Zahnlücken bei KHK-Patienten

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AKTUELLE MEDIZIN–REPORT

19MMW-Fortschr. Med. Sonderheft 1 / 2013 (155. Jg.)

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KORONARES RISIKO

Der Sommer verschönert die Cholesterinwerte

_ Jahreszeitliche Schwan-kungen der Cholesterin-

werte können dazu führen, dass das koronare Risiko falsch eingeschätzt wird. Mehr fettes Essen, weniger Sport sowie weniger Sonnenexposition und damit niedrigere Vitamin-D-Spiegel – dies könnten die Ursachen dafür sein, dass Li-pidwerte im Winter höher sind als im Som-mer, berichtete Dr. Filipe Moura aus Campi-nas in Brasilien. Seine Arbeitsgruppe hatte bei über 200 000 Personen Fettstoffwech-selparameter im Winter und im Sommer ermittelt und signifikante Unterschiede

festgestellt: Das LDL etwa lag im Winter im Schnitt 7 mg/dl höher, die Triglyzeride stie-gen sogar um 13 mg/dl an. Das Resultat war, dass knapp 10% der Personen im Sommer mit ihren Werten unauffällig wa-ren, während im Winter die Diagnose Fett-stoffwechselstörung gestellt wurde. In Regionen, in denen die Klima- und Tem-peraturschwankungen zwischen den Jah-reszeiten stärker sind als in Brasilien, könn-ten die Lipidwerte noch deutlich mehr schwanken. Moura‘s Rat: Bei Patienten mit grenzwertigen Lipiden im Sommer sollte im Winter noch einmal gemessen werden.

ASSOZIATION ODER URSACHE?

Zahnlücken bei KHK-Patienten_ Fragen Sie Ihre KHK-Patienten nach der Anzahl ihrer Zähne und sie bekommen ei-nen Hinweis, ob es sich um einen Hochrisi-ko-Patienten handelt.Ein schlechter Zahnstatus gilt als Risikofak-tor für eine koronare Herzkrankheit. Auch bei manifester KHK besteht ein signifi-kanter Zusammenhang zwischen den KHK-Risikofaktoren und einer parodontalen Er-krankung, wie eine globale Studie mit über 15 000 KHK-Patienten zeigte. Die Autoren erschraken regelrecht angesichts des Zahn-status ihrer Patienten: 40% hatten weniger als 15 Zähne, 15% hatten gar keine mehr.

VOR KORONARINTERVENTION

ASS-Verzicht ver-schlechtert Prognose_ Wenn vor einer Herzkatheter-Interventi-on kein ASS gegeben wird, erhöht das die Mortalität und das Schlaganfallrisiko. ASS ist vor einer PCI Pflicht (Klasse-1-Emp-fehlung von AHA und ACC). Bei 65 175 PCI-Patienten war jetzt untersucht worden, wie oft dennoch auf ASS verzichtet wird und was die Folgen sind. 4640 Patienten (7,1%) hatten in den 24 Stunden vor dem Eingriff kein ASS erhalten. Erstaunlich: 90% dieser Patienten hatten keine Kontraindikationen. Der Verzicht auf ASS war mit einer schlech-teren Prognose assoziiert: Im Krankenhaus starben – nach Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren – 3,9% der Patienten ohne und 2,8% der Patienten mit ASS. Auch die Schlaganfallrate war mit 0,5% vs. 0,1% er-höht, wenn auf ASS verzichtet wurde.

DR. MED. DIRK EINECKE ■

■ Quelle: 62. Jahreskongress des ACC, San Fran-cisco, 9.–11. März 2013

ACC auf springermedizin.de

Ausführliche Berichte vom amerikanischen Kardiologen-kongress auch unter.

www.springer-medizin.de/acc-2013

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Je größer die Zahnlücken, desto ausge-prägter waren die KHK-Risikofaktoren wie Diabetes, Hochdruck, Fettstoffwechselstö-rung, Rauchen, Übergewicht und erhöhte Entzündungsmarker (Lp-PLA2). Auch Zahn-fleischbluten, ein Frühzeichen der Parodon-tose, war mit KHK-Risikofaktoren assoziiert.Nun stellt sich die Frage: Liegt eine Kausali-tät vor? Anhänger dieser Hypothese vermu-ten die systemische Inflammation als ge-meinsame Ursache. Auch das zerstörerische Werk von Bakterien, die erst an den Zähnen und dann in den Koronarplaques ihr Unwe-sen treiben, könnte eine Verbindung sein.

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