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ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik , September 2009
Die Finanzmarktkrise
Ursachen, Gefahren, Konsequenz
www.wipo.verdi.de
Kreditsektor Wertpapiersektor
Währungssektor
Teilsysteme der Finanzmärkte
Kreditsektor Wertpapiersektor
Währungssektor
Finanzspekulation
Teilsysteme der Finanzmärkte
Voraussetzungen und Ursachen der Finanzmarktkrise
• International sucht immer mehr Kapital nach lukrativen Anlagen
• Treibende Faktoren: Umverteilung, Privatisierung• Globale Faktoren: Ungleichgewichte, Verschuldung
• Deregulierung: Roter Teppich für Spekulanten• Völlig abgehobene Renditevorgaben• Finanz“produkte“ und Spekulation auf Kredit – Schneeballsystem
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Völlig losgelöst?Entwicklung von Bruttosozialprodukt und Finanzvermögen
weltweit, in Billionen Dollar
Finanzvermögen
Bruttosozialprodukt
ver.di SchätzungQuelle: McKinsey: Mapping Global Markets, Oktober 2008
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Private Equity Fonds2 Billion $
Hedge Fonds2 Billionen $
Staatsfonds3 Billionen $
Versicherungen20 Billionen $
Investmentfonds26 Billionen $
Pensionsfonds28 Billionen $ Privatverwaltung
27 Billionen $
Weltweit angelegtes Vermögen 2007
insgesamt109
Billionen $
Quelle: IFSL, Fund Management Oktober 2008
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Finanzinvestment als Motor
„Kapital weltweit auf der Suche nach den besten RenditenErheblich an Gewicht haben insbesondere die inter-nationalen Kapitalströme gewonnen - durchschnitt-lich 1230 Mrd. US-Dollar laufen jeden Tag um die Welt. Lediglich drei Prozent dienen der Abwicklung des Warenhandels. Die übrigen 97% sind reine Finanztransfers, Kapital, das vor allem auf der Suche nach kurz- und langfristigen Anlagemöglichkeiten ist.“ (Bundesverband Deutscher Investmentbanken: Jahresbericht 1998, S. 41)
Alte Weisheit„Spekulanten mögen unschädlich sein, solange sie wie Seifenblasen auf einem steten Strom unternehmerischer Aktivitäten tanzen. Aber die Lage wird ernst, wenn Unternehmen zu Seifenblasen auf dem Strudel der Spekulation werden.Wenn die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes zum Nebenprodukt der Aktivitäten in einem Kasino werden, kommt ziemlich sicher nichts Gutes dabei heraus. “
John Maynard Keynes: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 1936, Kapitel 12
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1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Globale Ungleichgewichte gigantisch gewachsenDie fünf größten Überschuss- und Defizitländer
Über 700 Milliarden US$ betrug in den Jahren 2005-2007allein das Defizit der USA. Spanien und Großbritannien sind mit jeweils rund 100 Milliarden US$ , Australien und Italien mit 50 Milliarden US$ im Defizit.
China, Deutschland und Japan haben heute die größten Leistungsbilanzüberschüsse. Mit großem Abstand folgen Saudi Arabien und die Schweiz auf Platz vier und fünf.
Überschuss:eine Billion US$
Defizit:eine Billion US$
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Milliarden US$
Globale Ungleichgewichte„2007 gingen 30 Prozent des Geldes, das die Deutschen beim Export netto machten, in US-Wertpapiere und Finanzderivate … Weil sie so viel Geld aus streberhaften Außenüber-schüssen unterkriegen mussten, trugen deutsche Finanzjongleure besonders zur globalen Finanzblase bei – und machten die Deutschen zugleich umso anfälliger für die Konsequenzen. “
Financial Times Deutschland, 21. August 2009
Politik schafft Spielregeln ab
• 1981 wurden die letzten Kapitalverkehrs-beschränkungen abgeschafft (bis 1958 gab es eine vollständige Kontrolle)
• Börsengesetznovelle 1989 (u.a. Erleichterung der Spekulation mit Wertpapieren und Edelmetallen)
• 1.-3. Finanzmarktförderungsgesetz 1990 – 1998 (u.a. Streichung Börsenumsatzsteuer, Ermöglichung Termingeschäfte für Investmentgesellschaften)
• 4. Finanzmarktförderungsgesetz 2001 (u.a. erweiterte Anlagemöglichkeiten für Fonds, Derivatehandel im Immobiliengeschäft).
