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Staatsfinanzen und Steuern
aktualisiert März 2010
ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik www.wipo.verdi.de
Die Steuerquote - also der Anteil der Steuereinnah-men am an der jährlichen Wirtschaftsleistung - sinkt im Trend seit über 30 Jahren. Beispiellos ist der Absturz von 2000 bis 2005. Der Staat hatte durch Steuergeschenke vor allem an Reiche und Unternehmer jährlich auf bis zu 60 Milliarden Euro Steuereinnahmen verzichtet. Im Aufschwung und durch die Mehrwertsteuererhöhung ist die Steuerquote seit 2006 wieder angestiegen. Seit 2009 sinkt sie wieder durch abnehmende Steuereinnahmen auf Gewinne. Beschäftigte und Verbraucher tragen heute rund zwei Drittel des gesamten Steueraufkommens. Auf Gewinne und Kapitaleinkommen entfallen nur ein knappes Fünftel der Steuereinnahmen.
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ds
pro
du
kts
Steuerquote in Deutschland
Quelle: Bundesfinanzministerium, ab 2008 Steuerschätzung vom Nov 2009
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
2009 und 2010 Schätzung
338
374 383402
416 409 408426
453467
446 442 442 443 452
488
538561
524511
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Steuereinnahmen in Milliarden Eurover.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Quelle: Bundesfinanzministerium, Steuerschätzung November 2009
Energiesteuer7,5%Tabaksteuer
2,6%
Umsatzsteuer33,7%
Lohnsteuer25,7%
Gewerbesteuer6,4%
Kapitalertrag- und Zinssteuer
4,9%
veranlagte Einkommensteuer
5,1%Körperschaftsteuer (Gewinnsteuer der AGs und GmbHs)
1,2%
Sonstige Steuern12,9%
Wer finanziert den Staat?Anteil der Steuerarten am Gesamtsteueraufkommen 2009
Quelle: Steuerschätzung November 2009
Steuern auf Gewinne und Kapitaleinkommen
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
10%
20%
30%
40%
19
77
19
79
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83
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85
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01
20
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20
05
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20
09
Entlastung der Gewinne und VermögenAnteile an den Steuereinnahmen
Gewinn- und Vermögenssteuern *)
Lohnsteuer
*) Körperschaftsteuer + Gewerbesteuer + veranlagte Einkommensteuer + Kapitalertragsteuer + Zinsabschlagsteuer + VermögensteuerQuelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Mehrwert- und Verbrauchsteuern
20,3%
13,1%
15,2%
11,0%
15,7% 15,9%
19,4%17,8%
1980 1990 2000 2009
Steuerentlastung der Gewinne und Vermögenseinkommen
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Lohnsteuerbelastung der Bruttolöhne und -gehälter
Steuerbelastung* der privaten Unter-nehmens- und Vermögenseinkommen
*) Körperschaftsteuer + Gewerbesteuer + veranlagte Einkommensteuer + Kapitalertragsteuer + Zinsabschlagsteuer + VermögensteuerQuelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Deutschland hat eine der niedrigsten Steuerquoten der hoch entwickelten Länder der Welt.
Auch wenn Steuern und Sozialabgaben zusammen betrachtet werden, liegt Deutschland am unteren Ende. Hätte Deutschland die Steuer- und Abgabenquote zum Beispiel Frankreichs, wären die Einnahmen 180 Milliarden Euro im Jahr höher.
Besonders niedrig sind im Vergleich die Steuern auf Eigentum und die Einkommen- und Gewinnsteuern.
