Wertemilieus und Radverkehr · – 16 Prozent sind schon Pedelec gefahren, 3 Prozent aller...

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Wertemilieus und RadverkehrThementisch 1 auf der Fahrradkommunalkonferenz 2017

Vortrag mit anschließender Gruppenarbeit 07.11.2017, Estrel BerlinReferentin: Franziska Jurczok, Studienleiterin am SINUS-Institut

Quellenverweis und Copyright der Bilder: siehe Seite 27 (Bild 6 und 8)

2

Inhalt und Agenda zum Thementisch 1

A Theorie – Fahrradmonitor 2017

– Zentrale Befunde …3

– Wer fährt Fahrrad? (inkl. Befunde zu den SINUS-Milieus) ...8

B Transfer

– Erklärungsansätze für die verschiedenen Nutzungsintensitäten in den Milieus ..17

– Aufgabe: Bilderkärtchen zuordnen ..23

– Aufgabe: Konkrete Maßnahmen zur Förderung der Fahrradnutzung ..25

Quellenangaben und Copyright der verwendeten Bilder ..27

Vorgehen: Der Thementisch bestand aus zwei Modulen: einem 10 min Vortrag durch das SINUS-Institut (A Theorie) und anschließenden Gruppenarbeiten von ca. 10 bis 15 min Länge (B Transfer).

3

ATheorie – Fahrradmonitor 2017Zentrale Befunde

4

Methode & Stichprobe der Studie

Mit einer Förderung durch das Bundesministerium fürVerkehr und digitale Infrastruktur wurden in dieser repräsentativen Befragung das Verkehrsverhalten und die Fahrradnutzung erfragt.

Methode: Online-Befragung mit 3.156 Deutschen zwischen 14 und 69 Jahren (Repräsentativität nach Alter, Geschlecht, Bildung und Ortsgröße)

Dauer eines Interviews: ca. 23 Minuten

Befragungszeitraum: Juni 2017

5

Zentrale Befunde - Überblick

Das Radfahren wird immer beliebter (Vergleich letzte 4 Jahre)

– Die regelmäßige Nutzung der Fahrrads als Verkehrsmittel (+6PP) und die Beliebtheit nimmt zu (+13PP)

– Das Auto stagniert bzw. geht zurück (Nutzung -3PP, -1PP Beliebtheit)

Die „Neuheiten“ auf dem Fahrradmarkt gewinnen an Bedeutung

– 16 Prozent sind schon Pedelec gefahren, 3 Prozent aller Befragten besitzen eines. Pedelecs stoßen bei 42 Prozent auf ein (hohes) Interesse.

– 39 Prozent haben schon von Lastenrädern gehört und 7 Prozent davon können sich vorstellen eines anzuschaffen.

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1

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3

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34

39

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84

Flugzeug

Moped/Roller

Motorrad

Zug

Fahrrad alsFreizeitbeschäftigung

Fahrrad als Verkehrsmittel

Öffentliche Verkehrsmittel

Auto

Gehe zu Fuß

2017***

2015**

2013*

Regelmäßige NutzungFahrrad im Vergleich mit anderen Verkehrsmitteln

"Wie häufig bewegen Sie sich mit folgenden Verkehrsmitteln fort?“ (mindestens ein paar Mal pro Woche)

***N= 3.156 Personen, dt. Bevölkerung zwischen 14 -69 Jahre **N= 2.000 Personen, dt. Bevölkerung zwischen 14 -69 Jahre

*N= 2.046 Personen, dt. Bevölkerung zwischen 14 -69 Jahre Angaben in Prozent

7

Verkehrsmittel (2017 n=2214; 2015 n= 1445 , 2013 n=1538)Freizeitbeschäftigung (2017 n=2124 , 2015 n=1444 , 2013 n=1487)

Auto (2017 n=2885, 2015 n=1850, 2013 n=1867)Basis: Nutzen das jeweilige Verkehrsmittel

Beliebtheit der Verkehrsmittel-Nutzung unter den NutzernSkala von 1 bis 6

"Wie gerne nutzen Sie …?"

