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Monika Schnitzer
Ludwig-Maximilians-Universität MünchenMitglied des Sachverständigenrats
26. Mai 2020
Wege und Irrwege aus der Corona-Krise
2
Überblick
I. Verbreitung von Covid-19
II. Gründe für die eingeschränkte wirtschaftliche Aktivität
III. Prognosen und Szenarien für die Entwicklung des BIP
IV. Wege und Irrwege aus der Corona-Krise
− Branchenspezifische Maßnahmen
− Vorschläge des SVR
− Ende der Globalisierung?
V. Deutsch-französische EU-Initiative
VI. Fazit
3
www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de
− Sondergutachten (veröffentlicht am 30. März)
− Meinungsbeitrag zur Exit-Strategie (12. April, FAS),
plus Arbeitspapier mit Daten und Fakten
− Meinungsbeitrag zum Konjunkturpaket (22. Mai, SZ)
Große und bislang nicht gekannte Herausforderungen: Situation historisch außergewöhnlich
Rahmenbedingungen ändern sich fast täglich & schwierige Datenlage
Prognosen und Einschätzungen mit erheblicher Unsicherheit verbunden
Sondergutachten & Meinungsbeiträge
4
Verbreitung von COVID-19
5
Die globale Verbreitung von COVID-19
Tägliche Anzahl von Neuinfektionen nach Kontinenten
0
20
40
60
80
100
120
23.1. 30.1. 6.2. 13.2. 20.2. 27.2. 5.3. 12.3. 19.3. 26.3. 2.4. 9.4. 16.4. 23.4. 30.4. 7.5. 14.5.
Registrierte Neuinfektionen in Tausend
China Sonstiges Asien Europa Nordamerika Südamerika Ozeanien Afrika
Quelle: Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten© Sachverständigenrat | 20-180
Phase 1: China
6
Die globale Verbreitung von COVID-19
Tägliche Anzahl von Neuinfektionen nach Kontinenten
0
20
40
60
80
100
120
23.1. 30.1. 6.2. 13.2. 20.2. 27.2. 5.3. 12.3. 19.3. 26.3. 2.4. 9.4. 16.4. 23.4. 30.4. 7.5. 14.5.
Registrierte Neuinfektionen in Tausend
China Sonstiges Asien Europa Nordamerika Südamerika Ozeanien Afrika
Quelle: Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten© Sachverständigenrat | 20-180
Phase 2: Europa
7
Die globale Verbreitung von COVID-19
Tägliche Anzahl von Neuinfektionen nach Kontinenten
0
20
40
60
80
100
120
23.1. 30.1. 6.2. 13.2. 20.2. 27.2. 5.3. 12.3. 19.3. 26.3. 2.4. 9.4. 16.4. 23.4. 30.4. 7.5. 14.5.
Registrierte Neuinfektionen in Tausend
China Sonstiges Asien Europa Nordamerika Südamerika Ozeanien Afrika
Quelle: Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten© Sachverständigenrat | 20-180
Phase 3: global
8
Die globale Verbreitung von COVID-19
Ausbreitung von COVID-19
5 001 bis 50 000 > 50 000Keine 1 bis 100 101 bis 1 000 1 001 bis 5 000
Kumulierte Anzahl registrierter Infektionen
© 20 055Sachverständigenrat | -Quellen: EuroGeographics bezüglich der Verwaltungsgrenzen, WHO
0,613,5
20,6
20,7
48,8
36,6
40,4
9
Entwicklung der COVID-19 Neuinfektionen
Anzahl der Neuinfektionen von Covid-19 je EinwohnerStartdatum: Mindestens 100 kumulierte Fälle von Infektionen, Enddatum: 24.05.2020
0
2
4
6
8
10
12
14
16
19.01. 19.03. 19.05.
Welt
Neuinfektionen je Mio Einwohner
0
10
20
30
40
50
60
70
80
01.03. 01.04. 01.05.
Deutschland
Neuinfektionen je Mio Einwohner
0
20
40
60
80
100
120
24.02. 24.03. 24.04. 24.05.
Italien
Neuinfektionen je Mio Einwohner
0
20
40
60
80
100
120
140
01.03. 01.04. 01.05.
Frankreich
Neuinfektionen je Mio Einwohner
0
20
40
60
80
100
120
140
160
03.03. 03.04. 03.05.
USA
Neuinfektionen je Mio Einwohner
0
20
40
60
80
100
120
140
06.03. 06.04. 06.05.
