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Wie können hochbegabte Kinder gemeinsam und individuell gefördert werden? Annette von ManteuffelMannheim, November 2013
Hochbegabtenförderung im deutschen Schulsystem
Landesgymnasium für Hochbegabte Schwäbisch Gmünd
Annette von Manteuffel
Gliederung - mögliche Schwerpunkte
Teil I: Hochbegabte KinderMerkmale und SchülerprofileDefinition von Hochbegabung in Bezug auf Schulförderung
Teil II: Individuelle und gemeinsame Förderung im SchulsystemGelingensbedingungen für Begabungs-/PersönlichkeitsentwicklungUmsetzung im Pflichtunterricht – Struktur und InhaltUmsetzung im Enrichment
Teil III: Mentoring in der Schule – ein ZukunftsmodellStrukturen, Ziele, ChancenModifizierte Unterrichts- und Schulorganisation
Schlussgedanken – SchulentwicklungHochbegabtenförderung 2
Landesgymnasium für Hochbegabte Schwäbisch Gmünd
Annette von Manteuffel
• sehr heterogenes Erscheinungsbild, Merkmalskataloge lassen nur Vermutungen zu
• das typische hochbegabte Kind gibt es nicht• einige Bereiche, in denen HB auffällig sein können:
• Lernverhalten• Motivation• Kreativität• soziale Fähigkeiten
Hochbegabtenförderung 3
Merkmale hochbegabter Schüler/innen (1/6 )
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Lernverhalten:• hohes Detailwissen in einzelnen
Bereichen• ungewöhnlich großer,
differenzierter Wortschatz• abstraktes und logisches Denken• Forschung nach allgemein
zugrunde liegenden Prinzipien• Abneigung gegen Routine und
Fleißarbeit• schnelles Begreifen neuer
Aufgaben und LerninhalteHochbegabtenförderung 4
Merkmale hochbegabter Schüler/innen (2/6)
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Merkmale hochbegabterSchüler/innen (3/6)
Motivation:• Bevorzugung komplexer
Aufgaben gegenüber Routineaufgaben
• Interesse an altersuntypischen Fachbereichen
• Starkes Bedürfnis nach Selbststeuerung, Selbständigkeit
• Perfektionismus
Hochbegabtenförderung 5
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Merkmale hochbegabterSchüler/innen (4/6)
Kreativität:• unerwartete Problemlösungen (divergentes
Denken)• Hinterfragen der Fragestellung
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Soziale Fähigkeiten:• Beschäftigung mit moralischen Fragestellungen
(Was ist gut/böse? Wann, wenn überhaupt, müssen Autoritäten akzeptiert werden?)
• Sensibilität für Gerechtigkeitsfragen• Hang zum Individualismus (bzw. Wahl
Gleichbefähigter als Freunde) wird genauso oft genannt wie besondere soziale Kompetenz
Hochbegabtenförderung 7
Merkmale hochbegabter Schüler/innen (5/6)
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Soziale Fähigkeiten:• Schilling (2000, Marburger
Hochbegabtenstudie): legen mehr Wert auf Qualität als Quantität von Freundschaften
• Freund-Braier (2000, Marburger Hochbegabtenstudie): Theorie, dass Hochbegabte generell psychosoziale Probleme haben, ist schlichtes Vorurteil
• Aber:Thema: IsolationThema: Mobbing
Hochbegabtenförderung 8
Merkmale hochbegabter Schüler/innen (6/6)
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Schülerprofile
Schülerprofile bezogen auf die Schulleistungen• Hochleistung, • Spezialistentum, • Minimalismus, • Underachievement
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Schülerprofile – bezogen auf die Schulleistungen (1/4)
Hochleistung (Elisabeth, IQ: 135)• Sehr gute Schulleistungen• Hohe Motivation und Anstrengungsbereitschaft• Gute Leistung hat einen hohen Stellenwert• Schule wird positiv bewertet• Vielzahl außerschulischer Interessen (Wettbewerbe, Musik,
Sommerakademien…)
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Schülerprofile – bezogen auf die Schulleistungen (2/4)
Spezialistentum (Markus, IQ: 135)• Sehr gute Schulleistungen in einem bestimmten Bereich• Umfangreiches Fachwissen in einem Spezialgebiet,
teilweise auf universitärem Niveau• Intensive Beschäftigung mit Inhalten aus diesem Bereich
auch in der Freizeit• Leistungen in anderen Schulbereichen unterschiedlich,
werden häufig als nicht relevant erlebt
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Schülerprofile – bezogen auf die Schulleistungen (3/4)
Minimalismus (Sonja, IQ: 135)• Gute bis durchschnittliche Leistungen • Motivation und Anstrengungsbereitschaft für schulische
Anforderungen nur mäßig ausgeprägt• Hat ihre Begabung noch nicht akzeptiert• Lernt soviel wie nötig, um „keinen Stress zu haben“• Will „cool“ sein• Beschäftigt sich in ihrer Freizeit nicht in erster Linie mit
