Anne in den Fängen der Stasi

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Von Schülern erstellte Fotostory im Geschichtsunterricht zum Thema "Stasi-Stücke"

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Anne in den Fängen der StasiAutorin: Petra Saar

Von Maren, Marie-Theres, Julia, Lisa H., Carina, Lena, Sandra und

Franziska

Personen

Anne, 17 Jahre

und

Tom, ihr Kumpel

Die Stasi-Männer:

Genosse Horch

und

Genosse Guck

Annes Freundinnen:

Geier

und

Elke

Die Nachbarinnen:

Frau Müller

und

Frau Meier

1. Szene

Im Treppenhaus. Die Nachbarinnen Frau Müller und Frau Meier unterhalten sich:

Guten Tag, Frau Müller. Na, mal wieder mit der großen Woche dran?

Tach, Frau Meier, naja, das muss ja gemacht werden…

War bei Ihnen neulich auch einer von der Verwaltung, weil sich jemand über die Anne beschwert hat?

Ja, ich hab dem gesagt dass die Anne ein ganz liebes Mädel ist, und auch gut in der Schule. Und dass es ihn nix angeht…

Aber es ist schon schlimm wie ihr Stiefvater mit ihr umgeht. Sie darf ja nicht einmal in alle Zimmer! Im Haushalt muss sie alles machen, und der fiese Kerl hat sogar zu ihr gesagt, dass sie eine Belastung ist!

Sowas kann man doch nicht sagen! Kein Wunder dass sie 5 Wochen in die Nervenklinik musste. Sie fühlt sich einfach zuhause nicht mehr wohl und ist nur noch bei ihren Freunden.

Das stimmt. Aber wie die aussehen! Die Jungen mit Bart und langen Haaren, und sogar die Mädels mit Niethosen. Ob das der richtige Umgang für die Anne ist? Aber warum wollte der Mann das alles wissen?

Na, der war bestimmt von der Firma „ Horch und Guck“… Ich muss dann. Schönen Tag noch.

2. SzeneIm Büro der Staatssicherheit

Wohngebietsermittlungen erfolgreich abgeschlossen!

Über die IM Kandidatin, die uns über die Trampergruppe informieren soll?

Ja, die Anne. Sie hat ein total schlechtes Verhältnis zu ihren Eltern, ist mehr mit der Gruppe unterwegs als zuhause.

Dann ist sie geeignet um uns über diesen Personenkreis negativer Jugendlicher zu berichten

Unbedingt. Die Trampergruppen haben sich der staatlichen Kontrolle entzogen, nicht mal Lehrer wissen was. Wir sind auf die IM angewiesen, wenn wir sie unter Kontrolle bringen wollen.

Verlieren wir keine Zeit. Bauen wir eine Vertrauensbasis zu Anne auf!

3.Szene

Tom und Anne sind auf dem Nachhauseweg.

Die „Engerlinge“ waren mal wieder spitze, oder?

Ja. Du, Tom, ich habe ein Problem. Olli hat vor abzuhauen. Er wurde zum Medizinstudium nicht zugelassen.

Dabei ist er doch Klassenbester.

Er vermutet, dass die Ablehnung mit seinem Engagement in der kirchlichen Jugendarbeit zusammenhängt.

Und als Tramper passt man auch nicht ins Bild der sozialistischen Jugend. Jetzt wird mir auch klar, warum er heute Abend so anders war. Und woher weißt du es?

Er hat es mir gesagt. Wenn die Stasi rauskriegt, dass ich es wusste, komm ich in den Knast. Aber ich will ihn nicht verpetzen. Was soll ich machen?

Schöner Mist. Da kann ich dir im Moment aber nicht helfen. Ich schlaf mal drüber. Morgen komm ich zu dir. Vielleicht fällt mir was ein. Gute Nacht.

Gute Nacht.

4. SzeneTom trifft den Stasi-Mann

Hallo, Tom. Hat dich auch niemand gesehen als du hergekommen bist?

Nein, alles klar gegangen, Herr Guck.

Gut, Tom. Für unsere gemeinsame Sache zur Stärkung der Regierung gehören Wachsamkeit und Verschwiegenheit dazu. Berichte mir über das Konzert der „Engerlinge“!

Ich weiß dass ich das eigentlich nicht soll, aber ich hab ein paar Notizen. Und es gibt noch was. Einer aus unserer Gruppe will abhauen und hat es der Anne erzählt. Jetzt weiß sie nicht, was sie tun soll.

Ist Anne nicht die, mit der du gerne gehen würdest?

Ja, aber sie will nicht. Vielleicht würde es meine Chancen verbessern, wenn ich ihr jetzt helfen kann…

Die Anne weiß nicht was sie machen soll. Das passt ja prima.