29,8%28,8% 28,6%
27,1% 27,1%
23,3% 23,1% 22,6%20,6% 20,3%
17,4%
Hochsteuerland Deutschland?Steuereinnahmen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts 2008
Quelle: OECD Revenue Statistics 2009
ver.di BundesvorstandBereich Wirtchaftspolitik
17,1%14,9%
10,4%13,2%
8,5%11,6%
14,2% 12,6%
1,1%1,9%
3,5%0,5%
0,4%
0,9%
4,2%3,1%
13,1%
10,5%
10,5% 11,6%
11,4%
10,5%
10,3%
4,6%
4,0%
2,3%
2,6%3,1%
11,7%
13,4%16,0% 14,3%
16,0%13,3%
6,9%
6,6%
Schweden Italien Frankreich Österreich Tschechien Deutschland Großbritannien USA
Steuer- und Abgabenquote in Deutschland niedrigSteuern und Abgaben in Prozent des Bruttoinlandsprodukts 2008
Sozialbeiträge
Sonstige Steuern
Verbrauch-steuern
Steuern auf Eigentum
Einkommen-und Gewinnsteuern
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Quelle: OECD Revenue Statistics, 2009
47,1%
43,2% 43,1% 42,9%
36,6% 36,4% 35,7%
26,9%
-0,6
-3,1-1,4
-2,7-1,6
-2,6 -1,6
-2,3-3,6
-5,7
-8,1-8,6
-7,7-6,5
-60
-50
-40
-30
-20
-10
0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Einnahmeausfälle für Bund, Länder und Gemeindendurch Steuerrechtsänderungen seit 1998
Bund Gemeinden Länder
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Quelle: BMF, Berechnungen Eicker-Wolf /Truger
-43 Mrd.€
-4 Mrd.€
-30 Mrd.€
-24 Mrd.€
-31 Mrd.€
-35 Mrd.€
-40 Mrd.€
-20 Mrd.€
-36 Mrd.€
-51 Mrd.€
-56 Mrd.€
-52 Mrd.€
-48 Mrd.€
-4 Mrd.€
-30 Mrd.€
-24 Mrd.€
-31 Mrd.€-35 Mrd.€
-43 Mrd.€-40 Mrd.€
-20 Mrd.€-20 Mrd.€
-36 Mrd.€
-51 Mrd.€-56 Mrd.€
-52 Mrd.€-48 Mrd.€
-60
-50
-40
-30
-20
-10
0
10
20
30
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Den Staat arm "reformieren"Einnahmeausfälle durch Steuergesetzesänderungen seit 1998
rot-grün schwarz-rot
schwarz-gelb gesamt
Quelle: BMF, Berechungen Eicker-Wolf /Truger
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Bei den Ausgaben von Staat und Sozialversicherung wird meist nur auf die absolute Höhe geschaut. Selbst hier gab es in den vergangenen Jahren keine hohen Steigerungen. Die Einnahmen sanken sogar 2001 und sehr stark in der Krise 2009 und 2010.
Ein besserer Maßstab ist der Anteil der Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt: Wenn die Wirtschaft schneller wächst als die Ausgaben von Staat und Sozialversicherung bedeutet dies, dass wir uns einen kleineren Teil des gesamten Reichtums für öffentliche Aufgaben und soziale Sicherheit leisten. Das war in den vergangenen Jahren der Fall. Die Bundesregierung will die Einnahmen sogar noch weiter auf nur noch 42 Prozent des Bruttoinlandsprodukts drücken. Damit wäre ein weiterer massiver Abbau des Sozialstaats programmiert.
957 945953 962 958
976
1016
1065 1092
1068
10361044
1065
1087
983
1005
1031
1049 1041 1050 10541061
1144
1170 1169 1167 1164
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Sozialstaat in der KriseEinnahmen und Ausgaben von Staat und Sozialversicherungen, Mrd. Euro
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Einnahmen
Ausgaben
Quelle: Statistisches Bundesamt 2009 und Bundesregierung, Deutsches Stabilitätsprogramm, Januar 2010, eigene Berechnungen
Projektion der Bundesregierung
77 134 124 101 78
Finanzierungsdefizit, Mrd. Euro
46,4%
44,7%44,4%
44,5%
43,3%43,5% 43,7%
43,9%
43,7%
44,4%
42,5%
42,0% 42,0% 42,0%
47,6% 47,6%
48,1%48,5%
47,1%
46,8%
45,4%
43,7%
47,6%48,0%
47,0%
46,0%
45,0%
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Sozialstaat in der KriseAnteil von Staat und Sozialversicherungen am Bruttoinlandsprodukt
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Einnahmen
Ausgaben
Quelle: Statistisches Bundesamt 2009 und Bundesregierung, Deutsches Stabilitätsprogramm, Januar 2010
Projektion der Bundesregierung
In absoluten Zahlen ist die Staatsverschuldung in den 1990er Jahren nach der deutschen Einheit stark gestiegen, dann nach 2001 durch das schwache Wirtschaftswachstum. Einen massiven Schub der Neuverschuldung gibt es in der gegenwärtigen Krise.
Gemessen als Anteil am Bruttoinlandsprodukt - der Schuldenquote - war der Anstieg bei weitem nicht so stark. Der Verzicht auf Steuereinnahmen durch die „Reformen“ der Bundesregierung und die Krise lassen die Schuldenquote aber absehbar wieder ansteigen. Im internationalen Vergleich ist die deutsche Staatsverschuldung aber noch moderat und nicht problematisch.
10 29 63
23
7
53
6 59
9 68
0 76
6 84
0
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09
1.0
69
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19
1.1
53
1.1
83
1.1
98
1.2
42
1.2
93
1.3
84
1.4
54
1.5
24
1.5
71
1.5
78
1.6
45
1.7
26
2.0
00
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
in M
rd.