Vereinigtes Königreich
Neuinfektionen je Mio Einwohner
0
2
4
6
8
10
12
19.01. 19.03. 19.05.
China
Neuinfektionen je Mio Einwohner
0
20
40
60
80
100
120
15.03. 15.04. 15.05.
Brasilien
Neuinfektionen je Mio Einwohner
Quelle: Our World in Data© Sachverständigenrat | 20-150
0 5 10 15 20 25
Frankreich
Italien
Deutschland
Spanien
Niederlande
Belgien
Türkei
Vereinigtes Königreich
Kanada
USA
Iran
Russland
Peru
Saudi Arabien
Pakistan
Katar
Mexiko
Indien
Brasilien
Chile
Heterogene Geschwindigkeit der derzeitigen
Ausbreitung21. Mai bis 24. Mai 2020
Veränderung der Fallzahlen in %
Quellen: Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle
von Krankheiten, eigene Berechnungen
© Sachverständigenrat | 20-064
10
COVID-19 Entwicklung in Deutschland
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
01.03. 15.03. 29.03. 12.04. 26.04. 10.05. 24.05.
Registrierte Corona-Infektionen und ihre
Ausgänge in Deutschland
Personen (in Tausend)
Offen Genesung Todesfälle
Quelle: Johns Hopkins Universität© Sachverständigenrat | 20-120
11
Gründe für die eingeschränkte wirtschaftliche Aktivität
12
Gründe für die eingeschränkte wirtschaftliche Aktivität
1. Behördliche Schließungen
13
Behördlich geschlossene Wirtschaftsbereiche
© 20 101Sachverständigenrat | -Quellen: Eurostat, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Bruttowertschöpfung im Dienstleistungssektor im Jahr 2017
Anteil in %
Sonstiger
Einzelhandel
Sonstige
Dienst-
leistungen
Kunst, Unterhalt. u.
Erholung (inkl. Kinos)
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen
Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen
Freiberufl., wissenschaftl. u. techn.
Dienstleistungen
Verkehr und Lagerei
Großhandel
Lebensmittelhandel,
Apotheken, Drogerie-
märkte
Information und
Kommunikation
(ohne Kinos)
Sonstiger Einzelhandel
Öffentliche Dienstleister,
Erziehung, Gesundheit
Grundstücks- und Wohnungs-
wesen, Erbring. v. Finanz- u.
Versicherungsdienstleistungen
Gastronomie
Kfz-Handel
Beherbergung
Handel mit Bekleidung,
Schuhen, Lederwaren
Überwiegend geöffnet Überwiegend geschlossen
© 20 101Sachverständigenrat | -Quellen: Eurostat, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Beschäftigte im Dienstleistungssektor im Jahr 2017
Anteil in %
Sonstiger Einzelhandel
Sonstige
Dientsleistungen
Kunst, Unterhalt. u.
Erholung (inkl. Kinos)Verkehr und Lagerei
Freiberufl., wissenschaftl.
u. techn. Dienstleistungen
Sonstige wirtschaft-
liche Dienstleister
Großhandel
Lebensmittelhandel,
Apotheken, Drogerie-
märkte
Information und Kom-
munikation (ohne Kinos)
Sonstiger Einzelhandel
Grundstücks- und Wohnungs-
wesen; Erbringung v. Finanz- u.
Versicherungsdienstleistungen
Kfz-Handel
Gastronomie
Beherbergung
Handel mit Bekleidung,
Schuhen, Lederwaren
Öffentliche Dienstleister,
Erziehung, Gesundheit
Erbringung v. sonstigen Dienstleistungen
Überwiegend geöffnet Überwiegend geschlossen
14
Gründe für die eingeschränkte wirtschaftliche Aktivität
1. Behördliche Schließungen
2. Fehlende Vorleistungen
15
Verarbeitendes Gewerbe stark auf Vorleistungen angewiesen
− Über 50% des Produktionswertes in
den wichtigsten Wirtschaftszweigen
25% bis 45% der dortigen Vorleistungsnachfrage entfällt auf Importe
Deutlich mehr als die Hälfte dieser Vorleistungsimporte aus EU
Verflechtung über Vorleistungszulieferungen
© Sachverständigenrat | 20-186Quellen: World Input Output Database, eigene Berechnungen
Vorleistungsanteile der deutschen Wirtschaft
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Handel
und
Dienst-
leistungen
Verarbei-
tendes
Gewerbe
Kraftwagen
und
Kraftwagen-
teile
Maschinen Metall-
erzeugnisse
Nahrungs-
und
Futtermittel,
Getränke,
Tabakerzeugnisse
Chemische
Erzeugnisse
Anteil am Produktionswert in %
Vorleistungen
aus EU
Vorleistungen
extra EU
Inländische
Vorleistungen
788,62 394,2 140,3 56,2 71,2 123,5 56,2
Bruttowertschöpfung
in Mrd US-Dollar
16
Gründe für die eingeschränkte wirtschaftliche Aktivität
1. Behördliche Schließungen
2. Fehlende Vorleistungen
3. Fehlende Nachfrage
17
Nachfrage im Inland
0
200
400
600
800
1 000
1 200
1 400
1.