32

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22

31

27

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12

12

5

7

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3

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2017

2015

2013

Fahrrad als Verkehrsmittel

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30

26

31

29

31

20

20

22

10

11

11

5

7

7

2

3

3

2017

2015

2013

Fahrrad als Freizeitbeschäftigung

52

53

53

23

26

23

13

11

13

6

5

5

3

3

3

3

2

3

2017

2015

2013

Auto

1 = sehr gerne 6 = überhaupt nicht gern

1 = sehr gerne 6 = überhaupt nicht gern

1 = sehr gerne 6 = überhaupt nicht gern

Angaben in Prozent

8

ATheorie - Fahrradmonitor 2017 Wer fährt Fahrrad? (inkl. Befunde zu den SINUS-Milieus)

9

Wer fährt regelmäßig Fahrrad?

Folgende Effekte im Hinblick auf die regelmäßige Nutzung des Fahrrads (täglich / mehrmals pro Woche) wurden beobachtet:

Alterseffekte: Mit steigendem Alter sinkt die Fahrradnutzung

Urbanisierungsgrad: Mit dem Grad der Urbanisierung steigt die Fahrradnutzung, nimmt ab Städten über 100.000 Einwohnern allerdings wieder leicht ab

Bildungs-/Einkommenseffekte: Personen mit hoher Bildung fahren mehr Rad als Personen mit mittlerer oder niedriger Bildung, beim Einkommen gibt es nur marginale Effekte

1 0

Regelmäßige Verkehrsmittel-Nutzung

14

14

13

20

17

14

12

13

10

13

10

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16

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30

26

28

Gesamt

Frauen

Männer

14-19 J.

20-29 J.

30-39 J.

40-49 J.

50-59 J.

60-69 J.

Bis 20.000 EW

20.000 bis 50.000 EW

50.000 bis 100.000 EW

100.000 bis 500.000 EW

Über 500.000 EW

Fahrrad (Verkehrsmittel und/oder Freizeit)

Mehrmals pro Woche

Täglich

"Wie häufig bewegen Sie sich mit folgenden Verkehrsmitteln fort?“ (Fahrrad als Verkehrsmittel und/oder Freizeit)

41

43

38

48

46

46

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31

35

37

46

42

41

Täglich / Mehrmals pro Woche

N= 3.156; alle BefragteAngaben in Prozent

Ortsgrößenklasse

Altersgruppen

1 1

Regelmäßige Verkehrsmittel-Nutzung

14

14

13

12

12

17

16

16

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14

09

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29

25

23

28

31

23

23

28

31

31

Gesamt

Frauen

Männer

Niedrig

Mittel

Hoch

Unter 1.000 Euro

1.000 bis unter 1.500 Euro

1.500 bis unter 2.500 Euro

2.500 bis unter 3.500 Euro

3.500 Euro und mehr

Fahrrad (Verkehrsmittel und/oder Freizeit)

Mehrmals pro Woche

Täglich

"Wie häufig bewegen Sie sich mit folgenden Verkehrsmitteln fort?“ (Fahrrad als Verkehrsmittel und/oder Freizeit)

41

43

38

35

40

48

39

39

41

45

39

Täglich / Mehrmals pro Woche

N= 3.156; alle BefragteAngaben in Prozent

Haushaltsnettoeinkommen

Bildungsniveau (höchster schulischer Abschluss)

1 2

Multioptionalität,Beschleunigung,Pragmatismus

ModernisierteTradition

Lebensstandard,Status, Besitz

Festhalten Bewahren

Tradition

Haben & Genießen Sein & Verändern

Modernisierung/Individualisierung

Machen & Erleben Grenzen überwinden

Neuorientierung

Traditions-verwurzelung

Selbstverwirklichung,Emanzipation, Authentizität

Exploration,Refokussierung, neue Synthesen

BürgerlicheMitte

Performer

Expeditive

Adaptiv-Pragmatische

Hedonisten

Prekäre

© SINUS 2017

Un

tere

Mit

tels

chic

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tM

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Mit

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Ob

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10%

7%

9%

13%

17%

7%

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11%

Das PositionierungsmodellZwei Dimension gesellschaftlicher Differenzierung

GrundorientierungAlltagsbewusstsein, Lebensstil, Lebensziele

"aktive" Dimension

Sozi

ale

Lag

eEi

nko

mm

en, B

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ng,

Ber

uf

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e" D

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n

1 3

Multioptionalität,Beschleunigung,Pragmatismus

ModernisierteTradition

Lebensstandard,Status, Besitz

Festhalten Bewahren

Tradition

Haben & Genießen Sein & Verändern

Modernisierung/Individualisierung

Machen & Erleben Grenzen überwinden

Neuorientierung

Traditions-verwurzelung

Selbstverwirklichung,Emanzipation, Authentizität

Exploration,Refokussierung, neue Synthesen

Grundorientierung

BürgerlicheMitte

Konservativ-Etablierte

Liberal-Intellektuelle

Sozialökologische

Performer

Expeditive

Adaptiv-Pragmatische

Hedonisten

Traditionelle

Prekäre

© SINUS 2017Sozi

ale

Lag

e

Un

tere

Mit

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8% 10%

7%

10%9%

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17%

7%

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11%

Die Verteilung der Sinus-Milieus® in Deutschland 2017In der untersuchten Altersgruppe 14-69 Jahre

