Analyse von Federico Fellinis 8 1⁄2 nach Gilles Deleuze' "Zeitbild"

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Filmanalyse

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Imagination

Erinnerung

Realität

Vision

Halluzination

TraumAlptraum

Eine Präsentation von Jessica Drazkiewicz, Anita Schröder & Nawid Sorusch

Virtualität

Aktualität

Regie: Federico Fellini

Drehbuch: Federico Fellini / Ennio Flaiano

Erscheinungsjahr: 1963

Länge: 138 min

Lesart I

In seinem ebenso amüsanten wie vielschicht igen Selbstporträt geht Fellini schonungslos mit seinesgleichen und dem Kino ins Gericht; ein Dokument der Ratlosigkeit, zugleich aber auch ein Stück filmischer Selbsttherapie. Ein klug durchdachter "Film im Film", der in die Vision einer solidarischen, erlösten Welt mündet.

(Lexikon des internationalen Films, 2001)

Personenkonstellation

Guido

„Es ist eine Geschichte eines Intellektuellen, der dazu neigt, alles auszudörren, das Leben einzufrieren. Die Geschichte eines Gebundenen, verstrickten, gefangenen Menschen, der versucht, aus einer Art Stagnation herauszukommen, der sich abmüht zu verstehen, der zum Schluss aber feststellt, daß es gar nicht viel zu verstehen gibt: Für ihn ist es notwendiger, sich dem Leben zu überlassen, als es zu problematisieren.“

(Fellini 1963: 160)

Personenkonstellation

Guido

Produzent

Personenkonstellation

Kritiker

Guido

Personenkonstellation

Carla

Guido

Personenkonstellation

Conocchia

Guido

Personenkonstellation

LouisaGuido

Ist Guido eine autobiographische Figur?

„Für mich sind die Dinge am realsten, die ich in meinen Filmen erfunden habe.“

(Fellini 1992: 12f)

Sukzessionslogik?

Plotstruktur „linear“

Bez iehen s ich Bewegungs-B i lde r und ih re sensomotorischen Verknüpfungen auf die aktuellen Bewegungen der Materie, deuten die Zeit-Bilder und ihre Kombinationen auf die Domäne des Virtuellen hin.

(Volland 2009: 98)

Lesart II

Fellini setzt in 8½ das Vorhandensein von

Er schafft es in Perfektion den Zugang zur Virtualität zu öffnen, indem er potentiell Denkbares audiovisualisiert und es von der Aktualität ununterscheidbar macht.

Simultanzeit voraus.

Zeit nach Deleuze

Die Zeit bringt nach Deleuze zwei Wirklichkeitsordnungen hervor:

materieller Verkörperungen

denkbarer Möglichkeiten

Koexistenz

Aktualität

Virtualität

Aktualität

Zeichnet sich durch sukzessive Verkettungen aus:

‣ sensomotorisch

‣ meist chronologisch

Virtualität

Das Virtuelle lässt sich nicht in sinnlich-konkreten Gegenwarten Verkörpern

‣ Es mündet nicht in der Sukzessionsordnung des Aktuellen

‣ Das Aktuelle vergeht, das Virtuelle nicht

Lesart II

Fellini setzt in 8½ das Vorhandensein von

Er schafft es in Perfektion den Zugang zur Virtualität zu öffnen, indem er potentiell Denkbares audiovisualisiert und es von der Aktualität ununterscheidbar macht.

Simultanzeit voraus.

Das Erinnerungsbild

„Erinnerungsbilder halten Rückschau auf eine zurückliegende Chronologie vormals aktueller Momente, nicht aber Ausschau auf die äonische Zeitlichkeit des Virtuellen, in der sich die Vergangenheit des ebenfalls Denkbaren ausbreitet. Letztlich sind also auch Erinnerungsbilder immer noch der aktuellen Seite der Zeit verhaftet.“

(Volland 2009: 98)

Das Erinnerungsbild

„Erinnerungsbilder halten Rückschau auf eine zurückliegende Chronologie vormals aktueller Momente, nicht aber Ausschau auf die äonische Zeitlichkeit des Virtuellen, in der sich die Vergangenheit des ebenfalls Denkbaren ausbreitet. Letztlich sind also auch Erinnerungsbilder immer noch der aktuellen Seite der Zeit verhaftet.“

(Volland 2009: 98)

Erinnerungsbild

Aktualitätsebene individuelle Vergangenheit

ASA NISI MASA

Das Erinnerungsbild

„[Das Erinnerungsbild] repräsentiert einzig die vergangene Gegenwart, welche die Vergangenheit gewesen ist.“

(Deleuze 1999: 77)

„... nicht aber all die Formierungen, die auch möglich gewesen wären.“

(Volland 2009: 99)

Wie kann Durchgang zur Virtualität geschaffen werden?