Politik schafft Spielregeln ab
• Steuerreform 2002 (Steuerfreiheit von Veräußerungsgewinnen)
• 2003: Verbriefung von Krediten steuerlich begünstigt
• Investmentmodernisierungsgesetz 2004 (Zulassung von Hedge Fonds, Steuerfreiheit für Private Equity Fonds)
• 2005 Koalitionsvertrag (u.a. „Produktinnovationen und neue Vertriebswege nachdrücklich unterstützt; Verbriefungsmöglichkeiten sollen ausgebaut werden)
• 2008: Bundesregierung beschließt Steuergeschenke für Private-Equity-Fonds
Ursprung toxischer Produkte„Das BMF verändert - soweit erforderlich und machbar - die Rahmenbedingungen für den deutschen Verbriefungs-markt Stück für Stück.“
„Seitens des BMF wird im Umsetzungsprozess der Basel II-Regeln für ABS vor allem auch darauf geachtet werden, dass den Instituten keine unnötigen Prüf- und Dokumen-tationspflichten entstehen werden, wenn sie in ‚gängige‘ ABS-Produkte mit gutem Rating investieren."Jörg Asmussen, 2006
(damals Leiter der Abteilung Geld und Kredit; im Mai 2008 von Steinbrück zum Finanzstaatssekretär im BMF ernannt worden)
Chronologie des Crashs - Februar 2007: Europas größte Bank, die HSBC, gab wegen ihres US-Hypothekengeschäfts eine Gewinn-warnung heraus. Später musste sie 880 Millionen Dollar abschreiben.
- April 2007: Die US-Immobilienkrise forderte ihr erstes prominentes Opfer. Der US-Hypothekenfinanzierer New Century Financial ging mit einem Verlust von etwa 450 Millionen Dollar pleite.
- Juni 2007: Die Düsseldorfer IKB Industriebank räumt als erstes deutsches Kreditinstitut Verluste infolge der Krise am US-Hypothekenmarkt ein. Die Hauptanteils- eignerin, die staatliche KfW-Bank, stellt Liquidität im Volumen von 8,1 Milliarden Euro zur Verfügung.
- August 2007: Während die IKB von der Staatsbank KfW und der gesamten Bankenbranche vor der Insolvenz gerettet wird, wird die ebenfalls in Schieflage geratene SachsenLB an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) verkauft.
- Januar 2008: Die US-Bank Countrywide wird für vier Milliarden Euro von der Bank of America übernommen und entgeht so der drohenden Pleite.
- März 2008: Die fünftgrößte US-Investmentbank Bear Stearns bricht zusammen. Die Rekordsumme von 200 Milliarden Dollar musste sie bis zum vierten Quartal 2007 aufgrund der Finanzkrise abschreiben. Die US-Notenbank war mit einer 20 Milliarden Dollar schweren Absicherung zur Hilfe geeilt.
- März 2008: Die US-Bank JP Morgan Chase übernimmt Bears Stearns.
- Juli 2008: Die Hypotheken- und Bausparbank IndyMac wird geschlossen. Der US-Senat beschließt ein Gesetz, das schätzungsweise 400.000 verschuldeten Haus-besitzern Entlastung verspricht.
- September 2008: Die beiden größten Baufinanzierer in den USA Fannie Mae und Freddie Mac werden wegen ihres drohenden Bankrotts verstaatlicht.
- September 2008: Die US-Investmentbank Lehman Brothers ist pleite, Merrill Lynch wird verkauft.
- September 2008: Beinahezusammenbruch der Hypo Real Estate; Notfallkredite in Höhe von 35 Mrd. Euro; Staat haftet im Fall der Fälle mit bis zu 26,6 Mrd. Euro.
- Die US-Regierung plant zur Überwindung der Finanz- krise ein Rettungspaket in Höhe von 700-Milliarden-Dollar.
- Oktober 2008: Die Bundesregierung stellt im Schnellverfahren ein Rettungspaket von 500 Milliarden Euro bereit. In ganz Europa stützen die Regierungen den Bankensektor mit 1,7 Billionen Euro.
- November 2008 und April 2009: Konferenz G20
20 Mrd. € 20 Mrd. €70 Mrd. € 85 Mrd. €
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400 Mrd. €
565 Mrd. €
15 Mrd. €
40 Mrd. €
80 Mrd. €
63 Mrd. €
30 Mrd. €
Portugal Niederlande Spanien Österreich Frankreich Deutschland Großbritannien
Insgesamt fast 1,7 Billionen EuroRettungspakete für Banken in Europa
Kauf von Wertpapieren
Beteiligungen
Bürgschaften und Kredite
628Mrd. €
480Mrd. €
320Mrd. €
100Mrd. €
100Mrd. €
Quelle: Presse; Zusammenstellung nach www.jjahnke.net
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Deutschland
Es scheint jedoch unumgänglich, dass die Bundesregierung den Druck auf die Banken erhöht und sie notfalls zwingt, staatliche Hilfen anzunehmen. Auch Maßnahmen bis hin zu einer Verstaatlichung sollten über die bisherigen Schritte hinaus erwogen werden, denn sie stellt ein geringeres Übel dar als ein Andauern der Schwierigkeiten.