1 4

Regelmäßige Verkehrsmittel-Nutzung (täglich / mehrmals die Woche)

Auswertung nach Sinus-Milieus©

= überrepräsentiert = unterrepräsentiert= durchschnittlich

1 5

Regelmäßige Verkehrsmittel-Nutzung (täglich / mehrmals die Woche)

Auswertung nach Sinus-Milieus©

= überrepräsentiert = unterrepräsentiert= durchschnittlich

1 6

Regelmäßige Verkehrsmittel-Nutzung (täglich / mehrmals die Woche)

Auswertung nach Sinus-Milieus©

= überrepräsentiert = unterrepräsentiert= durchschnittlich

1 7

B TransferErklärungsansätze für die verschiedenen Nutzungsintensitäten in den Milieus

1 8

Multioptionalität,Beschleunigung,Pragmatismus

ModernisierteTradition

Lebensstandard,Status, Besitz

Festhalten Bewahren

Tradition

Haben & Genießen Sein & Verändern

Modernisierung/Individualisierung

Machen & Erleben Grenzen überwinden

Neuorientierung

Traditions-verwurzelung

Selbstverwirklichung,Emanzipation, Authentizität

Exploration,Refokussierung, neue Synthesen

Grundorientierung

BürgerlicheMitte

Konservativ-Etablierte

Liberal-Intellektuelle

Sozialökologische

Performer

Expeditive

Adaptiv-Pragmatische

Hedonisten

Traditionelle

Prekäre

© SINUS 2017Sozi

ale

Lag

e

Un

tere

Mit

tels

chic

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nte

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Mit

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8% 10%

7%

10%9%

13%

17%

7%

8%

11%

Fokus auf drei Milieus mit unterschiedlichem NutzungsverhaltenNiedrige Nutzung (Traditionelle), durchschnittliche Nutzung (Adaptiv-Pragmatische) und überdurchschnittliche Nutzung (Performer)

1 9

Werteinstellungen und Radverkehr

Frage: Warum fahren die Performer und Expeditiven überdurchschnittlich häufig Rad?

Sind vergleichsweise jung, leben in Großstädten, oft noch ungebunden und geographisch flexibel (insb. Expeditive) Rad überzeugt im Hinblick auf Flexibilität, Kosten (im Unterschied zum Auto)

Emotionale Aspekte, Aspekte des Lebensstils zur Fahrradnutzung:

➢ Expeditive und Performer vereint ihr Wunsch nach Modernisierung, neuen Erfahrungen und Nonkonformität

➢ Entscheidende Werte sind Mobilität, Souveränität, Unabhängigkeit, Risikofreudigkeit, „Outside thecomfort zone“ und Lifestyle das Fahrrad verkörpert diese Werte; Tendenz: Das Fahrrad als neues Statusobjekt

Performer sind v.a. in der Freizeit fahrradaffin

➢ Radfahren (insbesondere Mountainbike) als Workout, an die Grenzen kommen und technische Begeisterung (hier auch großes Interesse an Pedelecs, 47% sehr interessant / eher interessant)

➢ Allerdings auch überdurchschnittliche Nutzung des Fahrrads als Verkehrsmittel (bei gleichzeitig starker Nutzung des Autos)

Einige Erklärungsansätze (1/3)

2 0

Werteinstellungen und Radverkehr

Frage: Warum radeln die Traditionellen und Prekären seltener als andere Milieus?

