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VERMÖGENSVERWALTUNG
HEUTE
Anforderungen und Strategien fünf Jahre nach der
Insolvenz von Lehman Brothers – eine Befragung
deutscher Vermögensverwalter.
September 2013
2
ZUSAMMENFASSUNG Am 15. September 2008, also nahezu auf den Tag genau vor fünf Jahren,
beantragte die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz und
erschütterte damit die Finanzmärkte. Die Aktienkurse rauschten weltweit in den
Keller und zahlreiche Wertpapiere, die die Bank emittiert hatte, darunter auch
Zertifikate für Privatanleger, wurden nahezu wertlos. Die Finanzkrise erreichte ihren
Höhepunkt und die Märkte erlebten in vielerlei Hinsicht eine Zäsur: Bislang führende
Institute suchen neue Geschäftsmodelle und die insbesondere Anfang der 1990er
Jahre beschleunigte Liberalisierung der Finanzmärkte wird durch Regulierung
deutlich zurückgenommen. Zeitgleich ringen die wichtigsten Industrienationen weiter
damit, die Folgen der Finanzkrise zu überwinden und wieder zurück auf einen
wirtschaftlichen Wachstumspfad zu gelangen.
Welche Einflüsse hat die Finanzkrise bis heute auf die Vermögensverwaltung und
die Anlageziele? Welche Strategien verfolgen Vermögensverwalter heute und
welche Produkte setzen sie dafür ein? Und schließlich: Wie kommunizieren sie mit
Kunden und Produktemittenten? Diesen und anderen Fragen geht die vorliegende
Studie nach. Sie basiert auf ausgewählten Leitfaden-Interviews und einer Online-
Befragung von 124 Vermögensverwaltern in Deutschland. Die wichtigsten
Ergebnisse, zu denen Sie auf den folgenden Seiten weitere Erläuterungen finden,
sind:
REALER KAPITALERHALT IST DAS ERSTE GEBOT DER KUNDEN
D IVERSIFIKATION IST DIE ANTW ORT AUF GESTIEGENE R ISIKEN
ASSET ALLOCATION IST DAS HERZ DER VERMÖGENSVERW ALTUNG
AKTIEN STEHEN HOCH IM KURS
D IVERSIFIZIERTE PRODUKTE SIND GEFRAGT
ETP W ERDEN VOR ALLEM ALS BEIMISCHUNG GENUTZT
VERMÖGENSVERW ALTER SETZEN ZERTIFIKATE TAKTISCH EIN
TRADITIONELLE KOMMUNIKATIONSFORMATE ÜBERW IEGEN
3
Untersuchungsergebnisse
REALER KAPITALERHALT IST DAS ERSTE GEBOT DER KUNDEN
Neuer Markt, der Ausfall der Inhaberschuldverschreibungen von Lehman Brothers
und die andauernde europäische Schuldenkrise haben die Anleger verunsichert. Für
sie hat daher der langfristige reale Kapitalerhalt Priorität. 84,6 Prozent der
Vermögensverwalter nennen dies als wichtigste Zielsetzung ihrer Anleger. „Der
langfristige Kapitalerhalt beschäftigt unsere Kunden als Anlageziel erheblich stärker
als noch vor einigen Jahren. Dies zeigt sich immer wieder in den Gesprächen mit
ihnen“, erklärt Philipp Salzer von der Vermögensanlage AltBayern AG. Eine
kurzfristige Outperformance innerhalb von weniger als 12 Monaten ist keine
relevante Zielsetzung in der Vermögensverwaltung und auch für einen Zeitraum von
drei Jahren setzen die Kunden nur zurückhaltend ambitionierte Renditeziele, was
ihren eher langfristigen Anlagehorizont unterstreicht. Über den langfristigen
Kapitalerhalt hinaus erwarten die Anleger vor allem ein Depot mit einer günstigen
Kostenstruktur, wie rund ein Drittel der Vermögensverwalter bestätigt. Attraktive
laufende Erträge und eine Zusatzrendite gegenüber dem Markt nach mehr als drei
Jahren nennen dagegen lediglich 20,9 bzw. 28,6 Prozent der Vermögensverwalter
als Zielvorgaben ihrer Kunden.
