Zwischen Mission und Vision - Direct Access und die ... · 2 Prof. Dr. med. Christoff Zalpour...

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Hochschule Fresenius , 13.02.10

von Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Professor für Physiotherapie, FH Osnabrück

Zwischen Mission und Vision -

Direct Access und die Akademisierung

der GesundheitsberufeSymposium Spektrum der Therapiewissenschaft - Idstein 2010 -

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Profil C. Zalpour

- seit 2003 Professor für Physiotherapie an der FHOsnabrück

- seit 2008 Direktor des Institutes für angewandtePhysiotherapie und Osteopathie,

- Vorstandsmitglied des European Networks of Physiotherapy in HigherEducation ENPHE (www.enphe.org)- Vorstandsmitglied des Hochschulverbandes Gesundheitsfachberufe, HVG- Sprecher der Arbeitsgruppe SCIPOS (www.scipos.fh-osnabrueck.de)

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Forschungsschwerpunkte Zalpour

Prävention und Gesundheitsförderung

! wiss. Mitarbeiterinnen: Johannes Behnen, MA MIG; BSc PT, Bettina Schulze Temming BSc PT Camilla Kapitza, BSc PT

! Projekte: BGF FHOS; „Let‘s go - jeder Schritt hält fit“ betriebliches Gesundheitsmanagement in- u. extern INAP/O; in-move, ...

! Förderungen: Bundesministerium für Gesundheit, Forschungspool FHOS

Musikphysiotherapie! wiss. Mitarbeiterinnen: Frederike Stöppler, BSc PT, Camilla Kapitza, BSc PT, Malika Damian Projekte: offene physiotherapeutische Sprechstunde, Entwicklung von Lehrmedien für die Musikphysiologie im Konservatorium

! Förderung: eigene Mittel, INAP/O, Forschungspool, Europäischer Fonds für Regionalentwicklung EFRE

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Forschungsschwerpunkte Zalpour

Professionalisierung, Autonomie und Qualitätssicherung

! wiss. Mitarbeiterinnen: Christina Groll, BSc PT, Marion Pälmke BSc PT

! Projekte: IQPhys, Kompetenzerwerb/ First-Contact-Practice

! Förderungen: Arbeitsgemeinschaft Innovative Projekte AGIP des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Die FH Osnabrück und ihre Rolle in der

Akademisierung sog. Gesundheitsfachberufe

Elementarpädagogik, Logopädie, Midwifery...2008

Master-Studiengang Management im Gesundheitswesen MIG2007

Forschungsplattform Hebammenwesen

(zusammen mit Universität Osnabrück)

2004

Kombinierter BSc-Studiengang Physio*- & Ergotherapie2001

MBA Gesundheitsmanagement (berufsbegleitend)2000

Teilzeitstudiengang Ergotherapie1999

Pflegewissenschaft (Erste Professorin für Pflegewissenschaft in Deutschland)1991

Betriebswirtschaft im Gesundheitswesen BIG

(erste Programm dieser Art in Deutschland)

1980

Akademisches ProgrammJahr

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

BSc PT/ET

Strukturmodell

Kooperation mit speziellen BerufsfachschulenDas „3+1,5-Modell“

Bachelor-StudiengangPhysiotherapie &Ergotherapie

Bachelor of Science6. Semester

4.Semester

Staatsexamen(3 Jahre)

Berufsfachschule

Alternativ:Einstufungs-prüfung

Ausbil-dungsbe-gleitende

Zusatz-Module

1 & 2

Geschäftstelle BScPTET: Tel.: 0541 969 – 2995; www.wiso.fh-osnabrueck.de/ptet-bsc.html bscetpt@fh-osnabrueck.de

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

BSc Bachelorplus Physiotherapie

Strukturmodell

Kontakt Marion Pälmke, BSc PT: Tel.: 0541 969 – 3536; http://www.wiso.fh-osnabrueck.de/27417.html

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Management im Gesundheitswesen

MIG Strukturmodell

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Masterarbeit4

5 (3)5 (3)5 (3)5 (3)5 (3)

Fusion,Sanierung &Development

Informations-,und Prozess-management

Qualitäts-management

wissenschaftl.Seminar

Marketing undFundraising

Führungs-Training

3

5 (3)5 (3)5 (3)5 (3)5 (3)