intellektuellen Themen
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Schülerprofile – bezogen auf die Schulleistungen (4/4)
Underachievement (Roman, IQ: 135)• Unterdurchschnittliche Schulleistungen und
Misserfolgserwartung• Geringe Motivation und Anstrengungsbereitschaft• Geringe Frustrationstoleranz und wenig
Durchhaltevermögen• Sehr problematische Vorgeschichte (Schullaufbahn,
Persönlichkeitsgefüge, soziales Umfeld)
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Die Schwierigkeit einer Definition und die Folgen für die schulische Förderung
Intelligenz als AnlageUmwelt- und
Persönlichkeits-faktoren
Sichtbare Leistung
Hochbegabung
+ =
Intelligenz als AnlageUmwelt- und
Persönlichkeits-faktoren
Sichtbare Leistung
Hochbegabung
+ =
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Gelingensbedingungen für Begabungs- und Persönlichkeitsentwicklung
Passendes Lebens-und Lernumfeld•Klima der Wertschätzung und „Grouping“ : Erfahrung von Partizipation z. B. durch Akzeptanz und verantwortungsvolle Mitgestaltung des eigenen Lebens und Lernens und das der Anderen •Herausfordernde Lernumgebung - Vielfalt und Qualität der Angebote•Individuelle Gestaltungsräume => Echte Möglichkeiten für eigenverantwortliches Handeln - Autonomie•Aussicht auf Erfolg und Anerkennung - Stärkenorientierung•Beratung und Begleitung durch begabungsfördernde Lehrer/Mentoren Rückmeldekultur, Rechenschaftspflicht - Reflexion
Hochbegabtenförderung 15
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Modifizierte Unterrichts - und Schulorganisation
MENTORING MENTORING
Spitzen-förderung
ArbeitsgemeinschaftenWahlpflichtbereich
(Ganzheitliche Förderung)ca. 20%
AdditaWahlpflichtbereich
Enrichmentca. 10%
Pflichtunterricht (Fundamentum)
Akzelerationca. 70%
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Werteorientierte BeziehungskulturBegabungs – und Persönlichkeitsentwicklung
Wertschätzender Umgang mit Schülern: •Erziehung ist Beispiel und Liebe (Pestalozzi)
•Ein optimaler Erziehungsstil ist die Mischung aus
• Herzenswärme, klaren Regeln und Freiräumen• konsequenter und flexibler Kontrolle, emotionaler
Wärme und Anerkennung (Hurrelmann)
•Mentoring
Hochbegabtenförderung 17
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Autonomie: Strukturen für Selbststeuerung im Pflichtunterricht
• Akzeleration im Pflichtbereich (am Bsp. des LGH)• Äußere Differenzierung in Niveaugruppen
(Sprachenschiene, Mathematikschiene )• Fächerübergreifender Unterricht (organisiert in
Vorlesungsblöcken, Seminaren und Projektphasen des selbständigen Arbeitens) Kooperative Lernformen
• Dreistufige Studierzeit• Unterstützungskonzepte für
• Underachievement • Teilleistungsschwächen…
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Autonomie: Weitere Strukturen für Selbstverwirklichung der Potenziale im Pflicht- und Wahlpflichtbereich
• Individuelle Schwerpunktsetzung möglich durch:• Spitzenadditum • Lernverträge • Forschungsprojekte in Unternehmen der Region • Frühstudium
• Wahlpflicht bei den Angeboten Sport, Musik, Kunst und Medien, Theater, Werken und bei den kognitiven Angeboten
Hochbegabtenförderung 19
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Autonomie und Partizipation: weitere Strukturen für Begabungs- & Persönlichkeitsentwicklung im
Wahl(pflicht)bereich
Enrichment im Additum (Wahlbereich) – Koop. Lernformen• Schulpartnerschaften, Sprachreisen, Comenius-Schule• Angebote aus den Bereichen Sprachen und
Gesellschaftswissenschaften• MINT-EC-Schule: Schülerforschungszentrum am LGH in
Kooperation mit den Universitäten Ulm und Stuttgart: NUGI+ (S1 Labor), ChemTech (Chemie und Technik), iLab, Mathematik, TSA
• Intensive Zusammenarbeit mit externen Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft (Netzwerk, Kooperationen)
• Wettbewerbe
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Autonomie & Partizipation: weitere Strukturen für Begabungs- und Persönlichkeits-entwicklung im
Schulleben: Pflicht & Kür
• Soziale Dienste im Schul- und Internatsleben u.a.• Sozialpraktikum in Klasse 10• Campusdienste • Schülermentoren• Schülermediatoren• Jahresthemen: Coaching in Kl.7, Darstellendes Spiel in Kl. 8,
etc.
• Rituale (Frühkonzil, Weihnachts- und Frühlingsball, Immatrikulationsfeier etc.)