Feb
8.
Feb
15.
Feb
22.
Feb
29.
Feb
7.
Mrz
14.
Mrz
21.
Mrz
28.
Mrz
4.
Apr
11.
Apr
Erheblicher Einbruch der Flugbewegungen
im Vergleich zu den Vorjahren
An- und Abflüge in Frankfurt
Durchschnitt (2016-2019) 2020
Orkan
Sabine
Quellen: Deutscher Fluglärmdienst e.V., eigene Berechnungen
© Sachverständigenrat | 20-077
-100
-80
-60
-40
-20
0
20
18.
Feb
22.
Feb
26.
Feb
1.
Mrz
5.
Mrz
9.
Mrz
13.
Mrz
17.
Mrz
21.
Mrz
Restaurantreservierungen gehen gegen Null
Veränderung in %
Deutschland USA Global
Quelle: OpenTable Datacenter© Sachverständigenrat | 20-077
18
Nachfrage im Inland
0,2 0,3-0,8
-0,2
-1,6
-2,1
-1,8
-1,2-8
-7
-6
-5
-4
-3
-2
-1
0
1
GS GB PF VD GGL GGS VFKD RD
Risikoszenario (7 Wochen Shutdown, 5 Wochen
Erholung)
Beitrag zum BIP-Rückgang in Prozentpunkten
(+5 %) (–75 %) (–90 %)(–45 %)
Nachfrageveränderung
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen© Sachverständigenrat | 20-081
GS-Gesundheit, GB-Grundbedarf, PF-Waren und Dienstleistungen für den Betrieb von Privatfahrzeugen, VD-Verkehrsdienstleistungen (ohne Schiff- und Luftfahrt), GGL-Gebrauchsgüter leicht betroffen, GGS-Gebrauchsgüter stark betroffen, VFKD-Verpflegungs-, Freizeit- und Kulturdienstleistungen, RD-Reisedienstleistungen
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
4,5
Arbeitslosigkeit und angezeigte Kurzarbeit
Millionen Personen Millionen Personen
Registriert Arbeitslose (saison- und kalenderbereinigt)
Angezeigte konjunkturelle Kurzarbeit (rechte Skala)
2007 202008 09 1110 12 13 14 15 16 17 18 19
Quelle: BA© Sachverständigenrat | 20-149
19
Verarbeitendes Gewerbe in Deutschland auf Exportnachfrage angewiesen
− Über 50% der Gesamtnachfrage
Vorleistungsnachfrage wichtiger als Endgüternachfrage
Hohe Bedeutung von Nicht-EU Märkten relativ zu Zulieferungen
− Insbesondere in den
wertschöpfungsstärksten
Wirtschaftszweigen
Verflechtung über Exportnachfrage
© Sachverständigenrat | 20-185Quellen: World Input Output Database, eigene Berechnungen
Exportorientierung der deutschen Wirtschaft
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Handel
und
Dienst-
leistungen
Verarbei-
tendes
Gewerbe
Kraftwagen
und
Kraftwagen-
teile
Maschinen Metall-
erzeugnisse
Nahrungs-
und
Futtermittel,
Getränke,
Tabakerzeugnisse
Chemische
Erzeugnisse
Anteil am Produktionswert in %
Vorleistungs-
export in EU
Endgüter-
export in EU
Vorleistungs-
export extra EU
Endgüter-
export extra EU
Bruttowertschöpfung
in Mrd US-Dollar
56,2 788,62 394,2 140,3 56,2 71,2 123,5
20
Einbruch der Auslandsnachfrage
-35
-30
-25
-20
-15
-10
-5
0
5
10
15
20
0 20 40 60 80 100
Umsätze
Veränderung der Auslandsumsätze1 in %
Exportanteil3 der Produktion in %
Wirtschaftszweige, darunter:
WZ08-29 Herstellung von Kraft-
wagen und Kraftwagenteilen
WZ08-30 Sonstiger
Fahrzeugbau
-35
-30
-25
-20
-15
-10
-5
0
5
10
15
20
0 20 40 60 80 100
Auftragseingänge
Veränderung der ausländischen Auftragseingänge2 in %
Exportanteil3 der Produktion in %
Wirtschaftszweige, darunter:
WZ08-29 Herstellung von Kraft-
wagen und Kraftwagenteilen
WZ08-28
Maschinenbau
1 – Prozentuale Veränderung der saison- und kalenderbereinigten Umsätze mit dem Ausland zwischen Februar 2020 und März 2020. 2 – Prozen-
tuale Veränderung der saison- und kalenderbereinigten Auftragseingänge aus dem Ausland zwischen Februar 2020 und März 2020. 3 – Prozentu-
aler Anteil der Exporte an der Gesamtproduktion des Wirtschaftszweigs im Jahr 2015 gemäß World Input Output Database.