Sag Anne, du hast drüber nachgedacht. Aus der Affäre mit dem ungesetzlichen Verlassen kann sie sich nur ziehen, wenn sie zur Stasi geht.

Hoffentlich schaff ich das.

Das erwarte ich. Aber dräng sie nicht, es soll wie ihr eigener Entschluss aussehen. Und beim nächsten mal berichtest du mir über das „Ergo“ Konzert!

5. SzeneAnne im Büro der Stasi

Guten Tag, was ist Ihr Anliegen?

Ich möchte einen verantwortlichen Mitarbeiter sprechen.

Moment, Bürgerin, ich öffne.

Mein Name ist Guck. Kommen Sie rein.

Was führt Sie hierher? Sie sind ja ganz verstört!

Mein Name ist Anne. Ich bin in eine unangenehme Sache geraten. Ein Freund will in den Westen abhauen.

Ihr Entschluss, zu uns zu kommen, war richtig. Sie wollen doch nicht, dass Ihr Freund eine Straftat begeht und seine Eltern und sich selbst unglücklich macht. Wurden Sie aufgefordert, mit ihm u gehen?

Nein, und ich hätte es auch nicht getan. Meine Zukunft sehe ich hier.

Was willst du denn beruflich machen?

Im September beginne ich eine Lehre als Bühnendekorateur.

Schön. Interessierst du dich für Kunst?

Ja, für Musik. Blues vor allem. Die „Engerlinge“ und so.

Die kennen Sie? Saustark!

Sind nicht schlecht, die Jungs. Und „Passat“ finde ich auch ganz gut.

Aber Konzerte finden doch oft in anderen Bezirken statt. Wie kommen Sie da hin?

. Meine Freunde und ich trampen. Wir sind aber nicht so Asoziale, sondern wir wollen nur billig zu den Konzerten kommen und was von der Welt sehen

Gibt es denn von der Schule und der FDJ keine Angebote?

Die können mich mal.

Läuft da bei euch was nicht richtig?

Ach, das ist doch überall so. Die FDJ kommt den Bedürfnissen der Jugendlichen doch gar nicht entgegen. Man darf nicht einmal Jeans tragen, wegen der politischen Einstellung! Und in der Schule sind Diskussionen über das System verboten.

Ich verstehe. Sowas frustriert natürlich. Und du trampst deswegen lieber zu Konzerten. Was sagen denn deine Eltern dazu?

Ach die. Die verstehen mich und meine Musik gar nicht.

Beim nächsten Gespräch kannst du mir erzählen, was dir Kummer macht. Vielleicht kann ich dir helfen.

Ich soll noch mal kommen?

Ja, Anne. Das Problem mit Olli ist von großer politischer Tragweite. Deshalb müssen wir uns öfter treffen und du musst mir berichten.

Aber wenn mich jemand sieht?

Wir treffen uns außerhalb der Dienststelle. Am Dienstag am Lenin-Denkmal.

Gut, ich versuche zu kommen. Auf Wiedersehen.

6. SzeneAnne und Tom unterhalten sich

Die Neue von den Engerlingen ist echt klasse.Ja. Ich spiel das

Band bei der nächsten Schuldisko ab! Was hältst du davon? Denkst du ich trau mich nicht?

Tom, gib doch nicht so an. Da steht am nächsten Tag die Stasi beim Direktor!

Zur Stasi hab ich einen guten Draht.

Hör doch auf! Deine ewige Wichtigtuerei geht mir auf die Nerven!

Doch , ich bin da Mitarbeiter. Ich berichte über die Kunden.

Ich arbeite für die seit ich 14 bin. Das ist natürlich streng geheim. Ich sag das nur dir.

Du bei der Stasi! Naja, jetzt weiß ich wenigstens, wer bei uns der Spitzel ist. Ich muss gehen.

Versprich mir, dass du es für dich behältst.

Na, ich weiß nicht. Die andren würde das vielleicht auch interessieren…Ich verrate dich schon nicht. Mir reicht es, dass du jetzt Angst hast.

Es gibt keine Zeugen für das, was ich dir gerade gesagt habe. Ich könnte alles abstreiten. Du dagegen bist neulich von Manni beim Stasi Büro gesehen worden. Ich weiß zwar, dass das nur ein einmaliger Besuch war, aber Manni?

Das reicht. Ich gehe!

7. SzeneIm Büro der Staatssicherheit

Auf Wiederhören, Anne.

Anne? was wollte sie denn?

Das Mädchen war völlig verstört. Sie hätte einen Menschen verpfiffen und würde sich Vorwürfe machen. Und eine weitere Aussprache wäre nicht nötig.