Leadership &Innovation

Unternehmensführung im

Gesundheits-wesen

Übungen zurempirischen

Sozialforschung

Geschäfts-prozess- und

Projekt-management

Vertrags-gestaltung

2

5 (3)5 (3)5 (3)5 (3)5 (3)

Strategien undImplementation

Alternativ:

Controlling u.Finanzen für

Gesundheitsunternehmen

oder

Theorie/Praxis-Transfer in

der Pflege

oder

- in der Physio-/ErgoTherapie

Gesundheits-recht

Modelle zurSteuerung derGesundheits-versorgung

EmpirischeSozialforschung

StrategischesManagement

1

SchwerpunktChange

Management

Wahl-schwerpunkte

SchwerpunktManagement im

GesundheitswesenPlattform

Management im Gesundheitswesen, M.A.

Geschäftstelle MiG:Tel.: 0541 969 – 3000 / 3001; www.wi.fh-osnabrueck.de/mig.html mig@wi.fh-osnabrueck.de

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

BegriffsklärungPrimärkontakt

1 Zalpour C in Zalpour C (Hrsg.) Fachlexikon Physiotherapie; Julius Springer Verlag Heidelberg, erscheint April 20102 Zalpour C: Der Weg zum deutschen First Contact Practitioner; physiotherapie (25) 3/2007:7/83 Zalpour C: Der First-Contact-Practitioner in Deutschland - Eine Frage der Qualität und Qualifikation, pt_zeitschrift für Physiotherapeuten (60) 2008: 105-1114 Richter M, Zalpour C: Der Status des First Contact Practitioner in Australien; pt-Zeitschrift fürPhysiotherapeuten, (59) 2007/2: 158-62

First-contact PractitionerDer Status des First-contact Practitioner (FCP) erlaubt es PhysiotherapeutInnen,ihre Patienten ohne eine zuvor erfolgte ärztliche Überweisung bzw. Verordnungzu untersuchen und zu behandeln sowie eine Prognose über den Verlauf derErkrankung aufzustellen. Das Modell des FCP ist seit über 30 Jahren z.B. inAustralien etabliert, wo allgemein mit die höchste Berufsautonomie und -anerkennung zu verzeichnen ist.1,2,3,4

Direct access/open accessMit direct access bzw. open access ist ein direkter bzw. offener Zugang zurphysiotherapeutischen Leistung gemeint, die keiner ärztlichenÜberweisung/Verordnung bedürfen. Dies findet z.B. in Schweden Anwendungund ist u.a. zustande gekommen um Patienten unnötig lange Wartezeiten zueiner fachärztlichen Behandlung zu ersparen.1,2,3,4

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Professionalisierung

First-Contact-Practice ist eine Frage der Berufsautonomie

Berufsautonomie ist Kennzeichen der Professionalisierung

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

BegriffsklärungProfessionalisierung

Mit Dank für die Überlassung des reprints an Susanne Lüder, PT, MA rer. soc., PhD cand. Göttingen

Krankengymnastik Nr. 1März 1949 Editorial

Als Reprint in Krankengymnastik 41 (1989) 3

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Zeitschrift

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

BegriffsklärungProfessionalisierung

Mit Dank für die Überlassung des reprints an Susanne Lüder, PT, MA rer. soc., PhD cand. Göttingen

Auszug von der ersten Seite der Erstausgabe:

„Die Herausgeber verpflichten sich, den beruflich fachlichen Charakter

der Verbände auch in diesem Blatt zu wahren. Dafür wollen wir versuchen,

unseren Berufsstand in ethischer Beziehung zu heben. Von allen Seiten wird

über Konkurrenz unsachgemäßer und unvollständig ausgebildeter Kräfte

geklagt. So berechtigt diese Klagen sein mögen und so viel auf diesem Gebiet aufklärend und

einschränkend getan werden muss:

Ausschlaggebend ist letzten Endes immer nur die bessere Leistung und die menschlich bessere

Haltung!