Wichtigstes Anlageziel: Langfristiger Kapitalerhalt
Angaben in Prozent
Was sind die wichtigsten Ziele, die Ihnen Ihre Kunden vorgeben? (n=91)
0
11
20,9
28,6
34,1
94,5
Kurzfristige Outperformance des Marktes (≤ 1 Jahr)
Mittelfristige Outperformance desMarktes (< 3 Jahre)
Hohe jährlicheErträge/Ausschüttungen
Langfristige Outperformance desMarktes (> 3 Jahre)
Geringe Kosten
Realer, langfristiger Kapitalerhalt
4
Angesichts sehr niedriger Renditen selbst bei Anleihen höchster Bonität und
weiterhin hohen Inflationssorgen haben die Anleger ihre Renditeerwartungen
gesenkt. „Die Kunden kennen in der Regel die Marktsituation oder lassen sich die
Herausforderungen im Markt erläutern. Sie haben daher keine überzogenen
Renditeerwartungen, erwarten aber von uns als Anlageprofis einen klaren
Mehrwert“, sagt Markus Köhler von der PEH Vermögensmanagement GmbH. Sieben
von zehn Vermögensverwaltern geben an, dass die Anleger ihre Renditeziele nach
der Finanzkrise gesenkt haben. Lediglich rund zwei Prozent haben erhöhte
Zielvorgaben ihrer Kunden, während 28,6 Prozent der Vermögensverwalter nach der
Finanzkrise keine Anpassung der Renditeziele beobachtet haben.
Renditeziele zurückgefahren
Angaben in Prozent
Haben Ihre Kunden die Renditeziele nach der Finanzkrise dauerhaft angepasst? (n=91)
D IVERSIFIKATION IST DIE ANTW ORT AUF GESTIEGENE R ISIKEN
Die Vermögensverwalter reagieren auf das hohe Sicherheitsbewusstsein der
Anleger und das schwierige Marktumfeld vor allem mit einer breiteren Diversifikation
des Portfolios. Vier von fünf Vermögensverwaltern sehen hierin das effektivste
Mittel, um Anlagerisiken zu senken. Zudem passen sie die Portfolien kontinuierlich
an. 61,5 Prozent der Anlageprofis richten die Kundendepots fortlaufend an den
Marktentwicklungen aus, um Risiken zu reduzieren. Daneben werden vor allem in
einer Szenarioplanung (30,8 Prozent) und Investitionen in Sachwerte (33 Prozent)
probate Mittel gesehen. Weitere Ansätze aus dem Risikomanagement, wie ein
2,2
28,6
69,2
Ja, erhöht
Nein
Ja, gesenkt
5
Overlay-Management oder die Währungsabsicherung, setzt dagegen nur eine
Minderheit der Portfoliomanager ein.
Vermögensverwalter vertrauen auf eine breite Diversifikation
Angaben in Prozent
Welche Strategien nutzen Sie, um Anlagerisiken zu senken? (n=91)
Auch bei der Bewertung der verschiedenen Anlagerisiken zeigt sich, welchen hohen
Stellenwert die Vermögensverwalter in einer breiten Diversifikation sehen. 56
Prozent achten nach der Finanzkrise verstärkt auf Klumpen- oder Portfoliorisiken.
Zumal sich gezeigt hat, dass die Korrelationen zwischen den einzelnen
Anlageklassen wenig stabil sind und teilweise gerade in Krisensituationen
zunehmen. Allein Kredit- und Emittentenrisiken spielen bei der Risikoanalyse der
Vermögensverwalter eine noch größere Rolle als bisher. 81,4 Prozent analysieren
diese nach der Finanzkrise verstärkt. Offenbar haben die möglichen Ausfälle bei
Papieren auch anerkannter Institute in der Finanzkrise sowie die Unsicherheit bei
Staatsanleihen der Peripheriestaaten die lange Zeit weniger beachteten Risiken zu
einem wichtigen Gesichtspunkt in der Portfolioverwaltung werden lassen. Während
die Vermögensverwalter ihren Fokus auf Kreditrisiken und eine effektive
Diversifikation legen, spielen andere Risiken in ihrem Portfoliomanagement ledigli ch
eine untergeordnete Rolle. Währungs-, Zins- und Unternehmensrisiken
beispielsweise finden bei maximal 30 Prozent der Vermögensverwalter eine höhere
13,2
17,6
23,1
30,8
33
61,5
90,1
Währungsabsicherung
Overlay-Management
Wechsel in den Geldmarktbei steigender Volatilität
Szenarioplanung
Investition in Sachwerte
Fortlaufende Portfolioanpassung
Breitere Diversifikation
6
Aufmerksamkeit nach der Finanzkrise. Insgesamt sehen die Anlageprofis ihre
Investmentstrategien durch die Wertentwicklung ihrer Portfolios bestätigt. „Die
Finanzkrise und auch die Phase nach der Katastrophe von Fukushima hat den
Kunden gezeigt, dass sich Verluste eingrenzen lassen, wenn die
Vermögensverwaltung schnell darauf reagiert“, erklärt Patrick Laireiter vom
Vermögensverwalter opemo.