Quellen: Statistisches Bundesamt, World Input Output Database, eigene Berechnungen© Sachverständigenrat | 20-174
Kreisgröße proportional zur Bruttowertschöpfung der Wirtschaftszweige
Exporte und konjunktureller Einbruch zwischen Februar und März 2020 im verarbeitenden Gewerbe
21
Gründe für die eingeschränkte wirtschaftliche Aktivität
1. Behördliche Schließungen
2. Fehlende Vorleistungen
3. Fehlende Nachfrage
4. Krankheit, Quarantäne und Schutz der Beschäftigten
5. Kinderbetreuung
22
Viele unterschiedliche Gründe für Einschränkung der wirtschaftlichen Aktivität
Wirtschaft kann daher nicht einfach wieder „behördlich geöffnet“ werden
Gründe für die eingeschränkte wirtschaftliche Aktivität
1. Behördliche Schließungen
2. Fehlende Vorleistungen
3. Fehlende Nachfrage
4. Krankheit, Quarantäne und Schutz der Beschäftigten
5. Kinderbetreuung
23
Prognosen und Szenarien für die Entwicklung des BIP
24
Jüngste Umfrageindikatoren deuten auf historischen Einbruch im ersten Halbjahr hin
10
20
30
40
60
70
50
2013 14 15 16 17 18 19 2020
Einkaufsmanagerindex
Industrie Dienstleistungsbereich
© 20 163Sachverständigenrat | -Quelle: IHS Markit
Indexpunkte
-60
-45
-30
-15
15
30
45
60
0
2013 14 15 16 17 18 19 2020
ifo Geschäftsklimaindex
Beurteilung der GeschäftslageGeschäftsklima
Geschäftserwartungen
© 20 163Sachverständigenrat | -Quelle:ifo
Saldo
25
Drei Szenarien (Stand: 22.3)
− Basisszenario
− Risikoszenario (ausgeprägtes V)
− Risikoszenario (langes U)
Hohe Unsicherheit über Dauer & Effekte des Shutdowns
Rückgang des BIP 2020 zwischen 2,8% und 5,4%
Schnelle Erholung in 2 der 3 Szenarien
− Aber: BIP dürfte Potenzialniveau
frühestens 2022 wieder erreichen
BIP-Szenarien für Deutschland im Sondergutachten
720
740
760
780
800
820
840
I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV
2018 2019 2020 2021
Verschiedene Szenarien für die BIP-Prognosesaison- und kalenderbereinigt
BIP in Mrd Euro
JG 2019/20 Szenario 1 (Basisszenario)
Szenario 2 (ausgeprägtes V) Szenario 3 (langes U)
Prognosezeitraum
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
© Sachverständigenrat | 20-095
26
Überblick über Prognosen für Deutschland
BIP-Prognosen des Sachverständigenrates und anderer Institutionen
Basis-
szenario
Risiko-
szenario 1
Risiko-
szenario 2
Basis-
szenario
Risiko-
szenario 1
Risiko-
szenario 2
Wachstum zum Vorjahr in %1
OECD2 02.03. 0,3 0,9
IWH 12.03. 0,6 – 1,7 – 2,4 2,0
IfW3 12.03. – 0,1 – 4,5 – 8,7 2,3 7,2 10,9
ifo 19.03. – 1,5 – 6,0 3,7
DIW 19.03. – 0,1 1,7
RWI 19.03. – 0,8 2,3
SVR 22.03. – 2,8 – 5,4 – 4,5 3,7 4,9 1,0
IMK 02.04. – 4,0 2,4
GD 08.04. – 4,2 5,8
IMF 14.04. – 7,0 5,2
Bundesregierung 29.04. – 6,3 5,2
EU2 06.05. – 6,5 5,9
IfW 18.05. – 7,1 7,2
1 – Preisbereinigt. 2 – Kalenderbereinigt. 3 – Veröffentlichung der Risikoszenarien am 19.03.