Diese Werte zu betonen, soll eine Hauptaufgabe unseres Blattes sein, damit anerkannt werden

kann, was die Krankengymnastin ist:

Bei allem Wissen und technischen Können nur die Helferin des Arztes in seiner Arbeit um die

Gesundheit des Volkes!“

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

BegriffsklärungProfessionalisierung

1 Arnold R: Pädagogische Professionalisierung betrieblicher Bildungsarbeit, Verlag Peter Lang, Frankfurt/M, 19832 Hein R: Ein Beruf emanzipiert sich, pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_59 (2007) 6; 584/53 Zalpour C: Die Professionalisierung und Akademisierung nicht-ärztlicher Therapieberufe an deutschen Fachhochschulen; Die neue Hochschule, 3/2006 28-334 Groll/Zalpour: Physiotherapie Auf dem Weg zur Professionalisierung, Deutsche Ärzteblatt (2005); 102:A 966-8 (14)5 Schämann A: Akademisierung und Professionalisierung der Physiotherapie, Inauguraldissertation, Humboldt Uni Berlin 2005

Merkmale einer Profession1,2,3,4,5:* Berufsorganisation als Interessenvertretung und Disziplinargewalt der Professionals* Ansehen, materielle Sicherheit und Aufstiegschancen (Sozialprestige)* Entscheidungs- und Handlungsspielräume im alltäglichen Berufshandeln bei persönlicher Verantwortung (Autonomie)* Spezialisierung und Verwissenschaftlichung von Berufswissen und -techniken im Sinne eines weitgehend an universalistischen Standards messbaren Kompetenzmonopols (Expertenschaft)* ein die beruflichen Handlungen orientierender Normenkodex mit Zentral--Bezogenheit, dem eine berufsgruppentypische, vielfach altruistisch moti--vierte Dienstgesinnung entspricht (Berufsethos)

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour These

Eine Steigerung der Berufsautonomie ist Kennzeichen der Professionalisierung, die nachhaltig und effektiv nur durch dieAkademisierung erreicht werden kann

Professionalisierung

Akademisierung

Steigerung der Berufsautonomie

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour FCP Datenlage: Übersicht

FCP - die Fakten

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Effektivität des FCP

1 Nordeman L, Nilsson B, Möller M, Gunnarsson R: Early Access to Physical Therapy Treatment for Subacute LowBack Pain in Primary Health Care - A prospective Randomized Clinical trial; Clin. J. Pain 22 6/2006:505-11

Early Access to Physical Therapy Treatment for Subacute Low Back Pain in Primary Health Care1

Methode:60 konsekutive Patienten mit Low back pain wurden in 2 Gruppen randomisiert: Early access (EA= Untersuchung innerhalb von 2 Tagen und individuelle PT; n= 32)oder Kontrolle (C = 4wöchige Warteliste; n=28)Assessments: Fragebogen zu den Zeitpunkten Aufnahme, Entlassung und nach 6 Monaten als follow-up (Borg-Skala, Ørebro-Muskuloskeletal/Schmerz-Skala; Roland/Morris-Skala Behinderung)

Ergebnisse: Keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Schmerzes zum Zeitpunkt der Entlassung, aber nach 6 Monaten war die Schmerzreduktion inEA gegenüber C deutlich vermindert (p=0,025) Die organisatorische Umsetzung in einen early-access-Zugang für PT war problem-los durchführbar und hat keine zusätzlichen Ressourcen verbraucht

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Kosteneffizienz des FCP

1 Korthals des Bos I, Hoving J, Tulder M van, Rutten-van-Mölken P, Adler H, Vet H de, Koes B, Vondeling H, Bouter L: Kosteneffizienzvergleich von Physiotherapie, Manueller Therapie und hausärztlicher Therapie in der Behandlung von Nackenschmerzen, Manuelle Medizin 2005, 43:311-8 bzw. BMJ (2003) 326:911-6

Kosteneffizienzvergleich von PT, MT und hausärztlicher Therapie (HT) in der Behandlung von Nackenschmerzen (RCT)1

Methode: Patienten aus 42 repräsentativen allg.med. Praxen mit Nacken-schmerzen wurden in die drei Gruppen randomisiert und gemäß Protokoll behandelt (n=223 => 183 => 60 MT, 59 PT u. 64 HT): PT: Aufbauübungen mit aktiven Anspannungs- u. Entlastungs Übungen, Dehnung, funktionelle Übungen, Massage, Mobilisation 30‘ 2/w max 6 Wo.

