Wissenschaftliche Integrität Massnahmen zur Verbesserung · Willowbrook Hepatitis Study (1950)...

Preview:

Citation preview

Dokumentenname Datum Seite 0

Wissenschaftliche Integrität –

Massnahmen zur Verbesserung

Tanja Krones

in Zusammenarbeit mit Giatgen Spinas, Gabriela Senti,

Anna Desplazes, IBME, Sibylle Ackermann SAMW

Dokumentenname Datum Seite 1

Frauds: Naming and Blaming…..

Dokumentenname Datum Seite 2

Dokumentenname Datum Seite 3

Und das viel grössere Problem, was uns alle betrifft:

Reproduciblity und fragliche wissenschaftliche Praktiken

JAMA 2005; 294: 218-228

Dokumentenname Datum Seite 4

FactsGunn W (2014) Nature, 505;483

1980-2012 wurden in Medline 17,8 Millionen Artikel publiziert, 6119

zurückgezogen (0.03%)

Jedoch sind vermutlich 60-70 % der biomedizinischen

Forschungsergebnisse nicht reproduzierbar

Prinz F et al, (2011) Nature Rev. Drug Discov. 10,712;2011; Begley

CG, Ellis M (2012) Nature 483, 531-533.

Whistle blowers von schwerem wissenschaftlichem Fehlverhalten

riskieren ein hohes persönliches Risiko, dabei betrifft diese Problematik

einen kleineren Anteil wissenschaftlicher Publikationen

«Our time would be better spent

investigating experimental irreproducibility

rather than hunting down frauders»

,

Dokumentenname Datum Seite 5

Dokumentenname Datum Seite 6

Dokumentenname Datum Seite 7

Dokumentenname Datum Seite 8

… die erlernt und

gestärkt werden

kann

Dokumentenname Datum Seite 9

Dokumentenname Datum Seite 10

Situation und

Empfehlungen in der

Schweiz

Dokumentenname Datum Seite 11

Dokumentenname Datum Seite 12

Wunsch….

Dokumentenname Datum Seite 13

Und Wirklichkeit

Dokumentenname Datum Seite 14

Dokumentenname Datum Seite 15

Dokumentenname Datum Seite 16

Und die Ethikkommissionsmitglieder?

Dokumentenname Datum Seite 17

USZ Spitaldirektionsbeschluss 2016:

1) Etablierung eines interprofessionellen

Scientific Integrity Programms Fokus Kader

2) Niedrigschwelliges USZ internes

System der Meldung wissenschaftlichen

Fehlverhaltens

Dokumentenname Datum Seite 18

1. Schritt Sensibilisierung

Dokumentenname Datum Seite 19

Serious Moral Games

Dokumentenname Datum Seite 20

2. Schritt «Grundlagen»

Dokumentenname Datum Seite 21

„Ethos der epistemischen Rationalität“

und

„Ethos der wissenschaftlichen Verantwortung“

rechtfertigt das

Gesellschaftliche Systemvertrauen

(Nida Rümelin 2005)

Dokumentenname Datum Seite 22

Wissenschaft als Kern der Aufklärung

-historischer Ursprung: Befreiung von der Vormundschaft traditioneller kirchlicher und weltlicher Autoritäten

- Gemeinbesitz wissenschaftlichen Wissens

-Ethos der Aufklärung - kollektiv gerechtfertigte Behauptbarkeit

-Motor ist der konstruktive Zweifel und das Bedürfnis nach Formulierung immer neuer relevanter Forschungsfragen

-Selbstreflexion und Transparenz, nicht Ausblendung von Perspektiven, Interessen und Quellen der Interpretation

-Übernahme von zentraler gesellschaftlicher Mitverantwortung für die Erhebung, Auslegung und Nutzung wissenschaftlicher Ergebnisse