Eu
ro
Entwicklung der Staatsschulden Öffentliche Haushalte insgesamt*
*Bund, Länder, Gemeinden, Sonderrechnungen des Bundes,Quelle: Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 2003, Deutsche Bundesbank Monatsbericht Oktober 2009
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Prognose
40%42%
46%48%
56%58% 60% 60% 61% 60% 59% 60%
64% 66%68% 68%
65% 66%
73%77%
80% 81%
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Entwicklung der Staatsschulden in Deutschlandin Prozent am Bruttoinlandsprodukt
Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatbericht Februar 2010, Bundesministerium der Finanzen, Monatsbericht Februar 2010, Bundesbankstatistik
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaf tspolitik
Prognose
65%
44%
64% 65%
104%96%
172%
66%
77% 80% 83%92%
117%
125%
194%
84%
Deutschland Großbritannien Frankreich USA Italien Griechenland Japan Euro-Länder
Wo sind die Grenzen?Staatsverschuldung in Prozent des Bruttoinlandsprodukts
2007 2010 (Prognose)
Quelle: EU-Kommission, Herbst 2009, Daten für USA und Japan Frühjahr 2009
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Fast 40 Prozent der Ausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden sind für die soziale Sicherheit. Das meiste davon wird als Kindergeld, Rente, Pension oder Arbeitslosengeld direkt wieder an die ausgezahlt, die es tatsächlich brauchen.
Für soziale Leistungen insgesamt gibt der Staat heute einen größeren Teil der Ausgaben aus als früher. Wesentliche Ursache ist die höhere Arbeitslosigkeit. Kräftig gekürzt hat er bei den Ausgaben für das Personal.
20%
14%
39%
Wofür gibt der Staat Geld aus?
Allgemeine öffentliche Verwaltung144 Mrd. €davon die Hälfte Zinsen
Verteidigung 26 Mrd. €
Öffentliche Ordnung und Sicherheit 37 Mrd. €
Wirtschaftliche Angelegenheiten 69 Mrd. €
Umweltschutz 12 Mrd. €
Wohnungswesen, kommunale Gemeinschaftsdienste 21 Mrd. €
Gesundheitswesen 6 Mrd. €
Freizeit, Sport,Kultur und Religion15 Mrd. €
Bildungswesen 97 Mrd. €
Soziale Sicherung 268 Mrd. €
2007694 Mrd.€
Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
14%
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
3,2%
6,0%
10,3%
12,6%
11,6%
14,1%
17,4%
24,8%
3,2%
5,2%
9,4%
13,7%
13,6%
14,1%
19,3%
21,5%
soziale Sachleistungen
Investitionen
Zinsen
Sachausgaben
Transfers an Sozialversicherung
Subventionen, Vermögens- und andere Transfers
Soziale Geldleistungen
Arbeitnehmerentgelte
Weniger für Beschäftigte, mehr für SozialesAnteile an den Gesamtausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden
2008
1999
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, eigene Berechnung
135
148154
157 162 164 163 164 166 166 166 169 169 170 169 167 168 171
6,0%
6,5%
7,0%
7,5%
8,0%
8,5%
9,0%
9,5%
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Mill
iard
en
Eu
ro -
Sä
ule
n
Personalausgaben des Staates
Quelle: Statistisches Bundesamt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, eigene Berechnungen
8,8 %
Anteil am Bruttoinlandsprodukt - rechte Skala
6,9 %
ver.di BundesvorstandBeeich Wirtschaftspolitik
17,1%
14,9%
12,7%
11,6%11,1% 10,9% 11%
9,8%9,1%
7,9% 7,6%6,9%
10,5%
Suppenkaspar DeutschlandAusgaben für öffentlich Beschäftigte 2008in Prozent des Bruttoinlandsprodukts
Quelle: Europäische Kommission
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
10 %
15 %
20 %
25 %
30 %
35 %
40 %
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Anteil der öffentlichen Beschäftigungan der Gesamtbeschäftigung
Schweden
Dänemark
Frankreich
Finnland
Groß-britannien
USA
Deutschland
Quelle: ILO
40,37 38,68
35,26 35,50 37,59 36,79 36,78 36,01
33,81 31,63
30,23 32,35
34,29
37,40
40,20
2,2 2,1
1,8 1,81,9
1,8 1,71,7
1,61,4
1,3 1,4 1,41,5
1,7
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0,5
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3,0
3,5
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0,00
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30,00
35,00
40,00
45,00
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
in P
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de
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rutt
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lan
ds
pro
du
kte
s
in M
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Eu
ro
Öffentliche Investitionen
Quelle: Statistisches Bundesamt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechung
Öffentliche Bruttoinvestitionen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts
Öffentliche Bruttoinvestitionen in Milliarden Euro
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
1,0%
1,5%
2,2% 2,3%2,5%
3,2% 3,3%
3,8%
4,6%
2,6%
Öffentliche Investitionen in Deutschland gering 2008, in Prozent des Bruttoinlandsproduktes
Quelle: Europäische Kommission
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
ver.di fordert:
• Stärkung der Staatsfinanzen und wiedermehr Steuergerechtigkeit
• Der Spitzensteuersatz muss wieder auf50 Prozent angehoben werden. Schlupflöcher müssen geschlossen werden
• Unternehmen müssen wieder mehr zurFinanzierung der öffentlichen Infrastrukturbeitragen
• Wiedererhebung der Vermögensteuer undgerechte Reform der Erbschaftsteuer