MT: Dehnungs- und Zugtechniken (muskuläre u. artikuläre Mobilisation, Koordination u. Stabilisierung), spinale Mobilisation = langsame passive Bewegung bis zur Grenze des Bewegungsumfangs der Gelenke. Keine Manipulation (high velocity, low thrust)

HT: Beratung, Verlaufsbeobachtung, Infobroschüre über Wärme und Übungen, bedarfsweise nichtsteroidale Anstophlogistika

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Kosteneffizienzvergleich von PT, MT und haus-

ärztlicher Therapie (HT) bei Nackenschmerzen

1 Korthals des Bos I, Hoving J, Tulder M van, Rutten-van-Mölken P, Adler H, Vet H de, Koes B, Vondeling H, Bouter L: Kosteneffizienzvergleich von Physiotherapie, Manueller Therapie und hausärztlicher Therapie in der Behandlung von Nackenschmerzen, Manuelle Medizin 2005, 43:311-8 bzw. BMJ (2003) 326:911-6* Number needed to treat = es müssen drei Pat behandelt werden, um bei einem die komplette Beschwerdefreiheit zu erreichen

Zielgrößen: subjektive Besserung, Schmerzintensität, FunktionseinschränkungenArbeitsfähigkeit zu baseline und 3,7,13 u. 52 Wo (u. Fragebogen in Wo. 26)Zusätzlich „Kostentagebuch“: I: direkte Behandlungskosten, auch Konsiliar-Untersuchungen, Medikamente, Haushaltshilfe, Krankenhausaufenthalte; II direktenicht behandlungsassoziierte Kosten: persönliche Zusatzausgaben z.B.Reisekossten; III indirekte Behandlungskosten: Arbeitsausfall/Inaktivität bei Nicht-BerufstätigenErgebnisseMT war die effektivste Therapie: nach 7 Wochen besserten sich die Beschwerdenbei 68% (vs. 52%PT u. 36%HT); NNT=3*Nach 52 Wochen bestand kein Unterschied mehr zwischen den Gruppenhinsichtlich der körperlichen EinschränkungLeichte reversible unerwünschte Wirkungen der Therapie wie Kopfschmerz,Schmerz, Parästhesien der Arme und Schwindel waren in PT u. MT häufiger alsbei HT; 18% der MT hatten Erstverschlimmerung unmittelbar nach der Therapie

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Kosteneffizienzvergleich von PT, MT und haus-

ärztlicher Therapie (HT) bei Nackenschmerzen-2-

1 Korthals des Bos I, Hoving J, Tulder M van, Rutten-van-Mölken P, Adler H, Vet H de, Koes B, Vondeling H, Bouter L: Kosteneffizienzvergleich von Physiotherapie, Manueller Therapie und hausärztlicher Therapie in der Behandlung von Nackenschmerzen, Manuelle Medizin 2005, 43:311-8 bzw. BMJ (2003) 326:911-6

1.3791.297447Gesamtkosten

989780177Indirekte Kosten

390517271Direkte Gesamtkosten

7412750Direkte andere Kosten

316390222DirekteGesundheitskosten

HTPTMT Gruppe

Kosten

Durchschnittliche Gesamtkosten als Mittelwerte in !

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Dimension Deutschland

Über welche Patientenkollektive reden wir?

Die gesundheitspolitische und volkswirtschaftliche Perspektive

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Produktionsausfälle und Ausfall an Bruttowert-

schöpfung nach Diagnosegruppen 2004

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin; www.baua.de

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Produktionsausfälle und Ausfall an Bruttowert-

schöpfung nach Diagnosegruppen 2004

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin; www.baua.de

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour AU-Tage bei Langzeiterkrankungen

Muskel- und Skeletterkrankungen habe eine durchschnittliche Falldauer von18 Tagen.Bei Langzeiterkrankungen konzentrierte sich das AU-Geschehen (lässt manVerletzungen und Sonstige außer acht) auf vier Erkrankungsarten1:

1 Dieterich C, Vetter C, Acker C; Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft in Badura B (Hrsg.) Fehlzeitenreport 2000, Springer, Berlin, 2001

6 %Krebserkrankungen

9 %Psychische Erkrankungen

11 %Herz- Kreislauferkrankungen

33 %Muskel- und Skeletterkrankungen

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Die fünf häufigsten gesundheitlichen Beschwerden