• Schüleraddita & Lernbörse• Demokratische Schulstrukturen, Mitverantwortung• Anerkennungsstrukturen
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Hochbegabtendidaktik – Strukturen im Unterricht für individuelle und gemeinsame Förderung
Unterrichtsinhalte/-ziele
Unterrichtsform/-methode
Leistungsmessung
Pflichtbereich:Wissen und Basiskompetenzen
Lehrerzentrierte Vermittlung
Klassenarbeit und Test
Wahlbereich: Erweiterung, Vertiefung
Projektorientierter Unterricht; kooperative Lernformen, schüler-bestimmter Gruppen-unterricht
Präsentation, Dokumentation, Produkt
Eigeninteresse:Individuelles Lernkonzept
Individuelles Selbststudium
Portfolio, Kolloquium etc.
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Lehrerpersönlichkeit und Lernerfolg
Die Lehrerpersönlichkeit hat einen entscheidenden Anteil am schulischen Lernerfolg des einzelnen Kindes durch:
• Liebe zum Fach und zum Kind• Diagnose- und Beratungskompetenz• Fachliche, pädagogische, kommunikative& soziale Kompetenz• Erfahrung der Bezugsgröße „einzelne Schülerperson“
zusätzlich zur Bezugsgröße „Klasse“ => Begabungsfördernde Einstellung und Haltung
• Beziehungskultur = Lernkultur, denn Leistung ist eine Frage der Beziehung zwischen Lehrendem und Lernenden und innerhalb der Lerngruppe => besonders hilfreich: Individuelles Mentoring
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Reflexion: Strukturen für Begabungs-und Persönlichkeitsentwicklung-individuelle Begleitung
Mentoring•Der Gymnasialmentor•Der WG-Mentor•Externe Experten•Der Schülerpate für jeden Schüler der Kl. 7 und 8•KH – Psychologen und Pädagogen als weitere individuelle Beratung und Begleitung
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Der Gymnasialmentor am LGH - Strukturen und Ziele
• wird vom Schüler gewählt und stimmt der Wahl des Schülers zu – Vertrauensverhältnis – werteorientierte Beziehungskultur
• führt regelmäßige Gespräche – Erstgespräch, Diagnose, Förderplan, Zielvereinbarungen, Überprüfung… - Zielvereinbarungs- und Rückmeldekultur
• erhält Unterstützungsangebote (Gesprächsleitfaden, Fortbildungen)• kennt den Leistungsstand des Schülers und nimmt an allen Konferenzen
teil, die den Schüler betreffen – Ansprechpartner für die Kollegen, Anwalt seiner Schüler
• händigt das Zeugnis aus, bespricht es mit dem Schüler im Beisein der Eltern, der Schüler formuliert seine nächsten Ziele - Ansprechpartner für die Eltern – Schulleistung, Performanz
• erstellt und bespricht eine schriftliche Dokumentation der Gespräche und einen Jahresabschlussbericht – Reflexion, Persönlichkeitsbildung
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Chancen für die Schüler - Evaluationsergebnisse
• Wahrnehmung als Einzelpersönlichkeit• Aufwertung durch Mitgestaltung des eigenen Lernens &
schrittweiser Übernahme von Selbstverantwortung• Erlernen einer Zielvereinbarungs- und Rückmeldekultur • Bewusstmachung und Reflexion der eigenen Entwicklung
• Erleben des Lehrers als Vertrauensperson • Aufbau einer persönlichen Beziehung durch Zeit für
Einzelgespräche und Zuwendung • Anerkennung der Erfolge und der individuellen Fortschritte• Erfahrung der Unterstützung durch den Lehrer
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Chancen für Mentor und Schule
• Der Mentor erhält Einblick in die Vorgeschichte und den Alltag des Schülers, er kennt Gründe für Erfolg & Misserfolg… – Diagnosefähigkeit
• Der Mentor entwickelt verstärkt Verantwortung und Verständnis für seinen Schützling - „Anwalt des Schülers“
• Der Mentor gewinnt vielfältige Einblicke in Unterrichtsbeurteilung aus Schülerperspektive - Unterrichtsentwicklung
• Der Mentor hinterfragt eigene Einstellungen z. B. bzgl. Heterogenität, Lernkultur – Lernklima, Schulklima
=> Der einzelne Schüler gerät in den Mittelpunkt der Pädagogik, => Weiterentwicklung der Professionalität der Lehrer, höhere
Berufszufriedenheit, => Weiterentwicklung der Schule
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Begabungsförderung ist Schulentwicklung (nach G. Schmid, Wien)
• Systemorientierte, genormte Leistungsanforderung/-messung (auf das System bezogen): Lernförderung => messbare, normorientierte Leistung
• An den Begabungen des jeweiligen Individuums orientierte Leistungsanforderung/-messung (auf sich selbst bezogen): Begabungsförderung => Performanz
• An Werten orientierte Leistungsanforderung/-messung (auf dialogische Beziehung bezogen) : Persönlichkeitsentwicklung => (Persönliche) Leistung und Verantwortung
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Fragen…
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