Alterseffekte und gesundheitlicher Zustand Spaß am Radfahren ist u.a. Frage des Fitnesszustandes und Sicherheitsgefühls

Emotionale Aspekte, Aspekte des Lebensstils zur Fahrradnutzung:

➢ Gesundheit (zumindest bei Prekären) und Umweltbewusstsein sind keine unverhandelbaren Grundwerte (Treiber Fahrradnutzung)

➢ „Outside the comfortzone“ ist kein Wert an sich wie bei den postmodernen eingestellten Milieus

➢ Das Auto steht für Tradition, Verlässlichkeit, bürgerliches Ideal („Haus, Auto, Familie“ ) gilt insbesondere für Traditionelle nach dem 2. WK Zeichen für Wohlstand und Freiheit / Mobilität (bei weniger gut ausgebautem ÖPNV-Netz)

➢ Auto ist ein materielles Statusobjekt; Fahrradfahren wird wohlmöglich mit Abstieg verbunden. Das Auto ist „hart erarbeitet“ und möchte nicht aufgegeben werden.

Einige Erklärungsansätze (2/3)

2 1

Werteinstellungen und Radverkehr

Frage: Warum radeln die Adaptiv-Pragmatischen nur durchschnittlich und nicht so häufig wie z.B. die Expeditiven?

Adaptiv-Pragmatische kommen eher aus ländlichen Gegenden, das Fahrrad ist vergleichsweise ineffizient, da die Infrastruktur zu den Orten des alltäglichen Lebens nicht immer genügend ausgebaut ist und der Alltag (Arbeit und junge Familie) stark durchgetaktet ist

Auch hier: Das Auto hat seinen festen Stellenwert „Familienkutsche“, ist praktisch, sicher, komfortabel, aber nicht primär ein Statusobjekt

Emotionale Aspekte, Aspekte des Lebensstils zur Fahrradnutzung :

➢ Fahrrad wird (noch) nicht als Lifestyle-Produkt angesehen wie z.B. bei den Expeditiven

➢ Fahrradfahren wird eher mit Freizeit verbunden Familienfahrradurlaub, Ausdauertraining, Natur und frische Luft

Einige Erklärungsansätze (3/3)

2 2

N= 2.440; alle Radfahrenden

Sicherheit im StraßenverkehrPersonen, die sich unsicher fühlen nach Milieu

Sehr sicher

4%

Meistens

49%Eher nicht

39%

Überhaup

t nicht

8%

Subjektives Sicherheitsgefühl

"Fühlen Sie sich im Straßenverkehr sicher, wenn Sie Rad fahren?"

Unsicherheit nach Milieu (Überhaupt nicht / eher nicht)

BÜM

KET

LIB

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46%38%

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45%

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47%

48%

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42%

Ø = 47%

47%

= überrepräsentiert = unterrepräsentiert= durchschnittlich

2 3

B TransferAufgabe: Bilderkärtchen zuordnen

2 4• Aus Lizenzgründen konnten nicht alle am Thementisch verwendeten Bilder hier dargestellt werden.

Quellen und Copyright zu den hier abgebildeten Bildern siehe Seite 27.

Milieutypische Fahrräder und NutzungsanlässeExemplarische Motive*

Traditionelle Adaptiv-Pragmatische Performer

1

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6

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B TransferAufgabe: Konkrete Maßnahmen zur Förderung der Fahrradnutzung

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Ergebnisse der GruppenarbeitErgebnisse aus 4 Durchläufen der Arbeitsgruppen

Aufgabe: Mit welchen konkreten Maßnahmen können wir die Nutzungsintensität in diesen drei Zielgruppen erhöhen?

2 7

Quellenangaben und Copyright der verwendeten Bilder

Bild 1:

„D3S_3760_milan“ by Sunnyist lizenziert unter einer Creative Commons Lizenz:http://bit.ly/2hNFOAH

Bild 2:

„Gazelle Orange Innergy Plus“ by CENAS A PEDAL mobilidadeist lizenziert unter einer Creative Commons Lizenz: http://bit.ly/2Au8k63

Bild 3:

iStockphoto LP

Bild 4:

„Park your Bike and Relax! “ by Caspar DiederikIst lizenziert unter einer Creative Commons Lizenz:

http://bit.ly/2ziRdzF

Bild 5:

iStockphoto LP

Bild 6:

„Children Cycling“ by Euopean Cyclists‘ FederationIst lizenzert unter einer Creative Commons Lizenz: http://bit.ly/2jVmKoG

Bild 7:

iStockphoto LP

Bild 8 „Baker City Cycling Classic “ by Baker County Tourismist lizenziert unter einer Creative Commons Lizenz:http://bit.ly/2A7pgff

Bild 9:

„coyote“ by Leon Wilson Ist lizenziert unter einer Creative Commons Lizenz: http://bit.ly/2iMCfLW

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