Dokumentenname Datum Seite 23

Psychologische Grundlagen

Dokumentenname Datum Seite 24

Dokumentenname Datum Seite 25

3. Schritt: From Blaming zum Challenge

Dokumentenname Datum Seite 26

Dokumentenname Datum Seite 27

Fall 1 Frau Prof. Meier ist Hauptprüfärztin einer onkologischen pharmagesponserten Phase III Studie, die auch

international Beachtung findet und auf verschiedenen Websites von Patientenorganisationen beworben

wird. Eingeschlossen werden Patienten im fortgeschrittenen Stadium, für die es bisher eine mässig

effektive Standardtherapie gibt. Das Studienprotokoll sieht ambulante Termine in 6-wöchigen Abständen

vor. Bisher bekannte Nebenwirkungen sind im wesentlichen seltene Knochenmarksdepressionen und

Leberenzymerhöhungen.

Das Studienteam schliesst eine Patientin ein, obwohl sie entgegen der Ausschlusskriterien 11 Monate

zu alt und die Leberenzyme knapp über dem vorgesehenen Grenzwert liegen, da die Patientin unbedingt

an der Studie teilnehmen möchte. Auch das Studienteam ist überzeugt, dass die Patientin von der

Behandlung profitieren könnte.

Nach 5 Monaten wird die gleiche Patientin über den Notfall mit Angina pectoris eingeliefert. Es stellt sich

heraus, dass sie seit langem Ausstände bei der Krankenkasse hat, finanziell sehr schlecht gestellt ist

und vor Einschluss in die Studie kaum zum Arzt gegangen ist. Nach stationärer Aufnahme wird zudem

ein Tumorprogress festgestellt, so dass die Patientin nicht weiter für die Studie qualifiziert.

Haben die Studienärzte und Study Nurses ihre Fürsorgepflichten verletzt?

Dokumentenname Datum Seite 28

Fall 2 Sie sind Co Autor einer Publikation, bei der sie inklusive 5 Autoren intensiv mitgearbeitet haben. Bei der

Submission sehen sie, dass der Letztautor der Publikation einen Kollegen und den Chef der Abteilung als Autoren

mit aufgeführt hat, ohne dass sie den Eindruck hatten, dass diese substantiell zu dem Paper beigetragen haben.

Sie sind nun vom Journal in einer e mail aufgefordert, ihre Conflicts of Interests anzugeben und Ihre Autorenschaft

zu bestätigen. Was würden Sie persönlich am ehesten tun?

a) Ich würde in den Bemerkungen an das Journal meine Bedenken formulieren und die

Co-Autorschaft annehmen, da ich meiner Verantwortung ausreichend Folge geleistet habe.

b) Ich würde meine Co-Autorenschaft annehmen, ohne mich dazu zu äussern.

c) Ich würde in den Bemerkungen an das Journal meine Bedenken formulieren und die

Co-Autorschaft ablehnen.

d) Ich würde dem Letzt- und Erstautor meine Bedenken schildern und, falls keine ausreichende Erklärung

erfolgt, meine Co-Autorschaft zurückziehen.

e) Ich würde dem Letzt- und Erstautor meine Bedenken schildern. Falls keine ausreichende Erklärung

erfolgt, meine Co-Autorschaft nicht zurückziehen, da ich meiner Verantwortung ausreichend Folge

geleistet habe.

Dokumentenname Datum Seite 29

In fortgeschrittener Planung

Dokumentenname Datum Seite 30

4. Schritt

«Kontinuierliche Weiterbildung

und Excellenz»

Dokumentenname Datum Seite 31

Relevante Themen u.a.

«Therapeutic

Misconception»

«Bestmögliche

Aufklärung in Studien»

«Kompensation von

Forschungsteilnehmern»

«Conflicts of

Interests»

«Reporting von

Fehlverhalten»

«Tierversuche»

«Verantwortung für die

Gesellschaft»

«Vulnerable

Gruppen»«Geschichte der

Forschungsethik»

«From bench to Bedside»: Evidence Based

Medicine und Klassische Fehlannahmen»

«Geschlecht und Ethnizität in

klinischen Studien»

«Umgang mit

verschiedenen

Internationalen

Standards in

Multicenter-Studien»

«Publikations

- Ethik»

Dokumentenname Datum Seite 32

Dokumentenname Datum Seite 33

Warum z.B. Geschichte

der Forschungsethik?

