Wasser von dem Phloridzin trennen, welche durch 3 At. Kiilk ersefet werden. 1 At. ansserbrltiges Phloridzin C4, Ha, O,, f 4Aq 1 - der Kalkverbindung Cqz H,, O,, + ::a ),

Die letztere giebt: - Ber. Gel:

5 At. wasserfreies Phloridzin 5533,014

1 - Wasser 3 - K ~ l k 1068,06 - 15,s - 14,9 i5 ,Z

112,47 6713,53.

-__ - .__

Die Barytverbindung entliiilt: 2 At. wasserfreies Phloridzin 1106G,028 Ber. Gef. - 6 - Baryt 47a3,ooo 30,o 29,s 30,ig ;jo,oj

imio,028. Ich bin von der Ueberzerigurig durchdrungen, dass wei-

tere Untersuchungen die Richtigkeit der einen oder nndern von mir auPgestellten Forrneln ertveisen werden , urrtl hege keinen Zweifel, dass S t r s bei der Urnsicht und Getiaujgkeit, welche er in seiner ganzen Arbeit zu erliennen gegeben hit, die mahre Zusarnmensetzung nirht entgehen kann. Die pliitzliche Veriin- derung der Farbe beim Erhitzen der Bleioxydverbindung von i d 0 RuC 1600 wird uber die Ursaclie der Abweichung seiner Eesultate gcniigenden Aulktilues geben.

Das Ptiloricizin zerlegt sich beim Erhitzcn seiner mit Mi- neralsiiuren versetztcn Aufliisungen wie das Salicin in Zuckcr nnd in einen harasrtigen KGrper, das Phloretin, welches die Eigenschaften einer Piiure besitzt. Wenn diese Zersetzllng auP eine iihnliche Weise vor sirh geht, wie bei dem Sulicin, so muss tiic Bussinmensefzung des Phloretins die n;imliche sein wic die des Saliretins, wenn dem leteteren 2 At. Sauerstoff hinzu- gerechnet werilen ; ziefit man von den Elernenten des Phloridzins

c 4 2 "58 0 2 4 die Elemente vom Traubenzucker ab C,, H,, O, ,

C,o H m 01 ow so bleibt Dime Formel muss, wenn die fur das Plrioridzin gewiihlte

der Wahrheit entspricht, mit der Arlrtlyse des Phloretins iiber- einslimmen. Diess ist, wie man in cfem Polgenden sieht, in der That der EhlLj sic ist der genrue Aurjdcucli des Versuches.

Li eb ig; iib. Salicin u. Phloiidzin: 397

Ber. Analj-sen von Stas. .-

30 At.,Kohlensloff 2293,06 65,89 65,s 644 6 , 7 0 30 - Wasserstolf 187,2 5,37 5,4 5,6 5,26 10 - Sauerstoff 1000,O 28,711. 28,7 29,2 29,04

3480,2 lOU,OO 100,O 100,O 100,Oo. I n der cinhchsten Form ausgerlruckt, ist die Znsnmrnen-

setzung des Pliloretins C, 1-1, 0, welche, 4maI senommen, die Menge bexeichnet, die sic11 init 1 Aeq. Ammoniak verbindet, niimlich 13,5 p. C., entsprechend der Qunntitiit, \velche in 8 taS% Versuchen yon 100 Th. Phloretin absorbirt wird ( l d , l und 13,5). Man kiinnte hieraus schliessen, dnss das Phloretin P Aeq. Was- ser euttiiilt, dns durch Bleioxytl in einem bnsischen Salxe noth- wendig ersetzt sein muss. Die Aminoniakverbintlung musste hiernnch sein C1, H I , 0, f N, H, 0 j die basiscfie Bleiverbin- c,, I],, 0, -j- 2Pb 0.

Die lekxtere Formel giebt l'oolgende Zohlen : Ber. Get Stas.

$ 2 At. Kohlenstoff 917,220 - 22,54 - 20,37 10 - WassersfoR 62,397 - 1,54 - .1,6'9 3 - Sanerstolf 300,000 - 7,38 - 9,24 2 - Bleioxyd 2789,000 - 6 3 , S -- 68,70

dOfiB,b'i7 - 1 0 0 , O O - 100,UO. Diese Formel stimmt, \vie man leiclit bemerkt, init dem

gcfundenen Gehalte H I I Bleioxyd in kt as's Analysen genau iiber- ein, wiihrend sich sein berechnetes Resultat om 2 p. G. mviel davon enlfernl j der Fehler in tiern Kohlensfoffgehalte wiirde in beiden glcichviel betrngcn. JedenTnlls kann die von ihrn angegebene Zusarnmenselzung nicht ais der AusdrucJi der Analyse gelten.

Die Formel C30B300,0 f 5Pb0, nach weIcher die Ver- bindung entstelit, indem sich 6 At. Bleioxyd mit 1 At. Phlore- fin obne Absclieidung von Wasser verbinden, giibe 66,6 p. C. Bleioxyn untl 21,9 p. C. KohIenstoB; bei einetn Gehal(e VOII 6 At. Bleioxyd wiirde man 70,6 p.C. Oxyd und 19 p.C. Kohlens(off erhalten miissen. Wie man leicht bernerkt, Iredurfen diese Ver- biiitlungm einer neuen urid griindlicheren Untersuchung. Das Snlz , drs man erhiilt, wenn man eine weingeislige Auflosurtg dcs Phloretinv mit einer Aufliisung von Rleizuckcr in Alkoliol m i d i t , diirfte vielleiclit am ersten Aufschluss iiber die Consti- tuliori der Shure geben.