Quellen: Angegebene Quellen© Sachverständigenrat | 20-138
2020 2021
27
Pandemie löst globale Rezession aus
85
90
95
100
105
110
115
I II III IV I II III IV I II III IV
2019 2020 2021
Prognose des IWF für das globale
Bruttoinlandsprodukt
2019Q1 = 100
Fortgeschrittene Volkswirtschaften:
Prognose April 2020 Prognose Januar 2020
Schwellen- und Entwicklungsländer:
Prognose April 2020 Prognose Januar 2020
Quelle: IWF© Sachverständigenrat | 20-189
Krise hat mittlerweile praktisch alle Volkswirtschaften erfasst
In China ging das BIP im ersten Quartal um fast 10% zurück
Anträge auf Arbeitslosenhilfe in USA auf historische Höchstwerte angestiegen
Einzelne Länder im Euro-Raum vermutlich besonders stark betroffen
− Insbesondere Einschränkungen des
Tourismus treffen einige Mitgliedstaaten
besonders hart
28
Pandemie löst globale Rezession aus
Krise hat mittlerweile praktisch alle Volkswirtschaften erfasst
In China ging das BIP im ersten Quartal um fast 10% zurück
Anträge auf Arbeitslosenhilfe in USA auf historische Höchstwerte angestiegen
Einzelne Länder im Euro-Raum vermutlich besonders stark betroffen
− Insbesondere Einschränkungen des
Tourismus treffen einige Mitgliedstaaten
besonders hart
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
EA DE FR IT ES NL AT PT GR HR
Bedeutung von Gastgewerbe/Beherbergung und
Gastronomie im Jahr 2017
%
Anteil an der Brutto-
wertschöpfung
Anteil an den
Erwerbstätigen
Quellen: Eurostat, eigene Berechnungen© Sachverständigenrat | 20-188
29
Wege und Irrwege aus der Krise
30
Staatsbeteiligung an der Lufthansa
Auflagen: Verzicht auf Dividende, Vergütungs-beschränkungen, 2 Aufsichtsratssitze
Bedarf Genehmigung der EU-Kommission, Vorstand, Aufsichtsrat u. Hauptversammlung
− Mögliche Auflagen, wie Abgabe von Start-/
Landerechten in Frankfurt und München
Fraglich, ob außereuropäischer Investor Mehrheitsbeteiligung anstreben würde
− Mögliche Verluste von Verkehrsrechten
− Anhand Außenwirtschaftsrecht könnte Erwerb
von Unternehmensanteilen geprüft werden
Auch fraglich, ob europäischer Konkurrent Mehrheitsbeteiligung anstreben würde
WandelschuldverschreibungKann unter Bedingungen in 5% + 1
Aktie umgetauscht werden
KapitalerhöhungDirekte Beteiligung durch WSF
20% (300 Mio. Euro)
Stille BeteiligungWirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF)
5,7 Mrd. Euro
Syndizierte KreditfazilitätBeteiligung der KfW & priv. Banken Max. 3 Mrd. Euro, Laufzeit 3 Jahre
31
Einkommen durch Automatische Stabilisatoren stabilisiert
Aufholeffekte (zum ursprünglichen Aktivitätsniveau)
− Kapazitäten in vielen Dienstleistungsbereichen
eingeschränkt
Nachholeffekte (temporäres Überschießen)
− eher bei langlebigen Gütern
Unsicherheit der Unternehmen
− Abwarten bei Investitionen
Konsumzurückhaltung der Haushalte
Inländischer temporärer Nachfragestimulus nur begrenzt wirkungsvoll
Konsumausgaben und Auslastung in ausgewählten Dienstleistungsbereichen
Anteile an den privaten Konsumausgaben1
%
Energie11
KfZ12Nahrung13
Verarbeitendes