Augenmerk liegt auf Kreditrisiken
Angaben in Prozent
Welche Risiken werden nach der Finanzkrise verstärkt im Portfoliomanagement beachtet? (n=91)
ASSET ALLOCATION IST DAS HERZ DER VERMÖGENSVERW ALTUNG
Der langfristige Anlageerfolg hängt auch nach der Finanzkrise laut den befragten
Vermögensverwaltern stark von der strategischen Asset Allocation, ihrer
Kernkompetenz, ab. „Die Asset Allocation ist sehr wichtig, wenn nicht der wichtigste
Baustein für den langfristigen Anlageerfolg“, erklärt Philipp Salzer von der
Vermögensanlage AltBayern AG. Und Patrick Laireiter vom Vermögensverwalter
opemo bestätigt: „Die strategische Asset Allocation ist der Kern unserer Arbeit und
bildet die Basis für alles, was wir dann taktisch umsetzen.“ 70,3 Prozent der
5,5
14,3
19,8
24,2
29,7
35,2
52,7
56
81,3
Keine
Branchenrisiken
Währungsrisiken
Zinsrisiken
Unternehmensrisiken
Marktrisiken
Liquiditätsrisiken
Portfolio- bzw. Klumpenrisiken(durch unstabile/steigende Korrelationen)
Kredit- und Emittentenrisiken
7
befragten Vermögensverwalter sehen die strategische Asset Allocation daher als
sehr wichtig an und weitere 23,8 Prozent schätzen sie immer noch als wichtig ein.
Eine mittlere oder geringe Bedeutung messen diesem Schritt im Investmentprozess
lediglich sechs Prozent der Befragten bei.
Asset Allocation ist die Basis
Angaben in Prozent
Wie wichtig ist Ihnen eine strategische Asset Allocation? (n=124)
Mit der strategischen Asset Allocation verfolgen die Vermögensverwalter vor allem
langfristige Renditeziele. Hierunter verstehen nahezu zwei von drei Befragten
Anlagezeiträume von mindestens fünf Jahren. Jeder vierte sieht bei Zeithorizonten
zwischen drei und fünf Jahren eine Langfristigkeit gegeben. Zeiträume von weniger
als drei Jahren sind dagegen für die wenigsten ein langfristiges Investment. Vor
diesem Hintergrund verwundert es weniger, dass die meisten Vermögensverwalter
angeben, ihre Anlagestrategien nach der Finanzkrise nicht grundlegend verändert
zu haben. Vielmehr haben die Vermögensverwalter auf die Finanzkrise mit
taktischen Anpassungen in ihrer Asset Allocation reagiert. „In der Hochphase der
Krise nach der Insolvenz von Lehman Brothers hatten wir eine Cash-Quote von
mehr als 40 Prozent und nahezu alle Aktienpositionen abgebaut, die wir danach
schrittweise wieder erhöht haben“, erklärt Philipp Salzer.
0
1
5
23,8
70,3
Gar nicht wichtig
Weniger wichtig
Mittel
Wichtig
Sehr wichtig
8
Vermögensverwalter denken langfristig
Angaben in Prozent
Was ist für Sie ein langfristiges Investment? (n=98)
Haben Sie ihre Anlagestrategie nach der Finanzkrise grundlegend geändert? (n=91)
AKTIEN STEHEN HOCH IM KURS
Aktuell sehen die Vermögensverwalter vor allem in Aktien aus den Industrienationen
Chancen – und bauen ihre Positionen hier aus. Rund sechs von zehn wollen hier
investieren und niemand Positionen verkaufen. Bei Gold, Unternehmensanleihen
und Emerging Markets gehen die Markteinschätzungen der Vermögensverwalter
dagegen auseinander. Beispielsweise will rund ein Viertel der Vermögensverwalter
weiter in das Edelmetall investieren und sieht offenbar im derzeitigen Kursniveau
günstige Einstiegskurse, während jeder fünfte seine Positionen verkaufen will und
die Kursentwicklung von Gold eher skeptisch bewertet. Auf den Verkaufszetteln der
Vermögensberater stehen insbesondere Staatsanleihen und Geldmarktprodukte.
Jeweils mehr als jeder zweite baut hier derzeit seine Positionen ab. Die historisch
niedrigen Renditen stellen die Anlageprofis vor große Herausforderungen und
erschweren es ihnen, ansprechende Renditen bei der überwiegend zurückhaltenden
Risikobereitschaft der Anleger zu erzielen. Mehr als sechs von zehn
39,6 60,4
64,3 24,5 11,2 Was ist für Sie ein langfrisitges
Investment?
Haben Sie Ihre Anlagestrategienach der Finanzkrise
grundlegend geändert?