Die Zummmensebung der Phloretindure kann mit noch

39s Lieb ig, ub. Salicin 11. Phloridzin.

griisserer Wahrscheinlichkeit durch die Formel Cs0 a,, O,, N, oder durch C,4H,s N, 0,, ousgedriickt werden, abcr als Pro- duct einer vielleicht verwickelten Zerselzung hat man zur Wahi dcr einen oder andern Jceine sichern Anhaltspuncte.

Das Phloritlzei'n entsteht durch gleichzeitige Einwirkung van Ammonink und Snuerstoff auf das Ytiloridzin auP eine ahnlictie Weise wie das OrceYn aus dem Orcin.

Z u ifen Elementen von I At. Phloridzin C4,Hjs0,4 treten 2 Aeq. Ammonisk und 8 At. Sauerst.

es scheiden sich dnvon ab 6 At. Wssser es bleibt Phloridzein

HI, 0, PU', c4s " 7 0 0 3 , N4

H,,O, c42 % 0 2 , N4.

Diese Formel giebt: Ber. Analyse v. S t as.

Willel. 42 Al. Kohlenstoff 3221,027 - 49,16 - 45,s 58 - W ~ S S Z X S ~ O ~ ~ 3(ii,906 - 5,58 - 3 , G 26 - Fauerstoff 2600,000 - 39,81 - 40,4 4 - Slickstoff 354,080 - 5,45 - 5,2

~

6337,013 - 100,OO - 100,O. Die Formel Wr die Ammonhkverhintlung cles Phloridzeins,

aus der es durch Siiureo nietlergeschlagen wird, erhiilt man, wenn m der obigen 1 Aeq. Ammoniak binzugerechnet wird j sie ist:

S t a s's Anslgse. Mitt el.

42 At. Kohlendoff 3221,027 - 47,77 - 43,g 64 - Wasserstoff 399,344 - 5,YO - 6,2 26 - Sanerstoff 2600,000 - 38,48 - 41,4

6751,491 - 100,OO - 100,O.

Ber.

6 - Sticksloff 531,120 - 7,s; - 6,5

Die grosse Uebereinstimmung der Resultate des Esperi- mcnts mit der theoretischen Zusammenseleung lasst iiber die Wnhrheit obiger Forrneln keinen Zweifel zu ; die ungewiihnli- the Abweichung in dem Kohlcnstoll'geballe der von S t a s ge- watrlten Formel zeigt offenbar, drss seine Analysen richtiger rls seine Berecbnungen sind. Die von ihm angestellte Analyse ier Silberoxydverbiadung des Phloridzeka verdient hier um so Neniger Beriicksichligung , da es im nnnusgewaschenen Zu- ,laride angewendet wurtle.

Wenn in d e r Bleiaxydverbindmg, die man durch Fhllung

Hess, iib. die orgnnische Analyse. 39 9

&ner Aufl(isung von pbloridze'insaarem Ammoniak mit Bleioxyd erhalt, zwei Atome Wasser in obigem Alomgemicht durch 2 At. Bleioxyd vertreten worden sind, so sollte man von 100 Theilen der Verbindung erhalten 30,6 p.C. Oxyd; Stas er- hielt 30,58 uud 30,87.

Die Formella des Salicins und Phlorid%ins und ihrer Ver- bindungen sind dernnach folyeniie :

Salicin - Bleiverbindang Erstes Chiorsaliretin Zweites Chlorbaliretin

c42 H,, o,, + 6 4 .

(342 B50 0 2 2 CIS. c42 H3, 0,s c44-

in der Bleiverbindung C4, H4f) O16. C,, H,, O, , f 6PbO.

Erstes Saliretin c30 H30 Os- Zweites Saliretin c30 O,*

Pbloridzin c,, H46 01, -1- 6Arl. - bei100ogetrocknet C,, H,, O , , 2Aq. - hypoth. wasscrPrei CA2 I],, O,s .

Knlkverbiudung c4z H,, 01, $- Bleioxpd verbindung c,, H,, o,, f 6 P b 0 . Phloritlzein ' 4 2 H5t3 I\T1. Ammoniakverbinilung C42 HSs 02 , R'J Ns €180. Bleioxydverbinduiig Phioretin c30 H30 OlO-

C,, 8,s 02, FJ4 + PbO.

LVII. U e b e r d i e o r g n n i s c h e A n a l y s e .

V o n H E S S .

(Aus einem Schreiben an Marchand.) Petersburg, den 30. Juni 1839.

- - Sic schreiben mir, dass Sic meine filelhode bei der organischen Analyse gebrauchen, sie aoer doch scliicerer fin- den. Wahrscheinlich arbeiten Sie dann ohne Gasometer mit chlorsaurem Koli. - I)er wesentliche Vortheil meiner Me-

Recommended