Die fünf häufigsten gesundheitlichen Beschwerden1

1 Redmann A, Rehbein I; Gesundheit am Arbeitsplatz, Wissenschaftliches Institut der AOK, Bonn, 2000

32,225,0Nervosität/Unruhe

36,528,3Gelenkschmerzen

41,329,2Müdigkeit/Abgeschlagenheit

47,026,4Verspannungen/Verkrampfungen

50,641,2Rückenschmerzen

Frauen in %Männer in %Beschwerdegruppe

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Zur Einschätzung des FCP inDeutschland

Patienten, Ärzte, Physios

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Einschätzung der Bevölkerung

1 Hazelbecke K; Die Wahrnehmung der Physiotherapie in der deutschen Bevölkerung; BSc-Arbeit FH Osnabrück WS 06/072 Zalpour C: Der Weg zum deutschen First Contact Practitioner; physiotherapie (25) 3/2007:7/8

Untersuchung zur Wahrnehmung der Physiotherapie in der deutschen Bevölkerung mittels Telefonumfrage in Stadt- und Landbevölkerung (n= 30/107 bzw. 30/85) Insgesamt 5 Fragen:Frage 5: „Haben Sie schon mal etwa von einem first contact gehört“ (n:j=58:2)

Bei Verneinung erfolgte eine Konkretisierung:„D.h. wenn Sie krank sind, gehen Sie nicht zuerst zum Arzt und holen sich dort einRezept für den PT, sondern gehen sofort zum PT und der untersucht Sie. Dies gibtes schon in einigen Ländern wie z.B. in den Niederlanden und in Schweden“

Nachfragen:„Könnten Sie sich vorstellen so etwas auch in Anspruch zu nehmen?“ (n:j:wn=17/37/6)„Warum/warum nicht?“„Meinen Sie das hat Vorteile/Nachteile?“

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Einschätzung der Bevölkerung-2-

Auszug aus den Ergebnissen

1 Hazelbecke K; Die Wahrnehmung der Physiotherapie in der deutschen Bevölkerung; BSc-Arbeit FH Osnabrück WS 06/072 Zalpour C: Der Weg zum deutschen First Contact Practitioner; physiotherapie (25) 3/2007:7/8

Missbrauch

Hausarzt wird übergangen (2)Gute Zusammenarbeit zwischen HP u. PT

Nachteile (Land)Vorteile (Land)

Könnte ins Auge gehenWegfall der 10 !-Pauschale

Nachteile (Stadt)Vorteile (Stadt)

Keine Röntgenbilder möglich (2)

Unzureichende Ausbildung des PT (2)PT kennt sich besser mit Bändern u.Knochen aus

Gibt PT zu, wenn er nicht mehr weiter weiß(2)

Sebstentscheidung gewünschter Therapie (2)

Grenzen erkennen/korrekte Diagnosen (4)Weniger Rennerei (3)

Krankheiten werden übersehen (5)Zeit sparen (11)

Zu teuer/hohe Kosten (9)Wege sparen (14)

Nachteile (gemeinsam)Vorteile (gemeinsam)

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Einschätzung der Ärzte

1 Stöver K: Die Rolle der Berufsautonomie im Kontext der Professionalisierung deutscher Physiotherapeuten, BSc-Arbeit FH Osnabrück, WS 06/07

Auszug aus den Ergebnissen einer qualitativen Befragung mittelsLeitfadeninterview1 u.a. zum Thema„Direkter Zugang in anderen Ländern“ und„Einführung des direkten Zugangs in Deutschland“

Ergebnis: 3 „Typen“

„unbedenklich“ „Skepsis“„kontra“

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Einschätzung der Ärzte-2-

Auszug aus den Ergebnissen1

Ist strikt gegen die Einführung desFCP

Hat wenig Bedenken für dieEinführung des FCP

Präferiert das „Hierarchie-Modell“mit dem Arzt als Lenker

Wünscht sich mehr Zeit zurKommunikation mit PT

Weist dem Arzt eine gewisseKontrollfunktion auch bei derUmsetzung des FCP zu

Ist mit PT auch deshalbunzufrieden, da diese oft die vonihm verordneten Maßnahmeneigenständig ändern würden

Hat von allen die geringsteBerufserfahrung und damit auchdie geringste Erfahrung in derZusammenarbeit mit PT