Gewerbe2
Wohnung3Dienstleistungen
Gaststätten und
Beherbergung4
Bildung5
Freizeit & Kultur6
Reisen7
Verkehr8
Wohnen9
Sonstige10
1 – Ergebnisse der Laufenden Wirtschaftsrechnungen (LWR) für das Jahr 2017. 2 – Bekleidung und Schuhe; Innenausstattung, Haushaltsgeräte
und -gegenstände ohne Dienstleistungen für die Haushaltsführung; Gebrauchs- und Verbrauchsgüter für die Gesundheit; sonstiger Verkehr; Post
und Telekommunikation ohne Dienstleistungen; Freizeit, Unterhaltung und Kultur ohne Freizeit- und Kulturdienstleistungen; Bücher, Zeitungen,
Zeitschriften u. Ä. und Pauschalreisen; andere Waren. 3 – Wohnungsmieten. 4 – Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen. 5 – Bücher;
Zeitungen, Zeitschriften u. Ä.; Bildungswesen. 6 – Freizeit- und Kulturdienstleistungen. 7 – Pauschalreisen. 8 – Wartung, Pflege und Reparaturen
an Kfz, Kraft- und Fahrrädern; sonstige Dienstleistungen; Personen- und Güterbeförderung. 9 – Wohnungsinstandhaltung; Dienstleistungen für die
Haushaltsführung. 10 – Dienstleistungen für die Gesundheit; Dienstleistungen für Post und Telekommunikation; Dienstleistungen für die Körper-
pflege; sonstige Dienstleistungen. 11 – Energie; Kraftstoffe und Schmiermittel. 12 – Kfz; Kraft- und Fahrräder; Ersatzteile und Zubehör. 13 – Nah-
rungsmittel, Getränke, Tabakwaren.
© Sachverständigenrat | 20-080Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutscher Bühnenverein e.V., IATA, kicker, eigene Berechnungen
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Stadien
1. und 2.
Fußball-
bundesliga
(2019/2020)
Zimmer in
Hotels,
Gasthöfen,
Pensionen
(2019)
Sitzplätze
im
Flugverkehr
in Europa
(2019)
Theater,
Oper, Tanz
(2018)
Durchschnittliche Auslastung
%
32
Maßnahmen sollten…
− zielgenau dort Unterstützung leisten, wo diese nötig sind
− wirtschaftliche Erholung unterstützen
− an den richtigen Stellen Anreize setzen, um gestärkt aus der Krise zu kommen
Eng mit der Lockerungsstrategie abgestimmt
− Lockerungen sollten mit Schutzkonzepten einhergehen, die möglichst praktikabel und
langfristig handhabbar sind
Stabilisierung der Erwartungen
− Dazu gehört maßvoller Umgang des Staates mit seinen finanziellen Ressourcen
Fiskalpolitische Maßnahmen
33
Branchenspezifische Maßnahmen
− Verfestigen tendenziell bestehende
Strukturen, ohne konjunkturelle
Wirkung
− Nach Stärke der Lobby
Beispiel Umweltprämie 2009
− Anstieg der PKW-Neuzulassungen in
2009, gefolgt von starkem Rückgang
− Mitnahmeeffekte
− Großteil an ausländische Hersteller
Keine branchenspezifische Maßnahmen:
Beispiel Kaufprämie für Autos
© 20 190Sachverständigenrat | -Quelle: BAFA
Umweltprämie 2009: Neufahrzeuge nach Automobilhersteller
Anteil in % zum 31. Juli 2010
Volkswagen (inkl. Audi,
Seat, Skoda, u.a.)
38 %
BMW (inkl. MINI)
1 %
Fiat (inkl. Alfa Romeo,
Lancia, u.a.) 7 %
Anzahl der
Neufahrzeuge
mit
Umweltprämie
1 569 664
Hyundai (inkl. Kia) 5 %
Renault-Nissan
(inkl. Dacia) 11 %
Ford
7 %
Groupe PSA (inkl.
Citroen, Peugeot)
17 %
GM (inkl. Opel,
Chevrolet, u.a.)