Ja
Nein
Mehr als 5 Jahre
3-5 Jahre
Weniger als 3 Jahre
9
Vermögensverwaltern bewerten das Niedrigzinsumfeld daher als große
Herausforderung im Markt. „Da das Zinsniveau auf absehbare Zeit voraussichtlich
niedrig bleiben wird, kommt dem Aktienmarkt eine größere Bedeutung zu“, fasst
Patrick Laireiter vom Vermögensverwalter opemo zusammen.
Aktieninvestments überwiegen
Angaben in Prozent
Den Anteil welcher Anlageklassen an Ihren Portfolien bauen Sie aus, ab oder halten
Sie konstant?; n=101; August/Juli 2013
Ebenso wie dem Niedrigzinsumfeld sehen die Vermögensverwalter in
Spekulationsblasen einzelner Anlageklassen und Märkten, die aktuell durch die
hohe Liquidität im Markt begünstigt werden, mit Skeptis entgegen. Knapp 64
Prozent bezeichnen solche Marktübertreibungen als große Herausforderung, der sie
mit ihrer Asset Allocation begegnen müssen. Inflations- und Währungsrisiken
bewerten die Anlageprofis dagegen trotz der andauernden Staatsschuldenkrise eher
nachrangig - nur 28,6 bzw. 16,5 Prozent geben diese als relevant an. Vielmehr
überwiegen konjunkturelle und politische Sorgen. So fürchten 30,8 Prozent eine
2,1
4,2
12,8
13,5
14,8
16,7
20
25,3
27,6
32
48,3
59,6
43,8
40,6
61,6
61,5
58
50
64,4
53,7
53,1
46,4
43,8
40,4
54,2
55,2
25,6
25
27,3
33,3
15,6
21,1
19,4
21,6
7,9
Geldmarkt
Staatsanleihen
Strategieindizes (Leverage, Short)
Rohstoffe
Immobilien/REITS
Alternative Investments wiePrivate Equity oder Hedgefonds
Devisen
Gold
Unternehmensanleihen
Aktien Emerging Markets
Investmentthemen (Volatilität,Infrastruktur, Dividenden)
Aktien Industrienationen
ausbauen
gleich
abbauen
10
globale Rezession und 41,8 Prozent sehen in politische Unsicherheiten,
beispielsweise im Nahen Osten, eine Bedrohung für die Entwicklung der
Weltwirtschaft.
Spekulationsblasen werden als größte Herausforderung gesehen
Angaben in Prozent
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen im Markt? (n=91)
D IVERSIFIZIERTE PRODUKTE SIND GEFRAGT
Der starke Fokus der Vermögensverwalter auf die taktische und strategische Asset
Allocation und ihr Blick auf Risiken und Herausforderungen im Markt werden in den
Produkteigenschaften reflektiert, die sie besonders schätzen. Die Möglichkeit zur
Diversifikation ist für 82,4 Prozent der Vermögensverwalter eine der wichtigsten
Produkteigenschaften. Zudem achten sie auf einen liquiden Handel und günstige
Kosten der Produkte. Diese Eigenschaften sind grundlegende Voraussetzungen für
ein Investment in die jeweiligen Produkte. Darüber hinaus sind die Chance auf
Zusatzrenditen gegenüber dem Markt, eine gute Wertentwicklung in der
Vergangenheit und eine überzeugende Investmentstory von Bedeutung. Die
Vermögensverwalter nutzen verschiedene Produkte, die ihnen diese Eigenschaften
bieten. 85,1 Prozent setzen aktiv gemanagte Fonds im Portfoliomanagement ein,
16,5
28,6
30,8
41,8
61,5
63,7
Währungsrisiken
Inflationsrisiken
Globale Rezession
Politische Unsicherheiten, z.B. Naher Ostenund Emerging Markets
Niedrige Renditen bei Staatsanleihen
Spekulationsblasen bei einzelnen Anlageklassen
11
während fast jeder zweite in passive börsengehandelte Produkte, Exchange Traded
Products (ETP), investiert. Auch Anlagezertifikate werden von rund 60 Prozent bzw.
geschlossene Fonds von rund 20 Prozent eingesetzt. Daneben bleibt die
eigenständige Auswahl von Einzeltiteln und das aktive Management der Positionen
ein Schwerpunkt der Vermögensverwalter. Drei von vier investieren so direkt in
einzelne Aktien und immerhin noch knapp 21 Prozent direkt in Immobilien. Eigene
Fonds legen wiederum vor allem die großen Vermögensverwalter mit Kundengeldern
von mehr als 500 Millionen Euro auf.