Du hast ihr doch sicher erklärt, welche ernsthaften Folgen aus einer Straftat nach §213 entstehen können.

Natürlich. Ich denke ich konnte sie durch meine Argumentation beruhigen und sie kommt auch zum Treffpunkt.

Gut. Bei Anne dürfen wir keine Fehler machen. Wir brauchen sie als IM der Trampergruppe. Wenn sie Vertrauen gefasst hat, müssen wir die Werbung realisieren. Wichtig ist die schriftliche Verpflichtung, um sie zu binden.

8. Szene3 Monate später

Hallo Anne. Schön, dass du pünktlich bist. Guten Tag. Ja,

ich habe mich extra beeilt.

Ich bin froh, dass du unserer Arbeit jetzt aufgeschlossener gegenüber stehst.

Ja, ich freue mich jetzt sogar auf die Gespräche mit Ihnen!

Ich habe dir ja erklärt: So kannst du einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Friedens und zur Stärkung der Republik leisten.

Gut finde ich, dass Sie meine Fragen beantworten. Und dass Sie mir bei persönlichen Problemen helfen, wie bei meinen Eltern.

Verstehst du dich jetzt besser mit ihnen?

Ja, wir haben ein ganz gutes Verhältnis. Ich bin aber auch kaum noch zu Hause.

Du hast uns wichtige Informationen gegeben, wir schätzen dich als zuverlässig ein. Jetzt, wo du volljährig bist, ist eine engere Zusammenarbeit möglich. Ich diktiere dir jetzt einen Text:

Verpflichtung:Hiermit verpflichte ich mich, auf freiwilliger Grundlage inoffiziell mit dem Ministerium für Staatssicherheit im Kampf gegen die inneren und äußeren Feinde unserer Republik mitzuarbeiten. Über diese Zusammenarbeit bewahre ich gegenüber jeder dritten Person strengstes Stillschweigen. Ich wurde darüber belehrt, dass ich mich bei Verletzung dieser Verpflichtung nach den gültigen Gesetzen der DDR strafbar mache.

Ina Wolf

Ina Wolf ist dein Deckname, damit unterschreibst du ab jetzt. Den schriftlichen Bericht über negative Vorkommnisse beim Konzert der Gruppe „Ergo“ Zum Beispiel.

In Ordnung.

Auf Wiedersehen.

9. SzeneNach dem Konzert, die Tramper unterhalten sich

Das war richtig gut heute.

Nur schade, dass es so scheiße geendet hat. Hoffentlich hängen die Bullen das nicht uns an.

Brennen die Idioten die DDR Fahne ab. Die Jungs von „Ergo“ werden das auf jeden Fall ausbaden.

Wo war Olli eigentlich?

Das wisst ihr noch nicht? Den hat die Stasi einkassiert. Jemand aus unserer Gruppe hat ihn verpfiffen.

Alle schauen sich misstrauisch an

Ihr müsstet euch mal sehen! Ihr habt schon ne Stasi-Macke. Aber ich sag euch was: Ich wars!

Ach, Tom, gibs einfach auf. Du kannst bei Anne nicht landen. Nicht mal mit der Nummer!

Sie trampen

Toller Gag, Tom. Aber wenn wir heute noch heim wollen sollten wir uns lieber aufteilen. Zu 5 nimmt uns keiner mit!

10. SzeneTreff: Anne und Herr Guck

Hast du den Bericht über das Konzert von „Ergo“ angefertigt?

Ja

Gab es da nicht im Anschluss ein Vorkommnis mit der DDR Fahne? Was denkst du, soll mit so einer Aktion erreicht werden?

Wir haben damit nix zu tun. Was soll ich denken?

Anne, was ist denn los?

Sie haben mir versprochen, dass Olli nichts passiert!

Ja, ich habe gesagt , dass wir das Schlimmste verhindern können, und das haben wir.Unsere Aufgabe als Ministerium für Staatssicherheit ist es, solche negativen Erscheinungen im Vorfeld zu Verhindern, und dabei kannst du helfen!Was kann ich

denn schon tun?

Das haben wir doch schon oft besprochen. Ich erinnere dich daran, dass du dich auch schriftlich zur Mitarbeit bei unserem Organ verpflichtet hast. Du berichtest uns über alle negativen Erscheinungen in der Trampergruppe. Das nächst mal will ich einen Bericht über Bürste.

Ich kann doch meine Freunde nicht verpfeifen!

Anne läuft weinend weg.

Nein!!! Ich mache da nicht mehr mit! Ich steige aus!!!!!! Ihr könnt mich mal!

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