Gute interdisziplinäreZusammenarbeit erwünscht auchmit anderen Berufsgruppen z.B.Ergotherapeuten

Ist grundsätzlich gegenProfessionalisierung undAkademisierung der PT

Hat Vertrauen in die Arbeit der PT

Hat Bedenken und stelltBedingungen an die Öffnung:

Spricht PT fachspezifischeKompetenzen zu

Spricht PT hohe fachspezifischeKompetenz zu

Grundsätzlich positiv hinsichtlichder Einführung des FCP

Zusammenarbeit sei nichtzufriedenstellend

Hat gute Erfahrungen in derZusammenarbeit mit PT

Skepsis (n=4)Kontra (n=1)Unbedenklich (n=1)

1 Stöver K: Die Rolle der Berufsautonomie im Kontext der Professionalisierung deutscher Physiotherapeuten, BSc-Arbeit

FH Osnabrück, WS 06/07

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Einschätzung der Physios

Keine empirischen Daten (Stand 2008)

Flashlight aus den Foren (physio.de etc.)

!Hohe berufspolitische Relevanz „gebt uns endlich das, was uns zusteht“!Befürchtungen hinsichtlich der erhöhten Verantwortung!Befürchtungen, als FCP nicht mehr in das GKV-System eingebunden zu sein. . .

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Einschätzung der Physios

Querschnittstudie Gründkemeyer/Zalpour

Gründkemeyer, Anne u. Zalpour, Christoff (2010) Querschnittstudie: First-Contact-Practitioner in Deutschland; Physiotherapie, IFK Bochum 2/10: 12-16

Befragung per lime-surveyüber homepages und Zeitschriftenaufrufe(04.08. - 20.10.2008):-IFK-VPT-ZVK-AG-MTG-HVG-physiopraxis-physioscience-Pt_Zeitschrift-Physio.de-Physio2physio-Careum-explorer

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Stichprobenumfang

Teilnehmer insgesamt

n=526

vollständig ausgefüllt

n=423

aus Deutschland

n=408

unvollständig ausgefüllt

n=103

nicht aus Deutschland

n=15

Gründkemeyer, Anne u. Zalpour, Christoff (2010) Querschnittstudie: First-Contact-Practitioner in Deutschland; Physiotherapie, IFK Bochum 2/10: 12-16

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Aktuelles Arbeitsverhältnis(n= 408, Mehrfachnennung möglich)

Gründkemeyer, Anne u. Zalpour, Christoff (2010) Querschnittstudie: First-Contact-Practitioner in Deutschland; Physiotherapie, IFK Bochum 2/10: 12-16

3%

5%

9%

12%

13%

26%

40%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

angestellt in einer anderen

Therapieeinrichtung

zur Zeit nicht praktizierend

angestellt an einer PT-Schule /-

Hochschule

sonstiges

angestellt in einem

Krankenhaus / einer Klinik

angestellt in einer PT-Praxis

selbstständig mit eigener PT-

Praxis

aktuelles Arbeitsverhältnis

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Berufserfahrung (n=408)

Gründkemeyer, Anne u. Zalpour, Christoff (2010) Querschnittstudie: First-Contact-Practitioner in Deutschland; Physiotherapie, IFK Bochum 2/10: 12-16

13%

22%

31%

34%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%

3-5 Jahre

0-2 Jahre

16 Jahre und mehr

6-15 Jahre

Berufserfahrung

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Tätigkeitsbereiche(n= 408, Mehrfachnennung möglich)

Gründkemeyer, Anne u. Zalpour, Christoff (2010) Querschnittstudie: First-Contact-Practitioner in Deutschland; Physiotherapie, IFK Bochum 2/10: 12-16

3%

16%

37%

40%

55%

56%

67%

75%

77%

96%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

sonstiges

Forschung / Entwicklung

Qualitätssicherung

Ausbildung / Lehre

Leitung

Verwaltung

Organisation

Prävention

Aufklärung / Beratung

Befunderhebung und Behandlung

In welchen Tätigkeitsbereichen haben Sie bisher als Physiotherapeut/in Aufgaben übernommen?