Produkte überzeugen als Diversifikationsmöglichkeit
Angaben in Prozent
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Produkteigenschaften von Wertpapieren? (n=91)
Aber nicht alle Vermögensverwalter erwägen Anlagen in die unterschiedlichen
Produkte. Vielmehr gibt es jeweils eine signifikante Anzahl, die deren Einsatz
kategorisch ausschließen. An der Spitze stehen hierbei geschlossene Fonds, die für
rund 60 Prozent der Anlageprofis prinzipiell nicht in Frage kommen. Auch Direkt -
investments in Immobilien (37,6 Prozent) und Anlagezertifikate (19,8 Prozent) finden
bei einer Reihe von Vermögensverwaltern generell keine Beachtung. Bei aktiv
11
14,3
23,1
23,1
28,6
33
45,1
60,4
82,4
Ausschluss von Kreditrisiken
Allein abhängig vom Einsatz der Strategie
Marktinvestments (Beta)
Chance auf Alpha/Zusatzrendite
Gute Investment-Story
Überzeugende Performance, Track Record
Geringe Kosten
Liquidität und günstige Handelskosten
Möglichkeit zur Diversifikation
12
gemanagten Fonds (fünf Prozent) und ETP (11,9 Prozent) ist dieser Anteil dagegen
vergleichsweise klein.
Die Gründe für die Ablehnung sind je nach Instrument sehr unterschiedlich. Bei
Anlagezertifikaten etwa ist das Emittentenrisiko entscheidend. 72,4 Prozent geben
an, deshalb auf die Produkte zu verzichten. Aber auch die fehlende Transparenz
(55,2 Prozent) und ein mangelndes Verständnis der Anleger für die Produkte (48,3
Prozent) sehen die Vermögensverwalter als Hindernis. „Ich will meinen Kunden
erklären können, wie die Produkte funktionieren, und ihnen keine Blackbox
verkaufen, die für mich nicht transparent und nachvollziehbar ist “, sagt Patrick
Laireiter vom Vermögensverwalter opemo.
Auch bei ETP geht der Verzicht der Produkte teilweise auf mangelnde Information
zurück. Bei ihnen verzichten 12,8 Prozent der Vermögensverwalter auf einen
Einsatz, weil die Kunden die börsengehandelten Produkte nicht kennen oder
schätzen. Wichtiger sind jedoch vertriebsbezogene Gesichtspunkte und vor allem
die Vorzüge eines aktiven Managements. So vermeiden 32 Prozent den Einsatz der
passiven Produkte, weil sie für diese keine Provision erhalten. Falls die
Honorarberatung, ähnlich wie in Großbritannien oder den Niederlanden, durch d ie
Regulierung gestützt für mehr Kunden an Bedeutung gewinnt, wird dieser Anteil
voraussichtlich weiter sinken. Darüber hinaus betonen drei von vier
Vermögensverwaltern, die keine ETP einsetzen, die Vorteile eines aktiven
Managements
13
Aktiv gemanagte Fonds sind nach wie vor gefragt
Angaben in Prozent
Welche Instrumente nutzen Sie für die Vermögensverwaltung / schließen Sie kategorisch aus?
(n=101)
ETP W ERDEN VOR ALLEM ALS BEIMISCHUNG GENUTZT
Insgesamt werden insbesondere ETP von den Vermögensverwaltern weitaus
intensiver genutzt als im Markt – in erster Linie als Beimischung. Von denjenigen,
die ETP nutzen, investieren 41,8 Prozent der Investoren maximal zehn Prozent des
Portfolios in die Produkte. Weitere 22,4 Prozent legen bis zu einem Fünftel des
verwalteten Vermögens in den Indexprodukten an. Einen höheren Anteil des
Portfolios legen dagegen lediglich knapp 30 Prozent der Anlageprofis in ETP an.
„Wir nutzen die ETP auch abhängig von der Größe des verwalteten Depots. Je
kleiner das verwaltete Vermögen ist, desto höher ist der Anteil in ETF und aktiv
gemanagten Fonds. Denn nur so lässt sich eine breite Diversifikation sicherstellen“,
erklärt Philipp Salzer von der Vermögensanlage AltBayern AG. Die
Vermögensverwalter greifen auf die unterschiedlichen Strukturen von ETP zurück.