Dokumentenname Datum Seite 34

Einige Forschungsskandale

Die „Neisser Experimente“ (1900)

Tuskegee-Study (1932-1972)

Nazi Versuche (1933-1945)

Willowbrook Hepatitis Study (1950)

Jewish Chronic Disease Hospital Case; Cancer

Study, Brooklyn N.Y., (1963)

Beechers „Bombshell“ (1966)

Dokumentenname Datum Seite 35

The men's status did not warrant ethical debate. They were

subjects, not patients; clinical material, not sick people."

For the most part, doctors and civil servants simply did their jobs.

Some merely followed orders, others worked for the glory of

science.

Dr. John Heller, Direktor des PH Service Programms der

Geschlechtskrankheiten des CDC

Dokumentenname Datum Seite 36

Beechers Empfehlung

Echter(!)

Informed

consent

Vorbildliche

Lehrer

Fokus von

Ethikkommissionen

«Schutz von

Forschungsteilnehmern»,

Bestmögliche

Risikoabwägung

Dokumentenname Datum Seite 37

Probleme des IC

Formal legaler Fokus besonders bei

industriegesponsorten Studien

Desinformation durch Überinformation (z.B. Parkinson

Studie IC Broschüre 50 (!) Seiten

Therapeutic misconception

Unklare Urteilsfähigkeit

Unrealistischer Optimismus

Unser „Framing“

Dokumentenname Datum Seite 38

Beispiel: Patienteninformation

– aus Sicht von Patientenorganisationen

Jan Geißler

jan@leukaemie-online.de

Twitter @jangeissler

http://www.leukaemie-online.de

http://www.cmladvocates.net

http://www.patientsacademy.eu

Dokumentenname Datum Seite 39

Realitätscheck: Trifft „Informed consent“

in klinischen Studien den Bedarf?

„PatInfo“ trägt aktuell selten zur Verbesserung von

Patientensicherheit, Lesbarkeit und „Einwilligung“ bei

Fokus auf Medizin, Wissenschaft, Recht

Schutzinteresse der Industrie, Forscher, Kliniken, Ethikkommissionen oft im

Vordergrund

Ignoranz aktueller Medien („unser Bogen ist seit 20 Jahren erfolgreich etabliert“)

Patientengruppen (als eigentliche Zielgruppe) selten eingebunden und befragt

§+ +

Dokumentenname Datum Seite 40

Beispiel Patienteninformation mit EUPATI

INHALTSVERZEICHNIS

“Therapieoptimierung bei neu diagnostiziertenCML-Patienten in chronischer Phase mit

Nilotinib-basierter Induktion und Nilotinib- oderInterferon-alpha-Erhaltungsphase (EudraCT

2010-024262-22)”

>100 Zentren in Deutschland

Kein Vermischen von Studiendesign, Diagnostik, Gewebeproben,

Verlaufskontrolle, Biologie, Geheimhaltung, Patientenrechte

– das ist verwirrend

Dokumentenname Datum Seite 41

Grafische Aufbereitung, Grafischer Studienablauf

Aufbereitung des Dokumentes nach

internationalen Richtlinien der Gestaltung:

• Hervorhebungen und Gliederungen

• Nutzung von Icons / Farbcodes

(„wichtig“ / „Definition“ etc.)

• Gut lesbare Schriftart (Serifen-Schrift)

• Integration von Ablaufdiagrammen /

Grafiken / Illustrationen

Dokumentenname Datum Seite 42

ILLUSTRATION / GRAFIK

Illustrationen – z.B. Randomisierung

Dokumentenname Datum Seite 43

EINSEITIGE ÜBERSICHTDER PATIENTENINFORMATION

Übersichtsseite mit Kurzfassung

Dokumentenname Datum Seite 44

«There can be no first class research without integrity»

Marja Markarow

Dokumentenname Datum Seite 45

Recommended