Frühjahrsgutachten 2009, Seite 77
Re-Regulierung- Finanzdienstleistung-TÜV- Aufsicht für alle- Alle Risiken in die Bilanz- Strengere Eigenkapital-Regeln- Europäischer Sicherungsfonds- Öffentliche Rating-Agentur- Kampf gegen Steueroasen- Finanztransaktionssteuer- Managerbezüge
Politisch notwendig:
- Staat als Krisenfeuerwehr – Brandschutz?- Re-Regulierung der Finanzmärkte- Stärkung der Binnennachfrage- Stop der Umverteilung von unten nach oben- Stop der Privatisierung der Renten- Verursacher sollen Kosten der Krise mittragen: Börsenumsatzsteuer, Millionärsteuer
Rettungspaket für die Konjunktur!
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Historischer WachstumseinbruchReale Wachstumsraten der Wirtschaftsleistung in der Bundesrepublik Deutschland
Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
2009Prognose
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
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1Krise trifft Arbeitsmarkt verzögert
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
registrierte Arbeitslose
Sept 0727,4 Mill.
Sept 0626,9 Mill.Sept 05
26,6 Mill.
Sept 0327,2 Mill. Sept 04
26,9 Mill.
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Juni 2009
Sept 0227,8 Mill.
Sept 0828 Mill.
ver.di/Bereich Wirtschaftspolitik
Offizielle Arbeitslosigkeit Tatsächliche Arbeitslosigkeit
Beschäftigungslücke1,7 Millionen Arbeitslose fehlen im Juni 2009 in der Statistik
Kranke Arbeitslose: + 27.800
Arbeitbeschaffungsmaßnahmen: + 14.600
Beschäftigungszuschuss: + 33.900
Eingliederung: + 67.800
Trainingsmaß-nahmen u.a.: + 48.400
Berufl. Weiterbildung:+ 236.800
Ein-Euro-Jobs:+ 326.800
Älter als 58/ALG-Bezug: + 380.000
OffizielleArbeitslosigkeit: 3.409.900
3,4 Millionen
5,1 Millionen
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Stille Reserve: + 481.000
Prognose des IMKJuli 2009
2009 2010
BIP -6,5% -0,4%
Arbeitslose 3,6 Mio. 4,5 Mio.
Preise + 0,3% + 0,3%
3,0% 2,5%1,3%
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-0,4%
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7,7%
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7,5%
2,7%
-17,8%
0,3%
2006 2007 2008 2009 2010
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Quelle: Statistisches Bundesamt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Prognose IMK, Juli 2009
Bruttoinlandsprodukt
privater Konsum
Anlageinvestitionen
StaatskonsumExport
Prognose IMK
Der Weg in die KriseReale Veränderung des Bruttoinlandsproduktes und der Nachfragekomponenten
-30 %
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0 %
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10 %
Exporte stürzen ab Warenausfuhren zum Vorjahresmonat in Prozent
Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
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Konsumnachfrage abgehängtEntwicklung von Wirtschaftswachstum und privatem Konsum (Jahr 2000 = 100 Prozent)
Bruttoinlandsprodukt
Private Konsumausgaben
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
Inländische Konsumnachfrage stärken
• deutliche Lohnzuwächse
• Niedriglohnsektor bekämpfen
• gesetzlicher Mindestlohn
• bessere Sozialleistungen
• Zukunftsinvestitionsprogramm
Konjunkturpakete bisher:zu klein, zu wenig effektiv und sozial ungerecht
• Gesamtvolumen 2008-2010: 3 Prozent des BIP (pro Jahr ein Prozent) , USA 5,6 Prozent
• Anteil der öffentlichen Investitionen nur knapp 0,3 Prozent pro Jahr
• Wachstumseffekt 0,6 Prozent pro Jahr, USA 1,4
Wenn das ganze Volumen der deutschen Pakete in öffentliche Ausgaben fließen würde, wäre die Wirkung doppelt so hoch.
•
Konjunkturprogramm III- ver.di-Vorschlag• 75 Milliarden Euro für öffentliche Investitionen für
Sachausgaben und Personal• 25 Milliarden Euro für ein arbeitsmarktpolitisches
Sofortprogramm• Beteiligungsfonds zur Stabilisierung gefährdeter
Unternehmen• Reform der Einkommensteuer zur Stärkung der
Kaufkraft
Plus zwei Millionen Arbeitsplätze!
Konzept Steuergerechtigkeit
756.000760.000
767.000
798.000
833.000
810.000
2003 2004 2005 2006 2007 2008
Nichts mehr zu holen?Personen in Deuschland mit einem Nettovermögen von über 1 Million US-Dollar
+ 0,5% + 0,9%
+ 4,4%
+ 4,0%
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Quelle: World Wealth Report 2009
- 2,8%
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