Am beliebtesten sind physisch replizierende ETF: 76,5 Prozent der Befragten nutzen
sie, während synthetische ETF knapp 41 Prozent der Vermögensverwalter
einsetzen. Hingegen verwenden 51 Prozent von ihnen physisch hinterlegte
börsengehandelte Rohstoffe, also Exchange Traded Commodities (ETC). Dies deckt
sich mit der hohen Bedeutung, die Vermögensverwalter dem Emittentenrisiko
beimessen. „Wir investieren ausschließlich in physisch replizierende Produkte. Das
20,8
21,8
34,7
47,5
61,4
76,2
85,1
37,6
60,4
15,8
11,9
19,8
12,9
5
Immobilien(Direktinvestments)
Geschlossene Fonds
Eigene Fonds
ETPs
Anlagezertifikate
Aktien (Direktinvestment)
Aktiv gemanagte Fonds
genutzt
Nutzungaugeschlossen
14
ist für uns ein entscheidendes Kriterium. Bei Rohstoffen finden wir daher,
abgesehen von Edelmetallen, kaum passende Produkte“, erklärt Markus Köhler von
der PEH Vermögensmanagement GmbH. ETC, die den jeweiligen Rohstoff
synthetisch abbilden, oder die unbesicherten Exchange Traded Notes (ETN) finden
aus diesem Grund mit 26,4 bzw. 10,2 Prozent erheblich weniger Anklang bei den
Vermögensverwaltern.
Vermögensverwalter achten auf physische Hinterlegung
Angaben in Prozent
Welche ETPs nutzen Sie? (n=98)
Die Vermögensverwalter verfolgen mit den ETP gleichermaßen strategische wie
taktische Investments. 61,2 Prozent investieren strategisch und knapp 70 Prozent
legen taktisch, also kurzfristig, an. „Wir setzen ETF beispielsweise zur
Feinjustierung des Portfolios ein oder um durch ein taktisches Übergewichten
einzelner Anlageklassen, Zusatzrenditen zu erzielen“, sagt Philipp Salzer.
Insbesondere überzeugen die günstigen Kosten der ETP (78,6 Prozent). Zudem
schätzen die Anlageprofis, dass sich mit den Produkten einfach eine breite
Diversifikation umsetzen lässt (63,3 Prozent) und sie sich liquide handeln lassen
(65,3 Prozent). Von den grundsätzlichen Performance-Vorteilen eines passiven
Investments ist dagegen nur eine Minderheit überzeugt (21,4 Prozent). „Bei sehr
effizienten Indizes, wie beispielsweise dem DAX, analysieren wir gemeinsam mit
unseren Kunden die Kostenvorteile von passiven Produkten gegenüber den
7,1
10,2
11,2
26,5
40,8
51
76,5
Keine
Exchange Traded Notes (ETNs)
Alle genannten
Exchange Traded Commodities (ETCs)
Exchange Traded Funds (ETFs) mitsynthetischer Replikation
Physisch hinterlegte Exchange TradedCommodities (ETCs)
Exchange Traded Funds (ETFs) mitphysischer Replikation
15
möglichen Zusatzrenditen aktiv gemanagter Fonds.“, beschreibt Markus Köhler, PEH
Vermögensmanagement GmbH, die Abwägungen seitens der Vermögensverwalter.
Mit den Produkten decken die Vermögensverwalter ein breites Spektrum an
Anlageklassen ab. Zu den beliebtesten Anlageklassen gehören die Aktienmärkte der
Industrienationen (66,3 Prozent) sowie der Emerging Markets (54,1 Prozent).
Daneben setzen die Vermögensverwalter besonders Anlagen in Gold über physisch
hinterlegte ETC (65,3 Prozent) um, während die Rohstoffmärkte allgemein von 55,1
Prozent der Vermögensverwalter über ETP abgebildet werden. Deutlich weniger
nutzen sie ETF bislang für Investments in festverzinsliche Wertpapiere. Lediglich
38,8 bzw. 21,4 Prozent geben an, über ETP in Unternehmens- oder Staatsanleihen
zu investieren. Währungen, alternative Investments und Immobilienaktien spielen
dagegen nur eine untergeordnete Rolle.
Investitionen in Aktien-ETFs überwiegen aktuell
Angaben in Prozent
Welche Anlageklassen bilden Sie mit ETP ab? n=98; August/Juli 2013
12,2
13,2
15,3
16,3
21,4
26,5
38,8
54,1
55,1
65,3
66,3
Immobilienaktien / REITS
Devisen
Geldmarkt
Investmentthemen / alternative Investments
Staatsanleihen
Strategieindizes (Leverage, Short)
Unternehmensanleihen
Aktien Emerging Markets
Rohstoffe
Gold
Aktien Industrienationen
16
ZERTIFIKATE SETZEN VERMÖGENSVERW ALTER AUS TAKTISCHEN GRÜNDEN EIN
Bei Zertifikaten überwiegt eindeutig der kurzfristige taktische Einsatz. Wenn die
Vermögensverwalter die Schuldverschreibungen nutzen, dann für taktische
Anlageziele. Rund 60 Prozent von ihnen setzen Zertifikate hierfür ein, während
lediglich jeder Vierte langfristig in die Wertpapiere investiert. Beispielsweise
ersetzen die Vermögensverwalter mit ausgewählten Zertifikatestrukturen Anleihen
oder profitieren von der Seitwärtsentwicklung einzelner Märkte. Am meisten
schätzen sie Discount- (53,2 Prozent) vor Index-Zertifikaten (46,8 Prozent).