11 %
Mercedes-Benz
(inkl. Smart)
1 %
Toyota (inkl. Daihatsu,
Subaru) 5 %
Sonstige Hersteller 6 %
34
Weiterer Kontext
Hohe Gewinne der Automobilhersteller in den letzten Jahren
Dividendenausschüttung für dieses Jahr geplant
Notwendiger Strukturwandel verzögert (im Vertrauen auf politische Unterstützung)
Bisher kein Beitrag der Verkehrsbranche zur Reduzierung der CO2- Emissionen
Keine branchenspezifische Maßnahmen:
Beispiel Kaufprämie für Autos
35
Konsumgutscheine
Unpräzises Instrument mit hohem administrativem Aufwand
Erhebliche Mitnahmeeffekte
Andere Gründe für Konsumzurückhaltung
− aus Gründen des Gesundheitsschutzes
− durch Zukunftsunsicherheit
Kapazitäten eingeschränkt, insbesondere in am stärksten betroffenen Bereichen
Teure Maßnahme
− 250€ pro Gutschein: bei 83 Mio.
Einwohnern über 20 Mrd. Euro
© 20 193Sachverständigenrat | -Quelle: Börsch-Supan et al. (2009)
Verwendung eines Konsumgutscheins
Anteil an befragten Haushalten
Kaufen, was ich/wir
sonst nicht gekauft
hätte/n 27 %
Anzahl der
befragten
Haushalte
2 222
Kaufen, was ich/
wir ohnehin
gekauft hätte/n
73 %
36
Vorschläge des SVR
1. Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrags /-vortrags
2. Senkung der Stromsteuer und EEG-Umlage
3. Förderung von privaten und öffentlichen Investitionen
37
Erweiterung des Verlustrücktrags
− Unterstützt diejenigen Unternehmen, die in
vergangenen Jahren Gewinne erzielten, in diesem
Jahr jedoch Verluste erwarten
− Mögliche Veränderungen: Höhe der verrechenbaren
Verluste sowie Zeitraum in der Vergangenheit, der
herangezogen werden kann
Ausweitung des unterjährigen Verlustrücktrags
− Direkt und kurzfristig Liquidität für Unternehmen,
ohne ihre Verschuldung zu erhöhen
Ausweitung des Verlustvortrags
− Unterstützt mittelfristiges Wachstum
− Erhöht Anreiz, heute zu investieren
Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrags /-vortrags
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
-25 -20 -15 -10 -5 0 5
Steueraufkommen und Wachstum nach
Wirtschaftsbereichen
Steueraufkommen in Mrd Euro
Prognose der BWS-Veränderung
Produzierendes Gewerbe Baugewerbe
Handel, Verkehr, Gastgewerbe
Information und Kommunikation
Finanz- und Versicherungsdienstleister
Grundstücks- und Wohnungswesen
Unternehmensdienstleister Öffentliche Dienstleister
Sonstige Dienstleister
Quellen: ifo Institut, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
© Sachverständigenrat | 20-170
38
Stromsteuer auf europäischen Mindestsatz senken
Senkung der EEG-Umlage über im Klimapaket beschlossene Reduktion hinaus
Spürbare Entlastung von Haushalten und Unternehmen
− regressive Wirkung von Energiesteuern:
Reform erhöht verfügbare Einkommen insb.
von einkommensschwachen Haushalten
Behebung ökologisch fragwürdiger Verzerrungen der Energiepreise
− Niedrigerer Strompreis unterstützt
Transformation zu einem klimafreundlicheren
Energiesystem: Anreize zur Sektorkopplung
Energiepreisreform
Quellen: Bundesnetzagentur, Einkommens- und Verbrauchs-
stichprobe, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen© 9-167Sachverständigenrat | 1
0
50
100
150
200
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
0,4
0,8
1,2
1,6
0
Durchschnittliche EEG-Umlage privater Haus-
halte nach Einkommenszehnteln
%
Anteil am Haushaltseinkommen (rechte Skala)
EEG-Umlage
Euro
im Jahr 2013
Einkommenszehntel
39
Stromsteuer und EEG-Umlage: 42% des Strom-preises für Industrie und 28% für Privathaushalte
5
10
15
20
25
30
35
0
1998 00 02 04 06 08 10 12 14 16 2019
Beschaffung, Netzentgelt,
Vertrieb
Beschaffung, Vertrieb
(ab 2006)
Cent/kWh
Netzentgelt, Abrech-
nung (ab 2006)
Strompreise für Privathaushalte
Quellen: BDEW, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
EEG-Umlage Steuern
Sonstige Umlagen, Ab-
gaben und Gebühren
© 9 118Sachverständigenrat | 1 -
Stromsteuer Hypothe-
tischer Preis