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Notwendigkeit der Einführung des FCP(n= 408)

Gründkemeyer, Anne u. Zalpour, Christoff (2010) Querschnittstudie: First-Contact-Practitioner in Deutschland; Physiotherapie, IFK Bochum 2/10: 12-16

1%

2%

5%

38%

53%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

unverantwortlich

unnötig

unentschlossen

wichtig

unbedingt notwendig

Wie stehen Sie der Einführung eines First-contact-Practitioner-Status für qualifizierte

Physiotherapeuten gegenüber?

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Vorteile und Chancen

38

Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Nachteile und Risiken

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Kompetenzen des FCP(n= 408; max. 3 Antworten)

Gründkemeyer, Anne u. Zalpour, Christoff (2010) Querschnittstudie: First-Contact-Practitioner in Deutschland; Physiotherapie, IFK Bochum 2/10: 12-16

6%

7%

8%

15%

15%

16%

18%

30%

48%

51%

73%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

sonstiges

Gesprächsführungstechniken für eine effektive Anamnese

soziale und psychologische Fähigkeiten im Umgang mit Patienten

individuelle und zielgerichtete Behandlung der Patienten

Fähigkeit zur Weiterentwicklung und Qualitätssicherung

regelmäßiges Lesen und Interpretieren wissenschaftlicher Studien

Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Patienten und der Gesellschaft

Kommunikationsfähigkeit mit anderen Gesundheitsberufen

Reflektionsfähigkeit über das eigene Handeln (Clinical Reasoning)

Erkennen von beruflichen und persönlichen Grenzen

Durchführung einer zielgerichteten Befunderhebung

Welche Kompetenzen benötigt ein First-contact-Practitioner zusätzlich?

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Lernort der Kompetenzen(n= 408; Mehrfachnennung möglich)

Gründkemeyer, Anne u. Zalpour, Christoff (2010) Querschnittstudie: First-Contact-Practitioner in Deutschland; Physiotherapie, IFK Bochum 2/10: 12-16

9%

30%

48%

51%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

sonstiges

Physiotherapie -

Berufsfachschule

spezielle FCP - Fortbildung

Hochschule

Wo können/sollen die Kompetenzen für einen First-contact-Practitioner in Zukunft gelehrt werden?

41

Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Systemzugang(n= 408; Mehrfachnennung möglich; Sonstiges = > 5 JahreBerufserfahrung, FoBi in MT, OMT...)

Gründkemeyer, Anne u. Zalpour, Christoff (2010) Querschnittstudie: First-Contact-Practitioner in Deutschland; Physiotherapie, IFK Bochum 2/10: 12-16

4%

10%

10%

13%

15%

15%

18%

25%

27%

41%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

PT nach erfolgreich abgeschlossener

Berufsausbildung

PT mit Studium UND spezieller Fortbildung

PT mit Studium (Master in Physiotherapy)

sonstiges

PT mit Studium (Bachelor in Physiotherapy)

PT mit Studium UND mindestens 3 Jahren

Berufserfahrung

PT mit Studium UND mindestens 3 Jahren

Berufserfahrung UND spezieller Fortbildung

PT mit mindestens 3 Jahren Berufserfahrung

PT mit spezieller First-contact Practitioner-

Fortbildung

PT mit mindestens 3 Jahren Berufserfahrung

UND spezieller Fortbildung

Wer sollte im Moment als Physiotherapeut/in mit First-contact-Practitioner-Status arbeiten dürfen?

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

FCP ja oder nein?(n= 408; Mehrfachnennung möglich)

Gründkemeyer, Anne u. Zalpour, Christoff (2010) Querschnittstudie: First-Contact-Practitioner in Deutschland; Physiotherapie, IFK Bochum 2/10: 12-16

92% 6% 2%

50% 55% 60% 65% 70% 75% 80% 85% 90% 95% 100%

Möchten Sie, dass der First-contact-Practitioner-Status für qualifizierte Physiotherapeuten

eingeführt wird?