Zeitbild

„Genauso wie gegen sensomotorische Verkettungen leisten Zeit-Bilder Widerstand gegen zeitliche Fixierungen. Zeit-Bilder verweigern sich der Chronologie, während mentale Erinnerungsbilder sie respektieren.“

(Volland 2009: 99)

Kristallbild

„Kristallbilder überschreiten das Aktuelle auf den Raum des Denkbaren hin.“

(Volland 2009: 102)

„Diese äonische Zeitlichkeit des Virtuellen formt im Kristallbild eine eigenständige, abgekapselte Realität aus. Sie wird in das Aktuelle hineinreflektiert, ohne sich mit ihm zu vermengen. Vielmehr beginnt das Kristallbild zwischen beiden Polen zu changieren.“

Das Kristallbild

Kristallbild

Das Aktuelle

Das Virtuelle

OszillationCHRONOS

ÄON

(Könitz/Ruge 2009, Folie 52)

∞Kristallbild

Aktualitätsebene

VirtualitätsebenenÄon

individuelle Vergangenheit

Chronos

„Anders als Erinnerungsbilder sind Kristallbilder echte Zeit-Bilder, die Temporalität in ihrer originären Komplexität – als Koexistenz von Aktualität und Virtualität – in sich einschließen.“

(Volland 2009: 102)

Aktualität Virtualität

„Anders als Erinnerungsbilder sind Kristallbilder echte Zeit-Bilder, die Temporalität in ihrer originären Komplexität – als Koexistenz von Aktualität und Virtualität – in sich einschließen.“

(Volland 2009: 102)

Aktualität VirtualitätVirtualität Aktualität

Lesart II

Fellini setzt in 8½ das Vorhandensein von Simultanzeit voraus.

Er schafft es in Perfektion den Zugang zur Virtualität zu öffnen, indem er potentiell Denkbares audiovisualisiert und es von der Aktualität macht.ununterscheidbar>> <<

Das Ununterscheidbarkeitsprinzip

„... Das Wesentlich liegt jedenfalls darin, daß die beiden innerhalb dieser Beziehung stehenden Terme [Aktualiät und Virtualität] ihrem Wesen nach verschieden und dennoch immer nacheinander erscheinen, aufeinander verweisen, sich reflektieren - ohne daß man sagen könnte, welche der erste wäre - und dazu tendieren, im Grenzfall sich miteinander zu v e r m i s c h e n , a n e i n e m g e w i s s e n P u n k t ununterscheidbar zu werden.“

(Deleuze 1997: 66)

Personenkonstellation

GuidoClaudia

Kristallbild

Aktualitätsebene

VirtualitätsebeneÄonClaudia

„Zeit-Bilder verweisen auf die unendlich vielen Aspekte und Entwicklungslinien, die sich nicht materialisieren, sondern im Zustand purer Potenzialität im Bereich des Denkbaren verbleiben.“

(Volland 2009: 88)

Chronos

Das Ununterscheidbarkeitsprinzip

„... man weiß nicht mehr was imaginär oder real, körperlich oder mental in der Situation ist, nicht weil man diese Merkmal vermengt, sondern weil man es nicht mehr zu wissen braucht und es auch keinen Anlass mehr gibt danach zu fragen.“

(Deleuze 1997: 19)

Abschließend...

„Einmal sind es, wie es oft vorkommt, subjektive Bilder, Kindheitserinnerungen, hörbare und sichtbare Träume oder Phantasien, in denen die Figur nicht handelt, ohne sich gleichzeitig beim Handeln zuzuschauen, sozusagen - nach Art Fellinis - als selbstgefälliger Zuschauer der von ihr selbst gespielten Rolle.“

(Deleuze 1997: 17)

LiteraturDeleuze, Gilles (1997): Das Zeit-Bild Kino 2, 1.Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2008.

Volland, Kerstin (2009): Zeitspieler - Inszenierungen des Temporalen bei Bergson, Deleuze und Lynch. 1.Auflage. Wiesbaden: VS Verlag.

Bordwell, David / Thompson, Kristin (2006): Film art. An introduction. 8.ed.,international ed. Boston: McGraw Hill.

Beller, Hans (2009): „Verkürzte und gedehnte Augenblicke“. In „Das Filmmagazine Schnitt“ 04/2009.

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