Beschaffung, Netzentgelt,
Vertrieb
Quellen: BDEW, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
5
10
15
20
25
30
35
0
1998 00 02 04 06 08 10 12 14 16 2019
Strompreise für Industrie
Cent/kWh
EEG-Umlage
Sonstige Umlagen, Abgaben und Gebühren
© 9 118Sachverständigenrat | 1 -
Stromsteuer Hypothetischer Preis
40
Stärkung der privaten Investitionen: Anreize zur Bildung von Humankapital und zum Ausbau der Digitalisierung
− Digitale Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen
− Bessere digitalen Ausstattung der Unternehmen
Öffentliche Investitionen
− Hindernis in den vergangenen Jahren: hohe Auslastung der Bauwirtschaft
− Investitionen in Gesundheitswesen, öffentlichen Nahverkehr, Netzinfrastruktur,
Infrastruktur für die emissionsneutrale Mobilität sowie in Breitbandausbau und in
Digitalisierung von Behörden und Schulen
− Staat muss nicht immer selbst als Investor auftreten (Zuschüsse Anreize für private
Investitionen oder eine Koordinationsfunktion übernehmen)
− Ein Drittel der öffentlichen Investitionen werden auf kommunaler Ebene getätigt:
zusätzliche Mittel des Bundes für gezielte Investitionen der Kommunen in den
genannten Bereichen notwendig
Private und öffentliche Investitionen
41
Verarbeitendes Gewerbe auf funktionierende Weltwirtschaft angewiesen
− Exportnachfrage für viele Wirtschaftsbereiche essenziell
− Funktionsfähige internationale Lieferketten für Produktion notwendig
Koordination auf europäischer Ebene wichtig
− Erheblicher Teil der Vorleistungen kommt aus anderen EU-Staaten
− Hoher Verflechtungsgrad aller EU-Staaten miteinander
− Eindämmung der Pandemie und Normalisierung der Wirtschaftsaktivität EU-weit
− Rückkehr zu reibungslosem Warenverkehr innerhalb der EU essenziell
Internationale Koordination
42
Abhängigkeit von Zulieferprodukten aus dem Ausland und Absatzmärkten im Ausland
Rückkehr zu nationalen Lieferketten?
Hauptproblem: unzureichende Diversifizierung der Lieferketten
Tradeoff: Kosten und Nutzen resilienter Wertschöpfungsketten
Absatzmärkte im Ausland: Politische Dimension
Ende der Globalisierung?
43
Deutsch-französische EU-Initiative
44
Fonds zur wirtschaftlichen Erholung mit einem Umfang von 500 Mrd Euro
− EU-Kommission soll Mittel an den Finanzmärkten aufnehmen, die nächsten
mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) ergänzen
− Mittel sollen als Zuschüsse für von der Corona-Pandemie besonders betroffene
Branchen und Regionen fließen
Auszahlung
− Bei Auszahlung in ersten 3 Jahren: jährlich zusätzlich 165 Mrd Euro
− Auszahlung über EU Haushalt für besonders betroffene Branchen und Regionen
− Offen ist die Überwachung der Zweckbindung zu Corona-bedingen Maßnahmen
Kritik aus Österreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden: fordern Kredite statt Zuschüsse
Deutsch-französische EU-Initiative
45
Weitere Maßnahmen in deutsch-französischer Initiative u.a.:
− Beschleunigung des Green Deals: Erhöhung des EU-Emissionsreduktionsziels,
Sektoraler Fahrplan für ökologische Erholung, CO2-Mindestbepreisung, Einbeziehung
weiterer Sektoren in das EU-ETS
− Gesundheitsstrategie
− Investitionen in Digitalisierung
Deutsch-französische EU-Initiative
46
Fazit
47
Für die Überwindung der Krise und späteren Abbau der Schulden ist nicht entscheidend, wieviel wir ausgeben, sondern wofür
Krise als Chance nutzen, um strukturellen Wandel voranzutreiben, zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln und in Infrastruktur und Bildung zu investieren
− Klimaschutz, Digitalisierung, Bildung, E-Government
Wie gut wir die Krise überwinden, hängt auch davon ab, wie gut die anderen EU-Ländern die Krise überwinden
Wir brauchen ein neues Narrativ für die EU: Gemeinsame Projekte, die Europa stark und zukunftsfähig machen
− Green Deal, Gesundheit, Digitalisierung
Fazit
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