Ja Unentschlossen Nein

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour FCP in Deutschland

Grundvoraussetzungen

Inhaltsbestimmungen für denKompetenzerwerb

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Taxonomie der Lernziele nach Bloom1

knowledge skills attitude

1 Bloom BS (1956) Taxonomy of Educational Objectives, Handbook I: The cognitive domaine, New York: David McKay

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Taxonomie der Lernziele nach Bloom1

knowledge skills attitude

1 Bloom BS (1956) Taxonomy of Educational Objectives, Handbook I: The cognitive domaine, New York: David McKay

First Contact Practitioner

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Kompetenzen für den FCP nach Zalpour1

knowledge skills attitude

First Contact Practitioner

INHALTEA

Wissen

INHALTEC

Einstellung

INHALTEB

Können

1 Zalpour C, Der deutsche First Contact Practitioner, Herausgebergemeinschaft Osnabrücker Studien - in Bearbeitung -

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Kompetenzen für den FCP nach Zalpour1

knowledge skills attitude

First Contact Practitioner

* Pathologie* Differentialdiagnose* Abgrenzung zu anderen Mitgliedern des therapeutischen Teams* Klinische Erfahrung (interne Evidenz)* ...

* Reflexionsfähigkeit (Clinical reasoning)* Ethische Grundeinstellung* Wissenschaftliche Grundhaltung (Commitment zur externen Evidenz)* ...

* Klinische Assessments * Fähigkeit zum interdis- ziplinären Arbeiten* Kommunikationsfähigkeit (soft skills)* Differentialdiagnose* ...

1 Zalpour C, Der First-Contact-Practitioner in Deutschland – Eine Frage der Qualität und Qualifikation; pt_Zeitschrift fürPhysiotherapeuten (60) 2008: 105-111

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

FCP:Chance oder Risiko

Due to the competent use of primarily non-invasive,nonmedicinal diagnostic and interventions strategies,associated risk to the patient from physical therapy isextraordinarily low while the potential for benefitis substantial

Gail D Deyle: Direct Access Physical Therapy and Diagnostic responsibility: The Risk-to-Benefit Ratio; J Ortho Sports Ther 2006;36(9):632-4

High-quality clinical studies have demonstrated that physical therapy care actually decreases a patients risk by decreasing the need for higher risk more invasive treatments

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Chance oder Risiko-2-

Differential diagnosis and screening for medical diseaseis commonly taught in entry-level PT programs and is aregular topic for PT journals, continuing education, stateconferences, home study courses and the AmericanPhysical Therapy Association Advanced Clinical PracticeSeries

Gail D Deyle: Direct Access Physical Therapy and Diagnostic responsibility: The Risk-to-Benefit Ratio; J Ortho Sports Ther 2006;36(9):632-4

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Was neben der grundständigenAkademisierung noch fehlt

- Differentialdiagnose und Abgrenzungsrationalen als fest verankerten Bestandteil des Lehrplans

- FCP, z.B. als Kasuistiken-Report in der Fachweiterbildung

- in Kursen durch erfahrene Fachlehrer- in Fachzeitsschriften oder online-Portalen zur kontinuierlichen Fortbildung

- Thematische Schwerpunktkonferenzen- Internationaler Austausch- Forschung und Qualitätssicherung

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Conclusio

Die Einführung des FCP-Status in Deutschland ist grundsätzlich möglich.Er bietet Vorteile hinsichtlich der Versorgungsqualität und demressourcenschonenden Umgang mit den Geldern der Versicherten-gemeinschaftAkademisierung und Professionalisierung sind die condition sine qua

non zur gesundheitspolitischen Etablierung des first-contact-practitionerStatus in Deutschland.Dazu gehören die Verankerung notwendiger Kompetenzen (knowledge,skills and attitude) insbesondere vor dem Hintergrund klinischer Erfahrung(interne Evidenz) und wissenschaftlicher Expertise (externe Evidenz).

Die grundständige Akademisierung der Physiotherapie bleibt damitweiterhin wichtiges berufspolitisches Ziel.

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Conclusio-2-

Ähnlich der Entwicklung in vergleichbaren Gesellschaften (z.B. derniederländischen) sollte vor der flächendeckenden Einführung eineVorbereitung und Erprobung (Durchführbarkeitsstudie, Pilotstudie,Bundesmodellversuch) stattfinden, die wissenschaftlich geplant, begleitetund genauestens evaluiert wird.

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

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Prof. Dr. med. Christoff Zalpour Kontakt

Prof. Dr. med. Christoff ZalpourProfessor für PhysiotherapieDirektor des Institutes für angewandtePhysiotherapie, INAP/OFachhochschule OsnabrückCaprivistr. 149076 OsnabrückTel.: 0541 969 3490 (Frau Schäfer)Fax: 0541 969 2989

c.zalpour@fh-osnabrueck.de

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