Komplexere Strukturen finden dagegen nur bei einem kleinen Anteil der
Vermögensverwalter Anklang.
Die Möglichkeiten zur Diversifikation spielen für sie auch bei Zertifikaten eine
wichtige Rolle. So bevorzugen 71,3 Prozent Produkte auf Indizes gegenüber
Derivaten auf Einzelwerte. Ähnlich wie bei den ETP liegt der Investitions-
schwerpunkt auf Aktien aus den Industrienationen (52,1 Prozent), während den
Emerging Markets mit 16 Prozent hier erheblich geringere Bedeutung zukommt.
Anders als – insbesondere bei den physisch besicherten ETP – investieren die
Vermögensverwalter kaum über Zertifikate in Gold (13,8 Prozent), während rund
jeder Vierte über die Produkte allgemein in den Rohstoffmärkten anlegt. „Das
Emittentenrisiko hat zwar nicht mehr ganz so eine dominierende Bedeutung wie
unmittelbar nach der Finanzkrise, aber der Anteil der Zertifikate an unseren
Portfolien ist dennoch erheblich zurückgegangen“, führt Philipp Salzer aus und
ergänzt: „Früher hatten wir teilweise einen Anteil der Produkte von bis zu 40 Prozent
am Portfolio, während sie heute maximal 10 Prozent ausmachen.“
17
Discountzertifikate sind am beliebtesten
Angaben in Prozent
Welche Produktstrukturen nutzen Sie? (n=94)
TRADITIONELLE KOMMUNIKATIONSFORMATE ÜBERW IEGEN
Die Informationsbedürfnisse der Vermögensverwalter konzentrieren sich
entsprechend des Schwerpunktes ihrer Anlagestrategie vor allem auf das aktuelle
Marktgeschehen und die Interpretation der makroökonomischen Entwicklung. Die
Portfoliomanager beschäftigen sich täglich intensiv mit dem Marktgeschehen.
Nahezu jeder zweite investiert täglich ein bis zwei Stunden, um mit den aktuellen
Marktentwicklungen Schritt zu halten. Immerhin weitere 44 Prozent von ihnen
verbringen täglich sogar mehr als zwei Stunden hiermit. Die Finanz- und
Tagespresse ist unverändert die wichtigste Informationsquelle der Anlageprofis
(84,6 Prozent) und hat damit weiterhin höhere Bedeutung als die schnelleren online
Finanzportale (75,8 Prozent). Drei Viertel der Vermögensverwalter lesen zudem
Fachzeitschriften. Je größer die Gesellschaften sind, desto häufiger leisten sie sich
darüber hinaus kostenpflichtige Informationsdienste wie Reuters oder Bloomberg.
Insgesamt informieren sich rund 60 Prozent der Vermögensverwalter über diese.
Auch die in-house verfügbaren Publikationen und Informationen von Produkt-
anbietern werden intensiv genutzt (jeweils circa 50 Prozent). Von den Produkt -
emittenten erwarten die Vermögensverwalter vor allem ausführliche und klare
Produktinformationen (73,6 Prozent) sowie Marktresearch (65,9 Prozent) und
Vorschläge für konkrete Anlagestrategien (64,8 Prozent). Anwendungsbeispiele
12,8
13,8
18,1
18,1
18,1
22,3
25,5
33
46,8
53,2
Kapitalschutzzertifikate (Aktienpartizipation)
Strategiezertifikate
Expresszertifikate
Hebelprodukte
Strukturierte Anleihen
Bonuszertifikate
Keine
Aktienanleihen
Indexzertifikate
Discountzertifikate
18
anderer Vermögensverwalter und Best Practices interessieren dagegen weniger (22
Prozent). Neben dem persönlichen Gespräch (70,3 Prozent) schätzen die
Vermögensverwalter besonders Analysten-Reports und redaktionell aufbereitete
Marktberichte (jeweils knapp 60 Prozent). Webinare (36 Prozent) und Broschüren
(20 Prozent) finden dagegen erheblich seltener ihr Interesse.
Marktresearch und Produktinformationen finden Aufmerksamkeit
Angaben in Prozent
Was erwarten Sie von Informationen der Produktanbieter? (n=91)
Mit ihren Kunden pflegen die Vermögensverwalter vor allem den direkten Kontakt.
Aus ihrer Sicht ist die persönliche Beziehung (95,6 Prozent) entscheidend für die
Kundenbeziehung und wiegt sogar schwerer als die Anlagestrategie (83,5 Prozent)
oder der bisherige Anlageerfolg (54,9 Prozent). Folgerichtig nutzen fast alle
Vermögensverwalter das persönliche Gespräch in ihrer Kundenkommunikation.
Ergänzt wird es zumeist um regelmäßige Kundenbriefe (56 Prozent), News letter
(54,9 Prozent) und den eigenen Web-Auftritt (41,8 Prozent). Die Kommunikation
über Social Media spielt dagegen für die Vermögensverwalter bislang kaum eine
Rolle. Inhaltlich dreht sich ihre Kommunikation mit den Kunden vor allem um drei
Punkte: die Asset Allocation des Portfolios, langfristige Anlageziele und Risiken im
Portfolio. Einzelaspekte wie die Bewertung ausgewählter Märkte und Produkte oder
kurzfristige taktische Überlegungen nehmen dagegen ebenso wie unterhaltsame
22
38,5
64,8
65,9
73,6
Beispiele / Cases für die Umsetzungdurch andere Vermögensverwalter
Weiterverwendbare Materialien zumWeiterleiten an Kunden
Konkrete, orginäre Strategie- undLösungsvorschläge
Markt-Research
Hintergrundinformationen zu denProdukten
19
Themen nur eine untergeordnete Rolle in der Kundenkommunikation der
Vermögensverwalter ein.
UNTERSUCHUNGSMETHODE
Für die Studie „Vermögensverwaltung heute“ wurde aufbauend auf qualitativen
Interviews mit Vermögensverwaltern eine Online-Befragung durchgeführt, an der
124 Vermögensverwalter teilgenommen haben. Die Studie untersucht, welche
Anlagestrategien Vermögensverwalter und Anleger heute verfolgen, welche
Produkte sie hierfür nutzen und wie sie mit Kunden und Produktanbietern
kommunizieren. Rund 60 Prozent der befragten Vermögensverwalter verwalten
weniger als 100 Millionen Euro. Jeweils circa 20 Prozent betreuen Portfo lios im
Volumen von 100 bis maximal 500 Millionen Euro beziehungsweise mehr als 500
Millionen Euro. Mehr als 80 Prozent der befragten Vermögensverwalter managen
Kundendepots, die durchschnittlich mehr als 100.000 Euro umfassen. Jeder vierte
von ihnen verwaltet sogar durchschnittliche Kundendepots von mehr als einer halbe
Millionen Euro. Die Befragung wurde im Juli und August 2013 durchgeführt.
Unterschiedliche Größe der befragten Vermögensverwalter
Angaben in Prozent
Wie hoch sind Ihre Assets under Management bzw. Advice? (n=124)
8,9
12,9
19,4
20,2
38,7
250 - 500 Mio. Euro
100 - 250 Mio. Euro
Mehr als 500 Mio. Euro
50 - 100 Mio. Euro
0 - 50 Mio. Euro
20
IHRE ANSPRECHPARTNER
Markus Jordan, Isarvest
Geschäftsführer
Tel.: 089/20 20 86 99 - 20
Markus.Jordan@isarvest.de
Markus Rüther, Ketchum Pleon
Senior Consultant, Extended Leadership Team Ketchum Pleon Deutschland
Tel.: 089/590 42-1140
Markus.Ruether@ketchumpleon.com
Nadine Winkelhaus, Ketchum Pleon
Business Director, Extended Leadership Team Ketchum Pleon Deutschland
Tel.: 069/24286-138
Nadine.Winkelhaus@ketchumpleon.com
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Über Isarvest
Die Isarvest ist ein auf Banken und Finanzdienstleister spezialisierter Derivate und
ETF-Consultant. Für institutionelle Kunden entwickelt das Unternehmen seit 2007
maßgeschneiderte Produktlösungen im Bereich strukturierter Produkte und ETFs.
Durch Partnerschaften mit Investmentbanken, Asset Managern und weiteren
spezialisierten Dienstleistern können Kundenanforderungen schnell und flexibel
umgesetzt werden.
Über Ketchum Pleon
Ketchum Pleon ist eine der führenden Agenturen für Kommunikationsberatung in
Deutschland und europäischer Marktführer für Corporate Communications, Public
Affairs, Change, Healthcare, Brand- und Sales Communications. Für das 1988
gegründete und am 1. Januar 2010 mit Ketchum fusionierte Unternehmen sind allein
in Deutschland mehr als 350 Beraterinnen und Berater tätig. Zu den über 200
Klienten gehören zahlreiche DAX-30 und Euro Stoxx-Unternehmen, Bundes- und
Landesministerien sowie Non-Profit-Organisationen. www.ketchumpleon.de
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